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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-07
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1888
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Ersch-i«t früh «V. Kc-«cti<« »«- Lrpe-ttiv« Johoane-gasse 8. L»rechstu,örll -er KrLactio«: Vermittag« 10—18 Uhr. Nachmittag» ü—6 Uhr. »ik »t« «X»»»« rt»,tt«ndln «»>»sktt»r« »ach« sich dk «r»»cn»» »ich« vcr»»d>ich. A«na»«e »er s»r die nSchftfalgea»« N«»«er »eftt««teii Anserat, an Wschentagen »t« 8 Uhr Nachmtnaa«, au L«a»- uu» -efttaye« früh d»s ',,S Uhr. Zu de» Filialen für Zus.-Annahme: vtt< Rle»«. UniversiiLUstraßc 1. Laut» Lösche, Katharinenstr. 23 pari, un^ KSuigSplatz 7, «ur bt» ft.S Uhr. "auch Uh^ Abonnementspreis vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Bringerloiin b Mk., durch di- Post bezogen 8 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage« (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesölderung 60 Mk. Mit Postbesörderung 70 Pik. Znlrrate ögespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrislen laut uns. PreiSverzeichuiß. Tabellarischer o.Ziffernsatz nach höhermTaris. Krclamen unter dem RedactionSstrich die Lgespalt. Zeile SO Ps., vor den Familie nnachrichtea die 6 gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die Uixpedttton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenumernollu oder durch Post« Nachnahme. 251. Freitag den 7. September 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. der Räume bleiben die Etadtcasse, Wegen Reinigung der Raume vleiveu oie nvra Sttftuua-buchhalteret und Lportelcaffe I de« L0. dieses Mvnat» geschloffen. Leipzig, . StathS r-inanzdeputatio«. Leipzig, den 7 September >888. DeS Dckanntmachung. Äm Monat August ds. IS. gingen bei dem Unter zeichneten Armenamte ein: s von P. Pr. abgetretene Forderung an P. Schm. von Letzterem (im Juli eiligen.). 1 . 10 - von P. Sch. in Philadelphia überwiesener Ueberschuß für AuSkunstsertheilung. A , — « für ein von Mar W. gebrochene» Miethver- hältniß erlegte Buße durch Ehr. Fr. K. - - verfallene» Mielhgeld von Frau E. — « von C. B.. Sühne i. S. B.'/. M. 5 L r rs 3 io 3 2 3 3 4 5 6 10 10 k 2 3 8 5 20 Reckt in Anspruch und setzt zur Wiedererlangung derselben alle Hebel in Bewegung, gleichviel, wo sich ein geeigneter Punct zu ihrer Einsetzung darbictct. Für König Humberl giebt c» nur ein Mittel, um diesen Bestrebungen ein wirksame» Gegengewicht zu schassen, und die» besteht darin, daß er die materiesten LcbenSbedingungen der Bevölkerung verbessert, und sie dadurch von der Geistlichkeit unabhängig macht. Dieser Aufgabe ist da» Schreiben de» König» an CriSpi gewidmet, welche» wir unseren Lesern gestern mitgelbeilt haben. ES heißt in dem Schreiben, daß die hochherzige, von Loyalität für die Dynastie durchdrungene Bevölkerung der Romagna mit ökonomischem Unbehagen zu tämpsen habe und von der Regierung die Prüfung ge- wiffer Pläne verlange. CriSpi antwortete darauf, baß er mit feinen Costegen bereit« seit einiger Zeit Mit der Prüfung dieser Ausgabe beschäftigt sei und daß deren Lösung den Rudi» der Regierung de» König» bilden werbe. König H imberi steht hier vor schwierigen Verbällnisseu, an denen er schuldlos ist und welche in den ungesunde» Bcziebungen zwischen den Großgrundbesitzer» und der Landb-völkerung ihren