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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-25
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1890
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I ilii isbiidä» > >t»«4»ii. . >. ' esixteck » -ecec. 'I Isiqesic s> --»»«< KO» ^ -ll ic--t«. !«. o illtttl»-» VNif 1-» I»»»ck >»»ll1->j -»i-r l.„v , «t„ , . ,^»t,.> u ,., liLici-,, 11» m, »Isucc'i . ,ll-4 u->ck-e»I»d '' II» M-Il1>, ßl».'> N-»« , a, t»t>it»1 , l'»»L!,)I „ >I> ii I'« Iiilse tl -> ^I^ iß * Nl „-»II«,tt . ^ Hl ! itnttun»»c ct^l " > >»«n, t«iN'tv»1ll» i» ii , s >tui»iz) ,d I / «>«> ff» j i «>e^ 1f ^lt^lt/. l*rtor. per 8tN-> »1ttL,L > L jei«t täglich ' «V. Uhr. Urlaklion und Lr»editi>» Jodaaktlqalie 8. -Prechkondrn -er Nrdattion: Bonntttag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. M W nii,lc»a»irr M»»likn»te «acht sich r« Nkvictio» »ich» »eetzindlich !««»«» »er für »tr «ächftf«l,en»e H>»«rr -esttm»te« Ansrraer an Sacheota,rn »i» 3 Uhr Rachmttta,«. „Saun- un» Kest1a»rnsrüd bis ' ,v Uhr. Zs -en Filialen für 3ns.-^nnatime: tu« SIc«m » Esrtim. tAlfre» Hahn), Untversitätsscraße 1, Laut« Lösche. tattzarinensk. 14 pan. und KüntgSplatz 7, nur bi- V,L Uhr. ^ioriM. TiAtblatt kcl. Brlngerloha - Mk., durch di« Post tezogra 8 Mk. ged« einzelne Nummer SO Pf. Belegeremvii hr»n für Eztrabetl aae» Anzeiger. Organ för Politik. Localgeschichte, Handels- und GeschSstSverkehr. ^ 237. Montag den 25. August 1890. Amtliche Bekanntmachungen. Geffentliche Lekanntmachung, de» Verkauf keimfreier Kindermilii» betr. Vom t. Juli diese- Jahre- an wird in folgenden Ipolheken: Kreuz-Apotheke, hier, Bayerische Straße 2, Albert Apotheke, hier, Emilienstraße l. Apotheke zum iveitzen Adler, hier, Hainstraße S, Kurprinz-Apotheke, hier, Slcrnwartenstraße 12, Linden-Apothcke, hier, Weststraße 4l, Homöopathische tkcntral-Apothekc, hier, ThomaS- kirchhof 12. Neue Börsen Apotheke, hier, Hallcsche Straße 12, Hirseh-Apotdcke, hier, Grimmaischcr Steinweg 28, Löwen-Apothekc, hier, Grimmaische Straße 22, Mohren-4lpotheke, bier, Eukriyschcr Straße I, Ranstädter Apotheke, hier, Ranstädter Steinweg 27, Sonnen-Apvthcke, bier, Südplatz 1, LalomoniS-Apvthekc, hier, Grimmaische Str. 17, Germania-Apotheke, hier, Proilienadenstraße II, Äoni^si Johannis»Apotheke in Leipzig-Reudnitz, npzigcr Straße 26, Kronen-Apotheke, Leipzig-Gvhli«, galkeu-Apotheke, Leipzig-Neuschönefeld, Ost-Apotheke in Leipzig-Anger-Crotteudorf, Wurzener Straße 3, Et. Georg-Apotheke. Lcipzig-Neustadt, Schiller-Apotheke, Leipzig-GohliS, gegen vorberige Bestellung kennfreie Milch zi ron Säuglingen nach dem Sophlet'schen Berfa! besonderen ärztlichen Anweisungen hergestellt Preise von d für dir Flasche, ausschließlich deS Glase«, käuflich geliefert werden. Bei der Bestellung ist der LekenS-Monat, in welchem da« zu ernährende Kind steht, anzuaeben. Die Lieferung der Milch erfolgt von dem der Bestellung folgenden Tage an. Dem Publicum wird diese Einrichtung hiermit bekannt gemacht und zur Benutzung empfohlen. Leipzig, am 4. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. a. Krippende la. 4403. vr. Tröndlin. Krippenvorsf. Gewölbe-Vermiethmig. Da« im Erdgeschosse de- StockhauscS am Rasch markte link- neben dem Burgkcller-Durchgange gelegene, mit GaSbeleuchtungSeinrichtnng versehene vrrkaufSgewölbe ist vom 1. Oktober d». J-. an gegen etnhalbjährliche Kündigung anderweit zu ver- mietben. Miethgefuche werden auf dem Rathhausc, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, cntgegengenommen, auch sind daselbst die vermiethungSbedingungen zu erfahren. Leipzig, den 22. August l890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 6062. vr. Gcorgi. Wagner. Gesucht wird der am 29. November l846 hier geborene ehemalige Messerschmied, jetsige Handarbeiter Gustav Adolph Schlaf, welcher zur Fürsorge für seine in Waiscnpflege befindlichen Kinder anzuhalten ist. Leipzig, den 21. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt. > N IVa ,«41/90. Hentschel. Hr^ Gesucht wird anderweit der Geschäftsreisende Julius Richard Aahlbusch au« Naumburg a. S., welcher zur Fürsorge für seine auf öffentliche Kosten in Waisenpflege befindliche Tochter anzu halten ist. Leipzig, deu 21. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt. X. k IV» 1299/90. Hentscheh Hr. Loucursverfahrtn. In den, ToncurSversahren über da» Vermögen des Bäckers Louiü Niest zu Halle a. T. ist zur Abnahme der Schlußrechnung der Verwalter» Termin aus den 4. September Ibitttt. vormittags SV. Nhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierjclbst, Kl. Steinstraße 8, Zimmer Nr. 3l, bestimmt. Halle a. S., den 20. August 1890. Grosze, Secr.tair, Gerichtsschreiber des Königliche» Amtsgerichts, Nbthlg. VN. Handelsgrrichts - Lclmtttttmuchuttg. Fol. 235 des hiesigen Handelsregisters, wo die Firma Levi ssalm - Löhne, Bankgeschäft in Brrnburg, eingetragen steht, ist heute nachgetragcn worden: „Die dem Kaufmann Ltto Lcharoiv und dem Kaufmann Albert Babe in Bcrndurg erthkilte Collectiriprocura ist er loschen: dagegen ist dein vorgenannten Kaufmann Albert Bode Procura zur selbstständige» Zeichnung und Vertretung der Firma erlhcilt. Beruburg, den 22. August 1890. Herzog! Anhalt. Amtsgericht. C. Bierthaler. Hartmann. Leipzig, 25. Anglist. * Wie die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet, wird der Kaiser am 2. Septemder Morgens in Pa se in alk eintreffen, um an den Manövern des GardecorpS theilrunehmen. * Der Kaiser von Oesterreich, welcher den Manövern in Schlesien beiznwobnen gedenkt, wird vom General-Adjutanten, FelcmarschaU Lieutenant Graf Paar, dem General-Major und General-Adjutanten v. BolfraS, dem Fcldzcugmeistrr Frbrn. v. Reck, den, persönlichen Adjutanten Hauptmann Frbrn. v. Wcler, dem Oberst Pierer, dem Ortsnnanz-Ossieier Hauptmann v. Ebcrbardt, den Flügel- aljutanten Major Frhr. v. Laar, dem Major Polen, dem Grasen Echaffgotsch, dem kaiserlichen StaalSrath v. Braun und dem Leibarzt de« Kaiser- begleitet sein. — Zum Ehren dienst bei dem Kaiser von Oesterreich sind cvmmaudirt der commandirende General. General der Infanterie Frhr. v.Meer» cheidt-Hülleffem, der Generalmajor General 4 l» onit« Gras v. Wedel, Ooerstlieutenant v. Deines, sowie auch der Militair- Attach« Oberst Frhr. v. Steininger und der Oberst-Slall- meister Berzeviczy. * Bekanntlich ist dir Gehalt«aufbesserung ,u dem Nachträge zum preußischen StaatSbauSbaltSetat so vorgesehen, daß zwar alle Unterbeamten berücksichtigt sind, darüber hinaus aber nicht nach Maßgabe der vorhandenen Mittel nach der absoluten Höhe deS DicnsteinkommcnS fort- gegangen ist, sondern ohne Rücksicht hierauf diejenigen veamlenkategorien beranögegrisfen sind, bei denen nach Lage der Gcsammtverbältniffe ein besonder« dringende« Bcr- besserungSbedürsniß anzuerkenncn war. Nachdem die LandeS- vcrtrctung den bezüglichen Vorschlägen der StaatSrcgierung zugestimmt hat, ist damit der Weg für da« Vorgehen di« zu der Zeit gewiesen, wo die Finanzverbältnifse eine allgemeine Erhöhung der Gehälter erlauhen werben. Wenn, wie cs den Anschein bat, die Lage der Finanzen gestatten wird, im nächsten Jabre, allerdings in sehr gemessenen Grenzen, mit der Maßregel fortzufahren, so werden nicht mechanisch die nicdrigstdcsöldeten, di-ber unberücksichtigten Beaiiilcnclafscn detbeiligt werden, sondern e« werten diejenigen vorgcschlagen werden, bei denen nunmehr nach Durchführung der im laufenden Etat vorgesehenen Gehaltserhöhungen das dringendste Bcbürsniß der Aufbesserung al« vorliegend erachtet wird. * Zn einer in Neumarkt in Schlesien gehaltenen Rede hat der ReichStagSabgeordnete von Huene den Deutsch- freisinnigen vorgrworfen, sie hätten nur darum Aegen die jüngste Militairvorlage gestimmt, weil sie gewußt hatten, daß dieselbe doch eine Mehryeit finden würde. Ucber diesen Vorwurf seiten» eine« Führer« der befreundeten Eentrum»- vartei ist die drutschfrcisinnige Presse sehr gereizt. Der Aus fall de« Herrn von Huene ist allerdings undankbar. Der Führer deS reaktionairen CcntrumflügelS sitzt im Reichstag lediglich durch deutschfreisinniae und socialdcmokratische Hilfe. Da hätte er allerdings Ursache, seine guten Freunde höflich zu behandeln. * Die soeben geschlossene Fuldaer BischofSconferenz bat nach Mittbeilnng klerikaler Blätter u. A. auch über die Stellung der katholischen Kirche zur socialistischen Bewegung Berathung gepflogen. Dem Ergebniß dieser Brrathung, da- bis jetzt noch geheim gehalten wird, darf man mit Interesse entgegensetzen. E« wird damit einer der wundesten Puncte in der ultramontanen Agitation in Deutsch land berührt. Während die Autoritäten der katholischen Kirche sich stet- in salbungsvollen Worten gegen die Umsturz- bcstrebungcn wenden, sehen wir bei allen Wahlen die ultra- montane Agitation, oft genug unter geistlicher Führung, bemüht, direct und indirect socialdcmokratische Siege zu be fördern und andererseits sitzen eine ganze Anzahl klerikaler Abgeordneter mit socialteinokratiscber Hilfe im Reichstag. DaS tbatsächlich überall sich zusamnienfindcnde socialdemö- kratisch-dentschfreisinnig-ultramontane Anticartel bietet eine bezeichnende Illustration zu den Redensarten vom Kampf der katholischen Kirche gegen die Uiiisturzbewcgung. * Bei der am 19. d. M. im 15. Hannover schen Wahlkreis (Uclzen-Iscnhagen-Lüchow-Daiincnberg) statt- zebabten anderwcite» NcichStaaSwahl an Stelle deS ver- torbenen Abgeordneten Grasen Bernstorff (Ecntrnm) wurden nach amtlicher Feststellung im Ganzen 12 685 Stimmen abgegeben. Davon erhielt Geheimer RegiernngSrath a. D. Hr. zur. Brücl (Welfe) 6812 St., Rittergutsbesitzer von Estorsf-Vcersscn (cons.) I67l St., Hofbesitzer Albert Mcycr- Riesiedt (nat.-lib.) 2053 St., I)r. GeoraWaltematb-Haiiibura (sreis.) 1536 St. und Echubmachcr Brey-Hannover (Soc.) 599 St. Brücl ist somit gewählt. * Fürst Bismarck soll sich nach einem Berichte der „Neuen Bayerischen LandeSzcituna" dem Herrn Redakteur Mcm- mingcr gegenüber wie folgt über König Ludwig II. ge äußert baden: „Olanz bc'onderS erfreute ich mich der Achtung de- Königs Ludwig II. Wir correspondirte» mit einander über wichtige poli- tische Angelegenheiten bis in die letzten Jahre seines Lebe»» und er war in der Kundgebung seiner Anschauungen ebenso liebenswürdig gegen meine Person, wie geistreich in Bezug aus die verschiedenen Sachen, die in Frage standen. In die inneren bayerischen An gelegenheiten habe ich mich grundsätzlich nie eingemischt. Mit Ministerkrisen und Ministerwechseln halte ich »ich!» zu thun. Allerdings, als im Unglücksmonat 18X6 die Katastrophe heran- nahte, wurde ich durch den Flügeladstilanten Graf Türckheim mittels'eines in Tirol aiis egebeucu TelegrammeS von dem Stande der Angelegenheiten unterrichtet und sozusagen meine Hiisc für de» König angerufen. Ich telegraphirt« zurück an den Grafen nach Tirol: „Seine Ma,cstät soll sofort »ach München fahren, sich seinem Volke zeigen und selbst sein Interesse vor dem versammelten Landtage vertretenV „Ich rechnete jo: Entweder ist der König gesund, dann befolgt er meinen Nath. Oder er ist wirklich verrückt, dann wird er seine Scheu vor der Oeffentlichkeit nicht oblegen. Ter König ging nicht nach München, er kam zu keinem Entschluß, er hatte die geistige Kraft nicht mehr und ließ das Vcrhängniß über sich hereinbrechc»." Daß der König auch in den lebte» Tagen und nach seiner Entthronung noch so viel Liebe und Anhänglichkeit tm bayerischen Volke gesunden hat, stellt diesem treuen Volke das ehrendste Zeugniß aus. Di- richtige Entscheidung war ja auch dem Volke nicht so leicht. Daher ent- schuldigte ich auch etwas die bayerischen Redacteure, welche damals einer der Regierung feindlichen Volksmcinung Ausdruck verliehen haben und diesen ihren Muth mit schweren Freiheit«- und Ver- mögensstrascn büßen mußten. Aber nachdem die Sache geklärt und L»,L. Ä">L°».!,« -Lm mit der Lurte die Verembarung we«en Lrneunung »int« av durger «ischok» kesse, wird. Man ge^^^V^ ^ s^Ikuw"^ - °>'°^°«?e'in 1870 vorgekommeaen Ernennung von ^'adiutoren d" - Men und Straüburg, die nackt Vereinbarung "a-- > . L?d» Sur!! ersolL'en. d. h. aus Vorschlag der Erster,., und nach Genehmigung der Letzteren. ^ - Aus Brüssel geht der .Vosssschm Zeitung" s^nd' Drabtnielduna zu: Der Gouverneur res Heiineguuc«. ( .af Ursel silbstLt -S übernommen, die VeschwerecnderBcr. l-utc der Zechen behuf« Berücksichl.gung zu uberimtlelu. I- Folge deS AuSst-ndc« verhandeln belgische Werke mit den Ruhr,ecken über Kohlenlieferung. * Da« „Reuter'sche Bureau" meldet au» Tanger: Der panische gesandte ist heute an Bord deS Kriegs chi s^ Colon" von Rabol hierher zurückgckcbrt. Der,clbe bat, wie bestätigt wird, eine befriedigende Regelung ^der wegen de« Zwischenfall« von Melilla entstandenen L issercnzcu erlangt, der Sultan hat die Forderungen «-panienS brwtlllgl. * Die HandwcrkS-Genossenschaften in Australien unler- tützen die streikenden Seeleute. Zwanzig T ampser können nicht auSlaufen. Die Bemannung eine« zu einem deutschen Schiffe gehörigen Boote« wurde von Etngeborenen der Insel Ämba (Hebridengruppe) niedergemachl. Ein franzossschcS Kriegsschiff hat dir Dörfer der schuldigen Stämme bom- bardirl und mehrere Eingeborene getödtet. * Die Verändedüngen im Ministerium (so wird au« BuenoS-Ayre« gemeldet) haben den Zweck, die Versöhnung der Parteien und die Beilegung der durch d,e Geldfrage verursachten Schwierigkeiten berdeizuführen. — D,e Ka in in er begann die Beralhungen der Regierung-Vorschläge, betreffend die Ausgabe von 60 Millionen in 5 Jahren rückzahlbarer SchatzdilletS und betreffend die Anleihe von 20 Millionen für die Lasse, au« welcher di« Lonverston de« PapiergeldeS rrsolgeu soll. — Alle in den letzten Ereignissen compromitlirten Offrciere sind in ihre Grade wieder eingesetzt worden. — Orgaoha wurde zum Gouverneur von Lordoda ernannt. Locialdemokratisches. HIXI Berlin, 23. August. Die gegenwärtig in höchster Blüthe stehenden Streitigkeiten im socialdemokrati schen Lager wird man nicht allzu ernst nehmen, am wenigsten wird man davon den Verfall und Niedergang der 'Partei erwarten dürfe». Derartige Auseinandersetzungen sind in der socialvenwkratischen Partei von Anfang an herkömmlich ge wesen, und pflegen bei dem lebhafteren Naturell derselben einen etwa« schärferen Ton anzuiichiuen, als es sonst üblich ist. Fehlt eö doch auch bei auceren Parteien nicht an Hader und Streit, ohne daß darum gleich das Band der Zusammen gehörigkeit gelöst würde; man dcnle nur an die jüngsten Vorgänge be, den Deulschfreisinnigcn. Aber auch wenn die Gegensätze in der socialdemolratilche» Partei sich einmal derart zuspitzen sollten, daß die verschiedenen Richtungen sich besondere Verbaudö- sormcn und Leitungen suche», fo wäre damit nicht viel ge wonnen. Es hat lange Jahre zwei große socialtcmvkralischc Par teien in Deut>chland gegeben »nd jede Richtung von einem ge- mäßigtcnOpporluiiiöiiiuS bis zum revolutionärsten Anarchismus war darin vertreten. In rem Hasse gegen die bürgerliche Gesellschaft und die heutige ErwcrbScrdiiuiig aber waren sie stets einig und wo eü noth thal, hielte» sic auch allemal zusammen. Weun man in bürgerlichen Kreisen sich der Hoffnung hingcben sollte, die Socialdcmokratie durch der artige innert Zänkereien sich zersetzen und selbst zerstöre» -u lchrn, so würde man sich einer gefährliche» Täuschung ingeben. Derartige Spekulationen tonnten nur bedenkliche lllusionen erzeuge» und das Streben lähmen, der großen socialen Gefahr wirksam e>itgcgciiz»arbeilc». DaS kann nur einerseits durch möglichstes Entgegenkommen gegen be rechtigte Forderungen der Arbeiter geschehen, anderseits durch festes Zusammenhalten aller den Fortbestand unserer bürgerlichen Gesellschaftsordnung wünschenden Kreise unsercS Voltes. DaS Letztere ist noch keineswegs j»i wünschcns- werthen Maße vorhanden; der Ernst der Lage ist noch keines wegs tief genug in das Bewußtsein der bürgerlichen Kreise gedrungen und eben daraus schöpft die social,,tische Uiusturz- bewegung immer neue Hoffnungen. Wir stehen mit dem Erlöschen des SocialistriigesctzcS dicht vor einem Ereignis!, welches der socialistischen Bewegung ohne Zweifel mit der freieren Kräfteentsaltung auch euien neuen Aufschwung ver leihen wird. Nichts wäre gefährlicher, als sich gerade in einem solchen Augenblicke über die Macht dieser Bewegung zu täuschen und die persönlichen Zäntcrcicn unter den Führern für ernste Anzeichen Lea Niederganges der Partei zu Hallen. Mlitairisches. * Wie seiner Zeit gemeldet, hat der Kaiser am 21. Juni dem 2. Bataillon der Haupt-Cadettcnanstalt eine Fabne verliehen. DaS „Militalr Wochcnblalt" theill jetzt mit, daß wahrend der 'Nagelung dem Eommanteur des Eakcttcn- EorpS eine Allerhöchste EabinctSordre überreicht wurde, >n welcher cS beißt: ... ''2ch will dem Cadelten-EorvS einen besvndercn Beweis Meines Wohlwollens und Meiner Zufriedenheit mil jemen laug,adrigen Lesslunge" dadurch geben, da,, Ich de». 2. Bala.Uvn der Fahne Nil! dun Säcularbande viNeiye. ^,l. da» das Eadelicn. >orps in (gestu- der - icorr oir Wieocroe,cyung res erledigten Straß- ^ G'- Kön.gcUreue und der Vaierland.-liclc, in welchem burgcr Bischofstuhles schreibt man dem „Hamburgischen ungczc.Istle,Reihen der bravste» und tüchtigste» Corrrspondent" au« Straßburg: c» i, .nunverbrüchlich weiter verhar.en und dielen " »um de- Baierlaudc« b,s in d,e fernste Zukunft p,legen ^rso'g Meiner Ordre von, hcul.gen Lage, i !n?»n<s? öahne de« Cadellen-Eorv» in Zulunsl von dein 1. Bataillon der Haupl-Cadettenanstalt geführt wird." die allgemeine Erregung sich gelegt hatte, wäre es von Seilen dieser kvnigStreuen Redacteure ein Unrecht ohne gleichen geweien, wenn sie der besseren Einsicht entgegen den ausgezeichnet braven Prinz-Regenten, einen durch und Lurch ehrlichen und wohlwollenden sürslcn, ,ort und fort hätten tränken wollen/' * Ueber die Wiederbesetzung de« erledigten Straß- - ^ ' schr " ' ^ ' " >bbr „ Man spricht hier bereit» viel von der Wiederbesetzung de- Straf,, burger Büchos,lutst«. Der Statthalter von Estaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe, war bekanntlich in der vorigen 'Woche in Berlin, wohin er auch den SiaatSsecretair von Puilkamcr von hier bejchiedcn halte. Der Zweck der Anwesenheit diejcr beiden Leiter der elsaß- lothringischen Angelegenheiten in Berlin soll ein Vortrag beim Kaiser gewesen sein über diese Wiederbesetzung. ES kommen dabei die Bcstiminunge» des sranzöjijche» Uirchcnrechl« in Frage, welche bezüglich der Einsetzung eines neuen Bischof« wesentlich von dem in Deutschland üblichen Modus abwriche». Nach Art. 4 französischen EoncordatZ von 1801 erfolgt die Ernennung der Bischöfe durch das Staatsoberhaupt, ihr« caiionijchr Einsetzung durch den Papst, also ohne Mitwirkung des CapitelS. Da- wäre I!n«lae»"H.Jränkiichcr Courier".) Ta- montägigen Manche de» 9. Infanterie- veuen Anlaß zur Verbreitung der ver- Ich,ebensten Gerüchte. Co meldeten beute Vormittag hiesi g Blätter ein dritter Soldat sei todt tn einem Maieackcr bei Markibrcic anss ,^"".Ueß das Geruch, zwei der er,rankt im r- 0^.. ^lfgenden Soldaten gestorben sein. Beide ersterem^G ü». grundle«. Ten Aiilast zu er,terem Gerücht gab da» Austinden einer PferdeSieiche bei Ptartt „ , ^iar 10 Ps. Gebühre« tür Lrtrabetlaa, lia Taaeblaii-Fornrat aetalzl, «bnr Postbeiörderung SO Mk. Mit Postbefürderung 70 Pik. Inserats - gespaltene Petitzeile SO Pf. Größer» Schriften laut aus. Pret-verzeichntß. Tabellarischer u. Ziffer»!»« nach hüherm Tarif. Krrlamea unter dem Redactiou-strich dl« 4aelpalt. Zeile 50 Ps., vor den Familiennack richte» die 6gespaltru« Zeile 40 M. Jalerat« find siet- an die Ktzpeoitt«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnwnumei-nnclc» oder durch Posl- nachnahme. 8L Jahrgang. breit, deren Provenienz nicht sofort sestgestellt werden konnte. Ferrer meldete da» „Würzburger Journal', der Oberst Schöller de« 9. In- sanlerie-Reatment- sei zunächst seine- Dienste- enthoben. Auch ba tst unbegründet. Oberst Schöller commandtrl da- Regiment nach wi» vor. —— Marine. * Die die .Bossischc Zeitung" au« Kiel meldet, ist da« Flaggschiff de- österreichischen Panzergeschwaders, welches Freitag Morgen Kopenhagen verlassen, am Freitag Abend in Kiel eingelaufcn. Das Schiff hat im Beil aus- gestoßen, eine Schraube verloren und die Kurbelwelle gebrochen. Ta eS aber Doxpelmaschincn und zwei Schrauben bat, konnte cS mit eigener Kraft nach Kiel kommen. ,Kro» prmz Erzbcrzog Rudolf" ist. wie bekannt, ein stattliche« Schiss und scheint sonst keinen Schaden erlitten zu haben; e« liegt dem Kieler Schlosse gegenüber und gehl alsbald in- Dock der kaiserlichen Werst. * Ueber di» schon gemeldete Katastrophe ans dem russl- schen Panzerschiffe „Sinope" bringt die „Odessaer Zeitung" folgendes Naliere: Um 8', Ubr Abends, als die Mechaniker und Heizer tm Maschinenraum beschäftigt waren und der Schiffs- süburich, Fürst Ehiilow, bei dem K i HIenkaslen stand und den Ber- broulti von Kohlen uolirte, ezplvdirte st» Heizraum der linken Seüe ein Rohr. Einer der Mechaniker versperrte den Hauplkrahii, wodurch »i» ivcitereS Unglück verhütet wurde. Nach einigen Minuten platzte das Rohr aus der rechten Seit«. Ter Dampf drang mit ungewöhnlicher Kraft zuerst in den Heizer-Raum und sodann nach oben. Alle Im veizer- und Maschinen-Raum befindlichen Mannschaften flüchteten und r« entstand eine große Panik. Fürst Chstkvw. welcher ebenfalls die Flucht ergriff, wurde beim Gedränge die Treppe hiiiabgeworien. Da aus Signale hin keine Rettung kam, beschloß die verzweifelte Mannschaft, aus Leben und Tod die Krahne abzusperren. was Lenselben auch aelang. Nachdem sich die Lust etwas vom Tainps gereinigt batte und man den Heizer-Raum betrat, bot sich ein schreckliches Bild dar. Aus dem Bode» lagen neben dem geplatzten Rohr fünf entsetzlich zu gerichtete Leichname und einige schwer Verwundete: die Haut schälte sich von dem ganzen Körper der Unglücklichen. Dieselben wurden in ihre Ca>ülcn gebracht und in die Betten gelegt. Bald darauf wurde auch der Fähnrich, Fürst Chstkow, ebensall« schrecklich zu- gerichtet, aufgesunden. ÄlS man denselben in sein« Lajüte brachte und in« Bett legte, blieb seine Haut in den Händen derlenige», die ihn entkleideten. Nach einer qualvollen Stunde erlag er seinen Schmerzen. AI- das Panzerschiff in Sewastopol einlicf, starb noch einer von den Heizern. In Sewastopol wurden elf Verwundete i». Marine-Hospital uatergebracht, von denen am anderen Tage noch vier starben; an dem Aufkommen der klebrigen, außer zweien, wird grzwetselt. Neues Theater. Leipzig, 24. August. Ein neues nach einem russischen Roman bearbeitetes Stück, drei Dichter, zwei berühmte Dar steller — eö war begreiflich, daß da« Neue Theater gestern gefüllt war und die Tbetlnahiiie des Publicum» eine sehr lebendige. Das Stück beißt: „RoSkotnitow", der Ronia»- tichlcr, kessen Werl dem Drama zu Grunde liegt, F. M. Dostojewski, die beiten deutschen Schriftsteller, welche den Roman für unsere Bühne bearbeiteten, Eugen Zabel und Ernst Koppel, von denen der erstere sich durch seine Studien russischer Literatur und die Bearbeitung der Turgeiiicsf'schcn »Natalie" in weiteren Kreise» rühmlich bekannt gemacht, der letztere durch Dramru und Dichtungen seine Begabung an den Tag gelegt bat. Zwei Künstler ivie MatkowSly und Possart wirkten mit, um diese neueste Aneignung aus dem Russischen bei uns cinbürgcrn zu helfen, und cS bedurfte in der Tb.U bei dem mißlichen und bedenk lichcn Stoff solcher hervorragender darstellender Kräfte, um die Dichtung sicher in den Hasen zu geleiten, wie aus der andern Seile auS der Mitwirkung dieser Künstler bcrvcr- gebt, daß die darstellende Knust in dem neuen Schau spiel eine willkommene Ausbeute findet; der inter nationale Eharaltcr unserer deutschen Bühne prägt sich immer schärfer auS: französische, norwegische, spanische, italie nische, russische Stücke losen (ich i» bunter Folge ab; cs ist das ei» Zug der Zeit und hängt damit zusammen, daß die Völker durch die neuen großen VcrkchrSmillcl einander näher rücken als früher. Gleichwohl wird eö immer die erste Aus gäbe der Bühne bletbc», die eigene Volkssitte wieder;» jpicgcl»; die Auölänterci kann uns interessante Bilder vor führen, aber sie werden immer etwa« Fremdartiges für uns behalte». Es sind neuerdings, besonder- in Berlin und auf der Freien Bühne manche Stücke anfgesübrt worden, die auf dem Boden de» Zarenreichs spielte»: ihnen allen ist etwas DuiiipscS und Gepreßtes eigen, „die Macht der Finsternis;" ist überall unverkennbar, sic gebiert dag Laster »nd das Verbrechen. Und daß dies auch bei anscheinend edel strebenden Geistern der Fall sein kann: dafür will uns der russische Siltcnmalcr Dostojewski einen neuen Beweis geben. Naslolnilow ist ein junger Student, der in Noth und Elend lcdt, aber i» geistreichen paradoxen Theorien sich über seine traurige Lebenslage zn erbeben sucht. Für außcrgcwöbiilicne Naturen erscheint ihm LaS Verbrechen acrechtsertigl und »i.bt niit dein Maße de» Strafrechts zu messen. Wenn ein großer Entdecker Diejenigen lödtcn würde, die seiner Entdeckung im Wege stehen — würde man diese That verwerflich sinken könne»? Leider macht er von dieser Theorie alsbald eine schlimme Nutzaiiwcntilng. Eine alte Wucheri» und Kupplerin Aljona Iwanowna hat nicht nur die Tochter Ssonja des stets betrunkenen, aber geniüthvollen Kanzlcibcaniten Mar linski ins Elend gestürzt, sondern sic nährt sich auch von der Noth »nd den Jammer, die sic ausplündert. Ein Mitstntcnr von Raskolnikow macht die Bemerkung, daß man eigentlich ein solche» Snbjcct todtschlagen müsse, »m von ihre» an gesammelten Schätzen eincii für die Menschheit nützliche» Gebrauch zn machen. Dies leuchtet Raskolnikow ein und als die Alte Sloiija noch einmal an.ihrcn Verführer zu verbaute!» trachtet, erschlägt er sie unk bemächtigt sich eines TbcilS ihrer Habe, das ist der Höbcpunct des Stücke»; auf der Bühne offenbar eine gefährliche Klippe, vbschon bie Tbat hinter die Scene verlegt ist; denn cs bandelt sich nicht »m Todlschlag, sondern um emen vorbedachten Ranbmord, der diircki den Aufputz phantastischer Motive und edler Gesinnungen nicht genugsam seines abstoßenden EbaraktcrS entkleidet wird. Nun tr»t ireilick, der Rückschlag ein. die innere Zerknirschung und Verwüstung, welche die vollbrachte Tbat im Gefolge bat. lind wenn auch hier der RvmanschristttcUer fnr seine Dichtcrmuse ein weit ergiebigeres Terrain findet, als der Dramatiker, der leicht in eine für die Bühne zu drcil auSgcsührte Scelenmalerci verfällt,
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