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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189101259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-01
- Tag1891-01-25
- Monat1891-01
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1891
- Autor
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Erschetttt täglich früh 6»/, Uhr. Ketartion und LrvrdUiou JohanueSgafle 8. Aprechkundru drr Urdaction: vormttt»-» 10—12 Ul».' K-chmitt-S» 9-9 Uhr. »«GH», »er für »t« ni»»k»l,nl»e «»»»» 9rftt«»tr« I«ker«re >u W«chc»t»,rn »t» » «hr Nachmittags. a«S-»w>»,»KeKtO,enfrützbiS.9 Uhr. Zu dt» Fttiulen für 2ns.-^nnahmk: ktt» Kle»«'« «»rttm. ,«lfre» Hahn). Unkversttätssrraß« 1, «-Ui» Löscht. . r. 14 Part, und KöniaSplatz 7, nur bi» '/,» Uhr. ewMr.TagMalt Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MionnemeutSpreiS vierteljährlich 4>", Mk k« Alt-Lelpjlg, incl. Brlngerlobn 5 Mk., durch di» Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 80 Pf. Belegexemplar 10 Pi. Gebllbren für Extrabeil agea (tu Taaeblatt-Format ges,l»l> »tue Postdeförderung 60 Mt. «tt Postbeförderung 70 Ml. Inserate 6 gespaltene Pctitzcile 20 Pf. Gröfier» Schriftra laut uns. Preisverzeichnih. Labellartscheru. Ztffernsatz nach hdherm Tarif. ilrrta«tu »uter demReductionsstrich die Saespall 8«il«bOPs,vordeayamilIen Nachrichten die Kgeipalten« geil« 40 Pt. Inserat« sind siet» an die EpprSition j» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnevum>>ruu>io oder durch Post« Nachnahme. 25. Sonntag den 25. Januar 1891. 85. Jahrgang. - L. , 4- > -.4. ' , MaVaillltmaellltiraaii Den Herren Professoren, Toccnten und übrigen Mitgliedern unserer Universität theile ich hierdurch mit, daß zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaisers Dienstag, den L7. dieses MouatS, Nachmittags S Uhr ein Festmahl im Kaufmännischen Vereinshause stattfinden wird, zu welchem Tafel karten L 4 ^ bis zum Mittag des 25. dieses Monats auf der Nuntiatur des Rathhauscs aus gegeben werden. Leipzig, am 23. Januar 1891^ Der Neetor der Universität vr. Karl Binding. Geffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mttt»»ch, »en 28. Januar 1891, »ach der nemetnschaslltchc« Sitzung de» Rattze» «nd der Stadtverordneten tm Sttznngssaale am Raschmarktc. Tagesordnung: I. Wahl der Deputation zur Leitung der Wahlen für den katholischen Echulausschu». H. Berickü deS Bau-, Oekonomir-- und hcz. LersaffungScuSschuffes über die Eingabe der Herren Beyer uud Elen, wegen Regelung der Arbeitszeit bei städtischen Arbeiten re. III. Bericht des Bau-, Lekouviiiic- und Finanzausschusses über: Ankauf von Areal von den Grundstücken Mahlniannslrake Nr. 1 und Braustraße Nr. 1. IV. Bericht de» Bau-, Ökonomie-, ClislungS« und Finanz- aur>chusse» über »ln Abkommen mit Herrn Meyer wegen Arealabtretuag zur Verbreiterung drr Chauffeeslraße, drr Ltrahe 8 und de- Täubchenwcges re. V. Bericht de» Bau- und LekoiioiulcaustchussrS über: ». Wegsal! der Vorgärten an der westliche» «eile der Zeitzer Straße Livischen der Hohen und Sidonienslraße, d. Feststellung der «tragenfluchtlinie der gesammten Torolhecnstraß« aus 17 w Breite. Vl. Bericht de» Stiftung»-, Bau- und OekonomIeauSschusseS über: ParcellirungSvlan und Bauvorschriften für da» Areal der an drr Brommestrabe gelegenen, dem Johannisho-pitale gehörige» Parcelle Nr. 295ck des Flurbuchs für Reudnitz. III. Bericht de» OekooomicauSschusjeS über: Conto 82 „sonstiger Grundbesitz in der Stadtflnr rc.", Conto 85 „Mühlen uud Wehre" Pos. 7—13, Conto 26 „Wiesen und Triften", Conto 27 ,Ha scheu und Fischerei", Conto 28 „Stcinhruch bei Gratdorf" und Conto 31 „Näunie und Plätze" des Hauthaltplane» der Stadt Leipzig aus das Jahr I89l. Vlll. Bericht de» Oekonomir- und bez. BersassuiigsausschusjeS über Anstellung eines 2. Assistenten und I Hilfsarbeiters bei der Lekonomie - Inspektion (Conto 10 Pos. 89o) der Gehaltslist« und Pos. 29b de» HauShaltplanes für 189l). Bekanntmachung. Die diesjährig, vftermeffe beginnt am IS. April und ««»ißt mit dem 2. Mat. Während dieser 3 Woche« können alle tn» und ««»ländischen Handelsleute, Fabrikanten und Gewerbtretbende ihr« Maare» hier vssenilich feilbielen. Doch D«rf der Utrosrdandcl in der derrüt» üdlicheo Weise »ereil» tn »er zum Anspackcn »eftimmte« Boupoche »»« 9. Aprii an »etrteben werdeu. Da» Anspacken der Waaren ist den Inhabern der Mehl orale tu den Häuser» ebenso wie den tn Buden und auf Stände» seil- haltenden Verkäufern in der Woche vor der Böttchcrwoche gestattet. Zum Einpackcn ist daS Osfenhalten der Meßlocale in Pen Häuser« auch in der Woche nach der Zahlwoche erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jedes längere Lffeuhalteu eines selchen Vcrkausslocales. ebenso das vorzeitigr Auspacken an den Ständen und in den Buden wird, ausser drr sofortigen Schließung, f.desmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung mit einer Geldstrafe US zu 75 ^l oder entsprechender Hast geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauvtzollamUichea Lösung des WaarenverjchlusseS bis Ende der Woche »ach der Zahlwoche das Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig» den 80. Januar 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Nr. Gcorgi. Wlrthgen. Bekanntmachung. Tie Metzbörs« für die Lederindustrie in nächster Oster- messe wird Dienstag, den 7. April 1891, Nachmittag» von 2—4 Uhr im Saale der „Neuen Börse" abgehalten werdet:. Leipzig» den 20. Januar 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt. Wirihgen. Bekanntmachung. Do» 1. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für daS Königreich Sachsen ist bei nn« eingegangen und wird bis zum 9. Februar d. I. auf dem Rathhaüssac.le zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 1. Berordnung, die weitere Ausführung de» Invalidität», und AltersversicherungSgesetzeS vom 22. Juni I88S (R.-G.-BI.S.97 ftg.) betreffend; vom 16. December 1890. Rr. 2. Berordnung, die Vertretung de» Sportelfiscus bei dein Kostenansatz betreffend; vom 19. December 1890. Rr. 3. Bekanntmachung, ein« veränderte Abgrenzung der Ephoraldezirke Leipzig I und U betreffend; vom 23. December 1890. Nr. 4. Bekanntmachung, die Postordnung vom 8. März 1879 betreffend: vom 24. December 1890. Nr. 5. Verordnung über Abänderung drr Berordnung vom 15. Lciober 1874, die Besorgung der in 8. 9 des Gesetzes vom 21. Avril 1873 gedachten Verwaltung», angelegenheiten betreffend: vom 24. December 18!X). Nr. 6. Bekanntmachung, die Festsetzung des Betrag» der für Naiuralverpslegung der Truppe» im Jahre 1891 zu gewährenden Vergütung betreffend: vom 87. Decbr. 1890. Rr. 7. Verordnung, die Ausführung dc» Gesetze» über die Ausdehnung der Unfall- und Krankenversicherung vom 28. Mai 1885 betreffend; vom 29. December 1890. Leipzig, den 23. Januar 1891. Ter Rat» der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Krunibiegel. Kaisers Geburtstag in den Volksschulen Am Geburtstage Sr. Masestät des Deutschen Kaisers, TieuSlag, den 27. Januar, wird in sämmtlichen hiesigen Volksschule» (Bürger, und Bezirksschulen) eine patriotische Feier abgehalten. Lieselb« beginnt in der 1. Bürgerschule für Knaben 1 - - 6. BezirkSfchule für Knaben s um 8 Uhr, - » 7. Bezirksschule für Knaben s » « 20. Bezirksschule um 10 Uhr, iu allen übrigen Schulen um 9 Uhr. Zur Theilnahine an dieser Feier beehren sich hierdurch ergebenst riuzuladen Leivzig, den 24. Januar >891. Die Direktoren Per volloschnlen. Steckbriefs-Erledigung. Der am 18. d. M. hinter den Soldat FerdinanV Luis Gruft Kranse der 10. Compagnie diesseitigen Regiments erlassene Steckbrief hat sich durch Aufgreisung de» pp. Krause erledigt. Leipzig, de» 23. Januar 1891. Königlich Sächsische» 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg" Rr. 197. gcz. von Zeschau, , Oberst. Nutzholz-Aurtion. Montag, de« 26. Januar 1891, sollen vo» Bormittag» 9 Uhr an im Forstreviere iionurwiy au, dem Miltelwaldschlage in Abth. 5k und 6» im sogenannien Apiizsch ca. 59 Cichen-Rutztlötze von 84—108 am Stärke o. 3—9 m Länge 102 Bnckien. - . 30—54 . - -3-8' ,. . 3 Eschen- - - 25— 32 - « - 5—9 - - 6 «Horn- . . 32— 47 . . .2'- 42 Rüster. . . 26— 52 . . . 4—12 . . u. 6 Eller- . . 30- 37 - . . 7—11 . . sowie 15 Cschen^chirrhölzrr unter den im Termine öffentlich aushängende» Bedingungen und der üblichen Anzahlung o» Ort und Stelle meistbietend verkauft werde». Zusammenkunft: auf dem Holjschlagr an der Hohen Brück« bei Connewitz. Leipzig, den 14. Januar 1891. De» Rath« Forftdeputalton. Aitolai-GiMnalium. Zur Feier des Geburtstage» Sr. Majestät de« Kaiser» findet Dienstag, den 2?. b. M.. Vorm, lv Uhr ein Festartn» statt. Zu geneigter Tdeilnabme daran beehre ich mich im Namen dc« Lehrerkollegiums ergebenst einzuladen. Leipzig. 24. Januar 189l. Prof. vr. Ott« Uaemmol, Rector. Städtische Fortbildungsschule für Lnaben. In der I., II. «nd IU. Städtischen Fortbildungsschule für Knaben finden am Geburtstage Sr. Majestät Kaiser Wil helm II. Dienstag, de« 27. d. M„ Abend» 9 Ubr Schnlseierlichketteu statt. L» deehrru fich, zum Besuche derselben ergebenst «tnzulade» Leipzig, den 25. Jeunar 1891. Pie Dtreetaro«. I. A : Vr. Gtoerl. Städtische Gewerbeschule. Diejenigen Eltern «nd Pslegeeltern, welche gesonnen sind, ihre Södne und Pflegebefohlenen nächste Ostern der städtische» Gewerve- schule zur Ausbildung und Vorbereitung für da» Gewerbe zu übergeben, werden ersucht, im Laufe dieses Monat» die An meldung derselben bewirken zu wolle». Zugleich ergebt auch an oiefenigen Schüler der hiesigen Fort bildungsschulen, welche aus denselben am Ende diese» Winter- Halbjahres gesetzlich ailSscheiden und die Absick,t haben, den ge nossenen Fortbildungsmilerricht von nächste Ostern ab in den Abendkursen der städtischen Gewerbeschule furtzusetzen, bier- durch Aufforderung, sich deshalb ebenfalls rechtzeitig an,'.-melden. Bemerkt ivird hierzu, vast drr Abendunterricht der städiischen Gewerbeschule sich auf gewerbliche Buchführung, technische Gewerbekundr. Mnschinenronstruetiouen »nd Mechanik, Bau knude und architektonische» Zeichnen, sowie auf Hebungen im grwerblichen Fachzetchnen und Modelltrrn erstreckt, also ganz besonders Rücksicht auf das Handwerk eines jeden Schülers nimmt. Zur Entgegennahme von Anmeldungen, sowie zur Eriheünng von Auskunft, drn Unterricht und Bildungsgang der Lehrlinge be treffend, bin ich während der oben angegebenen Zeit und zwar Sonntag» von 11 bi« 12 Uhr vormittag» und Wochentags — mit Ausnahme vom Sonnabend — Abends von 7 bi» 8 Uhr im Schullocale, Johanni-Platz 7, bereit. Leipzig, den 16. Januar 1891. Der Direktor: vr. vnckn. Xleper. Anmerkung: Der Eintritt in die städtisch Gewerbeschule be- freit von der Verpflichtung de» BefuchS der allgemeinen städtischen Fortbildungsschule. Die Kälte und ihre Folgen. Die außergewöhnliche Kälte de» gegenwärtigen Winters hat, abgesehen von ihren unvermeidlichen Wirkungen, auf die ärmeren Volksschichten die sehr erfreuliche Thatsachc außer allem Zweifel gestellt, daß ein Notbstand in Folge der Kälte nicht eingrtretcn ist. Nur in Paris hat sich die Re gierung veranlaßt gesehen, besondere Anstalten zur Milderung der Wirkungen zu treffen, welche die Kälte auf die Besitzlosen gehabt hat. Wir sind zwar noch nicht am Ende deS WinlcrS angelanat, und es ist möglich, daß sich seine Folgen doch noch in schärferer Weise bemerkbar machen als bisher, aber dir vorliegenden Erfahrungen geben zu keinen größeren Besorg' nissen Anlaß. Besonder» beachtcnswertb erscheint, wa» die chSbauptstadt Berlin in dieser Beziehung aufwrist. Ja einer kürzlich abgrhaltenen socialdemokratischen Bersammlung wurde rin Antrag angenommen, folgende« (besuch an die Stadtverordneten zu richten: Es mögen unverzüglich Arbeiten in Angriff genommen werden bei der Straßenrcinigung und bei Bauten, sobald die Witterung-verkältn-ffe es gestatten, und täglich zwei Portionen warmen Essen« an die Schüler der BolkSschulen verabfolgt werden. Dieser Antrag war mit Rücksicht daraus gestellt worden, daß die Zahl drr Arbeiter ohne Arbeit sich jetzt auf 64 OVO belaufe. Die Bersammlung trat in di« sofortige Berathung de« Gesuchs ein. Der Berichterstatter verneinte zunächst die Frage, daß ein Notbstand bestehe, wenn er auch zugeben müsse, daß die Arbeitslosigkeit in Folge der Kälte zugenommen habe, und beantragte die Uebrrwrisuna der beiden ersten Punkte der Petition an den Magistrat zur Berücksichtigung, in Bezug ans den dritten Pnnct beantragte rr dagegen Uebergang zur Tagesordnung, weil dazu Einrichtungen nöidig seien, die nicht so leicht zu beschaffen seien, und weil durch Erfüllung drr Forderung vielen Eltern eine Wohlthat ausgcdrungen würde, die sie nicht beanspruchen. Der Stadtverordnete Frentzel äußerte die Anstedt, daß die Petition nur ein socialdemokratischer Eoup sei, um Unrusriedenheit zu erregen, da ein Notbstand nicht vorbanden lei. In Uebrreinstimmung damit erklärte der Oberbürgermeister, daß kein Notbstand verbanden sei, der zu auhergewöknlichen Maßregeln nöthige, und demgemäß beantragten die Abgeordneten vr Birchow und vr. Langer- Han«, über die Petition z»r Tagesordnung überzugebcn, welcher Antrag mit großer Mehrheit angenommen wurde. Au« den Erklärungen de» Oberbürgerme,stcrS ist »och zu erwähnen, daß dir Zahl drr im Asyl für Obdachlos« wäh. rend der Nacht Beherbergten seit dem l. Januar regelmäßig 1500 betragen habe, und daß diese Zabl nur am 4. Januar aus 2080 gestiegen sei. Drr ganze verlauf der Verhandlung zeigt, daß der von socialdemokratischer Seite behauptete Notbstand tbats.icblich nicht vorbanden ist, denn 1500 Obdachlose bei einer Be völkerung von anderlbalb Millionen will nicht viel bedeuten. Der Notbstand in Pari» ist auch weit übertrieben worden. Derselbe bat seinen Grund hauptsächlich in der Ungewöhnlich keit der WitterungSverhältnissc, man ist dort aus so große Kälte nicht eingerichtet, und die Besitzlosen gcralbcn durch diesen Mangel allerdings in ein« Nolhlage, von der wir »ns ^ier nur eme annähernde Borstellung machen können, weil ei un» die Leben-gcwohnbeiten die Bevölkerung mehr a» da» Hau» frffelu. Die Pariser Anarchisten haben die Kälte trotz der sehr anerkennenSwerlben Fürsorge der Regierung für die Nothleidcnden zu einer revolutiouaircu Kundgebung benutzt, bei welcher etwa 5» von Lavillctte kommende Personen schrieen: „ES lebe die Anarchie! Brod!" Die Sache batte keine Bedeutung, die Unruhestifter wurden bald an» einander getrieben, aber man ersah aus der ganzen Veranstaltung, daß e« sich nur um Benutzung einer sich dar- birtenden Gelegenheit zur Ruhestörung handelte Ein Noth- stand im eigentlichen Sinne besteht auch in Paris nicht. Angesicht» dieser Vorgänge drängt sich die Frage auf, welchen Grund d>e Socialisten haben, ihre Lage als uner träglich auSzugrdrn und vie Verbesserung derselben durch Um sturz der bestehende» Staatsordnung anzuslreben Es aeschiebt jetzt von StaatSwrgen und durch Privattbätigkeit sevr viel, um di« Roth der Besitzlosen zn mildern, und es ist da durch auch erreicht worden, daß selbst bei außergewöhn lichen Naturerscheinungen, welche große Widerstands fähigkeit tv» Bevölkerung voraussctzeu, «in Nvlhsland nickt eintritt. Da» ist dock gewiß «in handgreiflicher Be weis dafür, daß di« Arbeilsverhältniffe sich nickt ver schlechtert baden, und daß rin menschenunwürdiger Palwcris- mu» nickt in dem Maße Vorbauten ist, wie von den Sccia- listen behauptet wird. Mit Reckt legen Diejenigen, wclckc arbeiten können »nd wollen, Werth darauf, daß ihnen lei» Almosen gewährt werde, aber ein wahrhaft HilsSbcdürstigcr wird die helfende Hand, die sich ihm darbiclct, nur ausnahms weise zurückweise». Ein sehr gewiffenbasler Sccialist löunte auck schon die Gewährung e-ncS AlmoscuS darin erblicken, wenn ibm eine Arbeitsgelegenheit ohne ein dazu vorbautciieS Bekursniß gegeben würde. Und dock verlangen die am l3. Januar in der Berliner Bockbrauerci versammelt ge wesenen arbeitslosen Arbeiter, daß sie bei der Straßeu- reinigung und bei Bauten beschäftigt werden sollen, gleichviel ob ein Bedürfnis; dazu vorlicgl oder nickt. Die Frage, ob der Arbeiter ein Recht aus Arbeit habe, ist bisher immer verneint worden. dagegen ist zugestanden, daß die Arbeiter im Wege des Streiks den Preis der Arbeit in die Höhe treiben dürfen. Streiks haben stattgesnnden und werde» in Zukunft stattfinden ohne Rücksicht auf die arbeits losen Arbeiter, aber wenn die Arbeitsgelegenheit knapp wird, dann hören auch die SkdeikS ans. Bei der Kälte in diesem Winter hat man von Arbeitseinstellungen nickt« bemerkt, jeder Arbeiter ist froh,' wenn er Arbeit bat, aber dir Agitation bat nicht geypl-l, und sie bat sich hauptsächlich an die hohen LebenSmittclpreisc angelehnl Auck die letzte Rede de» Abgeordneten. Bebel in der Freitagssitzung deS Reichstage» hat wieder gezeigt, daß die Socialdemo krateu nicht» versäumen, wo sie ihre agitatorische Tbätig kcit entfalten können. Bebel sagte in dieser Sitzung: „Die Besserung in den industriellen Verhältnissen ist keine Folge der Schutzzollpolitik. Sie scbcn ja, daß auch in anderen Länder» wie England die Industrie prolpcrirt. Leider haben sich aber die Lohne »ach dieser Besserung der industriellen Verhältnisse nicht gesteigert." Nun, dann mögen dock die Herren Socialdemokratcn daS Mittel de« Streiks in An wendung bringen, wenn ihnen die Löhne den Verhältnissen entsprechend zu niedrig erscheinen. Die Löhne sind aber n» Durchschnitt nicht zn niedrig, daS wissen di« Sorialtemokratcn, und deshalb streiken sie nickt. Die LebcnSverbällnissc in den Arbeiterkreisen sind im Allgemeinen gut, mindestens erträg lich, und wo sie der Verbesserung bedürlcu. werten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um diese« Ziel zu erreichen, nickt blo- vvn Seiten der Arbeiter, sonder» auch vielfach von Seiten der Arbeitgeber, in erster Linie aber durch den Staat vermittelst der socialpolitischcn Gesetze. Gerade diese Gesetze sind ein Haupt schutzniitlel gegen Nolbstände, wie sie unseblbar unter außer gewöhnlichen Verhältnissen cintreten würden, wenn nickt die staatliche Fürsorge sich geltend machte. Die Erwerbs- Verhältnisse sind trotz der hohen LcbenSmittelpreisc der Art, daß sich die Socialdemokratcn nickt z» beklagen haben, aber ein Nothstand ist trotzdem vorhanden, nur nicht da, wo ilui die Socialdemokraten Hern seststcllen möchten, sondern da, wo die Scheu vor der öffentlichen Wohlibätigkeit ungeachtet höchsten Bedürfnisse» die Oberhand behält. Diese Noth betrifft aber nicht di« Arbeiterkreise. * Leipzig, 25. Januar. * E< verlautet, daß an den RcichStagSpräsidente» von Levetzow für die Stelle des Präsidenten de» preußischen evangelischen Oberkirchcnrath« überhaupt nickt getackt worden ist. Heute wird für den Posten u. a. »eben dem Gebein,' ratb Barkhausen auch der Regierungspräsident in Eöslin, Grak ülairoa d'Hanssouvtlle. Mitglied de« Abgcort" neteuhausr«, araannt. * Dir „Srruzzeituna" schreibt: „Da« „Berliner Tageblatt^ erbtet«» sich am Schluß einer mit Schimpfwort»» reichlich versehenen Erwiderung aus nuferen Artikel üb«rdieU»Swa«drrung nach Brasilien, „der„Kreuz- zeituna" ein« Prämie von 1000 Mark auSzuzahle», wenn sie un» den Nachweis liefert, daß in den letzten fiins Jalne» im "Berliner Tageblatt" rin Artikel erschienen in, welcher im Sinne einer Begünstigung der Auswanderung nach Brasilien gehalten ist. Die betreffenden Jahrgänge unsere« Blatte» stehe» zur Verfügung. Wir nedmen diese» Anerbieten für einen wohlthätigen Zweck an. Der Einsicht in die Irtzle» fünf Jahrgänge deS „Berliner Tage- blatteS" bedarf e» indessen nicht; denn vor uns liegt der acten- mößige Beweis für die vo» uns behauptete Tkatsache, daß Jos,' de Santo» e» für feinen Zwecken dienlich erachtet bat, in einer Gr das pommerfche Landvolk bestimmten Anpreisung der Pereiniglen Staaten von Brasilien a>» Ziel für deutsche Auswanderer, eine,, Artikel des .Berliner Tageblatt" wörtlich aufzunedmen. Das „Berliner Tage- blalt" selbst wird aber zugeben müssen, daß Jos« de Santo- in diesem Falle der competenste Richter über die Frage ist, ob ein Artikel „im Sinne einer Begünstigung der Auswanderung nach Brasilien" gehalten ist oder nicht. Wir tordern deshalb das genanme Blalt auf, durch einen beglaubigten Vertreter Einsicht i» da» von unS erwähnte Aetenslück zu nehmen; wir zweifeln nicht, daß eS daun in loyaler Weise die veriprochene Zahlung leisten wird." * Bci der im böhmischen Landtage fortgesetzten Budgetdebatte erklärte der Gcneralredner gegen die Vorlage, Herold, die Jungczechen würden, abgesehen von den Klerikale», mit alle» Parteien der gegenwärtigen Reichstag« Majorität zu pactiren in der Lage sein. Bei cincin freundlichen Entgegenkommen der Regierung würden auch die Junaczechcil Entgegenkommen zeigen. Der Gencralredncr für die Burger Vorlagen, Graf Elai»-Marti»,y, sagte, er sei fest über zeugt, der Ausgleich sei nickt gescheitert und müsse als eine >LlaatSnoIbwciidigkeil zu Stande kommen. Plcncr erklärte in Form einer thatsäcklicken Berichtigung, er babc nickt vom Scheitern des Ausgleichs gesprochen. Ebenso verwahrte sich Nieger gegen den ibm gemachlcu Vorwurf des Wortbruchs und bezeichnete den Ausgleich als unerläßlich für Land und Reich. Mächtige Factorcu neleu für denselben ein. In dem Kampfe gegen den Ausgleich sei kein Sieg zu erhoffe». (Ruse von Seilen der Juiigczechcti: „Wir fürchten unö nicht!") * Aus Pest wird gemeldet: Der »»garische Ministerpräsident Gras Szapary wird gutem Vernehmen »ach schon in allernächster Zeit den wichtigsten Tbeil der aus die ungarische Verwalt ungsresorm bezügliche» Gesetzvorlagen im Reichstage einbringt». Tazu gehört in erster Reibe die Regelung der Selbstverwaltung i» den Comitate». Die - deulglich enthalten di» »inziibringende» Vorlagen mehrfache äußerst heilsame Neuerungen, obwohl die Regierung andererseits wiederum weit davon entfernt ist, in der Frage der CoinitalSverwaltnitg I >imlu nutit machen zu wollen, vielmehr sich bestrebt zeigt. Alle», was sich in den bisherigen VerwallunaSeinrichtunge» al> gut bewährt bat, auch fernerbin beizuhalten. Zu den neuen GesichiSpuncle» gehört »«, daß di» Verwaltung als Staatsausgabe betrachtet wird, Lem- zusoige an die Stelle der bisher vom Lomitate gewählte» Vcr- waltungsbeamien künstigbtn von drr Regierung ernannte treten werden. Dem Geiste dieser Neuerung entsprechend, gelangt auch das Dienswerhältniß und die Verai nooriltchkeit der staatsseitig ernannte,, Beamten in genau umsLrtedenen Formen zur gesetzlichen Regelung. Neberbaupt ist da- Prineip der per!önlick>en VeranrirorMchfeit einer der hervorstechendsten Züge der Venvaltungsreiorin und wird von dem an der Spitze des EoinilateS stehende» Obergespan bis herab zum niedrigsten Beamten gesetzlich bestimmend sein Ebenso ivird da» gesainiiile VrrwaliiingSwescii knifflig einen strammere» und per- einfachten Charakter annekmen, die vertchtedensten Zweige der Eomi- tal-Verwaltung, die Eteueräniler und Finaiitdireriioiien, einGGei ich der Schul- und Forsiinspertoren, m der uiinitttelbareti Amw- leitung deS ObergeshanS uitterstehen. T ie .. » r verschiedenen - iieln bisher in Erislrnz gewesenen CviniiatScajsen w> .den aiffgetwl > n und den Steueräiniern übertragen, ebenso werden die n, de» Con-itau» unter verschiedenen Titel» ausgeschriebene» „nd ri'-obenen S'.emr- zuschläge in den Wirkungskreis der staatlichen Fi:.vertrau,im, eiiibezogen werden. Da» Waffen« nnd Vormundschait . en rrb-l, aleichsalls eine neue Orgnnisativn. Bemerkenswert!, erich, .. - seiner, daß die Schulliffpeetoren in den Kreis der dem Obergewalt »u "ei- bar »nlerstelllen Beamten gezogen und sonach niit de» prall, , ' Erfordernissen der örtliche» Verwaltung in vollen Einklang gebracht werden. DaS wären so ungefähr die Grundzüge, in bene» lie Verstaatlichung der CoinilalSverwattung ihren Ausdruck siudel. Selbstverständlich wird diese Resoniiaetivn die Abänderung zahlreicher Gesetzeniwürse und Einbringung mehrerer neuen Gesetze im Geie-lge habe», auch können natürlich alle diele Vorlagen nicht aui einmal verhandelt werde». Die delaillirte Dienstpragiiiattk der Zeamlen, die Neuorganisatlon der Waffenstiihlbehördcn und ondere C- izelvei- sllgiingkti werden erst nach dem CvmiialSverwallungc-geiep zur . e- raidung gelangen könne». Dasselbe gilt von der einem besonderen Geietze vvrbehallene» Clädteverwaltung. Der strammeren StaaW- verwatluiig gegenüber steht da» Uebenvachungsrechl der Selbsiver- waltungSkörverschastcn in drn Comilaten Tiefe letzteren erlangen einen breiteren Etitslußkrei-, als sie bisher inne ha:l>». Zur ge naueren Uederwachling der StaatSveiwallung scilen» der aittoiiomeii Körperschaften wird sich dir Cviniiatsversamniluug in Fach- sectionen Iheilen und die Mitglieberzahl der verschiedenen Ausschüsse erhöben. Auch die Einführung der Verwaltung - gerichlSbarkeit steht Inder ersten Reihe drr demnächst rinzubl.ngendeu Vorlagen, und zwar wird die erste Instanz dieser Gerichte aus den, Schoo;;» der ConiiiatSverwaltuiigSailSschiisse hervoraehr». I» den größeren Comilalen, wo die örtlichen Interessen der Bevölkerung an den Peripherien vei-schiede» geartet sei» löiinrn, werde,, zur Leitung der örtlichen Angel,genheitcn Bezirksraibe mit enffp, ck'endem Wirkungskreise in Thäligkeil treten. Tie wirthjchaitliche und cul- turclle Autouoinic der Comitate, einschließlich der Almenpstege :e., bleibt unangetastet, und ist es den Comilalen unbenommen, iar diese Geschäftszweige »ach wie vor ihrr eigenen Organe zn b gelle». Sck'on diese wenige» Andeutungen zeigen, wie lies eilffclliicideiwer Art die erwähnte» Reiornicn sind. Zahlreiche Uchelstaude w i .» abgeschaffl, zahlreiche Klagen der Bevölkerung erledigt. Ter Name aber, an welchen die Reform sich nnknüpft, ist der des Graieu Czavary, und ihre Tiirchsübrung ivird zu de» uiivkigauglicheu Verdiensten seines Trägers gehören * An, Freitag ist der Fürst-PrimaS von Ungarn, Car dinal Johann Siinvr zu Gran, im 78. Lebensjahre gestorben. Der Verstorbene war einer der Streitbaren , l e in Wegtaus-Eoiiflicte Kat rr brn Ton angegeben. Am v Juni >867 vollzog er den kirchliche» Act bei der Krönung des Kaisers Fra»; Joscf als König von Ungarn. Auf dem Eo,w:l von 1870 machte er sich dem Papste PiuS IX. so angenehm, daß er drei Jabre später den Purpur erhielt. Er w ir ein Kenner und Liebhaber der Künste und trat auck al« S-i-risi steller hervor. * Die Gerüchte von einer Mobilmachung de« l'iil garisckc» Heeres sind erfunden. Die Rcierreu im .G l der 2. Brigade (Witdin »nd Plewiia wcrd.ii » li ier Reihenfolge aus vierzehn Tage ciiigczogcn, »ui im 0 .orauch des neuen Manlichrr-Gcwehrs unterwiesen zu werde». * Der Eurator des Dorpaicr Lebrbcrirls mackt amtlich bekannt, daß der" außeretatmäßige Assistent am Dorpater Beterinärinstitut, Magister Noncwitsck, seiner Stellung enthoben worden, weil er wegen,,^la>u. Verbrechens" zur Untersuchung gezogen ist. * Uebrr eine Action Deutschlands und Ocstcrrcick- UngarnS bei der bulgarischen Regierung wird der „Post" auS Wien von woblinsormirtcr Seile tiiilgelbcffi, daß e« vollständig irrig sei, wenn, wie eS wiederholt ge schehen, dieser Schritt als eine Eonsequciiz der Assairc Lutz!,
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