Grund haben. E» sind da» dieselben Zustände, die seil einem Jahr hundert in der ganzen civilisirtcn Welt die größten Umwäl Sühne in S. N. '/- l durch Herrn stell-1 zungcn hervorgebrachl haben und ganz neuerdings in Irland - - - Gr. '/. Sch. , vertretenden Frie- s und in Rumänien die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigen so I.L./.M.M.I denSrichter Rühle. A. M. '/- A. H. von W. Aug. H. B. K. H- B. L. '/. L. H ^ j durch Frau H. M. K. '/. M. W. F. K. '/- A. S. P. H. A. P E. W. '/- S. 22- durch Herrn I. I. -/- B. D. FricdenS- E. S. '/. H. T. rickler R. S. '/. F. B. Nagel. H. H. -/- A. S. E. S. '/- H W. R. T. A. F. für Einlösung eine» Versprechens von CH. L. 147 60 Summa, worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, am 3. September 1888. Der »*r ««»dt (Armenaint.) Ludwig-Wolf. Schicker. Bekanntmachung. Da» hiesige Gemeindeamt dal unter Nr. 482 Anschluß an die Etadt-Ferniprecheinrichtmig in Leipzig und Bororten gesunden. Die Benutzung ist den hiesigen Einwohnern unentgeltlich gestattet. Leutzsch, den 4. September 1888. Der Gemeintzevorstand. Th. UHIig. Nichtamtlicher Theil. König Humbert von Italien. König Humbert hat bei Gelegenheit der Manöver in der Gegend von Forli viele Beweise von der Zuneigung der dortigen Bevölkerung erhalten und mit gleicher Herzlichkeit sind die Königin und der Kronprinz begrüßt worden. Man sollte e» eigentlich für überflüssig halten, so selbstverständliche Dinge noch besonders hervorzuhcben, und doch liegen die Ver hältnisse in Italien so eigenthümlich, daß da» persönliche Der- hältniß zwischen Dynastie und Volk dort nicht eifrig genug ge pflegt werden kann Man Vars nicht vergessen, daß der Ursprung de« Königreichs Italien viel Revolutionäre» an sich trägt, daß die Züge Garibaivi's ihrem ganzen Wesen nach republikanisch geartet waren und daß nur da» Bebürsniß nach Einheit die Blicke de» befreiten Italiens auf Piemont gerichtet hat Erst vom Jahre 1866 ab hat die Entwickelung deS König reichs Italien streng monarchische Bahnen eingebalten, und de-balb kam Victor Emanuel auch im Jahre l867 mit dem Nationalhelden Garibaldi in Conflict, al» dieser Rom durch einen von der italienischen Regierung unabhängigen Hand streich in seine Gewalt bringen wollte. Die Zeit der revo lutionären Bewegung war vorüber, die gesetzliche Gewalt mußte gestärkt und vor Mißdeutung ihrer Bestrebungen be wahrt werden. Die Richtung, welche die Kcsammtrutwicke- lung in Europa nahm, kam Italien zu Hilfe, Rom kam durch die Ereignisse von 1870 ohne Zuthun seiner Regierung in den Besitz der ewigen Stadl und jetzt war erst die feste Grundlage gewonnen, aus welcher mit Erfolg weiter gebaut werden konnte. König Humbert hat diese Anfänge dc» Königsreich» Ita lien «oyl mit erlebt und an ihrer Gestaltung milgewirkt, aber al» er zur Regierung gelangte, fand er ein sertige» Staatswrse« vor, die Hauptkämpse waren vorüber, al» er am S. Januar 1878, kaum 34 Jahre alt, seinem Vater Victor Emanuel in der Regierung folgte. Wenige Wochen nach seiner Thronbesteigung starb Pin» IX. und dadurch wurde Gelegenheit geboten, da» Vcrhällaiß zwischen der welt lichen und der geistlichen Herrschaft in Rom al» von der Person de» jeweiligen Papste- unabhängig zu erweisen. Aber der Kamps zwischen Papst und König um die Grenzen de» beiderseitigen Machtbereich» ist noch keineswegs zum Abschluß gediehen, Leo XIII. hat in seiner seinen diplomatischen Art doch keine Gelegenheit versäumt, um die päpstliche Macht aus Kosten der königlichen zu stärken und zu er weitern, und wenn gegenwärtig in diesem Kampfe ein ge wisser Stillstand eiugetreten ist, so ist daran» doch nicht aus sein nahe» Ende zu schließen, im Gegcntheil ist mit Sicherheit zu erwarten, daß die katholische Kirche niemals um ein Haar breit von ihren vermeintlichen Rechten zurückwrichen wirv. Sckon darau« ergiebt sich für König Humbert eine sehr schwierig« Lage, und daß er sich mit ibr bisher leidlich ab- zufiadea vermochte, gereicht ihm zum höchsten Ruhme. Wir haben in Deutschland mit der römischen Curie seit Wieder ausrichtung de» deutschen Reiche» so ernste Erfahrungen ge macht. daß wir die Schwierigkeiten, mit welchen König Humbert! In Italien liegen diese Dinge vielleicht schlimmer al» irgend wo ander», weil geordnete Zustände dort eigentlich seit dem Zusammenbruch der Römerberrschast niemals bestanden baden. Einzelne mächtige Fürstenhäuser haben dort litt Mittelalter mit allen Mitteln, welche dem Despotismus zu Gebote stehen, ihre Zwecke gefördert, und sich nicht um die Wirkungen gekümmert, welche dies aus die »lereren Schichten der Bevölkerung auSüben mußte. Die Auslösung aller staat lichen Ordnung war die unausbleibliche Folge, und da» Räuberunwesen, welche» fick daraus entwickelt hat. ist so be kannt, daß die Romantik noch heule aus Viesem unerschöpf lichen Vorraih ihre Stoffe entnimmt. Gegenwärtig hat d>e Sacke freilich ein anderes Ausseben, die bittere Nolh flekl um Abhilfe, für offene Gewaltlhalc» ist unter den neuen ge setzlichen Zuständen kein Raum mehr. Nun ist ja viel geschehen in den letzten beiden Jahrzehnten, die italienischen Finanzen haben sich auS dem Gröbsten herauS- gearbeitel, der ZwangScurS ist abgeschassl worden, die Ein nahmen und Au»gabrn de» Staate» sind in ein gesunde» Bcr- bältniß getreten, und e« lassen sich jetzt Einrichtungen treffen, um allmälio lebensfähige Zustände für die besitzlose Bevöl kerung zu schaffen. Woher kommt e», daß man überall italienische Arbeiter im AuSIande findet? Weil ihnen die LcbenSbedingungen in der Heimalh seblen, weil sie darauf angewiesen sind, ihr Brod fern von der Heimalh zu verdienen. Die lachenden Gefilde Italien», ein Land, das vom Po dis nach Sicilicn hinab wie ein großer Garten grünt und blüht, vermag seine Kinder nicht zu ernähre», weil ihnen vom Ertrag ihrer Arbeit zu wenig bleibt, al» daß eS der Mühe lohnte, sie überhaupt auszuwenven. So ist c» nicht nur in der Romagna, sondern auch anderwärts in Italien, aber eS ist nicht möglich, die Schäden, welche Jahrhunderte ausgehäuft haben, in wenigen Jahren zu heilen. König Humbert hat ein Herz für die Leiden der italienischen Bevölkerung und er ist unausgesetzt bemüht, da belsend em- zugreisen, wo Hilfe Nolh lhut. Man hat e» bei der Cbotera in Neapel, beim Erdbeben in Jschia und bei den Räuber unruhen aus Sicilien gesehen, woran eö fehlt in dem schönen Italien. An Hilfsbereitschaft von maßgebender Stelle fehlt e» nicht, aber an den Voraussetzungen in der Bevölkerung selbst, von der dargebotcnen Hilfe auch de» entsprechenden Gebrauch zu machen. Hat sich die große Menge in Neapel nicht gegen die Acrzte, die ihnen Hilfe bringen wollten und gegen die Behörden, welche den Herd der Krankheit einzu engen und zu beseitigen bestrebt waren, zur Wehr gesetzt, al» ob diese die eigentliche Schuld an dem Ucbrl trügen? Hier kann nur die Zeit Abhilfe bringen. In der Schule und in der Gesetzgebung müssen die Hebel angesetzt werden, um bessere Zustände anzubahnen. König Humbert ist mit CriSpi über die Mittel, welche zum Ziele führen, einverstanden, aber so durchgreifende Aenderungen lassen sich nicht von heute aus morgen einsühren, dazu bedarf e» Zeit und Mühe, Klugheit und Geduld. Nach allen diesen Richtungen hin bietet König > Humbert den besten Willen und die edelsten Eigenschaften dar. zu ttlmpsen hat. zu ermessen und zu würdigen vermögen. Wenn sich das Papstthum an seiner geistlichen Macht genügen ! lietze, dann wäre der Hauplstein des Anstöße» beseitigt, da»! ist aber leider nicht der Fall, der päpstlich« Stuhl ninimt die! Weltlich« Herrschaft al» eia ihm zukommend«» unveräußerliche» ! Leipzig. 7. September. * In den letzten Tagen diese» MonalS wird der Bunde» ratb seine Plenarsitzungen wieder ausnehmen. E» wirv im September wahrscheinlich nur eine solche stattsinden, vor nehmlich um über die Verlängerung de» kleinen Belagerung» zustande» über Berlin, PolSvam, Hamburg-Altona, Frankfurt^ Höchst-Ofsenbach und Stettin aus ein weitere» Jahr zu be schließen; dann werden die regelmäßigen Sitzungen, wie im vorigen Jahre, wahrscheinlich erst Mitte Oclobcr wieder auf genommen werden. * Die Nachricht der Verlobung Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Sophie mit <vr. königl. Hoheit dem Kronprinzen von Griechenland, Herzog von Sparta kam unerwartet, wenn auch nicht überraschend. Die Ivee dieser Verbindung war. wie man der .Post" mittheilt, schon im vorigen Sommer an den Hochseligen Vater der Prinzessin gebracht und von diesem wie von der Mutter günstig aus genommen worden. Vorerst sollte aber beiden jiingen Herr schasten Gelegenheit gegeben werden, sich kennen zu lernen Im März kam der Kronprinz nach Berlin unv stand in intimem Verkehr mit der Familie Kaiser Friedrich'». Im Lause de» Sommer» kam er wiederholt nach Berlin und Potsdam, und so entstand zwischen der Prinzessin unv dem Kronprinzen eine gegenseitige HcrzcnSncigung, die mit der Veröffentlichung der Verlobung ihre Legitimirung erhielt Die letzte Anwescnbeit de» König» von Griechenland unv de» König» von Dänemark, de» Valcr» und dcö Groß vater» de» Bräutigams, scheint aus den Fortgang dieser Familienangelegenheit nicht obne Einfluß gewesen z» sein Beide hatten bei ihre» Besuchen in Schloß FriedrickSkron Gelegenheit, die Prinzessin unv ibre von Allen, die in Person I liche» Verkehr mil ihr getreten waren, einstimmig anerkannten Eigenschaften de» Herzen», die Lieblichkeit ihre» Wesen» und dir reizende Anmulh ibrcr äußeren Erscheinung kennen zu lernen. Am Montag Mittag begab sich der Kronprinz von Griechenland zu Sr. Majestät dem Kaiser nach dem Marmor Palai». Daraus machte der Kaiser Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich einen Besuch i» Friedrick-kron unv nahm wie mitgetheilt worden ist, mit seiner hohen Mutter und einen Schwestern da» Frühstück ein. Dann kam der Krön« »rinz von Griechenland, und nun fand im allerengsten Familienkreise da» Verlöbniß statt. Alsbald erging im Lause de» Nachmittag» die Mittheilung an den Minister deS könig lichen Hause» zur Veröffentlichung im „SlaalSanzciger". Im Laufe de» Nachmittag» fuhren die Neuverlobte» nach Schloß Babel»berg zur Großmutter, Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta. * In seiner letzten Sitzung vom 20. März d. I. nahm der Reichstag einstimmig den al« »schleunig" bezeichneten Antrag an: „den Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstag in dessen nächster Session eine Vorlage behus» Errichtung eine« Denkmal» für den hochseligen Kaiser Wilhelm, den Gründer de» deutschen Reiche», zu machen." Mit dieser Vorlage hat man sich seit Schluß des Reichstage» an dc» berufenen Stellen eingehend beschäftigt, und es ist nicht daran zu zweifeln, baß dem Reichstage beim Beginne einer nächsten Session in etwa 2V, Monaten ein solcher sntwurs zugeht. Allem Anscheine nach werden die hierin zu machenvcn Vorschläge weit abweichen von den Pläne», welche bisher über die Aufstellung eine» Kaiser-Wiihelm- Denkinal» laut wurden. Zunächst kann wobt al» feststehend angesehen werden, daß diese« Denkmal nicht in irgend eine Verbindung kommt mit dein Neubau de» Dome». Wie es cheinl, ist von hoher Seite der Wunsch au-gesprochcn worden, die Häuser an der Sch loßsreihei t anzukausen und zu beseiligcn: aus dem so gcwoiinenen Raume würde dann da» Denkmal Kaiser Wilhelms I. seinen Platz erhallen. Da da» Strombett der Spree dort sehr breit ist, so würden mit der herzustrllenden Usermauer noch einige Fuß binein gerückt werden unv so Raum gewonnen werben können, um da» Denkmal in die gehörige Entfernung zum Schlosse zu bringen. Die Ausarbeitung der betreffenden Vorlage bürste jedoch mancherlei Schwierigkeiten machen; abgesehen von den große» Kosten, welche der Ankauf der ganzen Schloßfreiheit verursacht, ist die Frage schwer zu entscheiden: wem sollen diese Kosten auferlegt werden? Dieselben gehören nicht unmittelbar zur Errichtung eine» Denkmal» für vcn Gründer de» Reichs, auch bienen ste im Wesentlichen zur Verschönerung der Stadl Berlin. Man kann daher, so wird der „Vossischcn Zeitung" osficiöserseit« geschrieben, diese Kosten nicht ganz dem Reiche ovcr dem Staate Preußen auserlegen und wahrscheinlich dürste hierzu die Stadt Berlin mit herangezogen werden. * Die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht nachstehende» Schreiben: Creisa«, de» S. September 1888. AuS Anlaß de» Sedantages sind mir so zahlreiche schrift liche und telegraphische Glückwünsche zugegangen, daß es mir unmöglich ist, dieselben einzeln zu beantworten. Ich bitte daher, aus diesem Wege Alle», die meiner freundlich gedachten, meinen herzlichsten Dank aussprechen zu dürfen. Gras Moltke, Feldinarschall. * Eine Vertraucnsmännerversammlung der national- liberalen Partei der Grafschaft Schaumburg hat die Wiedcrausstellunq des bisherigen Vertreters, Geh. Äustizrath Oetker in Kassel, beschlossen. * Die neueste „Hatz" der Socialdemokratie bilden die GewohnheitSlrinker. Die Organe dieser Partei ziehen gegen alle Bestrebungen, welche für die Bekämpfung der Trunksucht geplant werden und sich anläßlich ver bevorstehenden Berathungen deS deutschen JuristentageS wieder bemerkbar gemacht baben, in einer Weise zu Felde, daß, würde nicht der Zweck, den die Blätter damit verfolgen, von ihnen offen aus- gedeckt, man bezüglich der Schreiber der diesbezüglichen Ar tikel aus allerlei schlimme Bermutbungen gebracht werde» müßte. Indessen, wie gesagt, die Absicht, welche man mit der Gegnerschaft gegen die Bekämpfung der Trunksucht verfolgt, wird offen dargclegt, und dieselbe ist nicht» weiter al» die, eine neue Variation der alten KampseSmethode der Social- demokratie, verAufhetzungdereinzelnenBevölkerungSclasseii gegen einander, zu gewinnen. Die Socialdemokratie hat nämlich heraus- gesunden, daß die Trunksucht einzig und allein ihre Ursache in dem schlechten Einkommen dcr Aroeiter habe; würde dieses gebessert, so würde auch die Trunksucht au» der Welt geschasst werden unv Gewohnheitstrinker würde man nicht mehr kennen. Diese Argumentation aber entledigt dieselbe socialdcmokratische Presse selbst ihrer ganzen Beweiskraft. Um nämlich den Vor wurf, den jene Behauptung gegen den Arbeiterstanv enthält, al» kämen Gewohnheitstrinker nur in seinen Reihen vor, von demselben abzuwenden, wird gleichzeitig constatirt, daß eS „Säufer nicht allein in den armen uno schlecht genährten Schichten der Bevölkerung, sondern noch viel mehr in den gebildeten und besitzenden Kreisen giebt". Ob eine Trunksuchts-Statistik für die hier unterschiedenen Bc- völkerunaSclassen existirt und wie deren Ergebnisse beschaffen sind, wissen wir nicht, daß eS aber in allen Ständen Ge wohnheitstrinker giebt, ist eine notorische Tbatsache, und in sofern baben die Socialdemokraten mit ihrer letzteren Be hauptung reckt. Wo bleibt aber die Logik ihrer Beweis führung? Wenn eS bei allen, auch bei den besitzende» Classcn „Säuser" giebt, so kann dock unmöglich da» schlechte Ein kommen weder die einzige, noch, da nach socialdcmokralischer Ansicht ja die besitzenden Elasten daS größere Contingcnl der „Säufer" stellen, die vornehmliche Ursache der Trunksucht bilden. Dis Gewohnheitstrinker unter den Arbeitern können also nach der eigenen Anschauung der Socialdemokratie mit ihrem etwaigen geringen Einkommen ihr Laster nicht enlschulvigen. Trotzdem aber bleiben die socialdemokratischen Blätter dabei, daß „der Alkobol bei un» nur deshalb eine so verderbliche Rolle spielen könne, weil rin großer Theil der Bevölkerung ein so schlechte» Einkommen habe". Solchem Gebahrcn gegen über weiß man »yirklich nicht, wa» man mehr verabscheuen soll, die Persidie, mit welcher die Socialdemokralen, nur »m zu Hetze», ihre eigene Logik aus den Kops stellen, oder die corrumpirte Gesinnung, mit der sie dem Trunkenbold für ein Laster, da» derselbe allein zu verantworten hat. ein bequeme» EntschuldigungSmiltet in die Hand geben. Die Berlhciviqung der Trunkenbolde reiht sich würdig an die Sympathiekund gebungen an, welche socialdemokrakische Führer scinerzeil für anarchistische Mord- und Brandgesellen an den Tag zu lege» für gut befanden, und nur von demselben Standpimcte au» ist sie verständlich. Sie zeigt aber, bi» zu welcher Gesinnung diese Partei, die sich gerne al» Wächter der Tugend auf- spielen möchte, bereit- gesunken ist. » « » * In Nordböhmen und Oesterreich-Schlesien wird am Freitag ein seltene» Fest gefeiert, da» 40 jährige Jubiläum der Robot-Aushebung. Bi» zum Jahre l848 war, wie die „Vossiscbe Zeitung" de» Näheren auS- ührl, die Lage deS österreichischen Bauern wahrhaft elend. Dem Lastthiere gleich mußte er für den Gutsherrn arbeiten; angekcttet an die Scholle, gab eS weder für ihn, noch für seine Kinder ein Entrinnen aus dem SclavenlooS. Maria Tberesia und besonders Josef II. hatten schon viel für die Besserung der Lage deS Bauernstandes gclhan, aber dem RevolulionS- jahr blieb eS Vorbehalten, die letzten Merkmale der Leib eigenschaft au-znrotten. Eine- der jüngsten Mitglieder de« österreichischen Reichstages, HannS Kudlich, brachte am 26. Juli 1848 den Antrag aus Aushebung der Untertbänigkeit der Bauern ein. Nach heftigem Widerstande der Großgrund besitzer in und außerhalb VeS Reichstages wurde Kudlich'« Antrag am 7. September angenommen und damit der Bauer Eigen- lhümer seines Felde» und ein freier Mann. Die Reaclion hat in Oesterreich beinahe alle März-Errungenschaften in Strömen von Blut ertränkt, aber an dem Gesetze Uber die Robot-Aushebung hat sie nicht zu rütteln gewagt, wenn sie auch de» Schöpfer desselben, wie so viele seiner Gesinnungs genossen, über den Ocean trieb. Hanns Kudlich gründete sich »i Nordamerika ein neues Heim, von dem au» er, als die Verhältnisse sich änderten, der alten Heimath schon wieder holt Besuche gemacht hat. So oft er nach Oesterreich zurück kehrte. wurden ihm zahlreiche Beweise zu Theil, daß der deutsche Bauernstand in Oesterreich ihm ein dankbares An denken bewahrt. In diesem Jahre besuchte Kudlich CarlSdad zum Curgebrauche, und seine Anwesenheit wird den Gedanken angeregt haben. daS 40jährige Jubiläum der Robot-Aufhebung zu feiern. DaS Hauptsest wird in Iägerndors, dem Geburts orte Kudlich'S, vorbereitet, für welchen Zweck die Gemeinde vertretung ein ComilS eingesetzt hat. Daß da« Fest in libe ralem Geiste begangen wird, zeigte eine Vorfeier, welche schon vor vierzehn Tagen in der Äemcinde Totzau veranstaltet wurde. Da die Totzauer Bauernschaft am eigentlichen Jubel« tag HannS Kudlich nicht bei sich haben konnte, lud sie ihn vorher ein, und er kam au» CarlSdad herüber. 600 bi» 700 Bauern begrüßten ihn begeistert und vernahmen seine ernste Mahnung. daS treu zu bewahren, waS noch von Frei- beit übrig geblieben sei. Nach Kudlich'S Rede wurde zum Schluß der Versammlung unter begeistertem Jubel aller An wesenden ein alter wurmstichiger Mug, der noch vor dem Jahre 1848 in die Robot gefahren war, und ein Hasersack al» Zeichen de» Zehenl» herbcigeschleppt und beide Wahr« Zeichen der Unterthänigkeit verbrannt. . * AuS Kopenhagen wird gemeldet, daß dort vom Zaren persönlich vie Nachricht cmaeganzen se», cr werde die dänische Königsfamilie diese» Jayr nicht mehr besuchen. * Schweizerische Blätter berichten ziemlich umständ lich über da« rednerische Auftreten de» deutschen Socialisten- fübrer» Liebknecht in Bern; aus dem Mitgelheilten erhellt, baß die straffere Controle, welche jetzt von den eidgenössischen Behörden gegenüber dem frivolen Treiben der internationalen Umsturzverlchwörung geübt wird, ihre Wirkung geltend macht, invem sie den Hetzer» eine bcmerkenSwcrthe Mäßigung in ihren öffentliche» Reden abnöthigt. Da« wüste Geschimpfe, welches sich s. Z. aus der ganzen Front der socialrevolu- tlonären Hetzpresse erhob, als der schweizerische BundeSrath den zweifelhaften Elementen, welche es daraus anlegten, die Schweiz international zu comproiiiittiren, ein nachdrückliche« <^uo8 ego znries, sank in vcm Munde Herrn Liebknecht'» zu einem elegischenAvagio herab. Wenn der schweizerische BundeS rath — meinte Redner — in Betreff der deutschen Socialisten und deren Bestrebungen richtig unterrichtet gewesen wäre, so Halle er die am „Socialde.nokrat" in Zürich bctheiligten Parteigenosse» nicht auSgewiesen; halten sie sich ja daS Wort gegeben, die Neutralität ver Schweiz nicht zu verletzen und ihr im Interesse der Socialisten selbst keine Verlegenheiten zu bereiten. Wenn genannleS Partciblalt allerdings hie und da auch etwas scharfe Ausdrücke gegenüber deutschen Behörden gebraucht habe, so werde man sich darüber nicht verwundern, wenn man wisse, welchen Verfolgungen die Socialisten gegen wärtig in Deulschland auSgcsctzt seien. Dazu bemerkt der Berner „Bund" mit trockener Kürze, daß solche Ausschreitungen eben den Buudcsrath zum Einschreiten nöthigte». — Von der praktischen Bedeutung deS Licbknccht'schcn Wahlsieges in Berlin VI hegt übrige»« der Berner „Bund" die denkbar ge ringste Meinung. Ec ist der Ausichk, daß Liebknecht vor- koiiimendcnsaUS eine große Rede halten und gelegentlich zur Ordnung gerufen werden wird, wobei eS sein Bewenden haben dürste. * Die in Paris colportirte Nachricht, daß die deutsche Negierung beim Fall Garnier Fragen staalörechklicher Nalur erboben, ist »ach der „Post" durchaus falsch. Die RcichSregierung hat vielmebr von allen Formalitäten, welche sich auS dem iiileriiationalei, Charakter ver Aolschasts-Mil- gliever ergeben konnten, bereilwillig Abstand genommen und letztere angewiesen, sich vollständig zur Verfügung der sran- zchische» Gerichte zu Hallen. Eine Goblet durch Len keulschcii GeschästSlräger von Schoei, überreichte Note, die dc» Pariser Blätter» Kopfschmerzen macht, bclrifsl einfach diese Mitthei- lung. In Folge desicn werden der Niltcrsnchungt-richter Vasscur und der Slaatsanlv ilt Bernard aus der deutschen Botschaft ZeugcnaiiSsagcii eiitgegennehmen. Die Meldung, daß Garnier bereits für verrückt erklärt wäre, ist »»nchlig; ein Bericht deS Garnier beobachtenden Irrenarztes liegt noch nicht vor, doch ist die schließlich,: Verrückterklärung Garnicr'S wabrscheiniich. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" will die Theorie der Franzosen, den Mordversuch gegen den Bureau diene c der dcuts chen Bolscha st in Paris al» die Thal eine« Geisteskranken hinzustclleii und dadurch dem bedauer lichen Vorfall jede B:deutung zu entziehen, nicht gelten lassen. Sie nennt de» Fall Garnier eine nicht vereinzelte Erschei nung. sondern »ur ein weiteres Glied in der Kette deS in Frankreich getriebenen Deutschenhasses. Der Mordversuch bcö Garnier sei nicht» Anderes als die Verwirklichung der Lehre», tvie ste die Hetzpresse und die von ihr geschürte öffent liche Meinung tagtäglich in Frankreich gegen die Deutschen predige». AuS diesem Gesamintrahmen dürste man die einzelne Tbat nicht heraliöncbincii und ans die N»zurechn»ngSsäbigkcit de» Thäler« kein entscheidendes Geivicht legen. Auch die Attentate ver Hödel und Robilina, der Blind und Kullmann seien nicht ausschließlich durch die Zurechnungsfähigkeit der Tbätcr bedingt geweten. sonder» sie waren da« Ergebniß sanalischer Hetzereien in I der Presse, welche geeignet sind, »»gebilvete und erregbare Leute I zu fluchwürdigen Verbrechen anzustistcn. Bo» diesen, GesichtS- I punct aus betrachtet, liege auch in dem Fall Garnier die 1 Hauptverschuldung an den in Frankreich von oben her autz.
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