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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-10
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1887
- Autor
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Ersch»i«1 täglich früh S»/, Uhr. Nrdarti«» und Lrprdition Iohannesgaff» 8. Aprrchkuudru der Nrd«1i«u: Vormittag« 10— 1» Uhr. Nachmittag« ö—6 Uhr. -- - «anahme hrr für »ir »Schfts,!,«,»« «ammrr hefttmmte« Aaser «te a, v««euta,e» »t» 5 Utzr ««»mttta^, „e«»n- a»»-rttt«grn früh ht«'/,»Uhr. 3» drn Filialen siir 3ns.-Ännah«e: ktt« Rl««M,^Uiuvlii>uu»ftrai>c 1. jklhariarastr. 2S Part. u. König-Platz 7, u»r bi»'/,) Utzr. KiWMrIaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels und Geschäftsverkehr. Auflage IV.7S0. ^lioiiiiemenlsprets viertclj. 4' , ckNK >acl. Bnugerloda b Mt.. durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pi Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen <in Taqedlait-Formal gesalzii ohne Pvsldeiorderung M Mt. m»t Postbejorderung 70 Mt. Inlerate 6ge,'paltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schrillen laut uns. Prcisvcrzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hvherm Tarn. Ueciamen unter dem Redac ti onSstrich die «gespali. Zeile üOPi., vor denJa Milieu Nachrichten die Kgespaltene Zeile -10 Ps. Jnlerate sind sieiv- an die trrpcaitio» zu senden. — Radalt wird nicht gegeben. Zahlung praonilmonulilo oder durch Past- nachnahme. ^- 344. Tonnabend den 10. December 1887. 8l. Jahrgang. Zur geWigen Beachtim-. Unsere Expedition ist morgen Tonntag, den LI. Deeember, Vormittags nur bis Uhr zeöffnet. kxpvältlov Ses I-elprlser 'raxsdlLttvs. Amtlicher Theil. Vrkanütmchung. Unter Hinweis aus die Bestimmung in tz. 368.2 de« Keichtstrasgesetzbuch« wird den Grundstück-vesitzern de,. Garte», iahadern hiesiger Stadt bei Bermeidung einer Teldsirasr bi« ru ÜO oder entsprechender Hast hiermit aufgegebrn, ihre Baume, Sträucher. Hecken rc. von den Raupen de« Baumwei-ling- (^pari» Orntaegi). de« GvldaftrrS (l'orlbeei» Lkr^sorrbo«») und de« Schwan« msptnners (Oonsrin Oispar), deren Vertilgung ,n den Monate» Octofter btS nett Mikrz gll ersolgen hak, gehörig sauber» und die Schädlinge ^vertilge» zu lassen. Gleichzeitig geben wir nachstehend snd (-) eine kurze Be schreitung der liebe,>«weise und der zweckmäßigsten Art der ertilgung der angesiihrtrn Schmetterling«arten. i'eipzig, den 23 November 1887. Der Math der Stadt Leipzig. !)r. Georg». H«"ig. G vaumMettzliNG (äpan» 6r»t»«gi). Der Schmetiertiiig, welcher nur m einzeioeu Jahre» i» gefahr drohender «»zahl erscheint. lagt im Juli oder August seiue dir»* ISiinigea geibiichea lL« i» regelmäßig geformte» Häufchr» bi« ^o0 Stück uebeneinauder aus die Blätter der Pflaumen, Schlehe», Weißdorn. Iraubcnkirschro, Aepsel, Bnuen und Miöpeln. Tie Räupchen verlass«» die Eier im Herbst nad spinae» emiae küiicr zu einem kleineu seideiiglünzeoden Neste »usammr», »n velitiem sie gemeinsam überwintern. Im Frühjahr beginne» fie ihr peiilSrung-werk an Blatt und Blüthenkuo-pe» der Umgebung ihre« ! ste« Anfang Mai verlastea sie da« Nest und leben einzeln, bi« sich Ende Juni verpuppen. Zw -tinäßige Bertilgung«weise: Zerstören de« Reste« vom tctabrr bis April. Gal-astrr (kortboaia Ldrzraorrko«»). Der Falter» welcher im Juni oder Iuii erschein», legt dte Eier hl« sogenannter „kleiner Eierlchwamm" unter eiaer Decke seiner After- volle in langgestreckten Hausen meist an die Unterseite der Blätter von Ldstbäumea, Weißdorn, Birke. Eiche und anderem Laubholz. Im August „»schlüpft» de» Eiern die Rauschen, nähren sich von den nächsten blättern, die sie, de« Blatisleiiche« beraubend, skeleitiren, häuten sich iuin ersten Male und überwintern in einem großen, gemeinsamen, hliki, Gcjpinnste. Im Marz beginnen sie von Neuem den Fraß, reicher uni so verderblicher ist, als sic gesellig die Knospe» ongreise» «Iid bei eintretender Kälte wieder Schutz in dem verlassene» Winter- luarlier finben. An der Fraßstclle überziehen st« die Zweige mit siiiem lustigen Gewebe, welches sie verlassen, wenn die Knospen »er- jehrl sind und gegen eia srisches Gewebe an einer neuen Fraßftelle iertouicheii. Ende April zerstreuen sich die bi« dahin gesellig veiide» Raupen und verwandeln sich Anfang Juni i» ei»em losen Minist in eine kahle l-raunc Puppe. Zweckmäßige BrrtilguugSwcise: Sammeln und Vernichte» der Simernester im Herbst bis zum Sntzc März. Lchwammspiiinrr (Oeueri» Di,pur). Da« Weibchen dieser in beiden Geschlechtern sehr verschiedenen netterlinge legt seine Eier Ende August in großen rundlichen, der geldgrauen Aslerwoile sorgfältig bedeckten Hausen. sogenau»lea qroßen Lierschwä,innen", an Baumstämmen, Zäunen und Mauern lb. In diesen „Schwämmen" überwintern die Eier, um zeitig im iochslen Frühjahr die Räupche» zu ergeben. Die entschlüpften >»eu Raupchrn bleiben wahrend ihrer ersten Lebenslage aus diesen, Lvainni vereint sitzen. Diele Schwämme mit den daraus sitzenden singe, Räupche» nennt der Forstmann „Spiegel". Nach wenigen l«n verlassen die Räupche» den Spiegel und zerstreue» sich dann tt. Ihr« Nahrung suchen sie a» Obftbäumen und anderen Land- »lzarleu, auch au Berbenze». Rosen und Weiden, gehen selbst auf »vigewachse über und werden auch krautartigen Pflanzen verderblich. Die Raupe ist im Juni erwachten und verwandelt sich tu riae lchwarzbraune. mit gelben Haarbüscheln versehene Puppe, die Znli »der August den Schmeiterliug liefert. Zweckmäßige Bertilgungsweise: Zerdrücken der leicht kenntlichen ämm« rejp. Spiegel vom Lepiembrr dt« zum März. b»l! Die Herstellung von Rampe» mit befestigten Fahrbahnen r die Leipzig-Plagwitzer Verbindungsbahn vom Fuße brr Kaiserin Augustastraße in da« Streitholz soll an einen llnter- fthmer in Äccord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten ließe« in Mrer Tiefbau-Verwaltung, Ralbhau«. II. Etage Zimmer »r. II, au« und können daselbst eingesehr», resp. gegen *»lrichlung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Rampe« aa der Katserl« A»gustaftratze" kseheii edcndastibst und zwar bi« zum 17. l«»se«de« tzonat-, Nachmittag« 5 Uhr, eiuzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtlich« T», »bole abzulrhnen. Leipzig, den 3. December 1887. Der Rath der Stadt Letpzia. 1878. Vr. Georgi. Tichoriu«. deliamtmchmr. Du diesige >e>tpr»t«rste>e, mit welcher die Ste»ee^tzi,»«tzm« du verwaliuna der Ort«kra,ke»casse v«rb»nde» ist. »nrd «m tznnuir 1888 frei. Der JahreSgehalt beirägt einschließlich der E»tschidi,»»> für ßa« ocollire» in b-u GemeiideralhÜsitzuu^» ltz-0 di« »» 'de La.tw, 1000 ^ tznverder, welch» mst de» Staatssteuerwese» v»eir«»t si»b «iß wt eine vrt«kro»kr»«sse verwaltet Hube», wolle» ihr» Gesuch« > »»schriftliche, Ze»g,iss«, Pi« »»« »». Lere«»»r ». »»her Die von un« unterm t dies. Mon. au«qefchriebenen ch Boteastelle» sind besetzt und werden die unberück sichtigt gedlirdrurn Bewerber hierdurch aufgesordert, ihre Zeugnisse wieder abzuhole». Leipzig, am s. December 1887. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. D. Vrkanntmachung. Im Monat November a. e. ginge» de> dem Armcnamle ein: 7 39 Sammlung der Gesellschaft ..Almenrausch" beim ElistuiigSseste am 22. October ». o. 1 » — » Geschenk von D. Sk. 1 , — - von Herrn Nauchwaarenhändler A. überwiesene Zeugengebühr b. d. königl. Amtsgericht hier. lX> « — « von der 9. Grs. übrrwiesene Convenlionalstrase von Ed. B. 1 » 80 » von Herrn Schuhmacher B überwiesene«, vom Droschkenkutscher Br. zu viel erhobene« Fahr geld durch da« Polizeiamt hier. l2 - — - von Adolf St. hier i. S Th. Sch. /. F. B. 2 « — » Tllhne i. S. A. 9. '/. E. K. , durch Herrn 2 » — « « - - F H. /. G H r Frieben«r>chtrr 2--. - - - E.K . -/- L -H j t » — » - » » 82. /. H. 3 » — « » - « G. 7. W. S - - - - - - P /. B. 2 . — . - - . M. '/- M 5 » — - - » - 9- R. lL - — - . - - M. /. M 1 « bO « Geschenk von K. r. S. st. '/- St. St. L « — - Sühne in S. H. S. Sichert. durch Herrn Frieden-iichter Freher. '/. S L- durch Herrn Friedensrichter 9auck «eu. 1 » — » » » » M. /. Anna Gr. durch da« G«- werbescbiedSgrriqt hier. 167 69 Summa, worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, den 2. Deren, ber l887 Der Rath der Stadt Leipzig. sArmeaamt 4 L u 0 w»q - W 0' Seid.' Der au- Hohenleuben gebürtige Handarbeiter Earl Aranz Kessinaer ist zur Fürsorge für seine der hiesigen Armenpflege anheim- gesallene Familie anzuhaiten. 9m DortommenSsalle bittet man denselben mittelstZwaiigS- paffe« anher zu weisen. Leipzig, am 7. December 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arrneuanit). L. «. Vll. 3l90/t9S3 Ludwig.Wols. Feiler. «» S Deremb« 1887. Nichtamtlicher Theil. Jur Gesammtlage. An eine gespannte Lage sind wir seil langer Zeit gewöhn!, aber zu gleicher Höhe wir heute ist b,e Spannung noL kaum gediehen seit Beendigung de« deutsch-sranzösischen Krieges. Der Ernst der Gegenwart findet seinen Au-cruck zunächst 1» ber militairischen Conserenz, welche am Donner«tag in Wie» unter Borsitz de« Kaiser« Franz 9oseph stattgesunden hat. An derselben nahmen Tbcil Erzherzog Blbrecht, Gras stalnoky, der ReichSkricg«minister Gras Bylandt-Rhetivt, der Ches des Genrralstabc« Beck, sowie mehrere Stabsossicicre. Ter Zweck der Berathung ist bekannt, es handelte sich uni Maßregel» zur Ausgleichung der russischen Trilppcnanjon.nilui,ge» an der aalizischrn Grenz«. 9>n Zusammenhang mit diesem folgen schweren Schritt steht eine ersichllich von amtlicher Seite ver. anlaßte Veröffentlichung de« .Pestcr Lloyd", welche mit de», Ausspruch beginnt, daß seit dem Besuche Kaiser Alexander'« i» Berlin keine Wandlung in der nachgerade unhallbar gewordene» Lage ringetreten sei und da« al« eine Gefahr bezeichnet. Der .Llcyb" fährt dann fort: „Nach den, Sckritt de« Fürste» BiSmarck kann man nicht niehr an drn bester unterrichteie» Kaiser appelliren; r» drängt sich daher die Frage aus, ob die verbündeten Mächte sich resignirl barein ergeben, daß Ruß land zum Zweck de« Angriff« sich die möglichen politische» und militairischen Bürgschaften sichert, oder ob e« nicht ge- boten ist, die Dinge zur Entscheidung zu bringen und Rußland zur Zurücknahme Ver unzweiseihaft kriegerischen Maßregeln zu bewegen." Da« ist eine Sprache, deren Ernst keiner be sondere» Auseinandersetzung bedarf; sie enthält die klare Aus sorberung an Deutschland, 9lalien »nd England, sich mit Oesterreich zu einen, gemeinsamen diplomatischen Schritt zu verbinden, durch welchen Rußland genölhigt werden soll, seine Truppen an der Grenze aus da« gewöhnliche Maß zurück- »»führen. WaS die russischen Blätter von Futtermangel fabeln, welcher die Eavallerie zum Wechsel der Garnisonen uölhige, ist zu einfältig, als daß eS der Widerlegung bedürfte; die russischen Praktiken sind zu bekannt, al« daß sie irgendwo nicht durchschaut werden sollten. Rußland hat seine Vor kehrungen von jeher so getroffen, daß c« durch die Ereignisse nicht überrascht werden kann, wohl aber umgekehrt in der Weise, daß e« gegen allen völkerrechtlichen Brauch plötzlich und uuerwartet zum Angriff übergehen konnte. Der Appell de« „Pester Lloyd" an die verbündeten Mächte muß aber deshalb auffallen, weil eine so wichtige diplomatische Actica, wie sie hier in Aussicht gestellt ist. nickt durch die 9nitiative einer Zeitung berbeigesührt zu werden pflegt. Wenn die österreichisch-ungarische Reichsregierung die Maß- regeln Rußland« an der Grenze für so ernst erachtet, wie die« au» ihren Gegenschritten hervorgrhl, so giebt e« andere Mittel und Wege, um eine gemeinsame Ackion der Ver- kündete« herbeizuführen al« halbamtliche Zeitung-stiinmen. Denn ei» derartiger Artikel «scheint, wie ber hier seine», 9»halt «ach Ik>iz>rte Artikel de« „Pester Lloyd", bann m»ß di« diplomatische Aktion bereit« im Zuge sein, den A«sgangsp«nct wichtiger und entscheidender Schritte von drei oder vier Großmächte« kann er nicht bilden. Mit Rücksicht auf diese Sachlage ist anzunehmen, daß bereit« etwa» geschehen ist, «m Rußland den Ernst der Lage aus diplo matischem Wege »um B-wußlsein zu bringen und daß die »veitsehend« Politik de« Fürsten Bi«marck schon alle« Da«, »a« der „Pester Lloyd" sür «othweudig erkannt hat, weit Überflügelt bat. Au« den gestern an dieser Stelle hervorgehodene» Andeutungen der „Post" ist zu enlnebmcn, daß man in Berlin die Entwickelung der Dinge, welch« sich an der galizischen Grenze vorberelten. mit gespannter Aus- inerksanikeit verfolgt. Wenn in der deutschen Reichsbaupl« stabt die Lage vieÜcicht kühler betrachtet wird al« i» Wien, wenn Kundgebungen, wie sie ein unter dem Borsitz de« Kaiser« abgehaltener Krieg-ralh darstellt, nickt geschehen sind und vor läufig nicht geschehen, so ist varau« dock keineswegs zu ent nehmen. daß man in Berlin die Lage weniger ernst aussaßl al« in Wirr» Der Gedanke liegt sehr nahe, daß der Sache de« Frieden« bester gedient sein könnte, wenn die Vor bereitungen zur Abwehr eine« geplanten russischen Angriff» mit größerer Stille betrieben würden. Rußland« Botschafter in Wien würde auch bei Beobachtung einer weniger in die Bugen springenden Form der Beunruhigung, welche man in Wien a»gesicht« der russischen Rüstungen empfindet, in der Lage gewesen sein, nach Et. Peter«burg über den Eindruck, welchen dieselben hervorgebracbl haben, zu berichlen, wenn die Bordereilung von Gegrnmaßregrln in geräuschloserer Form getroffen worben wäre. Augenscheinlich wünscht und bofft man in Wien durch di« gewählte Aussehen erregende Fori» ver Abwehr, den Krieg zu vermeiden. Au« einer Reibe von Privalmeldungen. welche heute au« Pari- und London dorliegen. ist zu entnehmen, daß Rußland nickt blo« an ber galizischen Grenze thälig ist, sonder» daß es auch in Frankreich die Beihällnisie zu seine» Gunsten aut- zuiiutzen bestrebt ist. Die Organe ver Monarchisten stellen die Sache so bar. al» ob die Präsidentschaft Earnoi'« nur eine UedergangSstufe darstelle und daß er bereit« die Unmöglich keit, am stkuber zu bleiben, einqesehen habe. Diese Glimmen stellen die Ucbertragung zur dadineltbiltung a» Godlet al« einen unverzeihlichen Mißgriff dar und schließe» daran«, daß Carnot der Lage nicht gewachsen sei. E« ist aber unzmeisel» dast, daß sich in diesen Stimmen nur da» Mißvergnügen darüber kundgiebt, daß r« den Anhängern der Monarchie in Frankreich nicht gelungen ist, die PräsidenlschastSkrisiS zur Wiederherstellung Ver monarchischenStaatSsorm zu verwerthe». Und wenn von radikaler oder intransigenter Seile Tadel gegen Carnok laut wird, so ist er in dem Sinne zu deuten, baß der neue Präsident diesen Leuten zu gemäßigt in und lbnen nicht V«e Aussicht gewährt, die Herrschaft in Frankreich a»- ' <»»' *». Daß d'e Eabinel-dilbung unter drn gegenwärtigen ^msiä.den schwierig ist, läßt sich nicht leugne», »veil Carnet die Aufgabe hat, ein Ministerium nicht sür 4 Wochen oder sür 6 Monate, sonderu sür die Dauer zu ernennen. Wie hochgespannt die Loge ist, darüber giebt ein Privat telegramm der .Post" au« London sehr bezeichnende» Ausschluß. Dasselbe lautet: „Die diplomatische» Kreise der legen den Schwerpunkt der Krisi« nach Pari«, kort ist Ruß lands Einfluß sehr thälig. Wiener osficiöse Meldungen de- stätigen vaS. ES wird ein Gewallstreich in Bulgarien er wartet. Der Geldmarkt ist alarmirl." Solche Telegramme pflegen nur in Zeilen der höchsten Beunruhigung abgesandt und ausgenommen zu werben. Es wäre ganz verfehlt, diese Meldung durch die Absicht zu erklären, einen Druck aus den deutsche» Reichstag zum Zweck der Bewilligung von For- terungeii de« BundeSralbs auSzuübrn. Solche Forderungen liegen nicht vor; die anderwcile Organisation der Landwehr und de- LanbsiurmS erheischt nur die Ausgabe einer ver schwindend kleinen Summe. Darum macht man also nickt solche Anstrengungen. Nein. cS ist leider unzweiselhast, daß ber europäische Frieden gegenwärtig in großer Gefahr schwebt, aber anderntheilS befindet sich die Leitung der internationalen Angelegenheiten in bewährten Händen. Fürst BiSmarck hat manche schwere Krisis glücklich beschworen, wir hoffen mit Be- slimmtheit, daß e« ihm auch dieses Mal gelingen wird, den Frieden zu erhalten. * * Die „Nalionalliberale Corrcspondenz" bemerkt zur europäischen Lage: Es ist in diese» Togen ein Jahr her, daß da« Militairgesetz im Reich-iag und ln dessen Lonimisiion zur Berathung stand und der Versuch der Reichttagsniebrheit, di» Nolhlage de- Baterlandc« zu einer parlamenlariichen Machieiweiterung auszunutzen, die Naüon i» jene mLchtige Erregung zu setzen begann, welche nachher in de» Rkichstaqswahlen vom 31. Februar so bedeutungsvoll zuin Ausdruck kam. Seilbem Ist, Dank der günstigere» Zusammensetzung des Reichsiag«, dos Militairgesetz zu Stand« gekommen, es sind sür Ausrüstung der Truppen, strategische Bahnen. Festungsbaule» und bergt, gewaltige Lredite dewilligt worden, et« neues Land- wehr- und Landsturmgesetz, welche« dle mil,tair,sche verwendbar- keil und die Zahl dieser Truppen steigern wird, ist sür die nächste Zeit im Reichstag angekündtgt. Mit dielen Maßregeln wird unsere Kriegtbrreiischast aus eine Höbe gebracht, die als eine kaum »ichr zu üdcrtrestende bezeichnet werden muß. Wir können olle» Rechseisällen de- Schicksal« mit dem Bewußtsein entgegensehe», zur Abwehr auch der gewaltigsten Kriegsgefahren Alle« getban zu haben, was in unseren Kräften fteht. Zugleich hat sich der alle Bund der drei mitteleuropäiichen Mächte zu gemeinsamer Abwehr feindlicher Angriffe in jüngster Zeit in einer Weis» befestigt, daß man die Zuversicht habe» kann, er werde allen Gefahren gegenüber Stand halten und sich bewähren. Der politische Horizont ist trotzdem gerade jetzt keinesweq« besonder« freundlich. Aber wir haben freilich seit Jahr und Tag so viele Wolken ausziehen und sich ,nieder verflüchtigen sehen, daß sich Europa nachgerade an diesen Zustand einer beständigen Kriegsgefahr zu gewöhnen beginn! und seine Ruhe auch brauenden Anzeichen gegenüber bewahrt Dar JahreSirist war die «riegsgesahr jedensoll« größer und näher als sie heule ist und trotzdem ist sie wieder vorübergegaaqen. Es würde unter den heutigen Verhältnisse» nur eines ehrlichen und offenen Worte- von Seiten Rußland« bedürfen, um die europäisch« Lage aus lange Zeit hinaus auszuhelle«. Keine Macht bedroht diese« Reich oder seine b.-- rechiigien Interessen, wohl oder ist Rußland mit der beständige» Rückwirkung seiner zweideutigen Haltung aus die Revanchehoffnungen Fraakreichs dermalen zum hervorragendsten Facior der europäischen Beunruhigung und Krieg«gesahr geworden, und seine wichtigsten Interessen würden doch so sehr eine Politik de« Frieden« uud der Rnhe erfordern. Ei» kriegerischer Lonslict iu Europa müßte sich heule zu einem Weltkamps »au beispielloser Ausdehuung gestalten. Ob irgend «ine Macht dies« uugehour» Berautwortung aus sich nebmen mag, wird man ungeachtet aller Leichtfertigkeit, mit der de- unseren Nachbarn in der Leidenschaft mitunter die solaenschwcrstcn Entschlüsse gesoßt werdrn, doch bezweifeln dürfe». 3» »»lerer elgeneu gewaltigen mtlitairische» Rüstung und ln dem vündniß der drel Mitielmacht besitzen wir eiue vürgscha t de« Friede»«, die wohl noch manche Gefahren abwenden wird. Die .Kölnische Zeitung" bringt noch die solqrnde anscheinend inspirirte Eorrrspondcnz zur Lage au« Berlin. Die europäische Loa« dal sich ia de» letzten Tagen an sich nicht geändert; doch ist dt« Unsicherheit derselben auch noch außen erkennbarer geword«, »tz somit zu« allgemriue, Bewußtsein ,e- kommen insolgc der in Wien eingelreieaen Erkenntlich, daß die Noidwendigkeii Militairischer vorsi-tlsinaßreqeln an der Grenze gegenüber den fortgesetzten Aniaminiuiigen russischer Truppen ror- liegl. Daß man cs hier ledigli« mit militairischen Varsich,s- Maßnahmen zu tdun hat. die den politischen Verhandlungen und Berständigungsversuche» keineswegs irgendwelche H ndernissc oüer Hemmnisse enlgegeustellei!, sei ausdrücklich beioui. Vielleicht wird auch Rußland eher geneigt sein, in der bulgarische» Frage diplo matische Schrille z» unternehmen, wenn es sieht, das, Lester- reich durch keine »och lo stinken Drohungen von seinen, Einfluß i»i Orient zu Gunsten des au-ichließlich russtiche» abdanke» werde. Dar,» lieg, zur Stunde noch iniiner baS eigentlich Bedrohliche der Lage, daß Rußland sich süe betrogen und geläutet», unzusriede» und in eine unerträgliche Lage >m Orient gebracht erklärt, oline zu lagen, was es denn eigentlich will. Bis zur Stunde Hai Rußland »och leine Forderungen nickii ausgestellt. Bulgarien ist »n Berliner Bei trag zu einem türkischen Lrhnsstaai gemacht worden, in, Ueorigen unter den gute» Wille» aller Mächte gestellt worden. Trotzdem haben diese Mächte gern anerkannt, daß man d>m Kaiser von Rußland, dein da- Land in erster Linie seine selbstständige Gestattung verba,iku , einen besonderen Einfluß aus die Leiluug der Geschicke des junge» LlaaicS eiiiiäiimen könne und solle. Und so viel wir wisse», ist eS auch nach dem Ableben des Zar-Besreiers von den Bulgare» wie von de» Mächle» gehalten worbea. Eine russische „Dependenz" kann ireilich da- Land nicht werden, das würde den Berliner Vertrag geradezu ins Gesicht schlagen und Oesterreich« Interesse» lödilich verletze». Wenn also Rußland Vorschläge mach,, die sich innerhalb des Berliner Vertrages halten, so dars eS der wohlmetneiide» Unterstützung jeder Macht aewiß sein; solange es aber nicht mit der Sprache hcrailskomi»: und nur Truppen vorschicbi. wird die Lage nicht besser und muß besürchlel werden, daß es Zustände anstrebt, die mit den gellenden Verträgen nicht veretubarlich sind. Und unter solchen Umständen muß Oesterreich sich eben gleichfalls milltalrisch vorsehe». Eine besondere B-achlung verdienen die Heuligen Auslassungen einiger sranzösischen Blätter, die ersichtlich aus russische Quellen und zum Theil aus die erklärte Krieg-Partei zurückiveise». So niutbet die „Liberi«" dem Fürsten Bismarck zu, er solle Oesterreich und Italien verbiete», den Fürsten Ferdinand zu unlerstützen. Was hätte wohl Rußland und was hätte Zar Alexander III gesagt, wenn Fürst Bismarck vor Jahr und Tag verboien hätte, den Fürsten Alexander Battenberg abzusctze»? Die „LibertS" »ersteigt sich in ihren wettern Auslastungen zu folgenden Sätzen: „Ls ist höchst sonderbar, daß vo i dem Dreibunde, der angeblich zum Zweck hat, den Frieden zu beschützen, die Herau-sorderungen zum Kriege ansgehe». Denn man würde die Rollen verwechseln, w nn man Rußland sür die gegen wärtige unsichere Lage verantwortlich mache» wollte. Rußland ist in der Lage der legitimen Sclvstveriheidiauna. W>r glauben di- aus Weiteres an die sriedseritgen Gesinnungen Deutlch- lauds und betrachten deshalb auch die Lage durchaus nicht als fo drohend, wie die Berliner und Wnuer Blätter sie ousgebev Ruß land will jedenfalls keinen Zusammenstoß verursache», aber Jeder muß da- Seine zur BerlMung eines solchen beitragen, und Deutsch land sollte Oesterreich und Jialie» zur Vernunft bringen." Oester reich und Italien haben bis jetzt nicht im Mindesten etwas Nn- veriiüiisliges geihan, und wer eS sein soll, der Rußland ln dir Noidwendigkeii gebracht haben soll, sich zur legitimen Selbst- vertheidigung anzuichickeu, ist unerfindlich. Hat etwa Ferdinand von Bulgarien de» Krieg an Rußland erklärt oder gedenkt er es wenigstens demnächst zu tbun? An anderer Stelle des Pariser Blattes werde» die russische» Truppenvorschiebungea mit der Nvihwendigkcil der leichtere» Verpflegung begründet und wird bchoupiet, daß sie ganz unschuldiger Natur seien. Die gegenlheilige Behauptung beleidige die Aufrichtig- keit des Zaren in seinen Beziehungen zum Kaiser Franz Joseph. Man sieht, auch hier spielt Rußland die Rolle des Wolle-, dem da- unterhalb stehende Schäfte», den Bach getrilbl habe» soll. Noch bezeichnender als die Haltung der „Liberlö" ist die cittgegen- gesetzle der „Ri-publique Fran^aisc", die behauplet, Bisniarck wolle Oesterreich unicr alle» Umständen zur Nachgiebigkeit gegenüber Ruß land bringen, was in Oesterreich allgemein sür eine Schmach em- piunden w-rde. Darum wäre cS bester sür Oesterreich, >>ch emsach mit Rußland zu verständigen. Der Zweck dieser Ausstreuung ist natürlich, Oesterreich inißirauisch gegen Deuischland zu mache», i», Fernern duich unsruchlbare Verhandlungen »och etwas Zeit zu ge winne». Tie Oesterrcichcr werde» sich indeß nichl ferner lauschen lassen, vielmehr, ohne l>ch für eine beftiinntte Perle» iu Bulgarien z» erhitzen, aus die Wahrung ihrer Jnleress-n nach jeder Richtung hin bedacht sein. DaS wird man auch 1» Rußland bald erkenne». Vielleicht trägt grade die jetzige, nach außen hervorireicndc Ber- ichärsung der Lage zur Anbahnung einer Verständigung mehr ber als die bisherige Verschleierung der eigenlliche» Gcsahr und der gegenseiligen Absichten. * 9» der schon auS Wien berichteten mehrstündige» Bc- rathuiig der M r lit air-C0nsercnz unter dein Vorsitze tcS Kaisers wurde beschlossen, zunächst von der Einberufung der Delegationen abzusehc» und keine uniiultelbaren niilitairischen Maßregeln zu trcsfe», da i» den letzten Tagen ruisischerseit« gleichfalls »ich'S geschehen ist. Gleichzeitig wurde, wie die ,Fra»ksnrtcr Zeitung" berichtet, eine Reibe von Defensiv- maßregeln in allen Einzelheiten sestgeslellt, die sofort i»S Werk gesetzt iverkcn sollen, sobald neue russische Truppe»- anbäiisnnge» ersolgen. Eine Fortsetzung der inilita>r>sche>i Beralhiliig ist nickt in Aussicht genommen. Hobe Mililair- trcise versichern, daß bisher öiterreichischerscits nichts ver säumt worden sei. so daß der gegenwärtige Stand der Dinge keuieSwrgS so bedrohlich sei, wie einzelne Organe ihn dar- sielle». Tie Clunniuiig ist ohne jegliche Erregung, aber voll Entschlossenheit, den etwa »vthig werdenden BerlheidigungS- kamps auszunchmen. Lripzist, 10. Dccembcr 1887. * Nach Allem, was Uber die neue Militairvorlage, welche in einiqen Tage» dem Reichstage zngehen wird, verlautet, besteht der Kern derselben „eben einer ger ngc» Berlängerung der UebungSzeit der Eisatzreserven vor Allen, darin, durch Eonlrole der gediente», jetzt tandslurnipftichtigeii Mannschaslcn und durch die Vorbereitung ihrer Organisation und ihrer Ausrüstung im Frieden sür den Kriegsfall eie un veriügliche Funclion der betreffenden Truppcntbeile sicher zu stellen. Diese Neusormationen würde» den gelammten Be satzung-- und Etappendienst im 9»nern übern, bmen, so daß die gesammle Landwehr zur unmittelbaren Verwendung an den bedrohten Grenzen, sei e» als Besatzung der dortigen Wafsenplähe. sei eS al« Reserveseldtruftpe». verfügbar wird. Um sür den äußersten Noihsall »och Landsturm aitsdiclcii zu können, soll die Lanbsturmpflicht um mehrere 9ahre Ver längert werdrn. * Die kaiserliche Marineleitung beabsichtigt, die ganze Schlachtslotte im Lause der nächst?» zwei 9ahre mit Torpedo-Schutzvorrichlungen zu versehen. Diese Neuerung war in der beukschen Marine biSber nur ver'uch«- weise eingesübrt. und batte man mir derselben längere Zeit ungenügende Erfolge erzielt Erst in diesem 9ahre haben vielfältige Prüsungen und Erprobungen der Apparate, zuerst >>» Mai a>» Bord de« Panzerschiffe- „Kaiser" und später bei den Geschwaderübungen, zu rndgiUigrm Urlhell über di«
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