Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-01
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
10-1» M. ^ 121. Domrer»ta- dm 1. Mai 18W. 84. Jahrgang. ««,»»« d« ftk »«xmr »««««che, S» Wochent»««, H «»Tom»-»»tz Fe»t«Oe«fr»tz »t»'/,» Ktzr. 3» öe« /iliotni lSr 3«s..Lm>,tz«k: Ott« ftle««'» kAtkrrtz v«-«1. "'LNNK!'' K»th«r<«»str. 88 Part, and Küntgtzplütz 7, «»r bi» '/^ fttzr. Anzeiger. OkM fir Politik, Loralgrsihichte, tzaudelS- nnd SMftSderkehr. vierteljährlich 4'/, Mt- iarl. Vrinaerloh» 5 M . durch dt» bezog» 8 Mk. Jede etuzeU. - N»mm», ») vetegeremplor le. Bl. Gebühr«, für Gktrabatlaa«» sin T«gedlatt-Fon«t aefdlzt! otz»e Posibeioidernng M Mr. «tt Postbesördrrusg A) Mt. Insenüe Sarspaltrne PetitzeUe LO Pf. Größere Schrift« laut ,uf. P«t»v«r»eichnis> Ladrllarifcheru. Zist«r,si>tz nach höher« Tarif. tlrl1««en »ater dem Rebacttoasftrich dt» «aeipalt. Zrtl»50Ps.,»ordenF«m1lt«»»»ttzrtchtru die «gespalten. Yeti, 40 «f.. Inserat« sind stet» au di, Eptzemtl»» t» feaden. — Rabatt wird «icht gegeben.! Zahlung praeoumsrancko oder darch Post- uachuabme. Amtliche Bekanntmachungen. - Fadrikenzöhlung. Nus Grund «in« Generalverorbaung IV. 396 der König lichen KreiShauptmanaschaft Leipzig vom 27. Decemdrr >882 ist auch am 1. Mat diese» Jahre» eine Fabrikcnziihlung vorzunehmr» und nach einer Verordnung de» Königlichen Ministerium» de» Innern vom 8. December l883 aus die jenige» Gewerbeunternehmrr zu erstrecken, welche 1) in ihren Gcwerbeanlagen mindesten» 16 Arbeiter be schäftigen. oder 2) Dainpi'kcssel verwenden, oder 3) mit Wmd-, Wasser», Ga»- oder Heißlustmaschinrn- betrieb arbeite», oder 4) nach tz. lk der Gewerbeordnung und den Nachträgen hierzu besonderer Genehmigung unterliegen. Wir haben allen un< bekannten Gewerbetreibenden dieser Art Fragebogen zusertigen lassen mit der Veranlassung, die selbe» spätesten» di» zum 5. Mai diese« Jahre« an unser statistische» Amt zurückgetangen zu lasten. Diejenigen hiesigen Gewerbetreibenden der genannten Art, welche noch nicht i» den Besitz von Fragebogen gelangten, wollen dieselben bi» zum I.-Mar i» uuserem statistischen Amt« — Kupsergäßchen 1, ll., im ehemaligen sogen. Kromerhausr - at hoien lasten. Leipzig, de« 2S. April 1896. D«r Rath der Stadt L-t»ri«. 8t. X. «17. vr. Äeorgi. vr. Haff«. Bekanntmachung. von de» am 3t. März d. I. rum Verkauf« versteigerten! Bauplätzen de» BattdlockS LH. de« Par«lliruny»plane» sür da» Areal de» ehemaligen fiskalischen Holzhose» und Kohlenbahnhose» sind nur die mit Rr. 8, N, 8, 8 bezeich net«,, sLr die darauf «ethaueu HAehftftedate ,«ge- schlagen worden und e« werden die üdngen Bietrr auf diese, sowie sämmtliche Bieter auf die nicht zugeschlagenen Plätze, soweit die« nicht schon durch dir Bekanntmachung vom 5. d M. geschehen ist, ihrer Gebote in Gemäßheit der! Bcrsteigerung«bedingungen hiermit entlasten. Leipzig, den 28 April 1890. Der Rath »er Stadt Leipzig. Ia. 2993. Vr. Grorgt. Eerutll. Bekanntmachung. Aus Antrag de« Inhaber» zweier coneessionirter Dampf- reinigung»apparate de« Herrn Paul Richard Sickert bier. Brtiderstraße 41 wohnhaft, habe» wir heute Herrn sickert selbst, sowie auch den Maschinisten Herr» Carl Wilhelm Kläbu zur Besorgung gütiger Einträge iidcr vorschristömiißige Reinigungen von Nierrohrlcitungen in die von den Inhaber» in Gebrauch befindlichen pneumatischen Aiervruckapparatr gemäß tz. 8, Absatz 3 de« Regulativ« vom 24. Juni 188t, betr. die Einrichtung und Reinhaltung der pneumatischen Bierdruckapparate, zu führenden Revision»- bücher in Pflicht genommen. Leipzig, den 24. April 1899. Vlll. 1161 Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Dietrich. In Gemäßheit de« tz. 1 der Vorschriften für die Aus führung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasterkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Max Hammer, Plagwitz. GteiSstraße Nr. 1, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldrt und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 29. April 1896. Der 7?ath der Stadt Leipzig. X. 2327. Vr. Georgi. Wolfr. I» Gemäßheit de» tz. 1 der Vorschriften sür die Au«. snhrung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasterkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Paal Jäckel, PlagMitz, Moltkeltraße Nr. 3, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 29. April 1896. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 2473. vr. Georgi. Wolsr Bekanntmachung. Aus sein Ansuchen ist Herr Karl Friedrich Ferdtuaad M flller, Tischlermeister, Sibonienstraße 61, Pt. an» dem von ibm bisher dekleiveten Amte eine» Arme» Pfleger» im 22. Diflricte entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank sür die unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung au». Leipzig, am 28. April >896. Da« Arm-adirrctortam. V. kfl. «5. Ludwrg-Wols. Artus. Bekanntmachung. Nachdem Herr Friedrich Wilhelm Btallmeter, Privatmann. Leipzig-Neuüa dt, Hcdwigstraße 19. I., die aus ihn gefallene Wahl zum Armenpsteger im Distrikte Leipzig.Neustadt angenouiiue» hat, ist derselbe am 25. April 189« durch Herr« Distrikt»-Vorsteher Oberpostsccreiair Karl Jul«» Prost iu diese« Amt ««»gewiesen wordr». Leipzig, am 2T. April >896. Da« «rmradirretpriam. ä. k. kü 64. Ludwig-Wolf. Artus. San-Äreal, tu Höchster Nähr de« vatzutzus» «ad k«r Harttztpaitzaa, Ichöa »l«»«, hat billl, zu der«,äse, der Statzkrattz »» Sweuta«. Gesucht wird der am stv. Deeemder 1826 zu Guthmannshausen ge borene Orlschlltaer Jobaun Friedrich August RAdiger, welcher üb«, fern, Unterstützung«- Wohnsitz- und Aufenthalt»« Verhältnisse zu befragen ist. Beim Betresten bitte« wir di« vesraauug zu bewirken und di« dieritder ausgenommen« Niederschrift un« zuzuseude«. Leipzig» den 26. April 1896. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeuamt.) ä. ». Abth. !. 476t. Ludwig-Wolf. »lg^ In Verbindung Seerrtair» der führe,» Euiffe. gerammen und regimenter von Steckbrief. Gegen de» unten beschriebenen vormalige» Gemetudevorstaud von Probstheida August Wilhelm Gruft Bßruer. zuletzt tu St«tterttz wobuhaft, welcher flüchtig ist, Ist di« Untersuchung»-«?« wegen Unterschlagung tm Amte verhängt. S< wird ersucht, veaselben zu verhaften, in da» nächste Gericht», gefängniß abzultesern und Nachricht hierher zn geben. Leipzig, den R. April 18M. Der Autrrsuchu«,«richte, »ei de» Köotgtichen Lautzgertchtr. Landgcrtchuirath Lobt«». Veschreibuu,: Atter: 44 Jahre. Statur: übrrmttttl, schlank. Laar«: dunkel, braun. Stirn: niedrig. Augenbrauen: braun. Nase: länglich. gut. Gesicht: länglich, vart: dunkelbraun, voll. Auge«: blau. Mund: gewöhnlich. GesichMfarb«: etwa» saht. Imn 1. Mai. Al» Einleitung der Kundgebung sür den achtstündigen Arbeit«tag haben in Pari», Lyon» St. Etieuur und Lille zahlreiche Verhaftungen von Anarchisten und Socialistrn stattgrsunde«, weil man «ine« Eomplot aus die Spur ge kommen ist, welche« di« Feier zum Au«gang»ponrt einer roßen auarchistisch-soeialistischen Erhebung deautzea wollte. ^u dem Zweck waren Ausrufe an die Soldaten vertheilt worden» um sie ihrer Pflicht abwendig z« machen, und andere Placat« revolutiooairrn Inhalt« verbreitet. Al» da» Haupt der ganzen Bewegung ist ein Marqui» Mord» erkannt uud verhaftet worden, di« Druckerei, in welcher di« Ausrufe her gestellt Warden, ist ebenfall» entdeckt und geschlossen Word««. mit der Berhastung Morb'» steht di« de» Arbeiterbörse Prevost uud de» Anarchistea- Jm Ganzen wurde« 56 Laehastuatzen vor- vt« Garnison von Pari» durch die Jlger- Melun und Fontainebleau v«stä»tt. Le« Polizeipräsect bat die Be;iek»comniistäre zusammenberusen und mit ihnen di» tief in die Nacht dcratbschlagt, in Pari» herrscht «ine düstere Stimmung und die Bevölkerung ist gewarnt worden, am Nachmittag de» 1. Mai die Wohnungen zu verlassen. In allen große» Fabrikstävtrn Englanv» sind sür Sonn abend unv Sonntag Massenkundgebungen »nv Umzüge an« gekündigt. Da» Centralcomitä hat sür vie Versammlung im Hhvrpark am 4. Mai eine Resolution vorbereitet, durch welche die internationale Einsührung de» achtstündige» Arbeitstage» al» den direkten Schrill zur endgittigcn Enianeipalivn der Arbeiter anerkannt unv die Regierungen aller Länder aus gefordert werden, den achlstündigeu Arbeitstag gesetzlich sest- zujetzen. Die Formen, welche die Bewegung in den verschiedenen Länder», in Frankreich und Englanv. in Oesterreich. Spanien und Italien, annimmt, mögen der Initiative der dort befind lichen Socialisten und Anarchisten ihre Entstehung verdanken, der Grundgedanke, welcher sie alle leitet, ist aber international und entspricht den Beschlüsse» de» Pariser Socialistrncougrefle« vom vorigen Jahre. In Pari» ist die socialistische Bewegung von jeher in besonder» schroffer Weise ausgetreten, und r« war ausfallend, daß AuSschreitunaen dabei in den letzten Jahren vermieden worden sind, sogar dir alljährlich statt« stndenb« Kundgebung aus den Gräbern der im Jahre 1871 Hingerichteten Eommunisten sind in der letzten Zeit verhältniß mäßig rnhig verlausen. Um so kräftiger sollte di« Frier vom 1. Mai insreuirt werden, und den Löweuanthril daran hatten sich die Anarchisten Vorbehalten. Auch die Streik» in Wien und im Ostrauer Gruben- und Fabeikbrzirk und die damit verbundenen Zer störungen und Plünderungen von Privateigenthum laste» einen gewissen Zusammenhang mit den Pariser Beschlüssen erkennen Wem die Schuld daran beizumrffen ist, soll erst noch ermittelt werde«. In Deutschland l itt die Bewegung im Ganzen und Große» gemäßigter uf al« in den übrigen Industriestaaten, die Behörden besch .nken sich auf Verbote und Vorsicht» maßregeln, die Nied- -altung der Leieenschaftea im socialistischen Lager geht theil» von den Arbeitern selbst au», theil» haben die Arbeitgeber sich zu gemeinsamen energischen Schritten ver einigt, um die Kundgebung zu verhindern. ES darf deshalb erwartet werden, daß der 1. Mai bei un« in Deutschland ohne grobe Ausschreitungen enden wird. Die Eenlralgewalt ruht bei «n» in starken Händen und die Achtung vor dem Gesetze ist in den Masten noch lebendig, sie misten au- Er. sabrung. daß die Negierung bei un« nicht mit sich spaßen läßt und daß sie über au-reichendr Mittel verfügt, um ihre» Anordnungen Folge zu geben. Aber Ein» bat der Pariser Eongreß erreicht und da» ist eine über ganz Europa verbreitete ungewöhnliche Aufregung, der internationale Charakter der soeialistischen Bewegung ist noch nie zuvor iu gleicher Schärfe hervorgetreten. Di« wirk samste Form für den Grundgedanken der heutigen Kund gebung bat da» Centralcomil» in London gefunden, iudrm r» die Einsührung de» achtstündigen Arbeitstage» al» den direkten Schritt zur endgiltigen Emancipirung der Arbeiter erklärt. Da» ist eine bi«her nicht »blich gewesene Art, den Willen der Führer kund zu thun, daß sie die Arbeiter aller Länder »ülhigen. sich mit einer bestimmien Forderung an die Regierungen zu wenden. Der Streik ist eine Privatsache zwischen Arbeiiern und Arbeitgebern, er pfleg!« bisher da eiazutrelen, wo die Arbeiter den Augenblick sür günstig hielten, bessere Arbeit» bedingungeu zu erhalten. Eine weitere Entwrckrluug erhielt ka» CoalitioaSrecht dadurch, daß die Streikenden alle Arbeiter eine» bestimmten Arbeitszweige« zue Arbeitseinstellung ver anlaßt«». Noch weiter sind die Streikenden im Ostraurr Bezirk gegangen, wo sie überhaupt ke-ne Arbeit aus industriellem imd gewerblichem Gebiete duldeten, alle Arbeiter t«»gcsammten Streikberirkr» gleichviel welchea Arbeit-zweigc» mußten sich an der Arbeitseinstellung betheüigrn. Wem» schou dieser Zwang etwa» Revolution»»«» hatte. so ist doch di« allgemein«, Üder einen ganzen Erdtheil ver breitete Arbeitseinstellung da» Höchste, wo« bi»her durch Coalition erreicht wordea ist. Di» ganz« Veranstaltung ist um so verwerflicher, weil die Nrgieruugr» bereit« au« eigenem Antriebe Schritt» grttzon haben, um wirkltchen M-ßständen i« Fabritbetrteb« abzuhelsen und den Arbeitern den Schuv zu gewähren, welcher ihnen Nvth »Hut. Da» findet aber aus die heule erhoben« Forderung kriue Anwendung, sie ist ent- schieden »u weit gehend und rin Beweis dafür, daß dir Arbeiter, selbst wenn ihnen Alle» gewährt «Kd, was ihnen billigerweis« gewähr» wreden kann, doch nicht zusrirden zu stellen sind. Aber selbst Wenn die Forderung ein» gerechte wäre, so dürft, sie nicht in der beadsichiigtrn Form geltenv gemacht Werve«, uud die Regierungen müssen sich der For derung gegenüber ablehnend verhalten. Durch die gesetzlich« Festsetzung de» achtstündigen Arbeits tage» würde der Staat sich einen Eingriff in da» Privatrectu erlauben, der durch da» öffentlich« Interesse in keiner Weise geboten ist, e» wäre da» „icht, wie da» Londoner Eentral- Comitä behauptet» der direkte Schritt zur envgitligen Emanc» pation de» Arbeiterstande», sondern ein verhangnißvoller Schritt zur Verwirklichung de» socialistischen Staate». Die deulsche» socialpolitischen Gesetz« zum Schutze der Arbeiter gegen Noth uud Elend unterscheidea sich sehr ivesentlich von der Festsetzung eine» Maximal-ArbeitStage», welcher möglicher Weis« große Industrien lahm zu legen geeignet ist. Da» wäre telli Act der Humanität, sondern «in Zwang, welcher lies »i die ganze Erwerd«thätigkrit eingrrift. Dir Arb«it»zrit wird i» der Hauptsache durch da« Bedürsniß geregelt, sie ist da» Eigebniß einer gan»en Reih« von Berechnungen, in welchen die Interessen der Arbeitgeber und Arbeiter gegen einander abgewogen uud soweit möglich, in Einklang gebracht sinv. Macht sich aus Seiten der Arbeiter eine Urderbürdung fühl bar, so steht ihnen da» Mittel de« Streik» zur Herabsetzung der Arbeitszeit zu Gebote, uav daß die» brr richtiger unv maßvoller Anwendung auch wirksam ist, hat sich seit zwei Jahrzehaten erwiesen. Durch Kundgebungen wie die heutige werden di« Arbeiter, die sich daran bethriligen, ihre Lage schwerlich verbessern, sie zeigen nur. wie nolhrvrndig e» ist, sich bei Zeiten gegen eine Bewegung zu wappnen, welche an sängt, gefährliche Bahnen rinzuschlagr». * Leipzig, 1. Mai. Wie allgemein verlautet, wird die gegenwärtig ,m Bunde»rath« befindlich« Novelle zur Gewrrvrorvnung auch «ineeingehend« Regelung der Frag» der SonntagS- rud». enthatr«,. Goütr dieselbe durch Zustimmung re» Ne ich «tage» gesetzliche Kraft erlangen, so würde sie aller vorauisichk nacti rin« Veränderung verschiedener Lande» gesetze im Gefolge haben. Nack, einer dem RkichStagc in seiner Session von 1885/86 zugegangenenZusammenstcllung der in den deutschen Bundesstaaten geltenden Gesetze und Verord nungen, betreffend die Ruhe an Sonn- »nd Feiertagen, ist d,e letztere durch besondere Gesrtzein Sachsen,Braunschweig.Sachsen. Meiningen, Sachsen-Altenburg, Anbatt und Rens; j. L. geordnet. Fall- nun die zu erwartenden reich-gesetzlichen Bestimmungen ,veiler gehen, al» die in den Gesetzen der ausgesührten Länder enlhaltenen Vorschriften, so würden die letzteren, da Reich» gesetze über Landesgesetzen stehen, gegenstandslos und jede» sali» ausgehoben werden. Sollten aber die neuere» Be stimmungen der Gewerbeordnung hinter den LanveSgesetze» zurückbleiben, so dürsten die genannten Bunderstaate» schon lm Interesse der Industrie ihre» Gebiet» eine Revision dieser Gesetze vornehmen. Damit würde die wünscheniwerlhe Rechtsgleichheit auf diesem Gebiete sür alle Theile de» Reich« hergrstellt werden. Wa» für die aus die Eonntag-ruhe br- züalichen Landesgesetze zutrifft, gilt selbstverständlich in noch Höhere» Maße von den auf diesem Gebiet« erlassenen Ver ordnungen i» den anderen Staaten. * Au» Berlin wird der Wiener „Politischen Corre- spondenz" geschrieben: Ja den hiesigen diplomatisch« Weise, in der sowohl der »eur Reich«! >en Kreise» hat die Art und Reichskanzler General v. llaprlvt, al» der ktaat«srcrrtair de» Auswärtigen Amte» Herr v. Marschall sich in dieselben «tuführtr», einen sehr günstigen Eindruck hervor- gerufen. General v. tlaprtvi sucht« jeden der hier accreditirten Mission»chef» auf, um persönlich« Beziehungen anzuknüpfrn und einen kurzen Gedankenaustausch zu pflegen, eine üourtoisie. die auf allen Seiten um so höher geschäht wurve, al» r» wohlbekannt ist, wie sehr der leitend« Minister aearnwärttg nicht nur durch die Führung der laufenden Geschäfte, sondern auch durch die Thellnahme an den parlamentarischen Behandlungen, die häufigen Vorträge bet dem Kaiser und die Conserrnzen mit den Ministern und den ühess der RetchSämter in Anspruch genommen ist. Etaat-secretair v. Mar schall hat dieselbe Zeit wie sein Amt-Vorgänger zu den Wochen- empfingen de« diplomatischen llorp» gewählt. Man rühmt an ihm ein» große Sicherhelt und Leichtigkeit im geschäftlichen Verkehr, ebenso wie sehr angenehme und verbindlich« Umgangssonnen. Den beiden neu <n da» Amt getretenen Staatsmännern zu Ehren findet auf der sranzösischen Botschast am 5 Mai ein größeres Diner statt, zu welchem der Botschafter Herr Herb eite einen großen Theil der hier acrredtttNen Vertreter der deutschen Staaten, sowie mehrere Minister und andere hochgestellte Beamte ringeladen bat. Zu den Wösten zählt auch Gras Münster, der deutsche Botschafter in Paris, welcher gegenwärtig an den Sitzungen de» hannoverschen Provtnzial-LandtageS theilnimmt und zu einem kurzen Aufenthalt nach Berlin kommt. Gras Münster, der bekanntlich in den Pariser RegierungSkreisrn eine hochangesrhen« Stellung ei» nimmt, ist mit dem Vertreter Frankreichs aus da- Engste befreundet und steht denselben ebenfalls von Zeit zu Zeit als Gast bet sich aus Schloß Derneburg. * Die .Nationalliberale Correspondrnz" schreibt zur Parteitage: In dem veränderten Bilde, welch«» der neue Reichstag aut weisen wird, ist einer der zwar nicht am meisten in die Augen springenden, aber doch interessantesten Punct« die antisemitische Gruppe. Im letzten Rrichtlage war r» bekanntlich nur der ein same Herr Böckel, der sich osten al» Vertreter dieser Richtung a»s- gab. Seine planlosen «nd ungeschickten Hetzreden haben niemals einen ernsteren Eindruck zu machen vermocht. Man wird jetzt ge spannt sein können, ob die fünskvvNge Gruppe besser« Erfolge er ziele« wird. Dt« «e««a Männer, welche d« oustrrten werden, sind bt«her t» ihrer Eigenichest al« Politiker nur au» Versammlungen bekannt, dt« sich mit dem Reichstage nicht dergleichen taffen. Von der parlamentarischen Tribüne au» pflegen selbst die zündendsten Schlagwörter der Wahlrede» uur ein« mäßige Wirkung zu üben uud iich erstauulich rasch abz«nutzen. Hier werden die Herren mit durchdachten, praktisch verwrrthbaren gesetzgeberischen Vor schlägen hervortrrteu auisten, d. h. gerade mit Dem, wa» sie vtshn vollftündtg haken vermissen lassen. Gerade deshalb aber ist »u bezweifeln, daß sie es mit dieser Pflicht sehr ernst nehmen »erd«, vielmehr werben sie «ach dem Muster der Socialdemo dt« parlamentarisch« Redwmühue und da» Prestige de» Reichsta-Sabgeordnrtr» hauptsächlich zur Förderung der »nttsrmiti- scheu Bewegung tm Land« auszubeuten suchen. Und wa» diese letzter« anlongt, so kann ihr nicht Beachtung graug gescheuk» werden. Außer den Korialdemokratrn, deren Wühlerei ja niemals ausdSN, ist vir erst» Partei, weiche nach der großen Kraitanstrenanng der Wahlen wieder «ns dein Kampfplatz» erscheint, die antlsrmitische. Nicht nur, daß sie vor Kurzem in Hannover »inen allgemeinen tkongreß gehalten hat, auf welchem der FeldzngSpIan für das weilere Vorgehen festgrstellt ist, sondern auch au« den einzelnen Wahlkreisen, namentlich au« solchen, in welchen fi« bei den letzten Wahlen unter- legen, erhalten wir die Nachricht, daß sie bereits eifrig am Werke ist, um di« Organisation sür rin« künftige Wahlcampagne etnzu- leiten. Untere Gesinnungsgenossen können nicht dringend genug zur Wachsamkeit ermahnt werden. ES gilt Lberall an Ort und Stelle vorurthetl»to» die Gründe zu untersuchen, wr-halb die onttlemitische Aattation überhaupt Boden fassen konnte. Stellen sich alSdann Uedelstände heran«, über welch« Beschwerden gerecht fertigt sind, so muß auch unsererseits deren Abstellung rückhaltlos angeslrebt werden. Im klebrigen aber ist r« unsere Aufgabe, »S in den weitesten Kreisen zum Bewußtsein zu bringen, daß nicht allein dt« bekannte, ganz besonders aber in der letzten Wahlbeweaung her- vorgetretene Methode der antisemitischen Hetzerei dieselbe vergis- tende Wirkung übt, wie die Brandreden und Braudschriftrn der Sociatdemokralie, sondern daß auch in der Sach« sich dies« söge- nannte deutsch-svciatr Bewegung immer mehr zu einer nackten Be fehdung de« Capital«, de« Besitzes au«wächst, so baß sie t» der That schließlich der Eoctaldemokrati» die Badn zu neuen Eroberungen ebnen wird. DaS wird man namentlich in solchen Kreisen beherzigen müssen, wo man bisher gedankenlos genug war, den Antisemitismus al» eine Art Sport zu betrachten oder gar mitzumachen. * Heber die Rriseptän.« de« Zaren, sowie über die in St. Petersburg in Aussicht stehenden fürstlichen Be suche erhält der .Hamburgische Corresponvent' nachstehende Mittheitung: .Die Reise nach Kopenhagen dürste der Zaren- hos in diesem Jahre fallen lasten; vielleicht sogar auch die nach der Krim; so viel verlautet, soll die Zeit bi» zur An kunft de» Kaiser« Wilhelm in Peterhos zn einem gegen Ende Juni zn unternehmenden AuSfluge zur See nach vcm sinn- ländischen Archipel benutzt werde«. Inzwischen sieht man der Ankunft de» italienischen Kronprinzen entgegen, welchem ein glänzender Empfang bereitet werden soll, und dessen An- wcseuheit zu einigen Hossesten Anlaß geben dürste. Sowohl diese Besuche fürstlicher Persönlichkeiten, wie die unsichere Gestaltung der inneren Verhältnisse, sowohl hier wie in den Nachbarstaaten, betrachtet man at» Garaulicn sür eine Fort dauer de» Frieden»." * Ueber die Feier am l.Mai in der Schweiz verlaulet: In der großen Arbriterversarnmlung im Wahlgel>äude zu Gens wird Nattonatrath Favon sprechen; in Winterthur wird Arbeiter- Secretair Greulich über die Achtslundenbewegung einen Bortag halten, in Bern beschloß die „Tlwographia", sich an der dortigen Demon stration zu brlhcitigrn und deshalb am Nachmittag de» 1. Mat die Arbeit gänzlich niederzutegen. Da in Biel ein Theil der Schreiner und Ztmmccleuir streikt, verpflichteten sich dieienlgen Meister, welch« dir Forderungen der Arbeiter ablehnten, bet einer Hoden Lonventtvnal- strafe gegenüber den Ausständigen auch in Zukunft durchaus aus dem ablehnenden Standpunkte zu verharren. In Zürich brach ein theilweiser Schmiede-und Wagnerstreik an», in Bern droht ein solcher bei den Schuh macher» auSzubrechen. Der GoverkschastSbund und andere Arbetterver- bä»de richten ihr Hauptaugenmerk daraus, stet» ein oder mehrere Streiks oder Sireikelein zu unterhalten, damit di« inländischen Arbeiter ja nicht etwa in Lethargie verfallen. Sin unerwartetes Ende fand der Cchnetdcrstreik in Luzern. Schneider Buchmal,er, ein Badenser, Präsident des SchneidersachverrinS und hauptsächlichster Urheber und Förderer deS Streik-, bat mit den zur Unterstützung der Streikenden gesammelten und ihm anverlrauten Geldern das Weile gesucht. Zwei romanische Mitglieder deS LcntralcomttöS des Arbrilerbundes, Henri Honst und Alois Fauquez in Lhaux-de-sonds, erlassen an die welschen Ardeiterseciionen einen Ausruf, worin diese aufgesvrdert werden, am I. Mat in Versammlungen die Achtstuuden- Bewegung zu besprechen und speciell auch dahin zu wirken, daß vom Bunde durch Gewährung eine» größeren Beitrage» dem Arbriter- secretair cin französischer Adjauct beigegeben wird. * Die .Vossiscoe Zeitung" meldet au» Pari», daß der Abgeordnete Wnibt Horst vom Papste den ChristuSorden erhalten hat. Die bisherigen Nachrichten ergänzend, wird der „Bossischen Zeitung" über An archistenverhaflungen au» Pari». 29. April, gemeldet: Die Regierung entschloß sich, Ruhestörungen am ersten Mat nicht abzuwarten, sondern ihnen kräftig vorzubeugen. Soun- tag waren in Paris, Versailles und St. Germain an den Kasernen- thvre» Druckschriften verthcilt worden, in denen es hieß: „Soldaten, ihr seid Arbeiter wir wir, wir wollen euch von eurem Sclavenjoche befreien , eure Lsficiere sind Tyrannen. Brüder, am ersten Mai begegnen wir uns aus der Straße; eure Bourgeois-Ossiciere befehlen euch vielleicht, aus uns zu schießen; wenn man euch diesen nieder trächtigen Befehl erthei», so zeigt, daß idr kein geknechtetes Vieh seid, wendet eure Ftintenläuse gegen sie, schickt ihnen die un« zugedachten Kugeln. Wenn Arbeiter und Soldat Hand in Hand mit einander gehen, ist der Tag der Freiheit nahe." Pflichttreue Soldaten übergaben dieses Hetzblatt ihren Vor gesetzten. Di« Untersuchung wurde sofort eingeleitet, und nach ' seien pflog, Rue des welcher der Anarchist Cabot mit einem Arbeiter aus einer Handpresse anar chistisch« Schriften in sranzösischer, englischer, deutscher, italienischer und spanischer Sprache druckte. Bon diesen wurden gegen üOUUl» Abzüge vorgesunden und sammt der Dnickerpress« beschlagnahmt. Gleichzeitig wurde» hier einige bekannte Anarchisten, darunter die Leiter der Wochenschrift „Attaque", der Syndicatsschristsührer Prevost, der Ingenieur Paul Reclus, Nesse deS berühmten Geographen, der Italiener Prodi, der boulangistijchc Bewerber für den Siadtrath und Privatsecretair des Ntarquis MoreS Mordacq, iin Ganzen tti, verhaftet; Abends wurde Marquis MorcS, der antisemitische Kandidat, tn seinem Hause Rue Tilsit sestgeuommen. Er Halle unter angenommenem Namen Rue Saint Anne eine zweite Wohnung, wo er täglich Anarchisicn cinpfing. Die Regierung hat die Ueberzeugung erlangt, daß Marquis MoreS der Urheber der Veranstaltungen für Len t. Mai war, di« Anarchisten besoldete, die Druckschriften bezahlte und Blulvergieße» Herbeisuhren wollte, dessen Eindruck aus die friedliche Bevölkerung de» Orleanisten zu Gute kommen sollte. Alle hier, in Versailles und gleichzeitig in Lyon festgcnommenen Anarchisten sind in Gebeimhost. Einige Arbeiter» Shndicale versammelten sich gestern Abend und beschlossen Wahrung gegen die Verhaftung Prevost'S. Die Regierungs-Maß regeln finde» den VeisaU der Mehrheit der Arbeiter. Die hiesigen Geschworene» unterstützen die Regierung. Sie verurlhetlten aeflern zwei Miiarbeiler der „Attaque' wegen anarchistischer Artikel zu fünfzehn Monaten Gcsängniß und schwerer Geldbuße. * I» vem sranzösischen Ministerralh bildeten die in dem Budget zu bewirkenden Ersparnisse de» Gegenstand der Berathung. Diese Ersparnisse belauscn sich aus mehr al» 26 Millionen Franc». * Der Ehcs der asrskanischen AbtL »lisch«» Auswärtigen Amte», Sir Pcrcy tiH^ ^Lich nach Berlin begebciu gefeyik». unieri»ciiung wuroe mion eingeikikel, u« einer Verathnng, die gestern Eonslans mit dem Poltzeipräiecte ging die Polizei «nischlossen vor, NochiniltagS wurde in der Lroi» Bornes eine Geheimdruckerei ausaehobrn, in welk
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite