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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-06
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1890
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Redaciion und Expedition Johannetgaff« 8. Sprechstunden der Redaciion: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. gvr ti« »>ua,,d« k«7>i,rlai>dtrr VIan»Icrt»t» macht »ch tk »ikdaction nicht »erdmstl-, «»«ahme drr für die nSchftf-lgrnde Nummer brsttuimtr» Inserate an Wscheiitagcu bi» 3 Uhr Nachmittags, an To»»- und Festtagen früh bis' .0 Uhr. 2» -rn Filialen für Ins.-^niiaffme: Ltt« klemm'S Sortim. «Alfred Hahn), UuiversitätSsstaße 1. Louis Löscht» Aaiharinenstr. 14 pari, und Königsplatz 7, mir bis '/-S Uhr. MonnementSprets vierteljährlich 4>/, Mk. tacl. Bringerlohn 5 Mb, durch di« Post bezogen ü Mk. Jede einzelne Stummer L0 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbeförderung 60 Mi. mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzrile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichntß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Reklamen unter dem RedactionSstrich die Lgespalt. Zeile 50 Pf., vor den Familiennach richten die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben-, Zahlung pruenumeranäo oder durch Post« Nachnahme. 279. Montag den 6. October 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachnilg. Nach dem Einkommensteuer-Gesetze vom 2. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführungs-Verordnung vom l l. October desselben Jahres werden, aus Anlaß der Aufstellung des Einkommensteuer-Katasters für daS Jahr 1891, die Haus besitzer oder deren Stellvertreter hiermit aufgefordert: die ihnen behändigten HanSlistenforinnlare nach Maßgabe der darauf abgedrnekte» Be stimmungen auSjufüllen und binnen 8 Tagen, von deren Bchandiquna ab gerechnet, bei Vermeidung einer Geldstrafe blS zu S« Mk., entweder persönlich oder durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu er« theilen vermögen, abzugebcn, und zwar: a. die Hauslisten auS dem Stadtbezirke Alt-Leipzig im Stadt- Hause, Obstmarkt, Erdgeschoß rechts; d. die Hauslisten aus den Stadtbezirken Leipzig-Reudnitz, Leipzig-Anger-Crottendorf, Leipzig-Thonberg und Leipzig-Ncu- rcudintz im Rathhause zu Leipztg-Reuduttz; o. die Hauslisten aus den Stadtbezirken Leipzig-Neustadt, Leipzig-Neuschönefeld, Leipzig-VolkmarSdorf und Leipzig- Sellerhausen im Rathhause zu Letpzig-Volk- marsdorf; ä. die HauSlisten aus dem Stadtbezirke Leipzig-Eutritzsch im dortigen Rathhause und s. die Hauslisten auS dem Stadtbezirke Leipzig-Gohlis im früheren Gemeindeamt« daselbst. 28ir bemerken hierbei,daß daSKöntg- liche Finanz-Ministerium nach derGene» ralverordnung vom 2S. Juni 1888 be stimmt hat, daß zur Vermeidung dop pelter Aufführung von Bewohnern, sowie der Lüeglassung von Personen, welche nach den bestehenden Vorschriften in die HauSlisten aufzunehmen sind, die Ausfüllung der HauSliste« ln» zxaa»«n I,an«le »ach de« Staude ap» 12. Oktober ru acscheben bat. ^ ES können deshalb Hansltsten voi» dem 12. October unter keinen Umständen anaenommeu werden. Ferner ist in obenerwähnter General- verordnuug den Gemeindebehörden zur besonderen Pflicht gemacht, auf die Ein reichung der HauSlisten innerhalb der bierfür geordneten Frist zu bestehen und Fristüberschreitungen, soweit den sau- migenHauSbesitzer» nicht gewichtige Ent schuldigungSgründezurSeite stehen, nach tz 71 deS Einkommensteuer-Gesetzes mit Geldstrafe unnachsichtlich zu ahnden. Im Uebrigcn wird auf ß. ,95 des angezogenen Gesetzes, wonach sowohl der Besitzer eines HauSgrund- stückS für die Steuerbeträge, welche