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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-25
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1888
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nedaclion und Lrprdition Johanncsgasse 8. Zvrrchltundrn drr Uedactiou: Bormitlazs 10—13 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Für di» Nück.-.-d» »in,ei-ndter vi--llicri»ie »ach« ftch dt« Vted»ci>o« aichl vtrdiodlich. «nnatzme »er sür Vte »Schftsslgentze Nummer »estimmtru Aukerate au Wochentage» »ts 8 Uhr Nachmittag», anSoun- uud Arsttageu früh l»>s'/,v Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahmr: Otto Klemm. UniversiiLtsstraße 1. Louis Lüsche. Katharlnenstr. 38 pan unv KöaigSplatz 7, «ur bi« '-,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnernent-prets vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Briugerlolia 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pj. Bclcgeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderun» 60 Mk. Mit Postbesörderuug 70 Mk. Inserate Kgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schroten laut uuj. Preisverzeichniß. Labellarilcher u Ziffernsatz nach Höhen» Tarif. Neclamen unler dem Redaclio nSstrich die 4gelpalt. Zeile 50 Ps., vor denFamiliennachrichten die 6gespalleue Zeile 40 Ps. Inserate sind siet« an die trxpcditton zu senden. — Rabatt wird »icht gegeben. Zahlung pruellumernoäo oder durch Post- uachuahme. 2K9. Dienstag den 25. September 1888. 82. Jahrgang. Bestellungen uns das vierte Quartal 1888 -es Leipziger Tageblattes wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition, Johannesgasse Nr. 8, gelangen lasten. Außerdem werden von sämmtlichen hiesigen Zeitungsspediteuren Bestellungen auf das Tageblatt angenommen und von denselben für eigene Rechnung ausgeführt. Auswärtige Abonnenten wollen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der AbouuementSpreiS beträgt pro Quartal » Mark 8« Pfennige, inclusive Bringerlohn 8 Mark, durch die Post bezogen 6 Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbefördernng OO Mark, mit Postbeförderung incl. Post gebühren 70 Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahl» n i zu vergüten. Ein Hinweis auf die Extra-Beilage erfolgt im redactionellen Theile gratis und umfaßt 6 Zeilen. Wird derselbe von größerem Umfange gewünscht, sind für die weiteren Zeilen die gewöhnlichen Jnsertionsgebühren zu vergüten. Preis der Jnsertionsgebühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige; für Reclamen aus Petitschrift unter dem Redactionsstrich die 4 gespaltene Zeile 50 Pfennige, vor den Familiennachrichten die 6 gespaltene Zeile 40 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unserm Preisverzeichniß, tabellarischer und Ziffer-Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemimoranäo oder durch Postnachnahme. Inserate wolle man nur an die Expedition (nicht Redaction) adressiren. Das Tageblatt wird früh 6V, Uhr ausgegeben und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingelaufenen politischen und Börsen-Nachrichten in telegraphischen Original-Depeschen. Es giebt ein anschauliches Bild von allem Wisienswerthen auf den verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens und behandelt die Tagesfragen der inneren und äußeren Politik in populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Das Tageblatt berichtet über die localen und sächsischen Angelegenheiten in eingehender Weise und referirt über Theater, Musik, Literatur, Kunst und Wissenschaft. Die Verhandlungen des Reichstages und des sächsischen Landtages erscheinen bereits am