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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-21
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.11.1890
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Grsch srut eint tLglich üh SV, Uhr. itetilction und LrerdUi«» Johanne-gass« 8. LPrrchkondru drr Ur-action. Vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—ö Uhr. I»r N> M<--»>ert»t« »chl gch tu XZtEiL» »ich« »«r»»»l>ch. Annahme »er für »ie »S»stkal,en»e Nummer »efttmmten Iujerate a» Wochentagen bi» L Uhr Nachmittag-, au So»»- und Festtagen früh dis,8 Uhr. In den Filialen snr Ins.-^nnaßme: Ott» Klemm« Vorttm. (Alfred Hahn>. UntversitSt-stt-ß« 1, Laut» Lösche, Kathartarnstt. 14 part. und Köuia-platz?, nur bi- Uhr. LMM TaMalt Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. AbonnementSprei- vicrteljLhrljch 4'/, Mk. tncl. Bringerlohn 5 Mk, durch dl« Dost bezog«» 6 vtk. Jede einzeln» vtumm« 80 Pf. Belegereanplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen llu Tageblatt-Format gesalzti «hne Poslbesürdrrung 80 Mk. mit Postbesörderung 70 Mt. Inserate 6qespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Prei-oerzeichniß. Tabellarischer». Ziffernsay nach höhen» Tarist Neclamen unter dem Redaktion-strich die -qespalt. Zeile 50 Pf., vor den Familien na cd richte» die 6gespaitene Zeile 40 Pf. Inserat« sind stets an die («rpevition z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumrenmlo oder durch Post- Nachnahme. ^ 325. Freitag den 21. November 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der dir-jähriac Ehrtstmar-t im Stadtbezirke Leipzig- BolkinarSdorf findet in der Zeit vom 21. bi- mit 24. Dccember statt. Etwaige Anfragen nnd Gesuche sind an unseren Markt- inspector Rcntsch, Naschmarkt 1, 3 Treppen, zu richten. Leipzig, den 17. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 9109. vr. Georgi. Leistner. Bekanntmachung. Da« von Frau Anralle Friederike verw. FalSe aeb Landgraff gestiftete Sttpendiunr für einen dem Königreich Sachsen anachörenden Studirendrn der Rechte aus der hiesigen Universität soll von Michaeli- d. I. an auf die Dauer von drei Jahren vergeben werden, und zwar zu nächst an einen Verwandten des Kaufmann» bhrtstian Gottfried Landgraff in Hohenstein und erst in Er mangelung eine- solchen an einen anderen auf hiesiger Uni versität die Rechte Studirendrn. Bewerber um diese- Stipendium fordern wir auf, sich bezw. bei Verlust ihre- Anspruch« bis zum IS. Derember d. I. unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse und Nachweise schriftlich bei uns zu melden. * Leipzig, am 12. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. G eor gi.Lmdner. la 7923. Bekanntmachung. Wir haben wahrzunehmen gehabt, daß unserer Bekannt machung vom 31. März d. I«. (vergl. Nr. 104 dS. Bl.), nach welcher alle Grundstücksbesitzer der am I. Januar d. I». in den Stadtverband ausgcnommeoen Bororte in Gemäßheit de« bestehenden Regulativ- vom 15. August 1885 über die Ausübung de- Schornsteinfegerge»erbe» auf gefordert wurden, alsbald und spatesten- bis 30. September d. I«. mit einem der als BezirkSschornsteiufeger zugelassenen Cchornsteinfegermrister wegen Ausführung der Schornstein- Reinigung in ihren bezügl. Grundstücken Verträge ab- zuschließen, noch nicht allenthalben entsprochen