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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-10
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1890
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Ae-irlion und Lrprdttiou Johanne-yasie 8. -Prrchknn-rn der Urdaction: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—k Uhr. -r, n,n»a^»« «»«licri,», »»ch« sich »i> »«»«cium »ich« ,er»«»US Am>«h»e der für »te ntchKk«l,e«d» N»»«er teftimmten In Irrste «» Wschentssrn bi« < Uhr Nachmltta,«, an Sann- und Fcsttasen früh bt» >,ü Utzr. In den Filialkn für Ins.-^nnaßme: Ott» Klemm » Eortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, Louis Lösche, KaHarinrnstr. 14 pari, und König-Platz 7, nur bt- 'j,L Uhr. 'chmer.TiMMit Anzeiger. Organ für Politik, LocalMiMe, Handels. «n^eschWvcrkehr. Monnem entSpreiS vierteljährlich 4'/, Mk. tocl. Bringerlohn b Mk., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren ,ür Extrabeilagen <in Taaeblatt-Format gesalzt) ohne Poslbeförberung M Mt. Mit Poslbesördrrung 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Prrisverzeichniß. Tabellarischeru. Ziffernsatz nach hvherm larif ilerlamrn unter dem RedactionSstrlch di» 4gespalt. Zeile 50 Pf., vor denFamiliennachrichten die 6gespaltene Zeile 40 Pt. Inserate sind stets an die trxpeSition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumernnäo oder durch Post nachnahme. 314. Montag de» 10. November 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Freiwillige Zähler betreffend. Ebenso wie frühere Zählungen soll auch die am 1. Decembcr d. I stattfindendc Volkszählung durch freiwillige Zahler erfolgen. TaS Amt de- Zahler- ist ein Ehrenamt, welches der zu demselben auSerschenen Person in dem Vertrauen übertragen wird, dast sie mit Umsicht und Eifer die wichtigen Zwecke der Volkszählung zu fördern bereit sein werde. Der Zahler ist berufen, als Organ der Behörde an seinem Theile dafür Sorge zu tragen, daß die Volks zählung vorschriftsmäßig und rechtzeitig vollzogen werde. Mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Innern wird die Ausführung der Zählung auch in den für die Einverleibung in Aussicht genommenen Vororten durch unser statistisches Amt geleitet. Da nun die Stadt Leipzig mit diesen Vororten in gegen 2000 ZLHlbezirke zu zerlegen, für jeden Zäblbczirk ein Zahler zu bestellen, nicht minder auch dafür Sorge zu tragen ist, daß für den Fall der Verhinderung eines Zählers alsbald ein Vertreter desselben eintreten kann, macht sich die Wahl von mehr al- 2000 freiwilligen Zählern nöthig. Wir fordern deshalb die Bewohner unserer Stadt und der Vororte auf, sich recht zahlreich und baldigst, spätesten» aber bi- 17. November zur Ucberuahme dieses Ehrenamtes bereit zu erklären. Meldungen sind mündlich oder schriftlich unter Angabe von Name, Stand und Wohnung zu richten an unser fiatistisetzeS Amt, Kupfergäßchen 1, 2. Etage. Leipzig, den S. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. 8t. A. 1649/90. Or. Georgi. l>r. Hasse. Bekanntmachung, die KirchenvorstaudSwahl 1a der Matthäigemetnde betreffend. Au- dem Kirchcnvorstande der Mattbäigemcinde scheiden nach den Bekanntmachungen vom 28. September, 8. und 13. October d. I. folgende Herren auS: Rittergutsbesitzer und Buchhändler A. Ackermaau» Teubner, Geheimer Commerzienrath W. Dodel, Stadtrath M. Vahleatz. Kaufmann P. R Püttaer, Klempnermeister 1k. A. Madolph, Schlossermeister I. Schwarte, Stadtrath I. L. LH. Ullrich, deren Wiederwahl gesetzlich zulässig ist. Die Wahl soll Mittwoch, de« 12. November d. I., von Vormittag II» Uhr bis Nachmittag S Uhr in -er Sakristei der Matthäiktrche stattfinden. 1) Stimmberechtigt sind diejenigen Gemeinde glieder, welche sich schriftlich oder mündlich zur Wählerliste angemeldet haben. 2) Die Wahl hat durch schriftliche, jedoch persön liche Abstimmung zu geschehen. S) Jeder Wahlzrttel hat 7 Namen von mindesten» UO Jahre alten Gemeindraliedero zu ent halten, deren Tauf- und Familienname, Stand und Beruf genau zu bezeichnen ist. Alle stimmberechtigten Glieder der Matthäikirchenaemeinde fordern wir auf, sich an dieser Wabl eifrigst zu betheiligen und ihre Wahl auf Männer von gutem Ruse, bewährtem christlichen Sinne, kirchlicher Ginficht »ud Er fahrung zu richten. Leipzig, am 8. November 1890. Der Wa-lauSfchu- der Matthäigemetudr. Kaiser, Pfarrer. Z. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir aus dem zufolge unserer Bekanntmachung Id 2565 vom 20. Mai dss. ZahrcS bereit- zur Auslegung gelangten Be bauung»- und bez. Straßenplan 18V Nr. die Führung der Straßen II und ^ auf den Parcellcn 162, 163 und 165 betreffende Abänderung anbringen lassen» und liegt der mit Berücksichtigung dieser Abänderung anderweit au»- gcarbeitete Plan D8V Nr. 4512 5241 , über da» gesammte Areal zwischen der Verbindung-- und Eilcnburger Eisenbahn und dem Zweinaundorfer und Stünzer CominunicationSwege in der Flur Lcipzig-Anger-Crottendorf, vier Wochen lang, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, in unserem Bauamt (Tiesbauverwaltung), RatbbauS, II. Stock, Zimmer Nr. 14, zu Jedermanns Einsicht öffentlich au».> Indem wir die- hiermit in Gemäßheit de» tz. 22 de» Regulatives vom 16. November 1867, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Straßen betreffend, zur allgemeinen Kennlniß bringen, weisen wir ausdrücklich darauf bin, daß etwaige Widerspruche siegen jenen Plan binnen der erwähnten vierwöchcntlichcn Frist schriftlich bei un» anzu- bringen sind. Nach Ablauf dieser Frist erhobene Widersprüche sind als versäumt zu betrachten und haben demgemäß keinen Anspruch aus Beachtung. Leipzig, den 8. November 1890. Ib. 6104 1472 Der Rath der Stadt Or. Georgi. Or. Redlich. Bekanntmachung. Da die seit Anfang diese» IabreS versuchsweise ein- flffübrte GesckästSzeil beim Armenanite, wonach die Expe ditionen bi- Mittag I Udr und Nachmittags »o» ' ,4 Uhr ab geöffnet sind, nach den gemachten Erfahrungen den Bedürfnissen de- Publicum- nicht entspricht, so wird von Montag, den 10. dS. Mt«, ab auf Beschluß de« R-thc« wieder wie trüber von 8—12 Uhr und ' ,S-'/,7 Uhr expeditt werden. Leipzig, den 8. November 1890. DaS Armrnamt. Heotschel. Bekanntmachung. Die Lieferung von 100 gußeisernen, zur Verwendung in aSphaltirten Straßen kommenden Schleafieadrökeln soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und eine Zeichnung für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalhhauS, 2. Stoch- werk, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst ringesehk» oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 1 -ch» welkbe eventuell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezllgliche.Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: Lieferung von IOV zur Ausfüllung mit Asphalt eingerichteten Schleutzcndeckeln" versehen ebendaselbst und zwar dis zum 24. November 1890 Nackmiltags 5 Uhr einzurcickcn. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 4. November 1890. Id. 6155. De» RathS -er Sta-t Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Aus Antrag der Erben de- HammerwerkSbesitzerS Curl Ariedttch Leonhardt in Alldentyal soll Montag, am 8. December 1890. Vormittags 10 Uhr i« Gasthofe zu Wildenthal dar dem Verstorbenen zur Hälft« zugehörig gewesene Besitzlhuin, Folium 1 und 55 de- Grundbuch» sür Wildentlial, bestehend au- zwei Schneidemühlen, einer Schmiede, mehreren Wohnhäusern, darunter dem sogenannten Herrenhause, Gärten, Feldern, Wiesen mit Wasserkräften, öffentlich und zwar in der Weise versteigert werden, daß o. zuerst da- Besitzthum im Ganzen, sodanu d. ,n folgenden einzelnen Theileu: 1) die Schmied«, 2) dal Wohnhaus Nr. 21, 3) da- Wohnhaus Nr. 13, 4) da- Hau» Nr. 10 d«S Brandcataster-, zu 2—4 je mit anstoßendem Garten, 5) die Schneidemühlen- und übrigen Grundstücke, endlich e. die ideelle Hälfte de- ganzen Besitzthum- au-gebotr» und der Zuschlag alsdann auf da» für die Erben vorthetlhaftrst« Gebot erthrilt wird. Die Grundstücke sind durch die OrtSgertcht« aus 85142 au», schließlich der Wasserkräfte, diese aber von einem Sachverständigen aus 20 000—25 000 ^t, von einem zweiteu auf 49 000 grwürdttt worden. Ein Zehntheil der Erstehung-summe ist tm Termin« haar zu bezahlen oder sicher zu stellen. Die sonstigen Sauf-bediagunaeu werden tm Termine bekannt gemacht, könne» auch bei dem unter- Am.' KSuiglt^e« Amtsgericht. kautzsch. verfteigerungsbekanntmachung. Erbtbeilungshalber soll das zu Grstzbards» unter Nr. 76 de« Brand-Kat. (Foi. 70 des Königen Grundbuchs) gelegene Mühlrn- gnt deS verstorbenen Gemeindcäitesten Ernst Laut» Nhlich nebst todtem und lebendem Inventar an Ort und Stelle im bezeichneten Nachlaßgrulidstück am 37. November dieses Jahres» vormittags 1t Uhr meistbietend freiwillig versteigert werden. Das Gut ist mit einem Wohn- und Mühlengebäude nebst Keller, Backofen, Milchgewülbe und Knochenstampsmühle, zwei gewölbten Ställen nebst Getreide- bez. Heuboden, einer Scheune nebst Schweine- ställcn, Kohlenschuppen, Tanbenschlag, Feld, Wiese und Eichenwald versehen. 31 Hektar, 45,4 Ar groß, mit 877,22 Steuereinheiten be legt, aus 22 200 ./i einschließlich de» Mühlzeug- bei der Brandcaffe versichert, vollständig hypothekenfrei, mit 65 » 16 ^ jährlichen Landrenten behaftet und ortsgerichtlich auf 61140 >4 taxirt. Die Versteigerungsbedingungen werden im Berkausstermln be- könnt gegeben werden und sind vorher an hiesiger Aintsstclle de- Unterzeichneten Gerichts einjusehen. Grimma, 16. October 1890. König!. Amtsgericht. Forkel. Bekanntmachung, -ea diesjährigen Christmarkt betreffen-. Wegen des am 17. December I8NV beginnenden Christmarktes, auf welchem feilzubieten nur hiesigen Gemeindemitglieder« gestattet ist, verordnen wir hier mit Folgendes: 1) Diejenigen, welche Stände auf dem Christmarkte zu erhalten wünschen, haben sich bis Sonnabend, den 22. November dieses Jahre- bei unserem Markt inspector (Naschmarkt t III Stockwerk) zu melden. Später eingehende Anmeldungen müssen unberücksichtigt bleiben. Für die Zuweisung eine» Standes und die Ausfertigung des Scheine- bierüder sind 25 Pfennige zu entrichten. Wird diese Gebühr nicht sofort entrichtet, so wird über den Stand anderweit verfügt. 2) Wer einen ibm zugewiesenen Stand nicht spätestens am 18. December besetzt hat, ist desselben verlustig, bat auch zu gewärtigen, daß ihm für spätere Christmärkte Stände nicht wieder überwiesen werden, sobald er nicht einen genügenden Behinderungsgrund nachweist. 3) Der kiesige Wochen markt wirdzuletzt DienStag, den tt. December d. IS. auf dem Marktplatze, von da an aber auf dem Fleischerplatze abgehaltcn, auch wird während der Markttage vom gedachten Tage an den kiesigen Verkäufern von Töpfer- und Steingutwaaren die Benutzung de- Töpferplatzes gestattet. 4) An den in den Christmarkt fallenden 3 Wochrnmarkttagen, also am 18., 20. und 22. December. ebenso am Mittwoch, den 24. December, an welchem Markt zu halten, ausnahms weise hiermit gestattet wird, ist die Dauer de- Marktes an eine bestimmte Schlußzeit nicht gebunden 5) Der Aufbau der Buden auf dem Christmärkte ist am 12. und 13. Decembcr gestattet, wogegen da- AuSpacken der Maaren nicht vor Mittags 12 Uhr de- 16. December beginnen darf. Der Verkauf der Waaren findet bis zum 24. Decembcr 12 Uhr Mitternacht» statt, doch ist am 21. December, dem in den Christmarkt fallenden vierten Adventssonntage, der öffentliche Handel in Läden, auf Straßen und Plätzen erst nach beendigtem VormittagSzcttrSdienste, d. i. nach 10>/, Uhr vormittags gestattet. 6) Tie Inhaber von Christmarktständen dürfen nur ihre Angehörigen und solche Personen al- Verkäufer »rrtvenden, »eiche ständig in ihren Diensten oder hier wobnbafr find, und e» werden alle Stände sofort eingczogrn, an denen auSwärt- wohnhafte selbst ständige Personen, welche nicht hiesige Gemeindemitglicdcr sind, als Verkäufer betroffen werden. 7) Sämmtliche Buden und Stands s°v»^ °°f^m ^-ustu-platze ,um S..lh°ltt^ von b^ ^ December b.S LuaustuSplatz- zum Feilhalten °°n December Platze sind von den Inhabern nocy am - Mitternacht« 12 Uhr zu raumen. ^ ^ Ckrist- 8) ES bleibt auch diesmal Mat ", me ^ ^ ^ und markt benutzten Buden kaben aber di- Miethcr 27. December .st-h-n zu lassen ES haben a ^ sotvoül, klB die Äerlriher darin befindlichen sämmtliche Buden ^ Mappen zuacbolzt, Waaren s°f°N gu« ^ ^ ^"g^Sämmtliche Cbristmarktbuden, soweit di-selb-n m-ht ebMma'Nbut,» ,ft "7> 11) Ter Verkauf von Christbaumen >mrd vom . GeWstrafe biS zu 1t« Mark oder entsprechender Hast- strafe geahndet werden. Leipzig, am 27. October 1890. * b' Der Rath der Stadt «-tptig- H gg2S. Or. Georgi. Leistncr. ZUM achtzigsten Geburtslage -es Beichs- aerichtsprästdenten Br. Eduard von Simlon. ^ ^ ^ «-»druck »erddik». * 1810 und 1890! Welch ein Gegensatz, welche« bedeut- same, unvergleichliche Stück deutscher Geschichte liegt rn diesen Jahreszahlen ausgeprägt! Wir Wenige leben noch, welche den Anfang dieser Epoche geschaut haben! Und von b'eicn Wenigen hat kaum Einer — etwa mit Ausnahme de« ehr- würdigen neunzigjährigen deutschen Generalfeldmarschalls, welchen Alldeutschland am 26. October d. I. st>erte so hervorragenden Antheil genommen an der Entwickelung, Förderung und Befestigung der deutschen Einheit und deS Deutschen Reiche», als der edle, theure Mann, welcher heute als Präsident des deutschen ReichSgericklS seinen achtzigsten GebnrtStag feiert. Or. Eduard von Simson! Als Eduard Simson am 10. November 1810 zu KomgS- berg in Preußen geboren wurde, fristete Preußen da- Schatten dasein einer deutschen Großmacht unter dem schonungslosen Drucke deS französischen Eroberer». Alle Festungen waren in FeindrSband; nur 42 000 Mann Trupvcn durfte Preußen kalten; Minister von Stein war zwei Jahre zuvor dem Zorn Napoleon'S geopfert worden; der Tugendbund war aufgelöst; Oesterreich batte man i» dem beldenmiitbiAcn Kampf von 1809 verblute» lassen müssen, ohne ihm beizuspiiiigeil; das ganze Land war auögcsogeu bi» zum letzten Blutstropfen, bis rum letzten Groschen; eine ungeheure Schuldenlast, in Folge der schamlosen Erpressungen Frankreichs, mußte allen Lebenden, ja noch einer fernen Zukunft ausgebürdet werden; erst wenige Monate vor der Geburt unseres Gefeierten, am 6. Juni 18l0, war Hardenberg zum Minister ernannt worden und hatte im Geiste Stcin'S das Ruder de» von den Franzosen geknechteten Staate» übernommen, um Mit Heimlichkeit und Trug, Bom Feind belauert, langsam etnzuleiten Den Riesenkanipf für Deutschlands Herstellung. In Eduard Simson'» erste KindheitStagc fällt dann dir ruhmreiche Erhebung Deutschland-, an welcher Königsberg, seine Vaterstadt, so hervorragenden Antheil hatte. Simson S Vater mochte zu jenen cdcln Vorstehern der Königsbcrgcr Kaufmannschaft gehören, welche im Februar 1813 dem Manne von Taurogzen, dem eisernen Hork — in der Zeit der schwersten Notb, der allgemeinsten Armuth —, au- rigrncn Mitteln fünsmalhunderttausrnd Tbaler darbrachten, um mit dieser Summe die ersten freiwilligen preußischen Truppen gegen den Welteroberrr unter Waffen zu stelle»! Aber so jung das Kind auch war, welches so Großes erlebte und auS dem Munde der Eltern vernahm, welcher unsäglich trauervollen Zeit durch die heldenmiithige Er hebung Preußens und Deutschlands ein Ziel gesetzt ward: unverloren für Eduard Simson » ganze« spätere» Leben war doch der tiefe Eindruck sowohl de« Jammer», als des Rubine« seine« preußischen und deutschen Vaterlandes, welcher seine ersten Lebenslage begleitete. DeS Vaterlandes Herrlichkeit ward zum Leitstern seine« StrebenS und Ringen« allezeit! Eduard Simson war ein frühreife« Kind, ein Schüler welcher zu den größten Hoffnungen berechtigte. In den be haglichen Verhältnissen de« Vaterhauses, unter der Fürsorge und ,n der aeselligen Häuslichkeit seinacbildeter Eltern, wuchs er heran. Kaum sechzehn Jahre alt. ichied er an der Spitze der Abiturienten vom KönigSberger Gymnasium mit einer vollendeten griechischen Ansprache an den großen feierlichen Kreis der Hörer. Unter diesen befand sich der edle Mann welcher fortan auf der Universität den jungen Studenten der Rechte Simson am meisten an sich fesseln sollte: Eduard A brecht damals selbst erst 25 ^ahre alt. aber als Ver- fastcr der heute noch als klassisch anerkannten Schrift „Die °rdt"llichcr Professor de« deutsche,, drwa,recht« zu Königsberg. Be.de Männer sind sich ,n den folgenden Jahren und dann wieder 22 Jahre spater .m Frankfurter Parlament nahe getreten, vielleicht der Grundverschiedenheit ihrer beiten Naturen und Charaktere. Jedenfalls fand de« jungen Simse» weiche Empfindung und feurige Begeisterung an Klbrcchl's scheinbar berbcrSprotigkcit, eigenlhümlich schneidenderGedankcnschärse und Kritik*) den besten Lehrmeister. Die Neigung zu cle- ganten, Nachdenken" war Beiden gemeinsam, jökit 'rührenden Motten haben Beide dem Verfasser dieser Keile» ?iner ° d!"'gegenseitig danken. Alb recht' Er der berühmten Golttnger Sieben, der nächste Freund' Dahlmann », ,st unserer Stadt Leipzig ja auch unvergessen rech? Zweien.' -rst. Lieb, sei - da. Wechsel- Tenn hier hat er von seiner Vertreibung au« Güttingen (1837) an bis kurz vor seinem (1876 erfolgteni Tode in rühmlichster Weise al« Professor gewirkt — und sein bedeutende« Ver mögen hat der Kinderlose in feinsinnigster Stiftung unserer Universität hinterlassen. Nachdem Eduard Simson drei Jahre an der Universität der Vaterstadt studirt hatte, erwarb er schon mit achtzehn Iabren den Titel eine» DoctorS beider Rechte. Nun suchte er die berühmtesten Professoren de« damaligen Preußens aus: Savigny in Berlin und Nicbubr in Bonn. An Beide war er gut empfohlen. Beide nahmen ihn freundlich auf. Zu Niebuhr aber, dem tapferen Gelehrten, der noch im Aller von 37 Jahren die Freiheitskriege mitgekämpft und dann mit Ernst Moritz Arndt der bereinbrcchendcn Reaction mutbig getrotzt batte, zu dem Begrünter der neuen deutschen Gc jchicklSwisscnschast, trat Simson durch ein merkwürdige» Er- cigniß in besonder« herzliche Beziehungen, fast in Sohncs- recble. In dem sehr kalten Winter von 1829/30 nämlich, da Simson in Bonn studirte, brach in Niebubr'S Hau» ein ver hcereiides Feuer auS. Der greise Gelehrte konnte sich eben retten, wie er ging und stand; im dünnen Gewände wurde er, uni seine Manuskripte jammernd (welche gerettet wurde» ', treppab geführt. Der Feuerlärm und Feuerschein Halle auch Eduard Simson an die Brandstätte geführt und mit innigste», Mitleid gewahrte er den vor Kälte und GemüthS- bcwegung zitternden verehrte» Lehrer. Unerkannt in der allgemeinen Verwirrung, warf Simson dem Unglücklichen den eigenen warmen Mantel um und verschwand dann in der Dunkelheit. Er sab nur noch, daß das benachbarte gastliche Ha»S Belbmami-Hollweg, mir dessen Sohn Simson befreundet war, sich Niebuhr öffnete. Niebuhr forderte bald darauf in der Zeitung den „völlig unbekannten edeln Mann", welcher ibm in der Brantnackt den eigenen Mantel geliehen, aus, diese» zurUckzunebmcii und sich durch Benennung der in de» Taschen gefundenen Gegenstände als Eigenthümcr auSznweisen. Diese Gegenstände bestanden in einem seidenen, mit Eduard Simson'- AnfanaSbuchstal'cn gezeichneten Taschentuch? und — einem Pfund Kaffee. Denn Simson pflegte sich die Nacht stunden hindurch, da er arbeitete, den Schlaf mit starkem selbstbereitelem Kaffee za verscheuchen. Aber Simson meldete sich auf Niebuhr'S Anzeige nicht, und erst auf einem Früh lingSspazieraange de« JahreS 1830 an der Seite de» jungen Bethmann-Hollweg ward er als der unbekannte Wohlthätcr entlarvt durch einen ZwillinaSbruder jenes mit E. S. ge zeichneten seidenen Taschentuches; sofort ward er auch dem Meister verrathcn und von diesem fortan w'e der eigene Sohl, gehalten. Mit den wichtigsten Empfehlungen Niebuhr'S versehen, begab sich Simson nach der Iulirevolution de» JahreS 1830 nach Pari» an die Sorbonne (tlcolv äon äroit«), und hier ward er erfreut und gefördert durch Niebuhr'S fleißige Briefe. Mit 2l Jahren (1831) finde» wir Simson als Privat docenlen an der heimathlichcn Universität Königsberg, zwei Zabrc später als außerordentlichen Professor daselbst; mit 24 Jahren ist er bereits Mitglied deS Tribunals der Provinz Preuße». Seine eigentliche Absicht war vorwiegend, akade mischer Lehrer zu werde». Diesem Berufe ist er auch trotz der häufigen Unterbrechungen, welche seine politischen Pflichten seiner akademischen Lehrlyäligkcit bereiteten, treu geblieben, bis er 1860 als Bicepräsidcnt an das AppellationSgericht nach Frankfurt a/O. versetzt wurde. Vom Präsidcnlcnstuhl dieses Gerichtshofes wurde er 1879 auf den höheren dcö deutschen RcickSgcrichtS berufen. Auch unter den günstigeren Verhältnissen früherer Jahr zehnte erregte diese rasche glänzende Laufbahn Simson'S die Bewunderung der Zeitgenossen. Aber »och glänzender und bedeutsamer war die Rolle, welche der so koch und vielseitig Begabte in den öffentlichen Angelegenheiten seine- Staates und Volke» spielen sollte. Er begann dieselbe 1842 bescheiden als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung seiner Vater stadt — aber freilich war dieser Posten in jenen Jahren schon eine hohe Warte, auf welche ganz Deutschland blickte. Denn nächst Berlin und BreSlan war Königsberg damals die politisch regsamste Stadt Deutschlands. Von hier ans ließ Johann Iacoby seine „Vier Fragen eines Ostpreußen" ergehen, während Heinrich Simon in BreSlau sein „Aiinehmcn oder Ablehnen" schrieb. Königsberg sandte Eduard Simson im Frühjahr 1818 als Abgeordneten zum Frankfurter Parlament. Hier ward er sofort »ach der Coiistituirung der Nationalversammlung zum „Secretair" (Schriftführer), also zum Mitglied des Vorstandes de« Hause» ernannt. Am 2. October ward er Vicepräsitcnt, seil >9. Decembcr >848 bis zu seinem Aus tritt au» der Versammlung (Ende Mai 1849, zugleich mit de» meisten Mitgliedern der Erbkaiscrpartei) Präsident des Parlamente». Sein wunderbare» Talent, die Verhandlungen inmitten der stürmischsten Debatten mit sicherer Ruke und Würde, großer Gewandtheit und scharfer unbeugsamer Gerechtigkeit zu leiten, fand damals zuerst in ganz Dcutsch laud bei Freund und Feind bewundernde Anerkennung. Kein Wunder, daß ihn das Frankfurter Parlament zu den schwie rigsten Sendungen nach Berlin verwendete. So bot erden» auch an der Spitze der »rosten Kaiserdeputation seinem König in Berlin am 3. April 1849 die deutsche Kaiser krone an. Nach deren Ablehnung niußte die deutsche Partei in Frank furt ihr Spiel verloren gebe», zumal da Oesterreichs eifer süchtige dynastische Politik durch die Niederwerfung der inneren Empörungen inzwischen wieder mächtig erstarkt war und der tolle Radikalismus in Baden, Sachsen und der Pfalz die Revolution entfesselte. In tiefstem seelischen und schwerem körperlichen Leid trat Eduard Simson von der großen Bühne in Frankfurt ab. Sein unerschütterliche« Pflichtgefühl und sein unbeugsamer Idealismus hielten ihn aber treu und unverzagt bei der nationalen Fahne auch in Deutschlands trübsten Tage». Noch >819 ließ er sich ins prcnßischc Abgeordnetenhaus, 1>.'s> in das Erfurter Parlament wählen, auf welches die besten Männer Deutschland- damals die letzten Hoffnungen einer deutschen Verfassung setzte», und auch diese» Parlament er nannte Simson zu feinem Präsidenten. In Erfurt trat Simson zum ersten Male in persönliche und amtliche Berührung mit kein gewaltigsten Manne unsere» Zeitalter», mit Bismarck Als schlichter Dcichhauplmann von Lchönhausen, als Wortführer der preußischen Junker war Bismarck nach Erfurt culicndct worden Er war damals rin glühender Verfechter der österreichischen Ansprüche und Politik, -an Erfurt ward er zum Schriftführer gewählt, und unter
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