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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188908086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-08
- Tag1889-08-08
- Monat1889-08
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1889
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Erscheint tL-ltch früh «'/, Uhr. Red««« Lr^E« 8»d««»e»^fie 8. ZPr-chikste, her Rrd«««: V»r«in«^ 10—1» Uhr. Rncymui»»« d—« U»r. »,«»», »„ f»r »lr ,»ch»s l,e«tz« «,»»er »ektt««ren S,«»r«»r «» Wochen»«,», »t« » Uhr N«ch»tt,M«s. „» Frfti«,e« srü» Ktzr. 3» ße» FUi»lk» str 3»s.-^»»»h»e. kN« Mir»». Untverfitüt-ftraß« 1. L.nts Lösche, »othortnenstr. ,8 pan. ,°d Ksnl^platz 7. ,»r bis N»r. eMtztr.TWMlck Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abon«E«»«lspLOi» »rerleljährlich 4 V, Mk. t»el. ö Mt.. dnrch dt« Pofi < Vtk. grd« «t»»el„ Ramm«« »0 Pf Velrg»ie»vl«r 10 Vt. G«büd «» für Eztrobeilaa«» l>» Taqedlatt-Formot aesalzt) Ohne Postdrs-rderung 80 Mk. »tt PoftdesSrderu», 70 Lik. Inserate 6 gespaltene Petitzeile ß0 Pf- Grsßrrr Schnke» lont »l- Prersoerzrichniß. Tod«llortlch«r «. 8>fiernsa> nach h»h«rm Tart>. Leklamen »nter dem Redactioa«ftrich dt« Rzrtvolt. Zeile LO Pi, v,r de» Familiennachrlchte» die 6,esoalie»e geil» 40 Pt. I»I«rat« sind ftn« ,, die Erörsttt«, z» lende». — Nabalt wird nicht gegeben. 3«hlnag proonnmeeovcko »d«r durch Post« »awaahme. rro. Donnerstag den 8. August 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vekimntolllchllilg. n» di« in »euerer Zeit immer mehr io Allsnahm« kom mend« Verwendung des Gase» zum Kochen. Brate» u. s. w. auch h««r zu erleichtern, ist unsere Ausstellung von Ga«. Verbrauchs-Gegenständen am Nicolai-Kirchhof mit Auftrag verfehea morden, oute Gaskocb Herde probe« und miethweise abzuqebe». Nähere bezügliche Auskunft wird in der genannten Ausstellung, fowie in der Geschäftsstelle der Gasanstalten, Ritterstroß, g, rrtheilt. Leipzig, den k. August 1889. De» Math» Deputarto» ,« de« S«»«»»stalte». Ansschreilmng. Für d« Neubau de« PolizeigrbSudes HIerfelbst solle» 1) die Gl»ser«Arbette« und 2) die Gaslettuuga-Ärbette» vergebe» werden. Arbeitsverzeichnisse und Bedingungen können im Bau» bureau, Wächterstraße, gegen Erlegung von je 1,00 -4t ent- »ommen werden. Dir Gebot« find versiegelt und mit der Aufschrift: Keubau tpolizeiaebäude „Glaser-Arbettea, der Gaslettungs Arbeiteu" bis zum l7. August ». o.. Nachmittags b Uhr. bei unserer Hochbauverwaltung, Rathhau« 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5 portofrei «inzureichen. Wir behalten uns di« Auswahl unter de« Bewerbern, bezw. auch di, Theiluag der Arbeiten, sowie Ablehnung siimmtlichrr Angebote vor. Leipzig, den 1. August >88ß. Id. »898 De» -kath» der Stadt Leipzig Baadepatatto». Vekauntmachung. ^ Di« Herstellung einer 40 ew weitdn Thonrohrschleuße, sowie einer Wvlbschleuße 3. Elaste in der Feld« bez. Chaussee- skaße i« Stadtbezirk Leipzig-Reudnitz soll verdungen werden. Di« Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeile» liegru in unserer Tiesbau-Verwaltung. Rathhaus» 2. Stock- Werk, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst «ingrsehen »der gegen Entrichtung der Gebühr«, «ulnommen werden. Bezügliche Angebot« find versiegelt und mit der Aufschrift „Gchleatzrada» 1» der Feld- >ad Okhaaffeestrage gm Leipzig Neudnttz" versehe« ebendaselbst und »war bis zum 12. dss. Mts. Nachmittag« ö Ubr, einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den' Bietern, sowie das Recht vor, sämmtlichr Angebote abzulrhnen. Leipzig, den 1. August l88v. De» Skatd» der Stadt Leipzig k ld. »848.Strageadaadepatattoa. Iu Gemäßbeit des A. 1 der Borschriften für die Aus führung von Anlagen zur Benutzung der Etadtwasterkunst vom 6. Februar 1888 mache« wir hierdurch bekannt, daß Herr Ingenieur Sart Holiatz, Johannesplatz 24, zur Uebernabme solcher Arde teu bei «ns sich angemeldel und den Besitz der hierzu erforderliche» Vorrichtungen «ach- gewiesen hat. Leipzig, de» L. August 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. L 4»»L. Dr. Dröudlin. Rllhl. Der proceß gegen Loulanger. Heute beginnt da« Hauptversabren gegen Boulauger vor de« Staatsgrrichtshos. Die Aussichte» für den Angeklagten sind schlecht, und daß si, schlecht sind, gesiebt Boulanger selbst durch di« Veröffentlichung einer umfangreichen verlhndigungS- schrift zu. Es ist wahr, daß di« Voruntersuchung übermäßig lang, gedauert hat, aber sie scheint doch wirklich einige» Material gesammelt zu haben, was sich zum Zweck der Anklage verwerthen lägt. Mit Dem, was die Anklage hin sichtlich des Anschlages gegen di« Sicherheit des Staates und weg« Eomplot« brmgt, dürft« es nicht viel auf sich haben, in dieser Beziehung muß die in der Bevvikerung vorbandene Stimmung das Beste thun und dies« Stimmung ist Boulanger beut« nicht mehr so günstig als zur Zeit der Pariser Wahl. Damals stand sein Stern im Zenith7 heute ist er fast voll- ständig erblichen, di« Generalratdswahlen haben Boulanger de» Rest seiner BolkstbÜmlichkeit gekostet. Boulauger siebt heute selbst ein, daß hochtönend« Redewendungen nicht mehr genügen, um Eindruck aus di« öffentliche Meinung zu machen, und deshalb geht er aus die Sach« selbst ein, er läßt sich herbei, die Anklage Punct für Punct zu entkräften. Was er sagt, wird zum Theil Aussehen erregen, aber die Veröffentlichung ist nicht rechtzeitig geschehen, nach den Generalrathswahlrn ist Alles, was Boulanger thut, um sich rein zu wasche». Verlorene Mühe, das Volk, an welche» er sich «endet, hat sein Unheil bereits gesprochen und das lautet aus schuldig der Flucht, veranlaßt durch Furcht vor riugrbildNe» Gefahre» und durch »in schlechtes Gewissen. Da« haben auch die ihm am nächsten stehenden Anhänger herausgefühlt, denn sie haben ihn ausgesordert. sich dem Ge- richlshos persönlich zu stellen, um seine vertheidigung selbst zu führen. Laguerre, Arthur Meyer und Deroutede erklärten einstimmig, daß die Sache, für welche sie bisher gekämpft Höllen, aus dem Spiele stehe und daß deshalb zu einem außerordentlichen Mittel gegriffen werden wüste, um den verlorene» Boden wieder z» gewinnen. Aber Boulanger blieb taub gegen ihre Vorstellungen, ihm ist s>in« persönliche Dichtheit mehr werth, als di« Wiederherstellung seine« Ruse», er will sich nicht der Gefahr eine, Verurtbeilung mit ihren Folgen für seine Person aussehe,>, besonder« nachdem ihn die Mäkler so vollständig im Stich gelasten habe». Er selbst girbt sein« Sache verloren, obrr getreu seinem bisherige», verhalte, will er seinen Fall lieber au« sicherer Ferne beobachte«, als mit Ehren unlrrgehen. Boulanger versucht es jetzt damit, seine militairische Be- säbigung ins glänzendste Licht zu setzen. Gr rübml sich, daß es idm gelungen sei, sich während einer Nacht in den Besitz der geheimen Papier« de« MililairattaitLS einer Großmacht i» setze, „» die Spionenliste und dir Entwürfe zu Berichten »» »w Regierung des Attachss daraus zu ccpiren Brkanni- LH b»a,k, dar MiUtan,ttach4 v« tzentfch«, Bätschest m Paris zu der Zeit, als Boulanger seinen jetzt enthüllten Streich aussührte, daß sein Schreibtisch erbrochen fei. also wird er schon damals gewußt haben, wie dir französische Re- zirrung binter seine Geheimnisse gekommen ist. Die Spionen- iste ist offenbar ei» ausschmückender Zusatz Boulanger'«, um bei seinen Landsleuten Eindruck zu machen, den» man hat nicht« von der Verfolgung der auf der Liste st,henv«n an geblichen Spione« gehört, die doch sicher nicht ausgedlirben wäre, wenn die Enthüllung Boulauger'» aus Wahrheit be ruhte. Weniger klar ist, was Boulanger über die dem „Avenir National" gezahlten Beträge angiebt. Er spricht von B » ziehungen zu auswärtigen Socialisten, die er beim Ausbruch eines Krieges an der Hand baden wollte. Wa» damit ge» meint ist, werden die Verhandlungen vor dem Slaatsgerichtshos ergeben. Jedenfalls wollte Boulanger mit diesen Ent hüllungen Zeigen, waS daS sranzksische Heer an ihm verloren bat. Er war und ist der berufene Führer der sranzösische» Arme« im Kriege der Zukunst, und ihm hat man durch seine Ausschließung au» der Armee die Möglichkeit rnizogen, sei» Genie und seine Erfahrungen für tos Valeria»» nuydringknv zu machen. Wa» wollen alle kleinlichen Untersuchungen über den Verbleib von Geldern im Vergleich mit dieser schwer wiegenden Dhalsache besagen? Das etwa mag der Gedanken- gang Boulanger'» gewesen sein, als er seine Enthüllungen veröfientlichle. Boulanger hat bekanntlich immer geheuchelt» daß er der Ausrechthallung des Friedens zugethan sei, ebenso wie er bemüht gewesen ist, seine Verbindungen mit der conservativen Partei als Verleumdung hinzustellen. Aus seiner Entgegnung aus die Anklageschrift ist ersichtlich, daß er den Krieg slels als da» alleinige Ziel der französischen Politik betrachtet und danach seine Maßregeln getroffen bat. Wenn es nach Boulanger gegangen wäre, dann hätte Frankreich zur Zeit der Schnäbele- Angelegenheit losgeschlagen, die Vorbereitungen dazu waren geschehen, aber die Ausführung dieser Absicht scheiterte an der Besonnenheit einiger Minister und an der Abneigung Grevh'S, sich auf ein solche- Wagniß mit zweifelhaftem Aus- gang einzulaffen. Au« der gegenwärtigen Sachlage ist klar ersichtlich, daß Boulauger unl zciner Weisheit zu Ende ist, daß er den Kops verloren hat und von Thorheit zu Thorbeit fortschreitet, um dem Schicksal zu entgehen. was er sich durch stine Flucht selbst bereilet hat. Wahrscheinlich ist Frankreich durch diesen unbedachten Schritt vor schwerer Verwirrung bewahrt worden, die unausbleiblich »var, wenn Voulang-r verhaftet wurde. Das wäre ein offenbarer Gewaltakt gewelen, für welchen die Regierung verantwortlich gemacht worden wäre, und sein« Anhänger haben auch während der Abwesenheit ihrer« Führer« gezeigt, daß sie für seine Sache einzustehen entschlossen waren. Heule ist die Lage gänzlich verändert, beule haben die Bonapartisten einqesehen, daß Boulanger nicht der Mann ist. um für ihr Emporkommen als Bahn brecher zu diene». Dazu ist vor allen Dingen Kühnbeit und Entschlossenheit erforderlich und diese dal Boulanger seit dem Tage seiner Flucht, den 2. Avril, verleugnet. Es läßt sich Schritt für Schritt Verfölgen, wie es seitdem mit vem Boulangismu» abwärts gegangen ist. wie die Re- gierung trotz nicht eben geschickten Vorgehens mebr und mehr Boden gewonnen, und wie sich die öffentliche Meinung all miilig von Boulanger abgewendet bat. Selbst die Be schuldigunge» gegen de« Minister Lonstans, die offenbar nicht grundlos sind, haben ibre Wirkung verfehlt, der Minister des Innern steht heute fester denn je, und seine Meinung, daß die Wahlen erst nach der Beendigung de» Protestes gegen Boulanger vorzunehmen sind» bat die Oberhand beballen. Mag die verurlheilung Boulanger'« durch den StaalsgerichtS- hos auch aus sehr schwachen Fügen stehen und sehr aiisechldar sein, sie wird trotzdem erfolgen und bann wirb da« Kriegs gericht die moralische Vernichtung Boulanger'« vollenden. Nach der verurlheilung ist er nicht mehr wählbar und keine Hand wird sich erheben, um ihm in seiner Bebrängniß zu Helsen. Boulanger gehört zu den häufig vorkommenden schwankenden Nature», di«, so lange ihnen das Glück lreu bleibt, große Thalkrast entfalten, sobald aber ein widriger Zwischenfall einlrilt, den Kopf verlieren und dadurch Alle», was sie «rrrlcht bade», preisgeden. M>t der Flucht nach Brüssel war die Rolle Boulanger'« ouSgespielt. wenn ihm auch noch eine Frist gegeben war, den begangenen schweren Fehler wieder gut zu machen. Daß es so gekommen, wie geschehen, ist ein Glück für Frankreich und wahrscheiniich auch für den Weltfrieden. * Ltipzist, 8. August. * Al» ein kleines, aber bezeichnende- Beispiel der ober- sachlichen Art, wie seiten» der grundsätzlichen Opposition Kritik an Regierung-Handlungen geübt wird, mag Folgendes dienen. In dem Bericht über die Ergebnisse des Reichs- bausbolts für das Etatsjohr >848 89 ist gesagt, daß oeim Etat des Auswärtigen Amte» M-lirauSgabcn vo» l 372 000 »L erforderlich waren, wovon 800 000 aus die mittelst Gesetze« dom 2. Februar d. I. (ReichS-Gesrtzblatl Seite 3) bewilligten Kosten der Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und »um Schutze der deutschen Interessen in Ostafrika. Anstatt daß so ein Kritikaster sich da« hier an- gerogen» Gesetz und die bezügliche Position des Nachlragsetat» erst ansteht und dann seiner Weisheit freien Laus gönnt, schreibt er Folgendes: „Damit — das heißt durch die hier mitgetheilt« Thatsoche der Verausgabung von 800 000 .6 für die W ßmann-Expedition — wird also amtlich bestätigt, daß die Kosten schon bei Abgang tcr W ßniann-Exoeditlo» die bewilligte Summe weit überschritten." Ta» iniponni dem Leser sicherlich gewaltig — obscho» rs vollständig falsch ist. In dem Rachtragsetat, welcher dem Reichstage unterm >2. März I88S juginq, war bekanntlich im Nachtrag« zum Etat für da« Auswärtig« Amt unter Eapil-I 2 Titel 7 — einmalige Ausgaben — die Summe vo» 1 200 000 für Maßregeln zur Unterstützung des Sklavenhandels u> d zum Schutze der deulschen Interessen in Ostasrika eingestellt. I» den Erläuterungen zu diesem Posten heißt es wört lich: „Boa der durch das G-setz vom 2 Februar l88S für Maßregeln zur Unterdrückung de» Sclaven- handels und zum Schutz der deulschen Interessen in Ostasrika zur Verfügung gestrllten Summe di« zur Höhe von 2 M llivnrn Mark werden voraussichtlich etwa 800000 .6 noch im Etatsjahr >888/89 verausgabt und außeretals- mäßig drriechnet werden." Nun erscheinen diese von, R-ichslaae längst bewilligten 800 000 in der amtlichen P»blik»tt«u über »i« Ergevmst« des Eialsjahres l»»9, ua» d>« gelehrten Kritikaster wissen nicht einmal, daß sie hier den Tkeilbetrog der für den Zweck der Wißmann-Eppedition bis zur Höhe von 2 000 000 »es tz'nätziq dewilligtn, Summe vor sich haben, und daß, da dieser Theilbetrag nicht im Etat ausgesübrt war, er deshalb auch als Mehrausgabe erscheinen und außeretatmäßig verrechnet werden muß. * Im Orientalischen Seminar haben am Sonn abend die Diplom-Prüfungen begonnen, über welche der ..Reicksaiizeiger" vor einigen Wochen einen Erlaß veröstent- lichie. Nach dem bei Errichtung des Seminars auigesiellten Programm dauert der EursuS für das Ebinesische 6—8 >se- mkster.sür ta»Japanische k Semester, süiH>nvustanisch, Arabisch. Persisch und Tüikiscd je 4 und sür Suaheli 2 Semester. D» di« Erösfnunq des Seminars mil dem Beginne des Winter semester» an der Universität l887 erfolgte, so sind jetzt die ersten 4 Semester verflossen und am Sonnabend hat die Prü- ung im Türkiichen stallgesunvea, an welche sich diejenige nn Arabischen «»schließt und dann die im Persischen unb Hindu- irani. Von den im Seminar geübten Sprachen treten nach und nach zwei in den Vordergrund, nämlich das Suaheli und da« Chinesische. Da« Suaheli, weiche« im engsten Zusammen- hange mit dein Arabischen steht, kommt setbitverständiicd da durch in Frage, baß ein sehr großer Theil de» Suabeligebiet« unter deutschem Schutze steht, wohin zahlreiche Deutsche so wohl in amtlichen, als in privatem Austrage Jahr au» Jahr ei» ihren Weg nehmen müssen; die Keiintniß der Landessprache ist für Alle «in bringende» Bebürsniß Das Chinesische wirb von vielen jungen Leuten» welche nicht dir amtlich« Lausbabn einschlagen wollen, gehört, da zwischen Deutschland und China lebhafte Handelsverbindungen bestebrn. Es sind schon fünf Schüler des Seminars, welche geschäftlichen Kreisen an« gehören, nach China adgegangen» um dort Stellungen in europäischen Häusern rinzunehinen In Bezug aus das Hinvustani hat man andere Erfahrungen gemacht- zunächst wirb da« eigentliche Hinvustani in dem großen als Indien be- zeichneten LLndrrgebiete nur von 30—34 Millionen Menschen gesprochen (also nicht viel über 10 Proc der Gesammtbevöl- kerung), dann aber hat sich herausgestellt, baß doch die Be ziehungen Deutschlands dahin sehr gering sind. Da» Be- vürfniß, sich diese Sprache anzueignen. ist daher bei un» kaum vorhanden. Dem zu Folge ist der Besuch des Hindnstani- Unterrichts sehr schwach. * Zur Marinebrstechungs-Aagelegenheit erfahren die .Hamburger Nachrichten", daß außer Pannecke's Verhaftung noch d>e Verhaftung einer ganzen Anzahl von Vermal- lungsb'.amten siattgesnnben hat und daß noch andere Sachen, außer der Teakholzangelcgenheit, Gegenstand der augenblicklichen Untersuchung bilden. Im klebrigen enthielten die ersten Berichte über die Teakholzsache starke Uebertrridungen; Differenzen bezüglich der Ouantittlten de« in England ge kauften Holze« seien allervinas nachgewiese»: aber von dem Verschwinden einer ganzen Sch fsslabung könne keine Red« sein. — Wie einem Blatt au« Hamburg gemeldet wird, sollen in der Angelegenheit auch die Geschäftsbücher einer dortigen Tuch.Epporlfirma beschlagnahmt sein. * Zur Rebe des Prinzen Ludwig schreibt die „NationalliberalrEorrespondenz": In Bayern selbst, namentlich in denjenigen Kreise», die nach heule in den Klnderichuhe» des grohbeullchen Particulnrismus und de» Preußnidass S stecken, hat di« Rede des Priazen Ludwig einen iedr nachhaltige» Eindruck h-rvorgerulea. Man ist aus .pairloiischer" Seite augenscheinlich überraich«, gerade von dieser Lull« au« eiu Io unumwundene« Bekenntuib zu Kaiser und Reich vernedmen zu müssen, und sucht nun sich damil abjusindcn, so gut oder schlecht e» eben gehen mag. „Im Ausleg«» seid hübsch muuirc. Legt Ihr nicht aus, so legt nur unter", läßt sich Herr Or. Ratzinger gesagt sein. Wie wir au» d?r „Germania" ersehe», ha! er jenes herrliche und unvergängliche Denkmal nationaler Gesinnung und deuilcher Bnude»ireue Mit so getrübter Brille beirachiet, daß er lm Stande ist. s-inen Pa tetgenossen zu versichern, der künftige Düronerbe in Bayern werde nicht nur ol» ei» neuer Ludwig l der küch- wieder zu ihrem Rechte verhelfen, sonder» vor allen Dingen auch dem Minister 1 um Luy den Girans machen. Herr vr. R >tzinger mag sich vou Siuari Lumberland z» solcher vollendeten Kanit des Gedankenlesens begliickivünicheu lassen. Eriisldast beteachiet, ist eS interessant, wie der U»ra»ionianit,nus lewe Hossnn'gen aus di« Wilü lSdachrr immer wieder vertagen muß. Scho» d>S Prlnz-Reqenten glanbie man ganz sicher zu sein. Jetzt muh man lange varau» schon rriahreu, daß mch, einmal dessen Nachiolger jene L>affau»gen erlüll u wird, — Hoffnungen, die ei» d ulich^r Bundcsiüril eben nicht erfüllen kann. Der Schmerz des bayerischen .PaliiotenthumS" ist ja erklärlich. Wenn man ober darin eine L nderung zu finden hofft, daß Prinz Ludw g dereinst wenigstens n»t dem System Lutz breche» werde, so läßt sich nur sagen, daß auch diese Hoffnung zu Schanden werden muß. DaS Haupiverdcenst des Herrn v Lutz und seiner Eollegrn besieht eben gerade in der Befolgung jener Grundsätze, die der Prinz als sür sich maßaebend bezeichnet Hot. Die Träger dieser Systems «erden sich ablSien, da« Lust m selbst wird bleiben. Treu zum Reiche halte id, ist Bay rn seinen Bunde-pflichten in jeder Hinsicht gerecht geworden und wirb anerkennen, daß et treue Wächter und Hüler der ihm znstehenden Rechte allenthalben tm Re che gesunden Hai. Aus diese Weise ist es dem Ministerium Lutz gelungen, das König reich Bayern ohne innere Siörung ln die neuen Hustände überzu- sühreu, ebenso wie es »ennochi bat, d e Recht- des Staates gegen- über der Kirche zu «obren und doch d n religlöien Friede» ausrecht zu erbosten. Dl« Worte des Prinzen Ludwig lassen ober nur ver- muihen. daß dieses System Lutz, wir e« da« vertrauen des gegen- wärtlgen Regenie» gewonnen ha», anch bet dessen Sohn volles Ver- ständniß uod willige Unterstützung finden wird. « * » * Au« Linz wird gemeldet, daß die 8000 Joch umsostende Religionsfonds-Herrschast Clam durch Kaus in daS Eigrnlhum de» Fürsten Schanmburg-L'ppe ülerqe- gangen ist. Man erinnert sich noch daran, daß diese Besitz- Übertragung de» Gegenstand vieliachrr Verhandlungen im Rrichsratd« bildete. Schon im November vorige» Jahres sollte der Kauf perfekt werden. D>e Bevölkerung der de- treffenden Gegend »bat all« Schritte, um den verkauf zu dinlertreiden. 2 ne Deputation, bestehend au» dem Landes- Hauptmann von Obervsterreich, dem Prässdentea der Krrm» thalbahn und dem Obmann-Stellvertreter der Kirchdorf Micheldorser Sensengrwerk« Senostrnschast. wendete sich dir» falls an den Kaiser. D>e Deputation sprach auch beim Ministerium vor. sie machte geltend, daß die Gefahr nahe läge, der Käufer werde das <)a„ze Gebiet zn einem Jagd- revier umwandeln, die lantwirlbschafilichen Arbriler würden ihren Erwerb verlieren, die Bauern allmälig au« ihrem Besitz verdrängt und der Verkehr der Gegend gehemmt werde». Eine solche unglückliche Entwickelung solle die Regie rung nicht durch brn v-rkaus diese» Neligion«sond-g»tr» deib-isühren. kurz nachdem sie sich gerühmt hatte, durch die Schaffung des bäuertichen Anordenrecht« de» vauornstan». »elsrn zu wollen. Der Gegenstand kam dann im Budget- auslchu» des Abaeordnrtenhauses zur Sprache, wo die Ab» zeordnelen l>r. Herbst und vr. Bareulher sür die ver» Minderung des Verkaufes eintralen. Minister llr. v. Gaulch erklärte damals, er kenne die Beschwerden, welche die Depu tation vorqebracht habe, sei aber noch nicht in der Lage gewesen, sich über den Verkauf amtlich zu äußern; gkgebenen- alls, iügle der Minister bei, werbe die Regierung bestrebt ein. die Interessen des Religionssonds mil brn allgemeinen Interessen tüunlichst in Einklang zu bringen. Inzwischen ist der Kaus koch perfect geworden, und man muß. so meint die .Neue Freie Presse", annebmen. daß Mittel und Wege gesunden wurde», die gefürchtete Umwandlung der Herrschaft in eln Jagdgebiet koch zu Verbindern, io vaß den Interessen ver dortigen Bevölkerung Rechnung getragen wird. * Unter der Spitzmark« „Deuis.bland, Deutschland über Alle»" bringt die „Nowoje Ärem ja" ei»e> schaumenden Leitartikel über dir Rebe de« Prinzen Ludwig, den si« in frecher Fälschung beschuldigt, die Deutschen oller Länder zum Atisstanbe gegen ihre Herrsch,? ausgereizt zu habe»! So Hörei die Stimme d » Re ch S, die >n den klängen echtester Münchener Bronze (wie qciftieichl) zu euch berankliiigt, HSri sie auch hr Deutschen der WolaaüedpiN und Neu-Rasiland», und ihr Den!leben der Krim, und ihr Deutsch u des baliischen Gestade», Deutsche Lester- reich«, in Elsaß und Lo hi'ngea, ln Dänemark, in Holland, ihr Deutschen de» irr en Amerika, höret nnd spitzet die Lhrens ES hat nichts zu bedeuten, bnß ikr Treue geschworen habt den Similen, dl» euch ausnahinen, als ihr kein Obdach hallet, die euch kleideten, als ihr nackl Ware», und euch lälltglen, als ihr hungeitetl Es soll Iür euch keine ander« Treue geben, als die Treue z»m Reiche, das der große BSmarck „mit Blut und Elsea" geschaffen Hai . . . . Dos ist der wahre Sinn der in München gesprochenen Rede. Die deutsche Presse hält sie sür ein Errigniß; die »fteereichuchea Deutschen sollen in ihr den Beginn einer muen Ae,a degrnßen — die A ra des Triumphes über da« ste knechtende slaw I«e Element; dt» ger- mantsirlen Iioliener solle» sich der W edergeburt Italien« sreurn, das in die Ordnunaen de« allen heiligen Reiche« ziiruckteh« und i» einig« Modena«, ToSkanas und dergleichen mehr Therlherr chaslen zerlegt werden ioll, die dem Reiche blind treu sind! Die Welt soll noch weiterhin ziltern vor zahlreichen Armeen der verbündeten Mächte und vor dem wahren ouöichließllch deutschen Geist pongermanischer Treue. . . . Unserer Meinung nach kann die Red« de« luagen bayerischen Prinzen keine andere Bebruiung holen als dle eines »»ansiändmen Ausfalls. Prinz Ludwig Irägl „och nicht die Krone und erlaubt sich lib-r die Kronen de« HI. Stephan und de« hl. Wenzel sowie der übrigen österreichischen Länder zu mistigen, wie mit Objerlea, die kein» stleachiung verdienen »c." Dazu bemerkt die .Lreuzzeitung": Die Bravair der russischen sie tnng knüpft dnnn an unseren Artikel „Unsere Beziehungen zu Rußland", wob i sie, w ederum unter An- sahrungSzeichen, fälscht, indem sie un« sagen läßt: ,,nnr sind d re>t, »a dem früheren sreundschaiiljchen Beschützen Rußlands zurück u- kebreu", und diele» Artikel in Beziehung zu der Münchener R de setzt als „Mobilisation de» Pangermani-muS". >ak alle dlelrDinge siebt e« keine Antwort als jene Verachtung, die noiorilchen Fälschern gebührt. W Ich- politisch« Gesinnung Deutschland gegenüber in den Kressen herrscht, die von der„Rewoje Wremjo" ibre Nahrung ziehen, düntc a.er nach obigen Proben wohl sür Niemanden mehr dunkel sein! * Die Nachrichten aus und über Kreta deuten, ohne gerade birecl alarmrrend zu lauten, immerhin einen Tbalbe- stand an, der aus rinen mckl zu unterschätzenden Ernst der dortigen Sachlage schließen läßt. Bei der sattsam bekannten, prekären Beschaffenheit der Orienldingr hat e» immer scm Bebrnkliche«, wenn gelegentlich auslauchenbe Zwischenfälle nicht ebenso schnell wieder verschwinden, wie sie entstanden, sondern ein längeres Dasein fristen. Sie wachsen sich dann gern a»S relativ belanglosen Vorkommnissen zu kritische» Gebilden a»S, deren im Vorbmrin unberechenbare Wendungen die Möglich keit tieferer Verwickelungen unter Umständen nabe lege». Wenngleich nun auch Deutschland an der Orienlsrage im Allgemeinen kein unmittelbares Interesse nimmt und um Kretas willen in-besondere nicht die Knochen eine» einzigen Musketier» einsetzen würde, so kann e» dem deulschen Reiche in seiner Eigenschast al« europäische Macht dennoch kcincS- weg« qie.chgiitig sein, ob die Lache des Völkersriedei'S kuich de» Eintrill vo» Störunge» im Osten unsere- Weltthnl» gefährdet und die Orienlsrage gerade an einer Stelle aus gerollt zu werden drobt, von wo die Politiker eS noch bi« vor Kurzem am wenigsten vermulhet hätten. Jiolirl betrachtet, möchte die krelensische Frage rui»g sich selbst überlassen bleiben und nach Erschöpfung de« vorhandenen Brandstoff « ihrem allmäligrn Erlöschen enlgegengehen; al» Gradmesser der politischen Gksammtlemperatur im Orient aber erhält die kcetensische Frage eine k»e Grenzen ihres unmittelbaren Be reiches nicht unerheblich Überschreilende Tragweite, welche de» mit Wahrung der Interesse» de» Weltfrieden« betraute» Faktoren eine unausgesetzte, scharfe Controle der weiteren Entwickelung de« kreleiisisthen Zwischenfalles von Etappe zu Etappe zur Pflicht macht. * Am Montag Nachmittag begann die Sorbonne- Feier zu Pari« in der prachtvoll au-geschinücklcn Aula »m 2'/, Uhr. Unter den geladenen Gästen waren ungesäbr lausend sranzösische und ausländische Studirende. ist l r letzteren waren Io ziemlich alle Nationalitäten mit Ausnahme der deutsche» vertrete». Die Studenten erschiene» in ihrer Tracht und mit ihren Bannern. Gegrn 3 Ul,r verkündete» Hochrufe die Ankunst Carnot'«. Al« der Pi äsident, gefolgt von den Minister» nnd seinen militairische» Bi-glciterii, ein- trak, erhob sich die Versammlung von de» Sitze» und de- grlißle ih„ mit Hochrufen. Zugleich siel die Musik mil der Marseillaise ein. Ein warmer Empfang wurde zugleich auch Julr» Ferry bereitet, »er u»>er de» akademischen Burger» sehr beliebt ist. Nachdem Carnot Platz genommen, bi ll Gerarv, der stellverlrriende Rector der Pariser Universität, die Festrede. Cr begrüßte den Präsidenten a>« re» Erben eines großen Namens, als einen Mann, ive ck'er der Tiäger der Gewalt geworden sei durch die Achtung keS Volke-, der i» seinem NechilichkeitSstnn und i» seiner Ebren- hastigkeit Frankreich verkörpere. Gerald warf schließlich einen Rückblick aus die Geschichte der Cnlivick'liing der europäische» Universitäten. Nach einer Weilern Ansprache seiten» de- Präsidenten di« Gemcinverath» wandte sich der Unterricht-minister Fallisre» ,» langer R de an die Versamm lung Er verherrlichte die Pariser Universität, welche lange Zeit weit über die sranibsilchen Grenzen binaii» geleuchlet habe, wandte sich schließlich an die französischen Sluvirenden, indem er sie ermahnte, dieser Macht der Wissenschaft stet» eingedenk zu sein und ssb ihrer zn bedienen, um die Herzen für Frankreich zu geiviuiicii. Die ersten also Gcnoniiciieu seien die Vertreter der stadirenben Jug-nd, welche heule au» vem AuSlande der Einladung der französischen Stukenieiischast Folg» geleistet hätten. D es« Ltudirenden ans brr Fremd«
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