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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-12
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1888
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G»fche1«1 tLgltch früh S'/, Uhr. Let«ti»» »»t Lkpr-itio» J»h»»ue«goffe 8. SPrechß»»hr« »er Letarti,,: Vormitlag« 10—12 Uhr. Nachmittag b—6 Uhr. «m,,»«« »er für »w u»»sts«l,eu»e A,««er »eftimmtrn I u s e rate «» S«chent«,en »t» S Utzr «achmit»»,«. „G«»u un» Feftknpeufrlltz »>«'/,» ll»r. Z« den FUialen für Ins.-Lnnahme: vtt« Ale»«. Universttättftraße 1. Laut» L»sche. Kathartnenstr. 23 Part, unk, Könlgsplatz 7, uur bi« '/,S Utzr. KMMIageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and GeschSftSverkehr. NbonnementSprel» vierteljährlich 4>/, Mk. iacl. Bringerloh» 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer L0 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne PostdeiSrderung 60 Ml. »tt Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pt. Größere Schriften lau» uns. Preikverzeichniß. Dadellartscher «.Ziffcnisatz nach höherm Tarif. Nerlamrn »ater dem Rrdaction-strich die »gelpaN. Zeile bOPs^ vor den Familien Nachrichten die Ogejpaltene Zeile 40 Pi. J»serate sind Net» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenumernuä» oder durch Post- Nachnahme. ^ 347. Amüicher Theil. VekLimtuachmß. Da» AI. Stück de» diesjährigen Reichsgrfetzblatte» ist bei un» eingegangen und wird bi» zu« S>. diese» Mouat» auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich aus hangen. Dasselbe enthält: Nr. 1830. Verordnung über die Caution de» Rendanten der Büreaucafse bei der Physikalisch-Technischen RcichS- anftalt. Vom 3. December 1838. Nr. 1831. Bekanntmachung, betreffend de» Beitritt der Britischen Coionien und Besitzungen Canada, Neufundland, Cap, Natal. Neu-SÜd-WalcS, Tasmanien, West-Australien und Neu-Seeland zum internationalen Vertrage zum Schutze der unterseeischen Telegraphcnkabet vom 14. März 1884 (Reich-gesetzblalt 1888, S. 151 ff.) Vom 26. No- dember 1888. Leipzig, den 7. December 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumviegel. Vekaimtmachims. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom S. bi» S. dieses Monat» im Argand- drenner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stünd lichem Consum daS 18.0sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da» specifiscke Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,437. Leipzig, am 11. December 1888. De» Rath» Deputation zu den Gasanstalte«. Holjauction. Doemer-tag, den IS. Dece«ber 1888, sollen von Vormittags s Uhr an aus dem Kahlscklage in Abtb. 26a de« Burgauer Forstrevier- dicht am Leutzsch-Leipziger Fahr- Wege und den Leutzscder Feldern, am sogenannten Fuchsbau, Eichen-N " ' ' " - Eichen 19 Rmtr. 139 1« 1 IV» 8 kutzschette I. und II. Ci., Buchen» RÜstern- Ellern« Linden- u. vrenaschett» unter den im Termin öffentlich auSbänaenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft Werden. Zusammenkunft: auf obigem Schlage. Leipzig, am 28. November 1888. De» Rath» Aorstdeputation. Bekanntmachung. Von dem Unterzeichneten Armcnamle sollen im Stadt haufe allhier Donnerstag, den IS. December ». Vormittag» von v Uhr