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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189006073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-06
- Tag1890-06-07
- Monat1890-06
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1890
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Erscheint täglich früh k'/, Uhr. Lrtecti» out LrPrtition Iohonne«gasie X. -Prechstiiidr» drr Urdorlion. Vormittag« lt>—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »- >» «M»»»« «^»«cew- »»ch, sich »L »ch« »»atme tzrr für dir » ich fttal,ende N»«»rr tzefft«»te» Ii»«er«te «> Sachen»«,rntzt» » U»r R«ch»ttt»>«. ,«tomi- uu» Arftt«,c«früh»ts'Uhr. In drn Filialen für Ius.-Ännahmr: vtt« »tem«'» Lar««. <«>frr» Hahn», Unioersttät-stroß« 1. kont» Lsschr. K-lhartaenstr. 23 parl. uud Sönigsplatz 7. »nr bi» '/^ Uhr. 'tiprigrr.Cagtblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AbonnementSprei- vierteljährlich 4>/, Mk. tacl. Bringerlohn 5 Mk, durch die Post bezogen 6 Mk Jede einzelne Nummer 2V Pf. Belegexemplar 10 Pi Gebühren für Extrabeilagen itn Taaeblalt-Formal gefalzt» ahne Posldeiürdrrung 60 Mt. »tl Postbesürderung 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile L0 Pf. GrSßa» Schriften lant »ns. PrrtlVerzeichnis,. Tabellarisch« u. Ztffrrnsatz nach hü Herrn Tarif. Nertmnrn »1« da«Nehactioasstrich di« «aefyalt. Zeü»50P<„ vor den Familien na chrtchteu die sgespaltene Zeile »0 Pf. Inserate sind siet« an die Erhebttta« zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben.! Zahlung prnaumnernniio oder durch Post- Nachnahme. ^ 158. Sonnabend den 7. Juni 1890. 81. Jahrgang. Zur gefällige» Belichtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 8. Juni, Bormittags nur bis V---9 Uhr vcössnet. ^Lp«iUtlon ,lv8 I.elp/lxer 'l'axeblntles. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da» IN. Stück de« diesjährigen ReieH-grsetzblatteS ist bei UL« emgcgangen und wird di« zum NO. ds-. MtS auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auS- hänaen ... ^ . Daffrlbe enthält: Nr. lSOV. Bekanntmachung, betr. die UebergangSabgabe für aeschrotetcS Malz und die Steuerrückvergütung für auSgeführtrS Bier in Bayern. Vom 29. Mai t890. Leipzig, den 3. Juni 1890. Drr Ruth der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbirgel. Bekanntmachung. Wegen vorzuncbmendcr Schleußenbauten wird der TaubeBcnweq uf der Strecke vom JohaimiSplatze blS zu der Vll. Bürger- chulc vom 10. diese- MonatS ab ür den durebgebenden Verkehr, und auf der Strecke von dem Gerichtswege di« zur Hcinrichstraße in Leipzig- Reudnitz, cnlsprechend dem Forlschreiten de« am Gerichtswege beginnenden SchleußcnbaueS, von» O. dieses MonatS ab ür den gesan,n«ten Fährverkehr gesperrt. Desgleichen wird die Lauge Straffe auf deren Strecke zwischen drr Reudnitzer uud Tauchaer Straße in Folge der dort in Angriff geuommrnea Reguli- rungSarbeilen von» 8. dieses MonatS ab ür den gesanruiten Fährverkehr, und di Kvdlflarteir straffe auf der gleichen Strecke sür den durchgehende» Fähr verkehr gesperrt. Hierbei machen wir darauf aufmerksam, daß die letzt» genannte Straße mi' dem Forlschreiten der erwähnten Arbeiten später für den gesummten Fährverkehr zu sperren sein wird. Leipzig, den 6. Juni 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 3439. vr. Tröndlin. Hennig. Bekanntmachung. Da den in unserem Regulative, die Beleuchtung der Treppen und Höfe in bewohnten Gebäuden betreffend, vom 9. Juni l885 enthaltenen Bestimmungen, »amcnllich in den neuen Stadttheilen, noch nicht allenthalben gehörig »ach- gegangen wird, so bringen wir dasselbe nachstehend anderweit zur öffentlichen Kenntnis;. Leipzig, den 29. Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 3186. vr. Georgi. Hennig. Me-ulatt». die Beleucht«», der Treppe» und HSfe tu »ewotznteu Gebäuden detresfend. 8. 1. In allen tm hiesigen Stadtbezirke gelegene» Gebäuden, in denen sich Wohnungen, Arbeitsnätten oder andere zum Aufenthalt von Menschen dienend« Localiläten befinden, sind die zu diesen führenden Räume, also namenllich Hausstureu, Höfe, Treppen und nach dein Treppen haus« durch Thüren nicht abgeschlossene Korridore, so weit nicht enva die betreffenden Gebäude bei Abwesenheit der Bewohner gegen die Straße dauernd verschlossen gehauen werden, von Beginn der Dunkel, heit an bi« zur Schließung de» Hause«, in jedem Falle aber bis 10 Uhr Abends mit hinreichender und feuersicherer Beleuchtung zu versehen. ss. 2. Der Zeitpunkt de« Beginns der Dunkelheit richtet sich sowohl nach drr Jahreszeit, als je nach der Beschaffenheit der betreffenden Oertlichkeit; in jedem Falle hat späteste»« mit dem Beginne der Beleuchtung der betreffenden Straße auch die Beleuchtung der in K. 1 gedachten Räumlichkeiten zu beginnen. S. 3. Räumlichkeiten der in ß. 1 gedachten Art, welche zufolge ihrer Anlage directe« Tageslicht überhaupl nicht oder nicht in genügender Wesse erhalten, sind auch während der Tageszeit zu erleuchten. ti. 4. Verantwortlich für die Erfüllung vorgrdachter Vorschriften sind die betreffenden Hau«eigenchümer, bez. deren Stellvertreter, Grund stücksverwalter und Tastrllane öffentlicher Gebäude, und zwar auch daun, wenn etwa von diesen die Ausführung der Beleuchtung anderen Personen, namentlich den Miclhern, übertragen worden ist. 8. b. Vernachlässigungen der Vorschriften in G. 1, 2 und I werden in jede» einzelnen Falle mit Geldstrafe bis zu 60 oder Hast bi« zu 14 Tagen bestraft. S. 6. Gegenwärtige« Regulativ tritt am 1. October 1885 tu Kraft. Leipzig, den 9. Juni 1885. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig Nutz- und Srennholz-Änction. Mittivoeb, de» 12. Juni dieses JabrcS sollen von Bonnittags 9 Uhr an in dem an der Harkortflratze unter Nr. 4 hier gelegenen, sogenannten Sehtvagerieheu schen Gartengrundstück 11 Birnbaum- 1 Nußbaum- 1 Birken- Nutzklötze, 1 Eichen- und 2 Escksen- sowie 1 Raummeter Brennfebeite und 61 Hausen Abraum resp. Sehlagreiflg unter den im Termine noch bekannt zn qedenden Bedingungen gegen sofortige Baarzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: im vorgenannten Grundstück. Leipzig, am 5. Juni 1890. Id 3000 DeS NathS Daudeputation Holr-^uclion aus Na«»Hafer Staatssarftrevter. Arettag, den 13. )nnt ds». A«. von Vormittag«. 10 Uhr an sollen folgend« in den Abtheilungen 3, 15, 28, 36, 47 und 54 aus bereitete Nutz- und Brennhölzer, al«: 145 Stück Harle Klötzer 9—69 cm stark, 2—9 m lang, 273 - kieferne - 18—30 . - 6 - - 235 . . . 18 -30 - . 4 . . 20 - ficht. Derbst. 10—12 . - 10-11 - - 29 rm harte Brennscheite, 85 - - Zacken, 354 » horte« Brcnnreisia. meistbietend gegen sasarttge Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Versammlung aus dem Holzschlage an dem AmmelShainer Lom municatiouswege unweit der Ammelshainer Grenze. Zahlstelle im Nathsteller zu Nannhaf. Auskunst erlhciit die Unterzeichnete Remervcnvaltnng Räuigl. -arftrrvtrracrwaltung Nannhaf und Küuigl. Aarft rrntautt Wurzen, am 4. Jnnl 1890 Le»thold. Geißler. Aus Antrag der Handelskammer hier haben wir beschlossen, von jetzt ab in jedem Jadrc hier 2 Lpecialmärkte für Borsten und zwar in der Heil vvn Wkontazz bis Sonnabend nach» dem Sonntage Jnvvcavit uud von, letzten Montage i« Juni bis zu dem darauf folgenden Sonnabende adbalien zu lasten und dringen die« mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntlich, daß der naebste Borsteumarkt am 30. Iuat d. I. beginnen und am S. Juli d. I endigen wird. Leipzig, den 4 Juni 1890. Der Rath drr Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Die Jnbaber der als verloren, vernicklet oder sonst als abhanden gekommen angczcigten PfandseBeiue Vit. V Nr. 84235. 88699, 90,11, 9 »028, vik. / Nr «203. 2» 136, 25.49«, 28««3, 3«975, 38386. 40910, 50933. 62997, «3555. «4251, 77498, 78967, 87515, 93130, 93740, 9477«, 97K7K, 98295, 9909«, 99097, Vit. ä Nr. 598. 5729, «155, 17395, 24118, 2«403. 27110. 29599. 32748, 34231, 34632, 36094, 36485, 37024, 38474. 39,80, 44598, 44840, 45551, 46148, 46160, 46607, 47040, 47072, 47654, 50050, 54008, 55439, 56169, 56698, 56800, 57749, 62800, 64909. 6534S. «6431, 69209, 70,55, 70435, 71993, 74729, 76236, 76983, 77902. 79237 werden hierdurch anfgcsordert, sich damit unverzüglich und längstens dis zum Ablauf von 30 Tagen nach der auf eben, drr Scheine bemerkten Versallzrit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zuriickzugeden, widrigenfalls der LeibbauS-Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder aus geliefert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen An priiche daraus verlustig geben werden. Leipzig, den 6. Juni 1890. Die Verwaltung de- Leihhauses und der Sparkasse. Bkknnntmachnng. Zu dem Neubau einer dritten Schule in Leipzig-Gohlis sollen 1) die Erd- und Maurerarbeiten, 2t die Steinmctzarbcitcn (Granit, Sandstein), 3) die Zimmerarbeiten und 4> die ASphallirungöarbeitrn vergebe» werden Die AiigcbotSformulare und Bedingungen sind bei dem Herrn Architekten L»anncn,ann hier. An der alten Elster Nr. 10, II., gegen Erlegung der Kosten zu erlangen, die An- gcboie aber bis zum >8. Juni I8»N Nachmittags S Uhr versiegelt und mit der Aufschrift „III. Schule zu Gohlis" vcrseken auf dem RathSdauamte (RathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 5) abzugeben. Wir behalten uns die Auswahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung aller Angebote vor. Leipzig, am 3. Juni 1890. DcS NatbS drr Stadt Leipzig Id 2544 Daudepntation. Bekanntmachung. Die Umlegung, Srganzung «nd Verbreiterung dcS FuffwrgS auf der südlichen Seite deS Jo hanntöplatzcS soll an einen Unternehmer in Aeeord ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau Verwaltung, RathhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 a»S und können daselbst cingcscben oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 ^s, welche eventuell i» Briefmarke» einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Fuhwrghrrstellung auf drr südliche» Straffe deS JovanniSplatzrS" verscbcn ebendaselbst und zwar bis zum 16. Juni 1890 Nach mittag- 5 Uhr einzurciche». Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchncn. Leipzig, den 28. Mai 1890. DeS NathS der Stadt Leipzig Id 2862 Straffeubau-Deputation. Bekanntmachung. Die Neu- bez. Umpslasterung der Gustav Adolph-Straße zwischen der Leibniz- »nd Waldstraße, mit Ausschluß der au ocm Funkenburg Areal gelegenen Strecke der Gustav Adolph Straße, mit Seblackenguffsteiueu soll an einen Unter nckmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwallung, RathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift .Pflasterung der Gustav Rdoipb-Straffe" versehe» ebendaselbst und zwar bis zum 18. Juni >890 Nach mittag- 5 Uhr einzureichrn. Der Raty behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulebnen. Leipzig, den 27. Mai 1890. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 2488. Straffeubau-Deputation. Bekanntmachung. AuS Stiftung-Mitteln und an- dem Stammvermögeu der Stadt lZenig sind sofort 84 »«V im Ganzen oder getheilt anszuleihen. Pratg, den 3. Juni 1890. Der Stadtratt,. vr. Voder, Bürgermeister. Die Begnadigung des Herzogs von Orleans. Da« romantische Abenteuer des jungen Herzog« Louis Philipp von Orleans, des Sohnes des Grafen vo» Paris, !>at durch die Begnaoigung desselben sein Ende gesunden. In der Nackt vom 3. zum I. Juni ist der junge Herzog auS dem Gcsängniß in Elaivvanx cutlasse» und über die Grenze geschafft worden. Die Episode, wctcke im Fedruar degan», bildet in ihrem ganze» Verlaus den untrüglichen Beweis ür die Festigkeit der rcpublikanisckcn Slaaissorm in Frankreick. Dem jungen Manu, der ohne Besinnen seine Freiheit aufs Spiet setzte, um seinen Eifer >m Dienste dcS Vaterlandes darzuihun, kam die Sympatbie emeS großen Tbeils selbst der republikanisch gesinnten Franzosen entgegen, und bei der Gerichtsverhandlung vom II. Februar war die allgemeine Empfindung das Bedauern darüber, daß dem Gesetze durch Verurtbcilung des Prinzen zu zweijähriger Gesängnißstrafe Genüge geleistet werden muffe, ja ein Atvocat prach cS offen vor Gericht au«, daß Frankreich sich freuen konnte, wenn es in der Sumte der Gefahr viele solcher Söhne hätte, wie den Herzog von Orleans. Tie Ronalistcn jogen dann nach dem Pont Ne»s und legten unter den Rusen: Es lebe der König! ES lebe Orleans! einen Kranz an dem Standbild« Heinrichs lV. nieder, eiliige Verhaftungen sanken statt, der Herzog wnrde nach Elairvaux gebracht, um seine Strafe abzumache», und bald darauf nahm die öffentliche Aufmerksamkeit eine andere Richtung, die Sache gcricth säst in Vergessenheit. Von Anfang an war cö beschlossen,, daß der Herzog nickt die ganze Strafe abzusitzcn brauche, sondern nach einiger Zeit begnadigt werden würde. Wahrscheinlich wäre das schon viel früher geschehen, wenn die ronalistisckc Partei größere Zurückhaltung gezeigt hätte. Da sie fick ader z» solcher Selbstverleugnung nicht ansrasse» konnte, so mußte der Herzog darunter leiten und einige Monate in Gcsangcnschast ;u- bringcn. Erst die jüngste Reise des Präsidenten Earuot lieferte eine» annehmbaren Borwand sür die Begnadigung, wie der »bricgSniinisier Freucinct der Kammer in Beantwortung einer Interpellation über die Freilassung des Herzogs »ullhrilie. Ter Präsident sei einer persönlichen Regung gefolgt, at er nach der Durchsahrt durch Elairvaur den Herzog zu be gnädigen beschloß, die Politik habe keine» Zusammenhang mit der Maßregel. Die Kammer ging mit 313 gegen 194 Stimmen ühcr hie Interpellation zur Tagesordnung üver und versagte mit 312 gegen III Stimmen ihre Zustimmung zu der von Ferroul verlangten Tringlichkcilserflärnng für die' Begnadigung aller wegen Slrcikvergcbcn Berurtheillcii. Der Herzog hat »och dadurch sür eine» esscetvollc» Abgang Sorge getragen, daß er ein Schreiben an die Dienstpslichrigen seine« JabrgangS richtete, in welchem er die Hoffnung, dem Vatcr- lande zu dienen, noch nicht als aufgcgcbcn erklärt. Da der Verfasser des Schreiben« sich bereit« in Brüssel befindet, so liegt keine Vcranlassnncz sür die französische Negierung vor, sich damit zu beschäftigen. und außerdem würde sich der Schritt auch kaum als Dclict rubriciren lassen. Das ist eine Privalkundgebung, die jedes aufreizenden Beigeschmacks ent bedrt und lediglich noch einmal aus de» Ursprung des Abenteuers zurückkommt. Heute muß man sagen, daß die Kundgebung dcS junge» Herzogs ihren Zweck verfehlt Kal; die Aussichten sür die Wicdcrausrichlung der Monarchie sind dadurch nicht verbessert worden ; der ganze Vorgang bat kaum etwas Andere« zur Folge gehabt, als jeder Jugendstreich, der einem eklen Be wcggrund entspringt Man hat natürlich die Abkunft de« kühnen Jünglings berücksichtigt und ibm deshalb mehr Brach tuna zugcwrndet, als sie irgend ein Anderer z» erregen vcr mockt hatte, aber dabei iit eS geblieben; zu Erwägungen darüber, ob die republikanische Staatsform der mon archischen vorzuziebc» sei, oder umgekehrt, ist c« nickt ge kommen; die rein persönliche Bedeutung dcS Vorfalls hat ihre Herrschaft bcbauptet, und deshalb sind auch alle Schritte unterblieben, welche die Vernrtbeilnng de- Herzogs zum AnSgangSpunct vcrscbltcr Unlernebmnngcn wählten. Einige Besuche von Verwandte» abgerechnet, welche der Herzog wäbrend seiner Gefangenschaft empfing »nd die von der royalistischcn Presse a» die große Glocke geschlagen wurden, ist die Zeit der Gesangenschast ohne irgend welche» nennenswerlhen Zwischenfall verlaufen, und selbst die Begna digung ist im Partei-Interesse nicht weiter auSgcbcutct worden, als da« in allen Fällen zu geschehen pflegt, welche irgend eine Handhabe zu Partcikundgcbungcn darbielcn. Die Minder heit, welche gegen die einfache Tagesordnung stimmte, ist ja nicht unbeträchtlich, aber große Mckrbeilen sind überbau».'! i» der französischen Kammer eine Seltenheit, es sei denn, daß eS sich um Ausgaben sür Militairzwecke bandelt, die immer einstimmig angenommen zn werden pflegen Tie Erfahrungen, welche bei Gelegenheit de« Abenteuers de« HcrrogS Louis Philipp gemacht worden sind, enthalten eine heiisame Lehre für die Anhänger der Monarchie in Frankreich. Es läßt sich nickt leugnen, daß die ritterliche Art des Auftretens, durch welche sich der Herzog von Orleans seinen Landsleuten rmpfoblen hat, sehr vortbeilbasl abslickt von dem geckenhaften und charakterlosen, zuletzt sogar un- zweifelhasl seiger, Verhalten BoulangcrS, .sür welchen die Monarchisten bekanntlich auch sehr eifrig inS Zeug gegangen waren, aber selbst dieser sehr bemerkenSwcnhc Unterschied vermochte den Funken monarchischer Gesinnung, der noch m den Franzosen lebendig ist, nicht zur Flamme anzufacken. Die schwere moralische Niederlage, welche Boulanger erlitten bat, scheint ibm den Geschmack an allen Versuchen zur Wieder ausrichtung drr Monarchie wenigstens vorläufig gründlich verdorben »u haben. In diesem Sinne hat die Episode deS Herzog» Louis Philipp eine für dir zukünftige Entwickelung Frankreich-Rich tung gebende Bedeutung. Es ist nicht« in der Welt so schleckt und so verderblich, daß e« nicht irgend eine gute Seite batte, und so bat denn auch die Periode Boulanger sür Frank reich nicht zu leugnende Vortheile gehabt. Die Franzosen sind durch die Unverfchämtbeit und durch die nichl»- würdige Auffübrung Boulanger« zum Bewußtsein der Nolbwendigkeil geführt worden, diesem unwürdigen Re präsentanten Frankreichs die Wege zu weisen und ibm da« Schicksal zu bereite», welche« ihm gebührt. Es daben sich Personen in Frankreich gesunden, welche dieser Ausgabe gewachsen waren, darunter i» erster Linie der Minister EonstanS. Die kübne Initiative, welche dieser tbat- kräftige Mann zum Sturze und zur Vernichtung de« Gecken Boulanger ergriff, bat in Frankreich zuerst «beilwcise, dann allgemeine Billigung und Anerkennung gesunde», und dadurch ist denn auch der Beweis geführt worden, daß die Republik nicht so halt- und hoffnungslos in Frankreich ist, als eS zur Zeit der Erfolge Boulanger'S scheine» mußle Damals schöpften natürlich die Bonaparlisten und Lrleaiiistc» neuen Nkuth, aber die Erniedrigung Voulanger S tras zugleich die Sache der Monarchie. Einer ihrer Ausgabe bewußten und ibrcr Lösung fähigen Regierung kann kci» Vcrlrctcr de« monarchischen StaalSgctankeiiS etwa« aiibaten Auch über Ritterlichkeit und edle Gesinnung der Repräsentanten dieser LtaalSsorm gehen die Franzosen heute zur Tages ordnung über. « Leipzig, 7. Juni. * Am Sonntag waren etwa >30 Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei der Pfalz i» Neu stadt a. d. H. versammelt, um eine Neuorganisation der Partei zu berathen ReichStagSabgeorductr, Vr Bürklin begrüßte die Erschienene», gab eine kurze Schilderung der tcrmaligci, Parteitage, wie« aus die Mängel der Organisation in der Partei bin, in Folge dessen in Anbetracht der Anstren gungen, welche die Gegner machen, cS »othwentig sei, eine straffere Organisation herbeiz»sübrc». Redner verlas dann noch eine Zuschrift de« am Erscheinen verhinderte» Vr Miguel, in welcher die vorzunebmeiidc Parteiorganisaiion i» ihren Grundzügen entwickelt war. Da« Resultat der Bciprcchnngcn ist, daß man in alle» Orten nalionallidcralc Wablvcrcini- guiigen ins Leben rufen will, außerdein aber noch eine Ecntral- lcitung sür die Pfalz ins Auge saßt Die »äberc» Bestim mungen hierüber werten einem im Herbst tieies Jahres zu bcruseiidcii allgemeine» Parteitag zur Beschlußfassung vor gelegt. Der »ativnallibcrale Verein i» Lutwigohascn wurde beauftragt, da« Einzelne des Orgaiiisalionsplancs, Statuten der Wahlvereine u. >. w zu entwerfen. * Aus München,». Juni, wird der „Kölnische» Zeitung" gemeldet: Betreff« de« neuen CultuSminister» vr v. Müller wäre noch »u erwähnen, daß er, selbst ka.twlilch, auch seine Kinder kalholisch erziehen läßt. AI« sehr tüchtigen Redner erwies sich Herr v. Müller, ai« er, zum Regierungseoniiiniicir ernanni, das Landiags- wahlgesetz von I88t vor der Kammer zu vertrete» halte. Während der KönigSkalastrophe war er mit einer wichlige» Lendung nach Hohenschwangau betrank, die er mit Umsicht n»d Geschick ausgesüdrt Kat. Schon 1868 löste v. Müller eine Preissragc über das deutsche Elvitrrchl. Später haben seine Arbeiten über Staaisrecht und Landrecht i» Bayern berechtigte« Aussehen gemacht. Während er Polizeipräsident war, hat ina» es ihm hoch angerechnct, daß er zu ,eder Stunde sür Jedermann au« dem Bvlk ein offenes Ohr Halle. Während Herr v. Riedel, den Gcivohnheilrn seines Herrn und Regenten solgend, vielfach in Gesellschaft des preußischen Gesandlen und des Bank directors v. Schmiß dem Jagdsporl obliegt, während auch Herr v. Lutz, so lange seine Gesundheit cs ihin gestaltete, ein großer Jäger war, sind vvn den übrigen Ministern und auch vo» Vr v. Müller ähn liche Liebhabereien nicht bekannt, e« sel den», daß man seine Vor liebe sür das Tdealer hierher rechnen will, »ein einzige« Mal habe ich. glaube ich, da« Münchner Hoslhealcr besucht, ohne in der Prvsceiiinmslvge zur Linke» den bisherige» Polizeipräsidenten nebst seiner Gemahlin seiner Tuchler de« Regierungspräsidenle» vvn Lber- sraicken, v. Buichlvrfs) wahrzunchmen Außer dem Kriegsininister v. Sasferling sind die fünf übrigen Minister von HanS aus lämmt- lich Juristen. Der neucrnannte Münchener Polizeipräsident Freiherr Ludwig v. Welser, bisher Ober-Regierungsrath im Ministerium des Innern, entflammt der alwerühnile», streng prolesiantischen Augsburger Familst. AIS im April 1887 Herr v. Leonrod, über dessen poliliiche Anschauungen man damals nur wenig Bescheid wnßle, da« Justizministerium erhielt, wnrde eS mit Recht als lventg wahrscheinlich bezeichnet, dost er die Gesinnungen seines extreiii-ullramonlanen Bruders, des Bischofs von Eichslädi, Ibeile, weil er mit einer Protestantin, nämlich der Schwester des jetzige» Polizeipräsidenten, verdriralhet ist. Da kobinelsiecrctarial und Münchener Polizeipräsidium i» Bahern von jeher sv zu sagen als Durchgangs- oder VorbereitungSposlen zu »och höheren Stel lungen angesehen worden sind, so hat die Ernennung des Freiherr» v Welser eine weit höhere al« eine blo« sür München in Betracht kominende örlliche Bedeutung. Der Prinzregenl bat die unter dem nur selten in München lebenden König Ludwig II. in Vergessenheit gerochene alte Sitte wieder eingeführt, das, ihm an jedem Morgen der Münchener Polizetprästdenl über die Verhältnisse der Stadt sowie des weitern auch über da« Partcileben in weiter,» Umsang Vortrog- Hallen muß. Freiherr v. Welser hat in Grlange» sludirl, war dann Assessor bei der Regierung von Niederbci»er» und später Bezirksamt»»!»» in Nürnberg Der Magistrat in München beschloß in einer Geheim sitzung, dcnl scheidenden Ministerpräsidenten Freiherr« v Lutz und kein neuen EultuSministcr vr. v Müller Adressen zu widmen * Ein lalhvlischer Pfarrer in Seefelden iBadc») wurde vom Schöffengericht in Ueberlingen bestraft wegen Vergehens gegen tz. 16« de» Gesetzes vom >9 Februar >871 Der betreffende Paragraph lautet: ..Geistliche, welche aus Anlaß öffentlicher Wablc» ihre kirchliche Autorität anwcndcn, um aus die Wahlberechtigten in einer bestimmten Parlcirick tung einzuwirkcn, werke» an Geld vo» «in ««>" bcllrasl" Dem Psarrcr war zur Last gelegt, daß er im Beichmubl seine Beichtkinder ermähnt, resp. ibucn bcsoblcn habe, nickt liberal zu wähle» Als einer der Zkugen geantwortet, er wähle nach seinem sreien Willkn, habe der Psarrcr gedroht, er werde ibn nicht absolviren. Das Gericht verurthcilte den Ange klagten zu 200 Geldstrafe.
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