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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-11
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1890
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1 Grfcheixt täglich früh SV, "" »Ir tt. Uhr. Le-«««, «»- LrprdMo« Johannesgaff» 8. Aprrchkiln-rn -er Ne-arlion. vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. rt»gk1»»dltr vt-niitcrivt« wacht sich tk U«»acnw> «cht orrl- adlich. der für die nächstfolgende ^ 9«stt»»1lN Inserate an «achentage» »i« » Nbr Rachiiiittaqs, an r«m». NN» Festtagen fr« h b is ,9 Uhr. In -rn Filialen für Ins. Annahme: Vit« Ale»»'« vartim. (Alfrc» Hahn), Universitätsstraße 1, Laut» Lösche, Katharinrnstr. 14 Part, und König-Platz 7, n«r bi« ' ,S Uhr. riWMr.TWMalt Anzeiger. Lrgan fiir Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Ab omiem entSpreis vierteljährlich 4'/, Mk. incl. Brinqerlohn 5 Ml., durch die Post bezogen Ü Nit. Jede einzelne Nummer 20 Ph Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» <in Taoeblatt-Format gefalzt! alme PostbeiSrderung 60 Mt. mit Postdeförderung 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile A) Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischeru. Merniatz nach Höhen» Tarif. Ueclawen unter dem Redactionsstrich die 4a»lvalt. Heile öd Pf., vor denFamilteunachrichtea die gespaltene Heile 40 Pf. Inlerate sind stet« an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung i>r»ei»im«rainio oder durch Post« Nachnahme. 315. Dienstag den 11. November 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Hundert Mark Belohnung. aen Freitag in der 5. Stunde hat die Am l«! in der Mitte der dretOiger Jahre stehende She- fra» eine- btestqea Buchhändler-, angeblich um einige kleinere Einkäufe zu machen, aus ihrer Behausung sich entfernt, ohne bislang dahin wieder zurückgekehrt zu sein. Da die Vermißte längere Zeit sehr ncrvenleidend gewesen, ist anzunehmen, daß sie sich selbst ein Leid zugesügt hat. Sie ist von mittlerer, fast kleiner, schwächlicher Statur, bat dunkel blonde« Haar, ebensolche Augenbraunen, Hobe kranzartige Zopffrisur, ovales Gesicht, blaue Augen, gewöhnliche Nase, sowie auffallend kleinen Mund (theilweise mit Zahnlücken) und ist mit schwarzem Kaschmirkleid, dunkelbrauner kurzer Plüschtaille, dunklem Hut, Lederstieseletten und weißer kl. O. gezeichneter Leibwäsche bekleidet gewesen. Indem wir be merken, daß seitens de« Ehemannes der Dame für Den>enigcn, welcher eine sichere Auskunft über den Verbleib der letzteren zu geben vermag, die obengedachte Belohnung auSacsctzt worden ist, bitten wir dringend, etwaige sachdienliche Wahr nehmungen ungesäumt zur Kenntnis unserer Criminal- abtbeilung — Wächterstraße Nr. 5, Erdgeschoß links — zu bringen. Leipzig, den 10. November 1890. DaS Poltzeiamt der Ltadt Leipzig. VII. 27S9. Bretschneider. W. Bekanntmachung. Die DaHdecker«, Klemvner- und Glaferarbetteu für den Neubau der neuen Volksschule in Leipzig-Reudnitz sollen an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und BlankettS für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Verwaltung, Rathhau«, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, ans und können daselbst