an, ein« Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel, Lan»> undKnchengerathe, Betten, eine Schneider- drchhmasehtne und dergleichen mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, de« 7. December 1888. DaS Armen amt. Ludwig-Wolf. Iunghähnel. Bekanntmachung. Die Auctionen des städtischen LeihbauseS sollen in Folge de» gesteigerten Verkehr» vom Jahre 1889 ab vermehrt werden. Bon genanntem Zcilpuncte an werben anstatt 3 Auctionen 4 dergleichen im Laufe de» Jahre» stattfinden und gelangen daher die im Januar bi» März d. 3. versetzten Pfänder im Februar 1889, die im April bi» Juni d. 3. versetzten Pfänder im Mai 1889, die im 3uli bi« September d. 3. versetzten Pfänder im August 1889, die im Oktober bi» December d. 3. versetzten Pfänder im November 1889 zur Versteigerung. 3m Uebrigcn werden die auf der Rückseite der Pfand- scheine abgedrucktcn Bestimmungen in keiner Weise veränvert. Leipzig, den 1. December 1888. Dc» Rath» Deputation für Leihhaus » Spareafse. ^errtlieker Lerirksvvrein IHpriA-8ta6t. Sltnuu» »» IS. veeewder 1888, Xdeuä» 6 Okr 1» 8m»Ie aer 1. vllrirer-edol«. Tngoooräuoog: 11 Aogütrmtä«. 2) IV»Kien äe» Vontnnck-, cker velqxirten noä Lu«odü«e. kM. Die 1V,bIIi,te viril um 7 Oke ^esoblosveo. 31 6»mm>d«riokt unck b'seteetruog ü« ^adroebeitrngv. »1 Lsncdt über äeo lerntet»?. Or. >e»k«rt. Zur Veaussichligung der Privatbanken in hiesiger Stadt und zur Unterstützung de« Baupolizeicominissar« bei der Begutachtung ver Pläne für diese Bauten soll für unsere Bauvobzeiabibeilniig ein »rsohrrner Vantechniker, welcher mindesten» die staailiche Meister- prüf»» bestand«» hat, mit einem jährliche» Gehalt von 3000 ^l vom 1. Januar kjtgn. I». als 1. V«>k»ntr«ltzr anqestellt «iid vom gleichen Zkitvuiict ab ein ebenso drsädigter vautechniker zur veihill« bei der Venns- sichtig,,, der Prwatbanten »nt 175 ^ Tagegelder für den Monat als m. Vauknntraiär angenommen mrde». Veworker »olle» ihr« Gesuch« nnter Beigob« von Zeugnissen bi» zu« 1t. Deeemtzer lsdn. I«. b^t »n« antzriuMu Ttzmmttz, he, >7. Omemder 1888. »« «attz »er Ltutzt Nndr», Oberbürgermeister. Mild» Mittwoch den 12. December 1888. 82. Jahrgang. Nichtamtlicher Theil Die Maßregeln gegen den Sklavenhandel. Die erste Anregung zu den Maßregeln gegen den Sclaven- bandel. welche gcgenwärlig a» der Küste von Ostafrika zur Aussührung gebracht werden, ist vom Cardinal Lavigerie ge geben worden. Im August hielt er einen Bortrag i» Princrtz Hall in London, in welchen, er die Greuel des SclavenbandelS in Centralcisrika in ergreifender Weise schilderle und mit- kbeille, daß während seiner langjährigrn Thätigkeit al» MgsionSbischos elf seiner Missionairc im Innern Afrika» ermorde! wurden und mebr als 50 den Anstrengungen ibrer Tätigkeit erlagen Die Zustände verschlimmerten sich von Zahr zu Jabr, Sclavenhändler auS Marokko, Tunis, Zanzibar und Egyplcn drängten zu bestimutlen Zeile» mit ansehnlicher Mach! bervor und fände» keinen Widerstand bei den demorali« nrten Eingeborenen Zur Abhilfe empfahl der Cardinal eine inler»at>o»ale Conserenz und rietb, daß der SclavenHandel durch Gewalt und dadurch, daß man die Eingeborenen zum Widerstande ermulhige, niederzubalteu sei. Lord Granvilie, welcher der Versammlung beiwohnte, erinnerte an die Ber- uche, welche aus den Congresseu zu W en und Verona