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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188905209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-05
- Tag1889-05-20
- Monat1889-05
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1889
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Gefch«i»t K-Uch früh S'/, Uhr. Lsß«kisn »ad Erpeditis» Iohaaursgasse 8. A«rch-»»de» der Redsrttmu «.rrniw^s 10-1, Uhr. M«ch»ttlWl b—8 llh^ ,G »n Mftg». ^eGMm «^-intzN m«» «'. >d0U»<«««t4P»«tO vierteljährlich 4»/, Mt. iucl. vringerloh^, 5 Mk.. durch dl» U»p brzoge» L Mk. Jede eiazelne Nummer 90 Ps. Bele,rremplar 10 Pi- ' ! für Li Gebühre» ktrabellage. «ans» »« »tzr »w «nSam- »ns Sesttaseafri» di«',.t Uhr. 2, de» Filiale» str 3»s.-L,»»tz»e: ivtt» Klemm, llmverstitts-ratze L. - MGtzaeti'aßr. 9» pari. »»d'«s,i^pl»tz7, mr dt» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. t>» Taaedlett-Format gesalztf »tzM Postbe-Srderriag «0 Mk. »tt Uofibesärderuug 70 Mt. Inserate «gespaltene Petitzeil« ro Pf. Großer« bchntte» lmü »»s. Piet-verzeräMth. Tadesartschrr ». gifirrusa» „ch hüherm Tarts. Rerlame» »Gr bau «edarttoasstrlch dt» saFpatt. gchl« öO Bl, »« de, F, »i l i e» » , ch rich»», dt. s,rl»«ktr„ »eile 40 Pt. Inserate fi,d he» a» die Expedttt«» ZU leadeu. — Rabatt wird »icht gegede». stahluug yi»»naim»»m1o oder durch Post- »achaahme. ^-140. Montag dm 20. Mai 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vetlmrlmluhmlß. «V Neiaiga», der GeschüstSsteü- bleibt da« städtisch« Vr»»t»g, den SB. Mat, Pt» de» Verkehr gefth losten. Leipßig» «» ». Mai 188». Der Rath der St«»t Leipzig. IN. Georg». Freyberg. NeliiuMachmli. Nachdem Mi, aus Antrag de« gemischte» Gch»laa»schusse« beschlosiea haben. künftighin die 1. Nbiheiluua der Schal« zu Leipzig-Rrndnttz «ateru . - . - ^ Theil« 8. B»rgrrschule. « L. » » , zu Leipzig - Reudnitz «bern tt « Theil« ». Bürgerschule, « L. » , - za Leipzig-Reudnitz »atera ^ > Theils »- Bezirttschaie. » L - » , zu Leipzig-Sreudmv adern Theil« 10. BrzirkSschule. « Schal« z» Leipzia-Anaer-Erottendorf N. Bezirksschul« z, öeaennrn, so wird die« hterdarch zar üssentlichen Sennlniß gebracht. Leipzig, am 14. Mai 188». Der Rath brr «tadt Leipzig. vr. Seorgi.Lehnnt. In Anbetracht de» Umstaade«. daß m nraerer Zett die Wärmeerzeugung in de» HauSballungrn zum Nochen, Braten n. f. w. mehr und mehr durch Leuchtga», anstatt durch da« bisher üblich gewesene scste Brennmaterial geschieht und da» GaSfeuer unleugbar große Lortheile bietet, haben wir, um auch weitere Kreise hiesiger Einwohnerschaft sür die Gas feuerung zu interessiren und sie in den Stand za setzen, ihrer seits sich die Anoehmiichkrilen und Lortheile dieser FeurrnugS- Method« ohne erheblichen Kosteuauswanv zu Nutze zu machen, neuere, gute Gaskochherde in verschiedene» Größen «nd Eon- structiouea beschafft, um dieselben au Nestrctantea lilusiich od«, »tWueise abzugeben. DerPrei« dieser GaSkochherde nebst Zubehör stellt sich bei küusllcher Uebernabm«, ausschließlich der Losten sür die Larbindung mit der Gasleitung und sür den event. erforder liche» Gasmesser, je »ach der Größe und Lonstrucliou, aus öv bi» rav während wir die monatlich« Mieth« aus so °bM »7» ^ festgesetzt habe«. Wollen die Abnehmer später einen gemieteten Ga-koibherd käustich erwerben, so kommt die Hälfte der gezahlten Miethe in Anrechnung. Di« Besichtigung der Gaskochherde kann wochentäalich Während der GeschäftSstuudeu im Autstellung»locale der Gas anstalt am Nicolaikirchhose erfolgen. Daselbst, wie auch in der Geschäftsstelle Rittcrstraße 6, werden diesbezügliche Aus künfte ertheilt und Aufträge zur Aufstellung von Gaskochherden eutgegangeuommru. Lmpztg, deu 18. Mai 188». De» Rath« bar Stadt Leipzig Deputat«»» ,» de« Gasanstalte». dom der Straßensperrung. Wage, Pflasterung wird di« Lentralstrah« l so. laufe«deu M»»at« ab und zwar zunächst aus Strecke von der Elsterstraße bi» zur Synagoge sür allen unbefugt« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, dan 15. Mat 1889 Der Rat- der Stadt Leipzig. H 3922.vr. Georg».Kr. Ersucht wird der am 8. Juni 1855 in Coburg geboren« Tapezierer 2»lt»s Friedrich Arauz Küh» »edst dessen Ehefrau: Johanne Ada Bertha aeb. Schlaz, welch« zm Fürsorge für ihre in Waisenpfleg, befindlichen Linder aazuhalten sind. Leipzig, d« 17. Mai 188». Der Rath der Stadt Leipzig. ßAr«e»«»t^ Hl 108» Ludwig»Wois Werner ilesseMche VnchhSndler-Iehranßatt. »t« »»sua»«epr»fnu- findet «tttwuch. deu »2. «ai »8 8 vdr t« Echulloeale. alte ' früd 8 tttzr tm Echullocale. alte rtzoma»fchul« ,m Ttzoma» NrHhefe, »alt. — B>» dahin werde» ,»ch »,meld»»gt>, i» der vo, 8—4 Uhr vom Dtreetoe in setuer vohanug, »u der 4, ll, eut^gengnumme». Smitt. First Lirmarck im Neichrtage. Der Reichskanzler ist am Sonuabend t« Reichstage erschiene», um Zeuaniß dafür abzulegen, daß er zu de» Rn- häuger« des Iavaliditätsve^ichernugsges^es gehört. Die er aber stet» seine Reden, abgesehen von de« vorliegenden Gegenstand«, aus allgemein», Gesichtspunkten gestaltet, so enthält auch seine letzte Rede wieder »in Programm. Als Wirkungen des Gesetzes hob der Lanzlrr hervor, daß es der Soeialdemokratie Bode« entziehen und die Unzufriedenheit mindern «erd«; ferner werde es eine Eutiastnng des Grob grunlbesitzes zur Folge haben, weil Das. was bi» jetzt au anständigen Gütern freiwillig geschah, sortan durch de» Staat geschehen werde. Die Auffassung, daß in Folg« des Gesetze« n« Zag dar Srbeitrr nach dem Westen «intreten werde, erklärt« de, Kanzler für irrtbümlich. Das sind gewiß sehr wichtig« und brachtenswerthe Wirkungen, und daß es gerade Fürst Pismarck ist, welcher von ihrem Eintritt über» engt ist, wird drm Gesetze hoffentlich noch «anche freund« gewonnen haben, d>, bisher in ihram Urthei schwankte den« der Kanzler ist als Großgrundh^itzer zugleich Sachverständiger und Partei, wenn rr die Entlastung des Großarundbesitzes «l< «in« Wirkung des Gasade« erwartet. Uber obwohl Fürst Pismarck auch fü» srln, Perlon sich gut« Wirkungen von dem Gesetz« ver spricht, f» Ist dies« Seit« de» Gesetze» doch natürlich nicht für ih» d«i «aßgrbeud«; wie bei alle« Gesetze», «utschaiöet « bs dtaftm Gtfch» « tzis RRksicht auf da, Gematnwahl. daraus entspringt der Tadel, welcher sich gegen die Gegen überstellung von Westen und Osten und von Industrie und Landwirlhschast richtet. Ebenso wenig wie Localinterefien den Ausschlag geben können sür die Stellungnahme zu einem Gesetzentwurf, ebenso verwerflich erscheint e« dem Lanzlrr» verschiedene Theilr de« Reiches und verschiedene Interessen» teise einander gegenüberzustellen und sie auf den vortheil oder Nachtheil zu prüfen, welcher für sie von dem Gesetz zu erwarten steht. Da« ist leider der Standpunkt einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Conservativrn, zu deren Organ ich Herr Holtz gemacht hat. Auch Gras Mirbach ist von iiesem Fehler nicht freizusprechen, wenn rr auch da- Streben »at. dadurch zugleich die Lortheile und Nachtheile abzu- wägen, welche da» Gesetz in der vorliegenden Gestalt sür die Gesammtheit haben werde. Noch wichtiger al« die Bemerkungen über da» Inva- liditätSversicherungSgesetz ist aber Da«, wa» der Kanzler Uber die Partriverhäilnisse gesagt hat. Er hat zu den Eonservativen nicht blo» die Reichspartei, sondern auch die Natwnalliberalcn n dem Sinne gerechnet, daß sie da» Reich nicht nur generell, ondern auch angebrachtermaßen erhalten und schützen wollen, m Gegensatz zu den Freisinnigen, welche da» Reich mit der Verfassung, welch« zu Recht besteht, und mit den Personen, welche au der Spitze stehen, nickt wollen. Ter Abgeordnete Lickert hat die Parteigruppirung de» Kanzler«, welche die Nationalliberalen in drm angeführten Sinne zu den Eonser vativen zählt, mit dem AuSrus „Sehr gut!" begrüßt, natürlich ironisch, over wir oeceptiren die vom Kanzler beliebte Grupptrvng im vollen Ernst al» thatsächlich richtig, denn die Nationallideralei, wollen in der Thal da» Reich so, wie e« ist, mit der Verfassung und mit dem Reichskanzler, die e« besitzt, erhalten und schützen. Sie sind uneigennützig genug, um lediglich dir Sache, von deren Werth sie iiberzrugt sind, zu untersiützen, wenn ihnen selbst auch kein Anthril an der Regierung gewährt wird, aus welchen die Freisinnigen stet- großen Werth gelegt haben. Wir brauchen un» bto» der Zeit zu erinnern, al» Kaiser Friedrich III. an der Spitz« de» deutschen Reiche» stand, wo nach freisinniger Ausfassung der Weizen der freisinnigen Parte» blühte, um diesen Gegensatz zwischen Kreisiunigea und Nationalliberalen jedem unbefangen Urtheilendra sofort zum Bewußtsein zu bringen. Herr Bamderger mag seine Gegnerschaft gegen di» staat»- socialistischen Bestrebungen und gegen die Eolonialpolitik der Regierung mit noch so großer Emphase al« rein sachlich er klären, wir glauben an dt«sr Sachlichkeit nicht, sondern halten sie sür den Ausfluß einer Opposition au« Grundsatz. Der Kanzler drückte da» in den Worten au«: ,Meu» di« Henen selbst an dar Spitz« stände», ich glaube, sie würden rechl kräftig riagreisea. um da» Reich nach der innrrn Seite hin 'ärker zu machen, sie würden weniger Opposition machen." iürsl Bismarck äußerte mit volle», Recht Zweifel, ob die Zustimmung der Freisinnigen zur Wchrversassung vor Jahr und Tag au» Liebe zum Reich und in Minderung ihrer Ab neigungen gegen di« Person de» Kanzler« oder in der Roth- läge erfolgt sei. Herr Richter sagte dazu „Psuil" und Fürst B'Omarck aanute Viesen AuSrus unverschämt, und er kann Versichert sein, daß er dabei alle anständigen Leute hinter sich hat. Die Form, in welcher Herr Richter seine Opposition gegen die Regierung und die Mehrheit im Reichstage und im preußischen Landtage seil langer Zeit betreibt» hat stet« den Widerwillen und die Entrüstung Derjenigen erregt, welche eine streng sachliche Erörterung aller parlamentarischen Fragen al» die erste und Grundbeoingung de» parlamentarischen Lcr- krhr» betrachten. Die Rede de» Herrn Barth hat aus die Mehr heit de» Reichstage» überall den Eindruck der principiellen Opposition gemacht, und wenn rr erklärt, daß di« Social, demokrati« durch da» neu« Gesetz nicht an Boden verlieren werde, so ist da» eine Behauptung, die lediglich seine persvn liche Meinung ausdrückt, für die rr aber keinen Bewri» bei- bringen kann. Sehr bemerkenswerth war auch die Bemerkung, welche der Reichskanzler bei Zurückweisung der Behauptung de» Herrn Barth über die Socialdrmokraten machte, daß wir mit ihnen im Kriegszustand« leben und daß sie gleich den Franzosen nur aus den Zeitpuuct «arten, wo sie sich stark genug zum Los- schlagrn jüblen. Der Kanzler ist also keineswegs der An sicht. daß die Milderung der Form im Auftreten der Social- demokraten den Schluß auf ein« Sinnesänderung zuläßt, sondern daß es lediglich taktische Gründe sind, welche ihre Haltung bestimmen. Obwohl wir dir Richtigkeit dieser Auf fassung durchaus anrrkennan, so ist doch nicht zu leugnen. — und der Kanzler hat die« auch bei einer früheren Geiegrnheil selbst anerkannt. — daß die Belheiligung der Socialdemokraten an den parlamentarischen Arbeiten durch Slellung positiver Anträge und durch Vorschläge zur Abänderung von Gesetzentwürfen eine sehr heilsame Wirkung aus di« fernere Entwickelung der Parle, haben könne unv werde. Die Socialtemokralie befindet sich augenblicklich in einer Krisi». sie ist sich testen wohl bewußt, daß die social- polilischen Gesetze eine große Zahl ihrer Parteigenossen uuter den Arbeitern wankend gemacht habe«, und sie brsürchlet vo» der Aunabme de» Invalldität-versichrrungSgrsetze» eine Steige rung dieser Wirkung. Auch da» persönliche Eingreifen de» Kaiser« in die Streikbewegung de« rheinisch-westsälischen Kohlengebietes ist keineswegs nach dem Geschmack der Führer, wie die Haltung de» Abgeordneten Singer in der Freilag» sitzuug bewiesen hat. Deshalb betonte auch der Kanzler, daß die ganze Veden- tung und Herrschast der Führer daraus beruhe, daß die von ihnen geleiteten und mißleiletcn Masten unzusriede» bleiben. Wenn e» gelingt, die große Maste der Socialbemokralen von ihren Führer» in, Reichstage zu trennen, der Ueberzeugung bei den Masten Eingang zu verschaffen, daß di« NeichSregierung ihr Veste- will und stet« im Auge hat, dann ist da» Ei» ga- brochen, dann haben wir gewonnenes Spiel. Ader bi« e« sa weit kommt, wird es voraussichtilch noch hart« SLmpj« kosten. * Leipzig, 20. Mai. * Di« Schlußsitzung d«r T»moac»ns«r»n» findet, de» vernehme» d«, -Post^, u«ch voraussichtlich am DienStag Nachmittag statt. Wahrscheinlich am Montag werden di« Delegirte» »orch Pein« Majestst den Kaiser empfangen. Da« Resultat der Verhandlungen wird üderainstimmend »l« eia befriedigendes bezeichnet. * Di« württemb«,gisch, »am«,, der Abg ordneten trat am 18. ds. Mt«, in di« Perathung de« Eap. »18, Eisenbahn«», ^n. Rasema» Leidbrand Intete die DaöntG mit rinm läng»«, Ansftzhrnng «in, woraus Ministerpräsident vr. Frhr. v. Mtttnacht das Wort nahm, um sich über de» vorgelegten Eisendahnetat pro t88»/Sl »ach feinen verschiedenen Seiten auszusprechen. Uebrr die Rechnungsergebuisse von 1888/89 gab der Herr Minister Mittheiluiigen, welche das hohe Haus augenscheinlich in dohem Grade befriedigten; der Reinertrag hat sür jenes Jahr den etat-mäßigen Voranschlag um 2 993 800 Über« chritten. Mit Beifall wurde die Mittheilung ausgenommen, daß das thatsächlich« Deficit der Eisenbahnen, d. h. die Differenz zwischen dem Zinsenbedarf der Eisendahnschulv und dem Eisenbahn-Reinertrag, das im Jahre 1880/81 4690 000^?. im Jahr« 1887/88 nur noch 13 000 betrug, im Jahre 1888/89 gänzlich verschwunden fei, vielmehr einem Plus von 799 89S Platz gemacht habe. Ejnmüthiges Bravo solgte der Rede, al» der Herr Minister mit der Bitte schloß, das bobe Haus möge seine Bestrebungen, einmal di« hochwichtige Reform des Tariswesen« und damit die Befriedigung der Wünsche der Landwirlhschast und der Industrie aus Er- Mäßigung der Gütertarife in die Hand zu nehmen und odann an den Bau von Bahueo untergeordneter Bedeutung, nachdem die Rentabilität sich wieder günstiger gestaltet habe, energisch heranzutreten, seinerseits unterstützen. » * « * Al« Oesterreich 1878 Bosnien besetzte, ließ eS den Theil der türkischen Provinz zwischen Serbien und Montenegro, ?as Sandschak Novibazar in türkischer Verwaltung. Da in dem Gebiete aber vir Unruhen nicht aufhvrten und leicht nachtheilig aus Bosnien zurückwirken konnten, so rückten einige Jahre später österreichische Truppen in» Limgebirt ein, ohne bi» Novibazar, der gleichnamigen Hauptstadt dcS Sand- chak», vorzuaehcn. Seitdem bliev die Ruhe Jahre lang ungestört. Wie ein eigener Bericht au» Wien meldet, haben dort neue Fehden begonnea. Die „Neue > Frrie Presse" hat nämlich einen Bericht aus Eetinj« erhalten, wonach im San dschak Novibazar ztvischeu den Flüssen Tara (T. bildet die Grenze von Montenegro) und Lim ernste Zusammcn- iöße zwischen den Christen und Muhamedanern stattgesunden baden unv viele Christen nach Montenegro geflüchtet sind. Wenn gleich Eetinier Brrichte nicht unbedingt glaubwürdig ind. hall e« die „Neue Frei« Preffe" -och sür geboten, die Urheber etwaiger Ruhestörungen daran zu erinnern, daß Oesterreich aus Grund des Berliner vertrage» jeden Augen blick da» ganze Sandschak unlitairisch zu besetzen berechtigt ist. Für di« Ruhe Bosnien» hegt man auch wegen der serbischen Nachbarschaft Besorgnisse. Daran» erklärt die .Reichswehr', daß iu Bosnien und der Herzegowina das Standrecht bei den Kriegsgerichten aus eine größere Zahl von Verbrechen ausgedehnt ist. Die Serben scheinen jedoch gegenwärtig durch ihre inneren Angelegenheiten zu sehr in Anspruch genommen zu sein, um an die Aufreizung ihrer SlammeSgenojsen in Bosnien denken zu können. * Im Gegensatz zu etwaigen Hoffnungen und Erwartungen, daß der nuumehrige endgiltige Nachfolger de» Grasen Tolstoi, 3. N- Durnowo, seinem Vorgänger ,n der den baltischen Provinzen gegenüber eingeschlagrnen Politik nicht Nach folgen werte, glaubt di« ..Moskauer Zeitung" betonen zu müssen, daß der vom verstorbenen Minister eingeschlagene Weg der völligen Uniformirnng dieser Provinzen mit vrm übrigen Reiche auch der Durnowo's sein werde: .Die Einen»»»« I. N. D»rno»»'s zu« Nachfolger des »er- storoeneu lvrasen Tolstoi im Ministerium des Jnueri, hat allen Zweifeln und aller Unruh« eio Ende bereitet und den Beguern Rußlands bewiesen, daß die oberste Staatsgewalt einen würdigen Interpreten der russischen Politik zu finden »erstanden bat und daß man auf keinerlei Lenderung dirser Politik seiur Rechnung stelle» darf. I. N. Durnowo ist im baltische« Gebiet» Wohl bekannt, indem er, den tranken Grasen Tolstoi vertretrod, den Epitzslihrer, der Riga'icheu und Vieval'schen Duma di, MaSk« abriß und bkwirS, daß er mit der Regierung a cht würde ein Spiel treibe» lasten. Unter ihm wurdeu tte L'adhäupter van Riga »ad Reval, vüngner und Breifienhagea. rntlerni, welche mit Hilfe unwürdig«! Winkelzüge das Gesetz ,» umaehen sich bemühten und sich weigerten, die Utaie de« dirigirende» Genai« zu erfüllen. Man kann somit überzeugt sein, daß die russische Politik tm baltische» Gebiete in I. N Durnowo »men ebenso energilchen, unermüdliche, und teste» Lertheidtger, eine» ebenso tief ergebenen Erfülle» der vo» oberster Stelle aus- gehenden Vorschriften finden wird, ols fi« ih» gehabt hat i» der Person de« verstorbenen Grasen D. >. Tolstoi." Außerhalb Rußlands hat hieran Niemand gezweiselt, denn die gewaltsame Russificirungspolilik geht nicht vo» den Tolstoi'« und Durnowo'«, sondern von riurm Mächtigeren aus» dessen Werkzeuge sie sind. d Laut kaiserlicher Erlaffe ist der russische Großfürst Thronfolger zum Mitglied de- RrichSraths und de« Minister Comilbs. der Großfürst Konstantia Konstautinowitsch zum Piäsidenten der Akademie der Wissenschaft»» an Stelle dr« kürzlich verstorbenen Minister« des Inner», Grasen Tolstoi, und der Wirkl. Geh. Rath Durnowo definitiv zum Minister de» Innern rrnannt worden. — Der Großsürst-Thronsolgrr hat seit kurzer Zeit in ZarSkoje-Stel» Residenz genommen, woselbst derselbe gegenwärtig im Leibgardc-Husaren-Regiment Dienst lhut. * Au» Sofia mid Bukarest liegen Mittheilung,n über zwei fürstliche HeirathSprojecte doa politischem In- tercffe vor. Wie nämlich der ..Eorrrspondauc« de l'Est" an der bulgarischen Hanptstadl gemeldet wird, plant Prinz Ferdinand eine Pariser AuSstellungSreise. wobei e» sich jedoch in erster Linie um eine Brautwerbung im Haus« Orleans handeln würde, indem Prinz Ferdinand eine Prin« »esstn a»S diesem Hause zu ebelichen beabsichtige. Etambulow soll sich den dieSbezUalicden Plänen de» Fllrste» angeschloffen haben. Da« ,weile HeirathSprojert soll, wie die .Iiidäven. da»« Roumaine" wissen will, bereit» beschlossene Tacke sein Es handelt sich um die Vermählung de« rumänischen Thron solgrrs mit der Prinzessin Alir von Hesse». Die Letz tere ist bekanntlich ne jüngste, kaum 17 Jahre zählende Tochln de« Großherzoa» Ludwig von H?ffe„ und der Pr», zrsstn Alice Ma„v, Toqlcr der Königin vicloria von England Durch diese Heiraih würde der rumänische Thronsolqer i» nahe verwandtschaftliche Verbindung mit dem englis^en «nd russischen Hofe gelangen. * Der Züricher Correspyndrnt der .Daily New»' meldet unterm IS. d.: „Der Rest der russischen Nihilisten, deren Ausweisung aus Zürich angeordnel worden, hat von der Polizei ihre Papier« empfangen und reist unverzüglich ab, etliche nach Frankreich, ander« nach England. E« sind alle« junge Leute, zumeist Studenten «der Peosrfforrn. DemSky der Führer der Partei, welcher durch bi« Explosion vo» vombrn -irr verwundet wurde, bestadet sich noch im Ean- t-nakhospital. Er bestellet »och immer, daß irgend et» Complot gegen den Aar« hier geplant Wnrde, wie in Petersburg behauptet w»rd. Die Nihilisten machten lediglich lZersuche mit Bomben, di« mit Nitroglycerin gefüllt waren, aber obwohl dieselben wiederholt gegen einen Felsen ae- chleudert wurden, rxplodirte keine. Der versuch rrwie» sich >l« höchst gefährlich für diejenigen, welche die Bomben hand habten. Sobald DemSky genesen ist, wlrd er da» Land zu verlassen habe».' * Die Bosheit, mit der «in Thail der französischen Presse die Ardeiterausstände iu Deutschland und da« Eingreifen des Kaiser« beurtheilt, wird nur übertroffen — unv bi» zu einem gewissen Grade auch ^entschuldigt — vurL die maßlose Uokenntniß, in der diese Vertreter der öffentlichen Meinung ihre Federn zu tauchen gezwungen sind. »Matin' hat in dem Bewußtsein der eigenen Unzulänglichkeit die löbliche Absicht gehabt, einen besonderen Berichterstatter «n da» AuSstanvSgebiet zu senden, aber sie ausgegeben, .weil', wie er erklärt, .unser Sendbote sicherlich die Grenzen de« deutscden Reiche» überschritten haben würde, und er, nachdem da» Ziel seiner Reise bekannt geworden, höflich eingeladen worden wäre, nach Paris zurückzukehren.' In dieser wrisen Voraussicht von Dingen, d» ihm sicherlich nicht begegnet wären, wandte sich dann der .Matin' an «inen fachkundigen, an .einen hervorragenden Lehrer der Pariser öergschule, den seine geologischen Studien oft nach West- alen geführt haben." Die Sachkunde diese» Fachgelehrten kann daran bemessen werde«, daß rr die Ursache ver Be wegung auf eiuen „Uebersluß an Erzeugern und Mangel an Abnehmern' zurücksührt. Wir verzichten daraus, die hämischen Beinerkiingen der Blätter über die Ansprache unseres Kaiser au dir Bergleute wiederzugeben; um aber zu zeigen, daß es auch hier rühmliche Ausnahmen giebt, sei em Urthril de» GauloiS' angesührt: Wir sind gezwungen, auzaerkenur», daß die kurze Rede de» Kaiser- an die Vergleule die Sprach« eine» Mannes redet, der da- Bewußisein ieiner Macht, aber auch dos der Geiechiigkeit hat. Wir haben In Praukie ch üduliche Krisen gehabt wie die, welche Tcuiich'- lond heimwcht, und hätte» bri uul dir LuSständischen da» Ver trauen besessen, sich an den Träger der obersten Slaaligrwa!t zu wenden, und hätte dieser Kraft und gesunde- Urtheil genug gehabt» um so vrrftändig und zugleich tu väterlicher Sireuge zu ihnen zu sprechen, so hätten die dlutftsnde zwrifrllos geratet, ohne, wie sie gethan, Hausen von Trümmern zurückzulasjeu. * Die jüngsten Sammerdebatten in Madrid haben zu Differenzen innerhalb de, liberalen Partei gesührt, welche von Drahtmeldungrn als ein vollständiger Bruck bezeichnet werde». Der Hergang ist kurz folgender: Tie Session der Cortes wurde am 1. d. M. eröffnet und sofort erfolgte die Verlesung des Budgets de» FinanzministerS Vcnaucio Gonzalez, welches einen Ueberschuß von 92 250 Peseta» aus weist. Der Eindruck war im Allgemeinen ein günstiger, ob- wohl man erwarten konnte, daß von agrarischer und schutz- zöllnerischer Seite die Berechnungen des FinanzministerS und insbesondere dessen Zollpolitik würden Angriffe zu crleidrn haben. Um den verschiedenen Parteien rntgegenzukomme», suchte der Ministerpräsident Sagasta einen Mobu» aus findig zu machen, welcher gestattete, da- Budget und die von Manchen sür dcsonder- dringlich gehaltene Vorlage über Ein führung de» allgemeinen Wahlrecht« aus die Tagesordnung zu setzen. Zu diesem Zwecke einigte sich der liberale CabinetS- ches mit dem Kammerpräsidenten Martoz und den Demo kraten über die Einrichtung doppelter Sitzungen, welche jedoch Von den Eonservativen verweigert wurde. Auf Vorschlag de« conservativrn