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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-05
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1888
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»rfch-tnl täglich früh 6'/. Uhr. Urdaction und Lrpkditio» Iohaane-gaffe 8. Lprrchkunden der Uedactiou: Vormitiag» 10—18 Uhr. Nachmittag- b—6 Uhr. kbr tu »!tia,«i, „n,8a»t»«r D!,nuIcN»U «echt fick dl« Sikdaclion nicht «crdmdllch. ««nah», »„ skr Sie nächfts«>»e«he Nu«mer brstimmtri, Inserate au Wochentage» k»s 3 Uhr Nachmittag». anLoua- und Festtage» srüb b»»'/,9Uvr. 3» deo Filialen für Ins.-Annahme: Ltto Ule»«, UniversitätSstraße 1. Louis Lösche. Katharinevstr. 83 pari, a, König-pla- 7, nur bi» '/,S Uhr. Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnemeut-prstS vierteljährlich 4'/, Mk. lack. Bringerloha 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mi. Jede einzelne Nunuuec ^0 Ps Belegereinplar 10 Pf. Gebühren für Ertrabeilaaea lia Tageblatt-Format gesalzt) Ohne Postbesorderung 60 Mk. «tt Pvftbesörderuag 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Sröhere Schrislea laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer u. Zifferusatz nach höhcrm Tarif. Lerlamen nnter dem Nedaction-strich dt» 4grspalt. geile bOPs.vor denAaniiliea Nachrichten di» ögespalteue geil» 40 Ps. Inserate si-d stets au die Erpeditio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben, gahluug prnooumsrauäo oder durch Post- uachuahme. 2l8. Sonntag den 5. August 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Der am I. August dieses Jahre» fällige zweite Termin der TtaatSgrundsteuer ist nach dem Gesetze voni 0. September 1843 in Verbindung mit der durch das Gesetz vom 3. Iuii 1878 getroffenen Aenderung nach Zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit zu entrichten. Die Sleuerpstichtigcn werden deshalb hierdurch ausgesorvert, ihre Slcin-rb-ilräge von genanntem Tage ab biS spatesten« 1« Tage nach demselben an unsere Stadtsleuer-Einnahme, Stadthaus, Obflmarkt 3, Erdgeschoß rechts, Zimmer 59, abzusühre», da nach Ablauf dirser Frist die gesetzliche» Maßnahmen gegen die Säumigen eintreten müssen. Leipzig, am 27. Juli 1888. Der Natk der Stadt Leipzig. 1)r. Trvnbti». Koch. Der zweite Termin der städtischen Grundsteuer ist am I. August dieses JahrcS nach VinS vvm Tausend deS im Kataster eingestellten Grund- WertbeS nebst der Kircbenanlage sür die evan- grlisch-lntherischcn Kilchen vvm Grundbesitz nach -Hohe von fünfzehn Pfennigen auf eine Einheit IttUU Mark) fällig. Diejenigen Grundstücksbesitzer, welche Mitglieder einer anderen mit eigenem GolleShause am Orte bestehenden an erkannten Religion«- oder ConjcjsioiiSgemeinschaft sind, haben nur den drillen Tbeil veS sonst aus ihren Grundbesitz beziehentlich Antbeit hastenden Beitrages zu den Parochial- anlagen zu entrichten. Die Steuerpflichtigen werden deshalb aufgcsordert, ihre Sleuerbrträge von dem Termine ab biS spätestens 14 Tage «ach demselben an unsere Stadtsteu«- Einnahnn, Stadthaus, Obstmalkt 3. Erdgeschoß rechts, Zimmer 59, zu entrichten, widrigenfalls »ach Ablauf dieser Frist gegen die Restanten daS BeitreibungSverfahren ein- qeleitet werden wird. Leipzig, der, 27. Juli 1883. Der Skatb der Stadt Leipzig. Ur. Trönvlin. Koch. " Bcl'Mtttlii Mittig. Die Anlieferung von 150 Stück granitnen Einsallstemr» mit rundem Deckel zu