Morgen nach der Sitzung in ausführlichen Originalberichten. Mit seiner „Bolkswirthschaftlichen Beilage" bildet e» zugleich da- größte Handels- und Börsen blatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handels berichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinnlisten aller Elasten der Königlich Sächsischen Landes-Lotterie und die Nummer-Verzeichnisse der auSgeloosten Königlich Sächsischen Staatsschuldscheine, sowie die Nummern von Serien und Hauptgewinnen der verschiedenen Prnmienloose. Leipzig, im September 1888. F «As» Amtlicher Theil.' » * « Am gestrigen Tage verschied Herr Stadtrath a. D. vr. Robert Vollsack, Ritter re., Ehrenbürger der Stadt Leipzig. Er war Mitbegründer der städtischen Speiseanstalt I im Jahre 1848, gehörte ihr al« Vorsitzender de- Vorstände- bis in da- Jahr 1866 und bis zu Seinem Dahinscheiden als Ehrenmitglied an. Tiefbewegt stehen wir am Grabe deS treuverdienten, hochgeehrten Mannes. Er wird uns unvergessen sein! Leipzig, den 2S. September 1888. Der Vorstand -er städtische» Dvetseanstaltea. Hetzler, Bors. Bekanntmachung, die städtische Einkommensteuer betreffend. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist am IZ September d. 3. mit dem fünffachen Betrage deS einfachen Steuer satzes fällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb ausgefordert, ihre Slcuerbrilräge spätesten- binnen 3 Wochen, von dem Fällig keitstage ab gerechnet, an unsere Stadt-Steuereinnahine, Stadthaus, Obstinarkt Nr. 3, Erdgeschoß links. -ei Ver meidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumige» einlrelenden gesetzliche» Maßnahmen abzusührco. Leipzig, den 12. «September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndtin. Gühlitz. Bekanntmachung, die persönliche Anlage sür die evangeltfch-lnt-erische» Kirchen hier betreffend. Der mit dem aus den 13. September d. I. fallenden zweiten städtischen Emkommenstenertermine ein- zuhebende Betrag der persönlichen evangelisch-lutherischen Kirchenanlaqe ist mit fünfzig vom Hundert des ans der Einschätzung zur staatlichen Einkommensteuer fick ergebenden einfachen städtischen Steuersatzes fällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb hierdurch aus- gesordert, ihre Beiträge binnen 3 Wochen, von dem Fälligkeits tage ab gerechnet, an unsere Stadt-Steuereinnahmc zu ent richte». Nack Ablauf dieser Frist muß gegen die Säumigen daS BeilreibungSversahren cingclcit-t weroen. Leipzig, den' 12. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndtin. Göhlitz. Bekanntmachung. Die Königliche KrciSbauptmannschafl zu Leipzig hat laut Verordnung vom lv. lausenden Monat- auf Grund der Bor. schristen in Art. I tz 100 k Ziffer t, tz 100 g und tz 100 k teS Reichs-Gesetze», betr. die Abänderung der Gewerbe-Ord- nung vom 6. Juli >887, bestimmt, baß sür den Bezirk der hiesigen Bäckermnung, welcher die hiesige Stadt, sowie die Ortschaften Breitenfeld, Seehausen, Klein« und Groß- Wiederitzsch» Lindenthal, Portitz, Plösen, Neuhsch, Elenden, Mockau, Abtnaundorf, Eutritzsch, Möckern, Wahren, Stahmeln, Thonberg. Neureuvnitz, Reudnitz, Neusellerhausen, Seller hausen. Anger, Crottendorf. Neustadt. Neuscköneselb, Votk- marSborf, Alischönefelv, Stünz, Mölkau, Paunsdorf, Zwei naundorf, Stötteritz, Holzhausen, Zuckclhauscn, Probstbaida, Dösen, Markkleeberg, Oetzsch, Dölitz. Raschwitz, Connewitz, LöSnig, Gautzsch, Schleußig, Anaulkleeberg, Windorf. Klein- uns Groß-Zschocber, Plagwitz. Schönau. Linvenau, Leutzsch, Barneck, Bötibtz-Ebrenberg und Gohlis umfaßt, vom l. Oktober laufenden Jahre- ab Arbeitgeber, welche, obwohl sie VaS in der Innung vertretene Gewerbe betreiben, derselben »icht an gehören und deren Gesellen zu den Kosten der von der Innung für daS HcrbergSwesen und den Nachweis sür Gesellenarbeit getroffenenen beziehungsweise unternommenen Einrichtungen (tz 97» der Gewerbe-Ordnung) in derselben Weise und nach demselben Maßstabe beizutragen verpflichtet sind, wie die Innung-Mitglieder und deren Geselle». Doch sind von dieser Beitragspflicht aus Grund tz 100 m deS erwähnten Gesetze- befreit ») Arbeitgeber, deren Betriebe zu den Fabriken zu zählen sind nno deren Arbeiter; 2) Arbeitgeber, welche Mitglieder einer anderen Innung sind oder auf Grund de- tz tÖV k zu den Kosten von gleich artigen Einrichtungen einer anderen Innung beizutragen Haien, und deren Gesellen; 3) Gcwerbtreibendk. welche in ihrem Gewerbe regelmäßig weder Gesellen noch Lehrlinge beschäftigen, auch kann sür Arbeitgeber oder Gesellen, welchen Lurch di« Lage ihrer ArbeNSstätte oder durch sonstige Umstände die Benutzung jener Einrichtungen unverhältnißmäßig erschwert wird, die Befreiung von der BcilragSleistung zu den Kosten derselben ausgesprochen werden und sind hierauf gerichtete Anträge unter Angabe der Begründung derselben schriftlich oder mündlich bei der Unterzeichneten Aufsichtsbehörde im Stadt haus,. Obstmarkt 3. Stock 2, Zimmer IIS, anzubringen. Beschwerde» über Gewährung oder Versagung dieser Be freiung rnlscheidet die ködere Verwaltungsbehörde unter Aus schluß de- Rechtsweg- endgiltig Leipzig, den 2l. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 1S27. vr Georg». Fröhlich. Bekanntmachung. Das 36. Stück de- bieejährige» Reichs Gesetzblattes ist bei un« eingegangen und wirb bis zum I8.October d.JS. auf dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme össcullich auShänge». Dasselbe enthält: Nr. 1823. Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen de- Garten baues. Bom 16. September 1888. Leipzig, den 2l. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegrl. virbSakls-Bekanntmachung. Gekokten wurven laut vier eruatteler r>n»eiae: 1) ein volle« mitDnch, SO Ir? schwer, sigairt: „v. LIV. 8989", vom Güterboden de« Dresdner BahnhosS, seit 10. d. M.; 2) ein Paar fast neue Hosen von dunkelbraunem, graugestreistem Stoff, vermuihlich lm Rucken mit der Firma „vbrislmn veidolck, klaueu i. V.", auS einer Wohnung ia Nr. 1 der Nürnberger Straße, vom 12. b>« IS. b. M.; 3) 15 Mark in l»v. Silbermünze, ein brauuledcrner Beutel mit gelbpolirtcm Etui» mit aelbseidenem Futier, enthaltend eine silberne Chliiider-Savoiiett Uhr, ohne Goldrand, mit Sekunde und Spruugoeckel, beide Deckel geriest und mit rundem Schildchen versehen, aus dem Zifferblatt« mit dem Namen „lleur^ Steiner ^äeliuäs", auS einer Wohnung in Nr. 28 der Langen Straße, am IS. d. M.; 4) rin schwarzledernes Portemonnaie mit Schlößchen, darin ca. 84 Mart in einem 20- und 10-Markstück, Tbaler und kleinerer Münze, sowie ein Sachs. Lotterie-LaaS Nr. IS,70? IV. Claffe, aus einer Wohnung in Nr. 81 der Weststraße, am 16. d. M. Nachmittag-: b) ein valen mit 7 Stück Vuckskin-Ltasken, verschiedenfarbig, theil» carrirt, theilS gestreift, sigmrt: „X. L. 10 llseäom", vor Nr. 17 der Haiirstraße, am 18. d. M.; 6) ciue alte silberne Eylindcruhr mit Secunde, abgegriffenem Goldrand und geriester Riickieite, aus einer Werkstatt in Nr. 27 am Neukirchhof, vom 18. b>S 19. d. M: 7) ein neues goldenes Armband mit Gravirung und vergolde- tem Silberboden, aus einem GeschästSlocale in Nr. 2 der Ricolai- siraße, am 17. d. M.; 81 eia schwarzledernes Portemonnaie mit weißem Bügel und Drückerverschluß, dar», ca. 80 Mark in einem 20-Markslück und d>v. Silber- und N ckclmünze, sowie verschiedene PostanweisungS» abschoilte, mit „ll. Ualtbeo" beschrieben, von der Blüchcrstraßc bis zum Berliner Bahnhose, am 19. d M. mittelst Taschendiebstahls: 5) eta schwarzledernes Portemonnaie mit weißem Bügel, darin 68 M«rt in einem SO Markjchem, 10-Markstück und Silbermünze, rin» R chnuna, aus „?r»u vr. r»n<:boitr" lautend, uud »in« Meffi« «arte mit «nsschrift „Lml. Lbort-, au» eine« Borsaale ia Nr 10 der Gottlchedstroße, am IS. d. M.; 1V) etue große Puppe mit lachsfarbenem Kleid und Strohhuh auS einer Bude aus dem Augustusplatze, vom 20. bis 21. d. M.: 11) eine silberne iktzlintzrruhr mit Secunde, Goldrand, geriefter Rückseite uud der Gravirung im Innern: „krieär. I-. L. diuscbs, Ll. öirdrou 1888", au- einem Parterre-Zimmer in Nr- 17 der Berliner Straße, am 22. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlene» Gegenstände «der den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrimiual- tlbtbcilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 24. September 1888. Da« Poltjetamt der Stadt Leipzig. Brrtschnetder. K. Srundstücksverßeigerung. Erbtheilnngshalber soll da- zum Nachlaße der verstorbenen Frau Auguste Henriette vrrv. Heuer geb. Lankwitz in Grimma ge. dünge HauSgrundstück. Nr. 446 des BrandkatasterS, 297 des Flur buchs uud 384 des Grund- und Hypothekenbuchs für Grimma, welche- ohue Berücksichtigung der Obigsten aus 12 000 ^l geschätzt worden ist, Donnerstag, den 11. Oktober 1888, vormittag» 10 Uhr durch daS Unterzeichnete Nachlabgericht au Gertchtüftelle öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden. Die BersteigerungSbcdinguugeu könne» an Gerichtsstelle rin- gesehen werden. Königliches Amtsgericht Grimma, am IS. September 1888. Forkel. vr. K. Nichtamtlicher Theil. Das Tagebuch Kaiser Friedrich's. Der erste Eindruck der von der „Deutschen Rundschau" veröffentlichten und von dieser Quelle in die TageSpresse über- siega»genen Bruchstücke aus dem Tagebuche Kaiser Friedrich'S lll. ist der eines durch BertrauenSbruch verralhenen GehcimniffeS. Aber ein solcher muß einen Zweck haben, und auch dieser leuchtet ei», nachdem wir den Inhalt der Auszeichnungen kennen gelernt haben. Der theilweise Zweck ist offenbar eine Verherrlichung Kaiser Friedrich'- aus Kosten deS Fürsten Bismarck und anderer noch höher stehender Personen. Kaiser Friedrich wird als der eigentliche Träger deS ReichSgrdankenS, alS der weitblickende Staatsmann dargesiellt, welcher den Kanzler BiSmarck erst aus den richligen Weg führen muß, damit die Früchte deS Siege- nicht verloren geben. Ai» 14. November führt der Kronprinz Friedrich Wilhelm mit BiSmarck ein Gespräch, in welchem er sagt: Es ist nichlS leichter als von der hier versammelten Mehrzahl der deutschen Fürsten nicht bloS den Kaiser proclamire», sondern auch eine den berechtigten Forderungen deS deutschen Volkes ent sprechende Verfassung mit Oberhaus genehmigen zu lassen, da- würde eine Pression sei», der die Könige nicht wider stehen könnten (nämlich die Könige von Bayern und Württem berg.) Am 2l. November erklärt dann BiSmarck dem Kron prinzen, daß ihn da- Gespräch vom 14 November angetrieben habe, Ernst zu machen und nach Delbrück'S Abreise die Ver handlungen in die Hand zu nehmen, beide Königreiche wollten nun eintreten, er müsse aber auch noch seine Trümpfe aus« spielen. Am 3. December wird dann die Kaisersrage durch die Ueberbringung deS Briefe- de- Königs von Bayern durch Herrn von Holnstein entschieden, und nachdem BiSmarck die Sache zum Vortrag gebracht hat. reichen sich der Kronprinz und BiSmarck die Hand, und der Kronprinz schreibt tn sein Tagebuch: .Mit dem heutigen Tage sind Kaiser und Reich unwiderruflich hergestellt, jetzi ist da» 65jährige Interregnum, dir kaisrrlvse, die schreckliche Zeit vorbei, schon dieser stolze Titel ist eine Bürgschaft, wir verdanken da- wesentlich dem Großherzog von Baden, der unau-gesetzt tbälig gewesen." Am t. Januar 1871 bezeichnet der Kronprinz Delbrück gegen über die Reichsversaffung al« rin kunstvoll geserligteS EhaoS» und am 22. Januar schreibt er: „Da eS keine Reich-minister geben wird, wofür ich Roggenbach empfohlen hätte, sehe ich ihn gern im Elsaß verwendet. Man muß Nichtpreußen heranziehen, aber der Kaiser wird nicht- davon hören wollen." AuS Viesen Auszeichnungen ist zu ersehen, wie Kronprinz Friedrich Wilhelm in den Jahren 1870 und 1871 über die Gestaltung des Reiche» dachte und daß er an seinem Theile eifrig bemüht war, da« Werk zum Abschluß zu bringen; ob er aorr später Alle-, wa- er damals für gut und zweckmäßig hielt, wie ein Oberhaus und Reich-Ministerien auch in Zukunst als Ziel betrachtete, ist vorläufig nicht bekannt. Jeder Mensch kommt in die Lage, Irrthümer der Vergangenheit zu erkennen und zu berichtigen, und e- ist nicht anzunehmen, daß Kaiser Friedrich davon eine Ausnahme gemacht haben sollte. Daß er BiSmarck'- staatSmännische Einsicht sehr hochschähte hat er bei llcbernahme der Regierung bewiesen, alS er eS öffentlich aussprach, daß er auch ferner auf die Mitwirkung des hoch verdienten ManneS rechne. Eine andere Seite der Tagebuchbruchstücke ist da» Dcr- hältniß deS Kronprinzen zu Moltke, dem er wiederholt seine Bewunderung zu erkennen giebt. Am 20. August schreibt der KGnprinz: „KriegSrath. Moltke ganz der alle, klar, ent- schloffen, aus Paris zu gehen", und am 15. Januar heißt es in den Aufzeichnungen: „Werder fragt, ob er nicht besser thäte, Bclsort jetzt aufzugebe», weil er dennoch glaube, daS Elsaß vertheidigen zu können? Moltke laS die» vor und sügie mit unerschütterlich eisiger Ruhe hinzu: „Eure Majestät werben wohl genehmigen, daß dem General v. Werder ge antwortet werde, er habe einfach stehen zu bleiben und den Feind da zu schlage», wo er ihn findet." Mollke erschien mir über alles Lob bewundernswürdig, in einer Secunde hatte er die ganze Angelegenheit erledigt." Das Ende krönt VaS Werk, die letzten Mittheilungen lassen über die liberalen Gesinnungen deS Kronprinzen keinen Zweifel. Am 7. März schreibt er: „Selbst der größte Unverstand wird nicht mehr daS Erreichte rückgängig machen. Ich zweifle an der Aufrichtigkeit sür den freiheitlichen Ausbau de- Reiches Mid glaube, daß nur eine Zeit, die einst mit mir rechnet, solches erleben wird. Solche Erfahrungen, wie ich sie seil zehn Jahren gesammelt, können nicht umsonst gewonnen sein. In der nunmehr geeinten Nation werde ich eine» starken An halt sür meine Gesinnungen finden, zumal ich der erste Fürst sein werde, der, den verfassungsmäßigen Einrichtungen ohne allen Rückhalt ehrlich zugclhan, vor sein Volk zu treten hat. Mehr als je gedenke ich gerade in diesen Tagen deS Spruches: Wer de» Sinn auf da- Ganze hält gerichtet, dem ist der Streit in der Brust schon längst geschlichtet." Kaiser Friedrich ist nicht mehr. eS war ihm nicht Ver gönnt, feine Absichten zu verwirklichen, aber sein Sohn, der gegenwärtig mit starker Hand und unter freudiger Zu stimmung deS deutschen und preußischen Volkes die Zügel der Regierung führt, hat r« wiederholt in feierlichen Augen, blicken und an Orten, von welchen auS seine Stimme iu der >anzen Welt vernommen wurde, erklärt, daß er die Ler- assung des Reiches und Preußens Hochhalten werde, und seine Reaierungshandlungen haben gezeigt, daß er da- ge- cbene Versprechen zu halten bestrebt ist. Die Ernennung Zerrsurlh'S zum Minister deS Innern, Bennigsen'S zum Dberpräsidenten von Hannover, die Berufung Harnack'S nach Berlin sind ebenso viele Zeugnisse dafür, daß Kaiser Wilhelm wie sein verewigter Vater den Blick auf da- Ganze gerichtet hält und sich nicht in den Dienst einer be stimmten Partei zu stellen gesonnen ist. Die dculschfreisinnige Partei hat Kaiser Fried^jch vom Tage seine- Regierungs antritt- als den Ihrigen in Anspruch genommen. Die Wort führer dieser Partei haben sich in einer Weise an ihn heran gedrängt und sein Lob überall in so überschwänglichen Worten verkündet, daß daraus die Hoffnung, eS sei die goldene Zeit für die deutschfreisinnige Partei angebrochen, nur allzu deutlich erkennbar war. Diese Zeit ist offenbar vorüber und höchst wahrscheinlich ist sie überhaupt nur in der Einbildung der Deutschfreisinnigen vorhanden oder in Aussicht gewesen, aber sie können eS sich nicht versagen, wenigsten« in der Erinnerung dieser Hoffnung zu schwelgen. Die Art und Weise, wie sie sich den Inhalt der Tagebuch bruchstücke Kaiser Friedrich'- sür ihre Zwecke zurecht machen, beweist, wie überaus willkommen ihnen die Veröffentlichung ist. Die deutschsreisinnige Partei möge da» Schlußwort Kaiser Friedrich'« auS seinen Aufzeichnungen vorzugsweise beherzigen, welche- lautet: „WaS sittlichen Ernst und politische Ueber- zeugung betrifft, so kann die» nur da- Ergebniß innerer Reise und innerer Kämpfe sein, welche man täglich sortzusetzen hat und für die man selbst allein rinsiehen muß." Kaiser Friedrich war 39 Jahre alt, als er diese Worte in sein Tagebuch schrieb, und er war 56 Jahre alt, als er starb. Der EntwickelungSproceß» welchen er in den auf da» Jahr 1871 folgenden 17 Iabrcn seines Lebens durchgemacht hat. liegt uns in seinen Ergebnisse nickt schwarz auf weiß vor Augen, wie seine Taaebuchauszeichnungen an« dem dentsch- französischcn Kriege, aber von der dculschsreisinnigen Partei wissen wir. daß sie in dieser Zeit nicht» gelernt hat, und daß sie »och heute der Meinung ist, man müsse durch starres Festhallen an alten Programmen trotz veränderter Zeitver- bättnisse seine GesinnunaSlüchtigkeit beweisen. Recht und Wahrheit behalten zwar für alle Zeit ihre Kraft, aber poli tische Programme bedürfen der Abänderung nach den Zeil- verhältnissen. - » * * * Zur Veröffentlichung deS Tagebuches Kaiser Friedrichs lll. erhält die „Post" die folgende Zuschrift: Berlin, 23. Sevtemder 1888. Geehrte Redaclio»! Professor vr. Delbrück wird ohne Zweisel selbst die Bebaup- lung (der „Berliner Börsen-Zeitung") widerlegen. Laß die Veröffentlichung des Tagebuches Kaisers Friedrichs durch ihn ver- «iiiloßt sei. Ich will zur Belmeibuug jeden Zeitverlustes meinerseits aber mittdeile», daß nach dem Inhalt eines längeren Gesprächs mit Herrn Proseffor vr. Delbrück über jene Veröffentlichung dieselbe nicht nur ohne jedes Zutkuii, sondern auch ohne Lorwisse» desselben erfolgt uud daß ihm der Zusammenhang selbst nicht bekannt ist. Hochachtungsvoll ergebenst Zedlitz. ES möge hier noch ein Pnnct berührt werden, den der „Hamburgische Corrcspondent" zur Sprache bringt — die Frage, ob diese Veröffentlichung mit Genehmigung Sr. Majestät deS Kaiser» Wilhelm erfolgt ist. Der,Ham- buralscbe Corrcspondent" bemerkt in dieser Beziehung: Die Frage dürfte sich schon aus .em äußere» Umstande erledigen, daß die Redaktion der „Deutschen Rundschau" nickns vo» einer solchen Geaehmigung erwähnt. Außerdem sprechen überwiegend« innere Gründe dagegen, daß Kaiser Wilhelm irgend etwa- »or Ver.
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