Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188902238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-02
- Tag1889-02-23
- Monat1889-02
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1889
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
früh 6»/. Uhr. Let«1lou au- Lrpr-itiou Jvhanne-goffe 8. Sprrchltllndrn drr Nrdarlüru. vormittag« lO—18 Uhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. Anna»»» her skr »Ir nächftfalgende Nummer tzesttwmten Jose rate au V»chrnta><» bi» 3 Uhr Nachmttian«, an Lanu- uu» Kesttagrusrüh tzi« ft,v Utzr. In drn /iltalrn für 3ns. Annahme: Hlto Kle««, UniversiiätSsiraße 1. Laut» Lösche. Kalhnriacnstr. 83 pari, und Köalg«platz7, nur dt» '/.L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. Abvnnementsprets vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Bringerlohn b Mk., durch dt« Vast bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 8V Pf. Belegexemplar 1v Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Taqedlatt-Forniat gefalzt» ohne Postbeiörverung 60 Ml. Mit Postbesöcderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut «ns. Prei-orrzeiani p Tabellarischer «.Zifferasatz nach höher« Tnris. kleclamen nnter dem Redactiou-strich die «aelpalt. Zeile S0Ps„ vordenFainilleaaachrichte» die 6gespallene geile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Expeditia» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuwsravilo oder durch Post« Nachnahme. » 54. Sonnabend dm 23. Februar 1889. 85. Mahlgang. Zur geliilligcu VeaGung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 2^. Februar, Vormittags nur bis Ubr geöffnet. LxpeäMoa äes I«efp/«ls?er 1>k?ed1»tte8. Amtliche Bekanntmachungen. Vrkaulllmachung. Wir haben beschlossen, 1) der Straße III de« Frege'schen Bebauungsplanes für daS frühere Funkeiiburgareal, welche von der Funken- burgstraße läng« deS Elstermühlgraben» b>« zur Ehrtstianftraßc führt, den Namen Livia-Ltrafte beizulege«. 2) den an der Sophienstraße geiegenen Platz mit der um denselben angelegten Straße Sophien-Platz zu beuevaen und 3) der Straße VH de» südwestlichen Bebauung-plane» in Fortsetzung der Sidouienstraße jenseits der Pleiße, südlich und parallel der Haydn-Straße, den Namen Robert-Lchuurann-Ltraßc zu geben. Leipzig, den 18. Februar 1889. Der Rath der Ltadt Leipzig. Id. 661/247. I>r. Geor gsi Rüting, Res. In Gemäßheit deS tz. 1 der Vorschriften für die Aus führung von Anlagen zur Benutzung der Stadlwasscrkunst vom K. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Schlostcr Herr Friedrich» Wilhelm LouiS BrockS, in Lindenau, Lützener Straße Nr. 63. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei unS sich angemcldet und den Besitz der hierzu ersorderlichen Vorrichtungen nach- grwiefrn hat. Leipzig, den 20. Februar 1889. Der Rath der Ltadt Leipzig. X. 988. vr. Georgi. Wolfram. In Gemäßheit de» tz l der Vorschriften für die Aus führung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Gustav Fuhrmann in Plagwitz, Zschochersche Straß: Nr. 60, zur Ueberuabme solcher Arbeiten bei unS sich angemeldet und den Besitz der hierzu ersorderlichen Vorrichtungen nach- gewiefen hat. Leipzig, den 20. Februar 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. X 988. 1)r. Georgi. Wolfram. Vrkannlmachung. Die auf dem städliscben Vieh- uns Schlachthose al» iTrickinenschauer beschäftigten, zugleich aber auch seinerzeit als gewerbmäßige Trickinenschauer für den Stadtbezirk in Pflicht genommenen Herren Johann August MrderacSe gen. Schulze, August Friedrich Wilhelm Wesenberg, Friedrich Wilhelm Schaube, Friedrich Wilhelm Nicharv Gronitz, Friedrich August Noack, Carl Eduard Thierbach, Bruno Eommichau und Friedrich Ferdinand Küster haben ihr Gewerbe als Trichinenschauer für drn Stadt bezirk zur Abmeldung gebracht. Leipzig, am 18. Februar 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vlll. 322. I)r. Georgi. I)r. Krippendorff. Mannlmachlmg. Bou dem Unterzeichneten Arinenamkc tollen im Stadthause allhicr DieaAtag, drn 2tt. Februar ». BormittagS von k» Ubr an eine Partie getragene KicidunaSstücke, Möbel, HauS» und Küchrugeratde, Betten und dergl. mehr meistbietend versteigert werden. ' Leipzig, de» 21. Februar 1889 DaS Armenam'. Ludwig-Wolf. Iungbähncl. Gesucht ^ wird der am 27. December 1848 in Leipzig geborene Schriftsetzer Gottfried Friedrich <?mi1 PriSky, welcher zur Fürsorge für seine der Armenpflege anheim- gesasten« Familie anzubalten ist. Wir bitten, denfelven im BetretungSsalle sofort mittelst Marschroute anher zu weisen. Leipzig, am 13. Februar 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. (Urmenamt ) X k, VII /5S5. Lud w i g - W o l s. Feiler. VtkanlltMllchttiig. Infolge Ausrückung de» bisherigen Inhaber» in eine ueugegündet« kxpedftatensftlle ist bei dem »nier.elit nrren G.metnderathe di« Stelle »r» erftrn Kopisten zur Erledig»»!, gekommen und sofort mit einem AnsangSgehalt vou 760 ^l jährlich wieder zu besetzen. Rur geübte, sloUe Eopislen, die auch mit der Erledigung von Expedieuteuarbeitea bereit» venraui sind, habe» ihre Gesuche aeb t Zeugnisse, »i« ,»« 1 Mir, » I. auher eruzurei cheu. Gohli«, am 21. Zftbruar 1889. Irr Gemeinöeraih. >. Singer. beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 14. Januar 1889. Die Sparcaffen-Deputatio». Städtische 5ortbttdllugsschiilr flr ALdchen. Anmeldungen „euer Schülerin»«» nimmt drr Uuterzeichuet« Mont«, ««» Die««tag. den Sb. und 2«. Kebenar. ««« 1» tt» 12 und d«n 2—4 »hr i» der I. Bürgerichule 4 für Kunden entgegen. Bei der Aumelbuag ist da» letzte Echeulzengoiß vor- zulearn. Leipzig, den Sl. Februar 1889. Dlr. 6. Lolmor. Städtische Sparkasse vie Lrifis in Frankreich. Frankreich hat wieder eine Regierung, aber waS für eine! Derselbe Tirard, welcher schon der erste Ministerpräsident unter Carnol war, ist auch der dritte geworden, also ist derselbe unhaltbare Zustand, welcher vom 12. December 1887 bis zum 4. April 1888 b. standen hat. wieder erreicht, nachdem ich Floqurt zehn Monate lang vergeblich angestrengt hat, die chwer erschütterte Republik wieder zu befestigen. Und noch dazu ist daS Ministerium Tirard nur ein Torso» dena der Minister de» AuSwürtigen, also die Hauptperson, ist noch nicht gesunden. Unter solchen Umständen kann mau e» den Opportunisten und Radikalen nicht Übel nehmen, wenn sie Carnot der Schwäche und Unfähigkeit beschuldigen, obwohl >e selbst nicht um ein Haar bester sind. Sie wollten keinen Präsidenten an der Spitze dulden, welcher selbstständig denkt und handelt, eine Marionette, die sie nach Belieben gebrauchen kannten, entsprach ihren Wünschen mebr. Jetzt sind aber Zustände eingetreten, welche eine kräftige Führung un entbehrlich machen, wenn die Republik nicht in Trümmer erfülle« soll, und da fällt e» den um die Herrschaft treitenden republikanischen Parteien plötzlich ein, daß Carnot der schwierigen Lag« nicht gewachsen ist. Während so Carnot die Zügel mebr und mehr au« den Händen verliert, wächst di« Macht Boulanger'S von Tage zu Tage, die Reihen seiner Anhänger verstärken sich durch viele Republikaner, und auch innerhalb der Rechten hat der Zersetzungüvrvceß begonnen, welcher den Bonapartisten zu Gute kommt. Die Bonapartisten zählen daraus, daß Prinz Victor im entscheidenden Augenblick zur Stelle sein wird, um den ihm durch Boulanger bereiteten Sitz enzn« nehmen, während dieser wahrscheinlich die Bonapertisten n>. al« Werkzeug benutzt, um sich selbst an dre Spitz« de« Sl >ate« zu schwingen. Man Hai die gegenwärtige Lage mit der jenigen verglichen, welche der Thronbesteigung Napoleon'« UI. voranging, und auch Parallele» gezogen zwischen Napoleon I. und Boulanger, neu ist an der gegenwärtigen Lage aber die Rolle, welche die Bonapartisten darin übernommen haben, denn sie beruht aus der abenteuerlichen Voraussetzung, daß ein Mann, der sich im Besitz der Macht befindet, sie frei willig einem Andern überlasten wird, nachdem er Vas Hoch- gesuhl, zu herrschen, empfunden hat. Die Bonapartisten mögen sich daraus berufen, daß sie dem Prätendenten Boulanger im entscheidenden Augenblick ihre Unterstützung entziehen können, deren wird er aber nicht mehr bedürfe», wen» er die höchste Gewalt in Händen hat. Für Sonntag ist die groß« Arbeiterkundgedung in Pari», Lyon, Bordeaux und andern großen Städten Frankreich« an- gekündigt. und wie die Antwort Floqurt'« aus ihre au, lO. Februar gestellten Forderungen zeigt, sind diese abgelchnt. Die Aufregung in Arbeiterkreiscn wird dadurch gesteigert unv die Thatkrast der Regierung durch die bestechende Kiisi» ge lähmt werden. Da« wissen di« Boulangisten sehr wochl unv daraus bauen sie weitere Hoffnungen aus den baldigen Um sturz de« Bestehenden. Die Kammer hat sich, wie das bei Ministerkrisen hergebracht ist, von einem Tag zum andern verlagt, um sogleich nach Ernennung deS neuen Ministerium« reffen Erklärungen entgegrnnehmen zu können. DaS ist auch eine jener Lächerlichkeiten, von welchen sich das französische Parlament nicht losmachen kann. E» soll damit bekundet werden, daß Re Kammer der eigentliche Träger der Volks souveränctät ist, aber Liese Souveränetät ist heute sehr im Niedergang begriffen, da« Land wartet ungeduldig aus die Auf lösung der Kammer und die Neuwahlen. Daß Mcline, der Präsident der Kammer, mil der Bildung de« EabinetS nicht zu Stande gekommen ist, wirst ein trübe« Licht aus die herrschende» Patteiverbältniffe, seine Autorität reichte nicht hin. um die um die Herrschaft streitenden Kräfte im Zaume zu halte». Frehcinet, sonst stet« der Rettungsanker in allen besonder schweren Ministernöthen, vermochte der Schwierigkeiten in diesem Falle auch nicht Herr zu werden, vielleicht schien es ihm auch nicht der Mühe zu lohnen, da ja da« nächste Mini sterium der Loge entsprechend nur als Lückenbüßer dienen kann, um die Ausstellung nicht zu gefährden. Für Carnot dient die Ausstellung al« Deckungsmittel gegen alle Gefahren, welche den Staat bedrohen, und eS ist allerdings anzunehmen, daß alle finanziell an dem Unternehmen betheilmten Franzose» Alle« ausbieten werde», uni sie glücklich in» Werk zu setzen. Aber wenn diese« Streben vorhanden ist, warum kabe» die Opportunisten, die doch eine einflußreiche Gruppe von Capi- lalisten vertreten, da« Ministerium Floquet am 14 Februar gestürzt? Die Finanzfragen baden bei alle» Staalsactionen in Frankreich stet« einen bestimmende» Einfluß geübr, da- wußte Napoleon HI. sehr gut, und deshalb fühlte er sich al« Herrschcr Frankreich« niemals sicherer, al» zu der Zeit, in welcher die 3proce»lige Rente den Cour« von 70 über schritten halte. DaS Ministerium Tirard hat nur dann eine» Sin», wenn die streitenden Parteien sich zum Abschluß eine« Waffenstill standes bi« zum October entschließen und wenn da« Cabmet sich aus die Fortführung der lausenden Geschäfte beschränkt, ohne sich aus Haupt- und Staalsactionen im Stile Floguel'S einzulasskn. Floquet ist daran