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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-30
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1890
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Lrdartisn und Lrprdtti,, IohanneSgasse 8. Sprechkunst,, drr Nedactiau: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. her skr tzte nSchftsol,entz« Nummer bestimmten Inserate a» «»chentagen Hi» L Uhr Nachmittag», an koun- uns Aefttagen früh dis '/,0 Uhr. 3n drn Filialen für 3»s.-A>,nähme: Ltt« Klemm» Korttm. (Alfred Hahn). UniversitätSstraße 1, Louis Lösche, KaHartuenstr. ,1 pari, und KönlgSplatz 7, nur bi» '/,3 lihr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. MborinementSprets vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mt, durch di» Post bezogen ü Mk. Jede einzelne Nummer N) Pf. Belegereinplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Taqeblatt-Forinat aefalzti ohne PostbesSrderung 60 Mk. Mit Postbesürdcrnng 70 Mk. Inserate 6qespaltene Petitzeile L0 M. Größere Schriften laut uni. Preisverzeichnis. Tabellarischer». Zifsernsah »ach höhermTartsi Reklamen rmter dem RedactionSstrich die «aelpalt. geile ÜO Pf., vor den Familien Nachrichten die Ügefpaltene geile 40 Pk- Inserate sind stet» an die tdxpedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung praeunmuranlio oder durch Posi- Nachnahme. Sonnabend dm 30. August 1890. 84. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 31. Anglist, Vormittags nur bis V-O Uhr geöffnet. LxpeMlon üe» I^elprleer l'axelirl ritten Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Zur Frier des SedontageS werden wir auch in diesem Jahre die öffentlichen Gebäude mit Flaggenschmuck versehen. Wir ersuchen die Dcwobner unserer Stadt, auch ihrer seits in gleicher Weise zur Äerschöncrung der Festfeicr bei tragen zu wollen. Leipzig, den 25. August 1890. Der Nath der Ltadt Leipzig. Kre vr. Georgi. eretschmer. Bekanntmachung. Degen der am 2. September stattfindendea diesjährigen Dedanfeier wird der auf diesen Tag fallende ÜLIoedcirinarkt berestß am Tage vorher, also Montag, den I. September d. I. abgehaltrn. Leipzig, den 27. August 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Hennig. Bekanntmachung. Dir städtischen LZerwaltnngS- und Okaffenftellen sowie das städtische Museum bleiben den 2. Septembei geschloffen. Dir Schließung des städtischen Dich- un, SeplachtboseS findet jedoch au diesem Tage erst Nach mittag- l Uhr statt. Leipzig, den 27. August 1890. Der Ruth der Stadt Leipzig. gi. Kret vr. Georgi. Kretschmer. Geffcntliche Bekanntmachung, de» Verkauf keimfreier Kindermilch betr. Vom I. Juli diese- JahreS an wird in folgenden Apotheken: Kreuz-Apotheke, hier. Bayerische Straße 2. Albert Apotheke, hier, Emilienstraße l, Apotheke zum weißen Adler, hier, Hainstraße S, Kurprinz-Apotheke, hier, Sternwartenstraße 12, Liadrn-Apvtheke, hier, Weststraße 41, Homöopathische Central-Apotheke, hier, ThomaS- kirchhos 12, Neue Börsen Apotheke, hier, Hallcsche Straße 12, Hirsch Apotbcke, hier, Grimmaischcr Steinweg 28, Löwen Apotheke, hier, Grimmaische Straße 22, Mohren-Apotkeke, bicr, Eutritzscher Straße 1, Ranstädter Apotheke, hier, Nansiädter Sleinweg 27, Sonnrn-Apotheke, hier, Sükplatz 1, SalomouiS-Apotheke, hier, Grimmaische Str. 17, Germania-Apotheke, hier, Promenadenstraße 11, Königs. JohanniS-Apotheke in Leipzig - Reudnitz, Leipziger Straße 26, Kroven-Apotheke, Leipzig-Gohlis, Kalken-Apotheke, Lcipzig-Ncuschönefeld, Ost-Avotbekr in Leipzig-Anger-Crottcndorf, Wurzener Straße 3, Gt. Georg-Avotheke, Lcipzig-Neustadt, Schiller-Apotheke, Leipzig-Gohlis, gegen vorherige Bestellung kciinsrcic Milch zur Ernährung von Säuglingen nach dem Soxblet'schen Verfahrt» und nach besonderen ärztlichen Anweisungen hergcstellt und zu dem Preise von b für die Flasche, ausschließlich de» Glases, käuflich geliefert werden. Bei der Bestellung ist der LebrnS-Monat, in welchem da zu ernährende Kind siebt, anzugebcn. Die Lieferung der Milch erfolgt von dem der Bestellung folgenden Tage an. Dem Publicum wird diese Einrichtung hiermit bekannt gemacht und zur Benutzung empfohlen. Leipzig, am 4. August 1890. Der Nath dcr Stadt Leipzig. I». 4403.vr. Tröndlin. Krippcndorsf. Bekanntmachung. DaS Befahren dcS LvegeS zwischen dem ehcmalst Frankfurter Thore und dem Neuen Echützenhause am 2. S tember während der Zeit von »/,»—5 Übr Nachmittag» w für Fuhrwerk jeder Art hiermit untersagt und dcr Fa> vcrkebr für diese Zeit auf den Weg vom Kuhthurme n> dem Neue» Schützenhause verwiesen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bi- zu 20 geahndet werden. Leipzig, den 25. August 1890. Dcr Natb der Stadt Leipzig , vr. Georgi. Kreis Gewölbt-Vermitthnng. Das Gewölbe Nr. 4, recht» neben dem HanS einaangr, mit den darüber befindlichen beiden Gntresol abtheilungen Nr. 4 und i in der Georgenhalle (Brühlseite), ist vom I. Oktober d I. an gegen eindaldjahrliche Kündigung anderweit zu ver miethen Mietbgesuche werden auf dem Rathhause 1. Etage, Zimmer Nr. 8, ciitgegenzenommen, auch sind daselbst die Ber wiethungSbcdingungen zu erfahren. Leipzig, am 26. August 1890. Der Nath der Stadt T127. Vr. Georgi. Wagner Bekanntmachung. Der officielle Anfang der diesjährigen MichaeliSmeffe ällt auf den 2» September und eS endigt dieselbe mit dem 18. Oktober. Während dieser 3 Woche» können alle in- und auS- ländisehen Handelsleute, Fabrikanten und Gewerbtreibende ihre Maaren hier öffentlich feilbieten. Doch kann der Großhandel in dcr bisher üblichen Weise bereits in der zum AuSpackcn bestimmten Borwoche, vom 22. September an, betrieben werden. Da» Auspacken ber Maaren ist den Inhabern der Meß- locale in den Häusern ebenso wie den in Buden und auf Ständen feilhaltcnden Verkäufern in der Woche vor dcr Bottcherwoche gestattet. Zum Ginpacken ist daS Offenhalten der Mcßlocale in den Häusern auch in der Woche nach der Zablwocke erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jede» längere Offcnhalten eines solchen BcrkaufSlocalS, ebenso das vorzeitige AuS- packen an den Ständen und in den Buden wird, außer der sofortigen Schließung, jedesmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung, mit einer Geldstrafe bi» zu 73 Mark oder entsprechender Haft geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtlichen Lösung dcS WaarcnverschluffeS an bi» mit Ende dcr Woche nach dcr Zahlwoche das Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, den 12. August 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Tröudliu. Henuig. Bekanntmachung. Die Meßbörse für die Lederindustrie i» nächster MichaeliSmeffe wird DievStag, de« 33. September dfs. JA., Nachmittag» von 3 bis 4 Uhr, im Saale der „Neuen Börse" hier abgehaltea werden. Leipzig, de» 12. August 1890. Der Rath der Stadt Leipiig. vr. Tröndlin. Hennig. Bekanntmachung. Bon Montag, de» I. September d. I. ab wird die varlstratze in LcipzIg-GohliS auf drr Strecke zwischen der Blumcnslraßc und der Kreuzung mit der Magdeburger Eisenbahn während dcr Dauer dcr 5 Tage in Anspruch nehmenden Erneuerung de- Bohlenbelags auf der Bahnüberbrückung für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 27. August 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georai. Hennig. Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Nkaurer-, Zimmer- und Steinhauer-Arbeitcn zum Schulanba» in Lcipzig- Nenschöneseld sind vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher ihrer Angebote hiermit entlassen. Leipzig, am 27. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ist 474L vr. Georgi. Lmdner. vermiethnng. In dem der Stadtgcmcinde gehörigen HauSgrundstück ThomaSgäßchrn Nr. 2 ist eine Krllerabrheilnng vom I. Oktober dS. IS. ab gegen einmonatliche Kündigung anderweit zu vcrmictben. Mietbgesuche werden auf dem Nachhause, I. Etage, Zim mer Nr. 8, entgegengenommcn, auch können ebendaselbst die VcrmictbungSbcriiigungen eingcschcu werden. Leipzig, den 28. August 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. I». 6140. Vr. Georg i. Wagner. Die Börse )n Leipzigs bleibt am Tedantnge, DIcnSlag, den s. September, geschlossen. Die auf dieien Tag fallende Prodlictcnbüisc wird Montag, de» 1. September, abgrhaiteu Leipzig, den 25. August 1890. Ter BSrsenvorstand. Ferd. Dürbta, F. Schmidt, für den Vorsitzenden der 1. Ablheilung. Vorsitzender der 2. Nblheilung. Blcpl, Bsrlcni'eerelair. Ateuer-Iuschlag zur Deckung des Aufwandes der Handelskammer. Die Handelskammer bat beschlossen, zur Deckung ibres Ver- Wallungs-Aufwandes, eimkbließlich dcS Aufwandes dcr Börse, von denjenigen Üausleuteu und Fabrikanten in Leipzig und ii» Bezirke der Aintshauptinannschaft Leipzig, welche in Spalte ck de» (Lin- kommensteucr-liataslcrs (Einkommen aus Handel, Gewerbe re.) mit mindesten- 1900 »ingeschäpt sind, für das lausende Jahr einen Lteuer-Iiischlag von »icr Pfennig ans jede Mark desjenigen Steuersatzes, welcher nach der in 8- 12 des Elnkominenstcue» Gesetzes enibaltenen Scala auf das in Spalte ck des Einkommen- steuer - Katasters eingestellte Einkommen jedes Beitragspflichtigen entfallen würde, mit dein aus den SO. September ». I. au- stehenden Hebetermin erheben zu lassen, und eS wird dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, den 29. August 1890. Der Vorsitzende der Handelskammer. Ja Stellv : Goey. F. Puder» V. Secr. Bekauutmachttng. Biclitrllvolkwilj. Bei der Unterzeichneten Behörde kommt die St-lle d-s Registrators, mit welcher die Stcuereinnahme und dir Verwaltung der Lrts- krankencasse verbunden ist, am 15 Letober d. I. zur Erledigung. Das Jahreseinkommen betragt I.»00 Mark, die zu stellende Eaulio» iOOO Mark Bei zufriedenstellenden Leistungen wird dein ne»anzusiellen»en Beamten eine Jahreszuloge von loO Mark vom Tage der Anstellung dv,zngesichcrt. In der Berwaltung erfahrene Bewerber, welche mit dem Staats-, steuerwesen vertraut s:nd und bereits ein» Lrtstrankcneasse verwaltet haben, aber nur solche, wollen ihre Gesuche mit abschriftlichen Zeug nissen dt» znin 10 Lrptemder e. anher einreiche». Liebertwolkwitz, am 28. August 1890. Der «emeinderattz. Dyck. Bekanntmachung. Liebertwolkwitz. Wir haben beschlossen, einen Wrgewärter gegen eine jährliche Besoldung von 700 Mark anzustellen. Bewerber um diele Stelle, welche im Wegebau erfahren sein müssen, haben ihre Gesuche mit abschriftliche» Zeugnisse« bis »um 10. September «. anher eiu- zureichen. Liebertwolkwitz, am 28. August 1890. Der Gemeinderatd Dyck. Bie Folgen der Baiserbegegnung in Bulrland. Da» .Journal de St. PöterSbourg" batte unmittelbar vor der Begegnung der Kaiser Wilhelm und Alexander in Narwa die voraussichtlichen Wirkungen diese» Ereignisse« dahin zu- ammcngesaßt, daß die frcundnachbarlichen Beziehungen der Heiden großen Reiche dadurch eine erneute Stärkung erfahre» würden und daß darin ein» der werthvollsten Unterpfänder deS Frieden» gegeben sei. Heute, nachdem die Zusammen kunft stattaesuudcn hat, kommt da» .Journal d'c St. PäterS- bourg" auf seine damaligen Bemerkungen zurück und bestätigt dieselben, indem cS^ich fast derselben Worte bedient, wie in einer früheren Veröffentlichung. Nur in einem Puncte weicht ber zweite Artikel vom ersten ab. Da» officielle russische Blatt schreibt »ämliH: „Tie Herzlichkeit der Beziehungen zwischen den beiden mächtigen Monarchen spiegelte sich wieder in den Beziehungen der Staatsmänner, sowie der zahlreichen MilitairS, welche sich in der Suite Ihrer Majestäten be- sanden. Wir sehen darin ein unanfechtbares Zcugnitz für den Wunsch, die Beziehungen de« Vertrauens und der guten Nachbarschaft, die zwischen den beiden benachbarten Nationen existtrl, zu pflegen. Ohne Anspruch zu erheben, da- Ge- heimniß dessen zu durchdringcn, was m diesem beständigen und familiären Zusammensein gesagt sein mag, wollen wir deute nur sagen, daß da- sicherlich eine» der werthvollsteu Unterpfändrr de- Frieden« isi." In diesem Geheininiß, dessen Schleier da- Organ de» Minister» v. GierS nicht heben will, liegt dcr Schlüssel zur Bedeutung der Begegnung in Narwa. Vorläufig beschränkt sich da» Journal auf diese Andeutung, behält sich jedoch gleichzeitig kor, später mehr zu sagen. Wir sind selbstver ständlich noch weniger im Stande, da« Gcheimniß, welche- die Gespräche der beiden Sonveraine nmgiebt, zu enthüllen, e« genügt aber festrustellen, daß ein solche« Gcheimniß besteht und daß eS zugleich ein» der werlhvollsten Unterpfänder de« Friedens in sich schließt. Bon den Uneingeweihten wird der Accent darauf gelegt, daß e» zu keinen bestimmten Abmachungen gekommen ist, sondern daß ber Verkehr dcr beide» Kaiser mehr einen persönlichen als einen politische» Charakter gezeigt habe. DaS mag sein, aber daß auch ein Gedanken austausch von politischer Tragweite stattgefunden bat, beweist die einstündige Audienz, welche Kaiser Alexander dem Reichskanzler gewährte »nd an deren Schluß dcr Kaiser dem Kanzler den St. AndrcaSordcn überreichte. Der Verlaus dcr Unterredung läßt daraus schließen, daß Kaiser Alexander mit den vom Kanzler v. Eaprivi entwickelten Gedanken und Anschauungen durchaus einverstanden war. Ei» Blick auf die Halkniig dcr nichtamtlichen Presse Rußlands gegenüber der Kaiscrrusaiiimcnkuiist lehrt, daß sie sich in Aufregung befindet und beflissen ist, de» Dreibund als erschüttert darzustellen und Frankreich über daS Ergebnis; dcr Begegnung in Narwa zu beruhigen. Die .Nowojc Wrcmja" hat entdeckt, daß Kaiser Wilhelm nach einer andere» Grund lage seiner Politik sucht, als sic ihm der Dreibund bisher geboten bat. Der Wunsch, sich Rußland zu nähern, hindere den deutschen Kaiser nicht, nach dcr Freundschaft Englands n streben, Belgien und Schwede» für sich zu gewinnen und ogar das Vertrauen Däneniarkö zu erlangen. Es fehlt nur noch, daß die .Nowojc Wrcmja", welche so genau Buch führt über alle persönlichen Beziehungen .Kaiser Wilhelm'« zu europäischen Souverainen auch noch die Türkei in den neuen Kreis von Verbindungen hineinrögc, um den Beweis zu liefern, daß dcr Dreibund seinem Verfall entgegengebc. Die .Moskauer Zeitung" läßt es sich angelegen sein, Frankreich wegen etwaiger Folgen der Begegnung i» Narwa zu beruhigen. Was Kaiser Wilhelm in Narwa sah, habe auch dcr französische General BoiSdcsfrö gescben, was Eaprivi erfahre», sei auch Earnot bekannt. Baron Mohren- beim, dcr absichtlich während dcr Begegnung in Paris ge blieben sei, sorge dafür, daß die Solidarität Rußlands und Frankreichs fortbestchc, beide Staaten hätten ein Interesse daran, jedem Versuch einer Verletzung dcS europäische» Friedens entgegen z» treten. Dcr Schluß dcS Artikels ist besonder» charakteristisch für de» Geist, in welchem er ab- gefaßt ist. Die „Moskauer Zcilnng" hält eS für angemessen, die am Dreibund bctbciiigtcn Mächte als Friedensstörer an zuklageii »nd für Rußland und Frankreich die Eigenschaft als FriedcnSbürgcn in Anspruch zu nehmen. Eö läßt sich daraus dcr Grad von Ratt'losiglcit ermessen, welcher im Lager der Panslawisten in Folge der Begegnung in Narwa ;»m Ausbruch gekommen ist. Sie vcrmisicn taö Stichwort und versuchen deSbalp, auf eigene Faust einen Ausweg aus dem polnischen Labruinth zu gewinnen, in welches sic durch die neuesten Ereignisse gebannt worden sind. Die russische Presse befindet sich seit langer Zeit in einem Zustande, der sich von dem der Presse dcr europäischen Ber- fassungSstaaten wesentlich niitcrschcidct. In Folge dcr Noth- lagc, in welche sic den NegicrnngSorgancn eines despotischen Staates gegenüber gedrängt ist, schwankt sie zwischen Unter würfigkeit und NSsagnng von alle» Schranken hi» und her und kommt dadurch zn den wunderlichsten Leistungen. Weil Kaiser Wilhelm jede Gelegenheit denutzt, um dcr Ausreckil- haltung dcS Friedens neue Freunde zu gewinnen, deshalb wird ibm die Absicht untergeschoben, den Dreibund über Bord zu werfen. Die einzige Erwägung, daß Deutschland eine Verbindung mit England, Belgien, Schweden und Dänemark nicht- nützen kann, wenn eS gleichzeitig seine freundschaftlichen Beziehungen zu Oesterreich Ungarn unk Italien abbricht, hätte die Unmöglichkeit einer solchen Absicht erweise» müsien, aber für solche Erwägunge» sind Organe nicht zugänglich, deren Triebfedern hauptsächlich Leiden schaften sind. WaS uns in Bezug auf die Begegnung in Narwa und ihre Folgen besonders hoffnungsvoll gestimmt hat, ist die rubigc, leidenschaftslose und ccnscguciitc Haltung de« .Journal de St. PölerSbourg." Dieses amtliche Organ warnte aus drücklich, als die Entrevue noch bevorstand, vor Uelerschätziing der politischen Bedeutung derselben und ricth, die Thatsache» als alleinige Richtschnur für die Beurthcilung zu nehmen. Wir haben diese» Verfahren stet» beobachtet und eS freut uns, daß wir uns in dieser Beziehung mit dem .Journal de St. PSterSboura" in vollster Uevereinstimmung befinden. Wir hegen die Zuversicht, daß sich au» der Begegnung in Narwa wrrthvolle FriedcnSbürgsclzaften ergeben werden »nd affen die Lage in dem Sinne aus, daß der Zweck der Bc- zegnung in der Hauptsache erreicht worden in. Eine Bcr- 'täildignng zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn über die vorläufige Zukunft Bulgarien« würde eine solche FricdcnS- bürgschast gewähren, und wenn wir auch da» Geheimnis;, welche» die in Narwa und Peterhof gepflogenen Verhand lungen unigicbt, nicht zu durchdringen vermögen, so führt doch ein Blick ans die thatsäcklichen Verhältnisse mit Notbwciidig- keit auf die Regelung dieser Streitfrage bin, wenn an die Stelle von Spannung und fortwährender Beunruhigung FriedenSsicherbeit und volle» Vertrauen auf allen Seiten treten soll. Wir überschätzen die volitische Bedeutung der Kaiscrbegegnung iu Narwa nicht, aver wir unterschätzen sie auch nicht. * Leipzig, 30. August. * Im Reichstag wird man demnächst einen ult ra- montanen Antrag aus Aushebung de« Iesuitcn- geseye» zu erwarten haben. DaS beständige Zurücklommen der Redner der Katbolikcnvcrsammlnng auf dicjcn Gegenstand und der überschwängliche Jubel, mit dem jede Betonung dieser Forderung begrüßt wurde, läßt keinen Zweifel, daß man im klerikalen Lager die Zeit für einen Vorstoß in dieser Richtung gekommen glaubt. Im dermaliaen Reichstag ist Alle» möglich, auch ein Volum für die Rückberusung der Jesuiten. Deutschfreisinnige und Socialdemokratcn würden wcbl auch der Aufhebung diese» .Ausnahmegesetzes" eine reiheitliche Seite abgewinnen und der ferneren Wablhilfe dcS EentrumS muß man sich sorgfältig versichern. * Von einem ihrer Parteigenossen in der Provinz wurde der srciconservativen .Post" ein Privatbricf zur Einsicht mitgetheilt, dcr interessante Andeutungen über den ictzig'en Geschäftsgang an oberster Regierungsstelle gilbt. Auf eine Anfrage hat der Verfasser, dcr seiner Stellung nach zu den Eingeweihten gehört, seine Zustimmung dazu gegeben, »aß die .Post" dem Briefe folgende allgemeine Charakteristik entnimmt. Sie ist u. A. auch bezeichnend für die Stimmung in den Kreisen, denen der Schreiber angebörl: Nach dem Rücktritt de» Reichskanzler» mußte e» ein Bedenken alter mit den Geschäften Vertrauten sein, daß sich tu der Leitung der Ausivärtlgen Angelegenheilen der Mangel der Snccrssion, d. b. deS Uedertragenk- diplsin.alischer Traditionen, sichtbar machen möchte. Unter dem Fürste» v. Bismarck ward die auswärtige Politik allein von ihm und seinem Sohne, Grasen Herbert, gemacht; nur sie Beide und vielleicht noch dieser und jener vor- tragende Rath waren in die Geheimnisse derselben eingeweiht. Nach dem Rücktritt Beider schien die Leitung wie zwilchen zerrissenen Telegraphendrühlen unterbrochen. Der Reichskanzler General v. Eaprivi kam neu in die Geschäfte, ebenso ber Ltaatsseerctair des Auswärtigen, Frdr. Marschall von Blberstein, d>-r von Haulc ans Jurist ist und, so sehr er sich auch alS badischer Bundes- bevollmächtigter bewährt halte, doch bl« dahin den eigentlichen diplomatischen Geschäften fern geblieben war. Und das Aus wärtige Amt hat sozusagen sein Zunsnvesen wie kein anderes Miniileriilill. Als Herr v. Eaprivi und Freih, v. Marschall In die Regierung eintraten, sandeil sie tm Auswärtigen Amt allerdings eine» Stamm von bewährten Vortragende» Räthe», welche die Tradition, d. h. das innigste Vertrautst»! mit Inhalt und Form der Geschäfte, fort- zusührcn im Stande waren. Mit diesen Herren wurde die Arbeit auch muthig in Angriff genommen, und man muß sagen, es acht vortrefflich. Das macht, daß der Reichskanzler große Arbeitskraft entfallet, und das; mit drr Itenntiiib seines allerdings weilen Ressorts sei» Interesse an den Geschäfte» immer wächst. Mit militairischeni Scharfblick ist er im Stande, die Situation im Moment zu über blicken. im Moment das Wesentliche zu erfassen und nilt scharfer UrlbeilSkrast die entsprechende Entscheidung zu geben. Während srühcr die meisle Berichterstattung schriftlich geschad, hat er für viele Tinge den kürzere» Weg dcS mündlichen Vortrages eingesnhrt und ist i» stetem Verkehr mit den Vortragenden Rälben, um sich über den Gang der Dinge aus dem Lausenden zu erhallen, vielfach aber auch pro informalwnv über Gebiete, die ihm bisher fremd waren. Tie auswärtigen Angelcgenheite» werden auch jetzt, wie früher, nicht durch den Geh. Ealnnelsrath, sondern durch den Staats- serretair des Auswärtigen dem Kaiser vorgetragen. In vielen Dingen ist das aber gar nicht erst nöthig, denn als Dritter mit dem Reichskanzler und dem Staatssecretair de- Auswärtigen arbeilet der Kaiser selbst. Von Eivllsachen tnleressste» Ihn die answärligcii Angelegenheiten wohl am meisten, und für nicht wenige kommt die Initiative von ihm. Der Kaiser wird wie der große König seinen Hertzbcrg haben, er wird seine» Dohm haben, damals den müßte» Kenner der deutsche» ReichSfundamenIalgesetz., aber in vielen Tinge» wird er seine Regierung persönlich suhre», allerdings unter Assistenz des Reichskanzlers — künftig noch mehr olS jepl. Wenn der Werth eines Manne» di» selbslloie Hlngobe an die Sache ist, der er die Krolt seines Lebens geliehen hat, so besitzt General von Eaprivi diese ini höchsten Grade. Seine Persönlichkeit gebt ini Dienste jeineS kaiserlichen Herr» aus. Er kennt weder Er holung, noch Vergnügen l»id achtet selbst körperlicher Beichwerde» nicht. Für Ebren und Wurde» scheint er gleichglltig, allein seiner holien Ausgabe lebt er nach und giebt dak Beispiel, daß höchste mililainsche 'Würde und Fähigkeit sich auch in de» llebenSwürbigsie» und meiischkiisrenndlichslen Formen ausdrncken kann. Hessen wir, daß den guten Aussichten, welche die „Acra Eaprivi" hiernach eröffnet, auch die Thalcn nnb die Erfolge entspreche» werden, nur so wird eS möglich sein, einen Bis marck entbehrlich zu machen. * Nach Artikel 4 der ReichSverfafsung Nr. 9 siebt dein Reiche die Gcsctzaebiing und Aussicht über di: Sec schiss- sabrISzcichcn (Leuchtfeuer, Tonnen, Baken und sonstige TagcSinarlc») zu. Nachdem, wie bereilS früher die Be leuchtung, so neuerdings auch die Bezeichnungen dcr deutschen Gewässer und Cecstraßen mit TagcSzeiche» durch sreunt- nachbarliche Verständigung dcr Sccuscrstaatcn bcrbcigefübrt sind, bedarf eS noch einer gesetzgeberischen Tbatigkeit auf diesem Gebiete. DaS Reich beschränkt sich daber, soweit ni<ht Lcucktsencr und TagcSzeickicn, wie im l^ebicle der RcichSkriegShäseit, unter seiner Verwaltung sieben, aus die Ausübung dcr Aussicht. Diese rcssortirt zur Zeit von dem RcichSamte dcS Innern. Mit Rücksicht darauf, daß die Marine sowohl Leuchtfeuer als TagcSzeiche» unter ihrer Ver waltung bat und auch sonst in steter praktischer Berührung damit bleibt, so daß e» ibr bei ibrem Apparat an Fahr zeugen re sebr leicht ist, etwaige durch Sturm re. herbei- gciiikrtc Mängel dcr Betonnung und Bezeichn»!!' dcr Ge wässer kurzer Hand zu bcbcbcn, liegt die Erwägung nabe, ob nicht die Aussicht auf dic'cm Gebiete zweckn-. stiger von der Marincvcrwaltung geübt werden solle E.oitcrungen über etwaige entsprechende Acndcrungcn der Ressortoerbätt» nifse schweben, sind aber noch nicht zum Abschluß gebracht.
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