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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-14
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1890
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Grsche1»t täglich srmh 6'/, Uhr. Uktarlion und LrprdUtoa Ioh»»»e«gaffe 8. L-rrchKundkn drr tikdacti«: Vormittag« 10—12 Uhr. NachMÜtag» 5—6 Uhr. Itt- »M «» ti« »ich« Nanahme h«, f»r Vt« »ächUfal,«»»« Nummer »ritt««tr» -«lernte «» Wschrniagen st» 3 Uhr N«ch»ttt»G«. an L-im- un» -estt«,e»sriih »ti '/,* Uhr. 3n ük» Filialen sitr Zns.-Aonatznu. c«, «len,»'« Larrt«. (Alfrrtz Pech». Unw,lmür«stra>» 1, L.utiLts»«. tatharinarstr. 23 pari, »ad KSnigtplntz 7, nur btUr Uhr. LMMr.TagMaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschLstSverkehr. Nbonnement-prriH vierteljährlich «»/, Mk incl Bringerloha b Mk, durch dt» Post ö-zogei» 6 Mt Jede einzelne Nummer >0 Pj. Velegeremplar 10 Ps. Gebühren iür Lztrabetlaa«» (t» ra§kd'-itt-»i-ii^'-l Oh»» PoiId,'Srd«rullg 60 Mt. »ttt Hoswesördern», ?V Mt. Inserate S gespalten« Petüzeil« »0 Ps. Gröhar» Gchristr» lant »af. Preisverzeichuiß. Tndelliittschern. Ziffern sah »ach höhermTattj. Lkltnnmi aat»r dem N«d«ctio»»strich dt« zgelpalt. Zette 50 Ps.. vor denFamtli«aa«ch richten M» Sgespaltene Zell« 40 Pf. Inleratt stad stet« au dt» Erhrditta» zu sende». — Nadatt »trd utH gegeöenU Zahlung peaaouuianmck« ad« duäh Post- lAt. Mittwoch dm t-t. Mai 1890. 84. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Donnerstag, den 18. Mai, Bormittags nnr bis '/,S Uhr geöffnet. kxpeaitlon a«8 Litzlprlxer l'uxsblutte«. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da« 13. Stück de« Vierjährigen Reichsgesetzblattes ist bei un« einaegangen und wird bi« zum 4. Juni d«. 9«. aus dem Ratohauösaale zur Einsichtnahme öffentlich au«hängen. Dasselbe enthält: Nr. 1896. Gesetz, betr. dir Abänderung der Militair-Straf- gerichtSorbnung. vom 3. Mai 1890. Leipzig, den 7. Mai 1890. Der Skath der Stadt Leipzig. Ur. T rvndli n. Krumbiegrl. Bekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß. daß wir beschlossen haben, die von der Garlen-Straße in Leipzig- Anger-Erottendors nach Norden abzweigende unv durch da« »real de« Herrn Schnauder führende neuangelegle Straße Sellerhüuser Straße zu benennen. Leipzig, den 8. Mai 1890. Der Math der Stadt Leipzig. Ii>. 2269/644. vr. Seorgi. Rüling. Bekanntmachung. Arettaa, de« L«. Mat I8SV, -kacymittag» »o» s Uhr an soll auf dem an der Scharnborstftraße, zwischen der Koch. und Kaiser Wilhelmstraße gelegenen sdrrygaog'schen Bauplatze eine Baubude, bestehend an« ca. 156 Stück Brettern und ca. 400 Stück Mauersteinen, sowie ein Bretter» «bort an den Meistbietende» gegen sofortig« baar« Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 12. Mai 1890. Der Math der Stadt Leipzig. lä 5775. vr. Georgi. Hüoschmann. Holz-Auction aus Sweukauer Sta»t«sorftrr»ter. Kretta«. »en 30. Wat ds«. I«. von Vormittag« 10 Uhr au scllen folgend» t» Eichholz, «dtheiluag Sir. 4L», »nfber»i1«te Nntz. Hölzer, al«: 64 Stück ahvrn. Klötzer von 8—15 am Stärk«, sowi« 42 49 . . . 3 . . - 298 » eichen» » 9 » » . 1lS8 > eschene Ll3 . . 40 . . 2 - - . 212 - lüstern« - 60 . . 1 rüstenttr Klotz 41 Stück birken« Klötzer 17 . . . 