Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-11
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Grsch« MH ttirr 6V. täglich Uhr. 8«r U« Ue-«c1ion nnd Lrprdition Iohannesgass« 8. 2prechknn-r» drr Ur-artion: Vormittags ll>—IL Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. »Uck-ad« vi«»»tcri»<« dir dlrdacti»«, «chl >xr»„»Uch. NPMtr und TaMM «nuahmr »er für die nSchftf»l«e«de Rümmer -eftimmte, z«fer«te an Wochentagen dt» S Uhr Nachmittags, an Sann- und Festtagen früh bis'/,» Uhr. In -r>i /ilialcn für Ins.-Ännahmr: Ltta klemm's Sarttm. iAIfrrd Hahn), Uiiiversitätssttaß« 1, Lauts Laiche, kathartneustr. 14 patt, und SSuigSplatz 7, nur bi» '/.» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik,Localgeschichte,Han-els^midGesMsverkchr. 251. Donnerstag dm 11. September 1890. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die in der Zeit vom 23. bis 29. August dss. Js. in drr inneren Stadl, Burgstraße und Schloßgaffe rc. einquartiert gewesenen Truppen vom König!. 8. Jnsanterie-Rcgiment Nr. 1tt7 kann in den nächsten Tagm bei unserem Quartier-Amte, Stadthaus, 3. Etage, Zimmer 143/145 erhoben werden. Der den QuartierZettel Vorweisende gilt als zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 6. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig, ucl X/dl. 11,912.vr. Gcorgi. Lamprecht. Bekanntmachung. Bei Gelegenheit des sog. Tauchaer Jahrmärkte- ist in den letzten Jahren namentlich von halbwüchsigen Burschen und Kindern in den Straßen diesiger Stadt durch uner laubte- Abbrennen von FeucrwerkSkörpern, wie sog. Kanonenschlägen, Fröschen und bengalischen Zündhölzchen, welche nach dem Anzünden emporgcworfen werden,der erheblichste Unfug getrieben worben. Es wird gegen dieses Gebühren ferner in unnachsichtlicher Weise eingeschritten werden, und zwar werden in Zukunft nicht nur die Derüber de- gedachte» Unfug- auf Grund tz. 369,11 bez. §. 368,7 deS Reichsstrafgesetzvuchs zur Verantwortung und Bestrafung gezogen werden, sondern auf Grund des tz. 367,5 des R.-St.-G -B auch diejenigen Kauflente und Händler, welche dem in der Verordnung de- König!. Ministeriums des Innern vom 3. November 1879 tz. 24 ausdrücklich erlassenen Verbote zuwider an Personen unter Ltt Jahren der artige FcuerwerkSkörpcr, namentlich die gedachten bengalischen Zündhölzer, verkaufen oder sonst abgeben. DaS Feilhalten mit derartigen Gegenständen, sowie auch mit den bei Gelegenheit des Tauchaer Jahrmarktes m Handel gebrachten thönerneu Trompeten und da- Blasen auf solchen ist auf öffentlichen Straßen und Plätzen schlechterdings verboten. Zuwiderhandelnde haben Geldstrafe bi« zu 60 -4k oder Haftstrafe bis zu 14 Tagen und außerdem sofortige ConfiScation drr gedachten Gegen stände zu gewärtigen. Leipzig, am 8. September 1890. er Rath und da- Polizeiamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschneider. v. L. 4045. Kretschmer, Aff. Der Bekanntmachung. Die Räume der Geschäftsstelle drr Verwaltung unsere- Wasserwerks zu Plaatvitz bleiben am 15. September l. I. behufs erforderlicher Reinigung der Localitäten geschloffen. Dringliche, keine Aufschub erleidende Anträge sind an diesem Tage bei der Verwaltung unseres Wasserwerks, ThomaS- kirchhof Nr. 18, anrubringen. Leipzig, am 3. September 1890. Drr Rath der Stadt Leipzig, st. bir. 1512. vr. Georgi. vr. Redlich, Bekanntmachung. Die Anlieferung von 200 granitenen Schleußeneinfallsteinen mit runden eisernen Rahmen und granitenem Deckel zu Straßenncbenschleußen (Dresdner Muster) soll an ein Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RatbhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingcsehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,50 welche eventuell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Lieferung von granitenen Lchleußeneinsallstelne» zu Straßennrbenschleußen (Dresdner Muster) versehen ebendaselbst und zwar bis zum 20. dieses MonakS Nachmittags 5 Ubr einzureicken. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 8. September 1890. DeS RathS der Stadt Leipzig Id 493l Straßenban-Deputation. Vohnnngs-Vermiethung. Vom 1. Octobcr d. Js. an ist eine in der 3. Gtage des früheren Rathhauscs in Leipzig-DolkmarSdorf, Kirehftraße Nr. 2, gelegene kleine Wohnung gegen vierteljährliche Kündigung anderweit zu vermiethen. Bezügliche Micthgcsuche werden auf dem hiesigen Rath Hause, l. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegcngcnommen. Leipzig, den 8. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Iu 6368. vr. Georgi. Pücker. Wohnungs-Vermielhung. In der 3. Etage de« der Stadtgemcindr gehörigen HauseS Grimniaisehe Straße Rr. I ist eine aus 3 Stuben, l Kammer, Küche, Bodenraum und Kellerabthei lung bestehende und mit Wasserleitung versehene Hos> Wohnung vom 1 Oktober d. I. an gegen einhalb jährliche Kündigung zu vermiethen, für welche zeither 400 jährlich MiethzinS gezahlt worden ist. Vermittln»,gSbedingunaen und Jnventarium liegen Rath bau-, l. Etage. Zimmer Nr. 8, zur Einsichtnahme au«, wo selbst auch sonst etwa gewünschte Auskunft ertheilt wird und Miethgesuche angenommen werden. Leipzig, den 8. September l890. 1a 637l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Geor g i.Pucker. Gesucht 1854 zu Leipzig geborene Schlosser wird der am 26. Mai jetzige Handarbeiter Earl Wilhelm Boißt welcher zur Fürsorge für seine drei in öffentlicher Waisen pflege befindlichen Kinder anzuhalten ist. Leipzig, am 6. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen Amt. ä. L. IV». lbvb. Heutscheh Reichardt. Bekanntmachung. Die Lieferung von 300 gußeisernen Waffcrverschlußrvhren jU Straßennebenschleußen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathbauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst emgcsehrn oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 ^s, welche eventuell in Briefmarken rinzuscndcn sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lieferung gußeiserner Wafferverschlüffe" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 19. September d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 8. September 1890. Id. 4898. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. seine Deutschland und England in Afrika. Durch das Abkommen zwischen Deutschland und England sind zwar die Grenzen der beiderseitigen Interessensphären ,n Afrika bestimmt, aber eS ist dadurch keineswegs da« fried liche Zusammenwirken der beiden Völker zur Erreichung deS Civilis ationSzwcckeS gesichert. Schon Wissmann äußerte sich bei seiner Rückkehr nach Europa in dem Sinne, daß Deut' und Engländer in Afrika stets ihre besonderen Wege^ ge v,!mk,n NS ^ besitze« noch nicht denken können. s^r vor- den, Tanganyikasee ru lenken und dort Fahrzeuge ,n genügen der Zäh" und Sta.Lnen bereit zu stellen, welche unj-r-n Handel-Zwecken dienen. Nach dem Abkommen st sicher Verkehr mit den Engländern in Aussicht genommen, werden, und die Mittheilungen, welche Vr. Peter« in München beiderseitigen Interessen stehen sich aber zu schroff gegen- vak die Gesinnung eine besonder« sreunkschatt >Le gemacht bat, beweisen sogar, daß die englischen Absichten egen die Unternehmer deutscher Expeditionen feindselig waren, er Leiter der von der britisch ostasrikaniscken Gesellschaft nach