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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-29
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1890
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Erscheint täglich ftLh «V. Uhr. Uet«r1i«» «ui Erpkätti«» 2-ha8. Lprrchkiintrn drr Urdartion: »pnntttag« 10—12 Uhr. R«ch»ftt.g» b—« Uhr. - - >«»«h»e de» skr »tr »ichfts»I,e»p, <ft>««rr Aeftt«»te« Inserate an S«che»ta^n Pt« L Ubr Rachmitta,«, «» e,»n- un» Srftia,rn srüp di»Uhr. Zn drn Filialr» für Ins.-Ännahme: ktt» -Irnnn » Gartim. (Alsrr» Hahn), U-tversität-tkriiß« 1, Laut« Lösche, K»th«rtnr«str. 14 pari, und Königsplatz 7, »ur bi« Uhr. timMrIagMÜ Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschüstSverkehr. ElbonnementApreis vierteljährlich 4»/, Mk. tncl. vrtngrrlohn ä Mk, durch di» Bast besoge» S Mt. Jede »taj«lu« Rumm« 80 Pf. velegerempl«. 10 Pf. > für Gebühr»« <ft» Taaeblatt-Fonnat aeiattss ahn« Poudeiürderung SO Mt. «U Postbesärderuug 70 Mt. Ertrabell «ge» ^«2«. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachunz. Zur Frier de« SrdantagrS werden wir auch in diesem Jahre die öffentlichen Gebäude mit Flaggenschmuck versehen. Wir ersuche« die Bewohner unserer Stadt, auch ihrer seits in gleicher Weise zur Verschönerung der Festseier bei trage, zu wolle«. Leipzig, den LS. Lu-ust 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Kre Vr. Georgi. retschmer. Lckanntmachung. Wege» der am 2 Scplembrr siattfindenden diesjährigen Tedaufeier wird der auf diesen Tag fallende Worbenmarkt bereit« a« Tage vorher, also Montag, den L. September d. I. abgehalte«. Leipzig, de« 27. August 1890. Der Stath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Hennig. Sekanntmachnng. Di« städtischen Verwaltung«- und Eaffenstellen, sowie da« städtische Museum bleiben den 2. September aeschloffe». Die Schließung des städtischen Vieh- und Schlaehthofr« findet jedoch »a diesem Tage erst Nach mittag« 1 Uhr statt. Lerpzig, de» 27. Uugust 1890. Der Rath drr Stadt Leipzig. Krrl vr. Georgi. retschmer. Bekanntmachung. Da< Befahren de-WegeE zwischen dem ehemaligen Fraukfurter Thore und dem Neuen Schlttzenbause am 2. Sep tember während der Zeit von »/,S—5 Uhr Nachmittag« wird für Fuhrwerk jeder Art hiermit untersagt und der Fähr verkehr für diese Zeit auf den Weg vom Kuhthurme nach dem Neuen Schützeuhause verwiesen. Zuwid«rha«dlungen werden mit Geldstrafe bi» zu 20 -E geahndet werden. Leipzig, den 25. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer Ltkanntmachung. Lo» Montag, den 1. September d. I. ab wird die <rarlstraste in Leipzig-Gohlis »uf der Strecke zwischen der Blumcnstraße und der Kre»z»»g mit drr Magdeburger Eisenbahn während der Tauer der b Tage in Anspruch nehmenden Erneuerung des Bohlenbelags auf der Bahnüberbrückung für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 27 August 1890. Der Natk der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Lekannlmachung. Die Grd» und MaeadamisirungS-Arbeiten in der Platzmann- und Schwarzenberg-Straffe längs des Bauplatzes des Kinder-KrankcuhauseS in Leipzig-Reudnitz sollen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, NathhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst emgeschcn oder gegen Entrichtung der Gebübren im Betrage von 50 ^s, welche eventuell in Briefmarken cinzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift : „Grd- und MacadamiftrungS-'Arbriten in den Straffen am Kinver-Lrankenhanse" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 5. September d. I Nachmittags 5 Ubr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchnen. Leipzig, deo 26. August 1890. Id. 4754. DeS NathS der Stadt Leipzig Straffenbau-Depntation. Inserate 6 aespaltene Petitzeile 20 Ps. Große»» Schrift»« laut «n>. Drei »verzeichnt». Tabellarischer,». Ztss»r»1atz »ach hüherm Tarif. Aectsmt» «nt»r damR»dactt»««st»tch dt» 4a»Walt. Zeit» «0 Pf. vor deny,»llt»u««chrtcht»n bt« «gespalten« Zell» 40 «. Z»s«r«1» st»d stet« an dt» Grpeptttaa za lenden — Rabatt wtrd nicht gegeben. 8atzl»»g Pr»«uum«r»aä» oder durch Post- vachaahrnL. Freitag den 29. August 1890. 84. Jahrgang. Bekanntmachung. Die Söhleu^cnbauarbeiten in der Platzmann- und Schwarzenberg-Etraße läng- des Bauplatzes des Kinder- KrankcnhauseS zu Leipzig-Reudnitz sollen an einen Unternehmer in Accord verdungen werten. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Natbhauö 2. Stock werk, Zimmer dir. 14, aus und können daselbst eingcseben oder gegen «Lntrichiung der Gebühren im Betrage von 50>.f, welche evcnt. in Briefmarken einzusendcn sind, entnommen werden Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift Sehleuffcn am Kinder Krankcnhansc versehen ebendaselbst und zwar bis zum 5. September d. I Nachmittags 5 Ubr einzureichen. Der Rath behält sich daö Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchnen. Leipzig, den 26. August 1890. Des RathS der Stadt Leipzig Ib 4754. Ltraffenban-Deputatio». S« Sedanseft«, Dienstag, de« 8. September, werbe» »it Rück- lcht auf die cku Leipzig ßattnudcnd« allgemein» Öffentlich« Aeter dt» Dirnftskmide« für den Verkehr mit dem Publicum bei d« Post- ausialten in Leipzig und in den znm Stadlgemrindeverband von Leipzig jetzt gehörigen früheren Vororten aus die Zeit von 7 bis 12 Uhr Vormittags und 5 bi» 7 Uhr Aachmiltag« beschrankt sein. Der OrtSbkstelldieust findet wie an Sonntagen »ad g»s«tzlich«n Feiertagen statt. Leipzig. 20. August 1890. Ter Kaiserlich, vbrr»Vaftptree1«r. In Vertretung: Lai »me. Ltkanntmlichung. Die Gewcrbelamliier zu Leipzig at beschloffen, zur tbei'.weisen Deching ihre» VenvaliungSaufwande« >ür daS lausende Iadr auf jede Mark de» für da» Sinkomnien in Spalte <i de» Einkommensteuer-Kalaster- (Einkommen au« Handel und Gewerbe) entsallenden Stcuerbetrags einen Zuschlag von zwei Pfennigen erheben zu lassen. Dieser Zuschlag, welcher mit dem aus den 80. September d«. I ällenben Hebclcrmin der staailichen Einkommensteuer erhoben werden oll, ist von den zur Gewerbekammer wahlberechtigten Gewerd- reibenden deS Kammerdezirke« (Leipzig, Markranstädt, Taucha, Zwenkau und die zur Kgl. Amt-dauplma»nlchast Leipzig gehörenden Landgemeinden), deren bezügliche« Einkommen 600 übersteigt, z entrichten. Leipzig, de» 29. August I8V0. Dte Gew«r»ek»«»,r. D. A. O«hl«r, vors. Herzog, Lea. Erstatteter Anzeige zufolge hat di« ledige Minna Aretgang a»« Plagwitz ihr am 31. Juli 1866 von dem Unterzeichnete» Poltzet- amle au-gestelltr« Dienstbuch am LS. ds«. Mt«, t» hiesiger Stadt verloren. Wir bitte», da« Buch im Uuffi»d»»g«fall« «» ««» »bz«li«fer,. Leipzig, am 86. August 1890. Da» P»ltzet-A«t »er Sta»t Leipzig. V. 846. Bretschaetder. W. Gkwölbe-ileriiliethullg. TaS ln dem der Stadtgcmeindc Leipzig gehörigen HauS grundstück RcichSstraffc Nr. 7 gelegene Verkaufs aewolbe ist vom t. October d. I. an gegen einhalb jährliche Aiindiqung audcrweit ;u vermielhen. Mietbgcsuche werden auf dem Raihbause >. Etage, Zimmer Nr. 8, enigegcngcnemmkn, woselbst auch die VcrmielhungS- bedingungen zu erfahren sind. Leipzig, am 25. August >890. Der Rath der Stadt Lciprig. Ia. 6l02. vr. Georgi. Wagner. Höhere Schule für Mädchen. Attmelvnnarn von Schülerinnen zu Michaeli» nehme ich in der Woche vom 8. bi- 13. September täglich von 11—12 Uhr ent gegn». vr. A. Vtzchgram. Lekamümachung. vir Schließung der Gberdauk-Vereine. Endlich nach Jahre langer Duldung hat die italienische Regierung den unbedingt »öthigen Schritt gethan und die irredentistischen Vereine geschlossen, welche die Namen Pcicr Barfan ti und Wilhelm vdcrdank führe». Die Regierung in Rom scheint die Bewegung, welche von diesen Vereinen auSgeht, unterschätzt zu haben und erst durch die Schließung de» italienischen Schulvereins ^I*ro p»trm" und die daran sich reihenden weiteren Kundgebungen der Irredcnta auf den Ernst der Lage aufmerksam geworden zu sein. Der Brief de» Generals Dogliolti an den Mailänder „Srcolo* war die uruestc Warnung, welche die Regierung daran mahnte, ihre Politik der Untbätigkeit den irredentistischen Bestrebungen gegenüber ausrugcben. In welchem Zusammenhänge da» Äuf- lauckcn einer Bande in Eastrocaro in TcSeana mitderIrredenta steht, ist nicht bekannt geworden, durch da» kurze Dementi der italienischen Negierung ist die Sache aber nicht auS der Welt ge schafft, cS wäre jedenfalls besser gewesen, über den Vorfall genaue Mittheilungen zu machen, damit mau weiß, ob »hm Bedeutung bcizulegen ist oder nicht. Unter diesen Uinständeu hat eS die italienische Regierung auch für uoth- wendig befunden, den Veransialter der irrcdculistischen Kund gebungen auf dem Eolonuaplatz in Rom, den Priester Politeo, auszuwciscn. DaS sind aber alles Einzelheiten, die man sich mübsam auS der TageS-Nachricht zusaminensuchen muß. uni zu der Erkcnntnifi zu gelangen, daß in Italien eine gefähr liche tiefgebende Bewegung besteht. Die Regierung beobachtet über die Bedeutung dieser Anzeichen tiefes Schweigen und überläßt eö den Vertretern drr öffentlichen Meinung, die Thalsachen zu untersuchen und ibre Schlüffe daraus zu ziehen. L)b daS richtig ist, muß bezweifelt werden, diese- Versabren läßt die Auslegung zu, daß die Regierung einer wichtigen Angelegenheit zu geringe Aufmerksamkeit geschenkt und nicht rechtzeitig gehandelt bat. ES verhält sich damit ähnlich wie mit den über Italien verbreiteten Vereinen der Friedens freunde, deren Gefährlichkeit auck erst erkannt wurde, als sie schon viel Unheil angerichtet Hallen. Erst nachdem strenge Maßregeln gegen diese Vereine ergriffen waren, besserten sich die Beziehungen Italiens zu Frankreich, während doch die Fricbciissrcundc aus ihrer Hinneigung zu Frankreich niemals ein Geheimnis; gemacht hatte». Ter EntwickelungSgang, welcher zur Schließung der irre dcutistischen Vereine in Italien geführt hat, scheint der ge wesen zu sein, daß die Schließung des italienischen Schul Vereins ,.l'ro patrirG zu Mittheilungen der österreichischen Regierung an die italienische über die Gründe dieser Maß regel Veranlassung gegeben hat. Tie Sache machte seiner Zeit i» Italien großes Aussehen, und Abgeordnete gemäßigter Richtung nahmen sebr eifrig gegen Oesterreich Partei, als babe die dortige Regierung ihre Macht an einem ganz un schuldigen Vereine geübt, der alles Andere, aber nur nicht staatSgcsährlich sei. Dann wurde eS still darüber und CriSpi dielt eS nur für erforderlich, zu erklären, daß die italienische Regierung weit entfernt davon gewesen sei, sich in innere österreichische Angelegenheiten zu mischen, als welche die Schließung deS italienischen Schulvereins aufzufassen sei. Es scheint aber, daß CriSpi seitdem den irredentistischen Be strebungen in Italien eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet bat, die um so nothwcudiger war, als die Irrcdenlisten nach der Schließung deS italienischen SchulvereinS in Triest daS Haupt kühner und selbstbewußter erhoben als je vorher. Cie glaubte die öffentliche Meinung bei ibrcm Thun für sich zu baden, und bis zu einem gewissen Grade war daS auch wirk sich der Fall. Die Ausstellung eine« ausgesprochenen Irrendcntisten als Candidat für die römischen Gemcindewahlen scheint aber die italienische Negierung stutzig gemacht zu haben, und ihre Aufmerksamkeit verdoppelte sich, als öffentliche Kundgebungen aus der Straße in Rom biiizukamen, welche in Oesterreich unmöglich einen guten Eindruck machen konnten Endlich wurde die Beachtung denjenigen Vereinigungen zu Tbeil, die eigentlich schon vci ihrer Entstehung hätte unterdrückt werden müssen, den Oberdanl Vereinen, welche ganz frank frei schon wiederholt Feierlichkeiten zum Andenken an Obcrdank veran staltet haben, ohne daß die Regierung eS für nöthig gebalten batte, diese allen Geboten von Sitte und Anstand in» Gesicht schlagenden Feste zu verbieten. Diese ganz unbegreifliche und sehr übel angebrachte Nachsicht scheint den Muth der Ober daok-vereine gestärkt und sie dazu verleitet ,u Hab««, da« irredentistischr »uShängrschild zur Verfolg»«« republikanischer und vielleicht auch anarchistischer Pläne als Deckmantel zu mißbrauchen. Die Auffindung von Bomben bei den Führern cheint auf anarchistiscye Tendenzen hinzuweisen. Durä» den Sesitz der Mitglirderverzeickmisie und sonstiger Papiere der eschlossenen Vereine ist d,e italienische Regierung jetzt ,n der aae, den Grad ihrer StaatSgesäbrlichkeit zu beurtdeilrn und vielleicht auch die Verccktigung der österreichischen Regierung ur Schließung de« italienischen Cchulverein« einzuseden. Man hat biShrr noch nicht gehört, wie sich die italienische Regierung zu den im .Secolo" veröffentlichten Schreiben de« General« Dogliotti stellt, eine Antwort daraus erscheint aber unerläßlich, da Togliotti friedliche irredelltistische Bestrebungen ür da« gute Recht der Italiener erklärt. Es ist seldstver» ländlich, daß über diese wichtigen Dinge ein Gedankenaus tausch zwischen den Regierungen von Italien und Ocsierreich- Uiigarn ftatlfiiidet, aber eS bleibt zu verwundern, daß darüber der Schleier deS Geheimnisse- gebreitet wird. Es Interesse Italiens, diese Angelegenheit mit der größte» L. ffcn- >eit zu dtbaiideln, zu erkennen, wie eS möglich war, daß die irredentistische Bewegung einen solchen Umfang und einen so hohen Grad von Gefährlichkeit annehmen konnte. Daß die italienische Regierung in gutem Glauben gebandelt bat, als >e die Oberdank-Vereine gewähren ließ, daß sie sogar der Meinung gewesen sein maa. eS müsse solchen Bestrebungen ein gewisser Spielraum gelassen werden, um ihr geheimes Wirken zu vermeiden, davon sind wir überzeugt. Aber eS genügt nicht, daß die Sache sich so verhält, sondern da» muß auch öffentlich ausgesprochen werden, sonst ist falschen Ge rüchten Thür und Thor geöffnet, und eS gewinnt Argwohn und Mißtrauen Boden, wo herzliche- Einvernehmen und feste« Vertrauen die Alleinherrschaft auSüben müßten. Da- Berhältniß zwischen Oesterreich-Ungarn und Italieu ist rin solche«, da« drr sorgfältigsten Behandlung und Pflege auf beiden Seiten bedarf, der Batican und dir Irredenta ind zwei Schwierigkeiten, die nur bei sehr gutem Willen ohne üble Wirkungen aus da« Bunde-verhältniß bleiben können. An verstäudniß für die Gefährlichkeit dieser Klippen ehlt r« auf keiner von beiden Seiten, aber die Rrgierung«- iruadsätze find in beiden Ländern so grundverschieden, daß chon die glückliche Ueberwindung diese« Hindernisse- großer Neschicklichkrit bedarf. Man wird in Oesterreich-Ungarn chwerlich die Rücksichtnahme verstehen, welche den Irreden tisten von der italienische» Regierung bisher gewährt worden ist. Jetzt ist die Gelegenheit dazu, völlige Klarheit zu schaffen, und wir sind überzeugt, daß CriSpi sie nicht ungenutzt vorübergehen lassen wird. Da« BundcSvrrhättniß zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien kann dadurch nur an Festig keit gewinnen, und daS ist für die Ankunft deS Dreibundes nicht nur vortheilhaft, sondern unerläßlich. * Leipzig, 89. August. * Wie jetzt scststcht, werden der Kaiser und die Kaiserin zur Flott enrcvue am 2. September Abends gegen 7 Ubr in Kiel rintrcffeil und im königlichen Schlosse Wohnung nehmen, woselbst großer Empfang abgebalte» werden wird. ScilenS der Stadt Kiel wird ein festlicher Empfang vor bereitet und der Straßenzng vom Bahnhof bis zum Schlosse acschmückt werben. Die Kieler Corpovalionen, Innungen, Vereine u. s. w. werde» sich zum größten Thcil bei dem Empsangc betheiligcn. * Die Verhandlungen wegen Verwendung de« Herrn I)r. PcterS im Colonialdieust des Reichs sind, wie wir hören, noch nicht zum Abschluß gekommen, versprechen aber guten Erfolg. * Auf der Koblenzer Katholi ken-Dcrsammlung gelangte ein Schreiben des Papstes a» den Vorstand zur Verlesung, in welchen! cS beißt: ..Dies stärkt und erhöht Untere Hoffnung, daß Du und Deine Gesinnungsgenossen mit allem Eifer eintreten werdet für die Wah rung der Rechte der Kirche, für die Förderung und da« Gedeihen der durch die Zeitverhältniffe erlorderten und durch die Religion empfohlenen JnsNIute, für eine wirkfame Heilung der Iledel, welche die Verachtung der Lehren des Evangeliums der menschlichen Gesell schaft bereitet hat. Da eS also, wie Wir aus Eurem Schreiben entnehmen, Euere Absicht ist, Maßnahmen zu beschliche», welche diesen Zwecken in hohem Grade förderlich sind, so können wir nur erwarte», daß Eure Beschlüsse und daraus hervorgchenden Thaten Unseren sehnlichen Wünschen durchaus entsprechen werden." Herr Wi» dt Horst hatte in seiner Begrüßungsrede er> malmt, den Münchener Vorgängen kein so großes Gewicht beizulegc». Herr v. Schorlcmcr hat cS sich aber nicht versagen können, mit Bezug hieraus zu bemerken: Ich werde nach der Ordre, die unser verehrter Ehef Ezeellenz Winbihorst gegeben hat, über das, wa» da unten in Bayern passirt, nicht mehr reden, aber das darf ich doch sagen, daß »nS Westsalen mit unscrn barten Köpfen nicht recht hat cinieuchten wollen, was da geschehen ist. Wir stehen treu »nd fest eia für unsere» Glaube», für »liieren Fürsten und unser Vaterland (Bravoh, wir sind aber auch sest, wenn es gilt, diesen Glauben zu bekenne», und wir muffen wünschen, daß das an anderen Stellen mit mehr Festigkeit geschehe, als es bisher der Fall war. * Zur Stichwahl in Kaiserslautern wird der ,Kölnischen Zeitung" auS der Pfalz. 25. Aug., geschrieben Daß di« Stichwahl für Kaiserslautern - Äirchhcim bolanden aus kommenden Donnerstag den 28. August anberaumt wurde, hat der Telegraph bereits gemeldet, es erübrigt nur noch die Miltheilling von dem Entschluss« der Socialdcmokraieii, geschloffen für die Eandidatur GrohS einzutreten. Die „Rückenmarkslojigkeit". welche die Herren Socialdemokraien der Demokratie, dem Teutsch- srrisinn und den Ultramontane» anläßlich der vcrnunstwidrigcn Eoalition derselben »um Vorwurf mallnen, hat sich also auch bei ihnen eingestellt. Sehr gut; wieder ein Beitrag mehr zur Geschtchte der „Charakterfestigkeit" Derer, welche grade au dieser Sigcnschast anderer Parteien ewig zu mäkeln haben. Uebrigen« kam der Beitritt der „2000" vom Stamme Vebel-Liebknecht nach de» Vorgängen der letzten Tage nicht mehr unerwartet. Demokratisch- deullchireisinuig-uliramonlan.socialistiichcr Eandidat zu sei», läßt an Vielseitigkeit auch nicht da» Mindeste zn wünschen übrig, und wenn Einer für solch buntscheckige Tracht passende Figur macht, ist « der Demokrat. Heute so und morgen wieder anders war ja von ie ureigenste Art der Angehörige» dieser Partel. Interessant sind übrigen« die Eröffnungen, welche der bisherige soeialistische Eandidat I>r. Rüdt seinen Genoffen in einer »u Kaisers lautern am Sonntag abgehaltenen Versammlung machte, dadtn gehend, er habe Herrn Grohtz — dem demokraiisch deulschsreisinnig- nliramonlan- und nun auch socialdemokralischen Eandidatcn — die Bedingungen persönlich vorgetragcn, unler welchen dieser die 2t»lO Stimmen erhandeln könne, „nd von Herrn Grohs eine in I'der Bezlehung zusagend« und zusichernde Antworl bekommen. Dos kann ja recht net« werden, denn 1>e Rüdt ist ttner von de» „Jungen", wird also nicht zu wenig gefordert haben. Werden die lvedtagmra» bekannt »ad hält Herr Grob«, Wat er setae» secta- ltstischen Wahlbrüder, »ersproch», — t». da lteai b« Hand de- graben — hält Herr Grob«, wa« er versprochen l Man ist »nmögltch m Stand» — selbst wenn ma» dt« Vlelsettigketl et»»« Grohd besitzt — vier Herren aus einmal z» die»»». Den Nattonalllderaleu kann übrige«« da« Zuftaudekomn»«» jene« tu ieiuen Grundlinie« so sehr dt-harrnonirenden Quartetts nur förderlich sei», denn j, benllicher „nd in die Angen springender di» Gegner documeottren, wie wenig ihnen in iivahrhett daran liegt, dem Wahlkreis« «inen Abgeordneten ; u geben, der im Stand« ist, dessen mannigfache Interessen auf dem l ilebiet» der Industrie, der Landwtilhscha'l u»d de« Gewerbe« im Verein mit nutzbringender, fördernder Stellung »u den politische» Maßnahme» der kaiserlichen Regierung vortheilhaft im Parlament zu vertrete«, »m so besser für Je»«. .Mieder mit dem Cartel' ist alt» Devise unserer Gegner, Partripotttik geh« ttzae» über Alle«. Wer, der «S ehrlich meint mit sich selbst, «ft Volk «nd Vaterland, wollt« da di« Hand biete» zur Wahl etae« Abgeordneten, dem, all« er siegte, nur der Parteihab zu einem Sitz tm Retch«taa vn« Holsen hätte, welcher den Ein»ng tm Parlament» dielte ans den Schultern der Angedörige» solcher Parteien, di« sich sonst das liebe lang« Jahr hindurch in den Haaren liegen. Der Steg Grods'S wäre die schiieideadste Satire aus die politisch« Reise der Wahl- berechtigten de« in Frag« stehenden Wahlkreise«. Go weit aber darf »nd wird eS nicht kommen, zeigt doch schon der Rückgang der gegnerischen Stimmen von 8404 v»S 20. Februar auf 6300 des >9. August, daß in den Reihe» der Opposition Leut» genug vor- Händen sind, die sich bereit finden lasten, mit ihrem Wahlzetlel eine politische Force z« unterstützen. Wie erst, dringt dortbin noch die Nachricht von dem persönliche« Abkomme« de« Eandidaten Grobs mit der Socialdrmokratie, unter — Bedingungen seiten« dieser Die nationaliiberal« Partei hat dt« besten Autnchtr»! Werde» diese von ihr genützt — woran bei der trefflich«» Leitung nicht z« zweiseln ist —, so geht ihr Eandidat all Sieger au« dem Kampf» hervor und drr Wahlkreis KatserSlantrrn-Kirchhetmbolanden, der vtelum- triltenste der Pfalz, dletbt — et» Stolz der «a»z«» Provinz — die Hochburg de« Rattonalliberalismu« l * Ucber den Rücktritt dt« Oberst«» ».Elp»«« vom Vorsitz de« Drutschen Kritg«rd»odr« wir» den Kriegrr- verrinen bekannt gegeben, daß die vo» riaitzm Blättern ver breitete Nachricktt, es hätten politische Meinungsverschieden heiten ^ zu diesem auf dem LbgeorduetentaA» ru Dortmund Veranlassung srm Rücktritt gegeben, jeglicher Begründung entbehre, wie da« über die Dortmunder Verhandlungen geführte Protokoll ergebe. Lu» rein privaten Gründen habe Oberst v. Elpon« de» Vorsitz aufgraeben. Dieser macht auch selbst bekannt, daß er in enger Verbindung mit dem Vor stande bleibe und auf Wunsch die Leikunb der Sterbecasse beibehalte, um diese jüngste gute Einrichtung de« Bundes cstrr begründen »u helfen. Obgleich erst wenige Monate seit Gründung dieser Eaffe veraanßen sind, habeu doch schon 3370 Kameraden mit einem Capital von über 1 Million Mark sich versichern lassen. Jetzt können noch Kameraden im Aller bis zu 60 Jahren drittel«». Nach Ablauf be eisten Geschäjt-iahrcS werden aber nur noch Mitglieder im Alter von höchsten- 45 Jahren ausgenommen. Für 100 .A Sterbegeld sind monatlich zu zahlen: mit 2t Jahren 16-s, mit 29 Jahren 20 ^s, mit 35 Jahren 25 -s, mit 40 Jahren 35 ^s, mit 45 Jahren 38 Wie die „Russische Petersburger Zeituua" meldet, beabsichtigt die Regierung, eine Commission von Vertretern der Ministerien, gelehrten Gesellschaften und HandclSinstittttc zum Studium der Entwickelung der Handelswege in Cenlral- asicii einzusetzen. — Es heißt, der Finanzminister werte sich nächsten Freitag über Nischny-Nowgvrod, Rostow am Ton, Tiflis und Baku »ach TranSkaSpic» begeben und von da nach Samarkand, Taschkent und Novy-Marghelau geben, aus der Rückreise werde er auch Batum besuchen. — Einem Telegramme aus TisliS zufolge dauerten nach Berichlen von der türkischen Grenze die Verfolgungen und Verhaftungen von Armeniern^fort. — Gerüchtweise vcrlaulel, die türkischen Reservisten in Armenien würden mobilisirt und bewaffnet werden. * In einigen schweizerischen Städten untersagt die Marktordnung Wiederverkäusern den Ankauf von Früfiten, Gemüsen, Eiern, Butter und Geflügel von 9 bis lo Uhr Vormittags, hiergegen Hallen einige Händler schon vor Jahren eine Beschwerde ringebracht und zwar auf Grund vo» Art. 3l der Bundesverfassung, welcher die Handels freiheit verbürgt. Damals (l877) hatte in der Thal der BundeSrath daS VerkausSvcrbot für iiiistatthafl erklärt. Jetzt hat er indeß in der nämlichen Frage eine ganz entgegen gesetzte Entscheidung gefällt und dabei auSgeführt: „Seit dein Ende der siebziger Iabrc ist die bundeSrechtliche Praxis in Bezug aus den Grundsatz der Handels- und Gc- werbefrecheit von der früher beliebten rein theo retischen und deshalb den wirklichen Bedürfnissen deS LebenS zu wenig Rechnung tragenden Auffassung und Anwendung des FreibeitSbegrisfeS mehr »nd mehr zurück- gekommen." Jetzt sei e- der leitende Gedanke der schwei zerischen Behörden, daß die Freiheit nolbweiidig ihre Grenzen baden müsse, »nd, in allzu reichem Maße aewÄrt, in ein Vorrecht Einzelner zum Nachthcile der großen Menge ans- arte. Insbesondere sei der unstatthafte Vorkauf nicht- Anderes, als die Ausbeutung der Handelsfreiheit durch Wenige zum Schaden der Mcbrbeit. Wenige machen sich durch solche Ankäufe zu Herren des Marktes »nd bestimmen sodann nach ihrem Belieben den Preis der Waare. DaS habe die Bundesversammlung nicht gulheißen wollen. Die Frcibcil könne überhaupt nur bei einem geordneten Gebrauche bestehe». * ES gilt nuiiniehr als so ziemlich gewiß, daß ein fran zösisches Geschwader sich demnächst ans den Weg nach dem italienischen Krieg-Hafen Spezzia begeben wirk, um daselbst dem König Humbert, der seinen Besuch in Spezzia angckündigt hat, NamcnS deS Präsidenten der französische» Republik die Honneurö zu erweisen. Ter Name Spezzia in Verbindung mit der französische» Marine wird in vielen Ge- mittbern jenseits der Alpen das Gedächtniß jener alarmire» den Gerüchte wachrusen, die seiner Zeit ganz Italien erregten n»d nichts Geringeres in Aussicht stellten, als einen Hand streich der Franzoscn bchusS Wegnahme dieses wichtigsten maritimen WassenplatzcS der Italiener. Seitdem haben sich tie Verhältnisse wesentlich geändert; den Franzoscn ,st die Lust an Abenteuern, sei eS zu Wasser ober zu Laude, einslweilcn vergangen, sie empfinden ihre Zsolirung von der übrigen Welt mit jedem Tage mehr, und wenn sic auch begreiflicherweise dem Dreibund seinen sonderlichen Geschmack abziigewinnc» vermöge», so wollen sic doch in der Ersülluiig internationaler HöjlichkcitSpflichlen binter Niemandem zurück siebe». Daher rührt der Entschluß, dem italienischen Kriegs- basen Spezzia eine srcuiidnachlarliche Visite abzuslatlcn, in Erwiderung des Grußes, den das italienische Evolution-- gcschwader dem Präsidenten Carnot bei seinem Besuche Toulons
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