worden ist. ES ergeht daher an die betr. Grundstücksbesitzer btt- deren Vertreter hiermit die atkderwrite Aufforderung, nunmehr ungesäumt und spätesten» bi» zum RS. Dezember d. IS. einem der zugelassenen und in der ersterwähnten Bekannt machung aufgeführten Schornsteinfegermeister di« Schorn stein-Reinigung zu übertragen und mit demselben den geforderten Vertrag abzuschlicßen. Im Unterlassungsfälle sind die im ß 11 des Regulativ- vom 18. August 1885 angedrohten Strafen zu gewärtigen. Leipzig, am 14. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Va 5725. vr. Georgi. Bekanntmachung. Die in unserer Ausschreibung vom 12. d. M. festgesetzte Frist für die Einreichung von Angeboten auf Lieferung der Schmiedeeisenarbeiten, I Loo« der Standeinrichtungen für grüne Maaren in der Markthalle, wird hiermit von den» LS. auf den SV. d. M. ver längert. Leipzig, am 18. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Xck I». 8181. vr. Georgi. Lindner. Bekanntmachung. Die Erd- und Maurer-, sowie die Zimmer arbette» zum Neubau einer zweiten Turnhalle der 8. Be- zirk-schule sollen in öffentlicher Ausschreibung vergeben werden. Kostenanschlagsformulare, Bedingungen und Zeichnungen sind bei unserer Hochbau-Verwaltung, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, einzuseben; gegen Erlegung von 0,75 werden dort auch Kostenanschlags-Formulare abgegeben. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Maurer- bez. Zimmer-Arbeiten »um Neubau einer zweiten Turnhalle an der 8. BezirkSschule" versehen ebendaselbst bis zum 30. November er. Nachmittag- 5 Ubr einzureichen Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 18. November 1890. - 6318 Der Rath der Stadt Leipzig. 1513 vr. Georgi.Rüling. Gesucht ' wird die ledige am 14. September 1863 hier geborene Marie Emilie Schäfer, welche zur Fürsorge für ibr in öffentlicher Waisrnpflege befindliches Kind Franz Friedrich anzuhalten ist. Leipzig, den 17 November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) ä. R. IV». 2114/90. Heutschel. Hr. Die Ursachen der Ärmlich. In einer socialdemokratischen Versammlung, welche am 18. November im Wedding-Park, einem Berliner Local, statt fand, sprach der Schuhmacher BaginSkv über die Ursachen der Armuth. Da- ist allerdings eine Frage, deren Lösung heute, wo der Kampf der Besitzlosen gegen die Besitzenden entbrannt ist, von der höchsten Bedeutung wäre. Wer die Ursachen der Aruiuth mit voller Sicherheit be zeichnen konnte, der hätte damit auch die Heilung de« größten socialen Uebel» möglich gemacht, denn nur Der vermag eine Krankheit wirksam zu bekämpfen» der ihre Ursachen kennt, die Auffindung de- Heilmittel- ist die geringere Schwierigkeit. Wir waren deshalb mit Recht auf den Inhalt der Auseinandersetzung de« Schuhmacher« BaginSky gespannt, und wir würden ihm mit Freuden und auü vollster Ueberzeugung die Bezeichnung al« Wohl- tbätcr der Menschheit zurrkannt haben, wenn er sich der von ihm selbst gestellte» Ausgabe gewachsen gezeigt hätte. Wa« aber über den Inhalt seiner Red« berichtet wird, hat un vollständig enttäuscht. Bagin-ky vermochte nicht» Andere« vorzubringen, al- daß der zu niedrige Lohn de- Arbeiter« die einzige Quelle der Armuth sei. Richtig bemerkte er, daß der Einzelne dem gegenüber macht!»