eingesehrn beziehent lich gegen Entrichtung der Gebühren von 1 für jede der Arbeiten entnommen werden. Die Angebote find versiegelt und mit der Aufschrift: Dachdecker» de». Kl««p»«r» oder Glasrr-Lrbette» für de» Steaba» der »e«e» Volksschule t» Letpzig-Vtendnttz versehen ebendaselbst und zwar bi« zum Montag, den 17. November d. Z-, Nachmittag« 5 Nhr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehneu. Leipzig, den 4. November 1890. Der Ralk der Stadt Leipzig. Id. 6277. vr. Georgi. Lohse. Nutz- und Lrenuhlch-Äuction. Mittwoch, den 12. November ds«. I«., sollen von Bor mittag« 9 Uhr an die im Forstreviere Connewitz in der Totalität aufbereitcten Hölzer, al«: ca. 3» Eichen- Klötze, 2»/»—lO m lg., 54—1l2 cm stark, 5 Hainbuchen- - 3—6 - - 30—36 - - 10 Ahorn- - 3—5 » - 18—25 » « 11 Eschen- . 5—7 » » 19—27 « » 2 Rüster- « « » 34 « « 3 Eller- » 5—9 - - 21—28 - « 54 Eschen-, Eichen- und Ahorn-Schtrrhölzer, ferner 11 Rmtr. Eichen-Mutzscheite II. Classe, 43 - Eichen-Breunscheite, 2 - Ellern- - und 25 Haufen starker harter Abrau«» unter den im Termine bekannt zu gebenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend ver kauft werden. ZusanrnienEunft: auf der Linie bei der Kreuzung mit der Elsterfluthrinne. Leipzig, am 30. Oktober 1890. De- Rath- Forstdeputatio«. Lekanutmachung. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen Di aStag, den LI. Roveniber 188Ü, Vormittag- von » Uhr aa im Stadthause hier verschiedene Möbel, Betten, Wäsche, Kleidung-- stiicke. Hau-, und Kücheugeräthe ,e. öffentlich ver steigert werden. Leipzig, am 5. November 1890. DaS Armenamt. Hentschel. Artu». Diebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein kleines wildlederneS Geldtäschchen mit 1-9—159 in div. Goldstücken, am 1. d. M.; 2) »in graultinener LaS mit div Hau«-, Herreu- und Fr«ueu»äsche, »in Paar grauwollenen Frauen Hasen, einer blau, gedruckten Franenjacke und einem blaugedruckrrn Frauenracke zum Theil L." gez., am 3. d. M. Nachmittags: 3) et« Fatz mit dem Signum „Carl ket-!, Ciilindacli, >'o. 19442, 66678" enthaltend 29 Liter vatzerischr« vier, am 5. d. M.: 4) 2 Pferdedecken von Fries, mit schwarzem Rind-leder über zogen, vom 3. bis 5. d. M.; 5) ein Eolt von grau- und blau» und rotb- und weißgestreistem Matratzenzeug, signirt: „r. ». bio. 6". enthaltend etn Kinder- Teckbett mit roiaiarbigein Inlett, ein großes Kopfkissen mit roth- und weißgestreistem Inlett, 2 kleinere »ergl., gezeichnet „L. v. 8. 2", bezw. ,.3", eine kleine dunkelrothc Rohhaarmattatzo. ge- zeichnet ,F. r. K", L Ltück ungestrichene üolzkastchr» >nit gewölbien Teckeln, ca. 30 cw lang, ein Tarton-Etni von Oüvenholz mit «usschrift ,Bellagio", »ine Anzahl Ptzotagraphtcn, mit und ohne Rahmen, ein grünsridencr veutel mit buntem Stickgarn, eine kecke mit Lchastvalc gefüllt und S weihe Kopsttfieiiüherzüge. gezeichnet: v. II. 1 bezw. ,F' und ,P", -in 8. d. M. vor- wittag». Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen "legenstände oder den Thäter st«d ungefimnt bet unserer Lriminal- Sbihellung ,»r Anzeige zu bringen. Leipzig, am 10. November 1890. Ta« Polizei-««» »er Gtndt Leiptzt». Bretschnrider. B Lekanntmachung. Da die seil Anfang diese« Zähre« versuchsweise rin- geführte Geschäftszeit beim Armenamte, wonach die Expe ditionen bis Mittag L Ubr und RachmittagS von Uhr ab geöffnet sind, nach den gemachten Erfahrungen den Bedürfnissen dcS Publicums nicht entspricht, so wird von Montag, den 10. ds. MtS. ab auf Beschluß dcS RatheS wieder wie früher von 8—L2 Uhr und >/,»-'/,7 Uhr cxpcdirt werden. Leipzig, den 8. November 1890. DaS Armrnamt. Hentschel. vie Weltreise des russischen Thronfolgers. ES scheint sich die Sitte einfübrcn zu wollen, daß die Thronerben großer Reiche ibren Gesichtskreis durch Reisen in srrnldc Welttheilc zu erweitern streben. Erst vor Kurze», ist der italienische Thronerbe von einer solchen Reise zuruck- gckchrt, der Sohn dcS Prinzen von Wales ist auf einer gleichen begriffen, und der russische Tbronsolger bat seine Reise um die Erde, oder einen großen Tbeil derselben. am 4. November angclrcten. Wenn solche Reisen der Thron erben von BersassungSstaaten untcrnonimcii werden, so erscheinen sie als die wünschenswcrtbe Ergänzung des Bildungsganges, welchen sie seit Generationen durchzumachen pflegen, und welcher sie auf die allen gemeinsamen BiltungSmittel hinweist, im Gegensatz zu der Abgeschlossen heit, ,n welcher die Thronerben in früberen Zahr- hundcrten ihre wissenschaftliche Ausbildung erhielten. Wenn aber der russische Thronerbe sich in da« Ausland bc- gicbt, um aus eigener Anschauung das kennen ,» lernen, was ihm bisher nur durch Unterricht und durch Lcctüre be kannt geworden war, so ist daS ein Ereigniß von großer politischer Tragweite, durch welche« frucktdringciide Keime von unberechenbarer Wirkung getrieben werden. Großfürst NicolauS ist kein Neuling als Beiucher von Ländern außerhalb Rußlands, er ist wiederholt in Berlin und Wien gewesen, er kennt auch einen großen Theil dcS asiatischen Rußland«, er war also bereit« in der Lage, Vergleichungen anzustellen »wischen den heimischen und fremden Verhältnissen, aber länger« Zeit ist er dem Vaterhause noch nicht fern ge blieben, so daß sich daran« die volle Selbstständigkeit de« Denken« und Empfinden« hatte entwickeln können Und gerade darauf kommt c« für den Erben des russische» Reiches an, eS muß ihm Gelegenheit geboten werden, sich als ein Sohn seiner Zeit zu fühlen, alles Bestehende mit dem Maßstabe des eigenen unbefangenen UrtbeilS zu messen, nicht verschleiert durch ancrzogeire und überlieferte Vorurtheile. Nene Eindrücke sind in der Jugend aui leben digsten und nachhaltigsten, Begeisterung und Abneigung haben im entwicklungsfähigen Aller ein ganz anderes Ge sicht, als i» den reisen ManneSjahren, wenn der Mensch schon in sich abgeschlossen ist, wenn er bereits Entschei dung darüber aetroffen bat, waS gut und crstrebcnSwertb, oder was der Beachtung unwcrth erscheint. Für die Zukunft des absolut regierten russischen Reiches ist e« von der größten Bedeutung, daß der zukünftige Herrscher die Welt so sieht, wie sie ist, nicht wie man sie ibm darzustellen bemüht ist. Er muß im Stande sei», selbstständig über alle ihm cntgegcntretendcii Personen und Dinge zu urthcilen und zwar aus Grund der Thatsachcn, nicht »ach einer für ihn eigen« zurecht gemachten Schablone. DaS russische Reich von heute ist rin Anachronismus, der in den Rabmcn de« übrigen Europa nicht bincinpaßt, eS ist das Ergebnis, einer in eine fernliegende Vergangenheit zu- rückreichcnden Entwickelung, welche nicht gleichen Schritt gehalten bat mit den Fortschritten der Culturstaatcn. Freilich bat Rußland auch seine Literatur und zwar eine solche, welche nur von einem kleinen Bruchtheil der Be völkerung verstanden wird, die Russen haben entschieden künstlerische Begabung, sie sind poetisch, musikalisch und bildnerisch vortrefflich bcanlagt, aber ihre natürlichen Anlagen verkümmern meist unter dem Druck der Verhältnisse, nur ganz ausnahmsweise bricht sich ein Geniu« Bahn wie Turgenjew oder Wereschagin. Auf den Hochschulen wird jede freiere Regung unterdrückt, und wenn sich der natürliche Freiheitsdrang der Studirendcn dagegen ausbäumt, dann werden die Universitäten alsbald Monate lang geschloffen. So kommt cS, daß die von höherem Streben beseelten Russen sich in daS Ausland wenden, nm dort ihre wissen schaftliche oder künstlerische Ausbildung zu suchen, in der Heimatb macht die Jagd auf Nihilisten jede harmonische Geistesbildung unmöglich. Es ist nicht zu verkennen, daß der historische EntwickclungS gang Rußlands die Hauptschuld an diesen Zuständen tragt, die geographische Abgeschlossenheit des Gebietes war der Ver einigung aller Macht in einer Hand sehr günstig, cs war »otbwcndig, daß ein fester Wille die Leitung einer über weite Gebiete zerstreuten Bevölkerung übernahm, welche ohne diese Leitung in gegenseitigem Kampfe ihre -Kraft aufgerieben hätte. Aber die Gegenwart stellt die berechtigte Forderung, daß eine Brücke geschlagen werte, welche Rußland den Uedergaug in wirklich civilisirte Zustände ermöglicht. Dir heutige Regierung sucht, die Erfüllung ihrer Aufgabe in der Beseitigung aller Unterschiede, welche sich aus früheren Zeiten noch erhalten haben und hält da« Altrussentbum und die griechisch-orthodoxe Kirche für die beiden lebenSkrästigsten Grundlagen des russischen Reiches der Zukunft. Deshalb wird der Rest von Deutschthum und Protestantismus, welcher sich in den Ostseeprovinzen erhalten hat, mit größter Energie bekämpft und unterdrückt, und auch die Eigentbümlichkeiten, welche sich in Finnland erhalten baden, sind bereit- der Vernichtung geweiht. Diese nivcllirende Tätigkeit ist die Antwort aus den Nihili-muS. Die Versteinerung soll an die Stelle der überstürzte» Ent wickelung gesetzt werden. E« kann kein Zweifel darüber be stehen, daß solche Bestrebungen da- Nebel nickt beseitigen, sondern nur verschlimmern, denn nicht- ist auf die Dauer unerträglicher, al« die Unbeweglichkeit. Die Natur weist uns »nt Macht aus die Fortentwickelung de« Bestehenden bin. und diese Bewegung kann nur an schützenden Gesetzen und an der Festhaltung der Grundlagen aller menschlichen Entwickelung ihre Grenze finden. Künstliche und gcwalsanie Schranken führen regelmäßig zu Umwälzungen, welche zeit weise die Existenz de« Ganzen in Frage stellen, und deshalb vor kann nur die Rückkebr zu den natürlichen Bedingungen menschlichen Entwickelung 2kgen < k^ivöniuiia Zn Rußland ist gegenwärtig tn-U«b- ^romn^^^ herrschend. cS gebt das aus kc" l dg 1 g Artikel ebenso hervor, wie auS der Haltung cc v ,, ^ D»?bu»d I'i», UN' AM SiF-rb-itSbewußts-»' für d,° Erringung daß'c« sich seldsi^alS SUFenstie" bezeichnen wird, also iniiiscn wir »'S ie ckkeit der russischen Po'"ik. w-nn ss- au/rA S eine Reise erst angeireten baden, wenn '''»'^"ibmredkr baupt eine Gesäbrd.u.g b-S ,rr.cbcnSz>.bcnrch,enU . aber nach russische» Anschauungen muß die W sargmuii werden, als ob Rußland niemals »> den Verdacht konu n. könnte eine Friedensstörung zu beabsichtigen. Wir wollen !