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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-14
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1887
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Ekrschelnt täglich früh 6'/, Uhr. Krdaktion und Lrpr-itio» Iohouue-gaffe 8. ApreMunden drr Nrdarkio» Bormittag« 10— 1L Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. per NU«»-»« «»,«1«,,tl«r M»nuicrc»l, ««ch, sich »>« U«»»el>»« icichl »erdmtNch. «»«ckHme »er sstr di, n»chft«»I,en»e Nummer deftimmte» Inserale ,» »pchenta-eu b>» » Nhr Nachmittags, a»E«nn> ««»Sesttageiifrütz dis'/,s Udr. In den /ilialkn snr Ius.-^nnahmr: Ltt» Klemm, Universitätlstraßr 1. Lsui» Lösche. Kathariuenstr. 23 pari. u. König-Platz 7, »ur bis '/,3 Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Nuflag« IV.V8«. Abonnemriitsprei» viertelt, 1'., Mk >ncl. Bringerlohn 5 Mt., durch dir Post bezogra 6 MI. Jede einzelne Nummer 20 Ps Briegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tugedlalt-Format gesalzt) »tznr Postbesördernng 60 MI «>t Postdelörderuag 70 Mk. Inlerate ögespaltcne Petitzeile 20 Pf. Größere Schnstcn laut uns. PrciSverzeichniß. Tabellarischer «. Ziffernsatz nach höher», Tarif. Nerlamen unter dem Redactt onSslrich die -gelpalt. Zeile 50 Pf., vor denFainilien nach richten di« 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die löpprSitton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnoncuueranclo oder durch Post. Nachnahme. -»-257. Mittwoch dm 14. September 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nachdem wahrzunehmen gewesen, daß die Bestimmung in tz. 84 de» Straßenpvlizeiregulaliv» für die Stadt Leipzig. wonach «roße und star?« Hunde, welche beim freien Umhcrlaufen öffentliche Anlagen beschädigen. Bor übergebende gefährden und insbesondere Kinder in Gesabr bringen können. Hingerissen zu werden, auf der Straße nichl frei laufen gelassen werden dürfen, sondern an kurzer Leiae zu führen sind, vielfach außer Acht gelassen wird, wird diese Bestimmung hierdurch von Neuem mit dem Bemerken eingeschärst, daß die Aussicht-orqane angewiesen sind, Zuwiderhandelnde in jede« Falle zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 12. September 1887. DaS Poltzetamt der Stadt Leipzig. Nr. 3527 v. R. Bretschneidrr. Bekanntmachung. Am 11. September diese» Jahre» verstarb unser Armen pfleger im 28. Distrikte, Herr Kaufmann Gustav Leuchte. Unser Armcnwescn verliert in ihm einen Mann, welcher treu seine» AnitcS gewartet hat. Wir verfehlen nickt, dein nun Verewigten unfern Dank in taS Jenseits nacbzurusen für seine treue Mithilfe an dem u»ö gemeinsamen Werke. Leipzig, den 13. Septemdcr 1887. DaS Armrndirectoriu«. XR. 548. Or. Fischer. ArtuS. Bekanntmachung. Di« Lcuchtkrasl teö städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom S. dtS mit IZ September d. I. im Arqand- brcnner bei 2.5 Millimeter Druck und 110 Litern stündlichem Crnsum daS 16 I fache der Leuchlkrast der dculschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenböhe. Da- specifiscbe Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.436. Leipzig, au, 12. September 1887. De» Rath» Deputation zu deu GaSaustalteu Wegen Reinigung der Räume bleiben die Stadtcasse und die Sliftung-buchbatterei den 14. diese» Monat» geschlossen. Leipzig, den 10. September 1887. DeS RathS Finauzttepatattou. Herr Hermanu Traugot« Kritische, seit 18M Miialied unsere» Knchenvorstandc«, ist am 12. d. Abend- 8 Uhr sanft und selig entschlaft». Die Gemeinde wolle mit uns trauern um den Verlust diese» Manne», dessen eisriqeS Wirken für alle- Gute und Schöne in so schlichter, selbstloser Weise uns vorbildlich geworden ist. Gottes Frieden seit mit ihmt Le'pzlg, den 13. Sevtember 1887. Irr Kirchenvsrstand m St. Matthäi. Heller, stellv. Vorsitzender. Bekanntmachung« Die Gewerdekainmrr zu Leipzig bat beschlosten, zur tbeil- eoeisen Deckung ihre- Verwaltung-aufwandc- für da» lausende Jahr aus setze Mark de» silr das Einkommen in Spalte >l de- E»,. koiiniiensteuer-KatasterS (Einkommen aus Handel und Gewerbe) ent fallende» Sleuerbetroq« einen Luschla» »s« Zwei Pfennigen erheben zu lasten. Dieser Zuschlag, welcher mit dem aus den 30. September d. I. fallenden Hebetermin der staatlichen Einkommensteuer erhoben werde» soll, ist von den zur Geweebekninnrer wahlberechtigten Gewcri» treibenden de» Kam,»erbezirke« (Leipzig. Zwenkau, Taucha, M-»kra». stöbt und die zur K-nigl. AmtShanplniannIchast Leipzig gehörenden Landgemeinden), deren bezügliches Einkommen 600 übersteigt, zu entrichte». Leipzig, den 1. September 1887. Sie Gewerdekammer. D. A. Oe hier, Bors. Herzog, Secr Vermirthnng. Tie im NottzersttätSgruntzftkcke. U»tversttät«stratze«r.1L links »«« Hauöetngange befindlichen Parterre - Räume, bestehend au« einem dreisrnftrigea, zwei zweifenstrigen und einem einiensirlgen Zimmer nebst Keller und Bodenraum find zu Re schästSrwr«k«n zu »ermiethen und fsfort zu bezieh«». Reflektanten »alle» mit de« »uterzeichneten Rentamt« gesölligst in Vernehmen treten. Leipzig, am 8. September 1887. vnt»erfltät»-«entamt. Gebhardt. Nichtamtlicher Theil. Deutschland und die bulgarische Frage. Nachdem wir seit Wochen darauf angewiesen waren, un- >n den, Gewirr der widersprechenden Nachrichten über die Sendung de- General- Ernroth zurechtzusindrn. liegt heute endlich eine Darstellung de-Sachverhalt- in der.Norddeutsche» Allgemeinen Zeitung" vor, welche Klarheit über denselben verbreitet. Danach hat di« türkische Regierung an Deutsch land da- Ersuchen gerichtet, ohne einen vorhergegangrnrn türkischen oder russischen Antrag i» eigenen Namen den an deren Mächten die Ernennung eine« rnssischen General- zum Statthalter Bulgarien- dorzuschlagen. Diese Zu- mulbung bat die deutsche Regierung abgelehat, weil sie nicht gesonnen ist, ein« ibr bisher nicht obliegend« Verantwortung in orientalischen Fragen ^u übernehme», um so weniger, al» die Lage der Ding« i» übrigen Europa nicht der Art ist. daß die Reich-Politik sich veranlaßt fühlen könnt», ihre Aufgaben zu vermehren und ihre Kräsle zu theilr«. Außerdem würde sie, wenn sie Initiativanträge in der bulgarischen Frage stellte, sich auch verpflichtet halten, den Mächten, welchen sie dieselben empfiehlt, darüber Uu«kunst zu geben, wie sw sich di« Durchführung v«» Beantragt«» vor stellt. Letzter«» würde «brr zunächst von de, Pforte ab- längen; der Türkei al« der snzrränen Macht lieg« r» ob, Entschließungen darüder z» fassen, in welcher Weif» der active »der passiv« Mdechau», welche» die Bulgaren der Durchführung ihre» Antrag«» etwa entgegensetzen werden, u überwinden sein wird. Go lange hierüber keine Klarheit »errsche, würden die anderen Mächte nickt leicht Stellung zu ver Sache nebmen wollen. Die deutsche Regierung ist deren, de» andern Mächten da» Eingehen aus den Plan, den General Ernroth nach Bulgarien zu senden, zu empfehlen, wenn der- elbe zuvor von den dabei bethciligtcn Eabineten, der Pforte und Rußland, amtlich in Antrag gebracht sein wird. Bon russischer Seite liegt bereit- eine Erklärung in dieser Angelegenheit vor. Nach dem „Nord" ist an die Sendung de- General- Ernroth nach Bulgarien erst dann zu denken, wenn die türkische Regierung i» Bulgarien den vor drr An kunst de» Prinzen Ferdinand bestehenden Zustand wieder her- gestellt hat. Die türkische Regierung hat also durch ihren mißlungenen Versuch, die eigene Beranlwortung in der bul garischen Frage aus Deutschland zu übertragen, nur eine Ber- chleckteruna ihrer Lage erreicht, denn eS ist jetzt zu der ussischen Aufforderung, in der bulgarischen Aiigrlegrnbeit elbstständig vorzugehen, noch die Erklärung der deutschen Regierung getreten, daß e« zunächst Sache der Türkei al- der suzeräne» Macht sei, die Deutschland angesonnene Aufgabe gehörig vor,uberriten und einzuleiten. An der Richtigkeit der deutschen Auffassung der Sachlage wird auch die öffentliche Meinung in Rußland nickt- au-zu- setzen finden, die Darlegung der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ist klar, gemeinverständlich und offen. Deutschland ist bereit, die russischen Wünsche bei den übrigen Mächten zur Annahme zu empfehlen, wenn die türkische Regierung vorher die unerläßlichen Voraussetzungen einer solchen Hand lungSwcise erfüllt hat. Daß die türkische Regierung vor Er süllung ihrer Ausgabe zurückschreckl. kann an der Thatsachr der Zustimmung Deutschland- zu dem russischen Plan, einen russischen General als Statthalter nach Bulgarien zu senden, nichts ändern. Der Grundgedanke dieser Politik ist, daß Deutschland nicht türkischer zu sein verpflichtet ist al- die Türkei, daß also ein Plan, welcher von dieser gebilligt wird, mag er ihre eigene» Interessen auch noch so schwer verletzen, darum doch nicht von Deutschland bekämpft zu werden braucht. Stillschweigende Bedingung der Sendung de- Generals Ernroth würde immer sei», daß sie nickt mit dem Berliner Berlrage in Widerspruch tritt, ihre Voraussetzung würde also vollständiges Einverständniß der Türkei mit Rußland über die Grenzen der dem General einzuräumendcn Macht Vollkommenheit sein. Offenbar hat die Türkei durch ihren Borfchlag, daß Deutsch, land die Vermittelung der Sendung de- General- Ernrolh ckri den übrige» BerlragSwächlen übernehmen möge. Rußland den Geschmack an dieser Sendung überhaupt verdorben, denn Rußland konnte nicht den Wunsch hegen, sich bei den übrigen Mächten eine sichere Abiacze zu holen. Rußland- Absicht ging dahin, unler ausdrücklicher Billigung und gleichsam ii» Aufträge der siizeränen Macht in Bulgarien die Ordnung wievcrherziislellen, welche durch die Ankunft und den Regie rungsantritt beS Prinzen Ferdinand gestört worden ist. ES ist kaum anzunchme», daß Oesterreich, England und Italien die Dazwischenklinsl Rußlands auch in dieser Form ruhig bingenominen Kälte», aber Rußland schien entschlossen, wenigste»- den Versuch zu wagen, auf die Gefahr hin, daß die Sendung in Folge deS Widerspruchs der genannten Der- tragSmächle im letzten Augenblicke unterblieb. Die Schuld für die Lersahrenhcit der Lage trägt unler allen llmständen Rußland, denn sein Antrag, die Ordnung der bulgarische» Verhältnisse einem russischen General zu übertrage», cnlhäll das Bckeiintiiiß, uulcr dieser Fori» die Herrschaft über Bulgarien anzutretcn. Der Versuch, auf diesem Wege zum Ziele zu gelangen, ist schon einmal gemacht worden, als General KaulbarS in Bulgarien erschien, um den Rücktritt der Negenlschast, die Aushebung de? Belagerungszustände- und die Ansehung eine- neuen WahlterminS zu verlangen. Die Maßlosigkeit dieser Ansprüche leuchtete damals allen euro päischen Mächten ein. und deshalb zog sich General KaulbarS unverrichleler Sache wieder zurück. Jetzt sollte der Versuch der russischen Einmischung in die bulgarischen Verhältnisse mit an«krück>icher oder stillschweigender Billigung der Ver- tragSmäckle erneuert werden, aber die Türkei war schlau genug, die ihr zugemulhete llehernahme der Berankworlung abzuwälzen, und wenn sie dabei einen Verstcß gegen die diplomatische» und völkerrechtlichen Regeln begangen bat, so wird sie die Folge» diese- Verstoße- lieber tragen al« die jenigen, welche die Unterwerfung unter den Willen Rußland- nach sich ziehen könnte. Die deutsche Antwort ans die türkische Ziimutbiing ent hält in ihrer Klarheit und Sachgemäßheit zugleich einen denk lichen Fingerzeig für Rußland, seine Maßregeln in Bulgarien so zn treffen, daß sie mit den Verträgen nicht in Widerspruch geralhen. Sic zieht de» Fall in Betracht, daß die Bulgare» der Sendung de» Generals Ernroth Widerstand entgegen setzen, und giebt der türkischen Regierung zu bedenken, wodurch sie diesen Widerstand z» überwinden gedenkt. Ei» Wider- stand Bulgarien» mit bewaffneter Hand gegen Ausrichtung der russischen Herrschaft würde voraussichtlich auch noch andere Kräfte in Bewegung fetze», im Hinlergriinde der Sendung des General» Ernrolh erscheint der Kamps um die Herrschast aus der Balkaiihalbiusel, der schon wiederholt begonnen, aber nicht zu Ende geführt worden ist. Die deulsche Politik lcbnl eS ab. die Verantwortlichkeit für de» Wiederbeginn dieser Kampse» zu übernehmen, besonders mit Rücksicht aus dir Lag« der Dinge im übrigen Europa. Dieser erklärende Zusatz giebt zn denken, e- ist dadurch der Fall in Betracht gezogen, daß die Lage der Ding« in Europa einmal die Ucbernahme einer solchen Verantwortung gestalte» könnte. Rußland kann diesen Zusatz zn seinen Gunsten a»S- legen, eS wäre aber auch möglich, daß veränderte Verhältnisse in Europa Deutschland einen Platz bei Regelung der orien talischen Frage anweisen, welcher mit dem russischen nicht überernstinimte. Der Grundsatz der Nichteinmischung in dw orientalischen Streitigkeiten, welcher von drr .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" unmittelbar »ach dem Ausstaud vom 21. August verkündet wurde, ist auch heule noch für die deulsche Politik der maßgebende. Nehmen die Dinge in Bul garien eine Wendung, welche die Geltendmachung de- deutsche» Einflüsse- erheisch«» «der gestatten, daun wird dl« Ei»fl»ß- »ahme vom Standpuncte derjenigen Macht erfolgen, welche bei Vereinbarung de- Berliner Frieden- den Vorsitz führte. E- kann sich dann aber nur um Ausrichtung eine- Zustande» in Bulgarien handeln, wetcher mit dem Berliner Frieden in Einklang steht. ? * Di« bereits telegraphisch signalisirt« und vorstehend er» wähnt«Not«der..Norvbeut scheu All gemeine „Zeitung", die „Mission Ernroth" betreffend, hat solgrnven Wort- laut: Der Pester Lloyd" behauptet, au- Konstanlinop-l werde dem Fürsten Bismarck hartnäckig imputirt, er habe sich zum Bcr- inittler in der Assatre Ernroth „direct angeboten". Diese Behauptung beruht aus Erfindung; wenn sie wahr wöre, o hätte da- deutsche tladmet die von der Psorte gewünschte Be» Mittelung nicht ablehnen kännen. Die« ist aber bekanntlich geschehe». Deutschland ist mit der Entsendung de« General« Ernroth nicht nur seinerseit« einteerslanden, sondern auch bereit, anderen Möchten da« Eingehen aus dielen Plan zu empfehlen, wenn der selbe zuvor von den dabei bethelliglen Tnbinelen, der Pforte und Rußland, amtlich in Antrag gebracht sein wird. Tie Pforte aber wünschte, daß Deutschland ohne vorgängigrn türkischen oder russischen Antrag, im eigenen Nonien den anderen Müchicn die Ernennung eine- rulstschen General« zum Statthalter Vorschlägen möchte. Durch ein solche» Vorgehen würde Deutschland eine Beranlworilichkeit in orleutalischen Fragen übernehmen, die ihm bisher nicht obliegt; di« Lage der Dinge in« übrigen Europa >lt aber nichl von der Ar», daß die Reich-Politik sich veranlaßt fühlen konnte, ihr« Ausgaben z» vermehren und ihre Kräsle zu »heilen. Sie würde außerdem, wen» sie eigene Initiativanträge in der bulgarischen Yeage stellt«, sich auch für verpslichtet halten, den Machten, welchen »e dieselben empfiehlt, darüber AuSkunst zu geben, wie sie sich die Durchführung de« Beantragten vorstellt. Letztere würde zunächst »on der Piortr obhängen; dieser, al- der snzeräucn Macht, liegt e« ob, Entschließungen darüber zu sasscn, in welcher Weise der aetive oder passive Widerstand, welchen die Bulgaren der Durch führung ihre- Anträge« etwa entgegensetzen werden, z» überwinden sein wird. Go lange hierüber keine Klarheit herrscht, werden die oaderen Mächte nicht leicht Stellung zu der Sache nehmen wollen. * Heber die Mission Ernroth schreibt der Pcstcr ,Egyeterte»", wie folgt: Im ersten Moment Kobe inan in weiten Kreisen mit dem Gefühle der Unlust und de« Anstoßes die Grupvirnng der Großmächte be trachtet. „Aus der einen Seite Rußland, Frankreich und Deutichland, aus der anderen Seil« England, Oesterreich-Ungarn und Italien." „Man hat mit unverhohlenem Gefühle von Unlust die Stellung, nähme unseres Verbündeten betrachtet, und abermals ist die K age ansgetaucht. welche wir am Ende d,s vorige» Jahre» so oft hörten, daß unser Verbündeter uns bei allen heiklen Wendungen der orien talischen Frage im Suche läßt und die Sichern»« seiner eigenen Politik mit der Aufopferung unserer Interessen erkauft. Dieser Borwurs wäre auch dann nicht begründet, wenn unser Vünbniß mit Deutschland unsere Interessen im Orient in dem Maße in sich begreifen würde, wie man diese- in der össentlichc» Meinung »rrthüml'ch voraussetzt. Der Vocwurs wäre deshalb nicht begründet, weil die Bedeutung der oben bezeichneten Stellungnahme Deutsch, land- übertrieben und in einer Weise ausgesaßt wird, al« wäre diese gegen nn» gerichlet. Die seit vorigem November von beiden Seiten gemachten Aeußerungen stellen r« außer Zweifel, daß diese« Vündniß durchaus nicht de» Umfang hat. daß cs sich aus gewisse Evcnlualitütk» be- zieht. DaS Bünvniß ist rein descnsiver Natur; es enthält die Sicherung de« Besitzstände« und nicht die Geltendmachung unserer Interessen im Auslände, DaS Verhalten Deutschlands beweist seit einer Reibe von Jahren, daß diese« Bündnis) bezüglich der in demselben nicht »iit aufge- noiiiiiieiicn Interessen de» beiden Großmächten freie Hand läßt. Es kann jede der allnrlc» Mächte ihre eigene» Inlercssen selbstständig oder ini Bündnisse mit aiiveren Mächten zur Geltung bringen. Es liegt aber allerdings auch in der Natur der Sache, daß keine der beiden verbündete» Mächte gegen die wesentlichen Interessen de- Anderen wirken dar». Darüber dürfe» wir »»S nicht wunder», daß man in Wien die Jnleeessen unserer Monarchie und in Berlin die Interessen Deutschland« für maßgebend betrachtet. Dieser Umstand kann sehr gut die beide» verbündeten Mächte manchmal zu ver schiedenen Standpiincten führen. DaS Ziel der dculschen Politik war und bleibt die Jsolirung Frankreich), uni zn verhüte», daß diese Macht sich mit einer ander» Macht, insbesondere mit Rußland, verbinden könne. Wenn Deulsch- land durch diese« Bestreben in der Frage der Mission Ernrolh au die Seite Rußland« geführt wurde, so sehen wir darin keine de- sondere Ursache zur Unruhe, denn c« ist da- schließlich nur eine vorübergehende Stellungnahme und kann in keinem Falle dahin sichren, daß die Gclteiidniachung unserer iveieniliche» Interessen von «eite Deutschlands aus ernste Hindernisse sloßl." Wir bemerken, daß die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" den Arlikel de« ungarischen Blattes wicdcrgicbt. Lkipzifl, 14. September 1887. * Die Frage der Kaiserbegegnung in Stettin hat durch die Abreise Kaiser Wilhelm'« neue Nahrung er halle», ohne daß dasür bestimmte Anhalte vorhanden wären. Von den neuen Gerüchten verzeichnen tvir folgende Mel dung der .Vossisciicn Zcilnng" aus London vom 12 Sep tember: „Ter Pariser Corresponkcnt deS .Standard" meldet, ein Kopenha gcner, der Fühlung mit dem dänischen Hose hat, sagte ihm, der Zar hätte den Wunsch nnSgedriickt. den Kaiser Wilhelm noch einmal zu sehen; sollte Letzterer nach Stettin reisen, so Werve der Zar ihn kort höchst wahr scheinlich des,ich«»." — Bemerkt mag »scsi werden, daß die Stettiner der Mehrzahl nach i» ihrer Festfreude an der Kaiserbegegnung sesthalke». Die Berliner ossrciösen Blätter erwähnen die Möglichkeit der Enlrevue nicht mehr. — A»S St. Petersburg vagrgcn wird der hockossieiösen Wiener .Politischen Eorrespoiibenz" »euerdingS versichert, daß atle Nachrichten von einer bevorstehenden Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und Niißlanv vollständig aus der Luft gegriffen seien. * Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hört, erwartet der Reichskanzler von ver Kissinger Enr einen guten Erfolg. Vor der Hand aber macht sich die ermattende Wirkung der Bäder geltend, so daß der Kanzler genökhigt gewesen ist, die Einladungen zu den Festlichkeiten abzu- lehnen, welche in Königsberg und Stclliii anS Anlaß der große» Manöver von den Provinziallaiidtagei» unv städtischen Vermattungen veranstaltet worden sind. * Die „Kölnische Zeitung" kommt im Zusammen hänge mit ihren jüngste» Artikeln und den Auslastungen der Norddeutsche» Allgemeinen Zeitung" ans eie Frage der brutsch-russischen Beziehungen zuruck unv bemerkt sehr treffend Folgendes: Die Russen glaubten offenbar, eine sehr keine Politik zu niachen, als sie sich daraus einrichleten, die deutschen und d>e sranz-sischen L>eben-mücdiqkei»ei» m>» der gleichen fröhlichen Unbesangenheit entgeoenzunehinen. Diese geriebenen Politiker vergaßen dabet da- Seldftgetühl eine- großen Volkes, welches, im sicher» Besitze seiner nationalen Einheit, die russische Freund- schost recht wohl entbehren kann. Wir konnten, ohne unserer nationalen Würde etwas zu vergeben, den ehrlichen Becjuch mach-n, dt« russische» Bersitmmnna«, zu drietttgen und den grollenden Fremd z» versöhnen; aber »tr k»»»tr, »»« »tcht ans einen deutsch-französischen Wettbewerb eintaffen. Die Schaukelpolitik der ruisischen Diplomatie hat also lediglich den Erfolg gehabt, de» Cbarakicr der deutichen Politik zu Ungunsten Rußland- umzu- gcstalien. Ließ sich die deutsche StaolSkunst früher von dem Wunsche leilen, die „tburinhohe" Freundschast mit Rußland, welche aUiiiälig bedenklich zusanimcnneschrumpst war, wieder aufturichieu, o bal Rußland ihr eine solche Haltung unmöglich gemacht. Deutich land zieht sich kühl aus die Berlheidigung der Verträge zurück, und wenn diese Berlheidigung gelegentlich den Rüsten zu Gute kommt, so ist e« nn- vollständig gleichgiltig, welchen Eindruck da« in Ruß land macht. Wik erwarten von den Rüste» keine Dankbarkeit und wir sürchtc» auch ihre Feindschaft nicht. Da» ist da« Ergebnis), das sich an« unseren Erörterungen mit der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" niedergeschlagen hat. ES ist also, wie wir nunmehr wisse», I.diglich ein täuschkiidcr Schein, der uns die nüchterne VeriragS- li.'litik de- Fürsten BiSinarck In dem unschönen L chle eine« deuljch- sranzösischen Wettbewerb» zeigte und zu unseren Warnungen vcr- aniaßie. Der Schein ist vorhanden, aber wenn irgendwo, so gilt lner da» Wort: „Wenn zwei dasselbe tdun, so ist es nicht dasselbe." Die stolze Politik der Bedürsnißlosigkeit rechnet nicht mit der russische» Gunst. Darüber haben uns die letzten halbamtliche» Aeußerungen, welche überall in Tculschland einen wobilhueiidc» Eindruck gemacht haben, vollständig beruhigt. Unsere Leitartikel aber, die drohend nach Rußland hinübcrkla»gen, haben den Russen offenbar allerlei zu denken gegeben. AuS manchen Aeußerungen der russische» Presse tönt so etwas wie da« Gefühl heran«, inan habe einen ungeheuren Mißgriff begangen. Man Winkl unS jetzt irenndlich heran und möchte un- gnädigst ausmunter», unsere frühere VersöbnunaSpolitik wieder auszunehmen. „Nein", rufen die „Nonwsli" der „Kölnischen Zeitung" begütigend zu, „da« französische Bündniß ist unserer Diplomatie nicht nach dein Herzen — trotz der Bered samkeit der Thatsicben, die sie darüber belehre«, daß angrsichl« de« Mangels ciusrichliger deulscher Freundschast die russischen In- tcressen einzig durch da« sranzösisch-russische Einvernebmen geschützt werden könnten gegenüber der erdrückenden üsterretchisch-deutichen Macht." Könne man nun deshalb annehme», so führt da« russische Blatt au«, daß der Versuch Deutschland«, die einstigen guten Be ziehungen zu Rußland jetzt aus dem Boden der bulgarischen Frage wieder berzustellcn — unfruchtbar sein sollte? Rußland, wie viel jährige Erfahrung zeige, vermeide den Krieg und nehme mit Dank barkeit jeden Schritt ans. der seinen Bestrebungen, die ebenso srted- lieb »de, wie die Deutschlands, entgegen komme. Möge Deutschland doch nur aufrichtig versuchen, die Interessen de« Frieden» i» strenger ttebereinstimmuiiq mit den staatlichen Inlereffen Rußlands zu wahren. Wie unsererseits denken, daß da« Wort „r usjtsche D ankbar keit " iur lange Zeit an« dem Wörterbuch deutscher Politiker gestrichen ist. Darüber haven die letzien Erörterungen ein vollständige« Ein- verliändniß ergeben, au welchem keinerlei russische Höflichkeit so leicht etwa- ändern werden. * DaS Steckcnpsert. welche» die rnssischen Blätter mkt einer aewiffc» Vorliebe vorreilen, trögt die Aufschrift .deutscher Undank". Prenßcn-Deutschland, so suhlen die russischen Blätter gern au», habe den Rüsten manche Förderung zu verdanken, habe dieselbe jedoch stet» mit schnödem Undank vergolten. ES ist wohl überflüssig, drr deutschen Lesewclt, die durch die letzten halbamtlichen Er klärungen vvn der Befürchtung befreit worden ist, Fürst Bismarck könne in dein Dankgesühl gegen Rußland zu weit gehe», die ganze Haltlosigkeit jene- russischen Vorwurf- nach« ziiweiscn. Dennoch möchten wir unS die Frage gestatten» ivann der Zar Alexander III. für Deutschland auch nur da» Geringste gethan habe. Rußland- jeweilige anSwärticze Politik ist die rein persönliche Politik de- jeweiligen Zaren, die sich nichl aus dessen Nachfolger überträgt. Man kann nun zugeben, daß Deutschland den Zaren Alexander l. und Alexander II. zu Dank verpflichtet war; e» hat diesen Dank i» vollwichtiger Münze während drr Verhandlungen de* Berliner EongrestcS erstattet, indem e» jeden russischen Antrag »iikerstütztc und jedem russischen Wunsche Gehör schenkte. Dagegen gab eS wiederum Zaren, wie Nikolaus I., denen gegenüber Deutschland nicht die geringste Verpflichtung hatte. Und genau ebenso steht eS mit dem dritten Alexander. Die k'utsch'iusslschcil Rechnungen sind ausgeglichen und der Begriff .Dankbarkeit" darf getrost au» der auswärtigen Politik beider Staate» aiiSgemerzt werden. * Der Prinz-Regent von Bayern „ahm am Mon tag Mittag 12 Ubr in feierlicher Audienz von dem aposto lische» NuntiuS Rufs» Scilla dessen Akkreditive ent gegen. Schon lange vor der festgesetzten Zeit Hallen Tausende vor der königlichen Residenz und im Hosgartrn Ausstellung genommen, »in die Gala-Aussahrt deS Nuntius mit anzuschen. Der hohe Würdenträger wurde au» der interimistischen Woh nung i» der Promenadenstraße durch den königl. Eeremonien- meister Freiberrn v. Kramer abgeholt und bestieg mit diesem eine vergoldete StaalScarrosse. Der Nnntiu», der da» violette Gewand eine» Erzbischof- mit goldenem Kreuz und Kette »nd den Malteserorden angelegt hatte, nabm im Fond, Freiherr v. Kramer ihm gegenüber Platz. Hieraus setzte sich der Wagenzug nach der Residenz in Bewegung. Voraus fuhren in köiiigl. Galakntsche Mtgr. Peter Eorri. Raih der Apostolischen Nuntiatur, Msgr. I. B. Guidi, lftilore, unv Msgr Vinrenz, CanvnicuS, Laporta, Sccretair der Apo- stoiischcu Nuntiatur, dann folgte die Galacarrossr mil dem NnniiuS, der ein Spitzenreiter voraus galoppirte. Al? der bolic Würdenträger die Rcsidenzivacke paisirte, präsenlirte diese da» Gewebe, die Fahne senkte sich und der Tambour schlug den Fabnenmarsch, woraus der Nnntiu« mit der rechten Hand, a» testen einem Finger der kostbare VischosSring glänzte, de» Segen spendete; dies tbat er auch, al- er durch da- Spalier der andächtige» Menge fuhr, die da- Haupt entblößt hatte. Excellcn, Rufs» Scilla begab sich sodann in der Risiken, über die Kaisertreppe m die Empsang-räume vor dem Throiisaal, wo die Leibgarde drr Harlschiere unter ihrem Lieutenant und Eornet, Generattieulciiant Freiherr» von Lerchenseld-Aham »nd Generalmajor Frei herr» von Gumppciiderg, die militairischen Ehren erwie», nnd hieraus großer Empfang durch den Oberstkämmcrer Frhrn Pergler v. Pergias. Obcrstbosmeister Grafen ;u Eastcll, Obcrsihosmarschatt Frhrn. v. Malse», Oberststallnieister Grasen v. Holnstein n. s. w. staltsanb. Sodann trat der NnittinS, begleitet vom Minister des Auswärtigen, Frhrn. v. Crailsheim, in den Throiisaal ei», wo er Sr. k. Hoheit d-c päpstlichen Akkreditive überreichte. Der Prinz-Regent hatte die Parade - Unisorm eine- bayerischen Felvzeugmeister» mit Kette uns Stern de- St. Hubertu-orden- angelegt. Die kurze, >0 Minuten dauernde Unterreoung zwischen Sr. k. Hoheit und dein Nnntiu- wurde i» französischer Sprache ge führt. Zum Schluffe ließ Se. I. Hoheit der Prinz-Regent sich noch dir Begleiter de« Nuntius vorstellen, bei welcher Gelegenbeit er noch Msgr. Guidi, der ihm von früher her bekannt war. besonder- an-zeick»,ete. Die Rückfahrt in die I Nuntiatur erfolgte in gleich feierliche, Weise, wie die Ausfahrt. * Gestern trat der württrmbergische. heute tritt d«r »bayerische Landtag zusammen. In beide« wird da
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