gescheitert, daß er die Kamiiier- auslösung vermeiden, aber trotzdem die Revision der Ber- fassung durchsetze» wollte. Da« waren zwei wiversprechende einander ausschließende Ziele, und daran mußten seine Be mühungen zn Schande» werden. Die ganze Verwaltung Floquel'S war von Anfang bi« zu Ende ein« ununterbrochene Ketl- von Fehlern unv Widersprüchen, und die Forlsührung der Regierung während einer so lange» Zeit ist >km nur durch den Drang der Umstände ermöglicht worden. Die Ge fahren einer MinifterkrifiS bei der gegenwärtigen Sachlage sind weder den Opportunisten, »och den Radrralen nndewußt gewesen, aber Floquet hat semen Sturz selbst dadurch unver meidlich gemacht, daß er die Revtk»« der versastuna bean tragte zu einer Zeit, al« jede Erörterung einer Cardinalsrage unbedingt derrnieokn werden mußte. Man hat bisher nicht gehört, daß die Männer, welche Carnot um sich versammelt hat, ein neue- Ministerium zu bilden. >d« bm Ralb erlhrilt hätten, die Kammer auszulöscn. obwohl doch der Gedanke an diese Maßregel sich von selbst Jedem ausdrängt, der die Lage unbefangen beurtheilt. im Gegentheil ioll der Senat sich gegen die Auslösung erklärt baden. Welche Gründe diese Körperschaft bestimmt haben kann, den unvermeidlichen Schrill zu widerralhen, ist uner findlich, den» die Stellung de« Senat» wird durch vie Hinaus schiebung der Entscheidung über die Zukunst Frankreich« nicht befestigt. Der erste unv Haupig-üchlSpuncl jür da« übrige Europa bei Beobachtung der Zuckungen, in welche» sich da« kranke französische SkaalSwesen Windel, ist der Wunsch, baß der herrschenden Ungewißheit, unter welcher Handel und Wandel schwer leide», ein Ende bereitet wird. Der Eiiiwuri, daß ein in Verwirrung befindliches Land keine KriegSgelüste hegt, schlägt nicht durch, denn die Ersabrung spricht gerade in Frankreich gegen die Richtigkeit diese« Einwurs«. Durch bi« Verlängerung der Krisi« werden alle Leidenschaften der Unzufriedene» ausgeregt, uu» wenn dann nach langer Ver wirrung endlich ein eiserne« Regiment an die Stelle der Schwäche tritt, dann ist der Rückschlag um so bedrohlicher Leipzig 23. Februar. * Durch die Presse läust augenblicklich die Mittheilung, daß die längere Zeit bereits besprochene Zusammenkunft deS Kaiser« Älexander mit Sr. Majeüät dem Kaiser Wilhelm nicht, wie biSder gesagt wurde, in Stettin, sonder» in Kiel im Juni d. I. stallst,,den werde. Der „Hamburger Correspondent" bemerkt zu dieser Notiz: „Nach den von unS eingezogeneu Nachrichten erscheint e« nicht unwakricheinlich, daß der Zar in K'el landen wird und daß unser Kaiser ibn dort empfängt. Irgend welche Vorbereitungen sür den Empfang der Monarchen sind bi« jetzt in Kiel indetz noch nicht getroffen." * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ließ den 2l. Februar gleichfalls nicht vorübergehen, ohne diesem Tage eine ernste Betrachtung Zu widmen. DaS ossicivse Blatt schlecht: Heni« vor zwei Jahren fanden jene Reichstagswahlen statt, welch« der Möglichkeit ein Ende gemacht haben, die porla« mentarische Verteerung de« deutschen Volke« durch eine Majorität Bebel-Richter-Windthorst zu beherrschen. I» Herbst 1887 wiren ohnehin Reichstag-Wahlen erforderlich gewest» und dieser Umstand mußte die Führer >ener Mehrheit bebend- lich machen, die. an« de« heterogensten Eiemcnlen zniommengelrtzi, n»r in einem Puacte: der principiellen Opposition aus polnischem Gebiete, einig war. Die Werke dieser Mehrdeü hatten in weiten Kreisen die Gefahr eine« solchen Zustande« erkennen lasten, und so entschlossen sich die Führer jener Toalition, Alle« aus eine Karte zu setzen, indem sie in Sachen der HeereSvrrsassmig, deren Sicherstellung aus eine längere Reihe von Jahren allein die Sicherheit deS Reiches nach außen verbürgen kann, die parlamentarische Machl- sroge auswarlen. vermutlilich in der Hoffnung, in dieser Frage de» Oppostiionseifer der demokratischen und particuloristiichen Elemenie lm Lande zu steigern und aus diese Weise noch einmal au« den Wahlen al» Beherrscher der ReichslagSmehrheÜ hervorzugehen. Heute vor zwei Jahren gab da« deuische Volk aus die ihm vor- gelegte Frage seine Anlwort. Diese Antwort lautete dahin, daß unser Volk die seine nationalen Interessen ans da» Tiesste de- rührende Frage seiner Wchrhastigken nichi zum Spiel um die par- lamentarilche Mach, gebrauchen lassen wolle. Wir wollen heule nicht auf jene Vorgänge zurückkommen. welche jenen Wahikamvt begleiteten. Wer aber deute unbeiangenen Blicke« aus diese zwei Jadre zlirückschauk, deren letzte« mil leinen erschüttern de» Ereignisse» gezeigl hat. wie seft begründet nach jeder Richtung hin unsere polit schen Zustände sind, der kann nur zn der Erkennt»»« gelangen, daß die politische Arbeit dieses Zeitraumes jenen Er wartungen entsprochen hat, denen man sich aagesichl« der Wahl- eaffweidung de« 2l. Februar 1887 hingebea durste. Biele« ist seither besser geworden, nicht nur in den parlamenia- rischen Verhältnissen, als e« vordem war. Die ReichSIagSmehr- sin nigra bereits wieder, wie in Melle-Diepholz, an, den Welsen zu Hilfe zu kommen. Die von Eugen Richter »be- gründete Freisinnige Zeitung" fühlt sich berufen, den Welfi- schen Candidaten gegen die .ungerechten Vorwürfe" der Nationalliberalen in Schutz zu nehmen. * Der „Straßburger Post" wird gemeldet, daß die Er nennung deS UnterslaalSsecrrtair« von Puttkamer in Straßburg zum StaatSsecretair deSReichSlande« in Aussicht genommen ist und unmittelbar bevorstehen dürste. Herr v. Putikamer verwaltet da» Staal«secretariat bereit« vertretungsweise seit dem Abgänge de« Minister« v. Hosmann, bürste übrigen« sein Decernat (äusiiz, CulluS und Unterricht) auch »ach der Ernennung zui» SlaalSsecretarr deibeballe», wie ja auch sein Vorgänger »ach dem Ausscheiden deS Unler- iiaalssecrelairS v. Poininer-Escke das erledigte Unterstaats- secretariat de« Innern selbst verwaltete. Die Veränderung im reichsländischen Min sterim dürste sich also aus die Wieder- besetzung de« Staatsseielariat« beschränken; die Ernennung eine« neuen UnlerstaalSsecrelarS ist nicht beabsichtigt. « » » Der hellenischen Regierung ist e« gelungen, die größere Mehrzahl ihrer GesetzeSvorlchläge in der Kammer durchzusetzen, darunter auch eine Vorlage, welche sür da« Jahr l889 »n Falle einer Reise de« König« in« Ausland dem Kronprinzen Konstantin die Regentschaft über trägt. Im Lause der nächsten Woche werden vorauSsichllich die Beraldungen über den Staatshaushalt für l889 beendigt unv dann die Sitzungen und mit ihnen die diesmal so stür mische Z it der parlamentarischen Lärmscenen geschloffen werden. Tie Partei Trikupid' ist trotz aller Bemühungen der Opposition gestärkt auS dem Kampfe bervorgegangen, so daß Trikupi« voraussichllich »och eine weitere Aicihe von Jahre» vie Geschicke deS Landes teilen wird. DaS Volk wird dann auch den Nutzen einer ei»beill>che» und stetigen Regierung erkennen, zumal in der Opposition ebenso viel Sinne wie Köpfe sind und DelyanniS nur dem Namen nach als Führer betrachtet werden kann. Die Sturmscenen in der Kammer fanden ein Gegenstück in der Universität Die philosophische Faculläl feierte daS Jubiläum de- Pro- sesso>» Zeller in Berlin, und der Privatdocenl EuangelibiS. wie ma» börl der Candidat der Negieiunq für die erledigte Professur ver pbilosopbischen Facultät, sollte die Festrede halten, wurde aber durch Gcbriill und eine förmliche Schlacht, welche die Studenten sür und wider EuangelidiS lieferten, gebindert zu sprechen, bi» die Polizei den Saal säuberte. Der Putsch soll von dem Gegner deS Privatdocenten Euangetibi«', der natürlich zur Fahne der Opposition schwört, veranstaltet sei». — Der Geburtstag des deutschen Kaiser« wurde von der deutschen Gemeinde würdig gefeiert Der deutsche Gesandte Baron Le Maitre empfing die Glück wünsche in der deutschen Gesandtschaft und leitete Abend« in der Gesellschaft Philadelphia ein Festesten, bei de», der König durch einen Adjutanten vertrelen war. — Wie man hört, wird der König Georg aus der Rückreise von der Hochzeit seiner Tochter, welche im Juli in Petersburg staltsindcn soll, mil dem jungen Paare dem Sultan in Konstantinopei einen Besuch abstalle». * Die Thronrede, mit welcher am Donnerstag da« englische Parlament eröffnet wurde, bezeichnet, wie schon kurz erwähnt, die Beziehungen Englands zu den Mächten al« herzliche. Die vor der letzten Vertagung des Parlaments beendete» Operationen in Egypten hätten den Zweck, zu dem sie unternommen worden, erreicht; eS sei kein Grund zur Befürchtung einer Wiederholung der Unruben in der Nähe vo» Suaku» volhankcn. Obgleich die Berhand- handlungcn mit Tibet bezüglich SikkimS ein günstiges Resultat »och nicht gebabt hätten, sei doch zu hoffe», daß keine neuen militairifche» Operationen erforderlich werden würden Die Königin habe «ngewilligl, an der Conserenz in Berlin mil Deutschland und den Bereinigte» Staate» i» den Samoa- Angelegenheiten theilzunehmeii, uin da« aus der Eonserenz iu Wege sortschreüen. Die inzwischen staalen vollzogenen allgemeinen Landtagswahlen sind überall im Sinne der damaligen Wadlentscheidnng verlausen. Wenn e« den OppositionSparlkien bei einige» Nachwahlen gelungen ist. Wahlsiege zn erzielen, so bedeutet baS nicht viel gegenüber der Tyalsache, daß sich das sür die Reichslagswahl von 1887 geschloffene Cartel der gemäßigt liberalen und der eonservalivrn Elemente inzwischen der- gestalt gefestigt hat, daß im Ernste auch seine Gegner kaum bezweifeln dürften, seine Wirkungen svrtdanern zn sehe». Der Führer der freisinnigen Partei hat sich kürzlich über Mora«, mv« beklag«, den er in den Reihen Jener verspürt haben will, welche seine Partei al- ihre prädisponirle Sesolgschast betrachtet. Offen- kundig ist e«, daß jene andere Partei, welche numerisch das stärkste Lontingent sür die heule vor zwei Jahren beseitigte Mehrheit», bildnng im Re>ch«tage stellte, immer stärkerer Mitlel brdars, um al« „fester Thurm" zu erscheine». Und wen« die Socialdemokratie schon jetzt mit de« Vorbereitungen sür die künftigen Reichstaqswahlen begonnen ha«, so bars man daran« wohl ichließe», dost man aui jener Seite selbst davon durchdrungen ist. besonderer Anstrengungen zu bedürfen, um nicht mit noch übleren Erfahrungen au« der kommende» Wadlentscheidnng hervorzugehen, wie aus derjenigen de« 81. Febrnar 1887. Ans der anderen Leite hat e« ja im Lager der sogenannten Eartclparleien nicht an Strömungen und Strebunaen gefehlt, welche in Versalzung einseitiger Gelüste sich der Tar»el„seffel" zu eniledigen trachteten. Aber je dreister viese Bestrebungen sich in den Vordergrund schoben, desto nachhaltiger haben sich die besonnenen Politiker aus den Boden des Grund satzes gestellt, unter Wahrung der in den Details von einander abweichenden Standpunkte müsse in den großen Fragen der Gesichtspunkt maßgebend sein »nd bleiben, daß iu der Zusammenfassung aller nicht oppositionellen Elemente die Sicherheit der Zukunft beruht. Gerade die in den letzte» Tagen die öffentliche Meinung be schäftigenden Symptome haben von Neuem eikennen lassen, wie m»> mehr denn je davon überzeugt ist, daß da« vor zwei Jahren in Kraft gewesene Lartelverbältniß auch ferner in Kraft stehen müsse, und da« Zuiammenarbeilen zweier Jahre bei den parlamentarischen Entscheidungen hat nur dazu beitragen können, in dieser Richtung klärend zn wirken So wird mau denn heule, wo zwei Dritttheile der Frist ver laosrn sind, welche dem am 21. Februar 1887 gewählten Reichstage gesteckt ist, seiten« aller wahrhaften Patrioten nicht nur mit Be- seiedignng ans die inzwischen geleistete Arbeit zurückichonen. sondern s'-b anch der Hoffnung hingebea dürft», die Gemeinsamkeit in de» «roßen Fingen auch in der Zukunft de» Sieg über di« wider strebend», Elemente davontrage» z, setzen. * S» Rtt<tz»taa««atztkreise Celle-Gishnra. wo gegen- wärtiaem heftiger Wahlkampf »wischen Nationalliberalen Mtv Welsen ,m Gang ist. schicken sich die Delltschsrei- KriegSrüstunaen gemacht seien, hätten d>e Vermehrung der biöher zum Schutze Ver Küste» und deS Handels getroffenen Vorsichtsmaßregeln nolhwendig gemacht. Obgleich die anderen Mächte, welche Uber ungeheure Strcitkräsle verfüge», gegen wärtig ausnahmslos England freundlich gesinnt seien, Habe die Kömgin dock kein Recht, anzunehmen, daß dieser Zustand keiner Möglichkeit der Wandlung unlcrworsen sei. * Nack Meldungen auS Tsbardsbni leitet Abdu- rahman Khan persönlich in Mazarischeris den Proceß gegen die Theilnrhmer am Ausstand Ishak Khan'« Die »»irr dem Beseht deö GenralS Cbristiani in Barki stehende russische Mililatrcolonne befindet sich in vcllrr Feldausrüstung, jebock wird eine Offensivbewegung der Afghanen gegen Buchara und die Russe» sehr bezweifelt. Zum General gouverncur de» afghanischen TurkeslanS an Stelle vo» Ishak »Han wird Gohiam Chander. der Besieger de- Gb'lsah« stamines und de- AnsstandeS Ishak Kban'» ernannt werben. * Zur Lage in Haiti gehen der „Hamburger Bvrsen- Halle" au« Por l-au-Pri»ce vom 28. Januar nachstehende briefliche Miltheilunge» zu: Wir erfahren aus drn hier eh,- gegangenrn europäische» Nachrichte», «aß die falschen Mtt- tbeilungen über die Assaire mit dem Norde» fortwährend in Europa weiter verbreitet werden. Ma» spricht von einer blutigen Schlacht, welche nahe bei Sl. Marc geliefert worden sei und weiche die Niederlage der RegierungStrnppen zum An-gange gebabt bätte. T)a« ist von einem Ende zum anderen falsch! Es hal »irgendwo eine blutige Schlackt ge geben, und die Insurgenten in, Norden baben sogar niemals ihre Städte verlassen. In den letzten vierzehn Tagen waren im Gegentheil fortgesetzt Erfolge sür die Regierung zu ver zeichne»; ihre Truppen baten eine Landung in Grandc- SaliSre bewirkt, einem zwischen GonaiveS und Sl. Marc gelegenen Hasen. Sie sind Herren der Stadt geblieben, deren Plahconimanbaiit bierhcr als Gefangener gebrach! worden ist. Im Innern rückten sie bis V >U «re vor. welches sich eraeben wollte; die Bezirke von Huiche, Marmel«! und St. Mrchel haben sich u»t rworsen, bet ver Airnäberung der regulären Armee, deren Besehi-haber die ehemaligen Conr- mandantkii diese« Arrondissement» dieser Bezirke sind, welche an« 28. September den General Tülömaque „ichl unterstützt batten. Sie sehen, baß e« also keine blutigen Kämpfe ge geben hat. Der Präsident General Lög time ist iibeihaüpl kein blutdürstiger Mann, er hat bisher durch zu große Milde gefehlt. — Hier ist e« immer ruhig, die Geschäfte sitto während diese« Monat« sehr still gewesen in Folge äußerst 1 ». t /
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite