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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-16
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1887
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Krdulion und Lrprdition Johaune-gasse 8. 2prechkun-rn drr Nrdartion: BormittagS 10—18 Uhr. Nachmittags 5—S Uhr. Mr tt« Ittick,.»« «ii>,»t»nd»kr Viinuscrtvtk m»chr i »c«i»» ! " d» «»»»c, ! aichl «rbindli». eiWger und Tageblatt A»»«tz»r »er für »te nächfts«l,e«de Rn««er defti««ten Inserate an Wachentaqen »t» 3 lltzr Rach»ttta»«. anTann- unv Kefttage« früh »ta'/.v Utzr. 3» den /Malen für 3nf.-Ännah«e: Ott« Klt««, Uuiversstätsstraße 1. «ant» Lösche. Kathariarastr. 23 Part. », KönlgSplatz 7, nnr bis '/,S Utzr. 1 ^ ' Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 350. Freitag den 16. December 1887. Amtlicher The». MmNtlMthMtg. Vei der am heutigen Tage erfolgten planmäßigen 4s«S- l»«s»ag Leipziger Stadtschaldschet«« sind gezogen worden . vo» der Nnlelbe de» Jahre» I8SS (Theater Aalethe) je SV« Mart Nr. 236 305 737 8S7 1074 1132 1146 1179 1302 1483 1522 1633 1702 1783 1881 1945 1957 2137 2184 2223 2320 2349 2363 2411 2451 2531 2541 2613 2639 2750 2809 2817 3046 3119 3259 3587 3619 3918 je LS« Mart Nr. 4109 X 4109 v 4126 ^ 4126 v, »an der Anleihe de» Jahre» 187« je S««« Mark Nr. 217 278. I- IVU« Mark Nr. 88 194 369 590 1472 1631 1644, je s«0 Mark Nr. 294 481 583 664 872 874 881 1182 1431 1635 1999 2064 2239 3707 3824 3934 4580 4741 4839 4888 5695 5761 6175 6326 6458 6833 7040 7425 7734 7804, je IO« Mark Nr. 444 687 870 1145 1314 1662 1672 2009 2027 2l40 2557 2697 3058 3362 3406 3421 4035 4190 4545 4825 4845 4950 4976 5192 5511 6124 6359 6611 6677 6860 6873 7621 7772 7795 8368 8715 8852. Der Nominalbetrag dieser Schuldscheine gelangt gegen Rückgabe derselben nebst den dazu gehörenden Zinsleisten und Zinsscheincn vo« 8«. Juni 1888 ab, mit welchem Tage die Verzinsung der Eapitale aufhört, bei unserer Stadtcaste zur Auszahlung. Hiernächst werden die Inhaber der bereit» früher auSgeloosten Schuldscheine der Anleihe deS Jahre» L8S« zu 8«v Mark Ser. 57 Nr. 854. der Anleihe de» Jahre» 183« je «a« Mark Nr. 612 715 1367 1920 2842 4603 4608 5071 5075 5181 5771 8372 8950 9001 10130 10804. der Anleihe de» Jahre» I8V4 je »«« Jyark Nr. 13357 14491 15109 16263 16596 16845 17096 18306 18877 19634 19841 20847 21991, der Anleihe de» Jahre» I8«S (Theater-Anleihe) je 300 Mark Nr. 461 507 2257. je IS« Mark Nr. 4106^ 4108 L. der Anleihe de» Jahre» I8«8 zu 300 Mark Nr. 2857. der Anleihe de» Jahre» 187« zu S«« Mark Nr. 846. je 1«« Mark Nr. 69 230 306 1460 3352 8254 8539 wiederholt ausgesordert, den Betrag dieser seit ihrem Rückzaklniigötermine von der Verzinsung anS- geschlofsencn Schuldscheine zu erbebe». Weaen der Leipziger Slavtschnldscbeine der Anleihe de» Jahre» I8SV Nr. 1067 1305 1628 1725 175l 1863 2182 242l 3036 3192 3193 7962 8112 8196 9574 9968 10080 über je 300 Mark, der Anleihe de» Jahre» I8«4l Nr. 13280 14757 14994 14995 15663 15695 >6578 >6579 20467 22459 über je 300 Mark und der Anleihe de» Jadre» 1808 Nr. 1040 1897 3584 über je 300 Mark ist das Alflgebolsversabren ziin, Zwecke der Krastloserklärung derselben beim Königlichen Amtsgericht Leipzig anhängig. Von den nach der Bekanntmachung vom 14. Juni'1884 für 81. Dercmber 1881 gekündigten Scheine» der l'/r "o Leipziger Stadtanleihe de» Jahre» 18«8 sind noch nicht zur Einlösung gelangt: Nr. 2l3 214 216 217 218 219 220 221 222 223 22t 225 226 227 576 974 1040 1047 1051 1591 1897 2696 2812 2843 2855 2856 2858 3126 3164 3208 3209 3584 375« 3757 3758 3922 3923 3926 3927 3928 395« 4125 4539 4621 4622 4624 4626 4627 4628 4629 4630 4632 4633 4634 4635 4636 4637 4638 4639 4640 5155 5264 5265 5266 5267 5268 5269 5270 5271 5272 5273 5479 je 300 Mark. Wir wiederholen unsere schon früher erlassene Aussorderung zur Abhebung der betreffenden Capitalbcträge, da eine weitere Verzinsung derselben über den 31. December 1884 hinaus nicht stattssndet. Der noch nicht getilgte und nicht convertirte Betrag der 4°/o Leipziger Stadtanleihen von den Jahren 18S«, I8S<» «nd 1804 ist nach den Bekanntmachungen vom l l. Juni und 13. Oktober 1887 sür 81. December 1887 gekündigt und findet eine weitere Verzinsung über diesen Zeitpunkt binauS nicht statt. Leipzig, den 29. November 1887. Der Nath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Schulze. Ausschreibung. Die zu dem Umbau im LeihhauSgebä'ude erforder lichen Srblofferarbeiten unv Herstellungen von Gas leitungen sollen vergeben werden. Bedingungen und Unterlagen hierzu können im Bauamte, Hochbauverwaltung. Nalbhau», II. Obergeschoß, gegen Er legung von 30 ^ entnommen werden. ' . Die Angebote sind versiegelt mit der Aufschrift „Schlosser- arbeiten im Leihhausgebäude", bez. „Gasleitun gen im LeihhauSgebäude" bis zum 27. December b. I. Abend« 5 »hr an obenbezeichneter Stelle einzureichen. Drr Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern »der die Ablehnung säninillicher Angebote vor. Leipzig, den 12. December 1887. Id 4829. De» Raths der Stadt Leipzig Baudeputation. Bekanntmachung. L««»atenl>. »r» 17. lerrmtzer. vormitta»« 1» Utzr solle» abgängig gewordene Baumaterialien «nd zwar: 1350 «tüch Maoersteine «ab 40 Meter Bauholz »ater den vor dem Termin bekannt zu gebeuden Bedingungen gegen sofortig» Baarzabiang meistbietend derftergert »erden. Leipzig, 15. December 1887. «aiserliche» Vostantt S lam Bäuerliche» Bahnhof). Hönel. Vrihnachts-Viickcrcivcrkehr. Währen» der Zelt »»« !v. »iS einschlteszltch SI.Decemtzer tritt sür Werttz- und L'ueltetaeoclnokcn dir Lchlutzzei» »et den Postanktalten in Leipzig eine Stunde vor »er für gewöhnlich «IS Schlug der Viulteseruag für die Abscnöniigs- getegrnheiten sestgesrtztc» Zeit ein Es wird ersucht, hierauf bei ikniliesening »er Seudmige» zur Post währen» »er oordrzeichnekrn Tage ange«essene Rücksicht zu nehme». Leipzig, 14. Drcember 1887 Der «aiserlichr Vber-Postdirretar. Walter. Bekanntmachung, da» Haufiren der Kinder zur Weihnachtszeit betr. In den letzten Wochen vor Weihnächte» pflegt baS Han- slre» der Kinder und insbesondere da« Hetlhalten der selben mir Bilderbogen, Ztehpuvpen und anderem Kinderspielzeng IN größerem Umfange stattzufinden. In den letzten Jahren ist dasselbe jedoch in einer fernerhin nicht zu duldenden Weise auSgeartet, insofern die betreffenden Kinder gerade in den derkrkrsreichsten Straßen ans TrottoirS und Fahrwegen in großer Anzahl sich aufgestellt und nicht nur dadurch den Verkehr erheblich gehemmt, sondern auch die Straßenpassante» durch lautes Anrufen und Anpreisen ihrer Maaren belästigt haben. Wir machen daher daraus aufmerksam, daß ein solche« Gebahren nach dem unten abgcdruckten H 117, verbunden mit tz. 158 deS Straßeii-Polizei-RegulalwS sür die Stadt Leipzig, verboten und strafbar ist (Geldstrafe bis zu ü« oder Haft bis zu 14 Tagen) und daß »ach 8- 159 des selben Regulativs auch oic Vtter» und Erzieher solcher Kinder sich der Bestrafung aussetzen, wenn st- vaS Gebühren derselben wissentlich dulden oder eS Unterlasten, sie von Be gehung der fraglichen Zuwiderhandlung abzuhalten. Wir haben unsere AufsichlSorqane angewiesen, dem ge rügten Unfug mit Nachdruck zu steuern, und behufs Durch führung dieser Maßregel angeordnct, daß denjenigen Kindern, welche in der geschilderten Weise einer Verkehrsstörung oder Belästigung des PublicumS sich schuldig mache», die zum Ver kaufe angebotenei, Waarea vorläufig abzunchme» und zu weiterer Verfügung eliizuiiesern sind. Gleichzeitig bringen wir die ebenfalls unten abgedruckte Bestimmung in tz. 122 des Straßen-Polizei-NegulativS. da« Haufiren der Schulkinder betreffend, in Erinnerung. - Leipzig, am l4 December 1887. Der Rath und da» Polizei Amt der Stadt Leipzig. Or. Gcorgi. Brelschneiver. Hennig. tz. 117. Hausirern und Händlern, welchen BerkansSstände nicht ausdrücklich angewiesen sind, ist e- iinterfagt, aus den Straßen mit Waaren sich auszustcllcn, und zwar auch dann, wenn sie die letzteren nicht ans Stände» seilbiete», sondern in Kästen, Körben, Wagen oder sonst bei sich führen. Dem Ausstellen aus der Straße ist cs gleich zu achten, wenn Hausirer und Händler, m» baS Verbot zu umgehen, in der Nähe deS Marktes oder in de» Straßen, in denen der Markt- oder Meßvcrkchr sich vorzugsweise bewegt, mit ihren Waaren langsai» bin- und hergehcn. tz. 122. Das Feilbieten von Gegenständen aller Art durch Schulkinder in öffentlichen Wirlhschafken ist verboten. Die Wirtbe sind verpflichtet, Schulkinder, welche dem zuwiverbanveln, sofort auS ihren Wirtschaften wegzuweiscn. Butzliolzauction. Mittwoch, den 38. December a. sollen von Vor mittags 9 lldr an ans dem diesjährige,, Miltelwaldfchlage in Abth. 18. im sogenannten Leutzscher Holze, dicht an der großen Eiche im Forstreviere Burgau 99 Eichen-, 20 Buchen-, 121 Rüstern-, 88 Eschen-, 20 Ahorn-, Nutzklötze, 34 Linden-, 11 Masholder-, 76 Ellern- und 1 Apfelbaum- sowie 5 Stück Kahnknie und 124 - Schirrhölzer unter den an Ort und Stelle öffeullich aushängenden Be dingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verlaust Werten. Zusammenkunft: auf dem obenbezcichneten Schlage. Leipzig, am 14. December 1887. Des Raths Forst-Deputation. Nichtamtlicher Theil. Die Lage in Frankreich. An den, gegenwärtigen Zustande Frankreich- fällt am schwersten in« Gewicht, daß ihn Rußland nicht sür lebens fähig bäll; erst in zweiter Linie nehmen wir davon Kenntniß, daß die Botschaft deS Präsidenten den Willen Carnol's ver- räkli, den Frieden aufrecht zu erhalten. ElwaS seltsam er scheint der Schluß, welcher die würdige Jubelfeier des Jahres 1789 alS das Hauptziel der friedliche» Arbeit Frankreichs in der nächsten Zukunft ausstellt. I»> Centruni nahm man die Botschaft beifällig auf, ans beide» Seiten der Kammer ver hielten sich die Hörer schweigend. Da« Ministerium Tirard wird als unhaltbar angesehen »nd die Linke wird das ver langte Biidgelviertel nur bewilligen, wenn die Vertrauens frage nicht gestellt wird. Gestern wollte Lamarzelle von der Rechten die Regierung wegen der Umtriebe de« Pariser Ge« iiieinderaths während der PräsidentschaflSkrisiS interpelliren. Don der mehr oder weniger geschickten Antwort und vo» dem Verzicht auf die Vertrauensfrage wird e« also abbängen, ob das Ministerium Tirard VaS neue Iidr glücklich erreicht, oder noch vor Schluß deS alten seine Tbätigkcit beendet. Man kann nicht sagen, daß diese Lage besonder« Ver- trouenen erweckend wäre, die Krisi« besteht fort, trotz der Wahl de- Präsidenten Earnot, und dieser bat bisher kein Zeichen von Befähigung sür seinen schwierigen Posten gegeben. Die Aufgabe deS Präsidenten ist in. ruhigen Zeiten, soweit von solchen in Frankreich überhaupt die Red« sein grund, aber man ersieht a» 9 9 den Präsidenten D--.- 7", L "ü,7. anerkennenSwertb. aber dann muß auch -'" Mann a»,tr «' welckier den Gedanken zur Thal macht. Fehlt e« an einen, stücken dann muß auch der Gedanke ausgegeben werden, und eS muß zu einem wirksamere» Mittel gegriffen werden, uni die Schwierigkeit der Lage zu besiegen. «n.r,,^.:. Die ^Wendigkeit, in der Kammer eine feste Mehrheit zu schaffen, war schon zu der Zeit erkannt, als Grevy »och den Präsidentcnstubl inne hatte; schon damal« wurde Frage der Auflösung und Neuwahl der Kammer in Er- Lug gezogen, de? Zei.punet dd-«mtt°ntr..«deS neuen Präsidenten war derjenige, in welchem die Auflösung vor genommen werden konnte. Hatte da« ^wistcrium Rouvier in den neuen Zustand hinübergelritct. so konnte es auch so lange im «nile bleiben, bi- die Neuwahlen vollzogen waren. Eine», so kräftigen Entschluß de« neuen Präsidenten gegen über, dem unhaltbaren Zustande ein Ende zu machen, wurde die gegenwärtige Kammer die Mittel zur Fortführung der Negierung nicht versagt haben. WaS die Linke dem Ministerium Tirard bewilligt, würde sie auch dem Ministerium Rouvicr ruqcstanden haben. Die Zerfahrenheit und Verwirrung », den Parleiverhällnissen der Kammer ist der Art, daß ein der Dauer fähige« Eabinet unter ihrer Herrschaft nicht gebildet werden kann. Darüber mußte Earnot im Klaren sein, alS er die Zügel der Regierung ergriff. Aber Earnot ist der schwierigen Lage, welcher er seine Wahl zum Präs,deuten der Republik verdankt, nicht gewachsen; er scheint noch nicht zum Bewußtsein darüber gekommen zu sein, daß er nicht um seiner selbst willen, sondern nur des halb gewählt worden ist. weil die Eifersucht der Parteien e« nicht gestattet, einen hervorragenden Mann mit ver höchste» Würde zu bekleiden. Earnot ist eine neutrale Persönlichkeit, die bi» dabin weder gehaßt noch geliebt wurde, sondern der man eine gewisse Achtung, ein Wohlwollen zollte, wie man eS im Verkehr mit den Menschen allen Denen bezeigt, die keinen Anlaß zur Unzufriedenheit oder zur Feindschaft gegeben haben. Earnot ist ein Mann von tadellosem Ruf und von derjenigen Zurückhaltung, welche im gesellschaftlichen Verkehr stets Erfolge zu verzeichnen hat. Da- genügt aber nicht, um als Oberhaupt eine« kranken StaatSwesenS in besonder« kritischer Lage da« Richtige zu treffen. Mit verschwommenen Begriffen von Ruhe und Ordnung, Frieren und Versöhnung kommt man nicht weit, wenn man nicht Mittel und Wege zu finden weiß, um diesen Begriffen auch Leben und Kraft zu geben. Bi« zum Tage der Präsidentenwahl standen sich Opportu nisten und Rabicate, tmke« Centrum und äußerste Linke. Monarchisten und Republikaner so schroff geAenüder, daß es schien, alS werde die Präsidentenwahl ohne Ergcbniß bleiben; und al« die Wahl vollzogen war, traten sofort die bisherigen Parteigegensätze mit gleicher Schroffheit wie bisher zu Tage. Diese Sachlage ist von Earnot nicht erkannt worden, sonst würde er sich nickt in vergeblichen Versuchen erschöpft haben, ein Versöhn,,ngScabinet zu bilde». Versöhnung ist nur möglich, wenn die streitenden Parteien dazu geneigt sind, unter den heutigen Verhältnissen in Frankreich ist da- aber nicht der Fall. Daß die Republik einen neuen Präsidenten erhalten müsse, darüber waren die Republikaner einverstanden, obwohl eS als ein ganz besonderer Glückssall anzusehen ist, daß sie sich über eine bestimmte Person zu einigen vermochten; daß die Republik aber auch ein Ministerium baden müsse, welchem sich die Parteien bis zu einem gewissen Grave unterorvnen, kaS ist noch nicht als unerläßlich erkannt worden. Eleinenceau wird niemals einem Ministerium seine Zustimmung geben, an dessen Spitze nicht er selbst steht; die Radikalen verwerfen jedes Eabinet, in welchem Opportunisten Aemtcr i»nc haben, und diese halten jedes Eabinet für verfehlt, in welchem Nadicalc Platz finden. Daß unter solchen Umständen jede Negierung unmöglich ist, steht seit längerer Zeit so fest, daß man nicht begreift, wie Earnot das Versländniß dieser Sach lage entgehen konnte. So viel ist sicher, daß Frankreich unter Earnot Rußland nicht büuviußsäbig erscheint, »»d caS ist augenblicklich sür die Erhaltung de« Friedens von Werth, aber auch nur DaS, denn die Unhaltbarkeit deS neue» ZustandeS kann nicht lange währen: Entweder tritt Earnot zurück und überläßt die ihm zu schwere Bürde bester geeigneten Schultern, oder er entschließt sich selbst, da« Mittel ver Kaniinerauslösung zur Gesundung deS kranken Zustandes anzuwcnde». Es ist' ja nicht auSgemackt, daß Neuwahlen eine republikanische Mehrheil in der Kammer schaffen werden, vielleicht bleibt dasselbe un mögliche Parteiverbällniß bestehen. Dann ist wenigstens die LebenSunsäbigkcit dec Republik erwiesen und der Wettlauf der Prätendenten um die erledigte Stellung deS monarchischen Staatsoberhauptes kan» aufs Neu- beginnen. Die Bündniß- srage »st vorläufig eine theoretische gewesen, streift die Leiden schaft Frankreich die Fessel,, ab und macht sich in einem «"lwsf gegen Deutschland Lust, dann wird die Interessen, gemeinfchast zwischen Frankreich und Rußland sofort praktisch weiden »nd über alle theoretische» Bedenke» obsiegen. Darin liegt die Gefahr der fortdauernden Krisis in Frankreich. * * * * Wir verzeichnen an dieser Stelle zunächst noch den jetzt vorliegenden Wortlaut der Botschaft de« Präsi- d-nten ver Republik: "" belcheidensie, Diener Ld?. i »ur Präs,den.,chast der Republik erlwd. hat sie nur eine «tbre erwiesen deren ganzen Werth ich fahle. Zugleich aber bat kie 7e^na°^l auieeleq». MeS, was ich an Krast -nb Hin- besitze, geliSrt meinem Ba,«lande, und ohne Unterlaß werde Berirauen der Na..°na,»er?ammlung zu fertigen. Ich wage zu hoffen, daß der senat und die Devutirten. kammer meinen Bemühungen ihre patriotische BeidNs, »ollen. Am Tage de- 3.'Derber L7L Auflage LS,?Sv. Klionnrmrntspreig Viertels. 4'/, Mir >«cl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps Belegexc>n:'l.!r >0 Ps. Gebühren nir lrzirabeilagen (in Tageblalt-Formai acsaliN ohne Poilvelörderiing 60 Mk. »«!t Postbeiörderung 70 Mk. Inirralt styespaltene Pclitzeile 80 Pf. Srühere schnsten laut uni. PreiSverzeichaiß. labellariicher ». Ziffernsatz nach höherm Tarif. Ueclamrn miter dem RedactionSstrich die 4grspalt. Feile 50Pf.,vor denFa milien Nachrichten die 6ge!paltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die «pprdition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonumvrniuia oder durch Pasl- uachnalM-. 8i. Jahrgang. nach welchem die Regierung drr Republik streben muß, deutlich be zeichnet. Während cs das erhebende Schauspiel einer großr» Ber- slminlung bot. die mit Würde die ihr veriassungSgemäst ziistrhriide Ausgabe erfüllte, und während eS zeigte, welche Bnrgichasle» dem Lande da« regelmäßige Jneinandergreisen unserer republikanische» irinrichliingen giebt, verkündete eS laut seinen Wille» dahin, daß jede Bcranlassung j» Zwistigkeiten verschwinden müsse. Besorgt uni die LebenSinieressen de« Vaterlandes, um sei» A,flehen in den Augen Europa«, um seinen rechtmäßigen Einfluß nach außen, forderte cs von allen den Einrichtungen des Lande« ergebenen Vertretern Einig» krit, und derselbe eine Gedanke der Vaterlandsliebe bat alle ihre Stimmen aus einen einzigen Namen vereinigt. Für denzenigen unter den Franzosen aber, dem die große Ehre zu Tbeii geworden ist, Liese Stimmen auf sich zu sammeln, ist es die erste Pflicht, sich mit einem sa sichtbaren Geiste der Eintracht »nd Einigkeit zu turchdringe». Die Regierung wird sich bemühen, die nolhwendige Uebereinstiminung Ihrer Willen-meinungen zu erleichtern, indem dieselbe Sie aus da« gemeinsame Gebiet der moralischen und materiellen Jnleressen bernst; durch Beruhigung, Sicherung und Vertrauen will sie dem Lande den besonnenen Fortschritt und die praktischen Resormen zu Theil werde» lassen, welche dazu bestimmt sind, die nationale Arbeit zu ermuthigkn, den Credit zu festigen, die Wiederaufnabme der Geschäfte hcrbeizusühren und den großen industriellen Gerichtstag von 1889 vorzubcreilen; sie wird sich vornehmlich mit Maßregeln beschäftigen, welche die Nrbcitszustände und die Gesundheitspflege, die gegenseitige lliilerstützung und da« Sparwesen berühren; sie wird sich die Auf besserung dec Finanzen, eine ernstliche Ausgleichung der Budgets, die Bereinsachiuig der Verwaltung und der Rcchtvpslege und eine tadellose Leitung der öffentlichen Angelegenheiten zur Pflicht machen. Sic wird in ihrer Fürsorge unser,, Strcitkräften zn Lande und zur See, deren Ehre und Interessen uns besonders thener sind, ein weites Feld anmeisen. Den Kammern steht cs z», der Regierung die Krast zn sichern, um dieses Programm auSzusühren und dem Lande eine dauerhaste Aera geordneter, friedlicher, segensreicher Thätiqkeit an- zubahnen; »nd so werden sie Europa das kostbarste Unterpsand deS heißen Wunsches darbl-ten, den Frankreich hegt, zur Beseitigung de« allgemeinen Friedens beizutragen; sie werden die Ausrechlhaitung und Entwickelung seiner guten Beziehungen mit den auswärtigen Mächten leicht machen. Die großartige Kuadoebung deS 3. December erlaubt mir, Ihre Vaterlandsliebe zu Gunsten einer Politik be ruhigen und einträchtigen Fortschritte« anzurusen. Swrk durch Ihre Mitwirkung, durchdrougen von Dem, was der heiße Wunsch des Landes, wie da« dringeudstc Bedürsmß desselben ist. wird die Regierung sich bemühen, der aufmerksame uud entschlossene Hüter der Verfassung und der Gesetze zu sein. So kann Frankreich, ge- achtet im AuSlaude, glücklich im Innern, sich in Frieden und in der Arbeit vorbereiten, die große Jahrhundertfeier von 1789 ^u begehe». Die Botschaft ist gegengezeichnet: ConseilSpräfivent und Finanzminister Tirard. Die Botschaft wurde von der Linken und Rechten mit Schweigen, vom Eentrum mit Beifall' ausgenommen. Weiter wird au« Pari« gemeldet: * Part«, 14. December. Die Präfideatenbotschast wurde von der Kammer eisig aufgeoommen. nnr da« Eentrum klatschte zum Schlosse schüchtern Beifall. Die gemäßigten Blätter sagen, Earnot bade ausgesprochen, wo« er ou-sprechen mußte. Die radikalen Blätter mache» sich theilS über die Länge und Flachheit deS Schrift- stück« lustig, theil- greisen sie Carno« an, weil er persönlich regieren wolle und seinen Ministern ein Programm vorschrc üe. „Lanterue" rufl: Wenn Earnot gehen wolle, so solle er gleich gehen; die Ver fassung habe er ohnehin schon gebrochen. Die äußerste Linke will die Feindseligkeiten gegen das neue Eabinet unverzüglich ausnehmen. In einer Berathung wurden der Reihe nach Verweigerung eine« der geforderten drei Ausgabe,izwüistel oder der Geheungeldcr oder eine Inter pellation alSKampsmittel vorgcschlagen; Beschlüsse wurden nicht gefaßt, man will vielmehr abwarten, was die heute beraihende radicalc Linke be schließt. Der Ministcrratk stellte sein morgen vorzulcsendeS eigene« Programm lest, welches rtne Umschreibung der Präsidenten-Boischast sein wird. Das Eabinet stellt bei der Forderung der drei Ausgaben- zwöistel die Cabinetssragc. — Der Beschluß der Anklagekawmer, Wilson und Gragnon mchl zu versolgcn, wurde mit vcrnichiender Begründung gcsaßt. Das Urtheil Nimmt an, die Briese an die Limouzin seien thatsächüch ausgctauscht, doch fei, was Wilson betreffe, nicht erwiesen, daß die Wegschasfung der ursprünglichen Briefe sein Werk sei; vielmehr könne ec d,e neuen geschrieben habe», nachdem die alten ohne sein Dazuthun beseitigt worden seien. Was Graqnon betreffe, so bestrafe das Gesetz blos die Unterschlaguiig von Acte» und Rechistiteln; die Briese, die er thatiächlich bei Seite geschafft, seien aber weder Acten noch Rcchlstitcl gewesen. Der als K> »egSministcr sür da« Eabinet Tirard ge- nannle DivisionSgeneral Log erst commanvirt, wie der „Post" geschrieben wird, gegenwärtig da« achte ArmeecorvS in BourgeS. FranyoiS August Logerot ist den 1. Februar 1825 zu NvyerS (Departement Loir-et-Cher) geboren, wurde 1842 in die Schule von St. Cyr ausgenommen, 185,4 Nnterlieutenant im 39. Injanterie- Regiment, machte 1849 die Belagerung von Rom mit, wnrde als Hauptmann beim Stwm aus Seb-istopol 8. September 1855 ver wundet, 1864 Batc»llonS«Chks im >6. Insanterie-Regiment i» Airika; hier erhielt er, 21. September 1870 zu,» Li'crstlieutenant besördert, den Befehl, das zweite Marsch-Regnuent der Zuaven z» bilden, kämpfte a» der Spitz- desselben mit Auszeichnung in der ersten Loire-Arinee. wnrde bei Cham'wrd v 'wnndet, erhielt als Oberst das 38. Liuien-Regiinent, bereits am 13. December als provgocischec Brigade-General da« Cominando einer Brigade des 20. Corps, machte mit derselben die Eompagne der Ost-Armee mit, verblieb dann bei Besanoon. Nich dem Kriege wieder Oberst »»d später Brigade-General, stund er in Afrika, »ahm am Feldzug in Tunesien Theil, commandirte alo D vifionS General die Occupatioiis- Iruppen daselbst und erhielt als Nachiolqer des General Lchneega-iS 1884 das 8. Eorps, an dessen ?p tzc er bi« heute gestanden hat. Die beiden andern aiS Mmister-Caiididaten genannten G neral« Fövrier und Wolfs sind 1823, Ersterer zu Grcnobic, Letzterer zu Saint-Laurent (Departement Ai») geboren; sie Irrte» alw bereits 1888. wo sie das 65, Lebensjahr vollenden, zum Reservc-Cadrc nbcr. Fövrier wurde der Nachfolger Chanzh's im Cominando des 6. Eorps (Ehalons s/M.i; er lehnte den Minister-Posten bereits zweimal ab (nach Billni's und »ach Thii'andin's Rücktritt). Wolff Hetehiigt schon seit 1879 da« 7 Eorps in Besanoon, wo er den Herzog von Aumalr obigste. Die vieljährige Lelassnng aus diesem Posten, für welche» sonst ein 3jähriger Wechsel Gesetz ist. bezeugt das große Vertrauen, welches Wotss genießt und welches auch an seine Berufung als Kricgs- nitnister denke» ließ. Lcipziss, 16. Dtceiiiticr IKK«. * Ter freie StnndeSherr Friedrich Gras von Biübl. erb liches Mitglied de« Herrenhauses, ist, dein Vernehmen der »Xreu^-Zeitllna" nach, dazu auSersehcn, einen eigen!) undigen Bcies Sr. Mai. de- Kaiser- an ven Papst Leo XUI. ;u dessen Priester-Jubiläum zu Überbringer,. Gras von Brühl bat, wie »och gemeldet wird, soeben den königlichen Krvnen- Ordcn 1. Elaste verliehen erhalten. " Der Deutsche Verein gegen ven Mißbrauch sieistiger Getränke hat sich zum vierten Male an den Reichstag und zum zweiten Male an den BnnbeSrath, bczw. die Isande-regierungen gewandt und dieselben ersucht, größere Einschränkungen de« Branlilweinschai'ckwesenS berbei- zusühren. Zugleich! nimmt er de» Inhalt des ver sechs bis sieben Jahren liegen gebliebenen Gesetze« gegen Trunkenheit
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