9 10 4 S04 843 asp«»« » erlene » eigene Stangenklötzer 16-22 28-29 SO-36 8-15 16—22 8-15 16-22 2S—29 SO—36 8—15 16-22 24 8—15 16—22 28-29 8—15 8—15 7-10 7-10 i2—3 w / lang,, Eonnahenh, den »1. Mat Hs«. I».. ebenfalli von vormittag« 10 Uhr an folgende ebendaselbst aufbereitete Brennhölzer, at«: 1 rm eschen« Brennschette, 136 » hatte Brennknüppel, 661 - harte« Abraumreisig meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auctiou bekannt zu machenden Bedingungen versteigett werden. Versammlung an beiden Tagen auf der Vorno-Markranstädter Cbausse» lSlockweai bei Zwenkau, nahe an der Fluthrinnenbrücke; Zahlstelle im Rothhaus zu Zwenkau. Äii-kunst ertheilt die Unterzeichnete Revierverwaltnag. Siintgl. Aorftreoiervermaltuiig Zwenkau un» Köntgl. Aorft rentaatt Wurzen, am 3. Mat 1890. Lomler. Geißler. Zwangsversteigerung. Da« im Grundbuch« aus de» Namen de« i^raumeister« Julius Hermann Ähltg ln Meerane eingetragene Braueretgrnnhftkck Holtum 2818 de« Grundbuch«. Nr. 1068 de« Flurbuch« und Nr. 59 Adlh. X de« Brandcatapers für Meerane, geschätzt aus 22 831 ^l, soll an Amt-gettchtSstelle allhier zwangsweise versteigett werden und ist der 1». Juni 1890, vormittag 10 Uhr, als Anmrlhetermi«, ferner her 7. Juli 1800, vormittag» 10 Uhr. als verfteigerung«»cr»t«. sowi» »er 14. Juli 1800. vormittag« 10 Uhr. al« Termin zu «erkun»nn, »e« ver«hcilung»plane« aaberanmt worden. Di« Reblberechligien werden ausgesordert, di« aus dem Grund stücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie »ostenfordern»gen. spatesten« im «nmeldettrmtne anzumelden (kille Ucbeiucdt der auf dem Grundstück« lastenden Ansprüche und ikre« Nanaverhältnisse« kann nach dem Anmeldeterinine in der (8e- ttchlsschreiberei de« Unterzeichneten «mttgenchl« eingesehen werden. Meiraae, am 12. Mai 1890. Königliche« Amtsgericht. . Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäsl-räume bleiben Mittwoch, den läl. dS. Mt»., die Stadtcaffr, die SttftuogSbuchhalteret und die Sportelcaffe » geschloffen. Leipzig, den 8. Mai 1890. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Georg». 1. Scknlze. Bekanntmachung. DI« Leuchtkraft Le« städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit Vom K. bi» It. diese» Monat» im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Eonsum da« l8,5sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenböde. Da« specisische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,469. Leipzig, am l3. Mai 1890. De» Skath» Deputation za de« Ba»aas1a1te«. Holzverkauf. 2n der Nähe de« veuea Schützeahause» bei Leipzig können, vom Burgauer Forstrevier noch circa ütt meist starke Ellern Langhaasea au« sreier Hand abgegebrn werben. Käufer wollen sich an die Forstvrrwaltung zu Forsthau» Burgau bei Leutzsch wenden. Leipzig, am 5. Mai 1890. De» Skath» gsorstdepatatloa. vatertändischer Verein in Leipzig. * Seit zwanzig Jahren erleben wir in Leipzig aus dem Gebiet de« politischen Parleikampse« dasselbe Schauspiel, welches leider bei den letzten Reich-tagswahlen in vielen anderen große,, Stävten zu einem betrübenden Abschluffe geführt hat. Seit zwei Jahrzehnten kämpft die socialvemokratische Umsturz. Partei mit allen ihre» Krästen und Mitteln gegen die Ordnung«. Parteien zu dem bestimmt ausgesprochenen Zweck, die Herr schaft in Leipzig zu erlangen und einen Abgeordneten lhrer Farbe in den Reichstag zu entsenden. Welche Bedeutung die Socialistea diesem Kampfe beimeffen, gehl darau« hervor, daß sie immer den hervorragendsten >hr;r Führer al- Eandidaten ausgestellt haben. Was anderwärts leider nur in zu großem Umfange erreicht worden, da« haben in Leipzig die Socialdemokralen bi« jetzt trotz ihrer äußersten An strengungen nicht fertig zu dringen vermocht. Herr Bebel hat bi« zur Slunde bei der Mehrheit der Leipziger Wähler noch keine Gegenliebe gesunden. Im Gegenlheil, unsere Stadt hat, so lange ein Reichstag besteht, stet« gut reiwstreu gewählt und e« gereicht ihr da« sicher zum wohlverdienten Ruhm. Wir glauben, un« nicht zu irren, wen» wir behaupten, e« giedt keine weitere Großstadt in Deutschland, welche denselben rühmlichen Thalbestanv für sich in Anspruch nehmen kann. Aber gerade weil Leipzig nach dieser Richtung hin em glänzende» Beispiel gegeben, haben seine Bewohner nach unserem Dafürhalten auch die Verpflichtung, energisch darüber zu wachen, daß dieser Zustand sird auch in Zukunft nicht verändert und unsere Stadl für alle Zeit ein unerschütterliche« Bollwerk für Kaiser und Reich, König unv Vaterland bleibt. Wir wollen nicht verhehlen, daß die letzte Reich«tag»wahl auch in Leipzig Verhältnisse an den Tag gebracht bat, welche nicht erfreulich genannt werden können und die ernsteste Aufmerksamkeit aller Vatcrlanvsfreunde erheischen. Daß der Candidal der vereinigten Ordnung-Parteien erst in der Stich wahl durchdringen konnte, da« war nicht geeignet, angenehme Empfindungen zu erwecken, und ebenso mußte da« beträcht» liche Wachrthum der socialdemokratische» Stimmen in einer Stadt, in welcher nachweislich die höchsten Arbeitslöhne gezahlt werben und die Ardeiterverhältrüsse überhaupt nach dem eigenen Bekennen der Socialistensührer weil günstiger al- anderwärts liegen, unwilliges Erstaunen Hervorrufen. Wenn wir nun auch zugeben, baß k»e reichSlrcue Wählerschaft in Leipzig unter demselben gemeingefährlichen System der Lüge und bcs Terro- ri«mu«, womit die große unwissende Masse für den Augen blick geködert wurde, zu leiden hatte, so halte man sich oe»- noch mit der Thatsache auSeinanderzusctzen, daß selbst aus einem so entschieden reicb-treuen Boden, wie ihn der Wahlkreis der Stad« Leipzig darstellt, unter der Herrschaft de« allgemeinen Wahlrechte« die unliebsamsten Ueberrafchungen nicht ausgrschlossen sind, wenn man einer Partei e« überläßt, da« ganze Jahr hindurch agitatorisch thälig zu sein. Wir sind der festen Uebcrzeugung, mit u»S haben Tausende unserer Mitbürger auS der letzten Waht- schlacht die Ueberzeugung mit nach Hause genommen, daß bei einem den Schwerpunkt in die unteren Masten legenden Wahlsystem der Ruhme-titel der Stadl Leipzig nicht ein so sestbegründcter ist, daß er nicht erschüttert werden könnte, sondern daß, wenn sich die Ordnung-Parteien bis zur nächsten Wahl nicht kräftig ausraffen unv sich mit dem politischen Leben nicht in reichlicherem Maße befassen, al« da» bisher geschehen ist. dann der Tag kommen kann, an dem die Um- slurzpartei siegreich in Leipzig ihr Banner auspflanzt. von diesem sehr ernsten Gesichtspunkt au« haben wir eS freudig zu begrüßen, daß in unserer Stadt endlich in Bezug aus die Entfaltung einer größeren und ersprießlichen Organi- salion«. und AgitationS-Thäligkeit der Ordnungsparteien da« Ei« gebrochen worden ist. Wir selbst haben un« bereit« seiner Zeit, noch unter dem frischen Eindruck der Ergebnisse der ReichStagSwahlen, gestattet, nach dieser Richtung eine Reihe von Anregungen zu geben u»d wir hatten die Genug lhuung, in den Kreisen unserer Leser die vollste Sympathie zu finden. Wir empfinden deshalb um so größere Freude, daß in dem Sinne, in welchem unsere Vorschläge lauteten, jetzt ein größerer, alle Berus-stände und reichelreuen Par leien umfassender Krei« von hiesigen Bürgern vorgegangen und mit einem bestimmten Plan, wie künftig der locale Kampf gegen die socialvemokratische Umsturzpartei geführt werden soll, an die Oefsentlichkeit getreten »st. Der neu- begründele ,.B a t e r l ä n d i s ch « Verein in Leipzig' Hai Fleisch und Blut gewönne«, unv an der reich?, treuen Bürgerschast ist e» nun, durch zahlreich- Be lheitigung ihn zu demjenigen politischen Factor in unserer Stadt zu machen, welcher hauptsächlich mit dazu bcrusen ist. gegen d e MaulwnrsSarbeit der Socialdemokralie ei» w>rk- faincS Gegenmittel zu bilden. Wir haben mehrsach schon daraus hingewiesen. we che» Zweck der „vaterländische Benin verfolgt und welche politische Tendenz er hat; da aber, wie e« jchemt, uoch nicht überall Klarheit hiedüber vokhaud« ist, so wollen wir nochwalS belonen. von eie Vereinigung der reich«- rön,g»lreucn »w^t-i. 'st, Leipzig, ohne "nl"sch.ed d'« ' d « Kräftigung der die dazu Kernt sind, an ver »roa^ung - ^.u. monarchischen und ^"^Akämvii »a aller ent- wirken und demgemätz zur Bekämpsug au , gegenstrhenden Bestrebungen, '«'^sondere bei L7erffwL'°^ und"köni^.re..-n Einwohner Der Balertä,.V.sche Bereu, nimmt e,ne Ao<ü. itellund nu? Veni (Vinn? tln, ülB t? s^^) 6 demokratte unv deren He.ser.helser richtet. u»d «.r mochten da« namentlich manchen conservaUven d s. n dem „vaterländischen «er«»" gegenüber n°ch w -m-r g.w.st Sprödigkeit verhallen, in freundlichster Weise zu oeocnicn ^Di« Hauptsache beim „vaterländischen «erein" ist jeden, fall« die. daß sein- Thät.gke.t eine w'rN'» pr°N,Iche u'id nutzbringende ist. daß er °>e »'-flach den Orb.nmg^ Parteien verloren gegangene Fühlung mit der Mali ter Wählerschaft wuder hrrstellt. dag " ^?h ,. sation schasst, mit welcher, wenn die Wahlen herbe, kommen etwa» anzufangen ist und daß er überhaupt den Sinn und die Neigung der Bürgerschast, sich mit d„entltchea Dingen zu besasten. erweckt. Nun in dieser B^'-Hung 'st das/ wa« der Verein b.« jetzt «ethan hat und «a« er weiter vorschlägt. vertrauenerweckend. Namentlich seine Absicht, da« ganze Stadtgebiet mit einem dichten Netz von BezirlSau«- schüsse» z» umspannen und diese zu den eigentlichen Trägern der Tbätigkeit de« LereinS zu machen, kann nur Betsall und Zustimmung finde» Augenblicklich st-hl zwar der Sommer vor der Thür, welcher einer regen Berein«lhät,gke>l nicht be sonder« förderlich ist. indessen die Begründung de« Verein» ist ersolgl. der Ausruf zur Betheütguug erlaffen der erstmalige Vorstand gewählt unv e» können nun in aller Ruhe die Vor bereitungen getroffen werben, damit im nächsten Herbst und Winter'alSlann da» schöne Merk patriotischer Plvpaganda. welche« der Vaterländische Verein aus seine Fahne geschrieben, mil allen Klästen in Angriff genommen werden kann, eingc- denk der Losung: „Mit Volldampf voran«!" Aus dem Neichstage. Der Reichskanzler hat am Montag im Reichstage seine erste größere Rede a>« solcher gehalten, nachveni er im preußischen Abgeordnetenhaus« am 15. April die teilenden Ge- sichtepuncle sür seine «mlSsÜhrung al« preußischer Minister- Präsident angeveulel hatte. Die charakteristischen Eigenlbüi». tichkeilen seine- Wesen« sind am Montag klarer zum Au», druck gekommen und wir sind dabei mehr al- einmal a» den Fürsten Biömarck erinnert worden. Tag eine solche Wirkung sich nicht durch Nachahmung erzielen läßt, versteht sich von selbst, e« ist ein verwandter Zug in dein Wesen beider Männer, welcher unwillkürliche Anklänae Hervorrust. General von Caprivi hat mit dem Fürsten BiSmarck die Schlag» sertigkeit und die Fähigkeit gemein, »n sein ironisirenver Weise den Gegner abzusühren oder durch eine treffende Bemerkung die Sachlage zu erhellen. Bamberger gegen- über, der die Kosten sür die Politik in Ostasrika aus 19 Millionen berechnet, erklärte der Reichskanzler, daß er sich scheue, einem so gewiegten Finanzman» Rechenfehler Schuld zu geben, aber »ach seiner Berechnung beliefen sich dir Kosten nur aus 5»/, Millionen, da die DampfersubvenlionS» Kosten sür die Marine unv Beamtengebäller auch obne Cblonialpolitik entstanden wären. Wie treffend war die Be- merkung, daß der Deutsche sein Geld viel lieber in de» zweiselhaslestcn Staat-papieren der zweiselbastesten auswärtigen «Staaten anzulegen pflege als in den Eolonicn! Auch die Selbstcharakicrislik. welche der Reichskanzler von sich entwarf, wird ihre Wirkung aus die Herren Bamberger und Genosse» nicht verfehlt haben: „Ich bin ganz kalt und nüchtern unv geneigt, viel eher die Sachen mit scharfem Auge anzusehe», als den Zahlen willkürlich Nullen anzuhängen." Der Kanzler hielt auch den Gegnern vor, wie lächerlich da- Verlange» sei, vorauszusagen, was in einem Jahre in de» Schutzgebielcn auSgegeben werde, die Colonialpolitik könne nicht an de» Mindestfordernden aüSgeboten werden. Nach der Abfertigung der Kritik de- Herrn Bamberger machte aber der Reichskanzler eine Abschweifung von der friedlichen Colonialpolilik aus diejenige, welche ein Krieg zur Folge haben könne. Diese- Gebiet wurde bisher vom Tische de- BundeSratheS auS stet- mit Stillschweigen übergangen, um so mehr Interesse mußten die Acußerungen, welche der Kanzler in dieser Beziehung machte, erregen. Es könne der Fall eintreten, daß wir große Summen an Truppen und Geld sür eine gewisse Machtentmickelung nach Afrika senden müssen. Wenn aber auch während de- Kriege- eine Colonie verloren gehe, beim Frieven-schluß bekämen wir sic wieder, soscrn wir aus dein Hauplkrieg-schauplatz in Europa gesiegt hätten. Der Kanzler lenkt« dann seinen Blick auf die Marine und erklärte eS sür nbthig, daß sich Deutschland auch zur See tüchtig mache. Wir müßten auch ,,, entsernten Puncten Kohlenstationen haben. Die Eolonlal-Gesellschasten würben zu größter Selbstständigkeit geführt werden, und e» sei nicht unmöglich, baß die Wist- mannsche Truppe, die jetzt noch ein Gebilde nach Art der Landsknechte sei, ,m Interesse unserer Colonien ReichSlrupP- würde. Der Kanzler schloß sein- denkwürdige Rede n»l de» Wor ein „Wir werden stet» da! Bestreben haben, fremde Rechte überall zu respectiren und di« deutsche» Rechte zu lchutzen. Wir glauben im Stand- zu sein, d,e Colonial- pouur so zu führen, datz die allgemeine deutsche Politik keinen 2'.°" Äcsühl »alionale» Otolze» nicht verletzt werde." i». ^ies- Politik ist. wie der Kanzler selbst hervorqehoben hat. derzenigen. welche Fürst B.Smarck zur Richtschnur genommen, und welche der Reichstag durch eine S^'U'gl Hai. und diese Pol.»! Äk,z>. ^ » Gesammthaltung de« Reichstage« bei den Erklärungen de« Kanzler» gezeigt hat. noch beute der b-d'ng.en Billigung der Mekrl,eit ^ Ereiiu^d^n»".* ^ ^''ck^nzlers da» wichligstc ^ Montag«,itzn.ig die Ant.illsiede de« Staalo. äuß ch °l^' olch'e »> D.e Red« war ...cht außttltch al, solche geken,,zeichnet, der Redner ging «hu« jede Einleitung sofort aus die Vach, »in und wurd, sehr beifällig ausgenommen. Er wie« auf die Besiegung Bu- schiri'S und aus die Unterwerfung Bana Heri's, endlich aus die Besetzung Kilwa« al» eine« Hauplyuartier- de- Sklaven handel» und auf da- Wach«lhum dttc Emsubr tm Jahre 1889 aus 1890 hin. lauter Momente, welche die Fortschritte der deutschen Colonialpolitik in Ostasrika beweisen. Sodann gab er Ausschluß über die Zwecke der Expedition Emin Pascha«. Sie ist bestimmt, mil den Eingeborenen freundliche Beziehungen anzuknüpsen. die Interessen der Mission wahr- zunehmen und jestzustellen. ob und inwieweit Stationen zur Hebung de- Karawanenhandel- und zur Unterdrückung de« Sclaveiihandels sich nvtbig erweisen. Außerdem erklärte Herr v. Marschall, daß wir entschlossen seien. Hand in Hand mit England zu gehe», unv daß die englische Regierung unser Ent» gegenkommen in loyalster Weise erwidere Für die Abgrenzung der Interessensphären wird al» maß. gebend festgehalten, daß da», wa« nach seiner geographischen Gestaltung nach dem Verkehr zu Wasser und zu Laude zusammengehört, auch zusammenbleibt. Hiernach können wir unser Urtheil über di« Montag«, sitzung de« Reichstage«, ohne aus die Reden der übrigen Ab. geordneten, welche sich an drr Berathung detheiligten. ein- zugehcn, dahin zusammensaffen. daß die Mehrheit de« Reichs tage» mit den vom Reichrkanzler und dem Staai-secretair de» Au-wärtigen daraeleglen Zielen der deutschen Colonial» Politik in der Hauptsache einverstanden ist und dc-hold die verlangten Kosten bewilligen wird trotz der widerstrebenden Freisinnigen und Socialdemokraten. E« ist einleuchtend auch für den Geqnrr der bi-heri^en Colonialpolitik, daß wir ohne Verlust an Ghre und Geld nicht wieder zurück können, sondern daß wir vorwärt« gehen müssen. Ueberhaupt ist au» den Anfängen etwa» ganz Andere« geworden, al« von irgend Jemandem vorau-grsehen werden konnte. Die Ber» hällnisse in Centralasrika baben sich so gestattet, daß Europa ihnen gegenüber die Rolle de« unbctheltigten Zuschauer« nicht deibehatten konnte. Die Sclavensrage hat sich zu einer ungeahnten Bedeutung ausgeschwungen, der Kampf der Araber gegen die Fremden ist nicht nur rin Kamps für den Sclavenbandel, sonder» auch de« MohammedaniSmu» gegen va« Christenthum, ein Kamps der Barbarei gegen die Civilisation, unv in diesen Kampf sind wir plötzlich mit hineingenssen worden und durch unsere Er» solgc zu Vorkämpfern aller der Güter geworden, gegen welche die Araber mit allen Krästen sich wehren. Die Colonialpolitik, soweit sie WirthschastSpolitik ist. erscheint weit in den Hintergrund zurückgedrängt, obwohl die Folgen de« siegreichen Kampfe« sich auch aus diesem Gebiete bemerkbar mache». Wer solchen weltbewegenden Fragen und Kämpfen gegenüber sich ans den Standpuncl de« auf die Ren- labililät de« dabei cmgeleglen Capital« al« aus da« Weseul. liche und Maßgebende zurückziehen kan», beweist dadurch, daß e» ihm an dem Sinn fehlt, durch welchen Staate» gegründet und erhalten werden. Wenn bei der Gründung de« Deutschen Reiche« dieser Standpunct zur Richtschnur genommen worden wäre, dann gäbe e« heule keinen deutschen Reichstag. Den haben wir, wie der Reichskanzler treffend sagte, wesentlich vcni deulsche» JdcaliSmu« zu verdanken. * Leipzig, 14. Mai. * In einer unter dem Vorsitze de« Landratb« vr. sur. Rasch stattgesundenen Sitzung de« KreiSlage« de» Kreise« Flen«. bürg wurden sür eine» würdigen Empfang de« Kaiser« während de« diesjährigen Kaiser-Manöver« 5000 .-e zur Verfügung gestellt. Fernere 5000 werden al« Zuschuß zu den EinquartierungSlasten der Gemeinden bewillig!. * Au« Köln, 12. Mai, wird gemeldet: Gestern Morgen fand hiersclbst eine Versammlung de» na- tionalliberalen CentralcomilöS für die Rheinprovinz statt. Die Versammelten besprachen u. A auch die Stellung der »ationalliberale» Partei zu der socialpolitischen Gesetzgebung. Die Verhandln»», bet welcher der Gegenstand von sehr sachkundiger Seite und von den verschiedensten Gesichtspuncten erörtert wurde, ergab die einmüthige Ueberzeugung, daß die Partei drr social- volilischen Gesetzgebung, also der Einwirkung und Mitwirkung de« Staate« nicht blvs kritisch oder nur nörgelnd aegenübenstehen, sondern sürdcnid und i» positiver Weise an derselben Mitarbeiten müsse. An die Versammlung, in der noch über innere Angelegenheiten der Organisation verhandelt wurde, schloß sich gegen ' ,2 Uhr ein Festessen zu Ehren der langjährigen Borsttzenden de« Central- cointtd«, de« Herrn Tircclor« Oscar Jäger, anläßlich dessen 25jährigen Directorjubiläum« am Friedrich - Mlhelm- Ghinnasiuin in Köln. Ten Kaiserspruch brachte Herr Justttrath Rechtsanwalt Rieth von hier auS. Herr Professor Mentzel-Bon» hielt die Rede aus den Jubilar, dem darauf eine Lhrenaübe Im Namen der Parteigenossen, bestehend in einem schönen, silbervcc- goldeten Pocale, überreicht wurde. Tiefgerührt dankte Herr Director Oscar Jäger in längeren Worten, in denen er seiner treuen Mit- arbeiter und der Männer gedachte, bene» er bei seiner nationalen Arbeit im Leben näher getretrn sei und die ihm sein Arbeiten sür die gute Sache leicht und zur Freude gemacht hätten und der er bi« z» seinem Lebensende Treue bewahren werde, wie er sie von seincr Jugend an dieser politischen Richtung bewahrt bade. Weite» »ü»> deiide Reden, darunter auch aus den Vorstand de« Lentralcomstb«, aus Herrn v. Bennigsen und die Abgeordneten wechselten mit schönen Lieder» heitern und ernsten Inhalt« ab und würzten da- Mahl, da« gegen ü Uhr Nachmittag« ausgehoben wurde. * In den siebziger Jahren wurde einer größeren Zahl polnischer ober deutsch-polnischer Städte und Dörfer in den Provinzen Westpreußen und Posen deutsche Namen beigelegt Au» Chodzesen wurde z. B. Kol- >nar. au« Gniewkowo Argenau, auS Chocicza Falkställ, au« Groß-Jeziory Großsee, auS KiSzkowo Wrlnau, au« Bialo-liwe Weißeuhöhe, au« Zblewo Hochstüblau. Sehr viele andere Orl«»a»>en erhielte» wenigsten» deutsche Schreibweise, z. B. Jarolschin, Samolschin, Slrelno, Schroda, Schrimm, Schubi». Usch, Obcnitzko, Tremessen. In den achtziger Jahren hat bl« Verdculschung der Ortsnamen in Posen und Westprcußen nur schr geringe Fortschritte gemacht. Seit dem vorige» Jahre scheint man aber einer Germanisirung polnischer Städte», Dörfer» und GutSnamen wieder mehr geneigt «u sein. Eine Reihe überwiegend heutsch - evangelischer Orte hat an Stelle der bisherige» polnischen gut deulsche Namen bekommen: da« Vorwerk Günlcrvwo im Kreise Czarnikau beißt jetzt ÄUnterhof, da» Rittergut Przy- borowo im Kreise Wstkowo Fürstenau, da« Rittergut Siabo» Niierz im Kreise Znin Rosenselre, und im Kreise Wilkowc beißen j-^t di« Landgemeinde» BroSzki, Cjlvph, Gcmbarzewo, Geinbaiznvko, L^Smiewo Haulaiib, Przybcrowo Haulant. Raküino und Wicrzyce Hcniiaiid — Birkenau, Elsen, Grün- seid, Ebeiijeldc, Frühauj, Jäger«>valoe, Rphsrld un» Breiten»
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