Führers Eanova« kam ein FractionSbeschluß zu Stande, wonach di« Eonservativen, falls wirklich doppelte Sitzungen eingerichtet würden, sich zwar an drn dem Budget gewivmetrn, nicht aber an jenen belheiligen wollte»,in welchen da» allgemeine Stimmrecht zur Verhanvlung stände. Ans die» „Retraimiento" hin ließ Sagasta die Zvee nnt den Doppel- sitznngen fallen und räumte der wirthschaftiichen und finanziellen Debatte, welche die Eonservativen schon seit Langem hcrbei- sebnten, den Vorrang rin. Dt« Folge war eine große Mißstimmung im Schooße der ministeriellen Majorität, welch« bald zum Au-bruch gelangen sollte. Er geschah die» anläßlich eine» von den Eonservativen ringebrachten Antrag« aus Erhöhung der Zölle aus fremde« Getreide. Der Finanzminiper verlangte Ablehnung diese-, eine Spaltung der Regierungsmehrheit bezweckenden Antrag». Dir Verstimmung gegen Sagasta wegen Hinausschiebung der DlimmrechtSdebattr, verbunden mit wirthschaftiichen An schauungen, welche von denen de« Ministerium» adwcichen, haben dem letzteren einen Theil feiner Gefolgschaft abspenstig gemacht, vor der Hand gebietet Sagasta noch über die Mehrheit, aber dirselde ist eine verhältnißmäßig schwache. Der Ministerpräsident sieht sich einer Situation gegenüber, die ihn nvthigt. irgend eine taktische Wendung au-findig zu machen, um sich weiterhin eine zuverlässige und genügend zahlreiche parlamentarische Tesoigschast zu sichern. * Au» Schanghai, 18. Mal, wird gemeldet: ES heißt, es sei wieder gute Hoffnung aus den Bau von Eisenbahnen in Ebina vorhanden. Der jung« Kaiser steht nicht so sehr unter de« Einflüsse der reactlonairen Partei, al» gefürchtet worden war, unv c» scheint, baß er Willen» ist, den Bau der Bahn zwischen Tientsin und Schanhaikwan zu genehmigen. Line andere Bahn von Hankow nach Peking wird vom Bicc» könig von Quantung befürwortet. — D>« au» drn jüngsten An tifremden-Krawalle n in Chesu entstandenen Ent schädigungsansprüche sind jetzt in befriedigender Weis« beglichen worden. Nachdem Alle« geordnet worden, worden die Flaggen England« und der Vereinigten Staaten gehißt und die chinc- sische» Truppen feuerten zu Ehren derselben Salutschüsse ad. * Seit dem 28. März fand in der Gegend von Tokio eine ganze Reihe von Erdbeben statt. Den Anfang machte ein ziemlich heftiger, mehrere Minuten dauernder Elcß am Morgen de» 28, wenn derselbe auch nicht die Stärke des jenigen vrm >8. Februar d. I. erreichte. An demselben und den daraus felgenden Tagen folgten weitere Erschütterungen mit abnehmender Stärke. In« Volke, da» doch an Erdbeben gewöhnt ist. herrschte Besorgn ß vor einer Wiederholung der Katastrophe von 1855. — Seit einiger Zeit treibt i» Japan ein amerikanischer Apostel de- esoterischen oder Ge het m-B»ddhi»m»S, der .Tbeosoph' Oberst Olcott, sein Weftn. Obwohl derselbe »» Indien, wo man ihn mit großen Erwartungen ausnahm, brsonverl srinrr spiritistischen Lehren weqen Schiffbruch gelitten Halle, ließe» ihn doch die japa nischen Buddhisten sür viele» Geld nach Japan kommen unv ziehen n»»> mit ihm im ganzen Lande umher Der Umstand, daß rin Vertreter der westlichen E villsation al» Prediger de» BudehiSmu» ouslritt, ist srlbstverstänkllch ein große Merk- > Würdigkeit, und man braucht sich daher nicht zu wundern.
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