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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-17
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1888
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Urdatliou und Lrprditioii Johaniicsgasft 8. Aprrchll'uiür!! drr Urdariion. Vorm-ttags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. U»r -tlNtick«»:- c.iigeiantlrr vt-oiilcridle «»cht sich di« iltldari.on luLl »erduuliä. Annah«e der für die nächstfolgende Nummer bestimmte« Inserate aa Wochentagen d,S 3 Uhr Nachmittag-, a»8o»»- undFkstrageufrüh bis'/,8Uhr. In brn Filialen lnr Ins.-Ännahmr. Ltto Klemm, UniversitätSstraße 1. Louis Lösche, ltalhanaeaftr. 23 pan. u. KSalgSplatz 7, «nr biS'/»A Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnementspreis vierteljährlich 4>/- Mk. incl. Bringcrlohn 5 Mt., turch di« Post bezöge» 6 Mi. Hede einzelne Aunimer 20 Ps Belegexemolar 10 Pf. Gebühren tür Ei iral'cilaqca (in Tageblaii Tlornial gesalzt) ohne Pr>st>'e i'-ruilg 00 Mt. Mil 4.-osi.'esr.oernng 70 Mk. Inlrratr Kgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Zisicrnsax nach höyerm Tari'. Ner'.anke» snttr dem R-dacli onsstrich die Sgespalt. Zc.Ie 50Ps„ vor denFanlii ien Nachrichten die 6gelpa!tene Zeile -10 Pi. Inserate sind fter; an die Spedition j« iendtN. — Rabatt wird nlchi gegeben. Zahlung prneuilmornnsto oder durch Post- »achnaame. Dienstag den 17. Januar 1888. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. Vtkauntmachung. Wegen der am 16. v. Monats beginnenden, mit dem Weiterbau des SiegeSvenkmaiS verbundenen Arbeiten wird der Wocheninartt unter Freihallung der Promenade bis aus Weiteres aus dem Aleischerplatzc und Töpferplatze abgehalten. Die Vertheilung der Stünde und Plätze erfolgt durch den stellvertretenden Marklvoigt, Inspektor Neutsch, Naschmarkt L, 2 Treppen, besten Anordnungen allent halben Folge zu leisten ist. Leipzig, am 12. Januar t888. Der Nath der Stadt Leipzig. Id 124. I)r. Georgi. Hennig. "Hols-Anction. Mittwoch, den L8. Jaauar , sollen von Bor- MltlagS 8 Uor an aus dem diesjährigen Mtttelwaldschlage in Adth. 9 und 10 des Burgauer Forstreviers zwischen der Fiu'bnnne und dem Hundewaster an den Mitttair« schießstäudeu 180 stark« Abraumhaufeu 250 - Langhaufeu und >50 Bund Dornen unter den im Termine öffentlich auShängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werben. Zusammenkunft: aus obigem Schlage. Leipzig, am 2. Januar 1883. DrS NathS Forstdeputation. MWs - veklmnlmachuns. Mestoblen wurden laut vier ernatterer Äareiae: 1s Ca. IIS Mark i» Gold und Silber, aus einer Wohnung in Nr. 4l der Moltkeltraße, vom 1. bis 8. d!s. Mts.; 2) ei» neue- gignrren-Psrischen von Meerschaum mit kagel- sörmiem Kops, Berosteinipche und der Ausschrift „alle neune", aus de:» Gastlocals in Nr. 9 der Härtelstcaße, vom 7. bi- 8. dsS. Ml«. Nackn«; 3) ein F> nue»-Renen«an»el, ziemlich neu, von braunem Stoff, mit braunem Sanirnlkragcn, einer Reihe MiiallknSpf« und braunem c?.iu'mei''-Iotz, aus eiuer Küche in Nr. 19 der ReichSstraße, am 7. bis. Mts. früh: I) eine wollene JaglUvrfte, braun und grün garnirt, mit Horn- knopien und 3 Seiieniaxbe», eine blaue weißgestreifle Lriiiwanb- blonse, eine dunlle Sturlhose, ein Panr neue weiße Filzschuhe und ein dunkelblaue« halbseidenes Shawltiich, aus dem Neubau Nr. 3 der Simionftraße, vom 10. bis 11. dsS. Ml«. NslbtS; 5) ei» lWinterüberzieher, wenig gelragen, von dunkelbraunem, rauhem Stoff niil ebeniolcbemSammelkragen, hellgrauem,großcarririeni Schoost- und gestreiftem Aermelsulier. eiiier Reihe Horn- oder Slein- l'ustlnopse i» I verdeckter Batterie, Bllletläschchen und tkelichenhenkel, aus de». Gastlocal: Lass BabelSberg Königsplatz 5, am 10. dsS. MiS. NaäiM'.ilagS; 6) e.ne braunwollene Psrrdrdecke mit blauen und rothen Streifen und brauner Bordeneinsaffung, sowie eine grüne Peitsche mit braunem Griff, von ein- m Geschirr vor Nr. 16 der Münzgasse, am 12. dft. Mis.; 7) kl Mark bnar in div Silberwünze, aus einem Verkauss- laden in Nr. 26 der PekcrSstraße, am 7. dss. MlS. Mittags; 8) eine alte flache silberne tzhlinvernhr ohne Sekunde, Rück- fette mit Sch ache» und anhäng-nser Rickclkctte, aus einem Saide- roderaume in 9!r. 10 der Kurzen Straße, am 14. dsS.MiS. Bormiitags; S) ein Wiiitcrübcristrher von glattem, grauen, Stoff, mi, 2 Reihe» Hornkuöpieii, «ainmelkragen, graugemusterlem, wollenem Futter und Kettchenhenkel, aus dein Börsen-Rcstaurant, Packhof. straße 4, am 14. dss. Mts. Mittags; >0) ein Wiliterübcrzlkyer, säst neu, von glattem, braunem Stoff, mit einer Reihe Knüpft, Sammetkragen, roll,, und grün- rarnklem Futter und der Firma „0. llarrsok 0rjmwitselmu" im V iik l; i» den Taschen ein Notizbuch, eine Lchuttkgc und ein Tagcslilllct lll. Elaste „Weronu-Leiozig". aus den, Gastloeale „Stadt Augsburg" Windmühlenstraße 5, am 1ö. dss, MlS. Nach, mittag«. II) eine Partie buntwollene Kopftücher und ca, 16 Stück ebensolche Taillentückier, von einem Berkius-stande aus dem Augustus- platze, vom 12. bis 13. bis. Mts. NachtS; >2) ein Lrädriger Haiivwagen, blau gestrichen, mit der Firma „Lütol Leäuv", von einem jreien Platze am Thüringer Bahnhose. Etwaige Wahrnehmungen über den Verdliev der gestohlen,» Gegenstände »der den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lruninal. Adtheilunq zur Anzeige zu bringe». Leipzig am 16. Januar I8t<8. Las P»l,re>-«mt »er Sta»t Leipzra. Bretlchneider. Nr. T. SlMischc «c-Wle, Nortzstrnsze 87. Tie Anmeldung neuer Schüler für Litern d. I erbitte ich Ni-r Mittwoch, deu 18, und Tounerstag, den 19. Januar Bor- mittags von 8—12 und Nachmittags von 2—5 Uhr. TaS letzte Schulzeugnis; (MichaeliScensur), daS Taufzeugniß (Gc> burlsichein) und der Inipncheiu sind vorzulegen. Tie süc die sübvorstädtiichen Claffcn besttminie» Schüler sind etenjallS im Hauptgebäude (Nordstraße 37) anzumrlden . vr. F. Ps-l». Nichtamtlicher Theil. Rußlands Friedcnsbcdintzuiigen. Ter Friede wird nach der neuesten Aeußerung dcS .Journal de St. PLterSbourg" aus lange Zeit erhallen bleiben können, wenn die Integrität, die Würde, die Ekre unk die Interessen Rußlands geschützt werken. Natürlich könne keine Regierung de» Friede» für eine bestimmte Zeit verbürgen, aber bi-ber bade die russtiLe Regierung ibre Friedenspolitik stets unter Bedingungen ausgesprochen und bclbatigt, deren Wichtigkeit Niemandem babe entgehen können. Da- ist eine Erklärung, welche an Geschraubtheit und Geivundenlrett nicht- zu wünschen übrig läßt und etwa soviel besagt, dag Rußland den Frieden so lange ausrechl erhalle» wirb, al- lhm gut dünkt und sich in seiner Politik ausschließlich durch dis Rücksicht aus seine Interessen leiten lasten wird. Mau kann nicht sagen, baß diese Eröffnung besonders angenehm wirkt, zumal wen» man damit die neuesten »nlilairischen Maßnabmen in Zusammenhang bringt. Ti- Verlegung de» 2 kaukasischen ArmeccorpS mit eurer Schiitzendrigade und einer kaukasischen Cavalleriedivision an die rumänisch-österreichische Grenze kan» uuuiöglich knS Bcrtrauen aus die friedlichen Absichten Rußland» stallen, tenn cS fehlt au jedem annehmbaren Grunde für diese Maßregel; der angebliche VcrthcidizunaSzweck, der für alle russischen Truppenbewegungcu der neuesten Zeit vorgeschützt wird, kan» nicht geltend gemacht werken, weil eS an jedem AnhallSpuncte für die Absicht der Nachbarn Rußlands fehlt, die Ruhe des Reiches durch einen Angriff zu stören. Daß Rumänien mit solchen Plänen umgeht, glaubt Rußland sicherlich selbst nicht, und wenn die Türkei gleich Ocsterreich- Nttgarn Vorkehrungen trifft, um sich gegen einen russischen Angriff zu schützen, so sind daran nur die drohenden Schritte Rußland- schuld. ES ist immer derselbe Kreislauf, in welchem sich die russische Politik bewegt, und wenn die Centralmächke auch noch so sehr geneigt sind, jede friedliche Versicherung vo» russischer Seile ernst zu nehmen uud danach ihre Handlungs weise eiiizurichlen. so bereitet doch die russische Politik diesem Streben die größten Hinderniffe und zwingt fortdauernd zur gespannteste» Aufmerksamkeit aus Alles, waS aus russischer Seite geschieht. Durch die Budgetaussiellung des nunmehrigen russischen FinanzininisierS WyschnegravSkl kann Niemand ge täuscht werben, das sind tovle Zahlen, die jeden Augenblick durch lebendige Thaten auSgclöschl werden können. Die Redensarten deS .Journal de St. PvlerSbourg" von der Integrität, der Würde, der Ehre und den Interesse» Ruß land- erhalten einen Inhalt durch den neuesten Artikel LeS „Norb", welcher im Anschluß an die Gerücktte über Schritte zur Beseitigung des Prinzen Ferdinand von seinem Posten at» Fürst Bulgarien- erklärt, daß alle Mächte die Enlsernung deS Prinzen au- Bulgarien als unabweisdar erkannt hätten. Dir Ausführung sei der Vereinbarung der Mächte Vorbehalten. Rußland erachte die Dazmischenkunst der Türkei unter Mit wirkung der Mächte al» die beste Lösung der Schunengkerr. Au» den Andeutungen de- .Nord" ergiedt sich, daß i» der Tdat diplomatische Berbandlungc» oder vielmehr Vorbespre chungen über diese Angelegenheit >m Werke sind, aber es liegt bereits von österreichischec Seite eine halbamtliche Stimme vor, welche die AuSsichlslosigkett dieser Vorbesprechungen er kennen läßt. Das Wiener „Fremvcnblatl" bespöttelt den Ausspruch de- Prinzen Ferdinand beim NeujahrScmpsang der Abgesandten deS HeereS, daß die Vulgare», zu denen er sich mitzäblt. für da- Vaterland zu sterben wissen werden unv nennt diese Redewendung problematisch, aber eS »>ebt daran- den Schluß, baß mit der Beseitigung deS CoburgerS wenig gewonnen wäre. Obwohl der Gebankengang des „Fremden- btattS" a» Klarheit zu wünschen übrig läßt, so zeigt er bcch, daß Oesterreich-Ungarn keine Lust hat, sich au den diplo matischen Schrtt'en, welche aus Beseitigung deS Prinzen Ferdinand von jenrer Stellung als Fürst von Bulgarien ab- ziele», zu bclheiligen. Die öfsentlichc Meinung ve» nicht- russischen Europa- hat sich beim auch übereinstimmend dahm auSgesvrcchen, daß die Entfernung de» Prinzen Ferdinand aus Bulgarien erst dann »i Frage kommen könne, wenn Ruß land eine» den übrigen Vertrag-Mächte» genehmen Nach folger namhaft gemacht hat. Nachrichten, welche der „Post" au- St. Petersburg aus dem Umwege über PanS und Brüssel zugcheu. geben ei» trauriges Bilo von der Begriffsverwirrung, welche zu er zeugen sich die russische >>n Verein mit der sranzönschen KriegS- partei angelegen sein läßt. Danach wäre Rußland nicht ab geneigt, de» Beistand der Tiftkei zur Wiederherstellung der Ordnung in Bulgarien airzunehmen, w-nn die Mächte zu gleicher Zeit das Princip der politische» russische» Action, welche der miliia>r>schen der Türkei folg«, an- »ehmen würden. Der Türkei falle die Ausübung de» ZwangeS zu,Rußland allein die Wiederherstellung d>r Ordnung. Rußland werde eine feste desensive Haltung gesunder dein deutsch - österreichischen BUnvmß einnehnic» und sorlsahrcn, sich gegen jeden Truck zu wehren, welcher eine seine» An sichten entgegengesetzte Lösung der bulgarischen Frage im Auge habe. Rußland wünsche, daß der Vorschlag zur Intervention der Türkei von Berlin ausgehe, adcr man täusche sich nicht darüber, daß weder Oesterreich noch die Türkei, noch England einen solche» Vorschlag, der aus die alleinige Aclion Rußlands hinauslause, annehmc» würden. ES ist klar, daß Rußlands Absicht nicht sowohl daraus gerichtet ist, in Bulgarien Ordnung zu schasse», als die Ge staltung der Ordnung, weiche sich ohne Rußland» Beistand dort vollziehe» könnte, zu verhindern. Die Ordnung wäre in Bulgarien überhaupt wahrscheinlich nie gestört worden, wenn Rußland da« Land sich selbst überlasten halte. Erst die jorl» wahrenden Störungen und Beunruhigungen, welche Ruß land >>ch seit der Thronbesteigung des Fürsten Alexander in Bulgarien angelegen sein ließ, habe» einen Zustand er zeugt, welcher den Bulgaren eine Machlverstärkung als ein zigen Ausweg zur Ausrechthallung von Freiheit und Unab- hängigkeit erscheinen ließ A!S cS dem Fürsten Alexander gelungen war, die ihm gesetzten russischen Vormünder Kant- barS und Sobolew zu beseitigen, kam der EmheilSbrang der Bulgaren in Bulgarien und Ostruniclien zum Durchbruch, und ber unselige 18. Sevtember. a» welchem die Verkündung der Vereinigung von Nord- unv Snddulgarieii erfolgte, fteserlc Rußland den längst erwünschten Vorwand, um in die Ent wicklung der Verhältnisse aus der Balkanhatbinsel e>»;ugre>scn. Die Dinge haben emc ganz andere Wendung genommen, alS Rußland erwartet Halle, die Abdankung de« Fürste» Alexander hat nicht oen gehofften Ürsvlg gebabt, Bulgarien unter da- russische Joch zu beugen, im Gegeiilbeil hat sich Vie Widerstandskraft deS kleinen Landes gegen russische Be- glückungsveriuche in ganz überraschender Weise bewährt, und wenn auch in dem Prinzen Ferdinand lein würdiger Nach- solgcr deS Fürsten Alexander gesunden worden ist, so reicht seine Kraft doch auS, um die Kralle deS Lande» zusammen- zuhalten und sie für eine neue Probe seine» Drange- nach Selbstständigkeit unv Uiiabhängiakett vorzuberette». Langer ersolgreicher Widerstand pflegt die Fädigkeit dazu zu städlen, und die bisherige» Leistungen de- bulgarischen Volkes sind der Art gewesen, daß sie gute Eiwarkungen sür die Zukunft erregen. Zum Unglück sür bas bektagenSwerlhe Volk steht die Partie seit langer Zeit so, daß nicht Vas M>ig suhl de- nichlrussischen Europa» mit dem endlichen Schicki u Bnigarieiia in Betracht kommt, sondern daß allein die Rücksicht aus die Erhaltung de« europäischen Friedens den Ausschlag giebl. Lb Bulgarien diesem Hauvtiactor der öffentliche» Wohlfahrt unsere« Ervlheile« zum Opfer fallen wird, muß die Zu kunft lehren. * Le,p;i-, 17. Januar IE * Der „Kölnischen Zeitung" wird zur Parteitage auS Berlin geschrieben: Zu wiederholten Malen hat lick m neuerer Zelt die den Rational» liberalen feindliche Presse von recht- und links mir den Aeußerungcn einzelner Blätter beschäftigt, welche selbstständig zu der nationalen Richtung stehen, aber ebensowenig deaniprucheu, Organe der Partei selber zu sem, als letztere eine solche Zumuihung an die selben stellen wird. Gewiß ist es wlstenswerlh und von Bedemuag, wie sich das eine oder andere hervorragende Organ, welche- aus dem natioaaUlbcralcn Standpunete steh», zu einzelnen brennende» F ragen verhält: aber Diejenigen irren doch sehr, welche die Haltung der nahezu hundert Küpsc betragenden nalioiialliberalen Fraktion des Reichstags nach der auSgcsproä^ncn Meinung de« eine» oder andern Zeitungsblattes zu bcurlheilen oder — wie gewöhnlich — zu vcrurtheilen geschäftig sind. In einen solchen Fehler ist neulich auch die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" verfallen, als sie ein vielverdreitetes liberales Blatt in Baden, dem gewisse Millheüungcn zum Vorwurf gemacht wurden, als Organ der nationalliberalen Fraktion bezeichnetc, was eS keineswegs ist. Insbesondere sind es die Fragen der Ver- schärkung des SoeialistengesetzeS und der sünftährigen Legislatur periode», worüber nach de» sehr unmaßgedlichen Aeuheruugeii einzelner liberaler Blätter auch die Sriiliinuiig und Haltung der »anonalliberalen Rcichstagssraction vo» den gegnerischen Zeitungen orakelt und hämisch commcnlirl wird. Was die Verlängerung der Legislaturperioden be trifft, so können wir die Gegner dieses BocschtagS vollständig beruhigen. Sie werden, da die nationale RcichSpanel nahezu einstimmig den Antrag vertritt, all ihren Zoen und all ihr Gift darüber gegen die Gesammipartci losströmen lassen können, und man wird dabei viel leicht erleben, daß Herr Ludwig Bamberger seine eigenen Worte esse» muß. WaS dagegen die Berschärlmig des SocialistengefttzeS anbelangt, so hat unseres Wissen» noch kein Führer oder irgend ein Mitglied der nationalliberalen Fraktion sich dahin ausgesprochen, and wenn Zeitungöstimiucn in dieser Richtung laut geworden sind, so ruht die Bcrantwortlichkeil dafür vollständig aus den Verfassern, welche mit der vollen Freiheit ihrer Meinung auch die Verantwort lichkeit dafür haben. Ebenso muß aber betont werben, daß die zum Theil sehr fadenscheinigen Bnvcitc sür die Unwirksamkeit des bis- heriqen Gesetzes, welche da und dort ausgetauchl sind, in keiner Weise als Meinungsausdruck der parlamentarischen Vertreter der aatioual- libcratcn Partei erscheinen können, welche bisher seit Ist78 eiiimulhig bei den wiederholten Erneuerungen sür das Gesetz eingetrelen sind. Daß die Erfahrungen der letzten Jahre hierin einen Wandel gesckMt haben sollen, ist unS sehr zwcitelhntt. Im Gegenthest läßt sich be haupten. daß gerade die neuesten Erlebnisse den vollen Beweis sür die Nvlhwendigkeit deS besonder» Gesetzes gegen besondere Gefahren bewiesen Huden. Ter weitere Streit über diese Frage ist jetzt um so müßiger, ais in den nächsten Tagen der Gegenstand im Reichs- tag zur Verhandlung kommen muß. * Der Gesetzentwurf über die Verlängerung deS SocialistengesetzeS ist beim Reichstage nunmehr ein- gegangen. Die Verlängerung ist bis zum 30. September 1893 beabsichtigt; die disheiige» Meldungen über vw Verschärjungen deS Gesetzes sind im Allgemeinen zutreffend. >» » ^ Aus Wien, 14. Januar, meldet die „Post": „Die Hin- deulung der preußischen Thronrede aus unberechenbare Ereignisse im Zui'ainme»ba»g mit dein Umstande, daß alle Ncujahrsauszeichuunae» am russischen Hose oen Repräsentanten der chauvimstttchen Richtung zugesailen sind, haben die all gemeine Auslassung ber Lage in minder sreundiickem Sinne beeinfluß!. Wie gemeldet wird, soll von russischer Seite in letzter Zeit die Eandibatur deS Prinzen K aragcorgcvich, des Schwiegersohnes des Fürsten von Montenegro, sür de» bulgarischen Thron propagirt und erst aus die entschiedene Erklärung Oestc»reichs, diese Eanbldatnr nicht annehmc» zu können, zurückgezogen worden sein." * I» den Jahre» l78l 1787 wurden von Joses II. in der neu erworbenen Provinz Galizien zablreiche kleinere deutsche Eolonien angelegt. Gegen 12,000 Deutsche, meist Auswanderer auS Baden, Württemberg. Hessen, Nassau, der bayerischen Pfalz und dem Elsaß, sande» >» Len Kreisen Saindvr, RzeSzow, Lemberg, Zvltiew, Soiwk, Sande;, Bochnia, Przeiuysl, Stryj, Brzezan, Zloczon, Tarnopoi und SlaniSlan eine neue Hcimalh. Nick» weniger al« 150 neue deutsche Dörfer wurden ausgebaut. Z»>» allergrößten Thcile gebörteii die Coloiiislc» dem evaiigelischen Glauben an, doch gab eS auch Katholiken unler ihnen. Ja drei der deutschen Dörser. Einsiedel, Rosenberg und Falkenstcin. ver danken den Mennoniten ibr Dasein. Betrübend ist nun di« Thatsalbe, baß Vie deutschen Katholiken, welche in be sonderen Oilschajlen angesiebelt wurden, Ibeilwe,se ibre Mnllerjpiachc ausgegeben babe» und zu Polen geworben sind. Sv wurden in de» letzten fünfzig Jahren fast ganz polomsirt die cvedem katholisch - deutschen Orte Neudvrsel, Wiesendors I.nb Lausendors bei Atl-Eanvez, Wacheudois bei Liinanvva, Burgan bei EieSzanow. Falkenberg bei Dobrvmil, Padcw bei Mieter und Groß- unv Klem-RaucherSdvrs bei NiSko. Andere lalholisch-Veuljche Ansiedituiiaen erhielten sich dagegen fast »n- vrrmtsckk beulsch, so z B. Königsau bei Trvhobhcz. Brnnn- bors, Burglhal. Ebenau. Neuhos, Weißender,; und Otlen- bausen bei Grobes. Wilventhal und Ramschau bei Kol- bn«;ow, Echönanger und Tuszcv bei Mielec und Brckcrs- bors bei Pobbaice. Die evangelischen deutsche» Gemeinden, bewahrten fast ohne Ausnahme ihr Deulschthum rei» biS aus den heutigen Tag. Daß sich diese Gemeinden, denen leider jeder Mitlelpunct fehlt, bisher der Polonisirnug erwehrt haben, verdaute» sic hauptsächlich dem Gustav Adolj- Lereine. ber seil länger als sünszig Jahren mit bedeutenden Summen sür deutschen Gottesdienst unv deutschen Unterricht gesorgt hat. Auch die deutschen Schulvereine in Berlin und Wien baden nach Kiäslen dazu deigetrage», einzelnen besonder- bedrohten Gemeinden deutschen Unterricht jcrnec zu ermög lichen. In neuester Zeit werden aber auch die evangelischen deutsche» Gemeinde» in Galizien mehr unv mehr vom Polo« liiöuiu- bedroht. Durch Ueberrekuug uno Eiuschüchlernng versucht man hier unv da die Colonlsteiigemeinveii zu dem Entschluß zu bringen, das Polnische, das schon Lehr- gegcustaiiv in alle» deutsch-evangelische» Schulen ist, als Uoier- richisiprache emrusübre». In »iNiktoen deullch-evaiigeliichen Oi ten. z. A >» Nen-Gablan bei Bochnia. Deutsch - Leduitza bei W eiiczka, Teunch.B>c;yce. Hunksdvrs. Teii'sch-Doinbrowla uud Zbikowitz bei Neu-Sanvez, hat da» Polnische leider schon dermaßen da» Uebergewicht erlangt, baß die gänzliche Polvni- strunz b cse, Orte nur noch eine Frage ber Zeit sei» dürste. Auch manche andere deutsch - evangelische Gemeinden, beson der- solche, die poti rsche Piarrer uud Lehrer dabeu, werde» im Lause der nächsten Jahrzehnte der deutsche» Zunge ver loren gehen; der allergrößte Theil der deuische» Eotvnisten- gemeinecn in Galizien aber wird wohl seinen deutschen Charakter zu bewahren im Stande sein. * Rach Pariser Mitlheilungen sind (wie die „Post" über Brüssel ersäbrt) in Pari- Telegramme an- St. Peters burg eingetrofsea. nach welchen Rußland nicht abgeneigt sei. de» Beistand ber Türkei, um die Ordnung in But- garien wieder herzustellen, anzunebmen, wenn die Mäckue zu gleicher Zeit da- Pnncip ber politische., russischen Aclion, welche der mtlitairifchen der Türkei gegen Bulgarien folge, aunehmcn würden. Der Türkei habe die Ausübung deS Zwange» ziizusallen, Rußland allein die Wiederherstellung der Ordnung. Rußland werke eine feste defensive Haltung gegen über der deulich-österreichischen Eoalilion einiiehmen, waS auch sich ereignen möge, und sorlsahrcn, sich gegen jede Pression stark zu machen, weiche eine seine» Ansichten entgegengesetzte Lösung der bulgarischen Frage im Auge hätte. St. Peters burg werde keine Vorschläge machen. Rußland hat schon vor drei Monaten sich geweigert, die Intervention der Türkei vorzuschlagen. Wenn dieser Vorschlag von Berlin käme, würbe er ernsthasl in El. Petersburg diScutirl werden, aber ma» glaubt, daß das österreichische Eadinet wenig geneigt ist. einen ähnlichen Vorschlag mit der alleinigen Aclion Rußlands anzunebmen. Auch würde denselben weder die Türkei noch England annehmc». (Siche Leitartikel.) * AuS Petersburg. 14 Januar, wird unS geschrieben: „In Folge der in ftiugiter Zeit oft wiederholten Petitionen um ErtbeÜung der russischen Unlerlhaiienschast an Kinder solcher Personen, welche sich naluralisirl haben, hat da- MuttNercomitS eine Revision der hieraus bezüglichen Vor schriften dem Minister bcS Innern ausgetragcu. Derselbe bat nnumebr ei» Project auegearbeiket, wonach die Kinder olcher Ausländer, Vie sich nakuralisire» taffen, gleichzeitig mit den Eller» die russische NnterthanensLasl erlangen." * Zur Lage in Bulgarien berichtet die „Politische Eorrespoiibeiiz" ans Scutarr d'Albania, 3l. Tccember: Sette» fehlt es hier an Anlässen zu A „sre gun g und Blsorqniß. Mögen auch die Ursache« ott Lein euiopästche», an größere Ber- hält«,sie gewöhnte» Liftr gan» unbegreiflich kleinlich erscheiue»; hier, ui bitter weliabgtt'cknetcuen Landschaft, ws tue tchärlslen politischen, religiösen und selbst »aiionale« Gegenjuhe sich dernhreu. kann eia einzelnes Wort die Wurmig tes Faulens in dem Vlüversasse er reiche«. Ma» hme asto d:e Geich,chie des ueuei.ca Eo:ifl cte- zwischen Christen uno Mvslime unserer P.ooniz. Um sich an den Türken zu rächen, hatten die Christen von Alles sio heimlich eine Sau in die eonigc Moschee hineingejagt, wo das Th>er verschiedene- Unheil anricht,::. N,ch: geung aa dieser Bosheit, Machten» sie da- Thier und malten inn dem Blut« des- selben verschiedene Kreuzes e che i die Ma.urii d.r Moschee cat lang. welche dadurch, »aco mahaiumcdaiiiicheii Begriffen, cutwciht »I. Natürlich beniächligte sich ob bitter Thar aller MoLUmc, nicht nur Aüejsias, sondern j,uuz Albaniens überhaupt, eine tiesrcicheade Entrüstung, zu welcher jedoch d.e Türke» lusoftcn wenig Ursache haben, als die Mohammedaner aicht um im vergangenen Jahre zwei laiholiichc Kirchen ln Allcssio verunglimpft hatten, sonder» sich auäi ein besonderes Vergnügen daraus uiachieii, bei ihren «chirßüdungea Kr,uze als Zielscheiben aui^uiiellcu. Ma» dars es ruhig ausjvrechrn, daß die Schuld nicht an der saiiatischen, aber UN ieblldeien Be- völftnmg, svnderu au de., Ihatlos zuschaueuden türiischeu Behörden liegt. Tie christliche Geistlichkeit hatte wiederholt Beschwerde geführt uno nachdrücklich aus die Gejahr von Repressalien seitens der beleidigten Christen hiagewicscr.. Jmmcrbi» zeigen solche Vorfälle» daß Aiisklärung und Tnidung hier noch keiner! i versöhnende Wirkung auszuübe» vermochte». Der als Civtl-Gouverueur wieder eingesetzte Tahir Pascha em pfindet cs schwer, baß ihm der Bcsehl über l ic Milnairinacht unserer Provinz entzogen bftibi, weshalb er «»schemeiu m.r wchtt.vill.g jeia Amt nusübt. Seine Gegner ruhen übrigens Nicht und eine einfluß reiche Paitei ist bestrebt, in Koiistaiunlvpct seine gmizl.che Abberujuug dulchzuietzen. — Hier ber.aui.l acrüchiweift. Laß cm von Kou- stantinoptl obgegaiigeuee türkischer KricgSdanipser mtt 900 zur Elgänzuug der Semareftr MUnair-Division bestimmten R kruten oa Bord unterwegs gescheitert sei. * Wie an» Belgrad gemeldet wird, bürste die Frage der durch ^.knpjchliiig-Beschluß angeregten Anslassnug einiger serbischer Gesandtschaften nochmals den Gegenstand von Berathniigen im Schooße deS Ministerraths bilden, da die allgemeine politische Situation diese vom Eabinel Ristic in Aussicht geuvninlcne Maßregel gegenwärtig als kaum zweck mäßig erscheinen laste. * Einer Meldung auS Rom zusolgc werden in den dem Batican nahestehenden Kreisen die Aussichten sür da» Ge lingen der ojsiciös geiührlen Unterhandlungen bebus» Her stellung biptomalijchcr Beziehungen zwischen Großbritan nien und den, heilige» Stuhle als gering bctrachlet, da man im Valican die Forderungen der englische» Regierung alS zu weitgehend ansicbl. Namentlich gelte die- von dem Ansinnen, daß der heilige Stuhl in ossicieller Welse die irische N iltonat-- partei und deren aus Homerule gerichtete Bestrebungen de- avouirte. Diesbezüglich werbe seitens deS Valican» hervor- gebobe», daß der heilige Stuhl die nationale Beivegung Ir land- nicht unbedingt und schlechtweg, sondern nur insofern verdammen könne, als sic Ansätze zu revolulionaircn Tendenzen >n sich schließt. Nach einer wetteren Meldung hat der Valican in Sen Autlausch vo» Ordeiiö-Dccoralwne» auS Anlaß der zum Papst-Jubiläum nach Rom gekommenen autzerordenltichen spanischen Gesandtschaft unler Führung de« Marquis Begäbe Armil» nicht eingeivilligt. Immerhin gelte c- aber als wahrscheinlich, daß der vorgenannte außerordentliche Bot schajtcr der Lonigin-Regenti» allein binnen absehbarer Zeit mit einem päpstlichen Großkreuze ausgezeichnet Werden wird. LolonialpoUlisÄcs. Aus Kaiser-WrUtelmslaitd. ^ Die Direktion der Ne u-Guinea-E om p ag» ic Kat jetzt ihren ersten Geschäftsbericht erstattet, der die Thaligkcit der Gesellschaft von ihrer Entstehung biS zum 31 Marz 1887 sehr über sichtlich zusammensaßt. Die Gesammistäck'e ihres Schutzgebiete- Kat rund 250,'»oo Quadrat-Kilometer oder II6t geographische Quadrat-Meilen gleich 46 Procent der Grundfläche de- deutsche» Reiche-, Al- wesentliche Ausgabe der Gcschäst-leitunz wurde die Ordnung der ini ern Rechts» veibälluiste. die näberc Erivrschung deS bisher ganz unbekannten Gebiete» bebus« Nutzbarmachung durch A.isietlung oder Anbau, die Elnrichluiig einer örtlichen Verwaltung und die Herstellung einer regelmäßige» Verbindung mit dem Feftlante ausgestellt. At- feste Niederlassungen flnd bisher errichtet und ausgestaUel d>e Eentralstatidn Finlchhasen, hauptsächlich at« Handelsplatz »nk Sitz der Verwaltung mit der benachbarten lankwirth- schastlichcn Nebcnsialion am Baburi. ferner die Station Hatz- setblhasen Mit bei» Tabakversuchssrlde und die Station Kon- stoalinhasrn mit einer größer» Pflanzung. In der Einrichtung begrtsse» sind ferner die Stationen am Augustaslnß und im BiSmarckarchlpet. Die besondere wissenschaftliche Expedition unter I)r. Schräder, die im April 1886 in Finschhascn ein« traf, hat ihr eigentliche- Ziel, in da- Innere deS Kaiser- Wilhelmlanbe- bi- zur Grenze einzudringen, hauptsächlich wegen Mangels an Trägern ausgebru uiüsten, sie hat sich mehr aus die Küstengebiete beschrankt und hier sowohl in botanischer wie geologischer Beziehung thrilweife sehr demerken-wertk: Erfolg« crrrtcht.
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