« sr», er zog aber nun nicht etwa den Schluß daraus, daß Lohnerhöhungen mit vereinten Kräften anzustreben seien, sondern daß allein der socialdemokratische Staat Hilfe zu bringtp vermöchte. ES werde der Tag kommen, an welchem die rothe Fahne überall wehe, dann werde ein Zustand kommen, in welchem e- Freiheit und Brod für Alle zebe. Ter Redner bedauerte, daß nicht Gegner in der Ver- ammlung anwesend seien, um ibn zu widerlegen, und wir können diese- Bedauern nur thcilen, denn da wäre eine tüchtige Kraft Wohl am Platze gewesen, welche die Unfähig keit de- Redner«, eine Frage von so großer Tragweite zu beantworten, klar erwiesen und zum Bewußtsein der Zubörer ebracht hätte. An der Versammlung nahmen viele ältere Frauen Theil, welche Wohl gehofft haben mögen, eine sie beruhigende Erklärung für die Noth de- Leben« zu erhalten, au- der sie Trost schöpfen konnten für die Fortsetzung de« Kampfe« gegen die Entbehrungen, zu welchen sic durch die Verhältnisse genöthigt sind. Zunächst ist die Frage nach den Ursachen der Armuth, wenn sie denn koch einmal zum Gegenstände der öffentlichen Erörterung gemacht werden soll, einzuschränken auf die Ursachen der unverschuldeten Armuth und ferner auf diejenige Armuth, von welcher große Kreise erfaßt sind. Der Redner hat da« wobl auch gemeint, aber er hat e- nicht gesagt, denn sonst würde er nicht Rothschild und Bleichröder als die Haupt vertreter des Rcichthum« genannt haben, deren Vermözm in ungeheurem Umfange wächst. Dem gegenüber verweisen wir auf die Zahlungseinstellung der großen Weltfirma Baring Brothers in London und auf die Verarmung von Carstenn- Lichterselde. Auch die reichsten Handlung-Häuser und Grund besitzer sind dem Bankerott verfallen, sobald sie sich in gefähr liche Speculationen einlaffen, und der Verlust von Millionen ist für Den, welcher ihn erleidet, weit schwerer zu ertragen, al- für den Dürftigen die Entbehrung von Genüssen, die er nicht kennt. Was aber Herrn BaginSkh vor allen Dingen entgegrn- zuhalten ist, besteht in der Thatsache, daß ein Massenbund der Arbeiter nur theilweise vorhanden ist, und daß diese« Elend verschwinden würde, wenn Die, welche ihm verfall« find, die Willrn-kraft besaßen, sich anderen lohnenderen Er- wrrb-zweigen zuzuwendeu, wie die Weber, wrlchemnhMmmert um die verändert« Produktionsweise an der hergebrachte» Handarbeit festhalten. Daß e« solch« Wunde Puncte in Kreisen, welche den «»iehllchen HandarbeltS-Unterricht An- ührru wolle», durch Gewährung von Staatsmitteln sörderUch zu ein. Dies« erfreuliche Stellungnahme wird jene Bestrebungen wesentlich sördern. «on dem erstgenannten Referenten war gleich- Mia der Antrag gffssllt.M Muttchen «Mn für ^-bM-cu.d- zurückweisen. Ebenso ist unter den weiblichen Handarbeitern ein der Abhilfe bedürfender Nothstand vorhanden, dessen Beseitigung noch nicht mit der erforderlichen Tbatkraft in Angriff ge nommen ist, weil eS noch an der Vorbedingung festen Zu sammenhalten« der Nothleidenden fehlt. Aber auch da ist schon ein Anfang erkennbar, welcher Ergebnisse verheißt, und eS feblt auch nicht an Menschenfreunden, welche die Sache in die Hand nehmen, wenn der einmüthige Wille kundgegeben ist, mit allen gesetzlichen Mitteln eine Acndcrung der Lage herbeizuführcn. Diesen wahrhaft hilfsbedürftigen Arbeiter kategorien zeigt Herr DaginSky die rothe Fahne al- den Talisman, welcher allen ihren Leiden ein Ende bereiten wird, unter der Herrschaft dieser Fahne werde die Morgenröthe der Freiheit und der menschenwürdigen Lebensführung an brechen. Die Armuth, von welcher Herr BaginSky sprach und deren Ursachen er darzulegrn unternommen hatte, besteht in Wahrheit nicht, denn der Arbeiter ist heute der Mehrzahl nach weit besser gestellt als vor Erfindung der Dampfkraft, sein Verdienst setzt ihn in den Stand, rin Leben zu führen, mit dem sich noch vor dreißig Jabren der Mittelstand be gnügte und sich dabei leidlich wohl fühlte. Nicht nur der Nationalwohlstand hat zuaenommen, sondern auch die Wobl- sahrt aller die Nation bildenden Bolk-classrn, nur haben mit dieser Wohlfahrt zugleich die Ansprüche vieler Arbeiter eine Höhe erreicht, daß sic schwer oder überhaupt nicht zu befriedigen sind. Der fleißige und genügsanie Arbeiter befindet sich heute in einer ganz erträglichen Lage, oft in einer besseren al- viele kleine und mittlere Beamte, die bei kärglicher Besoldung eine große Familie ernähren müssen. Die socialpolitischcn Gesetze, welche Herr BaginSky für ganz nutzlo« erklärt, schützen den Arbeiter gegen die Folge von Krankheit, Unfällen und Arbeitsunfähigkeit, und wenn die gewährte Beihilfe auch nicht dem Bedllrfniß vollständig ge nügt, so ist sie doch eine sehr willkommene und wcrllwolle Unterstützung sür Diejenigen, welche Maß zu halten wissen. Die Armutb, welche Herr BaginSkh meint, ist freilich nicht zu beseitigen, sie wird bestehen, so lange die Welt sich bewegt, denn e« wird niemals die Zeit komme», in welcher alle Menschen im Ueberfluß leben können. In Berlin gicbt e« eine sehr zahlreiche Arbeiterbevölkerung,welche sich allem Anschein nach recht Wohl befindet, mag auch ein Bruchtbeil mit der Noth des Lebens zu kämpfen haben. Da- ist aber kein Zustand, der sich als Armutb in dem Sinne darstcllt, wie ihn der Sprachgebrauch versteht, sondern in der Lage, welche den Kampf um- Dasein nothig macht, befindet sich der größere Tbeil der Menschen. Die Socialdemokratie verheißt den Nothleidenden, daß sie im socialistischen Staate aller Sorgen um die Existenz enthoben sein werden; diese« Ver sprechen kann aber niemals eingelöst werden, weil einfach die Mittel dazu fehlen. Ein Mitglied der Versammlung machte den Einwurf, daß alle Reformen nicht» nützten, so lange c« noch Geld gebe. Der Mann hat den Nagel auf den Kop getroffen. So lange e« noch einen Au-tausch von Werthen giebt, werden auch Vermögen-Unterschiede bestehen. * Leipzig, 21. November. * Am Mittwoch traten, wie au- Berlin gemeldet wird die vereinigten Ausschüsse de-BundeSralh» für da-Land beer und die Festungen, für da« Seewesen und für Rech nung-wrsen zu einer Sitzung zusammen. * Au- Berlin wird un- geschrieben: Ta« Lande--Oe kon omie-Lollegium bat in seiner letzten Sitzung ans Antrag de« LovdeSdirrctor« SartortuS-Wie«. baden und de» Professor« Moerker-Halle dem Minister für Landwirthschaft «inpfohlen, denjenigen ländlichen Gemeinden und zeitig der Antrag gestellt, den Deutschen Berkin fü, ,, ordert zu ersuchen, mitzuwirken, daß ein methodischer Unterricht im Gartenbau und Obstbau aus dem Lande Mellt werde. Wie- wohl dieser Antrag nicht zum Beschluß erhoben ist, wird der Verein, wie wir HSren, dieser dankenSwerthen Anregung dennoch voraus- ichtlich Folge geben. In der Debatte de« LandeS-Oekonomte- Collegium- wurde aber von einer Seite der Einwand erhoben, daß die ländliche Jugend einer derartigen körperlichen Beschästigung nicht bedürfe. « würde, wie wir glauben, tzur Klöruna be'tta-l'n, wenn wir daraus Hinweisen, wa« der Abgeordnete v. Schenckendorss tn seiner vor Kurzem im Buchhandel erschienenen Brvchure „Der Arbeit«.Untmicht auf dem Lande" über diesen voraussichtlich zu erwartende» Sinwand sagt. Stach der Besprechung einiger anderer Einwänd« ' Knaben ^ J»grnd"a«f'k«n'''Lande' reichliche Nahrung erhält. S- waltet aber zwischen dieser und der beim ArbeitS-Unterricht gepflegten Arbeit doch «tn wesentlicher Unterschied vor: während dort vorwiegend mechanisch« Arbeit geleistet wird und die Kräfte sowohl durch die Dauer al- durch die Art der Arbeit oft übermäßig angeurengt werden, kommt bet der Beschäftigung im Arbeit--Unterricht mehr di« anziehend«, bildende, befriedigend« Seite der Arbeit zur Geltung, eS wird die Kraft ollmälig und methodisch ent- wickelt. Ein Vergleich mit den im Eingang dieser Schnst dar- gelegte» Zielen de- «rbeit-.UnterrichtS. die über den Nutzen einer einfachen körperliche» Beschästigung weit hinausstreben, wird die en Unterschied zweifeilo« noch schärfer hcrvortreten lassen. Unter diesen Zielen "tritt" der Sinn für Betriebsamkeit besonder« hervor. Di« ihm z» Grund« liegende Neigung zur Beschäftigung wird aber icherrr durch deu methodischen ArbeitS-Unterricht, al- durch eine ärbett erzielt, di« durch die heutigen ländlichen Verhältnisse sicher zeboten und oft gar nicht zu entbehren ist, die aber in ihrer Wirkung eicht da» Grgentheil von Neigung hervorruft. E« sind da« hier eben zwet getrennte Arbeitsgebiete, di« einen Vergleich nicht zuiasfeu, die sich also auch gegeufeittg nicht ersetzen können." * Der Landtag beider Großherzogthümer Meck lenburg ist am Mittwoch Nachmittag eröffnet worden. — Die Großfürstin Katharine von Rußland ist in Schloß Remplin eivgetroffen eldung au-München schließt sich außer * Da» Münchener Gemcindewahlen, die in den »tsten Decemih-rtagan (etwa am 4. oder 5.) stattfinde» sollen, kommt insofern eine gewisse Bedeutung zu, al« sic, wie man allgemein annimmt, an Stelle der ictzigen ultramontancn Mehrheit eine liberale setzen werden. Der von den Ultra montanen gemachte Vorschlag, gemeinsam gegen die Social drmokraten cinzustehrn, ist von den Liberalen zurückgcwiesen worden, weil sie für sick allein des Sieges sicher zu sein glauben. Leider hat jetzt die Feststellung der Wahlbezirke '.u einem scharfen Aufeinanderplatzcu der Liberalen und Klerikalen Anlaß gegeben. Im Puncte der WahlbczirkScin- thcilung ist nämlich da« Gemcindecollcgium mit seiner jetzigen ultramontancn Mehrheit so gut wie souvcrain. Und da durch Ministcrialcntschliessung am 20. November die Ein verleibung der Vorstadt Schwabing in München erfolgt, so konnte die alte WahlbezirkSciiitbeilung allerdings nicht un verändert beibehalten werben. Nun haben aber die Ultra- montanen, indem sie Wahlbezirke von l18l und solche von 596 Bürgern bildeten (inSgcsammt haben in 20 Wahlbezirke» 15 222 Bürger zu wählen), eine WahlkrciSgeometrie von der allcrschlimmsten Art getrieben. Und diese Euitöcilung ist nun mehr mit 3l klerikalen Stimmen gegen 20 liberale im Gemeindccollegium angenommen worden. » * Die inderserbischenSkupschtina verlesene Thron rede weist auf die günstigen Ergebnisse der neuen Heere« Organisation und auf die gebesserte Finanzlage bin Die Beziehungen Serbien- zu allen Staaten seien befriedigend und freundschaftlich. Vielfache Beweise freundschaftlichen Wohlwollens bestärkten die Regierung in der Ueberzeugung, daß der nationalen Politik Serbiens auf der eingeschlagenen Baku der Mäßigung im selbstständigen Vorgehen da- Vertrauen der europäischen Mächte gesichert ist. Hierauf berührt die Thronrede da- handelspolitische Vcrbältniß zu Oesterreich-Ungarn und die von dem ungarischen Cabinete erfolgte Einladung zur Er öffnung der Arbeiten am eisernen Thore. Die Regierung habe getrachtet, die meuchlerische Ermordung de« Viceconsulö von Pristina in guten, Einvernehmen mit der Pforte auö- zutragcn, da sie auf möglichst gute Beziehungen zum vtto manische» Reiche großen Werth lege und die Erledigung der Angelegenheit in würdiger und befriedigender Weise boffe Die serbische Regierung habe eS bei ibren Beziehungen zu den Balkanstaaten niemals unterlassen, ihr Augenmerk daran zu richten, durch solidarische Uebereinstimmung eine gerechte, den Interessen aller Balkanvölker entsprechende Gestaltung der Verhältnisse zu erleichtern. * Die Studenten der Universität Coimbra haben eS für nötbig gehalten, wieder einmal zu beweisen, daß in den romanischen Ländern die jungen Leute immer noch die Weltverbesserer und großen Politiker spielen wollen, anstatt ihre Zeit zum Lernen zu benutzen. In einem an die republikanische Partei gerichteten Aufruf entwickeln sic die Behauptung, daß die BraganzaS und England Schuld hätten an allem Unglück, das Portugal betroffen. Die Sprache de- iMriftstucke« übersteigt die Grenzen de« Anstande- ganz erheblich. Englische Blätter sehen in ihm einen Beweis von der Undankbarkeit und dem heruntergekommenen Zustande der portugiesischen Jugend, die nicht wisse, daß sie bis zum heutigen Tag ihre Hcimath, ihr Dasein nur dem englischen Schutz und Capital verdanke, und durch ibr jetzige- Bor grhen der Universität nur Abbruch thun könne. AuS der Union Jack geboren zu sein, giebt e« noch einige andere Thatsachen, deren man sich erinnern muß, um die portu giefische Dankesschuld ganz zu würdigen. 1654 hat Eromwell eS schon fertig gebracht, einen Vertrag mir Johann IV. zu schließen, der da- kleine Land wirtbjchaftlich vollständig in britische Hände gab. 50 Jahre später bcstiiiimlc Eng land seinen treuen Bunde-gcnoffen zum Eingreifen in den spanischen Erbfolgekrirg, aber beim FriebenSschluß wurden die großen Versprechungen nicht erfüllt Dagegen setzte der de rüchtigtr Methwen-Vcrtrag von 1703 für die englische Ein uhr Vergünstigungen fest, welche die portugiesische Industrie u Grunde richtete. Wenn der eiserne Herzog in seinem kämpfe gegen die napoleonischcn Heere Portugal als Stütz- punct für feine Operationen benutzte, so geschah da« auck nicht au« reiner platonischer Freundschaft, sondern im eigensten Interesse. Und nach dem Sturze de« Kaiser- Napoleon batte Lord BereSford noch so lange die Zügel der Regierung in der Hand, bi- die Empörung de« Volke« über die fremden Schmarotzer zum blutige» Ausdruck kam. Die ptanmäßige Verdrängung der Portugiesen auS ibrcni Eolonialbesitz gekört der neuesten Zeit an. TaS sind allerdings Verpflichtungen zum Dank, wie sic rin britische« Herz nur wünschen kann, und die Portugiesen verdienen Tadel, daß sic sich noch nicht aus diese Höhe rer Bildung und Gesittung erhoben haben. * Vor einer Uebcrschätzung beS Wahlsiege- der nord- amerikanischen Demokraten warnt die „New-NorkerHandelS- Zeitung", indem sie schreibt: »In Bezug auf die Folge», welche der Ausfall der Eongrcßwahlcn aut unsere zukünftige nationale Gesetzgebung, sowie auf die Präsidenteuwabl in 1892 haben dürfte, sind natürlich schon die iiiaiinigsachstcn Meinungen verbreitet, darunter viele irrige. Unter den letz teren namentlich die, daß der 52. Eougrcß, weil da- Hau« desselben so überwiegend demokratisch, die seitens des gegenwärtigen erlassenen anstößigen Gesetze, wie z. B. den Zolltarif, widerrufen werde. So wüuschenSwcrlh ein ölche« Vorgehen sein würde, kann daran vorläufig nicht gedacht werken, und zwar aus dem einfache» Grunde, weil die Administration sowohl wie der Buiidcsseual bis zum I. März >893 in Händen der Republikaner sein werden. WaS den Einfluß des großen demokratischen Er- geS auf die in zwei Jahren staltfindcude National, rcsp. Präsidentenwahl anbctrifft, so läßt sich heute darüber noch nichts Bestimmtes sagen. Bei der Wahl wird, wie wir schon irüher erklärten, die Tarisangelcgcnkeit thatsachlich eine große liolle spielen und außerdem mögen dabei maßgebende Facrorcu mit in Rechnung kommen, die vorläufig noch unbekannte Größen sind. Jedenfalls wird sehr viel von dem Vcrkaltcn der demokratischen Mehrbeit im nächsten Repräsentanten - Hause dafür abhängcn, ob die Nationalwahlen in 1802 ebenso günstig sür die demokratische Partei auöfaUcn werden, wie eS diesmal der Fall gewesen. Die Demo kraten müssen viele Fehler vermeiden, die sic früher gemacht, um sich in der BolkSgunst befestigen und den Kamps mit ihren Gegnern siegreich bestehen zu können. Sie dürfe», was leider zu befürchten steht, durch den ungeahnten Erfolg nicht übermüthig werden und namentlich nicht vergessen, daß sie eS mit einen! Gegner zu thun haben, der weit besser dis- ciplinirt ist und über weit bedeutendere Mittel verfügt als sie, und den ferner die erlittene Niederlage zu ganz außer ordentlichen Leistungen ansporncn wird, um das soeben ver lorene Terrain wieder zu gewinnen. Im Verlause von zwei Jabren kann sich viel andern, und wer da glauben wollte, daß eS mit der republikanischen Partei in Folge der jüngst erlittenen Niederlage nun zu Ende sei, würde einen schweren Jrrlhum begehen, denn die Partei ist noch sehr lebenskräftig." Marine. I>. Wilhelmshaven, 19. November. Ter Lloßdampser „Kronprinz Friedrich Wilhelm" ist heute Vormittag, »ach einer raichc» und glückliche» Fallet mit den Ablojung- eommanbo« der Schisse der weslasrikanischen Slatio», Kreuzer .Habicht', .Nanviien- boot „Hhane", Hulk „Enklop" und Falirzeug „Nachligai", wohl behalten auf der hiesigen Rliede eingeirosse». Wie schon gemeldet, befand sich an Bord de« Schisse« die Leiche deS Commandaiiteii de« Kreuzer« „Habicht", welcher kurz nach erfolgter Ueberichissung an Bord des Lloiid am Malariasiebcr gestorben war. Der Tranoport- dampser, sowie sämmtliche im Hase» liegenden Schisse Hallen Halb stock geflaggt. Beim Einlaufen de« Llotst» in den Hase» batte sich zur Begrüßung der zurückgelebrte» Lssieiere und Mannschaften eine riesige Menschenmenge eingesundrn; an Bord ebenso wobl, wie a» Land kain nicht jene heitere und ausgelassene Stimmung znm Durchbruch, deren Zeuge man so oft bei ähnliche» Gelegen- heilen gewesen. Der Trauersalt liegt wie ein Alp aus alle» Gc- mülhern, um so mebr, al« Corvelien-Capiiain Burich ein so lebens froher, allgemein gekannter und beliebter Lssicier war. Die Leiche ist zur möglichsten Eonscrvirung in einer Holzkiste im Ballast de« Schisse« vergrabe» und wird heute noch nach der Leichenhalle de« Marinelazarclh« gebracht, woielbst die Einsargnng in einen Metall- sarg ersolat. Am Freitag Morgen findet die feierliche Aufbahrung de« Verschiedenen in der Leichcnballe. verbunden mit einer Dvdtcn- feier in Gegenwart der Gattin de« Verstorbenen und des Lsficiero- corpS der Nvrdseesiation statt. Die Gemahlin des Eapstain« Burich trifft morgen Abend hier ein, während der Bruder desselben schon anwesend ist, »m die Vorkehrungen zur Uebersührung der Leiche nach Berlin zu treffen. Zahlreiche Blumen- und Kranzspenden, prachtvolle Schleifen mit Widmungen lausen von alle» Seiten ein. Tie A»s- siatlung de« Leichenhausc« mit Palmen und Blattpflanzen aller Art ist deni hiesigen Kunstgäriner Haicmanii übertrage». Das traurige Ereigiiih erregt nicht allein i» Marinekreise», sondern auch i» der ganzen Eivilbcvüikcrung die vollste Dhciliiahme. Tie mit dem Llvhd «n die Heimath zurückgekebrien Schisssbesapuiigen wurde» im Lause des Nachmittags auSgejchifft und den einzelnen Marinecheiien wieder überwiesen. Zocialdemokratischts. * Di« Chemnitzer Socialdemokraten klagen über wachsende Theilnahmlosigkeit der Arbeiter. I» einer dieser Tage berufenen „großen öffentlichen Arbeiterversammlnng" waren von den 30i.«x) Arbeitern, welche in Chemnitz beschäftigt sind, so wenig erschienen, daß der Vorsitzende die Frage stellen mußte, ob man unter dielen Umständen tagen wolle. Er bezeichne!« den stauen Geschäftsgang al- die Ursache dieser Theilnahmlosigkeit. Die Versammlung war insoscrn sür die Arbeiter von besonderer Wichtigkeit, weil die Be deutung der Controlmarke, welche man auch sür Wirkwaarcn einzu führen beabsichtigt, zur Besprechung kommen sollte. L Zeitz, 19. November. Dem im vorigen Tecember von einer Frau Ihrer gegründeten Verein zurWabrung der Interessen für Frauen undMädchen hier mar keine allzu lange Dauer be- schieden. Er wurde im Juli ausgelöst, da er jocialLcmokralischen Tendenzen huldigte; seine Borstaiidsmitgiicdcr svier verbciraihele Frauen und eine ledige Weibspersonl wurden i» Anklagezustand versetzt und vom Schöffengericht wegen Ueberlrelung der Paragraphen 8 uno 16 de- Gesetze« voin II. Marz >850, die weibliche» Personen ein« Betheiligung an politischen Vereinigungen verbiete», z» je 30 Strafe verurtheilt. Sie legten Brruiung gegen da« Urlbeil ein, aber die Naumburgrr Ttrai'ammer in Bermungssachen bat das Unheil bei drei Frauen bestätigt, während die beide» anderen sreigesprochen wurden — Aus dem am Sonntag in Weißen sei« abgchallencn socialdcmokrattjchcn WahUreislaa wurde die Nachricht mit „Bedauern" ausgenommen, daß das Partei-Organ „Zeitzer Voiksbote" schlechte Geschätte mache; da« zweite Quartal de« Be stehens hat mit einem Deficit von 1800 ^ abgeschlossen. Nun
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