in Folge von ihm verschuldeter, unrichtiger oder unvollstän diger Angaben dem Staate entgehen, haftet, wie auch jedes Familienbaupt für die richtige Angabe aller zu seinem HauSstande gehörigen, ei» eigenes Einkommen habenden Personen, einschließlich der Aftermiether und Schlasstellen- miether, verantwortlich ist, sowie daraus besonders bingewiescn, daß die auf der letzten Seite der Hauslisten formulare befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, bczw. dessen Stellvertreter unterschriftltch zu vollziehen ist. Wenn Hausbesitzer oder deren Stellvertreter HauSIisten- formulare nicht oder nur in unzureichender Zakl erhalten haben, können dergleichen auf Verlangen an obengenannten Geschäftsstellen in Empfang genommen werden. Leipzig, den 1. October 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Pr. Georgs. Gühlitz, Lekannlillachullg. Der zweite diesjährige Termin der Jnimobiliarbrandcafscn- bciträge ist am I. October dieses JahreS mit einem Pfennig bei der Gebäudeversicherung und mit ein und einhalb Pfennig bei der freiwilligen Versicherung von jeder BeitragSeinbeit zu erheben. Die Hausbesitzer bezw deren Stellvertreter werden deS kalb aufgefordert, ihre Beiträge spätestens binnen acht Tagen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist tritt gegen die Säumigen das gesetzliche Beitreibunasvcrfahren rin. Die Zahlstellen sind folgende: für Alt-Leipzig die Brandcassengelder-Hebestell« im Stadthause, Erdgeschoß, Zimmer 59; für Leipzia Reudnitz, Lc»p;tg-Anger-Erotten- dorf, Leipzig Tbonberg und Leipzig Reu- reudnitz im Ratlchausc zu Leipzig-Reudnitz; für Leipzig-Reustast, Leipzig-Hkeuschönefeld, Leipzig DolkmarSdors unk Leipzig-Seller Hausen im Rathbause zu Leipzig-Bolkmarsdorf; für Leipzig-Entritzsch im dortigen Rathbause und für Leipzig-GohliS im früheren Geincindeamtc daselbst. Leipzig, den 29. September 1890. Der Natk der Stadt Leipzig. Pr. Georgs. Koch. Bekanntmachung. Bei uns soll alsbald ein Etadtcassirrr mit 1500.4t Jahrcö- aehali angestellt werden. Derselbe muß 1000 Eaution stellen. Bewerber »in diese zunächst nicht pensionsbcrechtigl« Stelle wollen sich unter Beifügung von Zeugnißabschristen und Lebenslaus schlcu- aigst und längstens bis 18. October meiden. Eiseuberg, 4. October 1890. Der etadtralh. T l a u ß. Bekanntmachung. Im Monat September ». o. gingen bei dem Unterzeichneten Vereine ein: durch Herrn Friedensrichter <">ig. Siebert ^ll 4 Zuwendung in Sachen M.L.'/.R.B. « 2 Sühne » » W.W.'/.E.K. 3 2 30 2 10 W C.u C G.M E. J.G.R./.H.D. A.W.G.'/.FP. AS.'/.F.W. E.P./.T.C.R. 53 worüber hierdurch dankend quitiirt wird. Leipzig, 4. Lciober 1890. Tcr Vorstand des Lamariter-VereinS. Schnoor, Schatzmeister. Oetlontlielio ürin(l6l8loIn'un8tn1t. A-Nindäunxen rum Lintritt« in ciio I,ohrIInir«-»4d1kvIIunrr, aber nur noch tür «len Putorriclit in üen bla« Iimittucr^tuoclea (2—4 l'br), vercken VIen>t»e, <ton 7., null älltt^ooli, (Ion 8. Oktober, von 11—12 Okr Vormittag ent»-ox«-» x-envinmen. ^uknalimeprlltuox: Pounei^t»«:. ilen 9. October, trüb 7 Obr. Ourl ^Voltruu», virsctor Das social-emokratische Programm. ll. N. P. Der erste Punct deS obigen Programms (den wir gestern beleuchteten) berührt lediglich die wirthschaftlichc Seite deS socialistischen ZukunstSstaalS, die Art der Gütererzcugung und der Gülervcrtbcilung, wie sie nach dem Plane der Social demokraten dort stattfinden soll; sic läßt unS aber im Un klaren darüber, wie nian sich dann wohl die politischen Ein richtungen diefeS künftigen Staates zu denken habe. Zwar ist in dem Satze unter I von einer „genossenschaft lichen Regelung der Gesammtarbeit mit gcineinniitzigcr Verwendung und gerechter Vertheilung des Arbeitsertrags" die Rede; zwar heißt es in dem Satze unter II, die socialistische Arbeiterpartei erstrebe „den freien Staat und die socialistische Gesellschaft, endlich wird da, wo daS Programm behufs „Anbahnung" einer „Lösung der focialen Frage" zu nächst „Productivgenossenschastcn mit StaatShilse" fordert, davon gesprochen, daß diese „unter der demokratischen Controle deS arbeitenden Volkes" stehen sollen. Allein daS Alles sind nur unbestimmte und vieldeutige Redensarten, die kein klares Bild geben von der politischen Organisation deS socialistischen ZukunslSstaateS. So viel nur läßt fick daraus entnehmen (und eS ist daS ja selbstver ständlich), daß in diesem zukünftigen „socialistischen Staate" daS „Volk", die Gesammtbcit, uuiuitteibar Alles machen, über Alles entscheiden soll, da cö nicht Negierende und Negierte (ebensowenig, wie Arbeitgeber und Arbeitnehmer), vielmehr nur eine einzige Gcsellschastsclasse geben soll, die sich selbst regiert und von sich selbst regiert wird. Das ist ja Alles ganz schön! Aber sehen wir nnS nun einmal die Sache praktisch an! Wir stoßen hier sofort wieder auf die schon daS letzte Mal aufgeworfene Frage: „Wie kommt daS Arbeitöproduct zu Stande, über welches die Gesellschaft zu verfügen haben soll?" Da, wie wir in dem gestrigen Aufsatz zeigten, es dem Belieben der Einzelnen nnmöglick überlasse» bleiben kann, ob, was, wie viel ein Jeder arbeiten wolle (weil cs sonst geschehen könnte, daß cS Manchem gar nickt zu arbeiten beliebt, oder daß einmal unverhältnißinaßig Viele sich auf einen Arbeitszweig würfen, und für die andern Arbcitszweige cs an Händen fehlte, so wird eS nöthig sei», daß hier „genossen schaftlich" oder mittelst der „demokratischen Eontrole" einge griffen werde. Wie wird daS anznfangcn sei»? DaS ganze „Volk", d. h. die ganze Bevölkerung eines solchen „socia- listischcn Staates", selbst wenn wir unS einen solchen noch so klein denken, kann unmöglich jedcSmal Zusammenkommen, um die Arbeiten zu vertbeile», zu regeln, zu controlircn. Aber auch wenn wir nnS dieses Geschäft aus einen bestimmten Brucbtbcil des Volkes, etwa die Bevölkerung einer Stadt, beschränkt denken, so dürste eS seine großen Schwierig keiten und Misslichkeiten haben. Zweierlei Arten des Verfahrens wären hier denkbar. Entweder ginge eine solche Bevölkerung oder „Genossenschaft" sogleich bei ibrer Constitnirung daran, die zu ihrem Besteben und Gedeihen erforderlichen Arbeiter unter ihre Mitglieder zu vertheilen, also zu dem Einen zu sagen: „Du mußt Schuster werde», denn wir brauchen Schube und Stiefel", zu einem Andern: „Du mußt tischlern, denn wir brauchen Tische und sonstige Gcrätbsckaftrn aus Holz", zu einem Dritten: „Du mnßt Bücher schreiben, denn wir wollen auch unsere geistigen Be dürfnisse befriedigen" n. s. w. lieber jeden einzelnen Act dieser Art müßte abgestimmt werden. Wie aber nun, wenn zu einer bestimmten Arbeit (sagen wir zum Efscnkehren oder zum Schleußenräumen) Niemand sich freiwillig fände? Würde man dann zwangsweise gewisse Personen dazu nöthigen? Und auf welche Weise würde man bestimmen, wer gerade das Opfer eines solchen Zwange« sein sollte? Wie stände es da um die verheißene „Freiheit" in dem von der Socialdemokratie erstrebten freien Staate? Nicht anders verhält es sick bei der anderen denkbaren Art der Behand lung dieser Angelegenheit, nämlich wenn das „Volk" oder die „Genossenschaft" allemal erst in jedem einzelnen Falle über die zu vollziehenden Arbeiten entscheiden wollte. Nur würde hier nock die weitere Schwierigkeit hinzukommcn, daß dann behufs dieser vielen Entscheidungen täglich oder doch wöckent- sich die ganze Bevölkerung zusanimcngetroninielt werden müßte, und daß vor all den vielen Abstimmungen und dazu gehörigen Debatten die Einzelne» gar nicht zur Bornahme der ihnen zudictirten Beschäftigungen kämen. Genug, eine Einrichiung wie die hier versuchsweise voraus gesetzte, würde sich sehr bald als schlechthin undurchführbar erweisen. Man würde also zu einer anderen greisen müssen, und worin könnte diese bestehen, wenn nicht darin, daß man daS Geschäft der Vertheilung der Arbeiten und ebenso der Verkeilung deS ArbeitsproductS an eine Anzahl von „Ge nossen" übertrüge? Spricht dock schon das Programm da, wo von den „Grundlagen des Staats" die Rede ist, von „Wahlen", setzt also selbst Fälle voraus, wo die „Genossen schaft" oder das „Volk" nicht unmittelbar handelnd austrclen, vielmehr sich vertreten lassen werde. Und so wären wir denn glücklich bei der Einsetzung einer An- ;al>l von „Oberen" oder Negierenden in dem „freien" Staate an- gekommcn! Die „deinokratstcke" Organisation bättc sich in eine „aristokratische", ja „oligarchischc" (eine.Herrschaft Weniger) ver wandelt. DiesenOberen müßte nun auch eine sehr writgehendeVoll- macht zugestandcn werden, denn wollte man entweder jede ihrer Entscheidungen „dcinokralisch controlircn", oder wohl gar sie selbst alsbald ab- und durch Andere ersetzen, so käme man wieder in alle Schwierigkeiten der steten Versammlungen, Abstim mungen und Debatten deö ganzen Volkes hinein und aus diesen niemals heraus. Ohnehin hat die bi-berige Praxis gezeigt, wie zäbe gerade die socialdemokratischen Führer ibre Herrschaft und ihre Un fehlbarkeit — ihren Genossen gegenüber — aufrecht zu er halten und geltend zu machen verstehen. Bisher bandelte eS sich dabei nur etwa um die Abcommandirung eines Genossen da- oder dorthin zum Rctenbalten oder znni persönlichen Agitiren ober um die Verfügung über Streikgclder und der gleichen. Im socialistiscken Staate würde eS sich um viel ernstere Dinge handeln, welche in daS Gut- bcfinden uncontrolirbarer Oberer gestellt sein sollen — einerseits um den eventuell gegen Einzelne zu übenden ArbeitS- zwang, andererseits um die Vertheilung deS GcsellschaftS- cinkonimcns! Die zcilherigcn „Genossen" (oder, waS sie in Wahrheit sind, „Gcsolgclcute") der socialdemokratischen Führer werten ia am Besten wissen, ob sic diesen ein so unbedingte« Ver trauen schenken lönncn, daß sic in dem zu errichtenden socia listischcn Zukunftsstaate sich ihnen gleichsam auf Gnade und Ungnade übergeben und ihre ganze Zukunft in deren Hände legen möchten! Leipzig, 6. October. * DaS Befinden deS Kaisers ist, nach Berlin ge langten Nachrichten, andauernd daS allerbeste und batte derselbe auch während der letzten Tage in gewohnter Weise ohne Unterbrechung die lausenden Regierungs-Angelegen heiten erledigt und die regelmäßigen Vorträge entgegen- genommcn. * Dem Vernehmen nach liegt zwar gegenwärtig in Bezug auf die Einberufung deS preußischen Landtages noch kein definitiver Beschluß des Staatsministeriuins vor, indessen sind die Arbeiten für die Vorlagen der Reform der directcn Steuern sowohl wie für die Landgcmeindeortnung jetzt soweit gefördert, daß in dem Stande der gesetzgeberischen Arbeiten ei» Hinderniß für die Einberufung im Herbste nicht mehr vorhanden sein würde. * Wie die „Post" meldet, nimmt man an, daß die Er nennung de« General-Lieutenants v. Kalteuborn-Stachau zum Kriegs mini st er unmittelbar bevorstehe. Herr v. Kaltenborn-Stackan hat ein LieutenantS-Patent vom 29. April 1854. Mitte der achtziger Jahre war er als Generalmajor Chef des Generalstabes des Garde-EorpS, nachdem er vorher daS Kaiser Alexander Garde-Grenadier- Regiment als Oberst commandirte. Später übernahm der selbe das Commaudo der 2. Garde-Jnsanterie-Brigade. Im Sommer 1888 wurde v. Kaltenborn-Stachau mit der Füh rung der 2. Gardc-Jnfanterie-Division deanftragt, deren Commando er als General-Lieutenant mit dem Patent vom 4. August 1888 definitiv übernahm. Als Bataillons Eom- mandeur hat er im König« Grenadier-Regiment Nr 2, ge standen. Er steht i» der Mille der Fünfziger. Wie ver lautet, wird Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen- Meiningen die Führung der 2. Garde-Jnsanterie-Division übernehmen. * Die „Tägliche Rundschau" brachte die Nachricht von dem Rücktritt deS Minister« des königl. Hauses von Wedell-PieSdorf. Soweit die Informationen der „Post" reichen, steht in dieser Beziehung »och nicktS fest. Wenn indes die Nachricht sick bestätigen sollte, so könnte man die Ursache nur in principiellen Fragen über dic Ver waltung de« Ministeriums de« königl. Hause« suchen, keineswegs etwa in persönlichen Differenzen. Die Annahme solcher Differenzen wird schon durch den Umstand ausgeschlossen, daß der Minister deS königl. Hauses bei Sr. Majestät persona zxratissiina ist. Bekanntlich war Herr von Wcdell-Picsdvrf früher in der Stellung eines Regierungs-Präsidenten in Magdeburg und hatte die Gelegenheit, beim AmtSratb von Dictze-Barby, zu dem sich auch der damalige Pritiz Wilhelm zu Jagden zu begeben pflegte, mit diesem näbcr bekannt zu werden. Die Wahl deS Herrn von Wedell zu der einflußreichen Stellung eines Ministers des königlichen Hause« war die eigene Wahl de« Kaisers, der alle anderen Vorschläge zur Besetzung der Stelle zurückwicS. — Zwei andere große Hofäinter werden in nächster Zeit frei werden: daS deS Ober-Schloßbaupt- mannS Grafen Wilhelm Pcrponcher und deS Obcr- StallnicistcrS von Rauch, der sich auS drr Aktivität zurück- zuzicben gedenkt. Als sein Nachfolger wird in Hofkrciscn der Hofjägermcistcr Gras Richard Dohna genannt. * Die „Post" schreibt: „Nach einer Notiz in der „Frankfurter Zeitung" sollte in der „Saalezeitung" die Behauptung ausgestellt worden sein, daß der Geh. Obcr-Regierungs-Ralh von Zedlitz in geschäftlichen Be ziehungen zu dem Prehunternehmen „BerlinerPolitische Nach richten" und zwar als Conrpagnon siche und daraus eine erheb. Ilche Einnahme beziehe. In der Absicht, die Berichtigung solcher in allen ihren Theilen jeder ihatsäcklicken Unterlage entbehrenden Be- bauptungen mit allen sich darbictcnden Mitteln herbciznsühren, hat der Genannte, welchem der Wortlaut der betressenden Behauptungen nicht vorlag, alsbald an dic Redaciion der „Saalezeilirng" unier Mittheilung des richtigen Sachverhalts sick mit der Bitte um Zusendung der betreffenden Nummer der Zeitung mittelst Einschreibebriefes gewandt, und als gestern noch keine Antwort vorlog, telegraphisch, mit bezahlter Rückantwort, an diese erinnert. Wiederum ohne Erfolg. Er wird nun die betreffende Nummer anderweit sich verschaffen, und nach Maßgabe deS Inhalts ohne Verzug die weiteren Schritte zur Berichtigung der über ihn verbreiteten Erfindungen unternehmen." Acbnlichk» Erfindungen der „Freisinnigen Zeitung" sind die „Berliner Politischen Nachrichten" neulich selbst entgcgcn- getreten. O » » * * Ministerpräsident EriSpi empfing anläßlich seines Ge burtstages unter anderen auch ein sehr herzliches Glückwunsch tclcgramm vom deutschen Reichskanzler v. Eaprivi. * Der Ausfall der LandtagSwahlcn der nieder österreichischen Städtegruppe beschäftigt die Presse von ganz Oesterreich in hervorragendstem Maße. Tic Ergebnisse sind, um sie nock einmal z»sa»i»i:»zusassen, dic, daß diejenigen Wiener Wahlbezirke, welche ehedem durch Demokraten vertreten waren, von den Antiliberalcn erobert wurden, daß der angesehenste der Wiener liberalen Wahl bewerber, der erste Bürgermeister Pr. Prix, nur mit sehr knapper Mehrheit einen bisher ganz unbekannten Antisemiten schlug und daß im Wiener Bezirke Landstraße der allgemein beliebte Liberale Grübl, bekannt durch seine Verdienste um das neue Statut der Stadt Wien, einer Nachwahl sich unter ziel,en muß. Der greise Uhl aber, ehedem erster Bürger meister der Kaiserstadt, ist geschlagen. In den Landstädten gewannen dic Liberalen einen Sitz und verloren einen, und »n Ganzen ergaben die Städtewablcn für die Liberalen 18 Sitze, zu denen die Stichwahl im Wiener Bezirk Landstraße eine» neunzehnten hinzusiigen dürfte. Außerdem wurden acht Antisemiten und zwei sogenannte Deutschnationale, endlich ein Abgeordneter gewählt, dessen Stellung nicht recht genau ausgeprägt ist, welchen aber die Antisemiten als ihren Freund bezeichnen. Daß mit diesen Wahlen die Mehrheit für die Liberalen im nicderösterreichiscken Landtag dennoch bereits gesichert wäre, ist ein Jrrtbum; die Entscheidung bringen erst die Wahlen des Großgrundbesitzes. Die officiöse „Presse", welche man als das Sprachrohr des Grafen Taaffc anzuscben pflegt, beginnt ihren Leitartikel über diese Wahlen mit den Worten: „Wien in seiner liefen Erniedrigung Wien hat sich in einem Maße erniedrigt, wie kein Mensch cö für möglich gehalten hätte." Wir sind überzeugt davon, daß heute die Wiener „Presse" diese Erniedrigung wirklich empfindet; andererseits aber sollte sic nicht vergessen, daß diese Wahlergebnisse nicht zum wenigsten die Folgen gerade jenes RcaicrungSsystcmS sind, welches zu rühnicn und zu vcrtheibigcn sonst die Ausgabe derselben „Presse" ist. * Bei dem zweiten LandtagS-Wahlgange im dritten Wiener Bezirke wurde keine absolute Majorität erzielt. Pater Schnabl erhielt 2438, der Liberale Gruehl 2378 Stimmen. Tie Stichwahl soll am Montag stattfinden. * Während neuerdings die russischen Blätter wieder die verschiedensten Gründe für die Nolhwendigkcit der schleu nigsten Russificirung Finnlands aufzählen, unter Andern, auch den, daß dort die Prügelstrafen noch von allen Gerichten und oft in mittelalterlich gräßlichster Form auSge- führt würden — in Rußland sind die Körperstrafen stark eingeschränkt —, bringt die finnische Zeitung „Ssnomctar" einen nachdrücklichen EtnspruchgegendieRussificirung. Er lautet nach russischen Angaben: „In der letzten Zeit bringt die russische wie die ausländisch« Presse Artikel, die unsere staatlichen Verhältnisse als überlebt und schlecht darsrellen und der Welt rinreden wollen, daß Finnland mit Freuden die Russificirung begrüße. Beamte und adelige Grund besitzer", wird dort gesagt, „bedrücken die Bauern, leisten gegen alle Maßregeln Widerstand, welche jene von ihrem Joch befreien sollen. Wir Finnen selbst wissen aber, daß tm finnischen Volke hierüber nur eine einzige Ansicht besteht. TaS aber genügt noch nicht, wir müssen diese Ansicht auch zur Kenntniß unseres Monarchen sowohl wie der ganzen Welt bringen, daß nämlich das gesummte Finncnvolk wie ein Mann gegen die Reformen ist. Dementsprechend schlagen wir vor: aus eigens elnberufcnen Versammlungen müssen sämmtliche Gemeinden Finnlands Vertreter wählen, welche dem Monarchen in tiefster llntcrthänigkcit ihr Bedauern Uber die schon durchgesührten, wie in Vorbereitung befindlichen Reformen in Post-, Münz- und Zollwescn aussprcchen und zugleich allerunterthänigst im Namen des finmschen Voiles der Hoffnung Worte leihen sollen, daß diese Re formen wieder beseitigt werden. Mag ein solcher Ausdruck der öffentlichen Meinung unS znni Ziel führen oder nicht, in diesem Augenblick bildet er eine Nothwendigkeit, und auch der Umstand, Laß nächstens der Landtag zusammcntrilt, ändert an dieser Nothwendig keit nichts. Und nun mit Eifer und Energie ans Werk." lieber die Aufnahme, die dieser Protest in maßgebendes Kreisen gesunden, verlautet noch nichts. Colonialpolitisches. * Wenn auch die Nachricht verfrüht ist, daß der Vertrag zwischen der deutschen Regierung und dem Sultan von Zanzibar über die Abtretung des Küstengebietes bereits abgeschlossen, so steht dock jetzt das Eine wenigstens fest, daß der Sultan von Zanzibar sich mit einer Abfindung von vier Millionen Mark zufrieden erklärt hat. Da anzunehmen ist, daß die deutsche Regierung diese Summe für die Abtretung bewilligen wird, io dürste der Vertrag demnächst schon zum Abschluß gelangen. Der Sultan hatte, wie man weiß, bereits alle Gewalt, weiche ihm an dein afrikanischen Festlande zustand, aus dic Tauer von 50 Jahren seit 15. August 1888 unter Wahrung seiner Svuveränctäisrechle an die Teutjchoslafrikanische Gesellschaft übertragen, insbesondere halte er an diese Gesellschaft die Zölle in sämmtlichen Häsen für dic gleiche Zeit verpachtet, und zwar in der Weise, daß nach deni von Consul Vohsen vereinbarten Vertrag vom 13, Januar 1890 von dem Ertrag der Zölle zunächst die Ausgaben, welche der deutschen Gestllschast für die Zollerhebung erwachsen, bis zur Höhe von 170000 Rupien jährlich zu erstatten waren, alle weiteren Zolleinnahmen aber sollten bis zum 18. August 1891 dem Sullan allein zu- sließen, dann sollte dic Durchschnittssumme der Zollerträge be rechnet werden und von dem weitern Reineinkommen sollte dem nächst dem Sultan die Hälfte und der Gesellschaft die andere Hälfte zuslicßen. Bei den gegenwärtigen Verhandlungen handelt cs sich nun darum, den dauernden Capitalwerth dieser Zollcrträge zu er mitteln und sestzustellen, und über die Höhe dieses Capitalwerthes ist jetzt offenbar eine Vereinigung in Höhe jener vier Millionen er zielt. Es ist nicht anzunehmen, daß die Bezahlung dieser Summe aus Reichsmitlcln ersotgen wird, vielmehr dürste die Deutsch- ostasrikanischc Gesellschaft die Schuld übernehmen und dafür den ganzen Werth der Zolleingänae erwerben. Die letzter» sind schon jetzt, obwohl das Küstengebiet erst seit Kurzem wieder zu sriedlichen Zuständen gelangt ist, so bedeutend, daß es der Gesell- jchaft nicht schwer fallen wird, unter Vervsändung dieser Zoll- ringänge eine Anleihe »uszunebmen, aus der sie nicht nur jene vier Millionen für den Sultan, sondern auch weitere größere Aus gaben für Straßen-, Hafen- und Eisenbahnbauten wird decken können. * Der deutsche Genjeralconsul in Zanzibar hat, einer Weisung deS Auswärtigen Amtes entsprechend, den deutschen ReichS- angehvrigen Mensche!, dem cs bei den jüngsten Vorgängen in Witu zu entrinnen gelang, einvernommen. Nach telegraphischer Mitthei- lung des Generalconsuls hat Meuschel im Wesentlichen Folgendes ausgesaai: Seitens des Sultans ist vor Ertheiluug der Erlaubnis) zur Ansiedelung von Küozel verlangt worden, daß er ein Schreiben des engllichen Eonsuls in Lamu vorlege. Da Künzel diesem Ver langen nicht nachkam, sondern ohne Weiteres mit den Arbeiten be gann, ließ der Sultan die Deutschen nach Wttu führen und dort unterbringen. Ais Künzel und Genosse» am zweiten Tage den Versuch unternahmen, gewaltsam aus Witu auszuvrechen, wurde ein Theil derselben innerhalb, die Uebrigcn außerhalb der Stadt gr- tödtet. Darüber, wer mit der Anwendung von Waffen begonnen, vermochte Meuschel keine Auskunft zu geben. Der Sultan ließ Herrn Toeppcn hcrbeirufen, der aber erst nach dem Blutbad ia Witu eintraf. (Wiederholt.)
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