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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188704174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-17
- Monat1887-04
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1887
- Autor
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Erscheint täglich früh S'/. Uhr. Lrö«ti,u »»L LlpeLitio» IohaaaeSgoste 8. S»rrchlk»tk» der Uedartioa: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag 5—6 Uhr. »», «,,«t«d»»r «»«strw«» «»ch k Nchelllrn «cht PEsHindlhch . tz» «dcka.dt KWgtr.Tagtlilalt >»«h«e »er für »te «HOAs-lse»»« <>««er befti«»te« 4>srr,te a, S-chr>»t«»e« »N 3 Ahr N»ch»ttt«ß«, aaLaun- «n»Feftta,r«sr»tz »t«'/,»U«r. Za deo Filialen fiir 3ns.-Ln»ah«e: Ott» Klrm«, Uaiversittt-straße 1. Lsuts ttsch», Katharlneastr. 23 Part. u. Körtg-Platz 7, m,r bi» V.» Uhr. Anreiarr. Anflag- Abo»»rinrlitsplri4 viertclj. 4'/, Mlt incl. Bringcrlchn 5 Mi., dnich die Post drzogen 6 Mi. Jede einzelne Nummer 20 P' Belegexemplar io Pi. Gebühren inr Extrabeilagen l»> Tagevlatl-Format gesalzt) ob ne Postbc>ördcrung 60 Mt. nnt Postvcsürderung 70 Mk. Inskratr sigespallene Petilzeile 20 Ps. Größere Schnsten laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Zlffernsatz »ach tsicheri» larir Uttlamrv unter dem RcdactionSstrich die -qesbalt. Zeile 50Ps„ vor dc»Fa»l,lie»»achrichtc» die ^gespaltene Zeile 40 Ps. Inlerate sind siel« an die Lcvxvltion z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemunernnch' oder durch Post Nachnahme. 107. Sonntag den 17. April 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil oeSentllche Ätzung der Studtuer-rdueteu Mittwoch, de« 2V. April >887. Ad-«d« SV, Uhr, t« Tnale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de» Stiftung»«, Bau« und Oekonomie-AuSschusteS über verkauf von Areal in Reudnitz an Herrn Barthel und die Firma H. Sperling. II. Bericht de« Bau-Au»schuffe» über ». ein Abkommen mit dem kgl. EisenbahnfiScu« wegen Unterhaltung der Zweig, glei-anlage nach dem Wasserwerke bei Naunhof; b. da« Specialbudget „Volksschulen" und zwar Fortbildung«, schule für Mädchen Ausgaben Pos. 19 und BolkSschulen Ausgaben Pos. 114 deS diesjährigen HauShalivlane-, sowie die Rückäußerung de- RalheS aus einige Anträge zum 1888er Volkrschulbudget bez. der III. Bürgerschule und ll. Bezirksschule. III. Bericht de« Bau-, Oekonomie» und Finanz-AuSschusieS über das Neubauproject für da» Leihhau« uud die Sparcaffe. IV. Bericht deS Finanz» und VerfaffungS-AuSschusteS über ei» VergleichSabkommen zwischen dem Airchenvorstande zu St. Petri und den Herren Helm und Friese in Dresden. V. Bericht de» Oekonomie-AuSschnffcS über ». ASphallirung der Alberlstraße längs der Nordseite der PclcrSkirchc; d. Arealverpackkung an den NuSerclub Windsbraut. VI. Bericht des Oekonomie- und Finanz-AuSschusse» über Negulirung der Wasscrläufe im Flußgebiete der Pleiße und Elster. Veliannlmachung. Anläßlich eines zur Anzeige gekommenen Fall» machen Wir tirauf ausinerksam, daß da« Brennenlasten von irgend welchem tzichlc in den zu Meß- und Marktzeiten ausgestellte» Buben ebne Aussicht des BudeninbabcrS oder einer von ihm bevoll mächtigten Person durchaus unzulässig ist. Insbesondere ist sorgfältig daraus zu achten, daß in den nach Schluß der Lcr- kauiSzeit am Abend verlassenen Budsu vor deren Schließung jedes Lickt gehörig gelöscht wird. Wir dürfen zwar erwarten, daß die Inhaber solcher Buken in ihrem eigenen Interesse aus Befolgung Vieser Bor schrist streng ballen werken, bemerken aber ausdrücklich, daß Zuwiderbaudlungen, soweit nickt ein schärferes Strafgesetz Auwei,düng zu leide» bat, nach tz. 368 Nr. 8 de« Strafgesetz buch« mit Geldstrafe bis zu 60 oder Haft bis zu 14 Tagen werken geabndet werke». Leipzig, den 10. April 1887. Der Math der Ltadt Leipzig. Id >632. 1)r. Georgi. Hennig. Obsckon durch die Bekannimachungen vom 4. Januar 1877. 9. November 188t, lO. Mär, 1883 und 3. Juli 1884 tie Vorschriften deS Gesetzes vom 10. September 1870 belr. der Sonn-, Fest- und BußtagSseicr den diesigen Gewerbe- lreibenken wiederholt in das Gekäcktniß zurückgeruscn worden sind, baden sich in neuester Zeit sowohl die Anzeigen betreffs U.'berlreiungen dieser Bestimmungen, al« auch die Gesuche ui» Gestattung der Arbeit an Sonn- und Festtagen sehr vcrmebrt. Wir weisen deshalb nochmals darauf bin, daß an Sonn-, st st- und Bußtagen nur der Berkaus der Arzneimittel, keS WedeS und weißer Backwaaren zu jeder TageSzeit, der Ber lins sonstiger Eß- und Materialwaare», von Tabak und Cigarre», dcS HeizungS-u»V BeleuchlungSmaterialS im Kleinen nur außer der Zeit deS BorniiiiagSgotleSbiensteS gestattet, tie Lchaustcllung und der Verkauf aller anderen 21-aare» aber verboten ist, und heben inSbeiondere beroor, baß Händler, welche neben HeizungS- und Belcuch- lmigSuigterial, bez. Tabak und Cigarren, auch andere Waare» führen, nicht auf Grund der Bestimmung in tz. 3 Abs. 2 zu 3 de- Gesetzes berechtigt sind, auch diese Maaren Sonn-, Fcst- uiid BußlagS seil zu halten oder auch nur au-zustcllen, da aus solche vielmehr da- in Abs. 5 de» angezogenen Para graphen ausgesprochene Verbot Anwendung leidet; daß den striscuren und Barbieren zwar die Verrichtung ihrer gewerb lichen Beschäftigungen an Sonn-, Fest- und Bußtagen in ibre» GewerbSraumen nachgelassen bleibt, insoweit sie jedoch lieben ihrem eigentlichen Gewerbe zugleich öffentlichen Handel mit ihren Fabrikaten und Waaren betreiben, e- bei Len all gemeinen Bestimmimgen in tz. 3 Absatz 1 und 4 deS Gesetzes vom 10. September 1870, nach welchen an Sonn-, Fest- und Bußtagen der öffentliche Handel überbaupt und also auch de» Friieuren und Barbieren nicht gestattet ist und deshalb auch die Schaufenster derselben innerbalb und außerhalb der Zeit des Gottesdienstes geschloffen zu halten sind, bewendet, weiter daß auch das Ocsinen der Läden bchusS Ablieferung bestellter Waare» dem gesetzlichen Verbote unterliegt, endlich daß, soviel die Gesuche um Gestaltung der Arbeit an Sonn-, Fest- und Bußtagen aiitangt, Arbeiten nicht schon um deswillen als druiglich im Sinne deS Gesetze» betrachtet werden können, weil der Arbeitnehmer mit vielen Aufträgen zu schneller Lieserung bedrängt ist, sondern nur dann, wenn der Arbeil- b-ßeller durch verspätete Lieferung besonder« geschädigt wird, zu deren Vermeidung aber da« Arbeiten an Sonn- und Fest lagen unbedingt erforderlich sich zeigt, und daß deshalb bei dem Gesuche um Gestattung der Sonn- und FesttagSarbeil die Dringlichkeit begründet werden muß Solche Gesuche sind übrigens für SonntagSarbeit spätesten« bis Freitag Nachmittag« 4 ttbr, soweit sie für andere Fest tage angebracht werden, bi- Nachmittag« 4 Uhr de< zweiten Tag-- vor dem Festtage anzubringen. Für den diesfalls zu rrtheilenden Erlaubnißschein ist eine Gebüar von 25 -s zu entrichten. Leipzig, den 9. Avril >887. Der SIntb der Stadt Leipzig. I-r. Tröndti». Wolfram. Vekimtmch»»-. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1386 und Ostern 1887 au« einer der hiesigen BolkS schulen entlasten worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle da- 15. Leben-- jabr vollendet und die Elaste erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der Aortbildun-Sfchule für Knabe« verpflichtet sind; L) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnen, bei Herrn Direktor Puschmann, vajern sie sich aber im Bezirk der II. Fort- bilvungSschule anshalten. bei Herrn Direktor vr. Ttoerl an den von genannten Herren öffentlich bekannt gemachten Tagen und Stunden zu erfolgen bat; 3) daß hier einziehende Knaben, welche Ostern 1885. 1886 ind 1887 aus einer auswärtigen Volksschule entlasten worden sind, beziehentlich unter den bei 1 angegebenen Voraussetzungen eine höhere Lehranstalt verlosten baden, ebenfalls zum Besuche der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spätesten» «her binnen drei Lage« nach dem Vinzuae, bei dem Direktor der Fort bildungsschule ibre» Bezirk» cmznmelden sind; 4) da- auch diejenigen Knaben in genannter Zeit angemelvet «erde» muffen, »eiche auS irgend einem Grunde von dem Besuche der städtischen Fortbildungsschule entbunden i>u sein glauben; 5) daß Ellern, Lehrhcrren, Dienstherrschaften und Arbeit geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu 30 die im Falle der Nicbterlegung in Hast umzuwandeln ist, die schulpflichtigen Knaben zu dieser An meldung anruhalte« oder letztere selbst vor« »«nehmen haben, wie auch die säumigen Lchüler selbst wegen Unterlassung der Anmeldung und Hinler- zlebung der Schnlpflickt d»c gleiche Strafe verwirken. Leipzig, am 14. April l887. Der Math der Stadt Leipzig. Lr. Tröndti». Lehnert. ffllkritrsch Nachdem die hier wohnhafte NrNtlere. Frau ^UltthsUs- Arirtzerike venv. Echauwrter. un« am 2 diese« Monai- in hochherzigster Weise eine Schenkung im Betrage von Dreitausend Mark tur Verschönerung de- Ort- zu überreichen die Güle hatte, dieser N-trag auch an hiesige Lcmelndecasse zur Liazahlarg gelangt ist. sützlen »ir un« gedrungen, der edlen Geber,» sür den dadurch bewiesenen WoblttitigkeitSsin» andurch öffentlich besten« zu danke». Eutritzsch, an» 9. April 1887. Der Gemcinderattz. rhowar. P. Vekaillltmachung. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmackung vom 3. IHj 1HL4 bringen «ir hiermit anderweit zur allgemeinen Keunlniß, daß dem von un- mit Auftrag versehenen und legitimirten Vermessung-personale daS Betreten der Grund- lücke zum Zwecke der Bcrmestuug der hiesigen Stadlflnr und deren Umgebung unweigerlich zu gestatten ist, dem genannten Personale auch aus Verlange» dre Flur- und Privalgrenze» nachzuiveisen sind, sowie endlich jede sonst etwa nölhige AuS- kuust darüber zu ertheilen ist. Die eigenmächtige Wegnahme oder Verletzung der auS- gestecklen Signale, Abstcckpsähle u. s. w. wird hiermit bei Strafe verboten. Leipzig, den 7. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 1076. I)x. Georgi. Krumbiegel. VttmicthlUlg in der ÄeiMalle am Joliannesplatz. In obiger Jleisckballe ist die Abttieiliing Nr. 3 vom kd. Mat dieses JahreS oder auf Wunsch von einem späteren Zeitpunkte an anderweit gegen einmonat- ltche Kündigung zu vernriethen u»v werde» Miclh gcsuche aus dem Nalhlmuse, I. Elage, Zimmer Nr. l7, ent- gegengenommen. auch können ebrntaselbst die VermielhungS- bedingungei» eingesebrn werden. Leipzig, den 12. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. KiNiiib la. 1991. Kr. Georgi. rmbiegel. Ltlouiassäinle. Die zur Aufnahmeprüfung anaemeldeten. sowie die zur Nach prüfung sür Sexta bestimmten Schüler haben sich Montag, de» 18. April, Bor mittags '/.8 Uhr. kinzuflnden und ihr letzlcs Schulzcugmb miizubringen. Die bereits nach Sexla Ausgenommenen haben sich DienSlag Borm. 8 Uhr mit be» übrigen Schülern einzuslellen. Stitrenburg, Konrektor. Molai-GllmiillKlun. Ausnabmeprüsuiig sür die Elasten von Quinta an auswärts und Nachprüfung sür Sexla Montag, 18. April, früh 9 Ukr. Leipzig. 16. April 1867. vr. Mayboff. Nealslliule. INordstrake 37.1 Mantag. d. 18. April, srül, 8 Ul,r Ansnadmeprülung. Dienstag, d. 19. April, früh 8 lll,r Äusnahmeseierlichkett und Emsüdrung aller Smüler IN ihre Elossen (Auch die sübvor- städtischen Schüler versammeln sich im RealschulgebäudeO Rach- »iittag« 2 Uhr Beginn des Unterrichle-. vr. F. Psalz. 1. StSdlische Torlbildmigsstzule sür -Knaben. Di- Anmeldung ne» eintreteader Schüler, be». die Abmeldung der in andere Schulen übergehenden Fort- bildunqSschulpflichtiaen hat in der Zeit da» Montag den 18. bis Donnerstag den 21. April zu erlolgen, und zwar sollen BormittagS von 10—1 Uhr die ans diesigen Schulen Abgegangene», Nachmittags von 4—6 Uhr die von auswärts kommenden sich melden, illl. Bürgerschule, Johannis- Platz 6 7, 1. Stock. Z mmer 33 ) Leipzig, am 16. April 1887. Dir. W. Puschmann. Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Frietzrich Carl Glottsrteb Nichte* au« Lchackcnthal, geboren b. Oktober >8.>8, welcher deS ichwcren Diebstahl- verdächtig und flüchtig ist, ist die UnIeriuchungShasi verhängt. E- wird ersuch», denselben zu verhafte» uud in da- nächste GerichiS-Gesängniß abziiliesern. Bernburg, den 9. Avril 1887. tzerzogttch Antzattische Vtaat-anwalts-ast. Schiele. Beschreibung. Grüße: 163 m, Statur: miilel. Haare daukrlblond; Augrnbrauea: dunkelbload; Augen: blau. /weite k'ortdiiäun§886ku1e für Knaben. vlo TllweIckllNU neu elntrotonäer Schiller bat iu cker 2«it von älovtaA. ckem 18., di» vonoentag, äsn 21. ^vnl, Voruiiitag» von 10—1 ttbr nnck XLohmiltatfl rnu -—6 ttbr rn oitiihxen nn>l r-ear am 18. unä 19. «oiolicr aun klooigon 8ckulen. am 20. un>> 21. äprit äor von »uaneilrl» tcnminenäoll. cken 9. äpril 1887. vr 8to«rl. Städtische 5ort-itdu«gsschllle sür Äädchen. Die Ausnahme der neu ongemeldetea Schülerinnev fii.det Montag, den 18. April, srüd » Uhr im Parterresaale der Schule. Lboma-kicchhos 24. statt. Müzubriugen ist die Osterceusur und va- Schulentlastung-zkiigniß. Leipzig, de» 15. April 1887. L. Neimer, Direktor. Stichtamtlicher TheU. Giers und Latkow. Der Streit zwischen Gier- und Kalkow um die Leitung der auswärtigen Politik Rußland» ist vorläufig ausgeglichen durch Ertheilung eine» gnädigen Verweises an Kattow und Vcrleibunq de- Großkreuze- keS WladimirordcnS an Gierü unter Beifügung eines kaiserlichen Handschreiben», Weiche« die Zustimmung de« Kaisers zur Politik dcS Minister- auSvrückt. Da- ist mehr, al« erwartet werden konnte, aber GicrS scheint sein Verbleiben im Amte von einer für Jedermann erkennbaren Genugthuung wegen der ibm von Katkow ziigcsmzlen Rück sichlSlosigkeiten abhängig gemacht zu haben. Es ist in der Thal ein ganz seltsame» Lerhältniß, wenn die Politik deS leitenden Staatsmannes durch ein in der zweiten LandcShaupt- ladt erscheinendes Blatt fortwährend der schonungsloseste» Kritik auSgesetzt und ignorirt wird in einem Reiche, in welchem e« keine Preßfreiheit giebt und in welchem jede un bequeme Meinungsäußerung von der Negierung sogleich unter drückt zu werden pflegt. ES ist klar, daß nur eine der beiden Personen die Meinung de» Kaiser- vertreten kan», weil die GierS'sche Politik neben der Katkow'schen nicht bestehen kann; enttveder ist eine von beiden die maßgebende oder keine. Bisher neigte die öffentliche Meinung in Rußland .''«'hin daß Katkow mächtiger sei al» Gier- und da« Vertrauen ctt «aiscrS in höherem Maße besitze als dieser, da» war sür Gier« auf die Dauer ein unerträglicher Zustand, und deSbald wurde allgemein sein Rücktritt als unmittelbar bevorstehend angesehen. Jetzt »st dem Minister v GierS voin Kaiser selbst bezeugt worden, daß e» seine Politik sei, welche seine volle Zustimmung habe, und dieses Zeugmß enthält natürlich eine Absage nach der andern Seite hl», welche nickt minder schwer verletzen muß, als die Verweigerung des Zeugnisse« Herrn v. Gier« getroffen haben müßte. Damit ist endlich die wünschenSmerlhe Klarheit der Lage geschaffen, deren Mangel seit langer Zeit da» Vertrauen in die Sicherheit de» Friedens erschüttert bat. Eme Erklärung dieser unerwarteten Wendung ist schwieriger, als eS aus den erste» Blick scheine» könnte. ES ist nickt an- zuncbine», daß daS volle Einvcrständmß de- Kaiser» mit der Pelilik deS Hrn. v. GierS schon immer und auch zu der Zeit bestanden hat, al» K-rtkoiv mit der größten Schärfe gegen Deutschland und Oeslerreich-Unaar» hetzte, während er Frank reich mit der größten Freundlichkeit entgegenkam, aber eS ist auch sehr wohl der Fall denkbar, daß eS dem Kaiser nicht unwillkommen war, wenn über seine wahre Meinung Zweifel bestanden, weil die Möglichkeit, bestimmte Zwecke zu erreichen, unter dem Schutze dieser Ungewißheit tviich«. Inzwischen hat aber die Lage eine veränderie Gestalt angenommen, welche die Fortsetzung des Schaukelshstems ver bot. Auch die Kluft, welche sich seit einiger Zeit zwischen Giers und Katkow ausgeldan hat, war ursprünglich nicht vorhanden, wie ein Rückblick ans die Entwicklung der bul garischen Frage lehrt. H rr v. Gier» stimmte mit Katkow darin überein, daß den Urhebern de« Staatsstreichs vom 21. August in Sofia kein Haar gekrümmt werten dürfe, und auch die Sendung dcS Generals v KaulbarS nach Bulgarien erfreute sich der Billigung de« Herr» v. Gicrö. Die MeiiiuugS- verschiedenheit trat erst hervor, nachdem die isciibung der Kriegsschiffe nach Varna und Burgas lebhafte Brunriihiguiig bei den ineisten Unterzeichnern des Berliner Frieren» hervor- gernsen hatte und als ku»v wurde, daß auch Deutschland weitere Emmischlinge» in die inuereu Angelegenheiten Bul gariens nicht sür zulässig erachte. Damals war der Punkt erreicht, a»s welchem c» sich entscheide» mußt-, ob Rußland aus die Gefahr eine« feindlichen Zusammenstöße« mit Oester reich-Ungar» hin sein Ziel gerade- WegS weiter verfolgen oder einer Politik der Zurückhaltung den Vorzug geben solle, welche seitdem die Richtschnur bildet. In diesem Stadium konnte die gegnerische Haltung der .Moskauer Ztg." nicht mehr stillschweigend geduldet werden, weil der Minister de« Auswärtige» kann nickt mehr die erfordc- liche Autorität aufrecht erhaltcn konnte, welche er dem Jnlande wie dem AuSlande gegenüber nölhig batte, wen» er mit Ersolg Vorgehen sollte. Auch Deutschland konnle eö nicht gleichgittig sein, wen» die „Moskauer Zeitung" über die Haltung seines Vertreter« in Sofia der Wahrheit widersprechende Angaben machte, wie e« hinsichtlich der Erschießung der Ausrüher von Rustschuk geschehen war. Katkow stellt die Sache so dar, als ob die Erschießung unter stillschweigender Zustimmung deS deutschen Geschäftsträger« erfolgt wäre, während er doch tbatsäcklich seine war»e»ke Stimme dagegen erhoben hatte. Dadurch war die Sacke dcS Horrn v. GierS nickt mehr eine rein innere Angelegenheit Rußland- geblieben, sonder» Deulsch- land wurde in Mitleidensckasl gezogen, nnd so war denn der Verweis an Kalkow und die Ordensverleihung an Gier» zu gleich eine Genugthuung sür die Verlrumdungj welche Kalkow gegen Dculscklanv verschuldete. Herr v. Gier» bat seit Jahren die Unterhandlungen mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn persönlich gesübrt, und besonders seine Zusammenkünfte mit dem Fürsten BiSmarck hatten stets die Ausgleichung bestehender M i»ungSversch,e denhoitcn und Mißverständnisse zur Folge. Dieser Thal- sackc hat da- „Journal de St. PeterSbourg", da» Organ de« Herrn v. Gier«, wiederholt Ausdruck gegeben, zuletzt, als der „Russilcke RegicrungSanzeiger" siir da« Fortbe stehen de« »»getrübten srcundschafllichen Verhältnisse« zwischen Rußland und Deulschlanv Zeugniß ablegte. Angesicht» solcher Kundgebungen klang e« bann allerdings wie Hohn, wenn Herr Katkow sich herauSnahm, in der „Moskauer Ztg." wie bisher de» Haß gegen Deutschland zu schüre» und ihm die Schuld an der Verwirrung i» Bulgarien auszubürde». Unter den obwaltenden Verhältnissen bildet die Ordensverleihung an den Minister von Gier», verstärkt durch rin kaiserliches Handschreiben, eine sehr erfreuliche FrietenSbürgschast, welche noch a» Werth gewinnt, wenn sich die Nachricht bestätigen ollte, daß rin von Frankreich in St. Petersburg gestellter Bündnißantrag zilrückgewiesen sei. ES ist wahrscheinlich kein bloßer Zufall, daß die Berlän- zerung de« Dreibundes zwischen Deutschland, Oesterreick- lngarn und Italien mit der Erklärung keS Grase» Kainoky zusainmenstel. eS bedürfe keiner ausdrücklichen Erneuerung des DrcikaiserverdältnifscS, weil die Einigkeit über gewisse Grunb- ragen wiederholt sestgcstellt und das unveränderte Fortbestehen dieser Einigkeit keinem Zweifel unterliege. Die bulgarische Frage hat im Lause der Zeit so viele Wandlungen dnrchge- mach!, die Möglichkeit einer kriegerischen Verwickelung zwischen Frankreich und Deulschland konnle auch nicht ohne Rückwirkung aus da« Bcrhältniß der übrigen Großmächte zu einander bleiben, und so gab eS denn auch eine Zeit, in welcher Rußland sich seine HantlungSsreibeit mit Rücksicht ans diese Möglichkeit vor- behielt. Die Wolke» im Westen sind scildem vorübergezoge», der Dreibund zwischen Dcutschlaud, Oesterreich und Italien ist erneuert worden und schon vorher battecineAnnäherili'g zwischen Deutschland und Rußland nattgcsundcii. welche die Unkenrufe der »Moskauer Zeitung" in der Hauptsache als gegenstands los erscheinen ließ. Es kommt »och hinzu, daß der Mordplan vom 13. März auch die letzte» Ueberblcibsel kriegerischer An wandlungen Rußlands verscheucht hat, und daß deshalb sür die Verkündigung einer offenen »nd ehrlichen Friedenspolitik die Bahn frei war. Zwar läßt sich nicht annchmen, daß die Partei, deren Führer Kalkow ist. mit dieser neuesten Wendung der Dinge zuiriedcn ist. aber die Verhältnisse scheinen doch so zu liegen, daß der Kaiser Alexander sich nicht mehr zu scheuen braucht, Farbe zu bekenne». Auch die national-russische Partei, welche mit der panslawistischen in der Hauplsache- idcntisch ist, wird nicht verkeimen, daß bei so unterwühltem Boden im Iiinern eine kriegerische Politik leicht verhängniß- volle Folgen haben könnte. Die Entwickelung bat einen ganz andere» Gang genommen, al« Herr Katkow und seine Partei zu glauben schienen, die .Moskauer Zeitung" würde sonst nicht die HcrauSsorderung auf die Spitze getrieben haben. Vortäusig hat die friedliche Strömung »n Rußland di« Ober hand gewonnen, hoffentlich nicht nur vorübergehend, sondern sür die Dauer. » Leipzig, 17. April 1887. * Der BnndeSrath. sowie die vereinigten Ausschüsse sür Handel und Verlebe, für Iustizwesen und sür Rechnungs wesen hielten am Freitag Sitzungen. * Der Entwurf eines Gesetze», betreffend die Er richtung eine- Seminars sür orientalische Sprachen, wie er vom BnndeSrath angenommen worden ist, hat folgenden Wortlaut: tz. l. Der Reichs kanzler wird ermächtigt, mit der königlich preußischen Regie rung eine Vereinbarung wegen Errichtung eines Seminar« sür orientalische Sprachen bei der königlichen Friedrich Wil- hclmS-Universität z» Berlin abzuschließon und »i dieser Ver einbarung zu den Kosten deS SeininarS eine» Beitrag in Höbe der Hälfte dersclbcn Namens drS Reichs mit der Maß gabe zuzusichcrii, daß der Beitrag zu den Koste» der ersten Emrichlung 20,000 der Beitrag zu den jährlichen Kosten 36,001» nicht überschreiten darf tz. 2. Die vom Reich aus Grund diese» Gesetze- alljährlich zu verwendenden Be träge sind in den ReichshauShaltSctat anszunehmc». * Tie „Delegirtenversamminng der Deutschen Anwallskammern" hat bekanntlich in ihren bisherigen Eingaben an den BnndeSrath gegenüber dem jetzt dem Reichstag vorliegenden Gesetzentwurf wegen Er Mäßigung der A »wa l tSgcbübi en eine durchaus ablehnende Stellung eingenommen. Dieser Standpunct der absolute» Negation war um so ausfallender, al« im Reichstag bei frühere» Berathnngcn der Gehnhreiisrage von Mitgliedem. welche dem AnwaltSstande aiigehörlen, die Ncsormbecürsligkeil der An- waltSgebiihreii-Orvniiiig li» Sinuc einer Herabsetzung mehrerer Gebührensätze anerkannt worden war. Wir freue» uns »»» coiistatlrcn z» können, daß die Dclegirtenversamniliing in der neuesten an den Reichstag gelichteten Petition ihres Aus schusses den bisherigen Standpunct der unsinchlharen Negirung insofern verlasse» bat, als der 'Ausschuß iveiiigstcnS „eventuell" diejenige» Punclc der Gebührenordnung bezeichnet, >» welchen er eine Ermäßigung für „zulässig" orachlcl. Es gehören dahin nailleiiilich die Gebührensätze sür erlheitten Rath, tie Gebühren im Eoiicursversahren und diejenigen sür Erhebung von Geldern. * Im ultraiiiontane» Lager gährt und brodelt eS; wir «gislrireii folgende neue Erscheinungen: Die .Kölnische Volkszcitnng" kann den Inhalt einer weitere» röm ischen Depesche de« .UnivcrS" .un Wesentliche» bestätigen", welche dabin gehl: „daß l»is>kr der bereits erwahni-n Depesche an den Niiiiliuö in München an« dem Vati.au ein veriönlichcr Bries a» den Freilie ru zu Franckeiistei» und eine Denkichrist an den Erzdischos von Köln abgesandl worden lei, welche den Wunsch auSspeccheii, man woge den kncheiipolckiichen Ges>tz-»rw»rs annehinen. Besagter Wunsch isi geniäsi einem Beiclluise der Eardili-iI-Coniini-sion anSgeiproctieii worden, welche in» der Prüfung drr Frage deanilragt war, ob der Gesetze,»wurs gegen das Kanonische Recht verstoße." DaS iiltramoiitanc rheinische Blatt fügt seiner Bestätigung folgende Bemerkung hinzu: „Die volle Tragweiie d eicr päpstlichen Kiinbgebiing kann aber erst dann erincssen werden, wenn der Wonlaut vorliegt. ES wird baupiflchlich darauf a:ikommen, ob die in der Novelle nach den HerrenhauSbeschlüstea getroffene Regelung de» Einst',uchsrechleS als eine eudgiltige sich da, stellt. Wir glauben d eS bezweifln zu düisen." Zur kirctienpolitischrn Polemik liegen auch autcriceitig einige reckt charakteristische Beiträge vor": Znnüchst hat Herr ttr. Lieber am II. d. M„ also am zweiten Qslerseiertage, in, kallolstche» BereniShalise zu Limburg einen Vorsraq gehalten, über de» wir auS der „Germania" «ach dem „Nassauer Boieu" solgende stellen c-tiren: „Zweierlri möge man sich merken, einmal, daß da» Centrum niemals vergesst» werde, daß die Slaalsgejepgcbunq mit rein kirchlichen Angelegenheüen inchlS zu thun hat, und zweiten-, daß da« Centrum, wie bisher, so auch heute sich verpflichtet weist, jeden Pnragraphen der bestehenden kircheiivolit'schen Gesetze, die ohne sein Zuitniii und wid-r seinen Willen zu Siande gekommen sind, aus der Welt zu schassen. Was an Stelle dessen treten soll, darüber hat da- Er»tr»m die höchste kirchliche A»l«riltt
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