Straßennebenschleusen (Dre-dner Muster) sollen an eine» Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und ein Probestück für diese Lieferung liegen bei unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, 2. Ober geschoß, Zimmer Nr. 14, anS und können daselbst eingesehen dez. besichtigt, auch erstere gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Lieferung von Schleusen Einsall-Steinea" versehen ebendaselbst und zwar bis zun, 13. August 1888, Nachmittags 5 Uhr einzureichcn. Der Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote abznlehiien. Leipzig, den 28. Juli 1888. DeS Naths der Stadt Leipzig Id. 3178. Straßenbau-Deputation. Ausschrrilmiig. Für den Neubau deö FencrwchrdepotS an der Schenken- dorsstraße sollen die Glaser-, Tischler-, Schlosser«, GaSleitungS- und Wasserleitung-Arbeiten in öffentlicher Submission vergeben werden. Tie Unterlagen sür die einzelnen Arbeiten sind auf unserem Bauamte, Hochbauverwaltung, Rathhaus, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen Zahlung von je 50 zu entnehmen und biö zum 13. August ds. Is., Nachmittags 5 Uhr eben daselbst versiegelt und mit entsprechender Aufschrift versehen wieder abzugcben. Die Auswahl unter den Bewerbern und die Ablehnung sämmtlicher Gebote behalten wir uns vor. Leipzig, den 30. Juli 1888. DeS NathS der Stadt Leipzig Id 3266. Bau-Deputation. Die Ausführung der Steinmetzarbette» sür 1) da- AetortenbanS und sür den Kohlenschuppe«, 2) das Neinignngs- und Regenerirgebäude, sowie für Vas TbeervorrathSbassin bei dem Erweiterungsbau der ll. Gasanstalt soll in Accord verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt ll. in Connewitz auS und können daselbst eingcsehen rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ml 1) NetortenhauS rc. Steinmetzarbeite», L<1 2) Reinignngögebäude re. Steinmetzarbette» für die ll. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur deS RatheS, RalhhauS, 1. Etage, und zwar bis zum Montag, den IS. August d. I., Nachmittags S Uhr emznreichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere das Recht vor. sämmtliche Offerten abzulchnen. Leipzig, am 2. August 1888. DeS NathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Erstatteter Anzeige »usolge ist das für Ernst Hermann Hanklkimann ans Gruben am 30. December 1883 in Anger aus- gestellte Dienstbuch vor einigen Tage« verloren gegangen. Wir bitten, dasselbe im AusfinduugSsalle an uns abznliefern. Leipzig, am 1. August 1888. Las Polizeiamt der Stadt Leipzig. l- 4189. I. B.: Iuock, Pol^Ralh. Ggmllr. Erstatteter Anzeige zulolge ist da« für Philipp Hummel aus Rüssel-Henn am 24. Februar 1883 in Franks»« a. M ausgestellte Dienstbuch vor längerer Zeit verloren gegangen und im Auffindung«- solle a» onS abzulielern. Leipzig, am 31. Jul> 1888. Ta» P-Iizeiamt »er Stadt Leih,,«. 1. 4168. I. B.: Junck, Pol-Rath. Ggmllr. Nichtamtlicher Thetl. Der Einfluß der neuesten Ereignisse auf das Parieileben. ES ist ein erfreuliches Merkmal der Gegenwart, daß die Parteikämpfe fast gänzlich ruhen. Die Fragen, ob Cartel oder nicht, ob Auslieferung der Schule an die Kirche oder Entwickelung derselben unter der Einwirkung von Staat und Gemeinde, sind in der Hauptsache akademiswer Natur, prak tischen Werth können sie nicht beanspruchen, weil Conservative und Nationalliberale auch ohne besondere Verabredung in allen Grundfragen zusammen gehen werden, wie