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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-22
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1888
- Autor
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Grfchetnt täglich früh SV, Uhr. NeLatlion ua- LrpedUio» Joha»»»««ast« 8. Lprechku«-r> -er Ue-acti«»: Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. A*r dt» >mag»d» «»nulcnvt» »acht «a dx Ned,c!to» »ich« v«dm»I>ch. Slunah«» »er für »te »Schstsol-rnv« Nu««rr drfttm«ten Inserate an Wachen ta,en dt« S vhr Nach«1ttaa». an Sann» an» Kesttage« früh dt«lltzr. 3a dra Filialen für 3us.-^naahme: vtta Sie»». UniversiiLt-strahe 1. Laut« LSsche, Katharlaenstr. 23 Part, n»» SSaigrplatz 7, nnr bi« ',.8 Uhr. riMgcr.TagMM Anzeiger. Orga« für Politik, Localgeschichte, Handels- «ad Geschäftsverkehr. Abo«neme«t»pret» vierteljährlich 4»/, Mk. iacl. Briagerloha ü Mk., durch die Pos» bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Sxtrabellagen <in Loaedlall-Fvlmal aefalzt) ahne PoftbesSrberung 60 Mk. «tt Koftbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. «rüber» Schriften laut uns. Preitverzeichniß. Ladeüarischer ».Zisternsatz »ach hühern» Loris. Lerlamen »nter dem Nedaction-strich di» «aelpalt. Zeile bOPs., vor den Fa miliennachrichteu die Sgespalirne Zeile 40 Bl. Inserate sind stet« an die Expedition za sendea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonnllivrnoäo oder durch Post- nachnahm». ^ LS8. Montag dm 22. Oktober 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekanntmlichullg. von Montag, den PL. diese» Monat«, ab »ird Wegen vorzunehmenver Pflasterung-ardeite» die Beethoveä'Strache auf der Strecke von der Wächter» bi- zur Carl Tauchnitz- Straße auf 4 Tage für alle» Fährverkehr gesperrt. DaS Anfahren von Baumaterialien zu den im Bau begriffenen Billen an der Carl Tauchmy-Slraße kann während der Dauer der Sperrung von der Marfchiier-Glraße au» erfolgen, während der gesammle von der Süd. nach »er Weslvorstabt sich bcwegrnde Fährverkehr, soweit er die Beethoven» und Marschnerstraße benutzte, während der an gegebenen Zeit aus die Weststraße verwiesen wird. Uebrige I» ist Donuer-tag, de» SS. dtese« Monat«, Abend» (zum Geivanvhausconcerte) b»e Straß« für den Verkehr wieder frei. Leipzig, den 2». Oktober 1888. IX 9041. Dee Staitz der Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Hennig. MänntNachung. Wegen der Borbereitungc» zu der am 31. dl. Mt», hier statlsindenden Feier wirb die Mittlere Fahrstraße de« AugnstuSplatzrS von Montag, den LL. d«. Mt«, ab bi« aus Weitere« sür den gesanrmte» Fährverkehr gesperrt und werben für letzteren aus die Dauer der Sperrung die an, Augusteum uuv am Museum vorübersührendcn Straßen sreiqegeben. Leipzig, am 20. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Un. Georgi. Hennig. Vtkanntmachung. Nachdem von un» heule die »achjolgenden Herren 1) der Schön kwlrth WilhelM Heiarteh Janer» «t«k. Kleine Fleischergasie 20. 2) der Fleischer Mar Arenzel, Südstreß« 81. I.. S) der Schudmacher StatMund tMagrldert Sünt» »er, Münzgaffe «. Hh. II., und 4) der Productrnhäuvler Snstav Friedrich Hei» Nag, Nürnberg» Straße 49, al» gewerbsmäßige Trichinenschauer sür hiesigen Stadtbezirk Verpflichtet worden sind, so bringen wir die» mit dem Be merken zur öffentliche» Kcnntniß, daß auch diese Herren, weil nicht im Trict»nenschauamt unsere» Schlachlbose« beschäftigt, jeder Zeit in der Lage sind. Privatauslräge zu erledigen. Leipzig, am 19. October 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 2051. L-r. Georgi. I-r. Krctzschmar, Ast. Gesucht wird der Eisendreher Friedrich Gustav Wiegner, welcher am b. Oktober 1849 in Leipzig geboren ist, sich am 23. Juni ». o. von da enisernt hat und zur Fürsorge sür seine hier wohnhafte Familie anzuhallen ist. Volkmar-dorf, am 20. October 1888. Ler Ge«etntze»«rfta»d. Zu Nr. 3518/1. Lohse. Roack. Nichtamtlicher Thetl. Mtramontime Wahlbeeinflussung. * Dem Beispiele de» Erzbischofs von Köln ist nun auch der Bischof von Münster gefolgt, indem er in noch etwa» kräftigerer Weise al» jener seine Priester auffordert, ihren geistlichen Einfluß in d en Dienst der ultramon tanen Wahlagitation zu stellen und statt der Seel- sorge sich mit Partei Wühlerei und Wahlhetze zu besasten. Denn da» ist der einfach« Sinn und die klare Eonfequenz dieser salbungsvollen bischöfliche» Ausforderungen. Auch der Bischof von Münster will a» seinem Theil dazu beitragen, daß der „Wind aus Preußen", wie neulich aus dem Partei tag der wrstsälischen Ultramontanen so schön gesagt wurde, den festen Thurm dr» CentrumS nicht umblase. In dem Vorgehen der Bischöfe liegt offenbar ein System und ein verabredeter Plan. Da» Centrum ist im Reichstag wiederholt mit Anträgen hervorgetreten, welche eine Beeinflussung der Arbeiter durch Arbeitgeber bei den Wahlen auSschließen sollten. Än einer Reich-tag-commission wurde einmal ei» Centrum-antrag an genommen, welcher nach einigen Verbesterungen lautete: „Wer einen Deutschen durch Gewalt oder durch Bedrohung mit einer strafbaren Handlung ober mit Rachlheilen für Leben. Gesundheit, Freiheit, Ehre oder Vermögen verhindert, in Ausübung seiner staaiSbürgerlichen Rechte nach seinem freien Willen zu wählen ober zu stimmen, wird mit Gesängniß öder mit Festung-Hast bi» zu fünf Jabren bestraft." ES war sehr bezeichnend, daß Anträge, welche Verhinderung der Wahl- beeinflnstuiig durch religiöse Mittel bezweckten, damal- in der Commission aus Betreiben de- Eentrum- abgelehnt wurden Auch in den aus Einsührung der geheimen Abstimmung bei den preußische» LandlagSwahlen gerichteten Anträgen trat das Cenlrum stel» mit den schönsten Redensarten sür Wahl» srriheil ein. E- weiß sehr wohl, daß gegen die geistliche Beeinflussung, die Aeugstigung mit kirchlichen und ewige» Strafen, die Bearbeitung im Beichtstuhl natürlich vor, schrislen zur Geheimhallunq der Abstimmung nicht im ge ringsten schützen. Gegen Mißbrauch de» Einflüsse- von Arbeit gebern und Beamten sinv bw Herren vom Eentrum stet« üderau- empfindlich; sowie aber der alle« Andere an Wirk samkeit Uberbietende priesterliche Einfluß zur Sprache kommt, werden sie blind und taub; sie wollen gar nicht begreifen, daß man an diesen „herrlichen Ermahnungen" der Bischöfe irgend etwa- au-zusetzen Hot; sie sind ^uchlerisch genug, daraus hinzuweisen, dag die bischöflichen Erlaffe nicht einmal die Wahl von Männern einer bestimmten Partririchtuna em- psehlen uno stellen sich verwundert, wenn ihnen darauf all gemeine« Gelächter antwortet. Und über alle