gemacht wurden, um dem Sclavenhandel ein Ende zu bereiten, und sprach die Ansicht aus, daß sich auch heute noch die Nationen zu gemeinsamen Schrille» vereinigen könnten. Diese Ansicht wurde von der Versammlung angenommen und zum Beschluß erbeben. In Brüssel setzte Cardinal Lavigerie seine Bemühungen fort und hielt in der Kirche St. Gudula vor zablreiche» Zuhörern eine MissionSpredigt, welche die Zustände am Tanganyikasec zum Gegenstand hatte. Er "empfahl die Bildung einer Miliz a»S Freiwilligen, welche einen Kreuz;,ig gegen den Sclavenhandel unleriiehme» und die Sclaven- karawanen am Tangauyikasee anhalten sollten. Nack der Schätzung des CardinalS verlieren jährlich 2 Millionen Menschen in Folge des Sklavenhandels bas Leben. Der deutsche Botschafter in London und der deutsche Gesandte in Brüssel berichteten über das Auftreten dcS CardinalS an beide» Orten nach Berlin nur der Gesandte in Brüssel über all! te zugleich ein an de» Reichskanzler gcrichteleS Schreiben de» CardinalS vom 24. August, m welchem dieser um seine Mitwirkung zur Nnterdrückung de» SclavenbandelS ersucht wird. Der Cardinal bezieht sich zu diesem Zwecke aus die Zustände in Ujiji, einem im Gebiet der deutschen Interessen phäre liegenden Orte, wo Sclavenmärkle abgchattcn werde». In dem Briese heißt eS: „Wenn die Regierung Sr. Maj. deS Kaisers will, so kann sie diese Schändlichkeit leicht beseitigen, und so zuerst in der christlichen Welt daS Beispiel der wirk samen Unterdrückung des Sklavenhandels geben, welcher gegen wärtig in Afrika mehr Verwüstungen anrichtet, als dies ehemals durch den Sclavenhandel zur See geschah. Die E»l- wafsnung der an der Spitze der sclavenräuberischew Banden stehenden Araber und mohammedanischen Mischlinge, deren Zahl im Herzen von Afrika nicht mehr als 200 bis 300 beträgt und welche mit ihren räuberischen Negern die Sclaven- jagden im Inner» auSslihren und Sclaven auf allen Märkten verkaufen, genügt im Verein mit dem Verbot, KriegSwafsen und Pulver von der Küste auS einznführcil und mit Kara wanen zu transportiren, um diesen Zweck zu erreiche». Eine kleine deutsche Truppe von 500 Mai»,, falls sie allein manövcrirt, oder einige fähige und entschlossene Ossicierc, falls ihnen, wie dies in Belgien für die Westküste de« Tanganyika geschehen soll, uiiler den Schwarzen aiiSgebobene Truppe» bcigegeben werben, sind ausreichend, um einen solchen Beschluß auSzusühre». Der in Ostasrika auSgebrochene Ausstand hat Gelegenheit geboten, der Anregung des CardinalS Lavigerie bis zu einem gewissen Grade Folge zu geben. In Folge dieses AusstanbeS erließ der Sultan von Zanzibar ein Verbot, Waffen und Scbicßbedars nach dem Festlande von Afrika auSzusühren, und da dieses Verbot nichl volle Beachtung fand, so hat der deutsche Generalconsul in Zanzibar aus Antrag deS deutschen Geichwaderches« beim englischen und französischen Consul die Erlaubniß nachgesucht, daß die in Bagamoyo und Dar cS Satan« statiomrten deutschen Kriegsschiffe verdächtige Fahrzeuge unter englischer und sranzösischcr Flagge anhalten und unter- suchen dürfen, ob dieselben Kriegsmaterial an Bord führen. Eine Depesche deS Grasen Herbert BiSmarck an den deutschen Botschafter in London, Grasen Hatzseldt, vom 23. Oktober tbeilt diese Tbatsache mit und