« der ,Nowojc Wrcmja" a»fS Wort glauben, wenn sie sagt, daß di- Aussichten für den kommende,. W.nter dnrch u friedlich sind, wenn wir auch dafür unsere eigene «-»klarung babc». Es handelt sich dabei nickt sowohl um ,b>e.'lol.nto (Abspannung), sonder» um gewisse noch nicht abgcschlo'wnc Vorbereitungen zum Kriege, sur welche noch eine lang" o Z^ nnacstörter Arbeit für Rupland erforderlich ist. Hosscn.l'ch dauert die Vorbereitung so lange, daß darüber der guuinge Zciixunct zum Kriege ungenutzt verstreicht. Leipzig- U. November. * Zn Metz taucht wieder die Nachricht aus, der Kaiser werde noch im Lause de« Herbste« sein neue« lothringische« Sckloß Urvillc besuchen und eine größere Zagd dort vcr^ anstalten. DaS Schloß ist zur Zeit gäiiglich geräumt n»d kürzlich auf seine Baulichkeiten untersucht, auch sind im l.ause des Herbstes noch mehrere angrenzende Grundstücke zur Arrondirung dcö BcsitzthumS erworben worden. * Sicherem Vernehmen nach wird der Finanzministcr Miguel im preußischen Abgcordnrtenhause Anlaß nehmen, die Einbringung der Stcucrreformgcsetze mit einer groß angelegten erläuternden Ansprache zu begleiten. Dagegen werden die Landgemeinde-Ordnung und das VolkSschulgcietz auf schriftlichen, Wege an daS Hau« gelangen und wahr- inlich schon am Mittwoch, dem Tage der Eröffnung dct idtagcS, vertbeilt werken. Es gilt fast al« zweifellos, das die Wiederwahl dcS vorjährigen Präsidiums durch Znr»i er folgen wird. Einigt mau sick in den siir Dienstag und Mitt wcch anstehenden FractioiiSsitzungcn in diesem Sinne, so dürfte die ministeriellc Eröffnung über die Steuerreform bereits am Donnerstag zu erwarten sei». Mit Rücksicht auf den Wieder beginn der ReichStagsverhandlungcii wünscht man die ersten Lesungen, welche in kcn Fractioiicn vorbereitet werden, sobald wie möglich abbaltc» zu können. Auch dem Herren Han sc werden sofort Gesetzentwürfe vorgelcgt, doch dürste nach WM dcS Präsidiums unk einer Verständigung über die geschäftliche Behandlung des ArbcitSstoffcS alsbald eine Vertagung des Hauses einlreten. * Die ,chsiberalc Correspondcnz" veröffentlicht folgenden Beitrag zum Rücktritte de« Herrn Stöcker: Ter Umstand, daß Herr Hosprediger Schröder gleickneithz mit Herrn Stöcker fein Eiitlassungsgesuch einaercicht hat, ist vielfach so aufgefaßt worden, als habe Herr Stöcker feine» College» veran- laßt, ebenfalls seine Entlassung anzubieten, in der Erwartung, daß der Kaiser vor der gleichzeitigen Entlassung zweier Hofprediger angesichts der dcmnüchstiaen Hvchzcitsscier derPrtnzess 1 n Btctvria znrückschrecken werde. Nach einer uns zugchcndcn Mittbeilung ist daS nicht richtig. Nachdem der Kaiser die Vertretung deS Oberhof» Predigers Köget in seiner Eigenschaft als Schlostpredtgcr Herrn Dryandcr von der Treifaltigkeitskirche übertragen hatte, bestand in orientiricn Kreise» kein Zweifel darüber, daß den Herren Stöcker und Schräder nichts übrig bleibe, als dem Kaiser ibre Enilalstiiigs- gesucht vorzulegcn. Hosprcdiger Schräder »heilte diese Auslastung und war sofort entschlossen, demgemäß zu Handel». Herr Stöcker aber weigerte sich, jenie Entlassung nachzusuchen. Erst nachdem Herr Schräder erklärt batte, er werde nöthigcnfalls allein Vorgehen und ohne Rücksicht ans Herrn Stöcker den Kaiser um seine Entlastung bitte», gab Herr Stöcker »ach und reichte gleichzeitig mit Herrn Schräder etn Entlastungsgesuch ein, von dessen Annahme er nach Lage der Tinge von vvrnherei» überzeugt war. * Zum Besuche des Großfürsten-ThronfolgerS in Wien wird der „Politischen Corrcspondenz" ans Peters burg geschrieben: T'e hiesigen Blätter sind in Folge der Ceusurvorschrist, welche die Bcröfscnllichuug von Hosnachrichien vor deren Verlautbarung durch den „Amtsbolen" untersag,, heute noch nicht in der Lage, Einzekhe len über die gestern erfolgte Abreise de« Großfürsten» Thronfolgers Nicola»« mitzusheilen. Statt besten geben die Journale die Mtttheiluiigl-n mlt Ausführlichkeit wieder, welche in der Wiener Presse über die in der österreichischen Hauptstadt zum empfange des Großfürsten getroffenen Vorbereitungen enthalten sind. Es >st nun wahrzunehmen, daß die Ausnahme, welche der sAiwm sürfllicheii Gaste zu bereiten sich anschickt, in --t. Petersburg in allen Kreisen einen sehr wohlthnende» Eindruck hervorruft. Tte besonderen Aufmerksamkeiten, die dem Ezarewilsch zugedacht sind, schmeicheln der nationalen Eigenliebe der Russe»: E man '» diesem Vorgang ein überzeugendes Anzeichen legte» Zeit m dem Verhältnisse zw,,chk„ Rußland und Tierreich eingetretenen ernsten Beruhigung. Man weiß aller» russischen Thronfolgers keinerlei poliiisth» Ä?^urchaus ,,d»S politischen Charakters entbehr, U °ber.n,chlS desto weniger dem Besuche des Großiürsten in Vsdeuiung eines greifbaren Symptoms der T. ienie o.« d-n russtsch.österreichische» Bezieh..«» ?iir d"en Eintritt die Vorbedingungen U»m gegeben wären. Man bars jedoch in ^ ^ttt des Entgegenkommen, seiten» ^.dem Boden der politischen Fragen erblicken, den» so aufrichtig auch die russische Regierung die Herstellung besserer ttstere"«» ^',''"7. .^»-ele wünscht, so wenig könnte die bie't» der^i^,d»n ^Sder, zu Zugesiänbnisten auf dem Ge» Der ^"Machte gegenwäriig trennenden Fragen verstehen. B^ ^.. ^?7^^'7^dr°usolgeeS in Wien bildet einen ^ «e»i,Hungen zwischen St. Petersburg und und in viel geringerem Maße der kommen ^Ladens abträglich sind, als ziemlich allgemein an- genommen wird, das mehrerwähnte Ereigniß wird aber in d.,- p-littschn. La^e «ich.« änd^. "u«d es L'-nch mi demselb« nicht dt. Absicht verknüpft, »in. solch, «euderung ^rbei» „issihren. ES kann übrigens ganz unabhängig von jeder Betrachtung über den Besuch deS Großsürfken.ThronsolgerS tn Wien sestgestellt werden, daß inan i» St. Petersburg eine längere Dauer der gegenwärtige» Phase der Beruhigung erwarten zu dürfen glaubt, älbges.'ben von den in der cmSwärtigen Politik selbst gekegenen Momenten, die hierfür eine Gewähr z» bieten scheinen, trägt zur Beseitigung dieier Hoffnung zu nicht geringem Theile die Thätsache bei, dau die Aiitmerkiaiiikeit und der Eifer der meisten europäischen Regierungen fast vollständig durch die Wahrnehmung innerer Angelegenheiten in Anspruch genommen werden. * Zni galizische» Landtag beschwerten sich die Ruthe- nen über die bei der Abgeordnetenwabl im ruthrnischcn Laiikgkiiieindcndezirkc Rawa von der polnischen Beamtenschaft geübte Wablbceinflussuiig Wie der rutbenische Be- chwcrdesübrer erzählte, bat sich die rutbenische Wählerschaft diese« Bezirke« über die bei der Wabl vorgekommencn Gesetz widrigkeiten beim Ministerpräsidenten Grafen Taaffe beschwert. Der Ministerpräsident leitete die Beschwerde a» die galizische Statthalter", welche der Bezirkshauplmannschast einen Bericht abverlangte. Ncit den Erhebungen wurde aber vom BezirkS- bauptmaiin derjenige Beamte betraut, über dessen Wahlagi tation sich die Wähler beschwert hatten. Selbstverständlich fand dieser Beamte die Beschwerde gänzlich unbegründet, und demgemäß wurde der Bericht erstattet. * Die christlich-sociale Partei in Oesterreich bat durch den Tod dcS Baron Vogelfang, dcS Leiters de« iiltramontaiicii „Vaterland", ihren Bahnbrecher und Führer verloren. Baron Vogelfang stammte au« einer Familie von iiicdersächsischem Ilradcl, welche i» Mecklenburg und Vor pommern ansässig war. Kurze Zeit stand er im preußischen Zllsiizdicnsr. Zn der Zeiliilcneapcllc zu ZnnSbrnck trat er >85» zum katholischen Glauben über. Seit 1864 nahm er i» Oesterreich kauernden Aufenthalt »nd >875 wurde er vom Grase» Leo Tb»» zur Leitung de« „Vaterland" berufen. Von dieser Stelle an«, wie auch durch seine „Monatsschrift siir christliche Socialrcform" wirkte er unablässig siir seine Principieii. E« gelang ibm Ibatsäcklick', in der Aristokratie einflußvollcn Anhang zu gewinnen, seine Versuche aber, die Arbeiter der christlich socialen Partei zuzuführen, schlugen fehl. Zn voller Rüstigkeit stehend, hatte er da« Unglück, vor zehn Tagen ans der Ringstraße überfahren zu werden. Die Wunden schienen anfangs ungefährlich, dock wurde später eine Operation »öthig, cS trat Herzschwäche ein, die de» Tod derbcisührte. Erzbischof Gruscka erschien ain Krankenlager. Der Papst hatte dem Sterbenden seinen Segen gesendet. * Von den Nachwahlen zum schweizerischen National rath blieb die Nachwahl i» Zürich resultatloö. Zn St. Gallen ist der freisinnige Candidat, der bisherige Präsident de« Nationalratb», Suter, voraussichtlich mit einer ganz geringen Majorität gewählt. * Wie BundrScoiiim issar K ünzli, welcher schon seit einigen Tagen nach Bellinzona auf seinen Posten zurück- gckcbrt ist, dem Bundcöratb gemeldet bat, stößt die Beilegung de« Tessincr Streites aus neue Schwierigkeiten, da Slaats- ralb Bonzanigo ankern Sinnes geworden »nd »»» wieder StaatSratk bleiben wolle, während Nationalratb Bonzanigo die ihm angetrageiie StaatSratbSstelle anS'chlage, in Folge dessen die Conscrvativc» den Liberalen nickt mehr zwei, sondern nur noch eine Stelle in dieser Behörde gewähren würden. (Der Tessincr StaatSralb zählt fünf Mitglieder). Dainil werden die Liberalen freilich nicht znsrickcii sein. Zn der am 13. November nun zum dritten Male vom BnndeS- ratb »ach Bern cinhernftiic» Ausgleichs-Cvnscrcnz werden die Liberalen durch Stoppano, Censi »nd Gabazzi und die Coiiservativcn durch Soldati, Pedrazzini und Votonlcrio ver treten sein. Ter Biindesratb bat sür diese Conserciiz einen aus der Grundlage der Wohnbevölkerung und der genauen Bezeichnung der periodischen AnSwaiitcrung beruhenden Gesetz entwurf zur Vorlage auoarbcilcii lassen, welcher, wen» er seitens der Conserenz angenommen ist, von dieser dem Vcr- sassungSratbe und dem Volke einstimmig zur Aiinahmc empfohlen werden soll. Da cS sich in diesem Falle nur »och um die gesetzliche Genehmigung eines gegenseitigen Neber- cinkommcn« bandle, würde dann nur noch ein forincllcr Act zu erfüllen sein. * Zn einer Wahlrede in Padua hclämpftc Luzzatti die Kündigung der bestehenden, allen Rücksichten der Billigkeit cntprcchciide» Handelsverträge mit Ocslcrrcich-Ungarn. Der Redner erklärte zum Schluß, der von England unterstützte Dreibund vertrete den Frieden mit Würde, ziele daraus ab, daS Gleichgewicht im Mitlclniccrc z» erhalten unk Ztalicn vor der Hegemonie der slawische» Völkerschaften zu bewahren; diese Hegemonie würde die Oberherrschaft Asiens über Europa bedeuten. Ztalicn, welches danach strebe, dem eingeborene» Elemente deutsche und französische Civilisation zu asstmiliren und welche« den Zähren 185«'.» »nd 1866 seine Unabhängigkeit verdanke, sei ganz besonders geeignet, mit England als Ver mittler zwischen Deutschland und Frankreich zu dienen. * Wie die „Rowosti" ersäbr», gedenkt da« russische Ministerium deS Acußcrn in Syrien einige russische Schulen »ach dem Muster der bereits in Palästina cxisti- rcndcii zu gründen Zugleich sollen dahin orthodoxe Missio- nairc entsandt werden, n,„ der stets nm sich greifenden katholischen Propaganda ein Gegengewicht cntgcgenzusctzc». * Der von dem russischen General Kaulbar« in der „Nowojc Wremja" veröffentlichte Brief, in welchem er sich gegenüber den von Tatistschcw wiedergegebciien Acußc- rmigcn des bulgarischen M'iiiistrr-Präsidcnteil zu rechtfertigen unternimmt, hat in St. Petersburg peinliches Aussehen erregt. Dieses Vorgehen wird in alle» ernst denkenden Kreise», welchen die nationale Würde am Herzen lieg», lebhaft getadelt. Man betont, dass ein hobcr Staatö- siliictionair, ein General, nickt berechtigt sei, sich in eine Preßpolemik cinzulassen, durch welche sein eigener amtlicher Charakter und die durch ibn vertretenen Ziislitntioncn com- promittirt werden. Man kracktet cS als tactloS, da« General Kaulbar« über eine ibm amtlich anvcrtranlc Mission nach träglich Entbülliingen mach», welche geeignet wären, das Vorgehen der russischen Regierung in cm ungUnstigeS Lickt zu rücken. Man äußert ferner i» de» gedachte» Kreisen, eS sei im Hinblick ans die uiizwcifelbaste» Mißgriffe, die der General sich i„ Bulgarien zu Schulde» kommen ließ, einiger maßen verwunderlich, daß der General selbst den Schleier der Vergessenheit, der sich »m seine unglückselige Mission immer dichter zu legen schien, zu zerreiße» für gut findet. Diese neuerliche Tactlosigkcit ist wobl nickt geeignet, die Annahme zu bekräftigen, daß er in der Ausführung seiner Mission mehr Tact an de» Tag gelegt habe.
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