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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-18
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1890
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Ersch srül einr täglich üh 6'/, Uhr. likdarlion un- Lrprüition IohanneSgasse 8. Spprchssnnürn drr Nrdaction: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. -Ir n« s!USb»v« einiclaadlrr Msnulcri»!» »acht Sch t>« Slcdaclw» nicht vkrlnndtich. Annahme drr siir die nächstkalgende Nuuinirr bestimmten Infrrate an Wschrntagrii bis 3 Uhr Nachmittag«» ankonn- »uv Frsttaae» iriih bis '/,9 Uhr. 3ll drn Filialen für 2iis.'Äu»al,mt: Ltto «lcnim'S Sortim. iAlsred Hahn,. Universitätsskraße 1» Louis Lösche. »atharinrastr. 14 pari, und König-Platz 7. nur bis ',-ll Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. MborrrrementSprei- vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Bringrrlohn 5 Mk.» durch die Pi bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer M Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Taaebtatt-Formal aefalzti ohne Postbesürderung KO Mk. «tt Postbesördernng 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeilr SO Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichniü. Tabellarifcheru. Ziffrrnsatz nach HSHrrmTari^ Nerlamen unter dem RedactionSstrlch die --Halt. ZeiledOPs, vor den Familien Nachrichten die kgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate find stets an die Shpedttta» ,» senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung prnennmerlmäo oder durch Post« Nachnahme. 2S1. Sonnabend den 18. Oktober 1890. 84. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Cipcditiou ist morgen Sonntag, den IN. Oktober, Vormittags nur bis V-8 Uhr geöffnet. IbXpoilltittn tlo« I.eip/irrer 1'nL6s)1atto8. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die diesjährige MichacliSmcffe cndizt mit dem 18. Oktober An diesem Tage sind die Budrn und Stände ans den Plätzen der inneren Ltadt dis 4 Uhr Nachmittags voll ständig zu ränmcn und bis spätestens 8 Uhr Morgens des 19. Octobcr zu entfernen. Die auf dem ÄlugustuSplatze und auf den öffent lichen 2Lege» nnd Platzen der Vorstadt dcsindiichcn Buden und Stände sind bis Abends 8 Uhr des 18. Octobcr gl räumen und in der Zeit vom 20. diS 2.9. Octobcr, jedoch cdiglich während der Tagesstunden von K Ubr Morgens bis 7 Ubr Abends abnibrcchc» und wcgzuschaffcn. Bor dem 20. Octobcr darf mit dem Abbruche der Buden und Stände auf dem Augustnöplatze nicht begonnen werden. Dagegen ist cS gestattet» Buden und Stände auf dem Roßplatze» welche vor Beendigung der Messe leer werden» früher, jedoch nicht am Sonntage den 19. Octvber, abzu- brechcn und weazuschasscn, dafern nickt dadurch Störung deS Verkehrs oder Bcnackthciligung des Geschäfts in den stehen- bleibenden Buden hcrbcigcführt wird. Es bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden auf deni Noßplatzc »nd ÄönigSplatze, sowie diejenigen Stande daselbst, an welche» nur Lebensmittel feitgeboten werde», noch am 19. Octobcr geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie auf Schwellen errichtet» inglrichen die CarousselS und Zelte sind bis ÄbkndS 10 Uhr deS 2l. Octobcr» diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren das Eingrabcn von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht erthcilt worden ist, bis längstens den 25. Octobcr Abends 8 Uhr abzubrcchcn und von den Plätzen zu entfernen. Zuwidcrbandlungcn gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwcrker oder Bauunternehmer verantwortlich sind» werden mit Geld strafe bis zu 150 oder entsprechender Haft geahndet werden. UcbrigenS baden Säumige auch die Obrigkeit- wegen zu verfügende Beseitigung der Buden rc. zu gewärtigen. Leipzig, den 17. Octvber 1800. Der Nath der Stadt Leipzig. I4r. Gcorgi. Lcistner. In Gemäßheit von tz. 17 der Leipziger Sparcasscnordnung beziehentlich tz. 19 der Leipziger LcihhauSordnung werden die, als verloren gegangen angczcigtcn L. Sparbücher Serie I Nr. 19127, Serie H Nr. 28204 9.9.965 0789.9 87069 87070 803.9.9 141085 149112 105958 176804, d. OuittungSschcine über die Sparbücher Serie! Nr. 585.94 80981, Serie II Nr. 1970 9580 >4909 15707 490.90 72000 72095 72108 72028 79928 79992 74895 77151 7890? 79221 84279 80947 88927 89078 9277t 99255 99790 100735 119511 110720 116721 117972 117591 128021 1.93.920 195145 196781 142712 144295 145758 140592 149180 150248 151499 I55I07 155041 150470 16.9099 169290 104992 1658.90 167911 109083 179497, «.Pfandscheine Lit. V Nr. 82140, Lit. 2 Nr. 39472, Lit. X Nr. 5009, da trotz erlassener Bekanntmachung eine Meldung über ihre Auffindung hier nicht erstattet worden ist, hiermit für un- giltig erklärt. Leipzig, den 16. Oktober 1890. Die Verwaltung deS Leihhauses und drr Sparkasse. Bekanntmachung. Wir baden beschlossen, dem bisher mit Nr. 4-1 der MindnrühlenstraHe in Alt-Leipzig bezeichneten Grund rücke. nacktem diese- Hau- zwei Eingänge und zwei Treppen häuser erhalten hat, die Nummern 44 und 44k» zu gebe«. Leipzig, am 10. Oktober 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. Ib. 5055. Ör. Georgi. Lindner. Bekanntmachung. Am gestrigen Tage ist der Barbier Herr l^eorg Wilhelm Meyer, Nanstädter Stcinwcg 9, als Trichincnsclianer für den hiesigen Stadtbezirk in Pflicht genommen worden. Leipzig, am 14. Oktober 1890. Der Nath der Stadt Leipzig, vm. 3042. Hr. Georgi. Dr. Krippendorff. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmcndcr MacadamisirungSarbeitcn wird der Täubchenweg von der Augnstcnstraße bis zu der östlichen Einfahrt des Grundstücks Bibliographisches Institut am Gericht-- nnd Täubchenweg vv» Montag den 20 v. M. ab auf die Dauer der Arbeiten für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 15. Oktober 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. IX. 8717. De. Georgi. Lristner. Bekanntmachung. Tie <Krd und MaeadamislrnngSarbeiten in dem Taubcbrnwcge zwiscken Gerichtsweg und Fcldstraße in Leipzig Reudnitz und in den Strasten I'. und II des Leipzig Reukniycr Bebauungsplanes zwischen Taubcken- wez und Nostitzstraße, sowie dir Pflasterung eine- Streifens deS lderichtSwege» zwischen Täubchenweg und Nostitzstraße sind vergeben Die Bieter werden daher ihre- Angebots entlassen. Leipzig, am 15. Octobcr >890. Id 5706 4373 Der Nath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Lind»«. Bekanntmachung. Die Stötteritzcr Straße wird wegen Einlegung von WasserlcitnngSröhrcn auf die Dauer dieser Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 15. Octobcr 1890. IX. 8718. Der Nath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Lcistner. Bikbknccht's Bede über das Programm der Aocialdemokratie. Die Rede Liebknecht - über daS Programm der Social- dcmokratic ist eine der merkwürdigsten Reden, welche jemals gehalten worden ist. Sie zeigt die ganze Hohlheit der social- demokratischen Lehren und zugleich die große Gefahr für Ruhe und Ordnung, die sie in sich schließen. Ter Haupt gedanke der Licl'knecht'schcn Rede ist, daß eS bei einem.Pro gramm auf eine Hand voll Noten nicht ankommt, sondern daß cö gut ist, wenn eS als AgitationSmitlel seinen Zweck erfüllt. Ein ehernes Lohngcsetz gicbt cs nicht, die Forde rung nach Productivgenosscnschäften hat sich überlebt, aber beides bat sich als Schlagwort sehr gut bewährt, besonders Lassalle bat mit dem „ehernen Lohngcsetz" großes Glück ge macht. Sehr bcachtcnSwcrtb ist das, was Liebknecht über das Wort ' „Die Partei Der Wvdener und Liebknecht hat" daS in Anbetracht der damaligen Zeit- vcrhältnissc für völlig gerechtfertigt erklärt. Die Streichung des Wortes gesetzlich sei die logische Antwort auf das Socia- listcngesetz gewesen. Ob daS Wort jetzt wieder einzufügen, sei in Erwägung zu ziehen, übrigen- sei die Einfügung oder Fortlassung tcü Worte- gleickgilng, denn wer die Tendenzen der Partei falsch darstcllen wolle, thn- eS doch» ob daS Wort im Programm stehe oder nicht. Wer eine so wichtig« Angelegenheit wir die Frage, ob die Ziele der Partei init gesetzlichen Mitteln anzustrcbcn seien, oder ob die Wahl der Mittel nach den jeweiligen Ver hältnissen rinzurichtcn sei, so leicktfcrtig behandelt, der »inimt das Programm überhaupt nicht ernst, sondern s sich auf den Standpunct, daß ein Programm ein noth- wcndigcS Nebel sei und dcSbalb möglichst verschwommen und unklar gehalten werden müsse. Demgemäß sagt auch Lieb knecht : „Da die Skeialdemokratie Weder eine himmlische, noch eine irdische Autorität anerkennt, so kann sie auch keinen papierncn Papst, das heißt kein Programm als Autorität ancrkcniien und zwar um so weniger, da die Wissenschaft unaufhörlich fortschreitet." Damit erklärt Liebknecht daS ganze Programm alS ein leeres Gaukelspiel, bloS dazu gemacht, um Gimpel zu fangen und der urtbeilslosen Menge Sand in die Augen zu streuen. Die AutoritätSfragc ist zuletzt doch die entscheidende bei der ganze» socialdemokratischen Bewegung, denn derselbe Liebknecht, der keine himmlische und keine irdische Autorität, weder die dcö Gesetzes noch der Geschichte anerkennt, verlangt doch von seinen Parteigenossen, daß sie dir Autorität der Führer an- crkcnncn »nd ihnen blindlings folgen, wohin cs ihnen beliebt, die Genossen z» führen. Liebknecht gesteht ferner zu, daß man die Religion nur stärkt, wenn man gegen sie aiikämpfe, und empfiehlt deshalb die Beibehaltung deS ProgrammpuncteS, welcher die Religion für Privatsac erklärt. Liebknecht will gegen die Religion durch Ver breitung von Wissen ankämpsen und hält dazu die Schule für besonders geeignet. Wie ist eS aber Mit dem Wissen des Herrn Liebknecht bestellt, der di« socialvemokratische Ge sellschaftsordnung auf der Nationalökonomie aufbauen will? ES ist überhaupt ein ganz abscheulicher Mißbrauch, den dir Socialdcmokratie mit dem Worte Wissenschaft treibt. WaS haben die sogenannten Ziele der Socialdemokratie mit Wissen- schaft zu thun? Man frage doch einmal einen Socialdcmo traten, wie er sich den socialistischen ZuknnftSstaat verstellt, die Antwort wird in den meisten Fällen lauten: Das ist der Staat, in welchem eS nur Arbeiter girbt» die scbr wenig arbeiten und sich ihres Leben freuen, denn da« Capital, was sich beute in den Händen Weniger bessndet, wird dann Eigen- thiim Aller sein. Ja wohl l Aber wer vcrtheilt daS vor handene Capital und wer bestimmt de» Maßstab für dir Vcrtbeilnng, da eS nach Liebknecht im sorialistiscken Staate weder eine himmlische noch eine irdische Autorität siebt? Die Licbknecht'sch« Wissenschaft gipfelt in der Bcmcrkun welche er zum Normal-ArveitStag gemacht hat: „Ter Mens ist nicht zum Arbeiten geboren, sondern um sich fortzubilden, daS Leben zu genieße» n»d zur höchsten Vollkommenheit zu gelangen. Mehr zu arbeiten, als der MensckheitSzwcck erfor dert, ist uiinvthifl, denn der Mensch lebt nicht, um zu arbeiten, sondern er arbeitet, um tu leben." Mit solchen leeren Redensarten glaubt Herr Liebknecht die heutige Staats- und Gesellschaftsordnung umstoßcn ru könne», während er doch weiter nichts thut, als bei den Anhängern der socialdemokratische» Lehrt Hoffnttngcn und Wünsche zu wecke», die niemals erfüllt werden können. Muß nicht jedem Menschen, der sich iin drückender Vage befindet, durch solche Lehren der Kopf verwirrt werden? WaS Liebknecht sagt, ist aber nicht einmal theoretisch richtig, denn der Zweck detz LcbenS ist nicht der Genuß, sondern di« Erfüllung der Aus gäbe, die jedem Menschen nach dem Maß seiner Kräfte und Fähigkeiten zum Wvtzlr deS Ganzen gestellt , ist. Nicht die Selbstsucht ist die moralisch« Triebfeder im mensch lichen Leben, sondern die Pflicht. Es ist «ine elend» und niedrig» Anschauung, welche zu dkm Schluß ge langt, daß drr Mensch nicht lebt, um zu arbeiten, sondern arbeitet» um zu leben. Wenn das allein das Ziel der Arbeit ist, dann Wären ja alle mit Glücksgütern gesegnet« Menschen geborene Müßiggänger, denn der einzige Beweg grund, der sie zur Arbeit treiben könnte, ist bei ihnen nicht vorhanden. Und doch wie elend fühlt sich der Müßiggänger Nur eine Thärigkeit, die Herz und G»rst in Lhätigleit v«r- setzt, die einem Ziele zustrcbt, abgesehen vom Gelderwerb, kann dem Menschen wahre Befriedigung verschaffe». Dazu ist es nicht erforderlich, daß sich jeder auf der Menschheit >öhcn bcwcgt, wo er über Wohl »nd Webe des Ganzen mit u entscheiden berufen ist, jeder kann in seiner Sphäre, wenn cr Tüchtige- leistet, die Grsammtcntwickclung sördcr». Den von Liebknecht dargcleqten Anschauungen und Theorien entsprach denn auch der Schluß seiner Rede. „DaS Programm ist dir alte Parteifabne, die von uns in den heftigsten Partei- kämpfen vorangetragcn wurde.! Wohl ist sie zerfetzt «nd rcr- chosscn, allein sie hat uns zum glücklichen Siege geführt. Deshalb wollen wir diese Fahne i» Ehre» halten." Also obwohl daS Programm viele- entbält, WaS sich entweder ibcrlcbt oder sich als Irrthuin erwiese« bat, oder WaS sogar nit den Grundsätzen der Svcialdcinokratic in dircctcm Widcr- pruch steht, wie der Satz, daß die Religion Privatsackc ist, obwohl da- Programm eine papierne Autorität darstcllt, welche rin echter Socialdemvkrat ebenso wenig anerkennen könne wie eine persönliche, so soll es doch auch ferner als Er kennungszeichen dienen, um welches sich die Genossen ammctn und das sie vrrthtidigcn sollen bis zum letzten Bluts tropfen. Eine Partei, welche auf solcher Grundlage stcbt, bat keinen estrn Boden unter den Füßen, denn eS fehlt ihr da-, was allein Dauer und Festigkeit gewähren kann, der moralische Halt. Eine Partei, die keine Autorität anerkennt, als die Wissenschaft, die der großen Mchrzabl ihrer Mitglieder stets ein Buch mit sieben Siegeln war nnd bleiben wirk nnd »och dazu dir Wissenschaft im Liebknccht'schcn Sinne, bat keinen inneren Halt. DaS, WaS sie zusammcnhält, ist die Habsucht, die Begehrlichkeit nach Gütern, die den meisten Menschen versagt sind, nicht weil die Gesellschaftsordnung fehlerhaft ist, sondern weil die Fähigkeiten der Menschen nnd ihre Schick sale verschieden sind. Wer dir bestehende Staat- »nd Ge sellschaftsordnung ändern will, der muß zuvor eine andere Weltordnung ausrichtcn, also die schassende Kraft, welche alles zusammrnhalt, ersetzen. Und dessen vermißt sich Herr Liebknecht! * Leipzig, 18. Lctober. * Es wurde schon vor längerer Zeit erwähnt, daß bc Nächtliche Mehrsorderungcn im Militairctat, u. A für die Schießübungen vermöge der größeren Kostspieligkeit deS neuen Pulvers, brvcrstrhrn. Auch andere AnSgabeerböbungcx siir Heere«- und Marinezwecke sollen in Aussicht sieben, so daß von einer Steigerung der bezüglichen Ausgaben nur mehr als 20 Millionen Mar. verlautet. Schießübungen müssen freilich stattsinden, und zwar mit dem Pulver, welches im Kriege zur Anwendung kommt. Aber angesichts der finan ziellen Lage ist das dringende Verlangen berechtigt, daß alle nicht sachlich unbedingt gebotenen Verwendungen für Heer und Marine vermieden werden. * Der Ausschuß, den die Confer enz vom 0/7. Octobcr ewählt hatte, um die Art und Form der GeschäftS- ührung der Invalid! tätS- und Altersversicherung- lnstalten »u beratbc», trat am Donnerstag, wie der „Reichs und Staats-Anzeiger" mittbcilt, im NcichS-VersichcrnngS-Amte unter dem Vorsitze des Präsidenten Iw. Bödikcr zusammen. Vertreten sind die bayerischen Anstalten durch den Regierung- hannoversche durch den Senator Licbrecht, die brandenburgiscke durch den VandeS-SvndicuS Gerhard, die Berliner durch den Magistrats Assessor Iw. Freund, die pommersche durch den LandeSrath Denhard. Außerdem ncbmcn Commissare de- RrichS-VersicherungSaintS, Mathematiker und Casscnbcamtc an d«n Verhandlungen Thcil. * Zu dem bevorstehenden Besuche de- Königs der Brlgier in Berlin schreiben die „Berliner Politischen Nach richten": Die Feinde der deutschen FricdenSpolitik sind gegen irtla zwar im Vergleich zu früher bedeutend kleinlauter geworben, wo sich aber «ine Gelegenheit, ihr Gift loSzuwerden, bittet, da können sie der Versuchung nicht mldersteben, ihr LicbltNgSmetier, die Verdächtigung der deutschen Friedensliebe, fortzusetzen. Be- kanntlich wird gegen Ende dieses Monats König Leopold von Belgien In Berlin erwartet, um Kaiser Wilhelm seinen Gegen besuch für Ostende obzustatten. Grund genug für die deutschfeind. lichen Element», vor aller Welt gegen Belgien die Verdächtigung auszusprechen, daß es insgeheim Mit Leutschlaud gegen Frank- reich ronspirire. Der brlgische Kriegsminister Paulus Halle dieser Tage eine kurze Urlaubsreife augetrrten und kein Ge hrimniß daraus gemacht, daß sein Reiseziel Parts sei. Thaltäch lich hielt »r sich denn auch während seine- Urlaubes j» Paris auf. Da- war ssir di« Pariser Shnuvlnistenblätter Indes, weiter kein Hinderntß. Flug- spedirleN sie den Lhes deS belgische» KriegS- ressortt von der Seine nach der Spree «nd sobricirien sich ein Tele- nramm d»S Inhalts, daß hinfort an drr Willfährigkeit der Brüsseler Staatsmänner gegenüber de» Berlinern kein Zivestel mehr bestehen könne. Genen» Pontus habe sich mehrere Tage in strengstemJncvgniio In Berlin ausgehalten, und dort nichts anderes gelhan, als mit dem deutschen Genrratstnbsches über einen Gehrimvertran conferirt, welcher Deutschtand ermächtige, Im Kriegsfall uneingeschränkt mit dem belgischen Gebiet wie mit beut eigenen zu schallen, bebuss Er- lelchirruna der militairische» Operationen gegen Frankreich! Der Zweck dieser plumpen Erfindung liegt aus der Hand. Der bevor stehende Berliner Best,chdeSKönia,1.'eovaId ioll dadurch von vornherein zur Zielscheibe Möalichst unllkbsamcr Betrachtungen gemacht werden weil di« einfach« Wahrheit, daß dadurch das herzliche persönlich Einvernehmen der beiden Herrscher seine erneuerte Bestätig»« erhält, zur Beruhigung und Klärung der von Pari» ans systematisch irregeleilcten öfsentlichkn Meinung Belgiens führen könnte. Wenn Irgend Jemand Zukunstspläne nährt, in denen die Ueberrumpelung Ulid strategische Ausbeutung der belgischen Position eine Rolle spielt, io ist dieser Jemand überall anderSwo eher als an drr Spree zu suchen und zu sinden. Wir erinnern nur an die zahlreichen politischen Tendenzkundgebungen, welche im Laufe de» letzten Sommers in Belgien von Franzose» und franzosensreundiicher wallonischer Seit» in Scene orietzt wurden: an di« Slraftenaufzüge französischer und belgischer Miliiairperionen mit obligater Mar- seillailebeglellung und gelegentlicher Verunglimpfung der deutsche» Reichsaugcbörtgen und der deutfchen Farben. Mit kurzsichtiger Selbstgefälligkeit nennt drr Brüsseler Fransguillon sein, Vaterstadt einen Faubourg von Pari«, und noch In den allerletzten Lagen begrüßten die Pariser und dt« mit ihnen am gleichen Strange ziehenden wallonischen Blätter die geplant» Einführung eines Poris- Brüsseler Expreßzuges, welcher die Enliernung zwilchen beiden Hauptstädten in wenig mehr als drei Stunden zurücklcaen soll, wichtig genug als eine patriotische Großthat. Wenn also Jemand Anlau hätte, publicistischen Erörterungen des Themas der Rolle Velgient Im Falle eines deutsch-französischen Lousslct» aus dem Weg, tu gehen, so wäre» es gerade Jene, welche jetzt dem General Vvutns »ach Beeil» gereist sen» »ad dort Lonserenzen behufs «n- bahnuug clncr strategischen Invasion Belgien» von deutscher Beite habe» abhalte» lassen. Solche Unterstellungen sind ebenso thöricht als unncschickt. * DaS Glückwunschschreiben Sr. Majestät deS Kaiser au den Herzog von Ratibor hat folgenden Wortlaut! Hochgeborener Herr! Am heutigen Tage sind sünszig Jahre verflossen, seit Euere Liebden als crster Besitzer des Mediat-HerzogthinnS Raltbor den tjrrußische» Herzogstilel sichren. Ich kan» eS Mtk nicht versagen. Euerer Ltebdeu zu diesem für Sie nnd Ihre Nachkommen so bcdciiiungSvolle» Tage Meine aufrichtigsten Glückwünsche auSzu- prechcn und dabci zugleich wiedcrholt Meine Anerkennung für die ersprießlichen Dienste zum Ausdruck zu bringen, welche Euere Liebden in altbewährter Treue und Anhänglichkeit an Mein Haus sowohl dem Staate wie Ihrer Heimathprovtnz geleistet haben. Indem Ich Sie Meiner sernerxn Huld versichere, verbleib» Ich mit besonderer Werthschätzung z Euerer Liebdet» srrundwllligrr >. Wilhelm. Außerdem ist durch Telegramm de» Chefs des General- I labs der Armee, Generals der Cavallcrie von Waldtrsce, 'cm Herzog kundgelhan worden, daß Sr. Majestät ihm die .lniform des Ulanen-RegimentS von Katzler (Schief.) Nr. 2 verliehen hat. * * e> * Ter russische Instizniinistcr bat im Einklänge mit den Petitionen deS -HandelsstanteS einen Ausschuß bestellt, welcher mit drr Revision der Handelsgerichte betraut ist. Außerdem wird in Sibirien daS Gerichtswesen nach Vor bild der kaukasischen Einrichtungen rcformirt. Di« Bezirks gerichte sollcn anfgehobc» und nur in Ostsibiticit rrsormirt werde». Maßregeln zur Bekämpfung dcS EontractbrncheS der ländlichen Arbeiter sind in Vorbereitung. * Tic unter bundeSrätblicher Leitung stattgchabtt Vrr- ständigungS-Confercnz von Delegirten aus dem Tessin ist als vorläufig gescheitert zu betrachten. Die Vertreter der conscrvativcn Partei erklärten, daS Resultat der Abstimmung vom 5. Octvber so lange nicht anerkennen zu können, als die RecurSsrist nicht abgelaufe» und als der wahrscheinlich eingehende Reeurs nicht erledigt sei; im Uebrigen zeigten sic sich geneigt, zur Wahl einer gemischten Regierung, einer gcmischtcn Stenercominission »nd zur Verständigung für die Nationalratbswahlcn die Hand bieten zu wolle». Von jeder Partei wurden drei Dclegirle bezeichnet, welche an einer evcntnellcn späteren Conferen; tbeilnebmen sollen. * Der französische Finanzminister Rouvier theilte, wie wir wicdcrbolcn, der Butgetcommisston der Kammer ge mäß Entscheidung dcS am DonncrStag siattgchabtcn Ministcr- ratheS mit, daß neue Ersparnisse im Budget nicht angängig seien. Die Commission beschloß trotzdem eine neuerliche Prüfung deS AuSgabe-BudgetS, um noch weitere Ersparungen zu versuchen. — Einer Meldung der „Liberty" zufolge wird die Regierung, falls bei Zusammentritt der Kammern der Cchlnßbericbt der Bndgetcommission noch nickt vollendet wäre, verlangen, daß die Kammer sich bis Donnerstag vertage. — Der Präsident Earnot cmpsing die Mitglieder dcS Amerika nisten EongrcsscS. * Der Minister dcS Inner», ConstanS, bat einen Gesetz entwurf über die Geineindcverfassung von Paris fcrtiggestctlt. Der Entwurf strebt int Großen und Ganzen danack, Paris unter das gemeine Recht zn stellen und auf die Hauptstadt die Gcmcindcordmlng, wie sie daS Gesetz vom 5. April 1881 für die Übrigen Gemeinden Frankrcichü fest gelegt bat, zur Anwendung zu bringen, soweit Nicht gewisse Acneernngen schon aus der Bedeutung von Paris als Haupt stadt und als Sitz der Ncgicrnng sich als iwthwcndig ergeben. Herr ConstanS läßt daber den Seine Präsectrn nt seiner jetzigen Stellung und mit seinen gegenwärtigen Befugnissen unberührt fortbcstchen. Der Seine Präfect bleibt der eigent liche Maire von Paris, er erhält fernerhin seine Dienstwoh nung im Stadthause und dieses selbst wird dtr Sitz der Präfectur. Der Gcincinbcrath erleidet, WaS seine ZnsatNMcn- seyung und Wahl anbetrifft, gleichfalls keine Veränderung. Achtzig Gcmeindcräthc, je einer für das Quartier» bilden auch fernerhin die städtische Vertretung von Paris, nur sollen die Neuwahlen alle 4 Jahre, statt wie bisher alle 3 Jahre, stattsiiidc». Den Gemrinbevätcr» sollcn jährlich 0000 Fre und dem Präsidenten 25 oo» FrcS. zugebilligt werde». Einen anderen schwierigen Piinct, nämlich den, ob der Seinr-Präfect oder der Präsident dcS GemciiidcratbS bei offlciellen Festlich keiten »nd Einpsängcn den Vertritt baden »nd di« Honneur- im Namen der Stadt zu macken bade, entscheidet der Gesetz entwurf nickt. Doch deuten die Motive a», daß je Nach der Art der Festlichkeiten diese Rolle dem Präsectrn ober dem Präsidenten des Gcmciiidcrathes gebühre. * Lisch einem Berichte der „France" über die Fahrt O'Bkicn'S »»d Dillon'S »ach Frankreich schifften sich die Beiden am vorigen Freitag auf einer Segelyacht ein, lagen aber am zweite» Tage wegen Windstille fest, so daß ihnen schließlich das Wasser maiigclte; Mittwoch langten sie endlich in Cherbourg an und lrasen am Donnerstag Vormittag ganz erschöpft in Paris ein. Am Sonnabend beabsichtigen sie die Reise Über Havre nach Amerika anzutreke». * Wie verlautet, werde» zur Bestrafung der Mörder des deutschen Ansiedlers Künzel und dessen Genossen zwei englische Kriegsschiffe nack Wilu abgeben, welch« unter den Oberbefehl dcS Admirals Freemantlc gestellt werden. Sorialdemokratisches. b>l,C. Berlin, 16. Oktober. Die Verhandlungen de- soctal- demokrnliichen Parteitage- in Halte machen nicht gerade einen überwältigende» Eindruck. ES ist kaum irgend etwas zu Lage gefördert worden, waS man nicht schon talckendinal gehört hätte oder was sür Solche, die nicht zu de» „Genossen" gehören, rin rr- bebliches Interesse böte. Tie Ovposition der „Jungen" gegen die Parteileitung und die Fraciion kann nicht.auskolumen: sie wird geradezu unter dem Hob» der Majorität erdrückt, was bei der minderwerthigen Beichaffenbeit ihrer Wortführer »nd der Zusammen setzung der Versammlung trettich nicht wundernehmen kann. Dies» ver- sönltchen Auseinandersetzungen sind vollkommen aleichgtltig. aber auch was die Herren Bebel, Singer. Auer >>. A über die parlamentsrische Lhötigkeit der Partei, über taktische und organisatorisch» Fragen nu-fühtlen, bot kaum etwa» von besonderem Interesse. Der Fraktion wurde Zustimmung und vertraue» der Versammlung ausgetprochen, insbesondere auch zu der taktischen Haltung bei den Stichwahlen, die ziemlich eingehende Erörterung fand. Bekanntlich bestand diese Taktik darin, überall in den Stictnvakuen kür Freisinnige nnd Lentrum einzutreten, tm Gegensatz zu verschiedene» feierlichen Partctbrichiüssen, welche der „einzigen große» reactiouairen Masse" gegenüber voll- ständige Neutralität forderte«. Dies» Taktik «uw« «>t der Rücksicht auf di« Beseitigung d«S Eoctallstengesetze- verkhetdlgr, >b«
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