dem Victoria-Nyaiirasce gesandte» Expedition, Jackson, war, wie er dem König Mwanga von Uganda mitgetheilt hat, mit der Verhaftung des vr. Peters beauftragt, suchte sich aber dieses Auftrag- durch die Vermittelung Mwanga's zu entledigen. Doch dieser berief seinen Rath, spie auf das Schreiben, nachdem eS verlesen worden, warf es zu Boden und stellte dem vr. PcterS zu seinem Schutze 2000 Uganda-Krieger zur Ver fügung. Und derselbe Jackson, welcher das Ansinnen an Mwanga stellt, vr. Peter« zu verhaften, hatte eS kurz zuvor abgelebnt, dem König gegen dessen Feinde Hilfe zu leisten im Kampfe gegen Karema, obwohl er über 500 mit Snider- gewchren bewaffnete Leute de» Oberbefehl führte. Demgemäß ist eS auch ganz erklärlich, daß Mwanga die Schutzhcrrschaft der Engländer von sich weist und ionen nur das gleiche Zugcständniß machen will, wie er eS allen übrigen Europäern gemacht hat, nämlich Handels- und NiederlassunaSfrciheit. Da nun das deutsch-englische Abkommen Deutschland da- Südufer deS Bictoriasces sichert, über welches der Handel seil alter Zeit seinen Weg nehme, so ist Deutschland gegen über England im Vortheil, was auch Stanley darüber denken möge, welcher die Rechte Deutschlands in Ostafrika wenig geschmackvoll mit einem Hoscnknopf verglichen bat. Es gilt daher jetzt, zu zeigen, was die Deutschen mit ihrem Colonialbcsitz in Lstafrika anzufangen wissen. Wiss mann ist mit vr. Peters darüber einverstanden, daß Deutsch land den ersten Dampfer auf dem Victorias« babcn müsse. Durch diesen See wird der Handelsverkehr mit dem Norden bcrgestellt, mit Uganda und Unyoro und mit der Aequa- torialprovinz deS Sudan, welche leider der Leitung Emin Pascha's entzogen ist. Emin in Wadclai wäre für die deutschen Colonien von ebenso großem Wertbe gewesen, wie diese für ihn, denn eS wäre durch die beiderseitigen Be ziehungen ein Wechselverkehr vom Norden nach der Küste ermög licht worden und umgekehrt von der Küste nach dem Sudan. Diesen Berkebr herzustcllcn, war die Absicht des vr. PcterS, nicht aber Emin von seinem Posten fortzuholen, wie die« leider von Stanlev geschehen ist. Stanley drohte Emin mit Gewalt, fall« er sich nicht dem gemessenen Befehl de- Khcdivc fügte, und Emin gab nach, weil er Afrika nicht das Schau spiel eines Kampfes zwischen Europäern bereiten wollte. Wer von beiden aus diesem Kampfe als Sieger bervorgeaangcn wäre, ist zweifelhaft, wenn es Stanley schließlich auf einen solchen hätte ankommen lassen, was sich jetzt freilich nicht mehr seststcllen läßt. Stanley bat >etzt vorläufig seinen Zweck erreicht, er hak in England durch seine Banketreden eine Aufregung erzeugt, welche daS deutsch-englische Abkommen zur Folge gehabt hat, und wartet nun ruhig ab, wie sich die Dinge weiter ent wickeln werden. Der Schade», den er angcrichtet hat, ist groß, aber er ist nicht so groß, daß er nicht durch geschickte Benutzung der Umstände wclenllich verringert werden könnte. Die „Times" sagte einmal, Afrika gehöre Demjenigen, welcher die Eingeborenen am besten zu behandeln wisse. Es scheint aber fast, daß die Engländer sich diese Ansicht nicht angccignet haben, denn sie stoßen überall in Afrika mit ihrem Thun auf Abneigung und Widerstand. Wie man sich in Uganda einer etwa geplanten Schutzherrschaft Englands widcrsctzt, so geschieht es auch in Witu, wo der durch daS deutsch englische Abkommen bedingte Besitzwechsel sehr widerwillig ausgenommen wird. Aus Zanzibar wird berichtet, daß die Araber mit dem Sultan Seyid Ali sehr unzufrieden und nicht weit davon entfernt sind, ihn, den Gehorsam zu kündigen. Zwar wird der Erlaß des Sultans in der Sclaven