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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-24
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1889
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. l?ed»k1i»n und LrvkdUiou JohanneSgaffe 8. Sprrchüun-kll der Krdarliaa-. vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—S Uhr. tz»> »t,-tttSM»« «in-ri-ndtn «itdt bch tu ->«d»rn«» «» »tq> vrrduldii-. Annatz«« »er fSr »te «Schfts,l-en»e Nummer »»stimmten Insernte an Wochentagen »ta S Utzr Nachmittaa«, an Sonn» un» Krsttagen srütz »t«',,v Uhr. 2n drn /iliatrn str Ins.-Lonahme. ktt« file««, Universitiltstraße 1. LoutS Lösche. Katharlueustr. 23 Part, und Köuia-platz 7, nur bt« '/.S Uhr. ammrIllMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüftsverkehr. Abonnementsprei» > vierteljährlich 4V, Mk. lock. Briogerloha b Mk.. dorch dir Post bezöge» 6 Mt. Jede einzelae Nummer 20 Ps velegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (>» Tageblatt-Format aesalzts ahne Postdrsörberong SO Mk. «»t Postbesürderuog 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Pelitzeile SO Pf. Größere Schrillen laut uns. Preisverzeichai^ Tabellarischer u. Ziffernsatz »ach höhrrm Tarts. Kella»rn »ater dem Nedactioo-ftrich die 4-«lpalt. Zeile bOPs., vor deaFamilieooachrichte» die Kgespaltene geile 40 Ps. Inserate sind stet- an die -r-r»ttt«U »o seadea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenllmeriuiil«) oder durch Post« aachuahme. 297. Donnerstag den 24. October 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vekmilntmachung. Ein hiesiger Bürger, welcher nicht genannt sein will, hat au« Anlaß seiner Genesung von einer Augenkrankheit un« die Summe von »VVV Mark mit der Bestimmung übergeben, daß sie da« Capital einer Stiftung bilden soll, deren Erträgnisse alljährlich in der WethnachtSzeit zu gleichen Thcilen an siins arme Blinde zu vertbeilen feien. Indem wir die- hiermit zur öffentlichen Kenntuiß bringen, sprechen wir dem ungenannten St-fter für diesen Beweis milbthätiger Fürsorge auch öfsentlich unseren Dank au«. Leipzig, den 2l. October 1889. 6880 Der Nath der Stadt Leiprig. lüäi' I)r. Georg«. Wirthgen. I». Vtkiinlitmllchurm. die Herabsetzung de» Preises für das zu Be- leuedtungSzwekken dieneude GaS betr. Wir bringen hiermit unter Bezugnahme auf unsere Be kanntmachung vom 18. December 1888 zur öffentlichen Kenntniß, daß wir die unter Zustimmung der Herren Stadt verordneten für den 1. Januar 1890 in Aussicht genommene weitere Ga«prei«ermäß>gung mit diesem Tage rnitrete» zu lasten beschlosten haben und daher den Preis de! zu Bcleuck- tungSzwecken dienenden Gase« vom 1. Januar 18S0 aus 18 ^ für de» Cubikmeter s-stsetzen. Berechnet wird dieser ermäßigte Preis von der gegen Ende deS lausenden, bezw. Anfang deS koiamcndcu JahrcS stattfindenden GaSmefferausnahme. Leipzig, den >8. October 1882. I». 6687. Der Nath der Stadt Leipzig. Di'. Georgi. Grölet, Ast. Ausschreibung, Neubau der Eeutral-Markthalle in Leipzig betr Für den Neubau der Ccntral-Marklhalle soll doS II. Loos der erforderlichen Sandsteinarbeiten vergeben werden. Die Bedingungen und Verzeichnisse können durch unsere Bauverwattung im Bauburcau an der Windmühlcngasse gegen Porto- und bestellg-ldsreie Einsendung von l 50 in Baar bezogen, bez. im Baubureau, woselbst auch die Zeichnungen anSIieaen. eingeseben werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift Eentral-Markthalle, Ttcinnretzarbeiten, bi- zum 6. November u. o. Nachmittags 5 Uhr >m Naihhau«, II. Obergeschoß, Zimiiicr Nr. 5, portofrei einzureicbc». Der Nath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Theiiung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlichcr Angebote vor. Leipzig, den 22. October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 6952. I)o. Georgi. Rüting. Mbllunils-Vttmirtiiilllg. Im städtische» Hausgruntülick TkoinaSgäfichen Nr. 8 lost von« I. Januar koinmcndcn JahrrS an gegen etnhalbjährliche Kündigung d e ») 4 Stuben, S Kammern, ll Alkoven und I Küche best be te IV» Etage nebst 2 Bodenkammern und t Kctlerabthciluiig anderweit vermiethet werden. Miethgesuche werden auf dem Rathhause I Etage, Zimmer Nr. 8. entgegengenomiiie», auch wird daselbst über die Vcr mietbungSbedingunge» Auökunsl erthcitt. Leipzig, den'21. October 1889. I». 6875 Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Krumbiezel vrrniittlimlg. Da« Gewölbe Nr. 4, rechts neben dem HanS eioaange, mit d » darüber bcfindticheu beiden Eutresol abtheilnngen Nr. 4 und S in der GcorgenhaUe (Brühlseite), soll vom t April k. IS. over au Wunsch von einem früheren Zeitpunkte a» g g » etnhalbjährliche Kündigung ancerweil vermiethet werden. Miethgesuche werken aus dem Nachhause, I. Obergeschoß Zimmer Nr. 8. entgegengenommen. Leipzig, den 2l. October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 6163. Ilr. Georgi. Krumbieqel Gesucht wirb der am 27. Juni 1849 in Oüeiseld geborene Maurer Friedrich Hermann Engelhardt, Welcher sich der Fürsorge sür seine Familie entzogen bat. Im Betretung-falle bitten wir, denselben mittelst Zwangs Paste« anhcrzuweisen. Leipzig, am 18 October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) VII, 3587/2231. Luvwig-Wvis. Feiler. Vrkanntmuchung. In der Nacht vom 10. zui» 11 ds. Mis. gegen 11 Uhr hat sich die nachllehend näher beschriebene, in Vockmarsdors wohugast ge Unsere Wirlbschasterin s«ma Paulinr gesch. L«bttä»t geb. Liunciuan» von hier von der heiligen Brücke in den Elsterfluß gestürzt und ist aller Wahrscheinlichkeit nach ertrunken. Ta der Lichnani der g,dachten Lobstädt b s jetzt noch nicht aus gefunden worden ist. Io bringen wir dies hürcuicki mit dem Er juchen zur öffentlich n Kenntlich. im Falle der Auifindimg de-Leich uams uns schleunigst Miilheilung zugeheu zu lasten. Leipzig, am 21. Ociober 1889. La» P«l1zc>-A«t »er 8tn»t Leipzig. Bretichneider. Falb». Beschreib««»: Alter: 4> I«hrr; Gt-lur: mittel, kristtg; Haare: dunkel» »lmd. v«kl«t»rt ««r die Lobstäbi «ermHlhllch n»r mit Hemd. Nachdem Seite« de« nnterzeichnetea Köuigl. Amtsgericht« di« Anlage der neuro Liste der Genoffen der Leipziger Ee«tr«l» vteh«arki«»a»k. ciagetrageue Genoffeuschaft, «it »„»<» chräukter Haftpflicht in Leipzig nach der Voischrift in A. 36 der Bekanntmachung de« Herrn Reichskanzlers, betreffend die Führun dez Genossenichasttregister« und die Anmeldungen zu demselben, vom 1l. In!i 1889, bewirkt worden ist. Io werden gemäß ß. 165 Abs. 2 des Reichsgesetz--, betreffend die Erwerbj. und Wirtmchostsgenoste»- i-bastr», vom 1. Mai 1b89, hiermit die in dieser Liste ausgeiührten Personen, welche behaupten, daß sie am 1. October 18Ü9 nicht Mit glieder der obigen Genossenichait gewesen sind, oder daß ihr Aus- scheioeu nicht richtig in die Liste eingetragen ist, sowie die in der- eiben nicht auigetührten Personen, welche behauvtea, daß sie an dem bezeichneten Tage Mitglieder der Genossenschaft geweien sind, aillgefordert, ihre« Widerspruch gegen die Lt ie bis zum Ablems einer Anrschlußsrist von «inem Monat, und längstens bi- zum 28. November 1889 christlich oder zum Protokoll des unterzetchnete» Amtsgericht« z» erklären. Hierbei wird darauf hingewiesen, daß nach Ablau! der Aus- ichlußirist die Mitgliedschaft am 1. October 1889 und sür das Aus« läieiden in Folge vorher grichehcner Auskündigung oder Ausschließung der Inhalt der Line maßgebend ist, sowie, daß Einwendungen gegen die Liste den obigen Personen Vorbehalten bleiben, soier» sie in Ecmaghrit de« ff. 165 Ads. 2 des anaez Gesetze« den Widerspruch erklärt haben, oder hieran ohne ihr Berichuldt» verhindert waren, und binnen eineni Monat nach Beseitigung de- Hindernisses den Widerspruch schriftlich oder zum Protokoll d s Unterzeichneten Be- richlS erklärt haben. Leipzig, den St. October 1889. ÄSmglichr« Amtsgericht, Abthetl. I». Steinberger. cheorgi. Nachdem die Kranken- nn» Begräbnihcasse Leipziger llöchc (e. H. Nr. 26) in Leipzig m-t dem 1. Ociober d. I. ihre Auslösung besastoste i bat. nimmt die unirrzeichuete Loste Beran lassung. die Herren Arbeilgeber daraus hinzuweisen, daß versicherungs istichlige Mitglieder dieser Lasse nach der Borschriit dcS Kranke». Versicherungs-Gesetzes binnen 3 Tagen, von« Erscheinen dieser Be. lannkmachiing an gerechnet, mittelst deS vorgeschriebenen Formulars zur Anmeldung zu brmgeu sind. Bei Nichteinhaltung dieser Meldefrist treten die Nachiheile der . 50 und 8t deS angezogenen Gesetzes in Kraft. Leipz g, den 21. Ociober 1889. LrtSlrankeucasse sür Leipzig «n» U«g,gea». Albert Brockhaus, Vorsitzender. vie Eröffnung -es Reichstages. Der Inhalt der Thronrede, mit welcher der deutl,'d >icd«tag am Dienstag eröffnet wurde, entspricht dem E.wi der Zeitloge, welcher u»S fortgesetzt vor die Ausgabe stellt, den Friede» im Innern und nach außen zu sichern. Dem gemäß ist die Heerescrganisation abzuändern und zu der vollständigen und die Seemacht zu vergrößern, und daraus entstehen Mehrausgabe», welche in der Erhöhung der Main cular-Ilmlagen Ausdruck finden. Die Sicherung dcS inneren Friedens wird durch die social politische Gesetzgebung und durch die Unterdrückung der social, demokratische» Bewegung angcstrebt. In elfterer Hinsicht neeirlcl Vas Invalidität«- und AlterSversicheriingSgesetz der Anssührung, von welcher eine segensreiche Wirkung erbosit w rd, in letzterer ist ein neuer Gesetzentwurf vorbereitrt, welcher taS Soc alislengesetz vom Jahre 1878 abzulösen be stimmt ist. Diese Borlage wird mit Neck't bedeutungsvoll genannt und man sicht derselben mit Spannung entgegen. Eine weitere Vorlage betrifft die Zukunft der Re.'chSbank. Der Reichstag wird darüber Beschluß zu faste» haben, in wieweit er von den ihm und dem Bnnkesralb eingeräumte» B sngniste» zur Aushebung der derzeitigen Re chSbank und zur Erwerbung der Reichsbank-Antheile snr das Reich Ge brauch macken will. Zwei andere Vorlagen betreffe» daS Gebiet der Colonial Politik und bestehen in einer NacktragSsorkerung sür die Wiß »iann'schc Expedition und in einer Vorlage, welche die Ab zweigung der Colonialvcrwaltung vom Auswärtigen Amt bezwcckt. Tie Thronrede schließt mit einem Bück aus die europäische Lage, von welcher cS beißt, daß die Hoffnungen aus Erhaltung VeS Friedens sich nicht nur b s heule verwirklicht, sondern auch für die Zukunft an Sicherheit gewonnen haben durch die p-.rsöniiche» Beziehungen, welche Se. Majestät der Kaiser mit den Herrschern befreundeter und Verbündeter Nachbarländer s.-ildem gepflogen bat Dieselben hätten dazu gedient, i»> Auslände daS Vertrauen aus die ehrliche Friedensliebe der k-utsche» Polilik zu befestigen, und berechtigte» unS zu dem Glauben, daß der Friede Europas aus der Grundlage der bestehenden Verträge mit Gotte« Hilfe auch im nächsten Jahre erhalte» bleiben werke. Der Ernst der politischen Lage kann kaum deutlicher auö- grprägt werden, als in der Thronrede geschehe», und der Eindruck aus die Zubörcr machte sich durch Schweigen be, merkbar b>« ans vie Bravoruf-, welche dem Schlußsatz galten Aber a»S der Thronrede war auch noch etwa« Andere« zu entnehmen, waS uns mit Zuversicht sür die Zukunft ersüllt und da« ist rin Zielbewnßisein ohne Wanke» und ohne Unsicherheit in der Wahl der Mittel zur festen Durchsübrung euer wohl erwogenen und al» richtig erkannten Polilis. Deutschlands Macht findet an gewissen Bestrebungen auS markiger Mächte ihr: Grenze, diesen gegenüber ist eS a» Ai'wehr und ans diplomatische Geschicklichkeit angewiesen. Wenn andere Staalen militainsche Rüstungen zu Lande und zur Sec in großartigem Maßstabe betreiben, so kann Deutsch, land dahinter nickt Zurückbleiben und sich aus sein Frieden« bedürsniß sowie aus die Anforderungen seiner Finanzlage b rufen, welche Sparsamkeit erbeisckt. Der bewaffnete Friede ist zwar eine kostspielige Sache, aber nickt rine solche, die sich nach Bel,eben ändern läßt. Heber die Vorzüge, welche die Aujrcchlhaltung des Friedens bei alle» Kosten gewährt, di« durch leider nothwendige Rüstungen verursacht werden, ist seit rincr Reihe von Jahren soviel i» Parlamente» gesprochen nnv in Zeitungen gedruckt worden, daß j drs Wort in dieser Beziehung überflüssig erscheint. Wir befinden »nS in einer Zwangslage, über welche wir durch Reden und schriftliche Erwägung deS Für »uv Wider nicht binauS- koiiime». wir sind aus den Trost beschränkt, daß auch einmal eine Zeit komme» w rd, weiche den Frieden auf einen länger» Zeitraum gesichert erscheine» läßt als aus ein Jahr. Nächst den Rüstungen zur Ansrecblhaltung des Frieden- »ach außen ist e« der Kamps gegen die Umsturzbestrebungen der So«>aldrmokratir, welcher de« R»ich«taa in erster Linie in Anspruch ,i««t. E« ist tzißtzer da» vtö-liche geschehen um die Noth der arbeitenden Claffen. soweit sie vorhanden, zu mildern, die günstigen Wirkungen der sccialpolitischen Aesetzgebung werden überall anerkannt und von den Arbeitern elbsi am meisten empfunden, es liegt deshalb kein aus- reichendcr Grund vor. im Kamps um« Dasein au« dem gesetz- liche» Rabmen herauszutreten. Trotzdem ist die Neigung dazu der der Socialdemokratie noch immer vorhanden, wie an« den Verhandlungen de« Pariser Sceialisten-Congresic« unzweiiel- last bervorgeht. Es ist schon seit Jahre» die Frage erwogen worden, ob e« nickt lhunlich sei, da« Socialistengesetz durch Abänderung de« Strafgesetzbuches außer Kraft zu setze», die entgegenstebende» Hindernisse scheinen aber auch jetzt noch nickt beseitigt zu sein. Aus der Thronrede ist nur zu ent- nehmen, daß die verbündeten Negierungen die Nothmendigkeit einer gesetzlich geordneten, dauernden und thalkräsiigen Abwehr der Thätigkeit der staatsfeindlichen Elemente erkannt haben, welche die'Arbeitcrbevölkerung aushetzen und verführen. Tie betreffende Vorlage ist adzuwarten, ohne Kennln'ß derselben läßt sich ein Urtheil darüber nickt fällen. Ei» nickt unbeträchtlicher Tbcil der Thronrede gilt der Colonialpolitik, und cS war mit Sicherheit vorauSzuseken. daß die kleine Summe, welche sür die Wißmann'sche Exvedition bewilligt war, nickt auSreichc» würde In Vieser Beziehung bringt die Thronrede also keine Ueberralchung. Dagegen bildet die Vorlage wegen Abzweigung der Colonialverwaltung vom Auswärtigen Amt eine wichtige Abänderung der bis herigen Organisation, welche jedoch i» den Verhältnissen be- gründ.t ist und deshalb nirgends aus Ablehnung stoßen wird, eS sei denn da, wo man der Colonialpolitik feindlich gegenüberstehl. Zu einer solchen Haltung liegt aber nach den Erfolgen, welche Wißniann an der ostasrikanischeu Küste errungen hat, um so weniger Veranlassung vor, man dars vielmehr mit Genugtbuung sagen, daß sich unsere Aussichten in Ostafrika erheblich verbessert habe» und daß die Hoffnung berechligt ist. es werden die »och vorhandene» Schwierigkeiten bald und vollständig überwunden sein. Im Ganzen und Großen ist da« Bild, welches die Thron rede von dem gegenwärtigen Stande de« deutschen ReickeS gewährt, erfreulich zu nennen, Venn es geht daraus zur Ge nüge hervor, welche» großen und segensreichen Einfluß da- Reich aus die europäische» Mächte Dank seiner zieibewußten snediiebenben Politik und seiner inneren Kraft und Gesundheit ausübt. Ohne die erfolgreichen Beniühunge» Deutschland« wäre der Friede höchst wahrscheinlich längst gestört worden »nd unermeßliches Unglück wäre über Europa hcreingebrochcn. Wir können eS deshalb nickt dankbar genug an erkennen, daß unsere Geschicke von Männern ge leitet werden, welche Vcrständniß sür ihre großen Aufgaben und sür die Zeit haben, in welcher wir leben. Willkürlichen Eingriffen in vie Enlwickelung der Völker läßt nnirre Zeit keinen Spielraum. Jeder muß sich dem Ganzen uiileiordneii, und die Wohlfahrt der Völker bildet die alleinige stk chtschnur sür die Ha»dlU''gcn einer ge wissenhaften Negierung und Volksvertretung. * * ^ * Von den zahlreiche» Eoiiiincntarcn der Presse über die Bedeutung der Thronrede verzeichnen wir nachstehend eine Ausführung der „Nat>o»alliberalen Corrcspon- denz", welche besonders die günstigen FriedensauSsichle» betont, weiche die kaiserliche Kundgebung eröffnet: WaS der Thronrede, mii w.lcher der Reichstag heule er ösf-et worden, weil über Teuiichlanbs Grenze» hinaus eine hervor- rag-nde Bcdku un, veilriit, ist ibr ungemein friedlicher Eha- rakler. Seil langen Jahren sind wir daran gewöhn!, daß die kaiserliche» Itundie.uagen zu Beginn der Reich-lagS'eisionen in die jeiei liche Versichern» i der friedliebenden Politik res 'Reichs und in die Hoffnung auf die Eilialiung deS W-lti-stdens den Säw.ipuiicl legen; so destiminl abee hoi die Aeußerun, kaum jemals ge taut I wie heule. Die Thronrede erklärt, daß die vor Jahicssrist gehegte« Hoffnungen iüc die Zukunft an Sicherheit gewonnen haben, so laß wir zu den, Glauben derechiigl seien, „daß der Friede der europäiichcn Well ans der Grund, läge der bestchinden Verträge mit Gottes Hille auch im nächsten Jahre erhallen blecke» werde". Als das Moment, welches Len FriedtnsauSsichien die größere Sickerh-il verlieben hat, werve» die persönlichen Beziehungen bezeichnet, welche unser Kaster mit , den Herrschern beirenndeier und oerbündeter RaUibattänder" ieit deni vorigen Jahre gepflogen Hai. AuSarück.ich wiro hinz»keiügi. daß dieselben dazu g dient haben, „im Auslände das Vertrau-,> auf die ehrliche Friedensliebe der d.iniche» Politik zu desestigen". Man ivnd nicht sehlgebc», wen» man in dieser Stelle vor 'Allen die Wirkung dcS rulsii.ve» ttaljerbriuchs wiedergegebe» findet. W der der Kaiser von Oesterreich, „och der Kön g von Italien werden die sriedliche Tendenz unsere, Polilik ang-z,v>ttell hab-n, und eS w rd auch kaum nöihig geweirn jein, die König,» von England in dieser Beziehung zu bernbige». Sonnt kan» man in jener Stelle nur die Bestätigung finden, daß eben der Kaiser von Ruß and in der persönliche» Begegnung mii unseren, Kaiser von Teulschland: ehelicher Friede.-lieb.' mehr als bisher übcrzrugt worden iit. Bleibt kiese Ueberzeugung von Besinnt, so legt darm allerdings rine der werldvnUsien e-lutzen snr tue Friedenszuversichi, welch- i» der gegenwäcii,e„ Weli-age hätten gewönne, werv-n könne». Der auffallend verändeite Ton, welchen die ruisi'che Presse teil der Kaiserzujainnienknittt anschlägt, hat b-reils die F age an geregt, ob Rnßland in Berlin irgcnbwelche ZngeNäiidiiiff.- geniachl seien In, Zuianimenhaag bam'I wird man ptzi viclle.chl den Au-- d.uck der Thronrede bringe», daß der Friede „aus der Grundlage der bestehenden Vertrage" erhallen bleiben werde. Tie besondere Hervvihebung dieser an sich selbstverständlichen Grundlage hoi aller, dings etwa- Auffallendes. Mm könnte dahinter d,e Absicht vcr- muttien, Rußland gege üoer von Neuem zum Ausdruck zu biingen, daß Teulschlaiid hiustchttich der bulgarischen Frage nach wie vor den corrrclen Slaudpiiiict de« Berliner Berirages eiiinrhine und durchjusührea enischwff-.-n jei. Es würde zu wen sichren, dreien Gedanken weiter z» ve, folgen. In wie fern die letzte Zeit etwa eiae Veränderung hiusich:l>ch des eigentliche,i wunden Punctt-s in der europäffchen Siiuottvn bewirkt haben könnte, ist zur Zeit sicher- lick nicht zu durchichaue». Man wird sich dam» begnüg-n muffen, daß nach der >,» Ansirage unseres Kaiser- gegebenen ieierlichei, Versicherung Teuffchland und Enrovr aus ein we trres Jahr iried sicher E,»Wicklung mu Zuversicht hoff n dürfen. So ersieulich dies ist, so br ngt ab-r die Thronr-de zugleich sehr eindringlich zun, Bewußiseia. um welchen Preis allein da« Hobe Gut des Friedens behaupiel werden kann, um drn Preis näm ich abermaliger be deuiknder Ovser sür die Verstärkung unierer Wchikrait. Die Ver öffentlichung".« der letzten Tage haben über Das, Ivos in dieser Richtung von den, neuen Eiet gejordert wird, bereits Grwißheit gearacht. Ausgabe de- Reiäistag« wird es jetzt sein, die eiuzelacn Positionen aus ihre Noihwrndigke» hin zu piüien, z» sparen, was er vor seinem Gewissen verantworten kann, nn klebrigen aber, wie bisher, nach de,» Ausdrucke der Thronrede in patriotischer Würdi gung die Sicherstellung unserer vulcr.andüchen Wehrtrasi zu fördern Leipzig, 24. October. * Da« 14. und letzte Heft de, vom Vorstand de« Deutsch«» Uuwaltverrin« henau-gegebenen Gutachten a«> dem «nwaltstande über den Entwurf «ine» Bürgerlichen Gesetzbuch« dringt einen beochteu-werthen Aussatz von RechlSanwall vr. Georg Schmidt in Tre-Ven über da« Schaden-crsatzrechl de« Entwurs«. Dasselbe steht nach Schmidt nickt im Einklang mit dem Recht«bewußlsein de« deutsche» Volk«. Schadensersatz soll auch gefordert werden dürfen sür Verletzung aller sogen, immateriellen Güter. Derselbe soll bei vorsätzlicher Rechtsverletzung voll, im klebrigen nach richterlichem Ermesse» entsprechend drin Grade der Verschuldung fieleisiet werden. Der Arbeitgeber soll für da» von dem Arbeiter in Ausführung der Arbeit-Verrichtungen begangene Verschulden hasten. Die Schadea-ansprüche sollen in drei Jahren verjähre». Rechtsanwalt Hartmann in Nürn berg bespricht da« EinsührungSaesetz. Hartmann tritt sür die Vorlegung de« Entwurf- nach Berücksichtigung der erheblichsten E'nzelbevenken mit Entschiedenheit ein. erklärt di« im Ganzen freundliche Stellungnahme de« deutschen Anwaltstande» zu dem Entwurs au« der von diesem erkannten großen Schäd lichkeit der jetzt im deutichen Reick vorhandenen Vielgestaltig keit de« bürgerlichen Rechl« und verlangt unter Prüfung sämmtlicher Bestimmungen de« EinsührungSgesetze«, daß die Ordnung weiterer Gebiete, so der Enteignung, brr Schaden ersatzpflicht für Handlungen von Beamten, der Gesindevrr- hältnisse, durch die ReichSgesetzgebuug erfolge. * Die Versetzung de« Regierung-Präsidenten Freiherrn von der Necke von der Horst von Königsberg nach Düsseldorf und die Ernennung de« Geheimen Ralh« von Hcydebrand und der Lasa zum Regierungspräsidenten in Königsberg ist jetzt allerhöchst vollzogen. Zum Polizei- director in Potsdam ist der Landrath von Koseritz zu Wittenberg al« Nachfolger de« jetzigen Lippe'schen Cabinrt»- minister« Wolffgramm ernannt worden. * Tie „Coburger Zeitung' veröffentlicht unterm 20. d. Mt«, folgende Erklärung: „Vor „och nicht Jahresfrist waren wir geuöthigt. eine ia Bezug auf Seine Hoheit unsern Herzog gemachte Angabe de- englischen Blaites „Truth" «IS „lose Erfindung" zu bezeichnen. Jetzt nun hat dasselbe Preßorgan, dessen Siäike bekanntlich im Fabulireu be steh!, über einea angeblichen „Biuch zwischen der Königin Vic toria und dem Herzog von Coburg-Gotha" so detaillirte M tlheilungen gebrach!, daß leider auch ernsthafte deutsche Blätter sich zum Abdruck haben verleiten taffen. Es bedarf wohl kaum der ausdrücklichen Versicherung, daß von dem Arikel der Londoner „Truth" kein einziges Wort wahr, all' uud lebe- darin erfunden ist Dieses kategorische Dementi wird freilich nicht hindern, daß die „Truth" »ach einer W-ile wieder versuch», ihrem Name» in io abionderlicher Weise Ehre zu machen." * Der vom Prinzregenten neuernannte Erzbischof von München Antonius v. Tboma ist ein Mann de« Frieden« und der christlichen Duldung, ein Gegner jener lieblosen Ge hässigkeit, der dem Andersdenkenden gegenüber Alle« erlaubt dünkt. Er gehörte dem Münchener Domcapitel seit 1883 an; als Kanzclredner hal er sich einen großen Ruf gemacht; al« Mitglied der Localschulcominission ist er in den weitesten Kreise» beliebt. Ii» März 1889 zum Bischof von Passau ernannt, weilte Thoino im Mai am Krankenlager der sterben den Königin-Mutter. * Die von allen Mitgliedern der bayerischen Eentrum Spartet, auch von Bücher und Riltler, unter schriebenen kirckenpolitischen Anträge gehen dahin, den Regenten zu bitten, da» Ministerium zu der Erklärung au- ziiweise». daß da» klaoLtum regium sich aus Glauben«- und Siltenlehre nicht erstrecke, serner den allkalholische» Eentral- verei» al« eine von der katholischen Kirche verschiedene ReligionSgescllschasl zu behandeln, und im BundeSrathe dahin zu wirken, daß die Wirksamkeit dcS Iesuitengesetze« vom 4. Juni 1872 auf die Nedeniptoristen zurlickgenommen werde. » » * * Dem „Neuen Wiener Tageblatt" zufolge bewirbt sich der Erzherzog Johann Salvator bei einer fremd ländischen Seebeb örde »m eine Eapitainstelle aus einem Oceandampser. Der Erzherzog legic vor 6 Wochen die EapitainSprüsung in Fiume ab. Nach Meldung desselben Blattes soll er aus alle Armier und Titel, sowie aus seine Apanage verzichtet haben. Der Entschluß de« Prinzen ist ausgedrückt in einem Schriftstück, worin er erklärt, er suche daS Recht auf Arbeit, bleibe stets Oesterreicher, im KriegSsallc ivertc er als einsacker Solval seine Pflicht tbun. Der Erz herzog war bekanntlich früher Divisiviiair in Linz, wurde vor zwei Jahren zur Bersüiuiig gestellt und befindet sich derzeit aui den Balearen. (Nach A»gabcu französischer Biältcr öesindet sich Erzherzog Johann zur Zeit in Paris.) * Eine Volkszählung Rußland« wird zu Beginn de« kcnimende» IahicS im ganzen Reiche stattfindrn. Den ört lichen Gouverneuren ist die Leitung der Arbeiten und die Bilcung der Zählcoiiiiiiissionen ziigedacht. Aus deni Bürger- sta, de solle» die EomilöS, welche auS Berwaltungsbeaiiiteii zusaiuiiiknqrs-.'tzt sind, ergänzt werden. Eine auSführlichr Denlschrff'l soll die Bewohner »»»erweisen, in welcher Weise die Zählcommisstone» zu unterstützen sind, damit die Zählung ein möglichst genaue« Ergebnis; lieseur kann. * Die sociale» Noth stände der Zeit haben dem Papste Leo XIII. wiederholt Anlaß gegeben, mahnend und warnend einzugreisen. In der Ansprache, die er am Sonntag an die französischen Pilger auö dem Arbeiterstande gehalten, bat er seine und der Kirche Auffassung abermals und etwa solgendcrmaße» darzelegt: Tic Arbeiter Hoden begriffen, baß die R-ligion allein Kraft und Trost verleibt in den Prüliingen und im Llcnd de« Leben« Die Religion odrlk die Arbeit. Das Heidentlun» wollte dir sociale Frage iöie», indem eS miiteiit der Knechischasi den Schwache» seiuer Rrckne beraubte, dos Ehr>ste,»hum aber ve>kündete der Welt, daß alle Menschen vor Gatt gleich seien, es lehrie, daß Arbeit die natürlich: Lhät'gkeit des Meirichen, daß es Feigheit sei, sich ihr zu entziehe, daß Arbeit eine Ehre sei. Et-ristns lriist gab das Beispiel, er trug die Leiden der Menschheit. Nach senicr Lehre ist der Reiche der Schatzmeister Gottes, der dem Unglücklichen lein Herz nicht ver- lchiieße» dars. Man muß die beiden Lloffen. Reich- und Arme, einander näher bringen, und der Bindestrich zwischen ihnen ist die M,Id- thSttqkeit. die Heilmittel und Trost zugleich ist. Lange Iahrhunderie hiickilich hatte bieie Lü nag l achgc allen, der Glaube hatte tieie Wurzeln gesoßt und Niemand bestritt die Rechtniäß gkeit dieser iocialen Grundlage, bi« Verbängnißvolle Lehre» sie erjchütterierr. ES gilt, da« Gebäude von R-uen, zu verkitten, »urückzukehren zur christ. lichen Lehre und »ui» christlichen Geist, unter neuen Forme» die alte» Zünfte und Köiperichaiten wieder zu belebe» , damit sie unter de,» Einfluß der Klieve sür das körperliche und geistige Wohl Sorge trogen, die Aibe i erleichtern und die gerechtiertigten Anivrüche der 'Arbeiter unterstützen. Die Rückkehr zu den christlichen Grundsätzen wird die Einigung »wiicheu ArdeUgebera »nd Arbeiter» Herstellen und der, Friede» und die öffentliche Rohr sicher». Viel« Arbeiter »ollen, »o, Irrlehre» »erführt, l, d« grrstür»», de« «tM-wi»«
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