Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-12
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Grsch Mt eint täglich rüh 6'/, Uhr. Kr-artion und Lrpröition Iohanncsqasjt 8. Aprfchllunörii öcr Urdaclion: Vonntttag» 10—12 Uhr. Nachmittag- ö—6 Uhr. Für tie Nti<k,i-be etnaelandlkr vianalcri«!« «ocht sich tl« Kedaclwn incht »crdlNtüch. Annahme der für die nächstfolgend» Nummer »efttmmteu Anferate au Wochentagen dt» » vhr Nachmittag», an Sonn- und Festtagen früh dt» '/,V Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^nnahmr: Ltto klemm » Sorttm. (Alfred Hahn). Unioersitäleskraße 1, Laut» Lösche. -athariarvstr. 14 part. und König-Platz 7, «ur bi» ' ,L Uhr. riMer Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. AbonnementSpreiS vierteljährlich 4>/, Mk. tncl. Brinaerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <tn Tagebtalt-Forinat gesalzt) ohne Postbesörderung 60 Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer», giffernsay nach höherin Tarif. Nectamrn »uter demtziedactioatstrich die -g-spalt. 8»tl»dOPf.,vor den flamiliennach richten die Sgespaltene Zeile 40 Pi. Inserate sind stet» an die tkrpcSttion za sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeomiivraoilo oder durch Post- nachnahm«. 255. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung^ die Verladung des Polizeiamtes in da- »eue Polizetgebäude betreffend. Nachdem da» neue Polizeigebäude, Wächter- straste Nr. S, soweit fertiggestellt ist, um in Betrieb ge nommen werden zu können, soll von nächsten» Montag, de« IS. dS. MtS. an, mit der Verlegung der Expedi tionen de» Polizeiamtes aus den alten Gebäuden am Nasch markt und in der Reichsstraße nach dem neuen Gebäude be gonnen werden, und zwar sollen zunächst die Expeditionen des Meldeamtes, dann die übrigen Polizeiexpedi tionen dahin verlegt werden. Während deS Umzugs, welcher voraussichtlich eine Woche in Anspruch nehmen wird, können nur die dringlichen Sachen expedirt werden. Da- Publicum wird deshalb im eignen Interesse ersucht, Anträge auf Aus fertigung von Zeugnissen und Legitimationspapieren, wie Pässen, Paß- und Jagdkarten rc., nicht erst zu dem Zeitpunkt, zu dem solche gebraucht werden, sondern womöglich einige Tage zuvor zu stellen. In dem alten Polizetgebäude am Nafchmarkt wird für den I. Polizeibezirk (innere Stadt) eine Polizei- bezirkSwache errichtet. Es befindet sich dieselbe im Par terre des Gebäudes Naschmarkt Nr. 2, die mit derselben ver bundene Bezirksmeldestelle im Parterre deS anstoßenden Gebäudes Naschmarkt Nr. 1. Bei le-tgedachter BezirkSmeldestelle sind die poli zeilichen An- und Abmeldungen, welche sich auf die Be wohnerschaft deS I. PolizeibezirkS (innere Stadt) beziehen, zu bewirken. Die An- und Abmeldungen der MeH fremden hat jedoch wie bisher ausschließlich beim Haupt meldeamte, also nunmehr im neuen Polizeigebäude (2. Etage) zu geschehen. Die bisherige Polizeiwache de- V. Polizeibezirks (Härtelstraste Nr. äl) wird bereit- am nächsten Sonnabend, den IS. dS. MtS., in da- neue Polizei gebäude verlegt. Die mit dieser Polizeiwache verbundene BezirkSmeldestelle bleibt auch ferner bestehen und erhält ihr ExpedilionSlocal im Parterre deS neuen Polizeigebäudes (rechter Flügel). Die polizeilichen An- und Abmeldungen, welche den V. Polizeibezirk betreffen, sind nach wie vor bei dieser BezirkSmeldestelle und nicht beim Hauptmeldeamt zu bewirken. Leipzig, am 9. September 1890. DaS Poltzetamt der Stadt Leipzig. v. L. 4187. Bretschneider. Bekanntmachung. Bei Gelegenheit des sog. Tauchaer Jahrmarkt»- ist in den letzten Jahren namentlich von halbwüchsigen Burschen und Kindern in den Straßen hiesiger Stadt durch uner laubtes Abbrennen von Feuerwcrkskörpern, wie sog. Kanonenschlägen, Fröschen und bengalischen Zündhölzchen, welche nach demAnzünden emporgeworfen werden,der erheblichste Unfug getrieben worden. Es wird gegen dieses Gebühren ferner m unnachsichtlicher Weise eingeschritten werden, und zwar werden in Zukunft nicht nur die Verüber des gedachte» Unfugs auf Grund tz. 360,1l bcz. tz. 368,7 deS RcichSstrafgesetzbuchS zur Verantwortung und Bestrafung gezogen werden, sondern aus Grund des tz. 367,5 des N.-St.-G-B. auch diejenigen -taufleute und Händler, welche dem in der Verordnung deS Königl. Ministeriums des Innern vom 3. November 1879 tz. 24 ausdrücklich erlassenen Verbote zuwider an Personen unter I« Jahren der artige Fcuerwerkskörver, namentlich die gedachten bengalischen Zündhölzer, verkaufen oder sonst abgeben. DaS Aeiihalte» mit derartigen Gegenständen, sowie auch mit den bei Gelegenheit deS Tauchaer Jahrmarktes in Handel gebrachten thöncrnen Troinpeten und da- Blasen auf solchen ist auf öffentlichen Straßen und Plätzen schlechterdings verboten. Zuwiderhandelnde haben Geldstrafe bis zu 60 ^ oder Haststrafe bis zu 14 Tagen und außcreem sofortige ConfiScation der gedachten Gegen stände zu gewärtigen. Leipzig, am 8. September 1890. Der Rarb «nd das Poiizeiamt der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Bretschneider. v. k. 4045.Kretschmer, Aff. Freitag den 12. September 1890. Bekanntmachung. Die Anlieferung von 200 granitenen Schleußeneinfallsteinen mit runden eisernen Ralmien und granitenem Deckel zu Etraßennebenschlcnßen (Dresdner Muster) soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,50 welche eventuell in Briefmarken einznsenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Lieferung von graniteuciiLchleußeneinfallstelne» zu Strapcnncbenschlcustci» (Dresdner Muster) versehen ebendaselbst und zwar bis zum 20. dieses Monats Nachmittags 5 Ukr cinznreichen. Der Nath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulebnen. Leipzig, den 8. September 1890. DeS NathS der Stadt Leipzig Id 4931. Strapenbau-Deputatio«. Loncnrsverfahren. In der Neugebohrn'schen Concur»-Sache ist der Kaufmann Ltt» Francke von hier zum Eouciirsvenvaitcr gewählt. ^ Weißensel», den 8. September 1800. KSntgltchr» A«t»,erlch». Adttzl. l. Bekanntmachung. Wir haben in den Orten Eutritzsch, Gohlis, Reudnitz und VolkmarSdorf Filialen der ArbeitSnaehweisnngSanstalt errichtet, in denen Arbeitsbestellungen angenommen und Arbeitsuchenden, soweit möglich, Arbeiten übertragen werden ollen. In Vutritzsä» befindet sich diese Expedition im Rathhause 1. Etage, Zimmer deS dort stationirten RathSdiencrs; in GohliS: im Gemeindeamt«: 1. Etage, Anmeldezimmer; in Reudnitz: im Rathhause 1. Etage, Anmeltezimmer, und in VolkmarSdorf: im Armenbause, Scbulstraße 1, Wohnung de» Armenhau»- verwalterS. Wir richten nun an die Einwohner der einvcrleibten Orte daS Ersuchen, diese Einrichtung anSgiebia zu benutzen und hiermit beizutragcn, die Gewährung von Almosen überflüssig zu machen. Leipzig, den 6. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Armenamt. Hentschel.N. zu Bekanntmachung. Die Lieferung von 300 gußeisernen Wafferverschlußrohren Straßennebenichleußcn soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche eventuell in Briefmarken einznsenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lieferung gusteiserner LLafferverschlüffe" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 19. September d. Nachmittags 5 Ubr einzurcicken. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchncn. Leipzig, den 8. September 1890. Id. 4898 DeS RathS der Stadt Leipzig Stratzenbau-Deputation. Bekanntmachung. Am Mittag des 5. di». Mt», hat sich der unten näher be schriebene Notcustrchrr Johann Theodor Schmidt, geboren am 10. September 1845 zu Leipzig, aus einer hiesigen Notenstecherei, in welcher er gearbeitet hat, entfernt und wird seitdem vcrmitzt; da derselbe an Schwerinuth gelitten und wiederholt geäußert hat, daß er deS Lebens überdrüssig sei, ist nicht ausgeschlossen, daß er ich ein Leid angethan hat. Schmidt ist 1,70 w groß, hat hellblonde Haare und Augen brauen, sog. Glatze, gewöhnliche Nase und Mund, kleinen blonden Schnurrbart, desecte Zähne, rundes gesundsarbiges Gesicht und untersetzte Gestalt; er trägt Brille, ist mit dunklem Jacketanzug, chwarzcm Fitzhut und Stiefeletten bekleidet gewesen und hat außer- dem eine silberne Remontoiruhr an einer seidenen Schnur, sowie ein „P. 8." gezeichnetes Taschentuch bei sich geführt. Von etwaigen Wahrnehmungen über den Verbleib des Ber mißte» bitten wir ungciäumt uniere Eriminatabthellung — Nasch markt Nr. 2, Erdgeschoß — in Kenntniß zu setzen. Leipzig, am 9. September 1890. Tas Polizei-Amt der Stadt Leipzig. VH. 2206. Bretschneider. B Fondsbörse zu Leipzig. Die Wahl der von den Besuchern der Fondsbörse in den SchätzungS-Ausschiist für 189V zu entsendenden 3 Mitglieder findet Freitag, den 19. September 18SV, unmittelbar nach Schluß der Börsenversammlung statt. Unter Hinweis ans den betreffenden Bürsenanichlag laden die Unterzeichneten hiermit zur Theilnahme an dieser Wahi ein. Leipzig, den 11. September 1800. Tie seitens der 1. Abthrilnng de» Börsenvorstandes in den Schälzungs-Ausschutz für 1899 Abgeordneten: W. Schmidt. Fritz Mayer. Franz Schlick. Bleyl, Bürsensecretair. Bekanntmachung. Die bisher nicht abgeholte» Karten zur Hauptsyuagoge, sowie die Karten zur Filialsynaaoge werden Freitag, 12. September. Nachmittags 2—- Uhr, in der Genicindekanzlci (im Synaaogengebäud« 1 Treppe) ausgegeben. Ebendaselbst ist das voin Rabbiner vr. Goldschmidt heran», gegebene Gebetbuch zu haben. Wir bitten, bei Empfangnahme der Karten die bisherigen Karten und die Geincindeffeuerquittunaen mitzubringen. Leipzig, 8. September 1890. Ter Vorstand der Israelitisch»« RcligionSgemetnde zu Leipzig. Italien und der Dreibund. In neuester Zeit ist Italien als Mitglied beS Dreibundes so am wenigsten hervorgctreten; eS bat wischen Oesl Deutschland hervorzuheben: man könnte daraus zu der An- nähme gelangen, daß die Festigkeit dieser Bündnisse zu wünschen übrig läßt. Da» ist aber keineswegs der Fall denn die Dynastie ist sich de« Werlhe« der Bündnisse bcwuß und würde daran unter allen Umständen festhalten, selbst ogar eine Zeit lang esterreich-Ungarn und Italien eine gewisse Vcr- timmung geherrscht wegen der irredentistischen Umtriebe, welche in Triest ihren Mittelpunkt hatten. Diese Verstimmung ist jetzt vollständig beseitigt, die Auslösung deS Verein- „krc, krttriki" ist von Italien als durchaus berechtigt anerkannt worden und bat ihre Ergänzung in der Auflösung aller in Italien bestehenden Gesellschaften unter dem Namen Ober dank und Barsanti gefunden. Der Versuch, den Verein „krc> kati ia" durch einen Verein mit anderm Namen zu ersetzen, ist gescheitert; die Statuten erhalten nicht die Genehmigung der Regierung, weil sie mit denen de- aufgelösten Vereins nbcr- einstimmten, und endlich ist noch ein anderer Verein „II ?ro- »ntrüglicheS Zeichen, daß die Beziehungen zwischen Oesterreich Ungarn und Italien wieder die frühere Gestalt angenommen haben. LS liegt an der Eiqenthümlichkeit der italienischen Partei Verhältnisse und der theilweise noch unfertigen Zustände des neuen SlaalSwcsenS, daß die Regierung und ibre Anhänger immer wieder aenölhigt sind, die Zweckmäßigkeit und Heft samkeit der Bündnisse Italien» mit Oesterreick-Ungarn und rhanden ist- asten deS Dreibundes ist die Rede des och keine Aussicht der Negierung zu Gunsten deS . UntcrstaatSsecretairS Damiani in Trapam und als gleichartige Preßstimme ein Artikel deS „Capitano Fracaffa" zu erwähnen, welcher als nolbwcndige Folge deS Austritts Italiens aus dem Dreibunde die Vermehrung der Armee auf drei Millionen bezeichnet. , .. .... Abgesehen vom Dreibunde legt aber Italien den größten Werth auf gute Beziehungen zu England, wie jetzt wieder bei den Festen zu Ehren der englischen Flotte m La Spezzia ^ur Erscheinung tritt. Auch Damrani sagte in Trapani, daß eie traditionelle Freundschaft zu England in den Herzen der Italiener unverändert ihren Platz behaupte, und daß neue Bande hinzugelreten wären zu den vorhandenen durch die Vereinigung beider Nationen zu einem ihnen anverlrauten Werke der Civilisation. Nicht ganz frei von Schatten sind dagegen die Beziehungen Italien- zu Frankreich, sonst würde über den beabsichtigten Besuch der französischen Flotte m )a Spezzia zur Begrüßung König Humbcrt'S nicht so viel gesprochen und geschrieben worden sein. Die Gründe, welche den Besuch verhindert haben, mögen den Mittheilungen der ffenllichen Blätter entsprechen oder nicht, die Thatsache ,leibt bestehen, daß die französische Regierung eine Kund- gebung geplant hatte, die durch da- Ausbleiben deS Königs Humbcrt verhindert worden ist. Von allen Großmächten deS europäischen Festlandes ist Italien diejenige, welche militairisch am wenigsten hervortritt. Während jetzt alle Zeitungen voll sind von den Manövern in Rußland, in Deutschland, in Oesterreich und in Frankreich, dringt von den militairischcn Hebungen Italiens nichts in die Ocffentlichkeit, obwohl vorauSzusctzen ist, daß sie gleichfalls um diese Zeit stattfinden. Da- hat seinen Grund wohl haupt sächlich in der geographischen Lage Italien-, welche es nicht o stark hervorlrcten läßt alS Militairmacht. Das hat insofern ein Gute-, weil jede militairische Bewegung Italiens von Frankreich niit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt wird, wie ich vor noch nicht langer Zeit bei der Anlage von Grenz befestigungen nach Westen hin gezeigt hat. Italien richtet eS vermuthlich absichtlich so ein, daß man von seinen Manövern nicht viel Aufheben» macht, obwohl eS gewiß nicht minder eifrig an der Entwickelung seiner militairischen Leistungsfähigkeit arbeitet als die übrigen Großmächte. Den rößtcn Werth legt aber Italien auf die Verstärkung seiner Narine, um die Ausgabe, welche ihm als Mittclmeermacht zufällt, im gegebenen Augenblicke erfüllen zu können. Das ist auch der Grund, welcher daS Verhältniß zwischen Italien und England so überaus freundschaftlich gestaltet hat; Italien will nicht noch einmal so überrascht werden, wie eS durch die rainösische Action in Tunis überrascht worden ist. Für die friedliche Entwickelung Europa- war eS von der größten Wichtigkeit, daß die Spannung, welche einige Zeit zwischen Oestcrreich-Ungarn und Italien bestand, beseitigt wurde. Es war daS besonder« wichtig in einem Augenblicke, in welchem sich eine Annäherung zwischen Deutschland und Rußland vollzog, an welcher der Dreibund natürlich mittel bar Antbeil hat. Dieselben Kräfte, welche in Frankreich thälig mb, daö gute Einvernehmen Deutschlands und Rußlands zu tören, sind auch in Italien an der Arbeit, und sie erhalten dort eine besondere Bedeutung und Schärfe durch die Be- trebungen, welche auf LoSreißung von Triest und Trient aus dem österreichischen StaatSverbande gerichtet sind. Die ernste und dauernde Verfeindung Italiens und Ocstcrrcich-Ungarnß müßte nothwendig Italien dem Dreibund entfremde» und 'rankreich in die Arme treiben. DaS ist die Rechnung der ricdensfeinde, aber sie entbehrt der sicheren Grundlage, weil die Voraussetzungen, unter welchen die Auslösung des Drei bundes möglich wäre^ auf Italien nicht zulreffcn. Aber auch die unablässig zur Schau getragene Absicht hat ihre Nach theile, und deshalb ist es nölhig, die öffentliche Aufmerksam keit auf diese verderbliche Thäligkeit zu lenke». „Capitano Fracaffa" hat einen sehr glücklichen Gedanken gehabt, als er den Kostenpunkt in das richtige Licht stellte Die Italiener sind abgesagte Feinde eines hohen Militair- budgctS, und nichts konnte ihnen unwillkommener sein als eine Verdoppelung dieses Budget«, wie sie da« genannte Blatt für den Fall des Austritt» Italiens au» dem Dreibund in Aussicht stellt. Die in Italien bevorstehenden Wahlen sind —- großer Wichtigkeit, und e- werden von beiden Seiten von Regierung nach einem festen wohlüberlegten Plane handelt Italien bat im Innern mit großen Schwierigkeiten zu kämpfe, aoer so groß sind sie nicht, daß sie den unbefangenen Bli für die Weltstellung der italienischen Großmacht trüben könnte Die Regierung hall mit der Mehrheit des Volkes cm den bewährten Grundsätzen der seit 1866 befolgten auswärtigen Politik fest, und eS ist klar, daß nur daraus da» Heil der Zukunft Italiens erwachsen kann. 81. Jahrgang. Leipzig, 12. September. * Die Erwägungen über die parlamentarischen Dis Positionen für den Herbst und Winter sind an maß gebenden Stellen »och nicht zum Abschluß gekommen und werden e» nicht können, bevor der Stank verschiedener Vor arbeiten für die preußische Landtagssession sich genauer übersehen läßt. Indessen wird, wie an- Berlin gemeldet wird, auch auf Seiten der Regierung nicht verkannt, daß es wünschenSwerth wäre, die LandtagSsession bereits im No vember eröffnen zu können, da sonst die Möglichkeit der Er e« netenkreisen ist man auch völlig darauf vorbereitet, in diesem aS > . . - . > kiese Winter frühzeitiger al» sonst einberufen zu werden. D_, Zusammentreten de« preußischen Abgeordnetenhauses einige Wochen vor Weihnachten würde sich diesmal besonder« gut ermöglichen lasten, da der Reichstag voraussichtlich in ber ersten Zeit, bevor die Arbeiterschntzcommisnon ihre Thälig keit beendigt hat, ziemlich wenig Arbeitssloff vor sich haben wird, * Welche Empfindungen das Gebahrcn Eugen iichter's übrigen- in den Kreisen der anständigen Deutschfreisinniaen erregt, davon legen die nachstehenden Bemerkungen der „Kieler Zeitung" Zeugniß ab: Erst wenn die Grundzüge der Resormpläne bekannt sind, werde» die Parteien Stellung zu nehmen haben. Erst dann wird auch di« retsinnige Partei ihre Beschlüsse fassen, ohne daß sie sich von der heutigen Auslassungen einzelner Blätter im Geringsten dinden oder beeinflussen läßt.(?> Die freisinnige Partei weiß die Schwierigkeit u würbigen, in welcher sich die Regierung befindet, insbesondere die Schwierigkeit der Stellung des Finanzminister .- Miqnel. Miq,:el gehört zu den vielseitigen Politikern, welche nahezu jedes Ressort ausgezeichnet zu leiten vermöchten. Er wäre als Minister des Innern nicht minder bedeutend wie alS Finanzminisler, als Minisier der öffentlichen Arbeiten wäre er nicht minder am Platze wie als Justiz minister. Sein umfassendes Wisse» und Können giebt ihm nalurgemäß im Amte einen über sein eigenes Ressort hinausrrichendeu Einfluß. Hätte sich Miguel nicht dieses Einflusses vergewissert, so wäre er nicht Minisier geworden, denn er würde dann bei den ersten Schritten gescheitert sein. Miguel konnte das Aint nur an»el»ue», wenn er sich der kräftigen Unterstützung seitens des Kaisers vorder vergewissert datte. Miguel ist, was ma» auch von ibn> sage, ein gauz moderner Mensch, ein Kind unserer Zeit, ein Mann, der s,ir alle Ideen der Gegenwart empfänglich ist und für alle Bonirtkeile der liergangenheil ein Lächeln hat. Wir zweifeln nicht, daß M-auel mit den besten Absichten sein Amt angetreten hat. Er wird zweifelsohne gewillt sein, sich auch den Beifall der freisinnigen Partei zu verdienen, wenn auch nicht auf Kosten seiner Uederzeuqung. Er in das trei bende, sozusagen rrvolutionaire Element im Staatsininisterium. Wenn nun Miguel einen freier», frischer» Zug in die Regierung bringen oll, so hat er nahezu eine Herkulesarbeit zu verrichten. Das weiß man auch in der freisinnigen Partei und man würdigt cs, und da- her ist man nicht- weniger als bedacht, Miguel sein Amt noch ebne Noch zu erschweren. Entspricht seine Verwaltung im Allgemeinen den Bedürfnissen der Zeit, wenn auch nicht gerade dem Inhalt des reisinnigeu Parteiprogramms, so wird er bald erfahren, das; die entschiedenere Linke auch einem nationallibercilen Mimuer nichts weniger als Steine in den Weg zu werten, sondern vielmehr ihm diesen Weg nach Möglichkeit zu ebnen bestrebt ist. Wir verzeichnen diese Bemerkungen nur als Stimmungs bild; sobald die Situation praktisch wird, werden die Herren 'äncl, Rickcrt u. s. w. sich vermuthlich vor dem Machlspruck ugen Richtcr'S beugen. Es ist ja dock der natürliche Berus deS Radikalismus, den reformatorischen Liberalismus im Bunde mit allen Mächten der Reaction und des Umsturzes hu bekämpfen. * Aus Pest schreibt man der „Schlesischen Zeitung": Bor einigen Togen traf bei der Pester Lbkrstadthauptinannschaft das telegraphische Ansuchen der Stadt Szobnok ein, man möge mit dem Eilzuge Feuerwehr nach Szolnok schicken, da dort em .roßes Kellerseuer ausgebrochen sei und Niemand da sei, der eS ösche. Szolnok, eine Stadt mit fast 20 000 Einwohnern, besitzt nämlich keine Feuerwehr. Das Kellerseuer mußte, da die Peiler Feuerwehr nicht eintraf, von den Szolnokern mit Sand nnd Tcu ger gelöscht werden. Wenn das Löschwesen selbst in naiiihaften SbiBen noch so im Argen liegt, läßt sich ermessen, wie es darum ui Len Landgemeinden bestellt Ist. In der fruchtbaren Aliöd Ebene herrscht in jedem heißen Sommer großer Mangel an Trinlwaiiei, da die eichten Brunnen regelmäßig austrockncn. Dem wäre, da die reichlich Wasser führende Schotterschichtc im Alsöd nicht übermäßig liei liegt, init geringen Auslagen leicht abzuhclfen. Trotz der viele» Brände, die in der Regel schreckliche Dimensionen aniiehinen, scheuen aber die Gemeinden die geringen Kosten der Tieferlcgung der Brunnen, und so fehlt es jahraus jahrein gerade in der knn'chjlen Zeit au Wasser, während unerschöpfliche Quelle» vorhanden sind. * Vom russischen Finanzministerium Werken An gaben über den Eingang der directen Steuern im Iabre 1889 veröffentlicht, die ein grelles Schlaglicht ans die wirlb- chastlichen Verhältnisse des Reiches werfen. Dem Iabre 1880 waren zwei günstige Erntcjabre voraufgegangen. Sie babcn aber nur geringe Wirkung gehabt; nur von den siäktiscben Immobilien unk von dem privaten Grundbesitz winden die Steuern ganz eingedrückt, die Gesammtsumme überstieg sogar den Voranschlag. Um so ungünstiger sind die Eingänge bei der bäuerlichen Bevölkerung: der Gesammtertrag der directen Steuern blieb uin l'/, Millionen Rubel binter dem Voran schläge zurück. Von den 55 GonvcrncincntS weisen nickt weniger als 22 Rückstände an Steuern ans, die z. B. i:n Gouvernement Tambow 22, im Gouvernement Samara 34 und im Gouvernement Saratow sogar 52 Proccnt des auszubringendcn Betrage- auSmacben. Ucbrigens bat noch aus früheren Jahren jede- einzelne Gouvernement größere oder kleinere Steuerbeträge zu zahlen, obgleich vor nickt langer Zeit alle Rückstände erlassen worden sink. Insgesammt schuldet die Landbevölkerung dem Staate etwa 5>o Millionen Rubel, also sind noch beinahe zwei Fünftel einer IahrcS- cinnahme Heizulreiben. * Die Verurtheilungen lutherischer Pastoren wegen unerlaubter „Proselyreninackerci" bauern fort So fand im Ri gaschen Bezirksgericht, wie der „Baltische I.'ll'stnik" berichtet, am 20. August eine Proccßverhaiidluvg gegen den Pastor Karl Croon zu Lcnnewardcu statt, welcher wegen der Trauung einer Person griechisch orthodoxen mit einer solchen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses angeklagl mar. DaS Gericht erkannte den Pastor Karl Eroon ftir schuldig und verurtheilte denselben zur Entfernung vom Amte ans zwei Monate. * Die Zustände in Armenien werden von Tag zu Tag unerträglicher und unhaltbarer. Wenn auch nickt alle Atarmnacbrichtcn, die von englischen Blättern in ci. Well esetzt werden, auf unbedingte Glaubwürdigkeit Anspruch »abcn, (o ist doch kein Zweifel, daß die Pforte, abgeseben von einigen wohlfeilen Redensarten, so gut wie nicittS gelban bat, um die Lage der christlichen Bewohner zu verbessern. Die Reformen, die bereits 1878 den Mächten zngesagt wurden, stehen noch immer aus dem Papier. Und cs wird schwierig sein, die Pforte zu einer ankeren Haltung zu be stimmen, da die räuberischen Bergbewohner zugleich die Stützen der türkischen Herrschaft sind. Neuerdings bat denn das armenische Volk seine Sache selbst in die Hand ge nominell; eine Revolution-Partei bat sich gebildet und hat „in Folge der fortgesetzten Metzeleien in Armenien" ein Manifest an die armenische Nation erlassen, in der sie dieselbe ausfordert, sich gegen die wilden und blutdürstigen Unterdrücker " - am eit ISmidt" drei ZavtiehS von Armeniern criuordel seien. Es handelt sich wohl um einen Act der Selbsthilfe, da an Staats vilfe nicht zu denken ist. Immerhin wird diese Tbal die Zn ftände nur verschlimmern. Wie der „Dailn News" aus Armenien aenieldct wird, sind in Bavazid an jedes HaiM- eineS Muselmannes 2 Gewehre nebst 100 Patronen vcrlbcitt worden. Die christlichen Kaufleute der Stakt haben deshalb aussordert, sich gegen die wilden und blutdürstigen Unterdrücker zur Vcrtheidiguna beS Lebens, deS EigcnthnmS und der Ek,rc zu erheben. Vielleicht bängt eS damit zusammen, was am Montag aus Konftantinopel gemeldet wn.dc, daß unweit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite