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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-01
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1887
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Erfch.r«t tLftttch ftüh 6'/, Uhr. Urösttt«» «utz Lrprdiliou IohanneSgaste S. SprechA,«»»» -er Artzartisa: Bvrintttag« 10-12 Uhr. Nachmittag« v —S Uhr. »er für »te ,»chftf*l,e»tz« , Inkernte n» . Vhr Nachmitt«,», «»»«»»nn»Festta,enfrStz tzt«'/,»U»r. 3« de» Filialen für 3ns.-Aunatz«r: vtt« Mem». Universittttstruße 1. «.Nt» Ltzsche, Knthnttnenstr. LS Part. u. Köaigsplat 7. nur bi« '/,r Uhr. Wnmmee tzePiMMten Sscheataae» bi« 8 mztztr.MMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. 335. Donnerstag dm 1. December 1887. Attflage I».7SV. Aboiinrmrnlüprrig vierleij. 4'/, MK >acl. Brtngerioh» 6 Pik., durch dir P«ft bezogen 6 VN. Jede einzelne Nummer 20 -f Belegerrmplar 10 Pi. Gebühren tür Extra leilaarn li» Tageblatt-Format gelalz«) »tzne Postbe'vrderung M PN. mu Pvfwesurderiuig 70 Mk. Inlrratr ügespaitme Petitzeilr SO Pf. BrSher« Schriften laut ans. PreiSverzeichaiß Tabellarischer u. Zisternlatz nachHöhen» Tarif. llrrlamrn unter dem Rcdaclioa-strich die 4yespalt. Zeile 60Ps„ vor denFa milien Nachricht«» die Sgeipallcne geile 40 Pf. Inserate sind sielj an die WrpeditiO« z» senden. — lliabatt wird nicht gegeben. Zahlung z ravmum-rnmio oder durch Post- »achaahmr. 81. Jahrgang. Amtlicher Thetl. VektUlltvachuns. I» ^e» Verzeichnisse der bei der bevorstehenden Stadtverordueten-Ergäazungswahl stimmberechtigten Bürger find vachfiehend« Personen, welche da« Bürgerrecht erst nach Ausstellung jene« Verzeichnisse» erlangt haben, beziehnng««eise deren Einsprüche für begründet befunden worden sind, noch ««chtjwtraze». l. Bürger, welche stimmberechtigt »od in der Eigenschaft al» Ansässige wählbar sind. vor. uud Zauame vielefrld. Mar. Ttze«,itz. F. »mwst. Lramer, Hugo Oskar Max, Henntgke, Franz Gustav, Ttztze, Larl Ladtoig Herma», Lehmann, Earl Heinrich. Würtrl, Goiihold Basta» Arthur, Staad »ub Bewerb, 0r. pkll. u. Kansm. Schlostermetfter Nnmmer im Braad» Larafter LOo 0 «17 A »4 0 1S7S L 4Mb S 875k I, 166« S Jahr uud Lag d^ Besttzeintrog« Wohnung »umerkuug LS. Novb. 1873 Humbolbtstraß« LS. Januar 1875!Burgftrabe 9 . A> IS 3l. August 1885 27. Sept. 1875 lorkftraße 22 toscnihalgasse IS L7. Deebr. 1882 Earollnenstraße 17 10. Juli 187b Lchentkudolsslr. 17 L7. Zlllli 1882 Alexanderstraße S Dagegen ist der -tu- trag unter Ar. 4334 des Bürger-Verzeichulffe« zu streichen. Drsgl. unter Ar. 10621 II. Bürger, welch« stimmberechtigt und in der Eigenschaft al« Unausäsfige wählbar sind. La, send« Am»««» vor. «ch Zuname Brr» Hardt, Ldristeph Boitlob, verthold, Carl Moritz Beora, Otutzar«, Wilhelm Richard Leopold, Bentsch Friedrich Ferdinand, Btrbier, Friedrich Carl, »ausmau«, Mendel, KiZPing, Emil, * »»HU. Lar, Friedrich «»»ist, Lintznrr, Wilhelm Tarl» Mritzner, Hermann Robe«. Raumann, «ruft tzeinnch «lsrrd, vetzler, Daldeaiar, Rasche, ^>rl Friedrich Otto, ereil, Bvstnv Friedrich Erdmmt l»«,f Ara«, i»t. FriedÄch BoMob, «sch Otto Rudolf. Stand »d Bewerbe Produkte» Händler Kaufmann Buchhändler Schiefer, und Zirgeldeckermeister Producteuhäudler Kansmann Lehrer Schutz««» Buchhalter Irüdler Kaufmann vr. ptul. »b Oberlehrer Maler nab Sacklrer Lrwatma»» Schneibergehils» l>r. pbll. uuv Lehrer Buchhaudlungsgehilse Wohuuug U. L Leipzig, SS u. s. w. LS. November 1887. Verliuer Straße 6 Schenkendorlstraße S Iohanne-gasfe 6 Brühl 74 Nürnberger Straße SS wrststraße 1741k v Kaifer Wilhelm^traße 33 Siernwarteastratz« 76 Winvmüdlenstraßr S2 Siervwarienstraße L Elsteriiraße 48 Plagw »er Straße IS Elfterstratze 28 Sedaustraße 14 Piogwltzer Straße IS 'Berliner Straße 6 >Dre«d,er Straß« 1 Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. kröuvil». Bemerk»«» Sekeulllnachusg. der Einschätzung zur Einkommrusteuer aus da« Hahr 1888 »erden diejenigen BeilragspslichNgen. dereu Einkommen nicht zweifelio« »ater dem Betrage von l600 ^ bleibt, hierdurch ausqefordrrt. unter Benutzung de« ibne» zu diesem Zwecke zuzuserligenven Formular« und «ater geaauer BeobaeHtaag der daria gegrbeaea «aleituag — de« eine Nichtbeachtung der lrtzieren hat auj Grund von G. 40 de« Einkommensteuergesetze« vom 2. Juli 1878 den vertust de« ReclamativnSrechte« zur Folge — ihr gelammte« steuerpflichlige« Einkommen taaerßalb eiaer »oa» Lage der BehLadtgunq drr bezägttebe» Aas- sorderaag ab zu berra»nead,n Arisk von zehn Lagen, deren Bersäunrutsi den Derlnst de» Recla »attansrrehte» für da» Stearrjadr 1888 nach sich lieht, za declanren uuv diese Declaraltva bei uns cin- zureichen. lhteichzeitig wird »ach 8 33 der zum Einkommensteuer» gesrtze vom 2. Juli 1878 erlassenen AuSsührung-.Berorvnuiig vom 11. Oktober desselben Jahre« hiervurch bekannt gemacht, vaß auch Denjenigen, weichen «in« Declaration-ausfordcrung »tcht zuqesenket worden ist, e« freisteht, eine Declaration Uder ihr Einkommen bi» rune 8. Januar L888 i« Stadthause, Oostmartl N 3. Erdgeschosi recht», einzurttchen. unv daß deshalb an dieser Gclchäjlsnelie Declaranoassormuiar« unentgeittich in Empfang genommen ««de» kSna». Ferner «erden auch alle Vormünder, inglrichen auch alle Vertreter von Etistungen, Anstalten. Personen, Vereinen, liegenden Erbschaften und andere» mit dem Rechte de« Ler« «0gk,»erw«rb< »««gestalteten vermvaenSmassen ausgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen, bezw für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w., soweit dieselben «in steuerpftichtige« E,„kom,»en haben. Declarationen a» «er oben bezeichneten Geschäftsstelle auch da«» elniu- re^ien, wenn rhue» besondere Aufforderungen dazu nicht zugeben sollten. Leipzig, den 2V. November 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. I-r. Äeorgi. Tvhlitz «lauß. Vekanulmachllng. In dem für die bevorstehendeStadtverordneten-Ergänrung«. Wahl maßgebenden Verzeichnisse der stimm berechtigten Bürger find folgende Bertchttgaagr» vorzunehme». E« muß heißen: „Earl Heinrich Christian- «»statt „Carl Hermaua Christian", „Eutrltzschrr Str. 1b" «»statt „Dort. straße 6", ,vr. nbit. und PrivatdocenN aaflatt »,l)r. pbll. und Redacleur", „Hospikaistraße 32" anstatt .Hospital» straße 6", „Secretair bei derGewerbekammcr,Stadt» verordneter und desigatrtrr Stadt» rath", auch ist an dieser Stelle da« an gebrachte Zeichen (») durch O zu ersetzen, „Lehrer" anstatt ^Lehrer und Stadtver ordneter". auch ist da» angebrachte Zeichen <h zu streichen, ,0r. weck." anstatt „Lehrer-, „Redakteur" anstatt.Hausmann", „An der Pleiße 2s" anstatt „Be". Leipzig, den 26. November 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. V. L. 46 »c. vr. Lröndlin. Elauß. bei Nr. 405 2521 4321 4672 6068 6677 6836 6620 SSSL Im Monat November lsd. I. erlangte» da» hiesige Bürgerrecht: vrrnßerdt» Lhristoph Boitlob, Productenhändlrr; Gramer, Hugo Oskar Max, Fuhnoerksbrsttzer; Gtnharu, Wilhelm Richard Leopold, Buchhändler; Bentsch, Friedrich Ferdinand, Schiefer- und Ziegeldeckermeist«; Btetzler, Friedrich Carl, Producteubändler; Raus»«««. Mendel, Kaufmann; Rippiu«, <m«>. Lehrer; itietz», Larl Friedrich August, Schutzmoll»; Ltntzuer. Wilhelm Larl, Buchhalter: Naumann, Trust Heinrich Alfred, Kaufmann; Hetzlrr, Waldemar, vr. vkil. und Oberlehrer; Nasche, Larl Friedrich Otto, Maler und Lackirer; tchrreS, Bustav Friedrich Eedmann, Privatmann; Schimmel, Arno, Schneiderqehilse: Seifert, Friedrich Bottlob. vr. piul and Lehrer; Weise» Ott» Rudolf, vuchhondlungsgehilfr. Maimtaachllllß. Aus sein Ansuchen ist Herr Restaurateur Gastap Uholf Rottig, Schulstraße 16, parterre, au« dem von ihm bist bekleideten Amte eine« Armeupfleger« i« 6. Distrikte «utiasseu worden. Wir sprechen ibm hiermit »asrre» Dank für di« unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung au«. Leipzig, den 28. November l887. Da» Armeadtreetoriam. ä. 8. 78S. Lubwig«W»if. Artus. Vtlimchnahimi. Nachdem Herr Schneikermeister Karl Herma»» Dotgt, Tboma«kirchhof 13. park., die auf ihn gefallene Wahl ,um Irmrnpfleaer im 6. Distrikt« angenommen bat, ist derselbe am 26. November d. I. durch Herr« Dlstrictsvorsteber Inbidiakonu» vr Sappe in diese« Amt eiagewieseu worveu. Leipzig, den 28. November 1887. Da» Armeadirvetartam. L L TSV. Ludwig.Dolf. Artus. Drkanntmachung. Unter Hinweis aus di« Bestimmung in tz. 368.2 de« Reich«strafgesetzbuch« wird den Grundstücksbesitzern bez. Garten» inhabern hiesiger Stadl bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« u 80 oder entsprechender Hast hiermit aufgegebeu, ihre stäum«, Sträucher, Hecken »c. von den Raupen de« Baueatvelsiliag» (äporia Orataegt), de« Goldaster» (kortbaata 6br7>oerko«a) und de« Seh»a««sptnaer» (Oeneria vinpar) Monate» Oktober bt» mit saabera und die März Schädlinge ZerstSrea de« Neste« vom deren Vertilgung rn oe» zu erfolgen hat, gehürig vertilge» zu lassen. Gleichzeitig geben wir nachstehend >»d (») eine kurz« Be» schreibung der Lebensweise und der zweckmäßigsten Art der Vertilgung der angesührien Schmelterling-arlen. Leipzig, den 28 November l887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Hennig. O vaumwetstliue (Xpori» 6r»t»«gj). Der Schmetierliaa, welcher nur iu einzelne» Jahreu iu gefahr drohender Anzahl erlchenil. legi im Juli oder August seine bleu» ssimiaen gelblichen Eier in regelmäßig gesormten Häuschen bi« 160 Glück nebeneinander aus d e Blauer der Pflaumen, Schlehe», Weißdorn. Traubenkirschen, A.psel, Birnen und Mispeln. Die Räupchen verlassen die Eier im Herbst und spinne» riuige Blätter zu einem kleinen seidenglänzenden Neste zusammen, in welchem sie gemeinsam überwinler». Im Frühjahr beginaea ste ihr Zerstärung-werk an Blatt uud Vlüthenknosveu der Umgebuug ihre« Neste«. Anfang Mai verlasseu sie da« Nest uud leben eiuzeln, di« sie sich Lude Juni verpuppen. Zweckmäßige Bertilgungsweise: vetotzer bi« April. Goltzaster (kortbauiu Obr/oorrkovu). Der Falter, welcher tm Juni oder Juli erscheint, legt die Eier als sogenanuter „kleiner Eierichwamm" unter einer Decke seiner Aster- wolle i» langgestrecklen Hansen meist an die Unterseite der Blätter von Odftbänmen, Weißdorn, Birk», Btche und an »erem Laubholz. Im «ngnft entichlüpsen den Eier» di« Räupchen, nähren sich von de, nächsten Blättern, di« sie, de« Blattsleische« beraubend, skelettirr», häuten sich zu« erste» Male »ad überwintern in einem große», gemeinsame», festen Brspinuste. Im Mär» beginUm st« von «ene» de» Fraß, welcher um so verderblicher ist. als/ie gesellig die Knospen anareisr» und bei eintretendrr Kälte wieder S-chutz In dem verlassenen Winten quartlrr finden. An der Frahfülle überziehen sie dle Zweige mit einem lustige» Beweb«, welche« sie verlassen, wenn die Knospen »er. zehrt stad und gegen eia snschei Bewrbe an einer neuen Fraßstelle vertauschen. Ende April »es,treuen sich di« bi« dahin gesellig lebenden Raupen uud verwauDla sich Ansang Juni in «iae« lose» Besplnast in «ine kahle braune Wuppe. Zweckmäßige Berlilgougsw« je: Sammeln und Vernichten der «tutrruestrr tm Hertzft bi« zu r Gutze «tr». Schwammspio er (Ocoeriu owpar). Da« Weibchen dieser in b« den Geschlechtern sehr verschiedenen Schmetterlinge legt seine Eier tknve August in großen rundlichen, mü der geldgraurn Asterwolle soigsälttg bedeckten Hansen, sogen-nmen .großen Eteeschwämmea", an Baumstämme», Zännen »ud Mauer» ab. I» Wesen „Schwämmen" überwintern die Eier, um zeitig im nächste» Frühjahr die Räupcht, zu ergeben. Di« cutschläpsien kleinen Räupchen bleiben während ihrer ersten Lebeostag« aui diesem Schwamm vereint sitzen. DlkieiSchwämmr mit den daraus sitzenkea juiigeo Räupchen nennt der Firftmana „Spiegel". Rach wenigen Tagen verlasst« die Räupchen tca Sviegcl und z-rstreuen sich daun sofort. Ihre Nahrung suchen st- au Obstbäumen und anderen Laub bolzarte», auch an Berberizen, Rosen und Weiden, gehen selbst au Topfgewächs» über und werden auch krautirrigen Pflanzen verderblich Dt« Raup« ist i» I„i erwachsen und verwandelt sich in eine matt schmnrzbronne. mit gelben Haurbüsuel» versehene Pupp«, dt« t« Inl, «der August den sch netterling liefert. Zweckmäßig« vertilguaglw.il,: Zerdrücke» der leicht kenutlichea Schwimm« resp. Spiegel vom September bi« zum März. Vekauülmchlnig. »uleu. »ad ^gräbnißrasje „ M Krmcheu- und Mgräbnißrusje „H«««»ie" hier- « vom 1. Deeembrr h«. Js. ab giltigca Statut aus die st-chle de- tz. 76 de» Krankenversicherung»^««««« verzichtet hat, aimmt die nnierzeichnele Last« hiermit Beruulastung, diejenigen Herren Arbeitgeber, bei welchen versicherungepstichtige Mitglieder dieser Laste in Veschäsltgnng stehen, daraus aujmerksam zu machen, daß die Letztere» binnen 3 Tagen, vom l. December ». e. a» gerechnet, mittelst vorgeschrlebenen Formular« bei der OrlS?ranstncasse zur Anmeldung zu dringen sind Bei Nichie.»Haltung der Meldesrist treten die Nachtheile der sß. 49, 60 und 81 de- angezogeneu Gesetzes eia. Leipzig, am 30 November 1887. Die krlSlrantenkasse für Lelp.ig nntz Umgegrnd. Ehmig, fleUvertr. Borsitzender. Nichtamtlicher Thetl. Lin Uückblick. Der Besuch de« Kaiser- Alexander lll. in Berlin und der Rücktritt Grevv'S von seinem Amt al- Präsident der franzö ische» Republik bilden einen Abschnitt in der politischen Enl- wick-lung unserer Zeit, welcher dazu ausfordert, den Blick rückwärl» zu wenden und zu uulersuche», au- welchen Nr fachen die gegenwärtige Lage entstanden ist. Kaiser Alexander dal darüber selbst in Berlin Ausschluß gegeben, indem er eine Anzahl Schriftstücke, welche sich im russischen Auswärtigen Amt befinden, als die Ursache de« gespannten Verhältnisses wischen Deutschland und Rußland bezeichnete. Diese Lchrislstücke sind gefälscht. daran zweifelt Alexander lll. seit dem 18. November nicht mehr, aber die Folgen der Fälschung lasten sich beule nicht mehr ungeschehen machen, die Beziehungen der Großmächte habe» seil zwei Monate» eine andere Gestalt angenommen, der Zusammenschluß der drei Ccittralmächte, Deulschland, Oesterreich-Ungarn und Italien, ist enger geworden, und die Kluft, welche Rußland vom Dreibund trennt, bat sich erweitert. Eine so durchgreifend« Umgestaltung läßt sich nicht durch ein Machtgebot einfach auSstreichen, zumal wenn da« vorher be stehende verhältniß auch viel zu wünschen übrig ließ. Der Unterschieb zwischen sonst und jetzt besteht hauptsächlich darin, daß Rußland Deutschland grundlos al» seinen gesährlichsie» Femd belrachtete, während vor der Fälschung Deutschland von Rußland als die Macht angesehen wurde, welche den Gegensatz, in welchem sich die BalkanpoiiUk Nuß land« zu der Oesterreich. Ungarn« befindet, au«;ugie»chcn bemüht und geeignet sei. Fürst Bismarck selbst hal die Ausgabe Deulschland» stets in diesem Siune aus gesoßt uud davon im Laufe der bulgarischen Krisis dir augenfälligsten Beweise gegeben uud zwar in dem Maße, daß weniger weitblickende Politiker dem Fluge seine» Geistes nichl zu folgen vermochten. Wir leugne» mehr, daß auch wir zu der Schaar der Kurzsichtigen gehörten. Wir haben nie zu begreifen vermocht, au» welchem Grunde Deutschland für die Schonung der Verräthcr ausgetreten ist, welche den Fürsten Alexander in der Nacht vom 20. zum 2t. August t886 im Schlafe überfielen, und es hal uns ebensall» bas Verständmß dafür gefehlt, aut welchem Grunde Fürst BiSmarck die Sendung de» General» Ernroth nach Bulgarien für möglich und der Unterstützung durch Deulschland fähig erachtet hal E« sinv gewiß trislige Gründe für beide Maßregeln vorbanden, unv wir achten diefelben um so mehr, al» sie von Oesterreich anerkamtt worden sind. Wir sind jedoch gespannt daraus, sie kennrn zu lerne», wo» bisher uns nicht brschieven war Völlig unverständlich ist e» angrsicht« Vieser Thalsachrn. wie Kaiser Alexander lll. trotzdem zu der Ueberzeugung gr> lange,, konnte, vaß er vom Fürsten Bismarck getänschl worden sei uno daß dieser Staatsmann seinen ganze» Einfluß eingesetzt bab«, um de» russischen Einfluß aus der Baikanhaibinsel zu vernichten. In dieser Beziehung stehen der Well noch inter rssante Enthüllungen bevor, wenn die Zeil gekommen sein wird, die gefälschten Aclenstücke zu veröffentlichen. Nach der Unterredung vom 18. November bat beim Zaren die lieber, zeugung wieder die Oberhand gewonnen, vaß Deutschland Bulgarien als außerhalb seiner Interessensphäre liegend erachtet und danach seine Haltung io der bulgarischen Frag« ein richtet unbeschadet de« Bündnisse mit Oetterrnch.Ungarn und Italien, welche beide die SeldststSnvigtrtt der Vaikanvölkrr al« Grundsatz ihrer Orienlpoittlk fesidallen. Für den U». eingeweihlen liegt in dieser Gegenüberstellung ei» unlösbarer Widerspruch, und doch muß ein Schlüssel vorhanden sein, welcher diesen scheinbaren Widerspruch löst denn sonst würde da« gute Einvernehmen, welches zwischen Deulschland. Oester reich und Jialien bestehl, nicht möglich sein. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, daß die französische Krisi» mit der Eiili'remdunq Rußland« von Deuttchlanv zu- sammenjällt und daß der Abgeordnete Euneo d'Ornano am Tage der Wiedereröffnung de» sran,ös>schen Parlament« seinen Antrag aus UntersuL ung de« Falles Cafsarel-Lunousin-Wlison stellte, aus welchem sich die PräsivenlichaslekrisiS unv der Rücktritt Grevp'S entwickelt hat. Die Fälschung der Schrift stücke ist der „Kölnischen Zeitung" zufolge orlean»nschen Ursprungs. Wie sie geichebcn ist und welcher Mittel sich die Urheber der Fälschung bedien« haben, um den Kaiser Alexander zu täuschen, muß die Zukunft lehren, rälhselhast aber dleibl e». daß bknapartistische Abgeordnete in die orleaai» stische Jrttrigue vcrflochlen werden konnten und daß die Republikaner so verblendet geivesea sein sollten, den gegen die Republik gerichteten Schlag nicht zu merken und durch ihre Haltung be» geplanten Zusammenbruch ver Republik zu fördern. Der Antrag Colsavr«, welcher bekanntlich al« Gegeuichlag gegen den Antrag Cuneo d'Ornano gemeint war und auch al« solcher seine Wirkung gethan habe« sollte, ist heute al« gänzlich verfehlt erkannt, denn vo» einer Untersuchung der Ungesetzlichkeiten unter dem Ministerin« Broglie-Kourtou ist heute nicht mehr die Rede. Der Mann, gegen welchen sich der Antrag Cuneo d'Ornano von Anfang richtete und der noch heute du« alleinige Ziel desselben ist, bleibt Wilson, »er Schwiegersohn Grevy'S, welcher die Hand habe geboten hat, um den Schwiegervater zu stürzen. Nun kommt aber al« Kern der neugeschaffenrn Lage die Frage zum Vorschein, ob denn Ler neue Präsident den Wünschen Derer entsprechen wird, welch« die Jntrigue ein» gefädelt haben, ob denn durch Beseitigung Grrvh'« wirklich die republikanische StaatSsorm in Frankreich erschüttert werden wird. Die Zahl der Candidatci, für den Präsidenten» stuhl schrumpft täglich mehr zusammen, gestern waren e« noch drei, heute sind eS nur noch zwei, denn Floquct scheidet nach den Erklärungen, welche er Ciemenceau gegenüber gegeben hat. an» der Zahl der Canbidaten au». Nach hen An deutungen. die in mehr oder weniger dunkler Fon» durch die Enthüllungen der letzten Woche gegeben worden ha», hetzt sich al» Inhalt aller Veranstaltungen heran«, daß die Orleaniste» e» darauf abgesehen hatten, Deulschland mit Rußland bi« zu dem Grade zu verfeinden, daß der Krieg zwischen beiden Mächten unvermeidlich würde, und daß gleichzeitig eine Wiederaufrichlung der Monarchie in Frankreich diese Macht für Rußland bündilißsähig machte. Als Anhängsel würde bann »och da» Abenteuer hiiizukomme», durch welche» Prinz Ferdinand von Coburg auf de» bulgarischen Fürstenthroa gesetzt wurde. Von allen Unbegreiflichkeiten ist die letztgenannte Thal» sache die unbegreiflichste, denn e» ist für den schlichten Men schenverstand unfaßbar, daß die Orleanislen einen der Ihrigen auf den Thron Bulgarien» bringen sollten in demselben Augenblicke, »n welchem sie eifrig bemühl sind, da» Bündniß Rußlank» für Frankreich »u gewinnen. Gros Kalnoky bat noch vor Kurzem im Lause der Deputalionssitzung die Er klärungen ver Grasen Andrassy und Apponyi, welche die Bestätigung de» Prinzen Ferdinand empfahlen, mit stillschwei gender Zustimmung entgegenacnommen. und jetzt sollte plötz lich klar geworden sein, daß er damit nur die Arbeit der Orleanisteii gethai» und dem Abschluß de» russisch frauwsischcn Bündnisse» in die Hände gearbeitet habe» sollte? DaS sind Zumulhungen an den politischen Laienvcrstand. sür welche es keine Brücke in da» Geb et der zünftigen Diplomaten und Politiker giebt. Solchen Widersprüchen gegenüber muß sich die Logik verschleiern und in der ihr zugewiesenen Einsamkeit der Aufklärungen harren, welche ihr a»S dem Kreise der Wissenden eine» Tage» erlheiit werben mögen. , Leipzig, 1. December 1887. - Der bevorstehende Besuch de» Prinzen Ludwig, ältesten Sohne» de» Prinzregenten von Bayern, am Berliner oslager ist ei» »euer BrweiS von dem sreinivschastlichen invernehiiien, welche» die Häuser HohenzoNcrn und WitleiSbach verbündet und auch in der herzlichen Thcil» nähme der bayerischen KvnigSsamilie an der Erkrankung de» Kronprinzen zum Au-druck gekommen ist. lieber die Auf nahme, welche Prinz Ludwig von Bayern aus der deutschen Flotte gesunden hat, ist. wie eS heißt, der hohe Herr noch linmer de» Lobe» voll. Wenn dagegen au da» Lenvciie» aus der Flotte seiner Zeit die Vermulbnng geknüpft wurde, Laß ein Sohn de» Prinzen Ludwig sich der Marine znzuwenden getenle. so trifsl La» jedenfalls bezüglich des ältesten Sohne» und künftigen Thronerben Prinz Ruprecht insofern nicht zu. al» dieser mit Leib und Seele Soldat ist und zur Zeit im Leib« Infanterie - Regiment mit größten, Elser seinen Dienst Ibut. Auch in anderer Beziebung berechtig dieser Sproß de» W lteltdacher HaiiseS zu ven schönsten Erwartungen, und wenn dermaleinst die Geschicke Bayern» seiner Leitung anver- lraul sein werben, wird er. wa» die Beziebungen zur deutsche» Kaiiersamilie anbelangt, zweifelsohne dem Beispiele seiner Vorfahren folgen. Gewiß werden die Verhältnisse der Völker und Nationen zu einander nicht ausschließlich durch die Fami- lienbezichuttgei, bestimmt, aber man darf doch be» Wcrlh de» Umstandes nicht unterschätzen, daß der junge Nachwuchs der Häuser Hohenzollern. WtttelSbach und Habsburg Lurch enge persönliche FrrunLschaslsbande verknüpft ist. * Au» San Remo. 26. November, wird der,Kölnischen Zeitung" geschrieben: Im Begraiatz zu den beunruhigenden, vielfach übcrlriebeaen Nachrichleu, dir vor ^nigen Wochen sich überholte» und »beistürzten, ist sowohl in drr Umgebung de« Kronprinzen, als auch unter der hiesigen deutschen Lolonie eine g wisse Beruhigung eingetreteo. »war nicht In dem Sinne, als ob an der lSSonigen und unheilbaren Natur der Krankheit irgend ein Zweifel obwalte» könnte, wohl ober insofern, al« keinerlei Anzeichen »ut oi» Nähe einer 1talastroph« tztn- deuten und das merlwürdig uu>e. die Aerzte >» Erstaunen setzende Allgemeinbefinden z« »er Hoffnung berechtig», d«r geliebte Fürst werde dem deutlchea Volke noch Jahre lang erhalten bleiben. Manche Leute, dl« den Kronprinzen bei seinen Spaziergängen und Spazieriabrten beobachtet haben, wollen gar nicht an die unheilbare Krankheit glauben und geben sich immer wieder
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