ersucht den Botschafter, den Antrag deS deutschen Generalkonsuls in Zanzibar bei der englischen Regierung mit dem Hinweise zu befürworten, daß die Wafseiiziifuhren in erster Linie dazu bestimmt sind, k>c Sclavenhändler mit Waffen zu versehe». Zwei Tage vorher sandte Ver Reichskanzler eine Depesche an den Botschafter Grasen Hatzseldt, in welcher zuerst der Gedanke, die ostasnkanische Küste zu blockiren, au-gedrückt ist und in der bekannten lichtvollen Weise, welche da» Vorgehen deS Kanzler- bei allen Maßregeln von Bedeutung kennzeichnet, die Entstehung und die Entwickelung der g-genwärtiaen Lage in Ostasrika geschildert ist. Der Kanzler erkennt den Aufstand deS Mahdi als die erste Aenßerung einer Bewegung vc» mohammedanischen AraberlhumS, erwähnt kann de» UebersallS, welchen der Emir von Harrar gegen ein italienisches Unter nehmen im Jahre 1886 verübt, die Bedrohung der Stationen an der Ostgrenze de- CongostaateS durch die Araber, raS Verhalten Tippo Tipp'» gegenüber dem Zuge Stanley'», die Angriffe aus die englischen Stationen in Uganda und ans die HandelSttiederlassungen am Nyaff'.see, endlich die Unruhen an den unter deutscher und englischer Verwaltung stehenden Küstengebieten de» Sultanats von Zanzibar, und kommt zu dem Schluffe, daß alle diese Ereignisse unter einanoer im Zusammenhang stehen. Es erscheine deshalb al» gemeinsame Pflicht der an einer friedlichen Erschließung Afrika» arbeitenden Nationen Europa», einerseits den Waffrnbandel und anderer seits die SclavenauSsuhr in jenen Gegenden mit größerem Nachdruck zu hindern, al» die» bisher geschehen sei. Ein solches Ziel erscheine nur erreichbar durch die Blockade rer ganzen ostasrikanifchen Küste, welche stark und streng genug sei, die AuSsnhr von Sclaven und die Einfuhr von Waffe» und Schießdedars wirksamer al» bisher zu verhindern. E» ist bekannt, daß die Bemühungen de» Fürsten BiSmarck Erfolg g-habt haben. Die Blockade der cstasrikanischc» Unste ist in» Werk gesetzt, außer England und Deutschland sind Jknlien und Portugal daran betheitigt, und Frankreich hat sich verpflichtet, de» Mißbrauch der französischen Flagge und französischer Schiffspapiere zum Zweck de» Sclavenyantel« z» bekämpfen. Tamil ist eine Action ringeleitet. welche große »Kkmrgen verspricht. Außerdem siebt die «„»sübrung eine» U»ter»-dmcn« bevor, welche« bestimmt ist, Smin Pascha Hilfe u önugen. Die Berufung de- Führers diese- Unternehmens, Sißmaon'S. na» Friedrich»ruh läßt daraus schließen, daß rer Reichskanzler diesem Unternehmen große Wichtigkeit bertegt. und die Vcrmuthung erscheint nichl unbegründet, daß mit dies« Sendung zugleich Maßregeln zur Bekämpfung de» Sclavenbandel« zu Lande in dem Sinne verbunden werden oll««, wie sie Cardinal Lavigerie angeregt bat. Der Zug Vißmann'S wird sich gerade durch Gebiete bewegen, in welchen der Sclavenhandel biübt. Alle diese Dinge sind noch in chre« Anfänge begriffen, aber die großartige Bewegung, welche dadurch erzeugt ist, die Au-srchten, welche dadurch für die Zukunft eröffnet werden, taffen die kundige Hand de- Fürsten Bismarck erkennen. Die deutsche ColonialpoUtik wird in der Thal im großen Stil durchgesührt, eS handelt ich dabei nichl um kleinliche Krämerziele, sondern um die Durchführung weltbewegender Gedanken. * Leipzig, 12. December. » Ter „Deutsche Reich-anzriger" veröffentlicht da» nachstehende Telegramm, welche» Se. Majestät der Kaiser und König am 2. December an Ec. Majestät den kaifer Franz Josef gerichtet bat, sowie die daraus er- olgte Antwott: I. „Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich. M iramar. E» ist mir ei» aufrichtige» HerzrnSbedürsmß. Dir noch mal» meine wärmsten und innigsten Glückwünsche zum heutigen Tage auSzusprecken. In herzlichster Dankbarkeit gedenke ich der treuen Fieundschaft, die Du mir stet» bewiesen. Gott erhalte Dick unfern beiden Völkern zum Heil und dem Europäischen Frieden zum Nutzen noch recht lange. Tausend Grüße der Kaiserin. Wilhelm. II. Sr. Majestät Kaiser Wilhelm. Berlin. Wien, Burg, den 3. December 1888. Die erste Zeit nach meiner Rückkehr au« Miramar ge hört der E'süUiing einer HerzcnSpflichl. Dir für die erneuten wannen Glückwünsche mit gleicher Innigkeit zu danken. Dich M bitten, meiner treuen Freundschaft ebenso vrrstcherr zu sein, «je ich der Deinen unter allen Verhältnissen fest vertraue, i-berzi »gt. daß unser unerschütterlicher FreundschastSbund de» Frieden sichern und reiche« Gegen bringen werde. Die Kaiserin erwidert Deine Grüße von Herzen. Franz Josef." * Den perfiden Verdächtigungen de» Wiener Correspon denten de» „Standard" stellt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" da» folgende officiöse Dementi gegenüber: In dem Leitartikel, den der „Standard" dem vierzitzjährtaen RegieruiigSjubiläum Seiner Majestät de» Kaiser» Franz Joses gewidmet bot, sind un- zwei Stellen ausgesaklen, in denen von den Bezieyungen Oesterreich-Ungarn» zum deutschen Reiche und von den Verhandlungen zwischen Deutschland iiiid Englnnd bezüglich der Za nzibar frage die Rede war. — A» der ersten dieser beiten stellen lös» der „Standard" zunächst dem Kaiser Franz Josef, der in Deutschland den zuverlässigsten und treuesten Verbündeten Oesterreichs erkannt habe, jür seine weise und schars- sichtige Politik verdiente Gerechtigkeit widerfahren: über Deutschland schreibt da- englische Blatt unter Berufung aus seinen Wiener Corre- lpondenten, Deutschland sei sicherlich der furchtbarste Feind, den ei» Land bade» könnte, aber gleichzeitig wäre eS der anspruchsvollste und nörgelndste (most troiiblonoine) aller Freunde; und Oesterreich habe unausgesetzt unter seiner unvernünftigen schlechten Laune zu leiden. Es ist zu bedauern, daß sich der „Standard" von seinem Wiener Lorrespondenten künstlich eine deutsche Politik hat zurechtlegen lassen, an die er die obigen kritischen Bemerkungen, »>» nicht Verleumdungen zu sagen, kiiüpse» konnte. Es ist eine ganz willkürliche Be hauptung, daß Deutschland ein rücksicht-loser und nörgelnder Bundesgenosse sei, und der „Standard" selbst weiß zum Beweise dafür nichts weiter anznsübrcn. als daß lein Wiener Korrespondent berichtet hätte, daS Berliner Cabinet wäre beunruhigt über die antideutsche Gesinnung einiger Oesterreicher. — Der Wiener „Stondard">Lorrespondent ist offenbar aus den Weg gerochen, welchen alle unsere Gegner in Deutschland» Frankreich und Rußland in ihren verleumderischen Bestrebungen wandeln. Sein Bericht stützt sich nur daraus, daß er sich irgend eine» ihm geeignet scheinenden Artikel au- der deutschen Presse herau-gcgriffc» und den selben für eine „Olllcial not«" au-gegeben hat, mit demselben Rechte, wie man in Frankreich nach Gefallen jede beliebige Zeitung zu einer „keuül« cke Ll. äs Linniarek" stempelt. Aber selbst mit Hits- solch künstlich gemachter unwahrer Bor- wände wird c» dem „Standard" doch nicht gelingen, die von ihm an der zweiten Stelle ausgestellte unwahre Behauptung glaubhaft zu machen, daß sich Teutichland in den Unterhandlungen mit England, bezüglich der Zanzibar-Frage, ebenfalls „argwöhnisch und anipruchS- voll" gezeigt habe. Die letzteren sind, den vortreffliche» Beziehungen beider Regierungen entsprechend, s» der glattesten und entgegen- kommendste» Form geführt worden, nnd haben ein vollkomme» bc- srirdsgendr» Ergebnis geliefert. LS ist on» denn auch nicht ein einziger deutscher Zeitungsartikel zu Gesicht gekommen, an- dem sich der Borwurf de- „Standard" auch unter Anwendung der gewaltsamsten Logik derauSinIerprciiren ließe. Die Aeußeriinge» de« englische» Blatte« in Betreff der deutsch-englischen Beziehungen entbehren demnach jeg licher Grundlage: wa« aus der andcren Seite da- angebliche Miß- trauen gegen Oesterreich angeht, so haben in der Thal dir Aeuße- ruuge» sortschritilicher und auch von zwei konservativen Zeitungen einem solchen Geiüdle Ausdruck »erlichen. ober wtr können dem „Standard" dir-mal officiöü die Versicherung geben, daß dieser bereit- als unrichlia und gehässig bezeichne» Aussall aus öster reichische Berlältnisse für die deutschen amtliche» Kreise eine ebenso unerwartete al« uurrwünickite Erscheinung gewest» ist. über deren Ursprung und Zweck uns noch heule die Anfflärung mangelt. Der Wunsch, zu erfahren, wessen Ansichten in jenen österreichisch, feindlichen Artikeln ausgesprochen und aus wessen Anlaß dieselbe» gedruckt worden sind, ist in dem genannten deuiiäien Kreise ebenso uneriüllt geblieben, wie aus der Redaktion de« „Standard". * Die Londoner „Financial New»" schreibt, e» werde in Berlin ein Plan au-qearbeitet. dahin gehend, da» türkische Reich unter Curatel zu stellen. Englant, Deutschland. Frankreich, Oesterreich i,„d Italien sollte,, die gemeinschaftlichen Curatoren sein und die Bedenken te» Sultan» dadurch überwunden werden, daß ihm eine reichliche JahreSaponage bewilligt werde. Das erwäbnte Fiuanzoraan behauptet ieriier. die erste Anregung zu einem solchen Pta» sei von Fürst BiSmarck ausgegangcn imb derselbe werde von ihn, aus politischen wie finanziellen Gründen in hohem Grade begünstigt! „Die obigen Au«- laffungen (bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung") sind selbstverständlich vollständig aus der Lust gegriffen In amtlichen Kreisen ist von einem so unsinnigen Plane, wie ih» die „Financial New«" mittheilt, absolut mchls bekannt, und wenn da» englische Blatt nun gar noch hinzu- ügt, daß der Plan von dem Fürsten Bismarck „auSgegangen" e> und von ihm „begünstigt würde", so ist da» nickt- al» eine dreiste tendenziöse Erfindung, welche zu dem Zweck i» die Welt gesetzt ist, um i» Konstantinopel durch lügenhafte Unterstellungen womöglich Verstimmungen gegen Deutschland z» erregen. Ob der Berliner Correspondent der „Financial New»" ober seine Hintermänner den consusen Fii'anzvla» auSgeardeitet habe», lasten wir dabingestell«. Zur Charak teristik de» genannten Londoner Börsenblattes sei übrigen» noch bemerkt, daß dasselbe den wohlverdienten Ruf hat, in ungeschickten Sensationsnachrichten zu arbeiten." * AuS juristischen Kreisen wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: „Ganz eigenthümliche Sitten scheinen sich in unseren» Rechtsieden einbüraern zu wollen. Man beginnt Rechissälle, über welche die Untersuchung noch anhängig ist, zum Gegenstand einer eingehenden Darstellung zu machen, ma» sagt, noch bevor der mit der Sache befaßte Gerichtshof ln die Verhandlung derselben e,»- getreten ist, mit Bestimmtheit: so und nicht ander- müsse die Ent- chridung erfolgen und ein ander- lautende« Lrkenniniß bedeute eine Rechtsverletzung. Noch ist nicht» darüber bekannt geworden, wie weit Ire Untersachung gegen Geheimrath Geffcken gediehen ist, iiio» weiß nicht, ob die Anklage sich aus die Paragraphen de- Strasqesetz- buche» über Lande-verraih, über Beleidigung Berstorbener oder nur aus bat Urbeberrecht-gesetz stützen wird, und dennoch hält man e« für »actvoll, breite jurtstische Erörterungen darüber anzustellen, wie der Proceß au-gehen und da» Reichsgericht entscheiden wird Ob die- nun in einer Zeitschrift ohne Nennvng de- Verfasser« geschieht, wie jüngst in der „Gegenwart", oder in einer Schrift von 40 Seilen, wie in der soeben auSgeaebenen Broschüre de- Berliner Rechisan- wali- De. Grelling. wir lind der Ansicht, daß eine solche vorzeitige Kritik durchaus »nstatlhast ist und nur den Eindruck erwecken kann, al- wolle man einen gewissen Einfluß aus die Meinungsbildung de« Gerichtes auSüben. In England ist ei« solche- Borkommmß einfach unmöglich, Jedermann ha» dort die Ueberzeugnng, daß eine Breit- treiung eine- Recht-salle- vor der Verhandlung sowohl für die Sache selbst wie sür da- Ansehen der Jnfliz nur uachtheilia sein kann, und hütet sich de-dalb sorgfältig davor, sich eine- solchen Verstoße- schuldig zu machen. Al- ob e» mit der Kritik nicht Zeit hätte, bis da- Unheil gesprochen wäre? An der Rechtsprechung Kritik, auch scharse Kritik z» üben, kann Niemand verwehrt sein, und keines GcrichtShoscS Unheil steht so hoch, daß eS von derselben befreit wäre, aber nnzulässig ist es, mit kritischen Leistungen in den Gang de- Verfahren- einzugreisen. Al» vor einigen Jahren der Minister von Pnlikomer während de« Processe« LieSke in Franksurt im preu- ßischen Abgeordnetenhaus» die Behauptung nnsstellie. daß der Mord de« Poilze>rath» R. Rumps ein Werk des «norchi-mu» sei, wu-be diese vor de« Urtbeil geäußert« Meinung >e»ißbilliai und al» eine linstotthast« Einwirkung ans den schwebende, Proceß drtrachiet. Wa» dem Einen recht, ist dem Andern billig. Die kritische» Geister sollien ihrem Drange, der Welt über den juristisch nicht einmal besonder» interessanten Fall auszuklären, etwa» zähmen und bis zu der Erledi gung seilen« de» Gerichte« verschieben." * In der Angelgenheit de» Professor» Gefscken ist, nach einer Meldung des .Hamburger Correspondent", die Vor untersuchung geschloffen worden. * Der Regierungspräsident von Hannover, v. Cranack» theilt in einer Zuschrift au den .Hannoverschen Courier" mit, daß ihm der erbetene Abschied a»S dem Staatsdienste ertheilt sei und er in Folge besten sehr bald, wenn auch zunächst nur