Begriffe kläglich ist auch in dieser An gelegenheit wieder die Haltung der beulschsrelsinnigen Partei. Während sie sonst von Entrüstung übrrfließl über jede Krän> kung der Wablsreiheit, findet sie hier kaum ein scküchterne- Worl der Mißbilligung über diesen dreistesten aller Angriffe aus die Wahlsreiheit. Natürlich, nächsten- müssen ja die ultramontanen Wähler sür die Wahl der Herren Richter, Träger u. s. w. zur Abstimmung geschleppt werden unter dem Rus de« bischöflichen Hirteaschreiden«: „Wählet christliche Männer, die Religion und Gottr-surcht al« da« tiesste Fun dament und da« festeste Bollwerk de« Staate« erkennen!" Leipzig, 22. October. * Der „Neuen Preußische» Zeitung" wird telegraphisch au« Rom gemeldet: „Zwischen Ihren Majestäten dem Kaiser Wilhelm, dem Könige Humbert, dem Grasen Herbert B>«marck und CriSpi wurde der Besuch de« König« Humbert in Berlin besprochen. Der Kaiser soll zu CnSpi beim Abschiede gesagt haben: Aus baldige« Wiedersehen in Berlin." * Die Anregung, dem deutschen Kaiser au« Reich mitteln eine größere Entschädigung zu gewähren, als er sie bisher genießt, wird in der „Kölnischen Zeitung" in folgender Weise begründet: „Der wiederholt ausgesprochene Gedanke, baß e« billig sei. wenn der deutsche Kaiser au« de» Rei ch-eiun ahmen sür die ihm obliegenden großen Aus gaben eine Entschädigung erhalte, bat eine unbestreitbare Be rechtigung. E« hanvetl sich um offenkundige Dinge, deren Besprechung zweckmäßig sein dürfte. Von dem Reich erhält der Kaiser für feine Person nicht«; da« einzige, wa» indirect geleistet wird, ist nach Cap. 21 de« Reichsetat« die Ausgabe sür die „Adjutanten Seiner Majestät de» Kaiser»" mit 88 500 Mark (dazu der WohnungSgeldzuschuß, S-rvi» und Pserderationen). Außerdem hat er nach Cap. 68 de» Etat« einen „DiSposilionlsonv- zu Gnadenbewilligungen aller Art" von 3 000 000 -4 In de» Erläuterungen der Anlage VIH (Etat sür da- Reichsschatzawt auf das Etal-jahr 1888/89, Seite 5 und 7) ist genau aiigegeden, wofür diese Gelder be stimmt sind. Man wird leicht begreifen, daß die Reisen, welch« der Kaiser im Interesse des Reiche« macht, wozu sicher di« die«jährigen nach Petersburg, Stock holm, Kopenhagen, Dre-den. München, Stuttgart. Wien. Rom gehören, riesige Summen fordern, daß die bloße Repräsentation gegenüber dem gesandtscbastllchen Per sonale dem B»»be«rathe und Reichstage ungeheure Auslagen macht. Das Reich giedl überhaupt für Repräsentation nicht« al» dem Reichskanzler l8 000 >4. dem Staal-secretair de« Auswärtigen Amtes 14 000 -4; da« ist «ine Bagatelle. Wenn der Statthalter von Elsaß-Lothringen, der kein Gebalt bezieht, sür Repräsentation und sein Bureau 315 800 -4 hat. der Reichskanzler an Gehalt und Repräsenlationskosten nur 54 000 -4, der „Etat sür den Reichskanzler und die Reichs kanzlei" nur 142 560 -4 sür l388/89 beträgt, so ist dadurch allein der Beweis geliefert, daß hier eine klaffende Lücke vor- tiegt. Der Kaiser ist Kaiser al» König von Preußen. Wie steht die Sache nun in Preußen? Der König be- ziebt vom Staate: 1) (StaatShaushallSetat sür das Jahr 1888/89, Ges.-Samml. S. 26) „die dein Kronfideicommiß- sond« durch da» Gesetz vom 17. Januar 1820 aus die Einkünfte der Domänen und Forsten angewiesene Rente" von 7 719 296 -4: 2) aus Grund der Gesetze vom 30. April 1859 und 27. äanuar 1888 (Cap. 34 de» Etats) den „Zuschuß zur Rente des KronfiveicommißsondS" von 4 500 000 also zusammen 12 219 298 -4 Da« einzige, wa» weiter vom Staate gegeben wird, ist die Ausgabe sür daS „Geheime Civtl-Eabinel", die nach Abzug der Einnahme >22 260 -4 beträgt (Etat Anlage 8). zu Gnadenbewilligungen aller Art" hat der König 1 500 000 -4 (Etat, Cap. 63). Aus da« Einkommen au» dem Kronfivcicominiß ist angewiesen der ganze Haushalt der Familie de» Kaisers und Königs (der Kaiserin, der Kaiserin-Mutter. Geschwister, der Kaiserin- Großmutter), sowie die feste stehende Rente der königlichen Prinzen, für die nur „künftig wegfallenve" (Etat, Anlage 4) Apanagen von 145 235 -4 30 gegeben werde». Aber dem Köiiig fallen auch zur Last die nicht durch Einnabmen ge deckten Au-gaben sür die Schauspiele in Berlin zSchauspiel- banS, Oper), Hannover, Kassel u. s. w. von denen aus dem Etat (A»l. 4. Eap. s43j Tit. 12) nur Kassel einen Zu schuß Von 108 000 -4 beziebt —, sür die Hosmusik, die Gärten, dir königliche» Schlösser und bergt, (über 40). Da« Vermögen de« königlichen Hause» (königliche Familiengüter") besieht nach dem „Handbuch über den königlich preußische» Hvs und Staat" aus dein seldstverwalleten Gute Erkmannsdorf in Schlesien. 48 Pachtvorwerken (9 in Brandenburg, 5 in Pommern, 10 in Posen, 20 in Schlesien. 4 >n Sachse»), wozu noch drei Güter im Kreise Osthavelland kommen, welche früher der Kronprinz hatte, au« einem Forstbesitze, der 14 Ober- sörsterelen umfaßt. Ta« „kömgl. Prinzliche Familienfivei- commiß" hat die Herrschaften Fraucnberg in Brandenburg, Flatow und Krojanke in Westpreußen; da« Einkommen der beiden letzteren bezieht Prinz Friedrich Leopold. Seit dem Tod« de« Herzog« von Braunschweig ist dazu da« Thron- lehen Oel« getreten, Vesten Nießbrauch der Kronprinz hat. E« ist nicht bekannt, wie hoch da» Rein-Einkommen oder daS Einkommen überhaupt au- dem Grundbesitze ist Kcine-salls genügt e«, da selbstredend die Ausstattung der Prinzessinnen und deren Zulagen auch dem Hause ob liegen. In andere» Ländern, z. B. England, stattet da« Parlament solche aus — die Apanagen de- großbritannischen Budget« belaufen sich zur Z„t aus 3 180 000 -4 —, in Preußen nicht. W>r wollen gegenüber der Stellung de« preußischen König» und deutschen Kaiser« den Vergleich mit dem Kaiser von Oesterreich und den großen Staaten ziehen. Der Kaiser von Oesterreich bezieht au» dem Staat«- einkommen von Oesterreich (CiSleilhanien) 4 850 000 Gulden, ebensoviel von Ungarn, also zusammen 9 300 000 Guloen. da« macht (bei dem jetzigen Courie) 15 53l OOO -4. also schon 3 3l1 704 »4 mehr at» der König von Preußen bezrebt. Hierzu kommt, daß der Kaiser vo» Oesterreich für die Erz- herzögr (von seinen Kindern adqeseden) nicht« herzuqedrn braucht, da diese sämmllich sehr gut votirt sind, einzelne (l. B Erzberzog Albrechl) rin kolossale« Einkommen habe». Der Grundbesitz de« Kaiser« vo» Oesterreich ist weil größer, al« der de« preußische» Hause«; er hat allem in Böhmen einen Grundbesitz von 29 530 kn. Vesten Einkommen noch dem Betrag« der Grund, und Gebäudcsteuern von 6216S Gulden (so diel schon im Jahre 1868) unbedingt aus 4 Millionen Mark ' rem geschützt «erden kann; dazu kommen groß« Kohlenbergwerk« in Buschtiehrab, welche vor mebrercn Jahren um 5 Millionen Gulden »erkauft wurden. In Niederösterreich besitzt der Kaiser vier Herrschasten, in Ober-Oesterreich eine, in Ungarn drei, in Mähren «ine, wozu noch die Privat- und Fiveicommiß- glitrr treten. Da» Einkommen deS Kaiser« vo» Oesterreich, der auch für die CabinelSkanzlei von beiden Reich«theiten zusammen 142 800 Gulden — 233 200 ^4 bezieht, bleibt sicher »och den Mitlheilungen von gut unterrichteten Per sonen nicht unter der Summe von 18 000 000 Gulden, d. h. 30 000 OOO ^4 Der Kaiser Napoleon Hl hatte eine Civil- lrste von 26 500000 Franc« — 21 200 000 Für da« kaiserliche Hau» iu Rußland sind im Budget 10 560 000 Rubel angesetzt, also über 33 000 000 -4 Die Cwillitte nebst Apanagen im Königreich Italien beträgt t5 350 000 Francs, also noch 320 000 -4 mehr als der König von Preußen und deutsch« Kaiser überhaupt einschließlich deS Civilcabinet« und der Apanagen bezieht Wenn da« Reich einen Zuschuß giedt, ist ohnehin dabei Preußen mit mehr als 60 Procent belhei- liat, so daß die übrigen Bunbe-staalen nicht allzu sehr in dptfprvch genommen werben." * I» der am 19. d. Mts. abqehaltenen Plenarsitzung de« Bundr-rath- machte der Vorsitzende, SlaalSminister HloatSseeretair de« Innern, von Boetticher. zunächst Mittjheilnng über die durch kaiserlichen Erlaß erfolgte Neu bildung der Ausscküste sür da- Lanbheer und die Festungen »ud sür da« Seewesen. Sodann wurde über da« den Vor ständen der landwirthscbaftlichen Berussgenostenschasten, sowie de» Ausführungsbehörden sür Reich«- und Staal-betriebe zum Zweck der Wahl von nichtständigen Mitgliedern de« Rcich«- verpchernugSamt« bei Aussübrung der land- und forstwirth- schastlichen Unsallversicherung zu gewährende Slimmenverhätt- niß Beschluß gefaßt. Mehrere Eingaben, welche sich aus di« Ergänzung und Abänderung des KrankeuversicherungS- grfetzeS richten, sowie die Eingabe eines Gewerblreibenbe» wegen Befreiung seine« Gewerbebetriebe« von der Unsall- Uerstchernagspflicht wurden dem Vorsitzenden de« BunveSrathS übeikwiesen. Der Eingabe de« Vorstände« einer freien HilsS- eafse, betreffend die Kosten der staatlichen Beaufsichtigung der freien Hilsscaffeu, und dem Anträge rincr Section der MüHeret-Berus-gencstenschast aus Ausscheidung au» dieser Genosieufchast uud Bildung einer neuen Müllerei'BerusS» MPdffmifchast sür den Bezirk dieser Sektion, beschloß die Ver sammlung kein« Folge zu geben. Da« Gesuch de« Vorstande» «inor BerusSgenossenfchast um Auslegung der Beschlüsse de« Buytwchrath« Vo« 21. Mai 1885, betreffend die Bildung der Bsrus-genosfenschaflen für die unter da« Unfallversicherungs- gcsetz vom 8. Juni 1884 fallenden Betriebszweige, wurde den Au-schüsten sür Handel und Verkehr uud sür Justizweseu zur Vorberalhuiig übergeben. * Die Arbeiten der Commission für die Ausarbei tung eine« bürgerlichen Gesetzbuches, welche sich nach Fertigstellung de« Haupt-EntwursS »och auf einige kleinere mit den, Gesetzbuch«: in Zusammenhang flehender Gesetzentwürfe beschränke», geben jetzt ihrem Ende zu Wie verlautet, sollen sie in einem Zeitraum von etwa 5 Monaten zum völlige» Abschluß gelangen. Die Commission arbeitet »ul rastlosem Fleiß und war auch deute wieder zu einer Sitzung (der vierten >n der letzten Woche) im Reich«>ustizamt vereinigt. Zum 1. April l889 wird sich die Commission auslösen, so viel man erfährt. Die auswärtigen Mitglieder der Commission, welche meist seit Errichtung derselben vor l4 Jahren ununterbrochen ihr angehören, haben bereit« am 1. Oclober ihre Wohnungen zu diesem Zeitpunkt gekündigt und werben alsdann Berlin verlassen um >n ihren H«>math- ländern wieder Anstellungen zu übernehmen. * Deutschland ist, wie bereit« gemeldet, iu der Person seines ConsuIS in Havre beleidigt worden, einem etwaigen Coiiflict, der daraus hervorgehen könnte, ist jedoch durch die correcte Haltung der französischen Regierung vor gebeugt worden. Man berichtet darüber der „Bossischen Zeitung" au« Pari«: „In voriger Nacht wurde in Havre da« Wappen de« deutschen Consulat« abgerissen und einige Schritte sortgeschleppt. Der Unterpräsekt in Havre, der höchste BerwaltungSbeamte. be eilte sich aus die Nachricht von diesem Bubenstück dem Consul sei» Bedauern auszudrücken und zu versichern, daß sofort eine strenge Untersuchung eingeleitet werden sollte. Heule Vormittag besuchte Mmister Gvblet den Botschafter Grasen Münster und sprach auch ihm sein lebhaftes Bedauern au«. Man glaubt angesichts dieser Sachlage nicht an Folgen de« Zwischenfall«." * In Düsse ldo rf hat eine Bereinigung der Mittel st arteten sür die bevorstehenden Wahlen statlgesnnden. * Ueber da« Verhältniß der Deutschsreisinnigen zu den Nationalliberalen spricht sich das Rickert'sche „Reichsblatt" in seiner geschmackvollen Art folgender maßen au«: „Herr v. Rauckbaupt ist ein arger Junker, eia schroffer Gegner von un«. bisher Führer der un« feindlichen konservativen Parlei. Wir bekämpfen ihn darum. Ader die heutigen Rationalliberalen stehen un- kein Iota näher al« die Conservativrn und Herr v. Rauchhaupt. Un- Freisinnigen kann gac nicht« daran liegen, un« sür Nationalliberale auf- zurebdeln (!), nur um die Wahl von konservativen zu Ver bindern. Wenn die Nationalliberalen keinen Freisinnigen ihre Stimmen geben wolle», so haben wir nicht die geringste Ver anlaffung, den Nationalliberalen zum Siege über Conservative z» verhelfen. Wir Freisinnigen können un« ebenso mit den Conscrvativen verbünden, uni den Nationalliberalen den Sieg streitig zu machen." * Wie vor einiger Zeit in der Presse gemeldet ist, sind die Wasteibau-T'ckniker dc« Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, obwohl besten Restort bei den in Schlesien statt- gehabten Ueberschwemmungen und Hochwasser schäden an sich nicht betheiligt ist, beauftragt worden, in die technische Prüfung darüber einzutreten, wie der Wieder kehr ähnlicher Gesahren am zweckmäßigste» vorgebeugl werden kann, unr nölbigensall» den belhetliglen Ressort« mit lech- nilchem Beiroth an die Hand gehen zu könne»». Diese tech nischen Prüsunqen bürsten soweit vorgeschritten sein, daß sie in der nächste» Woche durch gemeinsame Berathung der be theiligte» Behörden dem Abschluß enlgegengesührt werden können. * Am 26. Oktober findet eine Plenarsitzung de« Direetion»« rath« »er ostasrrkanischen Gesellschaft statt, in welcher über di« angestchl« der Ereignisse an d« »stasrikauischen Küste zu ergreifenden Maßnahmen drrathen und edeoturll Beschluß gefaßt werden soll. * Au« Hessen wird un« geschrieben: Die letzte vor 2 Jahre» statlgesundene LandtagS-Ersatzwahlim Wahl kreise Hürseld-Gersseld erregte bekanntlich allgemeine« Auf sehen. da der Wahlkreis vom langjährigen Besitz de« Cen- trum« an die Conservativen verloren ging, indem der Caodidat, Landrath Krekeler-Ger«feld 97 Stimmen, der ultramontane Amtsrichter Wanket dagegen nur 64 Stimmen erhielt. Da der genannte im Kreise wenig beliebte Landrath sein« Wieder- wabl betreibt und derselbe auch auf dem kürzlich«, Parteitag in Kassel von den Conservativen wieder ausgestellt worden »st. so haben jüngst eine Anzahl Eentrum«milnner in einer zu Fulda abgehaltenen Versammlung wobl au- Klugheitsrück- sichten die im Volke angeregte Candidatur de« Amtsgericht«- Secretair« Max Schmitt in Balten bei Hilver«, zu der ihrigen gemacht und bereit« die Abhaltung von Wahlver sammlungen in den Orten de« Kreise- GerSseld eingeleitet. Die Wahl deS, obwohl katholischen aber keineswegs ultra montan gesinnten Secretair« Schmitt, einer in den weitesten Kreisen beliebten uuv angesehenen Persönlichkeit scheint dem nach gesichert zu sein. * Aus München wird vom 19. October gemeldet: Heute wird von der hiesigen, sonst so wortkargen Nun tiatur folgende Mittheilung auSgegeben: „Der Besuch de« deulschen Kaiser» beim heiligen Vater läßt die römische Frage offen. Jede gegentbeilige Zeitungsnachricht ist vollständig unbegründet und soll kategorisch dementirt werden." * Am 17. October ist die Unterofsicier-Borschule in Neubreisach mit der vollen Zahl von 300 Schülern eröffnet worden. Damit wird auch wieder die Erinnerung an eine der Ruhmesthaten der deutschsreisinnig-ultramontan- socialdemolratischen Mehrheit im Reichstag aufgesrischt. Jahr für Jahr wurde im Etat die Forderung sür diese im mili- tairischen und nationalen Interesse gleich werthvolle Anstalt Veriveigert. weil die Herren Windthorst und Richter dem „Militarismus" oder richtiger dem Palriotisinus kein Opse» bringen wollten. Die Militairverwaltung mochte die trif tigsten Gründe sür die Rothwendigkeit der Anstalt ansühren und die nationalen Gesichtspuncte mochten noch so eindring lich hervorgchobcn werden. E» hals Alles nichts, so lange jene Mehrheit im Reichstag bestand. Erst die neue natio nale Mehrheit hat auch diese Forderung «m jüngsten Etat bewilligt. « * , * In Wien hat dieser Tage ein sogenannter Milit air rat h unter dem Vorsitze de« Kaiser« stattgesuaden. Wie br- r»cbt«t wird, handelte es sich indessen keineswegs um irgend eine außerordentliche Berathung. sondern um eine jener regel mäßig wiederkehreaden militairischen Conserenzen. die übrigens schon feit längerer Zeit wegen der Abwesenheit deS Kaisers nicht stattgesunden haben. Möglich, ja wahrscheinlich ist es, baß diese Beralhung auch mit Ver bevorstehenden Einbringung de- neuen WehrgesctzeS in beiden Parlamenten im Zusammen hang gestanden haben mag. * Bestimmungsmäßig tritt da« neuerlaffene schwei zerische Patentschutzgesetz am 15. November d. I. in Kraft. Von dem genannten Tage an gerechnet können daher in der Schweiz die Urheber neuer, gewerblich verwerthbarer Erfindungen, bezw. deren RechtSnacdsolger, gleichviel ob sie In- oder Ausländer sind, ErfindungSpalente erhalten, sobald sie den biesbelreff« vorgeschriebenen Formalitäten Genüge leisten. Deutsche Bewerber haben ihre Patentgesuche, welche dem eidgenössische» Amte für gewerbliche« Eigenthum auf ge druckten. in entsprechender Weise auSgesüllte» Formularen «»»gereicht werden müssen, durch Bernnllelung von in der Schweiz domicilirten, rechtsgiltig bevollmächtigen Vertretern, an die zuständige Stelle gelang-» zu lasten. * Die italienischen Blätter wenden sich mit großer Schärfe gegen die französischen Journale, welche die Büberei mit den rothen irredentistischen Zetteln bei dem Einzüge Kaiser Wilhelin's II. in Rom als eine „großartige anti deutsche Kundgebung" darstellen und sich bis zu der Behaup tung »ersteigen, man ersehe daraus, daß es ein zweifache« Italien, ein officielle» und ein anderes, gebe. Die römischen Blätter erklären, sie würden von dieser sonderbaren Ver drehung der Thatsachen gar keine Notiz nehincn, wenn nicht große und ernflhasle Organe, wie „TempS" und „Debats". sich ihrer schuldig machten. So aber könnten sie nicht schweigen, sondern müßten laut ihre Stiy»me dagegen er heben . dag man die kindische Ungezogenheit einiger unverbesserlicher Radikaler für ein Zeichen der all gemeinen Stimmung des Volke« ausgebe. Wie die letztere beschaffen sei, daS habe sich am glänzendsten bei der Fahrt des deutschen Kaisers nach dem Vatikan im Borgo gezeigt. UebriaenS ist auch in den nicht französischen Fest berichten au» Rom wiederholt daraus hmgewielen, wie un bedeutend und lächerlich der Versuch der halvverstorbenen Jrredenta war, sich bemerkbar zu machen, und wie in ganz Italien Niemand die Veranstalter dieser Albernheit ernst nimmt. * In einer Zuschrift an den „Daily Telegraph" bezeichnet Mackenzie die Meldung der „Kölnische» Volkszeitung", der Verleger der deulschen Ueberfrtzung seines Buches, Herr Spaarmann. hätte bebauptet, daß jeder Bogen deS englischen Originals vor dem Druck der Kaiserin Friedrich unter breitet worden sei, als gänzlich unbegründet. Die Kaiserin habe thatsächlich kein Blatt VeS Manuskript« oder des ge druckten Buches vor letztem Sonnabend (lS. October) gesehen. — I» Erwiderung auf die in der „Nationalzeituna" ver öffentlichte gemeinsame Erklärung der Professoren Btrckiow und Wald eher veröffentliche» die heutigen Morgenblätter lange Zuschriften von Sir Morell Mackenzie und vr. Mark Hovell. Mackenzie glaubt, daß sich durch da« mehrmalige Hineinzwängen der Eanüle in die weichen Gewebe der Luft röhre ein auSgebreiteter Absceß (äiklusv abscsZ») gebildet hätte, der von Professor Virchow bei der Sektion nicht er kannt wurde. Wäre eine harte begrenzte Wand vorhanden gewesen, so würbe dieselbe freilich gesehen worden sein. l>r. Hovell behauptet, daß da« Herz und der unterste Theil der Luftröhre intact gekäste» und nicht untersucht wurden. — Gegen die bestimmten Erklärungen Virchow'« und Walvever'« werben die Herren mit solchen Behauplungrn nicht» auSrichten. * Wie au« Petersburg berichtet wird, soll nunmehr die Neubesetzung de« Gouverneurposten« ,m Kaukasus, welchen bisher Fürst Danvukow-Korsakow inne hatte, durch den Hosminister W oronzow-Das ch kow beschlossene Sache lein Dagegen werden die Meldungen über and«r»ritige PersonalverLnberungen aus wichtigen Posten, von d«n«n fett längerer Zeit d»e Red« ist, al« verfrüht bezeichnet.
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