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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188906057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-06
- Tag1889-06-05
- Monat1889-06
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1889
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' "-7.— -7"- Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Neßüüi«« »nt Lr»etiti>u J»l>ll,ik-ziissk 8. Lprechstuil-r» drr Urtuti«»: vormittag» 10—1> Uh». Nachmtiiag» b—S Uhr. b>» w» Nti«»»d- et»,«<,«»,«, »,n«rnm, »>» Ik»»u>», ««, «ee»u>»tt». Uuuatz», »«, für »te R»»«er »rftt»»ten Iusrrut« «« Wochenta,en »t« 8 Uhr Nach«tttau«, «u Laua« u»v Arstta,«» früh ht«'/,» llßr. 3» örn tttialrn ss»r 3»s.-L»natz«: vtl« Atem», lli>t»erfilät«ftraß« 1. Laut« Lösche. W»th,rt,e»str. 23 Part, und >S»tg«platz 7, nur bi« '/,L Uhr. 15K. ttpriaerTiigtblalt Anzeiger. _ Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Gefchüstsverkehr. Nbomaementspret» vierteljährlich 4»/, Ml. tuet. Vrtigerlil» 6 VN., durch dt, WM de,»,ni L All. Jede etr^elie «immer jOHs Beleg eremvlar 10 Ps. »«bührr, für «xtrobitl,»»» (t> ra,rdlott.F»r»at oesalzts «tzn» Poftdelörderrr-g 60 vtt. «tt Vostbetörder»», 70 «t. Ueclane» »ttr dn» N,daetioa«ftrich dt» 4«LM. 8»Ne 40 »«» d« 8 - ««l i r» » , ch »1 ch t „ di« Sgelpatte», geil, »0 Os. Iiseritr stad Net« a, die «r»«üUG> »» leidem — «-bat« wirb »icht gr^de». Lahlmrg pnchvluvsrNoäo »der d«ch P»st- »achvahme. Mittwoch den ü. Juni 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. «u« Anlaß der bevorstehend«, Feier des 360jähriaen Jubiläum» der Einführung der Reformation in Leipiig, ve- züalich deren wir auf die Bekanntmachung der Kirchen» lnspection vom heutigen Tage, die Festordnung für di« 350 jährige Jubelfeier der Einführung der Reformation in Leipzig betr., derweisen, ist von unS die Schmückung de« Ralhhausc« und die Beflaggung der öffentlichen Grväude beschlösse» worden. Wir dürfen wohl die Hoffnung aulsprechen. daß bei der hoben Bedeutung diese« Feste» die evangelisch»lutherische» Bewohner unserer Stadt zur Verschönerung drr Frier durch Beflaggung der Häuser auch ihrerseits beitragen werden. Der Festzug wird sich um den Marktplatz, durch die Peter-straße, die Echloßgasse. die Burgstraße, »ach der Ost- und Noroseil» drr ThomaSkircbe bewegen und durch da« Westportal den Eintritt in die Kirche nehmen. Unsere Bitte um Beflaggung der Häuser richten wir daher insbesondere noch an die Anwohner der hier in Frage kommenden Straßen. Leipzig, den 3. Juni 1889. Der Rath der Stadt Oeihnlg. lu 3772. vr. Eeorgi. W »lisch, Aff. Bekanntmachung. Der diesjährige Leipziger Woviaarkt wird a» >7. und 18. Juni ds». IS. auf dem Aletscherplatz« Hiev selbst abgehalten; e« kann jedoch die Anfuhr« der Wolle in hergebrachter Weise bereit« am IS. Juni er. erfolgen, wäh rend da« Au-!egea derselben an diesem Tage nicht statt- finden darf. Maschinen und Geräthe. welche Beziehung zur Landwtrth- lckasl und zur WoUproduction haben, können während de« Wollmarklr» daselbst in der Nähr der Waagrbud«, soweit Platz vorhanden «st, ausgestellt werden. Leipzig, am 23. Mai tS89. Der Rath der Stadt Leipzig. Krumb la 3666. vr. Grorgi. biegel. Pekanutmachnng. >, ^Nack m da» ^ .gen und Behändtgen der «reuerzcttel in diezenige» Bc.lragSpstlchtige.r, veren Löhnungen hier bekannt, bezw. bis jetzt zu ermitteln gewesen sind, erfolgt ist, ergeht nach Len im 2. und 3. Absätze von tz. 46 de« Ein kommensteuergesetze« vom 2. Juli 1878 enthaltenen Be stimmungen an alle diejenigen BeilragSpstickitigen, denen der Steuerzettel bi» jetzt «icht behandtgt »orden ist, dierrnit Aufforderung, sich wegen Miltheilung de« Ergebnisse« ihrer Einschätzung bei unser« Stadtsteuer- Emnabiiie. und zwar an die in dem Stadtbezirke Alt, Leipzig Wohnenden im Ttadthau-, Obstnrarkt Akr. 3 Erdge>choß. an die in den Stadtbezirken Rendvitz und »Anger-Vrvttcndorf Wohnenden aber bei unserer Steuer« hebeiielle Leipztg-Rendnitz, Rathhan-, Chauffeestraße Nr. 5(, ohne weiteren Verzug zu nietven. Wer sich »icht oder nicht rechtzeitig meldet, verliert da« Reclamalioii-recht, da nach tz. 49 de« bereit« angezogenen Gesetzes die dreiwöchige Reclamation«frist für Diejenigen, denen der Skeuerzettel nicht hat behündigt werden können, n,tt dorn Tage der erste« Bekanntmachung gegen» wärtiger Aufforderung zu lausen beginnt. Uebrigens bezieht sich diese Aufforderung «nr ans die steuerpflichtiger», welche bei Ausstellung de« diesjährigen Ealastcr». S. i. lin October und November vor. I. bereit» hier, bezw in Reudnitz oder Anger-Srottendorf gewohnt haben, nicht aber auf die erst nach dieser Zeit hier zugezogenen steuerpflichtigen Personen. Leipzig, den 3t. Ma, 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. vermielhung. Im städtischen HautzgrnadstSck Lho«a<gäGchen Skr « solle» von, I. October d. 2 an gegen ein- halbjädrliche Kündigung h t) da» liicks vom HauSringang« befindliche Verkauf»- ff gewülbe, 2) die au« 3 Stnde«, 2 Kammer», 2 Alko»»» und einer Küche bestehend« 3. Stage nebst Boden kammer und Kellrrabthkiluna. 3) die aus ch Stuben, 2 Kammern, r «ikopeu »nd einer Küche bestehende öl. «tage nebst 2 Boden- kammern und Kellerabtbeilung, Mittwoch, den LL. Juni ds» Ir»., Vormittag» Lü Ubr, einieln in der vorstehend angegeben«» Reihenfolge ans de« Rathliaule. I. Etage. Zimmer »tr. 1». i« v«ftrigerung«w,ge and-rw ii vermiethet werden. Ebendaselbst aus dem großen Vorsaale liegen die Brr« steigern» »-- Und Vermitlhungßbkdiagunge», nebst de« ÄnVtn» tar uii, der Miethobjrcir schon vor dem Termin« zur Ein sichtnahme au». Leipzig, den 27. Mai 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. 3499. Vr. Äeorgt. Krumb«eg«l. Rirschkil-Vcrslelzmmß. Die dieSjä rigr Auhung von den siScaltlche» Kieschbäam«, „ den uachieimiuileii Ltrahrn lall öffentlich verltet-ert Werde, r«»»ade„d, am 8. Juni. Vor«. » Ahr in der Neftanration zur Terraffe t» Nrimmar chrimma^lüarceuer. Lctp>>a-<9rin,maer. «Hrmima-Oichatzer (Mit KwAq» stecke nach LeiSliift), Aocklitz-Le pz g r nrd v»r>mma-<kl>lbitz^HS«lb. hrimer Slroße ln den Amtsstraßeuuicisterbezirte« Tri«»O; au bemselbeu Daä» Nach«. 4 Uhr >« Lasthos »»« -eldichtöhchen in GÄdttzr Rochlitz-Lkioziger, Eriinm<i-Loldi»»Wa!d>»»,m«s und Holdltz-ö» Liraßk in de», Amiaftraßenmeihrrdeurk Lolditzl Dien»»aa» am 1l. Iuat. Nachm. » U»r in der Mctz^'sche» Urpauration tu Wurzmr DreSd«i-Le'p»>«er. Liurze,.r»e««»e, ,nd tSnr^a^iiieMurwr Straße „ dem AmtSiiraßenmeiderdeztrl Aarzen. Grimma, am St Aiai 1889 »iSii-er >« 1. Pstngsttag, de« Jahre« 1SS9 ist v»rch 0. Marti« Luther die Reformation i« Leipzig ringeführt worden. Die SSOzährig« Wiederkehr diese« Tage« wird durch ein« Refor mations-Jubelfeier in unsrer Stadt festlich begangen werben, zu welcher wir, unter Bekanntmachung der nach- stehenden Festordnung, all« evangelisch-lutherischen Einwohner der Stadt hiermit «inladen. für die STVjährtge^uhelfeter drr «tnführnng der Reformation t» Leipzig. I. Am Sonnabend »or Sß»gst«m (8. Juni in drr Alber " Abend» 8 Ubr: Vorfeier palaste« mit Eesäugeu «nd ug, Direetor Vr. Proseffor v. Zahn ,u Pastor v. Hölscher rthalle de« Kuzstall rachen der Herren "ustmann, und Der Zutritt steht Jedem sre». Einlaß 7 V, Uhr. Für die Mitglieder der Eivil» unv Militairbehörde», der Früh 7 Uhr: f«ft- » 3) 4) «) vrkmmtmachims. Di« krnchlkrast de« städtischen Leuchtgase« betrug tu der Zeit vom 87. Mai dt« 8. J«»i ds». I». im Araaud. drenner bei 2.6 Millimeter Druck und 160 Litern stünd lichem Consum da» l8.l sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 60 Millimeter Flammenhvhe. Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,44t. Leipzig, am 4. Juni 1889 Dc» Rath» Deputation ,» de« «a»a»Lalte«. Universität, der städtischen Colleaien und Kirchenvorständ« und deren Angehörige wird «ine Anzahl von Plätze« reservirt werden. H. Am 1. Pfingfttaae (». Juni). 6 Ubr: Einläutru de« Pfinastfesle«. k Uyr: Blasen de« Ehoral» .Ein fest, Bnrg" von dem Thurme der Thomatkirch« Feier am Reformation«»Denkmal dm der Iohanni«k>rche, Gesang de« Matthäi» und Peter«-Airch«»chor». Ansprache de« Herrn Pastor v. Rietschel. Gemeinsamer Gesang de« Liede« »Ein Burg ist unser Gott". Bekränzuag de« Denkmal« während d«» Ge» fange«. vorm. 8 bi« 9 Uhr: Festgeläut der Kirchen, vorm. 8»/, Uhr: Versammlung drr am Festzuge Theilneh»«- den auf dem Ralhhause. Bor». 9 Uhr: FestgotleSdtenst in allen evaagelisch»l«th«- rlschen Kirchen. Gleichzeitig Wiedereröffnung »nd «1»» »ethnna der ThomaSktrche Der ttiestzug bewegt sich vom Marktpla.« au« in di« Thoma«kirchr. Ordunug de» Ae-znge» r »r. Di« Geistliche» (Bibel, Agende und hefige Gesäße tragend). Festlich gekleidete Schulmädchen. Baumeister und Bauführer. Der Thomaskirchenvorstand. Der Präsident de» evangelisch-lutherischen LaudeS- consisioriumS zwischen dem Oberbürgermeister und dem Superintendenten. 7) Die Mitglieder der Eivil- und Militairbehörde», der Universität, de« Osfiziercorp», di« Schut-Rcctoren und Direktoren u. s. w. 8) Die Mitglieder »er Kirchenvorständ«. S) Die Meister der Baugewerke. Zur Theilnahme am Frstzug« werden die Mitglieder der Eivil- und Militair»Behvrd«n, der städtischen Eolleaien, der Universität, drr Geistlichkeit, der Kirchenvorstäade, sowie die Rectoren und Direcloren sämmtlicher Schulen und die Meister der beim TbomaSkirchbau belheiliaten Gewerke mit dem Er suchen eingeladen, im Fall ihrer Betheiligung sich rechtzeitig mit einer zur Theilnahme am Zuge berechtigenden „Fest- Karte" versehen zu wollen. Die unentgeltliche Ausgabe der Festkarten an die Vor genannte« erfolgt in der Superintendentur, ThomaS- rirehhof Rr. 22, von Mittwoch, den 6. Juni, a», bis. Freilag, den 7. Juni. Abends 7 Uhr. Für die am Festzug Tbeilnehmendea werden Plätze im Schiff drr ThomaSkuche reservirt werden, ebenso für alle diejenigen Gemeindeglieder, welche durch Stiftungen oder Geschenke zum Bau oder Schmuck der TdomaSkirche bei- getragen haben. Den Letzteren werden Festkarten zugesandt werden, welche ihnen Zutritt zu den von 8'/, Uhr an bi» 9 Uhr osscngelaffeneu reservirten Plätzen gewähren, gleichviel ob ne am Fesizuge thrilnehinen oder nickt. Für di« Frauen der Mitglieder drr Civil- und Militatr- behörven und der städtischen Eollegiei, werden besondere Einlaßkarten, doch nur in beschränkter Zahl, auSgegeben werden, welche gleichfalls bi» Freitag Abend m der S»per- intrndeutur abzuholtn find »nd zum Zutritt auf die Nord- Empore von 8>/, an bl» 9 Uhr berechtigen. Die Plätze im Übrigen Thcil de» Schiff» und auf der Südempore stehen Allen offen. Doch werden auch str diese Plätze, ihrer Zaöl entsprechend. Karten bi» Freitag Abend 7 Unr in der TbomaSkirchen-Expeditio«, UhoniaS- kirchhos 23. zur Verfügung flehen, welch« zum Eintritt tn die Kirche von 8V, Uhr an bt« 9 Uhr berechtigen. Rach Eintritt de» Festznge» in dir ThomaSkirH erlöschen alle besonderen Berechtigungen der Karteninhaber, und d>« nichtbesrtzten Plätze stehen Jroermann offen. Leipzig, am 8. Juni 1889. Die Lircheu-Iusperlirm. Der Superintendent. Der Rath der Stadt. v. Pank. vr. Georgi. Hentschel. I. Jnat df». I». ^ zirke Auger»Erottend»rf die erste A« ist in unserem Ttadtbe„ Gemeindraulaaenthkilzahlung am ra« Steuerjahr >889 fällig. Dieselbe besteht in einem Dierthetle der in tz. 8 des Nachtrag» zum Regulativ« Über d»e Ausbringung der Ge- meindeanlagen rc. in Ana«r»Ero'.tendors vom 8. November >887 aufqesübrten Rormatsätz« der für die vormalioe Land- gemeindeAnger-Eroktendors e,«geführten Gem»ind«-Sink«mm-n- iieuer, >«terGe»ährn«a eine» Abschläge» von äO«/«. und in der Gem-,udegrn»dstruer. welche mit et«e«Sf*naig von jeder StaatSgrundstenereinheit zu erheben ist. Dir Be»tkog«pstichria«u «erben deshalb aufgrsorvrrt ihre Steuerbetrug, ungesäumt und spätesten» binnen RWochen von dem Fälligkeitstage ab gerechnet an unser« Struerhebe« stell« in Leidzig-Reubnitz. Rathhan«. bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumige» eintrelrnden gesttz« Leipzig, d« KV. ^RMtRv —'N.'r.TN' Die Lage in Serbien. Dir Beweggründe der Strömung, welche in Belgrad am 2S. Mai bei Gelegrnbeit eine« Parteitage« der Fortschritts partei zum Ausbruch kam, liegen noch nickt klar zu Tage. Man weiß nur, daß eS zwischen den ForlschriltSmänner» und ihren potilischen Gegnern nach Schluß der Versammlung vom 26. Mai zu Tdällichkellen kam, welche mit der Tvdtung eine« Ghmnastalschülcr« und eine« Ge»«varuien endeten, und daß am folgenden Tage weitere Ausschreitungen folgten, durch welch« mehrere Häuser zerstört wurden, darunler dasjenige, wo drr Kanzleibirector der österreichischen Gesandtschaft seine Wohnung hatte, und l9 GenSbarmrn sowie 12 Fortschritt«- männer verwundungm erhielten. Garaschaniu wurde ver haftet und gegen ihn die Untersuchung wegen der Tvdtung de« Gymnasiasten eröffnet. In Folge dieser Ereignisse kam e« zu Streitigkeiten zwischen dem Ministerium und der Regentschaft und ein Theil der Minister, darunter Taufcha- nowitsch, wollten ihr« Entlastung geben, weil drr Krieg«, minister Gruitsch nicht rechtzeitig Truppe« bereit gestellt hatte, um den Autsch reilungen «in Ziel zu setzen. Ueber den verlaus de« Parteitage« ist Folgende« bekannt geworden: Etwa 1600 Personen, meist entlasten« oder pensionirle Beamte, waren zusammengrkommen. um über di« Parteiangelegenheiten zu berathen. Garaschanin ver- theidigte die Haltung der Fortschrittspartei und der au« derselben hervorgegangmen Regierung gegen die Beschul digungen der Gegner, inrbesondere bezüglich de- Eisenbahu- daueS, de- Anwachsen« der Staatsschuld, der Enthebung de« Metropoliten Michael vom Amte und de« Krieges gegen Bulgarien. Schließlich ermahnte Garaschanin seine Partei» genossen, die durch die Abdankung de« Königs geschaffene Lage anzuerkennen. Al» Richtschnur für die auswärtige Politik wurde dir Losung auSgegeben: Drr Balkan den Balkanvvlkern. 'Die Hauptsübrer der Fortschrittspartei. Mijatowitsch, Piro- f jchanatsch. Novakovi'.sch und Horvatoviksch, nahmen an drr Versammlung nicht Thcil. Drei Tage daraus erschien in der Wiener „Politisch«!. Eorrespondenz" eine angeblich von maßgebender Seite her» rührende Mittheilung au« Belgrad, welche da« Streben be kundete. den Ausschreitungen jede ernstere Bedeutung obzu- sprechen, besonder» aber der Meinung entgegenzutrrten, al« hätten sic ein« gegen Oesterreich-Ungarn gerichtete Spitze gehabt. Nicht» lieae den gegenwärtigen Leitern Serbien- ferner, al» den mächtigen Nachbar jenseits der Save zu be unruhigen. Dir Negierung widme ihre Tbätigkeit der innern Reorganisation, der Ordnung der Finanzen und der Durchführung der neuen Verjasiung. An diesen, Programm werde auch die Rückkehr de» Metropoliten Michael nicht» ändern. Der beruhigende Charakter dieser Mittbeilung ist nicht zu verkenne», leider stehe» aber die lhatsLchlichcn Berbättniste damit nicht un Einklang. Biclmehc bat die Rückkehr de» Metropolilrn Michael in Belgrad große Erregung erzeugt und zu dem unsinnigen (Hcrücht Veranlassung gegeben, daß Milan demnächst nach Belgrad kommen werbe, um die Diktatur zu übernehmen. In einem Blatt ist «in Aufruf erschienen, welcher zur Bildung einer Rationalgarde aus fordert zum Schutze drr Sicherheit de» Leben» und de» Ligen ihum«, da di« Regierung sich nicht stark genug erwiesen habe, um Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. So schlimm siebt eS nun freilich nicht in Serbien, wie au« diesem Angst- rus geschloffen werden könnt«, aber immerhin ist dir Lage ernster, at» die Regentschaft zugestehen will. Die Rückkehr de« Metropoliten Michael, d«S erklärten Feinde« Milan'-, läßt erkennen, daß der russische Einfluß in Serbien im Dachsen begriffen ist. und die Wahrscheinlichkeit ist vorbanden. daß die Königin Natalie ihrem vertrauten Freunde Michael alsbald folgen wird, da ja die Regentschaft ihr da» Recht zur Rück- kehr »icht bestreitet und sie nur im Jntereffe der Ruhe de< Lande« gebeten hat, von diesem Rechte keinen Gebrauch zu machen. Die bevorstehenden Wahlen zur Nein«» Skupschtina werden da- Ihrige dazu beitragen, die Gemüther zu erbitzen, und dann wird die russische Propaganda sicherlich die Gelegenheit benutzen, um im Trüben zu fischen. Unler solchen Umständen aewinnt da» Hoch Kaiser Alepauder'S aus den Fürsten Nikita von Montenegro «ine erhöht« Bedeutung, denn ,n tem- selbe» Maße, wie drr Fürst durch diese« Hoch aus den ein- ziaen, aufrichtigen und treuen Freund Rußland« in der offenI- lichrn Meinung Rußland« wächst, in demselben Maße steigert sich der Haß gegen die abtrünnigen Balkansiaaten, unter denrn Serbien so lang« seinen Play angewiesen erhält, al» die Regentschaft sich nicht zum Werkzeug« der rassische» Balkan Politik beeqirbt. Da» kann Serbien »ach Allem, wa» seit der Abdankung König Milan'« geschehen ist, »icht. e« sei denn, daß die Regenllchafi >hr« feierlich gegebenen Zusagen bräche. Der einzige A»»>veg au« diesen Schwierigkeile» für die serbische Regierung ble bt, daß sie sich streng an da» von >hr b,i ihrem Amtsantritt verkündete Programm bält und sich oulschließlich auf die Ordnung der inneren Angelegenheiten, besonder« der Finanzen beschränkt. Ein Theil der russischen Presse, und nicht der einflußloseste, bat den Besuch König Humbert's in Berlin und den Trink spruch Kaiser Alexander*» aus den Fürsten von Montenegro auSqrbeutet. um dir Ereignisse aus der Balkanhalbiiisel in Fluß zu bringen »nd demaemSß da» Veibälln ß zwischen Rußland und Deutschland al» gespannt zu verdächtigen. Leider läßt sich auch die englisch« halbamtlich« Presse, der „Standard" und die „Morning Post" dazu herbei, aus diesen Köder an» znbeißrn «nd die Lage al« bedenklich borzustelle» Da« poßi freilich zu den Erklärungen, welche SaliSdurh neulich >m Oberhaufe über die europäische Lage adqegebea hat, al» wäre Europa keinen Augrudlick de« Frieden« sicher, aber zu einer so düsteren Auffassung der Lage ist gUtcklicharwets« bei« Gnmd vor banden. Etwa« gan» ludere« drückt sich in de« Strebe« au«, ansmerksa»« Versolgnuz all«« L,M»»«r»»g«a der internationalen Beziehungen stet« den Blick Var zu halten unv sich weder in verhängnißvollr Sicherheit einzuwiegeu, noch sich über die Tragweite politischer Ereignist« täuschen lassen. Je bester wir über Alle«, wa« »n Europa ge» chieht, unterrichtet sind, desto eher sind wir befähigt, Verwickelungen vorzubeugen, so lange sie noch in der Entstehung begriffen sind. Die srirdeusfkindlichr Tätig keit verträgt da« Tageslicht nicht, sie arbeitet im verborgenen unter dem Schleier der Nacht und der» meldet alle« Geräusch. wer solche Bestrebungen recht zeitig entdeckt und sie der Oeffentlichkeit untervrritet. ist kein Schwarzseher oder Pessimist, sondern leistet der Sache de« Frieden» wichtige Dienst«. Wenn die Panslawisten feit dem Jahr« 1886, an besten l8. September der Staatsstreich von Sofia auSgesüdrt wurde, hätten ungestört aus der Balkanbaldinsel ihr Wesrn treiben können, wenn die Presse ih»e Wühlereien nicht aus Schritt und Tritt verfolgt und ausgedeckt hätte, dann würde drr Fnedc schwerlich erhalten worben sein. Rußland hatte den unzweifelhaften Willen, vie bulgarische Frage zum Au»ga»g«pu»ct einer Aetion zu nrbmen, welche lhm die volle» Früchle de» Kriege» von 1877 und 1878 zu sichern bestimmt war. Ader die Absicht wurde durch die rechtzeitigen Warnungen der Presse in Berdinbung mit der dadurch geschärften Aukmerksauikeil der Diplomatie vereitelt, Rußland wurde genölhigt, den Schein al» Frieden»- sreund ausrecht zu halten, und der Kaiser Alexander fand da durch die ihm hoffentlich erwünschte Unterstützung, um feiu sricdlichr» Programm zu verwirklichen. * Leipzig, b. Juni. * Die Gamoa-Confereni hält nach der „Post" zu Ende dieser Woche noch eine, wahrscheinlich die letzte Sitzung. * Zu den Besuchen, welche drr Berliner Hos im Som- mrr erwartet, gehört der de« König» von Griechenland; derselbe wird sich demnächst zur Vermählung seiner Tochter nach PeterSderg begeben und wahrscheinlich ans ber Rückreise Berlin berühren. Man spricht noch immer von der Möglich keit. daß Kaiser Wilhelm sich zur Vermählung flinrr Schwester mit dem Kronprinzen von Griechenland nach Athen begeben könnte. Nähere Festsetzungen darüber sind indessen noch nicht getroffen; man wollte sogar wissen, daß mancherlei Bedenken dagegen ausgetaucht wären. * Am Sonntag Mittag ist in Berlin im Alter von erst fünfzig Jahren nach längeren Leiden ei» hervorragende» Milglrcv der notionalliberalen Partei, der Lundiag-adgeorvnetc Karl Rumpfs, seit 1852 Vertreter de» Kreise»Mettmann, verstorben. In den weitesten Kreisen seiner Freunde und Purleigeiivsien wird der Verlust diese» wackeren ManneS aus» Schmerzlichste empfunden werde». Em Mann von den Viet- skilizsten Interessen, von unermüdlicher ArdeitSkrakt, von be geisterter Hingebung und stet» bereiter Opserwilligkelt für patriotische unv gemeinnützige Bestrebungen aller Art, von den reichen Mitteln, die ihm seine großartigen Fabrikunter nehmungen eintrugen, den edelsten Gebrauch für ta» Gemein wohl machend, dabei von liebciiSwürdigstem und humanstem Wesen, anspruchslos unv bescheiden. mit diesen Eigenschaften de« Charakters unv Herzen« hat sich Rümpft L>« Liebe und Verehrung Aller erworben, die ihn» nahe traten und seine Wirksamkeit beobachten konnten. Lange Jahre in» AuStanve, in Amerika lebend, war rr l87l nach Deutschland zurück gekehrt und batte in Elberfeld-Barmen eine Fabrik von Anilinfarben übernommen, welche sich unter seiner umsichtige» Leitung stet» wachsender Blülhe erfreute. Neben den Ge schiffte» eine« Großindustriellen gestattete ihm aber seine uu- ermlldtiche Arbeittsreudigkeit die lebhafteste Theilnahme am öffentlichen Leben, an der Politik und den Interessen seiner Partei, der er mit glühender Verehrung zugetban war. Ein trefflicher Mann ist von uns geschieden, ein treue« und dankbare» Andenken bei seinen vielen Freunden ist ihm sicher. * Der deutsche Generalconsut MichahellrS ist am Montag mit dem französischen Postvampser von Zanzibar abgrreist. » » « * Di« »Berliner Bürsen-Zeitung- brachte kürzlich die auS Wien datirle Meldung, daß der Kaiser Franz Joses die Thron solge-Ordnuug zu Gunsten de» Töchtenbrn» de« verstorbenen Kronprinzen Rudolf zu ändern beabsichtige und daß bi« Jesuitenpartei hierüber entsetzt sei. E» hätte nicht erst diese» Nachsätze» bedurft, um die Meldung als da» zu kennzeichnen, wa» sie ist, al» eine schlecht erfundene Ente; denn abgesehen von der Fragwürdigkeit der dem Kaiser von Oesterreich zugeschriebenen angeblichen Absicht, muß jeder Kenner der staalSrechltrchen Verhältnisse sofort eingcsehcu babe«. daß e» sich um eine überdies von einem Ignoranten au»geganaene Erfindung handle. Der gute Man» ^at üder- seh-n, daß r» in Oesterreich-Ungarn eine sür ewige Zeiten ttstgestcllte unabänderliche pragmatische Sanktion qiebt, aus welcher die lynasiiscbe und ffaalliche Institution Oester reich-Ungarn« beruht und an welcher von keinem Factor ge rüttelt werden kan». * Die am Sonntag in Prag stattgesundene Ver sammlung deutscher Vertrauensmänner Böhmen» war sehr zablreich besucht, vr. Plcncr stellte in einer au«- gezrichurtea Rede die Lage der böbmisch-deutschen Streit fragen klar, daS Recht unv die Mäßigung betonend, womit die deu'.schen Forderungen gestellt wurden: Anerkennung de« reulschcn Sprachgebiete» in Böhmen; Schaffung nationaler Curicn im Landtage, nationaler Sektionen im LaodeScultur- rathe und in» LandeSschulraihe; Vernilttelong in drr Frage der MinoritäHschuIe». Da ein Entgegenkommen nicht statl- gesiinden habe, müsse da» deutsche Volk auf seiner Abstinenz« Politik verharren. E ne einstimmig gcsaßle Resolution erhob den gesielllen Antrag zum Beschlüsse. Ebenso einstimmig arnebmigke die Versammlung einen Wahlaufruf derselben Tendenz. Hierauf erfolgte die Annahme erner von Vr. Schlesing r vorgeschtageiien Resolution, welche dem ein- rnülhigen W llen deS ganzen kcutsch-böhmischtn Volke» Aus druck gicbt, dem Ansturm gegen die freie Schule mit allen erlaubten, auch den schärssten Mitteln entgegenzulretrn. * Di« schweizerische BundeSdersaiiimlung ist am Montag zui'ammenqetreten. In seiner Eröffnungsrede räth der Präsident Russy, rr» Nattcnalrath von ber Agitation gegen La» Referendum, »amenttich auch mit Rücksicht auf die Nothwendigteit volli.änviger Einigkeit, ab. In da« Präsidium de» Nalionalratbe» wurden gewählt: zunr Präsidenten Suter au» St. Gallen (Eeutrum), zum Vico- prüfidwtt«» Häb«rlin „4 Thurgau (Raöieut). I
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