alS beurlaubt, Hannover verlassen werde. E« war bereit» früher mitgethcitl worden, daß der Rücktritt de» Herrn v. Cranach nahe bevorstehe. Seü, Nachfolger wird, wie e» heißt, der Lanbrath zu Hanau, Gras Wilhelm BiSmarck, sein. * Mittelst einer königlichen Verordnung au» Nizza vom 7. d. M. werden die Neuwahlen sür die würltember- gischc Kammer der Abgeordneten aus den 9. Januar k. 3. auberauml. * * Die niederländische Regierung hat der Zweite« Kammer einen Entwurf zugehcn laste» zur Bekämpfung der Bultersälschung. Der Enlwuif entspricht rm Wesentlichen den Bestimmungen dc» deutschen Margarine» Gesetzes. In Zukuiisk soll es untersagt sein. Margarine oder Mischbutter öffentlich zu verkaufen, wen» nicht aus dem Ge säß oder aus der Butter selbst i» deutlichen Buchstaben daS Wort „Margarine" zu lesen ist. Die Polizei bat die Aus führung dieser Maßnahmen zu überwachen und die Ucbcr- trcler derselben dem Richter zu überliefern, welcher sie mit einer Geldstrafe bis zu 200 Gulden oder 3 Monate» Gc- sängniß bestrafen kann. * Wie der „Kreuzzeitniig" au« Rom berichtet wird, sollen seitens der Curie Versuche gemacht worden sein, auch di: italienischen Bischöfe zu veranlassen, daß sie. wie ticS seilen- anderer Kirchensürsten der Fall ist, mit Kund gebungen zu Gunsten der welllichen Herrschaft de» Papstes hcrvorlreteii. Die italienischen Bischöfe sollen sich jedoch aus naheliegenden Gründen diesem Ansinnen gegenüber ablehnend Verhalten babe». — WaS die russisch-vaticanische» Verhandlungen betrifft, so wollte da« „Journal des TöbatS" erfahren haben, daß österrcichisch-polmsche P-rsöu- lichkeilen, wie Fürst Sapieha und andere, vor Monate» den Bemühungen de» Herrn I-wolSky entgegengearbeitet batten und daß derlei Bemühungen fortgesetzt werden. DaS Blatt erwartet indessen eine baldige Herstellung regelmäßiger Be ziehungen zwischen Rußland und dem Batican. Cbarakleristisch für de» Umschwung in der Haltung der französischen Presse und spettell deS „Journal deS DLbalS" ist, daß diese B.aller, seitdem sie sich russische» Interessen zu dienen bemüßigl sehen, ihre polnischen Freunde verdächtigen, während eS bis vor nichl langer Zeit gerode polnische Federn waren, die sich am eifrigsten an der Mikarbeiterscbasl für französische Blätter belbeiligten. Da wir schon von französischen Blättern im Ziisammenl'ang mit den Polen sprechen, so sei als Ciiriosliiil eine» Artikel» de» „Malin" Erwähnung getban. der Tenlsch- lanb die Absicht znschreibt, sich der polnischen Provinzen Rußland» z>, beniächligc». * Die diesmalige Ministcrkrise in Spanien ist nicht von der allgrineiiie» Bewegung »nd Erregung begleitet, die ganz Spanien diirchzikterk, wenn eS sich um eine» voll ständige,, Snstem- nnd Parteiwechsel bandelt, der alle Be amte» vom Minister b,S z»>» Nachtwächter in ibre» Stellungen gesäkrbet »nd der änitergirriqen Meute der neue» Regierungs partei lockenden Gewinn verspricht. Der Königin-Regentin war e« amheimgegeben, CanovaS, den Gegner Sagasta's, auis Neue mit der CabmelSbilknng zu betrauen; die Tbal- sach«. daß er in den Corte« keine Mehrheit Hai, wäre kein Hinderm,g«grund gewesen, denn da« Parlament wäre auf gelöst worden und die Neuwahlen Würde» zwrisrllo» die noth»
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