frage als Vorwand benutzt, die Hauptsache scheint aber daS englische Protectorat zu sein, welche- ihre Stimmung so berabgedrückt hat. Die ruhige, besonnene und stets gleich mäßige Haltung der Deutschen hat auf die Araber, obwonl sie die Deutschen nicht als ihre Freunde ansaken, doch einen bessern Eindruck gemacht als das herrische Wesen der Eng läntcr, daS ihnen ihre Abhängigkeit stets gegenwärtig erhält. Die Engländer haben vor uns eine mehr hundertjährige Colonialpraxis voraus, aber eS scheint fast, als ob wir ihnen auf diesem Gebiete schon jetzt eine sehr fühlbare Ueberlegenheit zeigten, die sich in Zukunft noch weit stärker und umfassender bewähren wird. Aus den Mittheiliingen der beiden vornehmsten Führer der deutschen Eolonialbewegung in Ostafrika, Wissmann und vr. PeterS, haben wir zu unserer großen Befriedigung er sehen, daß die Mißstimmung über die Vortheile, welche den Engländern durch da« Abkommen vom 1. Juli gewährt worden sind, keineswegs dir Oberhand über daS Streben gewonnen bat, Deutschland die ihm i» Ostafritg gebühreuke Stellung zu sicher». Dir haben daS Südufer deS Victvria- NyanzaseeS, wir haben die Küste von Tonga bis zur Mim düng de« Rowuma, wir haben feste Grenzen, innerhalb deren sich unsere Thätigkrit ^"fl^dttÄngeborenen für die Sympathien eine« 2roß"> - ist diezenige, welche uns. D.e l-tztgenann e Enu"g«'sch ft ^ Hmder- dem Vorgehen der Engländer »alurgemav v ^ W,lu nisse bernten muß, sie werden dam " S schon jetzt und auch in Z°nz.bar zu rechmn ^ben. ww unmittelbar nach dem Inkrafttreten hat. volle vour Verkehrs- und ßorcnen welche wir durch geboten, die Sympathien der Eing ^ ^^„ft bc- unser Verhalten gewonnen ' 7? sftn sorder- wahren, und daS kann unseren H ,st überall in Afrika " 1-i« Di. ÄMchl-«» -l« lich brkc über als daß die Gesinnung eine besonders srcu»v,a,u>">^ sein'könnte. Wir werben m.t einander auSz»kon»i,e,>sucycn so aut und so lange eS geht, aber eS ist Ichon fttzt '«it Sicherheit vorauSzuschen, daß eS an maninglacheii iLlreilig^ 2n nicht fehlen'wird.' W,r sind als Wettbewerber daraus angewiesen, eS einander zuvor ,u thun, und ichon dadurch sind die Ursachen für Streitigkeiten gegeben. Wir wollen nicht herrschen wie die Engländer, aber wir verlangen volle Gleichberechtigung und diese werden wir unter allen Um ständen aufrecht zu erhalten wissen. Leipzig, 11. September. Kaiser Wilhelm trifft, wie schon erwähnt. Don nerstag, den 2. Octobcr l. I., in Wien ein, um als Gast deSKaiserSFranzJosepban den Hochwildjagten in ^tcier- mark theilrunehrnen. Der deutsche Kaiser, dessen Ankunft in den VoriniltaqSstunden erfolgt, wird auf dem Bahnhöfe in besonders festlicher Weise empfangen werden. Für den 2. Ok tober ist ein Galadiner im großen Saale deS Lustschlosses in Schönbrunn anbcraumt. Der Besuch der land- und forst- wirthschaftlichen Ausstellung durch den hoben Gast ist in Aussicht genommen. An den Hochwildjagden, welche acht bis ehn Tage dauern werden, werden auch bekanntlich der König »llbert von Sachsen, Erzherzog Ferdinand Großherzog von ToScana und Prinz Leopold von Bayern theilnebmen. * Mit einer von Tag zu Taa wachsenden Erbitterung wird in der klerikalen Presse der Kampf gegen den preußischen CultuSminister geführt. Ein triftiger Grund für diese ständige Steigerung der ultramoittanen ZorneSauSbrüche ist nicht recht ersichtlich; denn die Behauptung, daß Herr v. Gvßlcr die Ablehnung der Posener Eanditalen- listc den übrigen Ministern gewissermaßen mit Gewalt ab- gclrotzt habe, ist einerseits nicht erwiesen und andererseits bereits veraltet. Trotzdem kann man kein klerikales Blatt oder