daö seit den lohten NeichStagSwablen geschehen, und weil die Sckule wie sie Windthorst wünscht, in Preußen niemals Gestalt gewinnen kann. Fragen, welche die Wähler in streng getrennte Lager chciden, wie es im Reich bei der Militairsrage und bei der Frage der Verlängerung des Seciatistengesetzes, sowie bei den Steuer- und socialpolitischen Vorlagen früher geschah, in Preußen in der kirchenpolitischen Frage, stehen gegenwärtig nicht zur Entscheidung, und wenn sie wieder auf der Tages ordnung erscheinen werden, ist eine Einigung mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Man kann demgemäß sagen, daß die Parteien im Reich und in Preußen ein ungewöhnlich friedliches Leben führen und daß die Kampsparteien, wie der äußerste rechte Flügel der Conservativen, die llltramontanen, die Socialdcmokraten auf etwas unschädlichen Trommelwirbel beschränkt sind und daß die deutschfreisinnige Partei in den letzten Zügen liegt. Eine gleiche Zahmheit, wie sie die Dcutsckffrcisinnigen heute zeigen, ein so bereitwilliges Eingehen aus die HauptaesichtSpuncte der Gesammtwohlfahrt, eine so rückhaltlose Anerkennung der per sönlichen Vorzüge VeS jungen Kaisers und der Richtigkeit und Vortrefflichkeit der von ihm verkündeten NegierungSgrundsätze in Reich und Einzelstaat, im Innern wie nach außen ist bei der deutschsreisinnigen Partei seit ihrer Gründung im Jahre 1884 nicht bervoraetreten. Wir begrüßen diesen Um schwung mit Genugthung, ohne der Partei ihre Haltung als Verdienst anzurechnen, denn nicht aus eigenem Antriebe hat sich die Partei zu so gesunden Anschauungen bekehrt, sondern sie ist durch die Wucht der öffentlichen Meinung gezwungen worden, auf ihr kleinliches Gezänk zu verzichten und in den allgemeinen Ton der Zufriedenheit mit der Leitung unserer inneren und auswärtigen Politik einzustimmen. Des deutschen Volkes hat sich seit der Eröffnung deS deutschen Reichstages und de- preußischen Landtage- am 25. und 27. Juni ein Grad von freudiger Zustimmung zu dem Regierungsprogramm und zu der Art und Weise seiner Ausführung bemächtigt, wie er seit Begründung deS deutschen Reiches und Geltung der Preußi schen Verfassung noch kaum zur Erscheinung getreten ist; daS Vertrauen zur Regierung oildet beute die Grundlage deS gesammten Parteilebens, und das ist der Zustand, welcher dem Ideal deS Berfassungslebens entspricht. Ursprünglich ist der Grundgedanke deS VersassungSstaateS, Ncbcrgrissc und Fehler der Regierung zu vermeiden und wo sie begangen worden sind, Abhilfe zu schassen und die daraus entstandenen Schäden wieder gut zu machen. ES war die Zeit, in welcher die Negierung im Bewußtsein ihrer Macht sich für unfehlbar hielt und deshalb manchen schweren Miß griff beging, als die Forderung nach einer Mitwirkung der Volksvertretung an der Gesetzgebung und nach der Eentrolc der Verwaltung der StaatSfinanzen gebieterisch anstrat und dadurch die Einrichtung deS Bersassungsstaates hcrbeiführtc. Durch maßvolle AuSubünb der Rechte, welche die Verfassung der Volksvertretung einräumt, wird eine heilsame Wechsel wirkung zwischen der StaatSregierung und den berechtigten Wünschen deö Volkes erzielt, durch schroffe Hcrvorkcbrung der BolkSrechte ohne Rücksicht auf die Wohlfahrt deS Ganzeil wird jedoch ein ungesunder Zustand erzeugt, den wir Parla- inentSberrschast oder Parlamentarismus zu nennen Pflegen. Die Gefahr, welche diese Ausartung des VersassimgslebeuS mit sich bringt, war sowohl im deutschen Reichstage als im preußischen Landtag eine Zeit lang sehr dringend, die Negie- rungsthätigkeit wurde nahezu lahm gelegt durch die ultra- moiitanc, deutschfreisinnigc (früher fortschrittliche) und social demokratische Opposition, und cS begann ein Zustand sich zu entwickeln, welcher im Reichstage zur Verlegung des Sckwer- puncteS in den BundeSrath und in Preußen, zur Zeit des Militairconflictes, zur Theorie von der Lücke ,u der Ver fassung und zur spitzfindigen Auslegung von Verfassungs- Paragraphen führte, um überhaupt einen möglichen Zustand zu schaffen. Diese Krankheiten deS BerfassungSlebcnS liegen hinter u»S. Die Regierung ist sich ihrer Pflicht, die Verfassung aufrecht zu halten und die Volksrechte nicht zu verletzen, ebenso klar bewußt, wie im Parteileben deS deutschen Volkes daS Partei interesse vor' dem Gesammtinteresse zurückzutreten beginnt. Beide Factoren der Gesetzgebung haben allmälig die Stelle herauSgesunden, an welcher ein einträchtige- und erfolg reiches Zusammenwirken möglich ist, und die Wähler haben diejenige politische Reise erlangt, welche die Voraussetzung eines gesunden und gedeihlichen DerfaffungSlcbenS ist. Gewinnen die Parteibestrevungen die Oberhand, wie das auf Seite der Oppositionsparteien lange Zeit hindurch geschehen ist, dann leidet die Gesammtwohlfahrt Schaden, der Staats zweck wird auS den Augen verloren und es tritt der Zustand ein, in welchem Schlagworte mehr gelten, als ruhige und vorurthcilssreie Erwägung des Für und Wider. Unter solchen Parteiverhältniffen ruht die Gesetzgebung, unerfüllbare Ansprüche der Parteien gerathen mit Len Bemühungen der Regierung, einen allgemein befriedigenden Zustand aufzu richten, in Kamps, und die Folge ist, daß überhaupt nichts zu Stande kommt. Die Grundzüge, welche Kaiser Wilhelm in den beiden Thron reden vom 25. und 27. Juni ausgestellt hat, haben dem Partei leben in Deutschland die Richtung gegeben. ES hat überall in Deutschland freudigen Widerhall gefunden, als Kaiser Wilhelm die Hoffnung aussprach, daß cS gelingen werde, der Ausgleichung ungesunder, gesellschaftlicher Gegensätze durch Vollendung der socialpolitismen Gesetzgebung näher zu kommen und daß der Kaiser bei Pflege der inneren Wohlfahrt die einhellige Unterstützung aller treuen Anhänger des Reiches und der verbündeten Negierungen finden werde ohne Trennung nach gesonderter Parteistcllung. Denselben Gedanken bat der König von Preußen am Schluß der Thronrede zur Eröffnung deS preußischen Landtages auSgedrückt. indem er sagte: „Im Rückblick aus die wichtigen Ergebnisse der Legislaturperiode, welche Dank dem einträchtigen Zusammenwirken der Volks vertretung mit der Regierung erzielt worden sind, vertraue Ich, daß cS auch in Zukunft gelingen werde, in gemein schaftlicher, von gegenseitigem Vertrauen getragener und durch die Verschiedenheit der Grundanschauungen nicht gestörter Arbeit die Wohlfahrt des Lande- zu fördern." In der That beruht die gedeihliche Fortentwickelung de» Ganzen auf dem gegenseitigen vertrauen von Regierung und Volksvertretung, und dieses Vertrauen ist m Deutschland in hohem Maße vorhanden. ES besteht nicht mehr der ungesunde Zustand, welcher sich dadurch kennzeichnet, daß Parteiprogramme veröffentlicht werden, denen eS aus den ersten Blick anzusehen ist, daß sie mit der voranaegangenen Entwickelung und mit den tat sächlichen Verhältnissen in unlösbarem Widerspruch stehen, daß sie an den Grundlagen des StaatSwesenS rütteln, ohne Aus sicht, dadurch eine andere Wirkung alS Unzufriedenheit mit den bestehenden Zuständen zu erzeugen. Ebensowenig würde eS mit der Gesammtwohlfahrt vereinbar sein, wenn sich die Regierung auf einen extremen einseitigen Standpunct stellen wollte, welcher daS Interesse der an der Spitze stehenden Personen und der dieselbe stützenden Parteien zur Richtschnur wählt. Davon sind die beiden Kundgebungen Kaiser Wil helm'- an die Vertretung deS preußischen und deutschen Volkes aber himmelweit entfernt, sic gehen von dem Grund gedanken aus, daß hinter dem Wöhle deS Staate« alle Sondermteressen zurücktreten »lüsten. Um diesem Grund gedanken einen möglichst gemeinverständlichen Ausdruck zu geben, hat der deutsche Kaiser und Preußen- König seine Änrede an die Vertreter deS preußischen Volkes mit dem AuSspruch Friedrich'S deS Großen geschloffen, daß in Preußen der König deS Staates erster Diener ist. In diesem Sinne hat Kaiser Wilhelm seine Regierung bis zum heutigen Tage geführt und dadurch die Zuversicht erweckt, daß alle Par teien ihm darin mit gleicher Pflichttreue zur Seite stehen werden. * Leipzig, 5. Angust. * Ueber den Verlauf der Kaiserreife erfährt die „Kölnische Zeitung" noch folgende Einzelheiten: Der Kaiser hat die nicht geringen Strapazen der oft recht unrubigen »«d zum Theil stürmischen Seereise ausgezeichnet ertragen. Er war meist einer der Ersten aus Deck und verfolgte mit größter Ausmcrksamkeit und warmer Anerkennung alle Bewegungen der Schiffe, die durchweg auSgezeichuet auSgesührt wurden. Aus der Rückfahrt von Kopenhagen »ach Kiel hatte die Flotte den Wind gegen sich, weshalb die Fahrt, namentlich die der Schulschiffe, sehr verzögert wurde; aber die junge Mannschaft, der die Kürzung der Maste», da- Einziehen der Rahen zufiel, arbeitete mit solcher Sicher heit und Raschheit, daß sie sich daS warme Lob de-Kaiser- erwarb. Die flacht „Hodenzollern" selbst wurde ausgezeichnet geführt; in de» Seeman»Streifen, die in Kiel der Rückkunft zulahen, fiel eS besonders anerkennend aus, wie die Aacht noch bis zum letzten Augenblicke mit vollem Dampf in den Hasen einfuhr und dann so geschickt geleitet wurde, daß sie sofort an der sür sie de- stimmten Boje Halt machte. Der Kaiser, der an Bord der „Hohenzollern" noch eine Abordnung der schleswig-holsteinischen Ritterschaft unter Führung deS Grasen Reventlow empfing und sich mit den einzelnen Herren lauge und ciiigehenL unterhielt, hat den Ossicieren der Flotte als Zeichen seiner besonderen Befriedigung sein Bild mit seiner Unterschrift ge schenkt. Infolge der Verzögerung der Fahrt mußte auch die Egeudahnsahrt von Kiel nach FriedrichSruh vorsichtiger und lang- sanier erfolgen, so daß dort die Aukunst erst kurz vor Mitternacht erfolgte. Der Kaiser und der Fürst Bismarck zogen sich in Folge der späten Stunde bald nach der Ankunst zur Ruhe zurück; am folgenden Morgen aber hatten sie ii» Beisein de- Staatsminifters Grasen AiSmarck eine uni lo längere Unterredung, Io daß daS Frühstück, daS auf halb zwöls Uhr anberaumt war. erst eine Viertel stunde später beginnen konnte. An dem Frühstück nahmen neben dem Kaller und dem Hausherrn Theil: Gras BiSmarck, Graf und Gräfin Rantzau — die Fürstin weilt bekanntlich im Bade zu Hom burg vor der Höhe —, ferner der General-Adjittant v. Wittich, der Hausmarschall Freiherr v. Ly icker, die Flügel-Adjutanten Capital» Freiherr v. Seckendorfs und Major v. Kessel, der Leibarzt Professor Or. Leutbold, der Vortragende Rath im Auswärtigen Amt Lega tionsrath v. Kiderlen-Wächter und der Vorstand des Thiffrir- bureauS, Geh. Hofrath Willisch. Im Lause des Frühstücks stand der Reichskanzler auf und bat, das erste Glas, das der Kaiser aus deutschem Boden trinke, dem neugeborenen Hohenzollernsprossen widmen zu dürien, indem er gleichzeitig in warmen Worten seinem Tanke sür die Ehre des kaiserlichen Besuches Ausdruck gab. Der Kaiser dankt« sür diese Worte zugleich >m Namen der Kaiserin und seines Sohnes und gedachte des Lohnes des Fürsten BiSmarck, des Geh. Regieruogsraths und Landraths Grasen Wilhelm BiS marck, der an diesem Tage seinen Geburtstag in Hanau beging. Der Kaiser verließ gleich »ach aufgehobener Toset das gastliche FriedrichSruh und reiste alsbald mit seinem Gefolge nach Potsdam weiter, wo ihn im Marmorpalais auch die Kaiserin Friedrich mit ihren Töchtern erwartete und herzlich begrüßte. Nur der Staats- minister Graf Bismarck verblieb noch den Tag über bei seinem Vater und tras erst an. Tonnerstag früh 6 Uhr in Berlin ein. Im Lause deS Nachmittags empfing cr den Abgesandten des Sultan- zur Beglück wünschung des Koners zur Thronbesteigung. Munir Pascha. Alle Herren des Gefolges wißen nicht genug der Worte zu finden, um die außerordentliche Liebenswürdigkeit, Gastfreundschaft und Zuvor- kommenheit zu schildern, die sie allerwärts, in Rußland, in Schweden und in Dänemark gesunoen haben und die gar nicht hätte übertrosseu werden können. Sie glaube», daß alle die Hoff nungen und Erwartungen, die man deutscherseits an die Reise ge- knüpft habe, vollauf sich erfüllt und bestätigt haben. * Die Nachrichten über eine beabsichtigte Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und der Königin von Eng land laut«: widersprechend. Während sich die „Daily NewS" auS Kopenhagen melden läßt, daß Kaiser Wilhelm Ende August England zu besuchen gedenke, wird der „Bossi- schen Zeitung" von ihren. Londoner Berichterstatter gemeldet, daß cm Zusammentreffen in Baden-Baden >» Aussicht genommen war, daß aber, wie ihm auS zuverlässiger Quelle niitgethettt wird, vorläufig davon Abstand genommen sei. Auch vaS „Reuter'sche Bureau" ist z» der Mittheilung er mächtigt, daß daS Gerücht, wonach t ic Königin sich >m Herbste dieses Jahres nach Baden-Baden begeben werde, jeder Be gründung entbehre. * Vor einigen Tagen tauchte auf Grund einer diesbezüg lichen Notiz in der „Pharmaceutischen Zeitung" in der Presse die Mittheilung auf, daS ReichSkanzlcramt habe aus eine vom Vorstände deS Deutschen Apotheker-Verein» an dasselbe ge richtete Anfrage, betreffend Regelung deS Apotheken wesen- von Reichs wegen, geantwortet, daß zunächst den diesbezüglichen Anträgen der größeren Mehrheit der Apotheker entgegengeschen werde. Wie die „Apotheker- Zeitung", daS amtliche Organ deS Deutschen Apotheker- Verein-, meldet, ist diese Mittheilung in allen ihren Thcilen unwahr. Der Vorstand deS Apolbeker-veremS hat sich nicht an da« Reichskanzleramt gewendet, konnte als» auch gar nicht von dieser Sette eine Antwort erhalten. * Beim Schützenbankett hat Prinz Ludwig von Bauern in München eine Rede gehalten, die in wetteren Kreisen Beachtung verdient. Der Prinz ging au« von den Zuständen vor 25 Jahren, wo noch der alte deutsche Bund bestand. Seine Schwächen wurden von Hoch und Nieder anerkannt und e« wird kaum Jemand in Deutschland gewesen sein, der nicht eine Besserung gewünscht hätte. Aber ein Gute- habe er gehabt, er brachte Deutschland einen fünfzig, jährigen Frieden. Seitdem hätten zwei Kriege die glorreiche Wiederausrichtung deS Reiche« gebracht, in deren Folge das enge Bündniß mtt Oesterreich und er hoffe, dieser neue Bund werde dem alten darin gleichen, daß er Jahrzehnte des Friedens gäbe. Dann auf Ludwig I. übergehend, sagte der Prinz, Jener sei sein Leben lang ein ebenso guter Bayer wie Deutscher gewesen. Das sei allerdings jetzt für jeden Bayer selbstverständlich, aber damals gehörte besonderer Muth dazu. Zum Schluß der sehr beifällig ausgenommen«! Rede erinnerte der Prinz an Ludwig ll.. der ei» größere» Fest gelegentlich deS 700jäbrigen WtttelSbach-Jubiläums abgclehnt mit den Worten, dessen bedürfe eS nicht, denn er und sein Hau- fühle sich Eins mit seinem Volke. « » « * Endlich ergreift ein officiöseS Blatt da» Wort, um die Gründe darzulegen, welche zur Dienstentlassung deS FZM. v. Kuhn geführt haben. Die „Budapcster Correspondenz" schreibt nämlich: Daß eS zur Enthebung deS Barons Kuhn von seiner Stelle als Corpscommandant sehr bald kommen mußte, wühlen eben alle Mi- liiairs in Graz seil geraumer Zeit am besten. Das dritte Eorps ist daS einzige in der Monarchie, welches nach einer eigenen, von allen übrigen leider abweichenden Fay»» selig gemacht wurde. Die Ausbildung des Corps mag vielleicht die beste und geeignetste sein, aber im Ernstfälle würde ein Zusammenwirken einzelner Truppen- theile dieses Corps mit anderen Truppen leicht zu Mißverständnissen und Reibungen Veranlassung geben; kurz, daS völlige Ineinander- greifen aller Truppcnkörpcr deS HeercS würde durch das dritte Corps eventuell gestört worden sein. Für Baron Kubn gab es keine anderen Normen und Instructionen, ols seine eigenen, und diese waren mit denen des KrieqSministeriumS nicht in Allem identisch; noch größere Bedenken erregte eS aber in den letzten Jahren, daß FZM. Baron Kuhn, wahrscpeiolich infolge de- für ihn zu geringen Wirkungskreises, dem Corps nur einen geringen Theil seiner Zeit widmete. Baron Kuhn hat lebhafte Be friedigung an astronomischen Studien gefunden und hatte dieser zeit raubenden Tätigkeit, sowie anderweitigen literarischen Studien fleißig obgelegen; da mußten die maßgebenden Kreise ja unbedingt der Meinung gcwejen sein, dem Feldzeugmeifter einen großen Ge fallen zu erweisen, wenn ihm Gelegenheit geboten wird, sich völlig seinen Studien zuwenden zu können. * Der Minister des Auswärtigen. Goblet, wird, wie schon kurz erwähnt, den Mächten eine Note bezüglich der Maffauah-Frage zugehen lasten. In derselben wird auS gesührt, daß die Aclion Italien« bi» zum 5. Februar 1885 urückreiche. Italien habe damals den Mächten erklärt, daß ein Vorgehen nur den Zweck habe, das Besitzthum der italienischen Staatsangehörigen zu schützen und daß keines wegs die Rede von einer territorialen Ausdehnung gewesen sei. Am 1k. Februar 1885 sei die Berliner Acte erfolgt, Italien habe indessen die Besitzergreifung nicht »otisicirt, wie die« die Berliner Acte vorschrieb. Bis Ende 1885 habe die egyptische Flagge fortdauernd neben der italienischen in Maffauah geweht. Wenn die egyptische Garnison alSdann zurückgezogen wurde, und wenn Egypten eS aufgab, in Maffauah thatsächlich die Polizeigewalt auSzuüben, die ihm seitens der Türkei übertragen war, um zu vermeiden, daß die in Arabien stehenden türkischen Truppen daS Rothe Meer überschritten, so erklärte die italienische Negierung noch im Jahre 1887 in dem Augenblicke, a>S sie sich zur Blokirung den Maffauah anschickle, daß die SouverainetälSsrage in der Schwebe bleibe und nicht an und für sich als ein Präjudiz angesehen werden könne. ES habe daher kein Zweifel bestehen können — wenigstens nicht bis zum Erscheinen der jüngsten italienische» Note — daß die Eapitulationcn noch zu Recht beständen. — Die Note Goblet'S soll, wie es beißt, sofort nach Uebermittelung derselben an die betheiligten Mächte ver öffentlicht werde». —Der französische Geschäftsträger in Rom, GSrard, hatte gestern mit dem Miiiisierpräsidentcn CriSpi eine Unterredung bezüglich der Maffauah-Angclegenheit, die indessen zu keinem Resultate sübrte. * Selten ist eiu Jubelrus gepreßter durch die Kehle ge drungen, als daS heutige Frohlocken einiger französischer Blätter über die „Entlarvung BiSmarck S" durch Frau Adam, man suhlt den Leuten nach, wie schwer eS ihnen wird, Freude zu heucheln, denn der in der „Nouvelle Revue" veröffentlichte Bericht des Fürsten BiSmarck an Kai ser Friedrich über die Battenberg'schc Heirath bat — sei er nun echt ober so gut erfunden, daß er der Wahrheit sehr nabe kommt — den Franzosen wieder einmal klar bewiesen, baß die deutsche Diplomatie eben keiner Larve bedarf. Der größte Tbeit der französischen Presse schämt sich denn auch offenbar der thörichten EiiiteitungSworte der Frau Adam, die einen der „größten Schurkenstreiche" auszudecken vermeint und nicht merkt, daß sie der Aufrichtigkeit und Offen heit der Politik des Gegners in dieser Veröffentlichung daS glänzendste Zeugniß ausstellt; denn darin sind fast alle Stimme» einig, daß der Inhalt deö Schriftstücks sich wesentlich mit de» Gründen deckt, die seinerzeit von der nationalen deutschen Presse gegen den HcirathSpIan inS Feld gestellt wurde». Als einzigen AngrifsSpnnct weiß man auch jetzt wie damals nichts Anderes herauszuheben als die „Demüthigung deS deutsche» Kaisers vor dem russischen Zaren" und die nach französischer Auffassung daran« nothwendig sich ergebende Erkaltung der Beziehungen zwischen Deulschiand unv Oesterreich. Die BundeSgenoffen selbst haben aus diese Verdächtigung schon oft und unzweideutig geantwortet; was den Dreibund hat entstehen taffen und ihn zusummenhält, ist die Ausrechlhatlung des Frieden«, und Oesterreich und Italien wissen eS Deutschland Dank, wenn dieses durch eine Klärung der Meinungsverschiedenheiten mit Rußland diesem Zweck eine festere Unterlage giebt. Fürst BiSmarck ist bekanntlich der Ansicht, daß einer Kriegserklärung Rußland« unmittelbar die Frankreichs folgen wird, daß dagegen umgekehrt Frankreich nicht unbedingt aus russische Unterstützung rechnen darf, anvercrseitS aber kann Frankreich bei der durch die Bündnisse geschaffenen Lage ohne BundeSgenoffen keinen Krieg führen, und deshalb muß eine Macht, deren Streben ist, den Frieden zu erhalte», i» erster Linie die Verständigung mit Rußland suchen. Da- ist daS ganze Einmaleins der deutschen Politik, eS ist so einfach, daß selbst Fälscher, wenn sie die Zahlen
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