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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-16
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1890
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Pulvers in e», seltener ßlöffel voll r Getränke. l Alter von er Kramps- Bernsdorf, Krämpfen, »eilt worden erfreut, be reche dafür Förster. gef (l- 1890. >, daß das en sich bei trefflich be it Leidenden :ider. öehmann in ir bezogene n>, w'lchen r Zuständen durch den ert wurden legen Zahn zsvoll Heiber. rm erobern lche werth rebenftehend ch ist, und «rscheixt täglich früh 6V. Uhr Nr-arfton und LrprdM»» JohaaneSgaff« 8. S-rrchstullden -er Lrdartiou: BonntUag» 10—1L Uhr. VlnchmtUa-S 5—6 Uhr. ^ -- - Sn»»»«« de, Kr dir nLchstfelHende «««»er deftt««trn Anserntr «, Wscheutagen dtd » Uhr Rachmitia,«, au»«»» und -efttage» stmh dt»'/,» Uhr. In -ro Filialen für Ins.-Annahmr: Ltt« »le««'d »«rttm. (Alfred Haho), Universitätsskraß« 1, Lauts Lüsche» Kathartueustr. 14 pari, und Köuiglplatz 7, »ur bis '„8 Uhr. ttmigtrCagcblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 2lbvn<tme>1Di»tOiD vierteljährlich t>/, Mk. tuet. Brtngerloha 5 Mt., durch di» bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer L0 Belegeremplar 10 Ps. Gebühren für Sltrabetl «gen <in Tagebiall-Foruiat ueiatjt) «h»r Postbesördeeung 60 Mt. «tt PostbesSrderung 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SV Pf. Großer« Schriften laut «ns. Preisverzeichnis. Tabellarischer«. Ziffernsatz nach hüherm Tarif. Keclamen unter demRebactionSstrich die SaelpaU. Zeit« bO Pf., vor denFamtliennachrrchteu di« bgespatteu« Zeile 40 Pf. Inserate sind stet- an die Expeditt«« zu feäde». — Rabatt wird nicht gegeben.! Zahlung pruennniernnffo oder durch Post- uachnahme. IS7. Mittwoch den 16. Juli 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Krnntniß, daß wir den vorderen Theil der Löhrstraße in Leipzig von der Kril- straße bis zur Promenade in da« üigenthum und die Unter haltung der Stadtgemeinde übernommen haben. Leipzig, den 7. Juli 1890. Der Stark, der Stadt Leipzig. Id. 38IS.vr. Georgs. Bekanntmachung. Die Regulirung mehrerer Entwässerungsgräben im Rosen- thale soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und AngcbotSsormulare für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Bcrwaltung, NathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst ein gesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,75 „ck, welche eventuell in Briefmarken einzuseuden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „9»eguliru»g von VntwäfferungSgräbk» im Rosenthal" versehen ebendaselbst n»d zwar bis zum 31. Juli 1890 Nach mittags 5 Uhr einzureickcn. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den S. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 3853. vr. Georgi.Lindtter. Bekanntmachung. Die Lieferung dcS Bedarfs an Kartoffeln und Mohrrüben bei dem Garntson-Lazareth Leipzig — August 1890 bi» Juni 1891 — soll an den Mindestsordernden vergeben werden. Unternehmer wollen die Bedingungen hier etnsehen und unter- zeichnen und dann Angebote versiegelt mit der Aufschrift: .Kartoffel- ,c. Lieftrung" bl« 19. Juli o. Bormittag« 10 Uhr Porto- jret anher einsenden. Leipzig, am 1L. Jult 1890. Königliches Garnison-Laioreth. Frankreich. Frankreich bietet gegenwärtig da« Bild einer Macht, welche sich unbehaglich fühlt, ohne doch diese Lage verändern :u können, eS liegt auf der Lauer, um die Ungeheuern Slrcit- kräfte, welche cS im Laufe der letzten zwanzig Jahre organi- sirl hat, verwenden zu können, und muß sich doch sagen, daß die Zeit dazu noch nicht reif ist, und daß sich auch nicht annähernd bestimmen läßt, wann diese Reife eintreten wird. In den letzten Wochen hat die französische Regierung sehr unliebsame Erfahrungen mit der Marine gemacht. Bei der Mobilmachung der Flotte hat sich ein Theil derselben als nicht seetüchtig erwiesen, und daS Torpedowescn hat die Erwartungen vollständig getäuscht. DaS ist weniger aus gesprochen als empfunden worden, denn die Franzosen lieben eS nickt, von den Mängeln ihrer öffentlichen Einrichtungen Aufheben« zu machen, wa« man ihnen auch nicht ver denken kann. Ob da« Landheer sich in besserem Zustande befindet, wer den die Manöver zeigen. Es ist da« ohne Weitere« anzu nehmen, da die französische Armee auf eine ruhmreiche Ver gangenheit zurückblickt, während die Flotte niemals da« geleistet hat, wa« sie nach der Zahl der Schiffe und der Bemannung hätte leisten sollen, wenn man z. B. die englische Flotte als Norm betrachtet. Die Franzosen sind von jeder zur See nicht arff der Höhe ihrer Aufgabe gewesen, und zu Lande war die Cavallerie ihre schwache Seite, weil sie nicht reiten können. DaS Elsaß hat ihnen die besten Reiter ge liefert, wie auch der .Krieg von 1870 noch bezeugt hat. Die Infanterie und die Artillerie haben den gemeinsamen Fehler, daß sie nur dann den Sieg zu erringen pflegen, wenn der erste Ansturm gelingt. Wird dieser siegreich zurückgcwiescn, dann ist die Niederlage halb entschieden, weil die Truppcn- körper der Franzosen niemals den Grad von organischem Zusammenhang der einzelnen Theile gewinnen, welcher den Hauptvorzug der deutschen Truppen bildet. Wenn die durch Kugeln in die Reihen der Franzosen gerissenen Lücken den moralischen Halt der Truppen längst zerstört baden, dann schließen sich die deutschen Truppen immer auf« Neue rum Ganzen und setzen den Widerstand bis aus« Aeußerste fort. DaS ist daS nicht an zu erziehende Mittel, durch welche- wir unsere Erfolge im Jahre 1870 errungen haben, und da die Franzosen feine Beobachter sind, so werden sie wohl einge- seken baden, daß dieser Vorzug der deutschen Truppen auch durch bessere Bewaffnung und Zahl der Soldaten nur schwer ausrugleichen ist. Die Franzosen können also einen Friedensbruch nur wagen, wenn sie Bundesgenossen baden, deren Interesse mit dem ihrigen zusammentriffs, und einen solchen Bundesgenossen haben sie selbst an Rußland noch nicht erworben. Die Gründe, welche Rußland von einem Bündniß mit Frankreich zurückhalten, sind oft erörtert worden, aber ob sie wirklich erkannt worden sind, ist zu bezweifeln. Die Abneigung dcS abfolutesten Staate« von Europa, ein Bündniß mit einer Republik cinzugehen, ist gewiß nicht zu unterschätzen, aber dielcr Grund allein reicht nicht aus, um Rußlands Zurück- baltung zu erklären, denn die Beziehungen zwischen Rußland und Frankreich sind die besten, und die Beweise, daß sie cS sind, niedren sich von Tag zu Tage. Auch Rußland muß den Fall in Rechnung sieben, daß eine Niederlage seine Stellung ver schlechtern und Kräfte entfesseln könnte, welche den Krieg al« das thörichtste Unternehmen erweisen würden, waS inS Werk gesetzt werden konnte. Mil noch nie da gewesener Offenheit sind die Zahlender däliniffc der Heere deS Dreibundes und der beiden Großmächte Frankreich und Rußland in den Sitzungen des Ausschusses de- deutschen Reichstages für die Militairvorlage besprochen Worten, eS herrscht also volle Klarheit i» dieser Beziehung in ganz Europa, und Frankreich hat diese Verhandlungen ge- >wiß mit derselben gespannten Aufmerksamkeit verfolgt wie daS übrige Europa. Trotzdem ist nicht« geschehen, »m die für Frankreich und Rußland verhältnißmäßig günstige gegenwärtige Lage auszunutzen, also müssen doch wohl noch ndcre Erwägungen in Frage kommen, al» die Ueberlegenhcit durch die Zahl. Die Hauptgründe, welche einen Angriff Frankreichs und Rußlands auf den Dreibund verhindern, be stehen in der Unsicherheit des Erfolges und in der Besorgniß vor den Folgen, welche sich aus einer Niederlage entwickeln könnten. Diese Gründe haben aber seit Aufrichtung de- Dreibundes bestanden und werden in Zukunft eher an Kraft gewinnen als verlieren. Deutschland wendet die höchsten Anstrengungen auf, um der Wucht der Zahl seiner Gegner ein entsprechendes Gegengewicht hcrzustellen, und die Festigkeit der Zustände weder in Frankreich noch in Rußland läßt sich auch nur annähernd mit der Sicherheit dcS deutschen StaatsorganiSmuS vergleichen. Man hat von einer parti- cularistischen Bewegung in Deutschland gesprochen, welche in Folge der großen Militairlastcn entstanden sein soll. DaS sind ganz vereinzelte Kundgebungen, die auf die öffentliche Meinung keinen maßgebenden Einfluß üben, man weiß auch in Süddeutschland ganz genau, daß die Aufwendungen für Militairzwccke nicht zum Fenster hinauS- geworfen sind, sondern sehr ernsten und wichtigen Bestim mungen dienen, welche die Bewahrung und Befestigung de« europäischen Frieden» zur nothwendigen Holge haben. DaS ist der Triumph der deutschen Friedenspolitik, daß sie die schädlichen Triebe auf Krieg sinnender Nachbarvölker nicht zum Durchhruch kommen läßt, daß sie sich scheuen, die Brand fackel zu entzünden, welche unsägliche- Unglück über Europa hringen müßte, ohne doch das Ziel des Friedensstörer zu er reichen. Man spricht im Süden Europas immer fo viel von Abrüstung und von Einsetzung internationaler Schiedsgerichte zur Begleichung aller Streitigkeiten der Mächte untereinander. Dieses Gerede hätte nur einen Sinn, wenn dir Macht, welche die Rüstungen auf die höchste Stufe getrieben hat, ohne doch durch die politische Lage dazu irgend wie genöthigt zu sein, mit der Abrüstung den Anfang machte. Möge doch Frank reich abrüsten, wir würden sofort folgen, denn daß wir die Initiative Frankreichs mit einem Angriff beantworten würden, glaubt selbst in Frankreich kein verständiger Mensch. Gerate durch die alles Maß überschreitenden Rüstungen, welche Frankreich seit 20 Jahren betreibt, zeigt r«, daß e« auf einen Angriff sinnt und ihn unternehmen wird, sobald ihm die Gelegenheit dazu günstig erscheint. Frankreich kann seine große Armee nur durch fortgesetzte Steucrerhöhungen auf den Beinen erhalten, und diese Er höhungen votiren die Kammern mit unerschöpflicher Bereit willigkeit: fast jede Kammersitzuna iu neuester Zert hat eine Steurrerhöhung gebracht, ohne daß dadurch die Stellung de« Finanzminister« erschüttert worden wäre. Di« Kammer» kennen die Ursache» dieser stet« wachsenden Anforderungen ganz genau, sie fügen sich aber mit ungewöhnlichem Gleich- mutb den Consequenzen. DaS ist keine offene Politik, da- ist die Politik de- Wegelagerers, welcher jeden Augenblick bereit ist, sich auf friedliche Wanderer zu stürzen. Wir können da«, waö Frankreich thut, nicht hindern, wir können nur die öffentliche Aufmerksamkeit darauf richten, damit man sich bewußt bleibe, wie die Dinge in Europa stehen. An Zünd stoff fehlt es ja nie, und wir haben die Ereignisse, welche solchen entkalken, stets dcr Aufmerksamkeit unserer Leser nahe gerückt, die beste Abwehr gegen alle im Geheimen wirkenden Kräfte bildet aber eine stet- wachsame und kampfbereite Armee, und deshalb wollen wir uns die Mittel, welche wir zur Erhaltung einer solchen aufwendcn, nicht gereuen lassen, Frankreich muß stets dessen eingedenk sein, mit welchem Gegner eS zu thun hat. * Leipzig, 16. Juli. * Der Rückkehr des Kaiser« nach Deutschland wird zum 27. d. M. entgegengesehcn. * DaS Wiborg'sche Infanterie-Regiment, dessen Chef Seine Majestät der Kaiser Wilhelm ist, feierte am 8. Juli sein Stiftung-fest. Seine Majestät hat an da« Regiment folgende- Telegramm gerichtet: „Ich treffe soeben m Bergen rin und bin beglückt, von Meinem schöne» Regiment Wibora Grüße vorzufinden. Ich danke Ihnen und dem Regiment hierfür herzttchst und sende demselben zum Ge- denken seine« Ehren- und Jubeltage« de« 190jährigen Bestehen« al« freundlichen Gegengruß Meine witrmsteu Wünsche für seine weiter« ruhmvolle Zukunft. Wilhelm I. U." Auch vom Obersten Frciherrn v. Bülow im Namen de- Kaiscr-Alepander-Garde-Grenadier-RcgimentS, vom Oberst- Lieutenant Kuhlmay im Nämen des Ulanen-RegimentS Kaiser Alexander III. und vom kaiserlichen Botschafter General v. Schweinitz waren telegraphische Glückwünsche eingelaufen. * Wie der „Elberfelder Zeitung" au« Bremen gemeldet wird, hat der Staat-minister von Bötticher in Bremen auf Befragen geäußert, daß weder rin Termin für die Uebergabe der Insel Helgoland an Deutschland, noch ein Cercmoniel für diese Feierlichkeit bestimmt worden sei. Der Kaiser persönlich werde den Act überhaupt nicht vollziehen, da dies der Würde eine« regierenden Fürsten nicht entspreche. Prinz Heinrich werde die Uebernahme auch dann nur al« Prinz deS königlichen HauseS vollziehen können, wenn gleich zeitig die Königin von England auch ihrerseits einen Prinzen damit beauftragen würde. Die Detail« der Uebergabe würden erst wabrend der Anwesenheit de« Kaiser- in Eng land und nach Rücksprache daselbst mit der Königin Victoria festgesetzt werden. * Die „Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt: Tie „Freisinnige Zeitung" knüpfte an unsere letzte Betrachtung über das Ucberoandneymen de« ParttculariSmuS einig« im Tone dcr Rechtfertigung dieser Bewegung gehaltene Bemerkungen und schloß: „Eine Steuerpolitik. wie sie bei uns seit Jahren im Schwünge ist, muß die Opposition auf allen Seiten Hervorrufen." " ' ' ' ' ' h«. gen funden: ihnen regneten Üebenoeisunäen in den Tc^ooß. *d!e nur zu einem kleinen Theile von den Mairicularbeitraaen wiederum in An spruch genommen wurden, und sie konnten Ueberfchüsse erzielen." Nach der „Vossischeu Zeitung" kann also da» in Bckhern und Württemberg beobachtete Wiederaufleben der gegen den Fortbestand der Reiche« gerichteten Tendenzen nicht auf eine Politik zurüclaeführt werden, welch« der „Freisinnigen Zeitung" zufolge al« die Ursache jener Strömung angesehen werden muß Ein nach dem 10. Juni bemerkeneweriher Mangel an Uebereinstimmung über die Natur nationaler Lebensfragen. Wen» die „Freisinnige Zeitung" für die arundslurrenden Bestrebungen de« unversöhnlichen ParticularismuS keinen anderen al« den sanften Ausdruck „Opposition" hat. so ist da« verständlich. Da« Blatt will damit ohne Frage die Ueberzeugung kiindgeben, daß dem deutschen EinheitSsiaale von dem süd- deutschen Preußtnfresserlhum kein« größere Gefahr droht, al« von dem norddeutschen AadicallSmu« — eine Ansicht, dt« man »irgend« besser auf ihr« Richtigkeit zu prüfen in der Lage ist, al« im Kreis« der „Freisinnige Zeitung". — Mt welchen Manöver» übrigen« die SiiinmungSmacherei gegen „die Preußen" betrieben wird, zeigt die heutige Ausgabe de- „Staat-anzcigerS für Württem berg". Diese» Amtsblatt erklärt an einer, von dem demokratischen Stuttgarter „Beobachter" verbreiteten Nachricht, daß ein preußischer Beamter an die Spitze der würtlembergsschen StaatSeisenbahn-Ber- waltung gestellt werden solle, „sei kein Wort wahr und nie ein Wort wahr gewesen". Die umsichtige Form deS Dementi» verrätb. daß die wurtiembergische Regierima die publicistische Meibode der Demo kratie genau kennt, sie wird aber nicht verhindern, daß man mittelst der kleinen demokratischen Presse im Lande verbreitet, der „preußische Anschlag" aus dle württembcrgitche Eisenbahn habe bestanden und sei nur durch die Wachsamkeit des „Beobachter»" vereitelt worden. So liegt die Demokratie und so führt sie ihre Klinge. * Der preußische „StaatSanzeigcr" veröffentlicht da» Gesetz über die Rentengüter und da« Gesetz, bctr. die Für sorge für die Waisen der Lehrer an öffentlichen Volksschulen, beide datirt Kiel, 27. Juni. * Der Herausgeber de« „Frankfurter Journal-" de- harrt der Anzweiflung dcr „Hamburger Nachrichten" gegen über dabei, daß seine Wiedergabe der Aeußerungcn des Fürsten Bismarck bei dem bekannten Interview durchaus genau sei. Finden die „Hamburger Nachrichten" einige der letzteren irrig, so mögen sie die Richtigstellung nickt von ihm, sondern an den eigentlichen Urheber adressircn. Zu dcr Bemerkung der „Hamburger Nachrichten", Fürst Bismarck könne nicht von dem StaatSrath bei den Erlaffen gesprochen haben, denn die Erlasse seien publicirt worden, noch ehe der StaatSrath zusammentrat, bemerkt Herr RitterShauS: Die Thalsache war mir ateichssalls nicht unbekannt. Jndcß ist auch dieser Saß de» Interview» Original deS Fürsten^ Zum Be weise meiner Behauptung will ich >eyt noch eine Aeußerung Bis marck« ansühren, welche ich bisher nicht veröffentlichte. Der Fürst sagte: ,-Jch glaubte, daß die Rücksicht auf den StaatSrath, über haupt aus Europa, den Kaiser veranlassen würde, die Erlasse auszugeben." Nach dieser Aeußerung, ebenso nach dcr andere», der von mir mtlgelheilten, muß also noch vor Publicalion der Er- lasse der Staatkralh befragt worden sein. Wenigsten« hat sich Fürst Bitmarck ganz Nar in diesem Sinne ausgesprochen. Vielleicht aber ist ihm auch ein l»p,u» liuzzuav begegnet. » * * Am Sonnabend haben die Landtagswahlen au- der Gruppe der Großgrundbesitzer in Salzburg statt- gesunden und mit einer Niederlage der von dem Landeshaupt mann Grafen EhorinSky geführten Klerikalen geendet. Die Liberalen und die Lienbacher-Parlci batten einen Eompromiß abgeschlossen, und die auf Grund desselben ausgestellte Eandi- dalenltstc erhielt ISü—123 Stimmen, während die klerikalen Candidatcn e« nur auf 107—98 Stimmen brachten. Schon im letzten Landtage verfügte die klerikale Partei unter Füh rung de- Grafen ChorinSky nicht mehr über die Landtag«- Majorität, da^sie 12, die liberale Partei 11 und die Fraction Licnbacher 3 Mandate besaß. Im neuen Landtage verfügen die Klerikalen nur mehr über 10, die Liberalen gleichfalls über 10 und die Lienbacher-Partei über 6 Stimmen. Im Landesausschuß wird künftig nur mehr ei» Klerikaler (an der Gruppe der Landgemeinden) sitzen; die Liberalen und die Lienbacher-Partei werden gleichfalls je einen LandeSauSschnß- beisitzer auS der Gruppe dcr Städte, bezw. dcS Großgrund besitzes entsenden, da» vierte Ausschußmandat wird ein Eom- promißcandidat dieser beiden Fraktionen erlangen. Gras EhorinSky, der bisher Landeshauptmann war, hat kein Mandat mehr inne, der neue Landeshauptmann dürfte einer dcr beiden, bei den Wahlen verbündeten Parteien entnommen werden * Die russischen Zeitungen veröffentlichen den vom 12. (24.) Juni datirten llkaS de-Zären, welcher den diri- airenden Senat mit der Ausführung der vielbesprochenen Reformen der Gouvernements- und KreiSlandsckaftS-Jnstitu- tionen (SemstwoSi beauftragt. Die Aenderungen sollen nach Angabe de« Minister« de« Innern nach und nach in folgenden Gouvernement- in Kraft treten: Beffarabien, Wla dimir, Wologda, Woronesch, Wjatka, JekatcrinoSlaw, Kaluga, Kasan, Kostroma, KnrSk, Moskau, Nischnij-Nowaorod, Now gorod, Olonez, Orcl, Pensa, Perm, Poltawa, Pskow, Rjasan, Ssamara, St. Petersburg, Ssaralow, SsimbirSk, Smolensk, Taurien, Tambow, Twer, Tula, Ufa, Charkow, Ehcrsson, Tschernigow und Jaroslaw. * Die rücksichtslose Russificirung Finnlands ver- anlaßte die Auflösung des Verein» HelsingsorS Muntza Musikanter, welcher im vorigen Jahre in Berlin, Paris und Hamburg mit stürmischem Erfolge concertirte. ES gehörten ihm die akademische Jugend und die vornehmsten Adeligen Finnland- an. Die Auslösung erfolgte, um einem Eoncerte bei dem demnächst stattfindenden Besuche de« Zaren in HelsingsorS auSzuweichen, da man Kundgebungen dabei be fürchtete. * Die Erste niederländische Kammer hat dem Uebereinkommen mit Frankreich, durch welche- die Compctcnz de« Schiedsrichter« in der Grenzfrage zwischen Surinam und Französisch-Guyana erweitert wird, mit 36 gegen 3 Stimmen ihre Zustimmung ertheilt. (Wiederholt.) * Die große Truppenparade, welche au« Anlaß de« französischen NationalfcsteS am Montag auf LongckampS stattfand, ist, wie wir wiederbolen, bei schönem Wetter glänzend verlaufen. Präsident Earnot wurde von der sehr zahlreichen Zuschruermcnge mit lebhaften sympathischen Kund gebungen begrüßt. Als sich der Präsident auf der Rückfahrt von dem Paradefelde dem ElysSe-Palaste bereit« bis auf wenige Minuten genähert hatte, wurde von einem an, Wege stehenden Individuum a»S einem Revolver ein Schuß in die Luft abgefeuert. Dcr alsbald Verhaftete nennt sich Jacob, ist Chemiker ohne Beschäftiaung und scheint lediglich be absichtigt zu haben, die Ausmerksamkeit aus sich zu lenken. Derselbe befindet sich augenblicklich im Verhör Ter ver haftete Chemiker Jacob erklärte bei seiner Vernehmung, er ei der Urheber zahlreicher Erfindungen, mit denen er aber eine Erfolge erzielt habe und habe mit dem abgefeuerten Schuß nur die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich lenken wollen Zugleich wie« derselbe tbatfächlicb nach, daß sein Revolver nur mit Pulver «nd nicht mit Kugeln geladen ge wesen sei. — Der doulanaistischc Deputiere Pauly Mery, der, al- die patriotischen Vereine vor der Statue der Stadt Straßburg auf dem Eintrachtsplatze vorübcr^ogen, eine Rede halten wollte, wurde von der Polizei verhaftet, nach Aus nähme eine- Protokoll« aber wieder sreigelafsen. * Der Führer der serbischen Fortschrittspartei, Mi- lutin Garaschanin, hat an den CentralauSschuß seiner Partei ein Manifest aerichtet, aus dem wir die wichtigsten Stellen hervorheben. Im Eingang weist er daraus hin, daß ein Jahr verflossen ist, seitdem die Fortschrittspartei ihre Thätigkeit vorläufig eingestellt hat. Die blutigen Gründe, welche sie dazu vcranlaßtcn, wurden durch die zahlreichen Gräber und Brandstätten, die während diese« AahreS in Serbien neu erstanden, in die Erinnerung »urückgerufen: Seitdem hat sich die Lage in Serbien wesentlich verändert. Da- mal« war eine neue, unbekannte, ln der Leitung der Staat«anaelegen- heiten unerfahrene Regierung kaum an- Ruder gelangt. Damals crwaLtele Jedermann von der nun herrschenden Partei den Anbruch einer besseren Zeit, in welcher Freiheit, Recht und Fortschritt die Leitsterne Serbien« sein sollten. Ja, aus Rechnung der vielen in dies« Regierung gesetzten Hoffnungen, auf Rechnung de« verheißenen Glückes hat man damals sogar geduldet, daß Recht und Freiheit mit Füßen getreten und die ersten Schritte in da- neue Ber- sassungsleben von unschuldigem Serbenblute besteckt wurden. Da- mal« jubelten gar viele den Ungeheuerlichkeiten vom 14. und 15. Mai 1889 (den thätlichen Angriffen gegen die Fortschritt-Partei) zu. Und al« einer ganzen Reibe serbischer Bü«ger, als einer ganzen politischen Partes eine« der wichtigsten BersassuugSrechle adgesprochen »nd derselben jeder gesetzliche Schutz versagt wurde; als infolge- dessen mehrere hundert serbische Bürger unnütz ihr Leben aus hauchten. mehrere hundert Häuser dem Erdboden gleichgemacht wurden und viele Hunderte serbischer Waisen zum Bettelstäbe greisen mußten, hielt man auch die» für einen billigen Preis für da«, wa« versprochen wurde. Deshalb hat man auch daiual« alles hingeuoinmcn, alles verziehen und verdeckt. Geblieben sind nur die Gräber und Schutlbausen, weil man diese niemals verzeihen — geblieben ist nur die Schaube, weil man sie nicmal« verschmerzen kann. So war es damals, heule ist e« ander«. Heute haben sich die Versprechungen alS eitle Wahngebtlde erwiese». Die össentlichc Rechtssicherheit, die am 14. und 15. Mai v. I. so schmählich mit Fußen gelrete» wurde, wird deute im ganzen Lande zum Schaden de« ganzen Volke« offen und rücksichtslos angegriffen und vernichtet. Man dient nicht mehr dem Gesetze, inan schineichelt dem Verbrechen. Die Autorität der Staalpgcwalt ist erschültert, die Autorität der Haiduckcn und anderer Räuber im sielen WachSlhuin begriffen. Der Mangel an Rechtssicher heit, die Verneinung aller Rechtsgrundsätze, die Umgehung der Ver- fnssungsbestiiiiiilungen auf einer kindischen Grosffhnerei, üouipromit- tirung der internationalen Beziehungen, Unterdrückung der hervor- bringcndcn Kräfte de« Woble« und völlige Außerachtlassung der ge- heiligten Ausgaben der Zukunft Serbiens, all diese Tinge sind heute nicht mehr Anzeichen eine« politischen Zweikampfes zwischen der fortschrittlichen und radicalen Partei, nein, sie bilde» da« theurc Lösegeld, niit welchem das ganze Land leere Versprechungen cinzu- lösen gezwungen ist. Heute steht nicht mehr die Fortschrittspartei in Frage, die Frage ist allgemein geworden. Im Verlause eine« Jahre« wurde da- serbische Volk vor eine Frage gestellt; sie heißt Vaterland. Wenn daher die Fortschrittspartei im vorigen Jahre, als sie die einzige Zielscheibe war, auch recht hatte, ihre politische Thätigkeit im eigenen Interesse einzustelle», so muß sie e« heule, wo das Vaterland in Frage kommt, für ihre Pflicht erachte», einzu schreiten und angesichts der politischen Lage im Lande Stellung zu nehmen. Eben deshalb freut es mich, im Name» der Partei er klären zu können, daß die Fortschrittspartei von heute an als einheitliche Partei ihre politische Thätigkeit sortsetzen wird. Ich bin fest überzeugt, daß alle Fortschrittler im Sinne de- Be- schluffes vom 14. Mal v. I. innerhalb der Grenzen der Verfassung und der bestehenden Landesgesetze mit männlicher Ausdauer zur Arbeit schreiten und daß sie auch von Neuem gerade so wie bisher stets dessen eingedenk sein werden, daß Wahrheit der verläßlichste Bundes- genoffe und Ehrlichkeit die ehrenvollste Waffe sei. Laßt uns »ach der Wahrheit und aus unsere Ehrlichkeit uns stützen! Vorwärts daher in Gotte« Namen »nd zur guten Stunde! gez. Garaschanin. * Zu den lebenösäbigste» und stattlichsten deutschen Gemeinden auf italienischen! Boden gestört neben der Zahrc und Tischlwang ganz besonder« Bladen oder Sap- pada. ES liegt an einem Ouellbachc dcS PiavcflusseS »nd ist am Bequemsten von Jnnichen in Tirol aus zu erreichen. Die Gemeinde besteht aus l3 größeren und kleineren Ort schaften, bez. Weilern, die die Namen Großdorf, Moosen, Mühlbach, Bach, Büchel, Gatter», Höfe, Brun», Kraltern, Wäger, Ecke, Bucker und Anßcrbladen führen, und zählt im Ganzen 1400 deutsche Einwohner, die gleich den Tischlwangcin rum Theil in Oesterreich, Süddeutschland und der Schweiz Arbeit und Verdienst suchen und finden. Der Unterricht war bis vor Kurzem noch in den Hanplorten Großdorf und Außerbladcn deutsch; neuerdings versuchen zwei italienische Lehrer, die deutsche Sprache auö den Schulen zu verdrängen. In einer Ortschaft wird deutsch, in Großdorf leider schon welsch gepredigt. Die italienischen Behörde» machen die Pflege der alten Volkssprache immer schwerer, und nicht obne Besorg niß kann man der Zukunft dieses Reises am Stamme dcS deutschen Volkes entgegensetzen. Daß eS nicht verdorre, dazu dcizutragcn ist Pflicht dcr Deutschen im Multerlandc. ES läßt sich der deutsche Volksgeist in Bladen stärken durch Beschaffung deutscher Schriften, durch Förderung deutschen Privatunterrichtes für die Jugend und vor Allem durch Besuch und Anknüpfung persönlicher Beziehungen zu diesen Volksgenossen im fremden Lande. Sie wollen ja deutsch bleibe», die Bladner! Gleich Tischlwang ist auch Bladen von Tiroler Auswanderern in dcr Mitte de» 12. Jahr hunderts angelegt worden; Bauern, die von ihren Herren yart geplagt wurden, sollen unter dem Schutze dcr meist deutschen Patriarchen von Aquiteja in dcr Thalmulde von Bladen eine Zuflucht gesucht und daS Rodungöwcrk zuerst begonnen haben. Ohne große Mühe hätte Oesterreich in nnjercm Jahrhundert die an Tirol angrenzende Gemeinde Bladen zu diesen, Kronlande schlagen und so die auf Oester reich weit mehr als aus Italien angewiesene deutsche Be völkerung dcr deutschen Zunge für immer erhalten können. * Um der deutschen Sprache ihre hervorragende Stellung im japanischen Er ziehungS-und Bildung S- wcsen zu erhalten, ist (so wird aus Tokio gemeldet) vor einigen Tagen ein wichtiger Schritt geschehen. DaS Edict, da« die deutsche Abtheitung in den höbcren Mittelschulen Japans aufhob, ist wieder zurüFgenvmmcn worden, bevor cS in Kraft trat. Dadurch wird den deutschen RcchtSabthci- lunacn und dcr medicinischcn Facultät auch in Zukunft die Beibehaltung dcS Deutschen als Unterrichtssprache ermöglicht und eine engere Verbindung mit dem deutschen Geistesleben auch den künftigen Geschlechtern zur Pflicht gemacht. Die Kenner und Verehrer deutscher Wissenschaft, die unter den hochgestellten Japanern ziemlich zahlreich sind, haben sich dieser Sache mit regem Eifer angenommen. Um die Agitation gegen die cinflujjrcichcn Vorkämpfer der ausschließ lichen Geltung der englischen Sprache hat sich Herr Omura, Lehrer an dcr höheren Mittelschule und Direktor einer eigenen Erziehungsanstalt in Tokio, kas größte Verdienst erworben. Um diesen Sieg würdig zu feiern, haben sich alle für die deutsche Sprache interesffrten Kreise der Residenz zusammen- getkan. Voran die medicinischc Facultät und die deutsche RechtSabthciluna der kaiserlichen Universität, der Verein für deutsche Wissenschaft, der eine eigene große Lehranstalt nebst einer Rechtsschule unterhält, die deutsche Abtheitung dcr Adels-
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