Blättchen in die Hand nehmen, ohne darin dem Schlacht ruf „Fort mit Goßlcr" zu begegnen. Es gebt auS allen diesen Auslassungen hervor, daß daS Centruin für die regie rungsfreundlichere Haltung, die man bei ihm wabrnebmen will, als Preis den Rücktritt des EultuSministcrS verlangt. Der „Westfälische Merkur" schreibt: Darüber haben alle Kundgebungen von der CentrumSscite am wenigsten Zweifel gelassen, das, „ns Herr v. Köhler ats der Träger eines alten Bismarck'schen Systems erscheint, das in die neue Acra nicht mehr paßt. Der Beifall, welchen Herr v. Koßler bei den Mittelparteien findet, bestärkt nur diese Anschauung. Tie „neue Aera" ist noch nicht fertig, sondern erst im Werden begriffen. Nicht bloS im parlamentarischen Parteiwcsen, sondern auch in der Zusammensetzung des Ministeriums muß noch „neues Leben aus den Ruinen blühen". Je starrer Herr v. Koßler an den schlechten llebertieserungen aus der Bismarck'schen Zeit fest- hält, desto mehr tritt die Unvereinbarkeit diese» Erbschastsstücks mit dem neuen Hausrath hervor. Die groß angelegte Rcformpolitik des Kaisers verträgt sich auf die Dauer nicht mit kleinlichen Kampf- Mitteln gegen polnische oder katholische Unterthanen, und diese Unvereinbarkeit klar zu stellen, ist unser Recht und unsere Pflicht. „Man wird jetzt erwarten dürfen (schreibt ein forlschritt- UcheS Blatt, die „Vossischc Zeitung"), daß daS Ecnlrum mit Vorschlägen, wie der Posten des Cultusministers nach Herrn von Goßlcr besetzt werden soll, hervortritt. Herr Win dt her st selbst, der im preußischen Abgeordnetenhausc die Frage er örterte, warum man ihn nicht zum CultuSminister mache, dürfte vielleicht geneigt sein, den Posten ' aus dem Centrum zu überlassen." * Alle Nachrichten über b,e Bestätigung Forckenbcck'S sind unrichtig, bis beute ist eine solche noch nicht getroffen, doch ist an drr Bestätigung selbst nicht zu zweifeln. ^ deutschfreisinniaen Blättern vcr- breittte Nachricht von dem Tode deS RcichstagSabaeordncteii Wöllmer bestätigt sich nicht. Es lag eine Verwechse lung vor. * Augenblicklich beherbergt die deutsche NeichSh aupt- stad t emcn fremdländischen Besucher, dessen Persönlichkeit auch das Interesse weiterer Kreise zu erwecke» geeignet ist ist die« Sir Charles Gibson an« St. Louis Vcr ÜOKvkNkMkttlHnkklD vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Bttngerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer W PH Beltgeremplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilagen sin Taueblalt-.vvimat gesalzt) »hke Postbesürderung 80 Mk. «tt -oftbesSrdcruag 70 Mt. 2«ffrr«te «gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größn, Schriften laat »as. Preisverzeichniß. Tabellarischer». Zijserusatz »ach höherm Tarif. Uerlamea »ater dem RrdactioaSstrich di« laespalt. Zeile bO Ps., v or den F a m«l i« n a a ch rt ch t« u die 6gespalt«o» Zeile 40 Pf. Inserat« sind stet» an die ErprSitt»" za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumoraocic» oder durch Post« nachuatzme. ES einigtr Staaten von Nordamerika, welcher mit seiner I'7°blm daselbstsur e-mge Zeit Aufenthalt genommen bat S,r Charles Gib,on« Begehungen zun, Deutsche» Reiche Preußen smd nicht neuen Datums. Schon G.bso7. §?brzebnten machte sich Sir Charles p"»Vlsche «taatS.nteressc durch einen erfolg ^..Ehrten Proceu gegen einen flüchtig gewordenen Po beamten verdient, wofür rr. da er jedwedes Honorar ab Wllbttn." damaligen Prmrregenlen, späteren Königs Wilhelm von Preußen durch Uebersendung Werthvollei Klinstgegcnsraiitc geehrt wurde. Sir Charles Gibsrn bc »aligtc auch ferner!»» seine rege Tbciliiahnic sür alles Tcutslbc turchtt.n rastloses Bemühen um die Pflege guter Bezichunaen zwischen semer amerikanischen Heimalh und dem deutschen 81. Jahrgang. Reiche, sowie um die möglichste KrrnhaltunH von Mißverständ nissen, an denen e« ja neuerdings nicht Ainzlich gemangelt, welche diese Beziehungen hätten trüben können. Dem ver dienstlichen amerikanischen Patrioten haben diese seine uncigcn- tzigrn Bestrebungen denn auch wiederholt den Dank und die Anerkennung der kaiserlichen Regierung einartraaen. So wurde er vor mehreren Jahren brrnt« durch Verleihung deS KronenordcnS H Classe und vor Kurzem durch die Verleihung der I. Classe desselben Ordens ausgezeichnet. Für die jetzige Anwesenheit Sir Charles Gibson'S ist in erster Linie das Verlangen maßgebend gewesen, der kaiserlichen Regierung sür die neuerliche Ordensverleihung den persönlichen Dank ad- zustalten, und dann auch der Wunsch, Deutschland und die deutschen Verhältnisse, denen er stet- seine lebhaftesten Sym pathien zugewendet, bei dieser Gelegenheit noch eingehender kennen zu lernen. * Die Berliner Socialdemokraten haben die Absicht, den l. Oktober durch eine Illumination zu feiern; in einer socialdemokratischen Versammlung wurde unter lcb- baftem Beifall von dem Arbeiter Günther ein dahinzielcnder Vorschlag gemacht. * Die gegenwärtig durch verschiedene Blätter gehende Nachricht über ein vom Höchstcommandirenden des würltem- bergischen ArmeecorpS, General von AlvenSleben, eingereichteS PensionirungSgesuch entspricht keineswegs den thatsächucken Verhältnissen. Vorerst dürfte nur seststeben, daß ein Wechsel im Gencralcommando im Laufe des Herbstes bevorsteht, waS jedoch keineswegs mit dem rndgiltigen Rück tritt deS Herrn von AlvenSleben au« dem Dienste gleich bedeutend ist. Die Entscheidung über den Nachfolger de« Letzteren sowie über seine anderweitige Verwendung steht selbst verständlich noch aus. * * * * Bei der Jahresversammlung deS Deutschen Vereins der Südmark in Cylli kamen mehrfache Confliclc mit slowenischen und kroatischen Turnern vor. Die CichcrheitS- wachc, welcher Gendarmerie zur Assistenz beigegcbcn war, nahm mehrere Verhaftungen vor. Zur Versammlung des Vereins der Sütmark sandte Felix Dahn aus Scheveningen einen poetischen Fcstgruß. Auch der Allgemeine Deutsche Schulverein begrüßte die Versammlung. Der Verein der Südmark hat vritthalbtausend Mitglieder und 35 Ortsgruppen. * AuS Anlaß deS vierzigjährigen BischofSjubiläumS deS Bischofs Stroßmahr vo» Bjakowar haben die leiten den czechischen Kreise eine Agitation in Fluß gebracht, um den wegen seiner panslawistischcn Neigungen bei der .Krone in Ungnade gefallenen Bischof, der von den vstcrrcichisck,cn Slawen als ein slawischer NationalheroS gefeiert wird, mit Ehrenbezeigungen und Huldigungen zu überbäusen. In einer Adresse der „Prager Patrioten an Stroßiu.rm" wird dieser der „größte Stolz des gesammten SlaweuthumS" ge nannt und in der überschwänglichsten Weise vcrkcrrlickit. Gegen die geplante Vcrlcibung von Ebrciibürgcrdiplouicil an Stroßmayr ist indessen die österreichische Negierung bereit« ciiigeschritten, indem sie solche Beschlüsse czechiscücr Ge meinden durch ihre Organe mit der Begründung annullircn ließ, daß Stroßmayr als nichiösterreichischer Staatsbürger zum Ebrcnbürger einer österreichischen Gemeinde nicht cr- wäblt werden könne. * Ter Ches-Redactenr des ofsiciösen „Journal de St. PSteröbo urg", Anton Horn, welcher 3l Jabre in der Redaction dieses Blattes tbätig war und seit 20 Jahren die Stelle des leitenden RedactcurS bekleidete, nimmt in der neuesten eintresfenden Nummer des „Journals" von seinen Lesern Abschied, weil er aus Rücksichten „familiärer Natur" Rußland zu verlassen gedenke. —Wie schon früher be kannt geworden war, hatte man gegen Horn wegen seiner deutschen Abstammung von gewissen Seiten seit Langem intriguirt, so daß sein Rücktritt unausbleiblich wurde. An der in der übrigen russischen Presse langst gcwoluitcn Hetze gegen alles Deutsche bat sich das „Journal" unter Horn'ü Leitung niemals bctbeiligt, und wir sind gespannt, zu scbcii, ob die künftige Leitung vielleicht gerade in diesem Punctc eine Acilderuiig herbeiführt. * Aus Madrid, 6. September, wird der „Kreuzzeitung" geschrieben: Der schlimmste Vorwurf, der bisher dem conscrvativen Minister präsidenten Ca novas von seinen erbittertsten Gegnern gemacht werden konnte, war der seiner Vorliebe für Deutschland und seiner Hinneigung zur Politik des Dreibundes; jetzt aber bat ina» entdeckt, daß CaiiovaS eine noch viel verurtheilenswerthcre Schwäche besitzt, nämlich den Wunsch, die Soctalpolitik deS deutschen Kaisers nachzuahmen! — Die stille politische Zeit hatte Sagasta dadurch cnlszusüllen gesucht, daß er einige Resten nach denjenigen Städten und Provinzen des Lande- unternahm, welche als die Hoch burgen des Liberalismus gelten, wo Sagasta durch seine Banket- reden reichlichen Bestall erntete und den liberalen Blättern genügend Unterbaltungsstoff für einige Wochen gab. Diese Resten veranlagten den Ministerpräsidenten cbenialls, gelegentlich einige Ansprache» zu halten und die conscrvativen Kreise in einzelnen Provinzen zn sammeln. So machte er an, vorigen Donnerstag ans seiner Rück- reise von San Sebastian und Bilbao, wo er in Gemeinschaft der Königin-Regentin dem StapeUaist deS ersten auf spanischen Wersten erbauten Panzerschiffes beiwohnte, in Bittoria auf einig« Stunden Halt und hielt daselbst zwei Ansprachen, welche das mirthschaft- liche Programm der conservativen Regierung darstelle». Canovas erklärte, welche Maßnahmen er zur Hebung der natio nalen Industrie und der Landwirihschaft zu treffen gedenke, und ging dann über auf die Arbeiterfrage. Bnknüpscnb a» den in Bilvao abgchaltenen Socialisten-Congreß, auf welchem beschlossen wurde, daß die spanischen Socialdemokraten bei den bevorstehenden Wahlen eigene Candidaten in allen Industriebezirken aussicllen iolllc», sagte Canovas, er könne in diesem Beschluß nicht» Beunruhigendes finden. Sollten die Socialisten thatsächliH einige ihrer Candidaten durchbringen, so werde rr deren Mitarbeit im Parlament zur Lösung der socialen Fragen freudig begrüßen. Er selbst sei von der Noth- wendigkeit überzeugt, daß auch in Spanien die Arbeiterfrage aus die Tagesordnung gestellt werden müsse, und er glaube, daß eine Befolgung des Beispiels der Schweiz und Deutschlands der geeignetste Weg sei, den socialresormatorischen Ausgaben zu genügen. Er hoffe deshalb, daß sich die neuen Lottes schon in ihrer erste» Sidungsperiode mit diesen Fragen näher befassen würden. — Diese Erklärungen des Minister-Präsidenten haben denn sofort die republi- kanijchcn und büraerlich-radicalen Blätter zu Leitartikeln veranlaßt mit der Ueberschrstt: „CanovaS, der Ttaatsiocialist", „Die Berliner Schule", „Nach berühmte» Mustern" und ähnlichen Bezeichnungen, wobei der Schluß stet« dahin lautete, daß da» Beispiel und der Ruhm des deutschen Kaisers den spanischen Minister-Präsidenten uicht mehr schlafen laste. * Der Stand der Cbolera-Epidemie zu Anfang des SeplciiibeymonalS läßt in Spanien, dem einzigen europäischen Cboleralierd dieses Jahre«, einen entschiedenen l Rückgang der Leuche erkennen. Die Gesammtzahl der bi»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite