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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189102242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-02
- Tag1891-02-24
- Monat1891-02
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1891
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täglich «'/, Uhr. Keötktion «od Lrprdition Johaunesgaffe 8. LPrrchftimteu trr Ukdaciiou Vormittag« 10—12 Uhr. Naehmtttag« 5— 8 Uhr. tz»r »t, «»»In«»», tzch d« fk» tzi« uLchftkoI,eu»e Nu«»«r KeV««*r« A»k,ratr an W^ent«««, »l« K Ubr Rach«ttta,a. an »«««- nn» -rsttanr« frn» »t« '/,S Uhr. 3a de« /ttialrn für Zns.-Ännahmk. Ott» Kle«»'» Tarttm. («Ifrr» Hahn), Ustversitätrstraße I, L««l» Lösche, katharineustr. 14, pari, und Köalg-platz 7, nar di» V.S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 2ll» mmem«tchor<iA vierteljährlich 4'/, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Brinqerlodn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegmmplor 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen lin Taaeblatt-Format gesalzt) ahne Poswesörderuug 60 Mk., «tt Postbesörderung 70 Rk. Inserate 6 gespaltene Detitzeile 20 M. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeichniß. Tabellarischer u.Ziffrrnsatz noch HSHrrm Tarif. Uerlamrn unter de« Redactiousstrlch di« 4 Zeile bOPs., vor den Famtliennachr di« 6 gespaltene Zeile 4l. Pf. Inserat« sind stet« an die Uppetztti»« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasuumvennlia oder durch Post- Nachnahme. tro 55. Dienstag den 24. Februar 1891. 85- Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. zur Einreichung Aufforderung ichuna von N echnungen. Behuf« «llbaldigen Abschlüsse» unserer Stadtcassenrechuong aus da» Jahr 1890 richten wir hierinit an alle Gewerken und Unter nehmer, welch« in dem gedachten Jahre für unsere städtische Vor- Wallung oder für die Verwaltung eine» der am 1. Januar 1891 angeschlossenen Vororte Arbeite,, oder Lieserungen, abgesehen von den besonderer Verrechnung unterliegenden Neuanlagen, auSgesührt haben, die dringende Aufforderung, ihre Rechnungen, soweit die« noch nicht geschehen, ungejänuit und spätestens bi» zum 1. Mär, ». A. bei uni esttyirriche». Leipzig, de» 22. Februar 1891 la. 543. Ter Rath »er Stahl Lei»,«». Srorgi. Grössel. vermiethung. )« alten Schulgr»Sud« t» Leipzig-Thaabrra, Schul- gaste Nr. II. ist vom l. April d. IS. a» e«>» im Srvgcschok nach »em vose zu gelegener gristerer Rau»;, welcher sich besonders als Tischler- oder «»laserwrrkstatr eignen würde, iowie die tu der 1. Vtage daselbst gelegene, z. Z. an Frau i^rehel. Kränke! vrnniethrte Wohnnng gegen etahalbjährige rtündigung anderweit ,n vermtetbk». Miethgesuche werden ans dem Ralhhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgkgengenoinmtn. Leipzig, den 20. Februar 1891. l». 717. Trr Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg!. Krumbiegcl. Viebstahls-Lkkanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein Packet mit L Silo Kaffer und ei» solche» mit 5 Kilo Chocolade. beide mit der Aufschrift „IVortkeim", rin Packet mit 1Kilo Würfelzucker und mit '/, Kilo Kaffee, mit der Ans- ichriit „Ilvtcü Llllebor" und rin Packet mit t'/, Kilo Kaffee, mit der Aufschrift „Igiitomdeolwr", am 14. d. M.; 2) eine schwarzleberne Brieftasche, entbaltend 2*0 Mark tn Banknoten, eine GewerstelegtttmationSkarte, «inen Landsturm schein, eine Vollmacht zur Eassirung von Geldern und ein« Partie Visitenkarten, sämmtlich aus krltt biodreter lautend, am IS. d. M.: 8) etn Mädchen - Paletot, getragen, von schwarzem gestreiften Plüsch, niit ebensolchem Stehkragen und 2 Reihen b inutterknöpfen. mn 17. d. M.; 4) eia Wintern Verzieh er von glatte«, braunem Stoff mit schwarzem Futter, übersponnenen KnSpfe», verdeckter Batterie und Stoffhenkrl, am 16. d. M.; 5) etn Winterst»erzteher von dunkrlgrauem, glattem Stoff mit weißroth- and aelbearrirtem Futter, schwarzem Kammetkragrn, einer 'Reihe Kaöps« mit verdeckter Batterie uuv Kettchenhenkel am >S. d. D!.: 6) ein WinterstderzteHer von grauen,, glattem Stoff, mit schwarzem Futter Scuametkragen, überzogenen KnSpfen und Kettchen heakel, am 1b. d. M.: 7) «t» WtnterLderztetzer von graublauem Stoff, gelbllch- bvavna» Schoos und Aermetfntter nab einer Reihe Perlmuiter- lnöps« mtt vardeckler Batterie, am 11. d. M.: 8) ein Prachtwerk: „Piesentchal'« Ra»bv»ael ', ungebunden, st, grüner Mappe mtt schworen, Drmk, seit Anfaag Februar; 9> r*—4* Stück Märcheudstchrr von Bechstrin, ca. 2* Stück „Tentsche Minder-Kalender" von Auerbach, ea. 2* Stück „Märchen fstr dt« Jugend" von «. Grimm und 1v Stück Märchenbücher von E. Hosmaaa „Tanseud und eine Rächt am 14. d. M.: 10) eine Zteh-H«r»»nika mit 64 Stimmen, braun poiirt, an deu Ecke» mtt Reusilber ' 11) " " ' h rannen, und ein Stück brann- und weißgestteisteu, gelb und rothgrvßcarrirten TimenNeiderstoff, am >9. d. M.; 12) ein Balle», signirt „A. 8. 30702", eathaltrnd zwei Stücke chwarzeu Herrrutlrtderstoff mit kleinen grauen^ CarrL» und bezw. mit wenig hervortretenden Stteisen, am 17. ' .M. 2. 7 die Interessen von Wissenschaft »nd Knust höbrr stellen als die Forderungen der Herrschsucht und der Eitelkeit. Bei ruhiger Betrachtung der Dinge ist der besonnene und einstcht»vvl1e Thcil der Franzosen allmälig zu der Ueberzeugung gelangt, daß Deutsche und Franzosen sehr Wohl friedlich neben einander leben können, daß Frankreich» Wc'.tsteflung auch heute noch trotz de» letzten Kriege» an Macht und Ansehen nichts zu wünschen übrig läßt, und daß Frankreich, wenn c» auf dem bisber verfolgten Wege sortschreitct, zu einem hohen Grade von Enlwickclnng ans allen Gebieten der menschlichen Thätigkeit gelangen muß. Es leuchtet ihnen ein, daß ein .Krieg mit Deutschland daS Ergcbniß der Arbeit von zwei Jahrzehnten zerstören muß, und daß selbst ein Sieg durch Opfer erkauft werden müßte, der mit einem so blutigen Triumphe in keinen! Verhältniß stehen könne. Die Zahl der Gründe, weiche für Äufrecktbaltung deS Friedens in Europa prechcn, ist so groß, die Interessen, welche auf dem Spiele leben, sind so gewichtig und umfassend, daß nur gänzliche SesinnungSlosigrcit und frevelhafter Uedermuth einen neuen großen Krieg entzünden könnte. Die Beschlüsse, welche von den Vertretern de- KricgS- gcdankenS am 21. Februar im Saale Wagram zu Paris gefaßt worden sind, tragen deutliche Spuren beider Beweggründe, verstärkt durch Kennzeichen Hellen Wabn- innS. Wir erfahren daraus, daß der Besuch der ikaiscrin Fricdriep i„ Paris nur der Vorläufer der bevcr- tchcnden Ankunft Kaiser Wilhelms daselbst sei, daß Deutschland einen AbrustungSvorschlag und den Entwurf eine- Handelsvertrages mit Frankreich vorlegen werde und die Aushebung des französisch-russischen Bündnisses betreibe. Deshalb solle Kaiser Wilbelm ebenso in Paris empfangen werden wie einst König AlsonS Xll. Die Bcrsaininlung erhob endlich Widerspruch gegen die Politik Ferry'S, die eine Politik der nationalen Unevre sei. Dann zog die Rotte nach der Statue der Stadt Straßbnrg, um dort ibre Tollheiten fortzusctzcii, wurde aber an der A»S- sihrung ihres Vorhabens durch starke Polizei Abtbeilunge» verhindert, welche die „patriotischen" Schwärmer sehr unsanft auScinandertrieben. DaS war das Ende einer Veranstaltung, die hoffentlich dazu dienen wird, die friedlichen Bestrebungen der verständigen Franzosen zu stärken und ihnen über die Verderblichkeit des Tbun« und Treiben« der ^Kriegshetzer vollends die Augen zn öffnen. Wir brauchen wol»l kaum hinzuzufügen, daß die gesammte Grundlage des Beschlusses der Versammlung vom 2l. Februar ein Lnftgebilde ist. Weder besteht die Absicht Kaiser Wilhelln's, nach Paris zu geben, noch die. eine» Antrag nif Abrüstung z» stellen, noch endlich die Möglichkeit, Frankreich von einem Bündniß frei zu mache», was bisher noch nicht abgeschlossen wurde. Man würde den ganzen Vorgang un beachtet lassen und ihm höchstens ein Lächeln widmen, wenn der Einstuß, den Schreier von der Art DrroulSde'S zeitweise in Frankreich auSgeübt haben, nicht bekannt wäre. Sollen doch sogar einzelne Maler, welche sich bereits für Beschickung der Berliner Ausstellung entschieden halten, in ihrem Ent schluß wieder wankend geworben sein, weil sie fürchten, daß die Versammlung im Saale Wagram Folgen haben könne beschlagen, am 15. d. M.; etn Bolle», simttrt »8. I-. 557", entbaltend et» Stück a, ei» Stück dnnketgrünru. rin Stück dunkelblauen gemusterten >2) et» Ballen, signirt d. M.; 7823", enthaltend '/, Stück Eretvrttir-Jndtno. es» Stück grauen Lr«ts«-Satt» und rin Dutzend FrauemRöcke mit und oha« Kante, am 14. d. M.; 14) eine Kiste, signirt ,L. 8. 6690", enthaltend 6 Stücke bunt carrirten, bezw. buntgestreiften «olleuea DamenkleiVeestvff, am 10. d. M .; 15) ein» silberne sAnker?) Nemontatratzr, mtt Goldrand, Lccund«. glatter Rückseite und cuchängender Ttatzlkette mit Verlogne, Lxt. Beil und Zirkel darstellend, am 21. d. M.; Itst ein Winterüberzieher, ziemlich neu, von schwarzblauem, fettem Stoff, mit Kettchenhenkel und rvth- nnd blaugestrefftem wollenen Futter, vom 22. bis 23. d. M. Nacht»; 17) etue Kiste mit Kandiszucker, signirt: ,F. 617 öiteudurx' vom 17. bi» 18. d. M. Nacht»: 18) ein K«pserro»r, ca. 3'/, m lang uud 10 vw im Durchmesser, mit 2 eisernen Flanschen, vom 19. bi» 20. d. M. Nacht«; 19) 12 Stück buntgefiederte Hühner, darunter ein Hahn, voin 11. bi» 12. d. M. Nacht«; Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlenen üRgcnslinde oder den Tbäter sind ungesäumt bei unserer Lrtminal Lbtheilung znr Anzeige zu bringen. Leipzig, am 23. Februar 189l. Da« P-ltzci-Sml der Stadt Leipzig. Bretschoeider. D. Neue Strömungen. Wie günstig sich in neuester Zeit daS Derbältniß zwischen Deutschland und Frankreich gestaltet bat, läßt sich aus den Bemühungen der Friedensfeinde erkennen, das gute Einver nehmen zu stören. Derouläde und sein boulangistisch gesonnener Anhang fühlen das Herannahen einer neuen Zeit, in welche sie nicht mehr hineinpaffen, und deshalb nehmen sie, um ibr< Daseinsberechtigung zu erweisen, ibre Zuflucht zu Mitteln, welche sie auch noch um den letzten Nest von Ansehen bringen 'nüsscn. Tie ehemals tonangebenden Personen in Paris ?ero»Itde und der BoulangistVaur, widerseyrn sich den mensch sichen Regungen, welche in Frankreich wieder zur Geltung zu lemmen beginnen, sie wollen keine Gemeinschaft mit Deutschland, weder den freie» unbefangenen Verkehr der beiden Nationen unbeeinflußt durch die Gefühle de» Hasses und der Racke iwck da« Zusammenwirken der Vertreter von Kunst und Wissenschaft in den beiden große» Nachbarreichen. Laur er bebt Widerspruch gegen die Beschickung d«S medicinischen Eengreffcs und der Kunstausstellung in Berlin durch fran zösische Aerzte und Maler, sie nehmen Anstoß an der An wesenheit der Kaiserin Friedrich in Pari«, weil sie sehen, daß der Bann zu weichen beginnt, welcher aus dem Verkehr der beiden Völker ruhte, daß cS in Frankreich Leute giebt, welche längst der Skandal bei der Aufführung de« „Thermidor dargcthan hat. Um so erfreulicher ist eS, daß sich nach dem Sturze EriSpi'S eine Annäherung zwischen Frankreich und Italien zu entwickeln beginnt, welche den Dreibund als eine fest- ttebende, nicht zu erschütternde Tüatsacke betrachtet. Die Gesinnungen der italienischen Regierung gegen Frankreich waren unter EriSpi genau dieselbe» wie unter Rndini, aber der neue Ministerpräsident hat bei Entwickelung seine« Pro gramin» vor den Kammern Frankreich mit besonderer Auf merksamkeit behandelt. DaS ist dort nicht unbemerkt geblieben gehabt, und bat die gute Wirkung als AnbaltSpunct für eine berechtigte Bedeutung erlangen, aber man muß stets Tbatsachen rechnen, gleichviel, ob sie dem Wesen mtt den und der Art, zu denken und zu empfinden, auf der andern Seite ent sprechen. Die neuen Strömungen, welche gegenwärtig in der Mehr zahl der europäischen Großmächte zu beobachten sind, baden die gemeinsame Eigenschaft der Friedlichkeit. Es habe» sich in neuester Zeit die Beziehungen zwischen Oesterreich Ungar» ii»V Rußland wesentlich verbessert, die Annäherung zwischen Deutschland »nd Frankreich ist augenscheinlich, und die Wahr scheinlichkeit eine« Verhältnisses zwischen Frankreich und Italien auf der Grundlage der bestehenden internationalen Bc- riebunqen, welche« der bisherigen Spannung ein Ziel setzt, ist sehr nahe gerückt. Es sind das die Folgen lange Zeit hindurch fortgesetzter Bemühungen der Friedensfreunde in Europa, welch«, durch starke Rüstungen unterstützt, endlich nicht mehr auSblcibcn konnten. Ein Zustand, welcher die siele Gefahr eine« Friedensbruches bedingt, ist auf die Dauer unerträglich, cS muß nach der einen oder andern Seite endlich eine Entscheidung eiittretcn. Diese ist jetzt ulimittclbar bevorstehend, und die Anzeichen sind der dauernden Herrschaft deS Friedens günstig. Die Interessen, welche durch den Ausbruch eines Krieges in Gefahr gcratbc» müffei:, sind so bedeutend, der Gang der Entwickcsung seit zwei Jahrzehnten ist ein solcher, daß keine Macht die Ver antwortung für die Folgen eine« Kriege« auf sich nehmen kann. Deshalb wird der Friede sehr wahrscheinlich erhalte» bleiben. ' * Leipzig, 24. Februar. * Der „Reichs Anzeiacr" veröffentlicht daS Gesetz vom 9. Februar 1591, betreffend die Controle des NcickS- Lan > Bürgermeistereien der Landgemeinden aufgegeben, der Grün dung angeblich die Hebung deS Bauernstandes bezweckender, in Wirklichkeit aber antisemitischen Bestrebungen huldigender Verein« aufs Entschiedenste entgegenzutrrlen. In dem Schreiben heißt eS u. A.: „Es ianu Ihnen nicht zweifel haft sein, daß die großberzogliche Regierung eine solche auf Verhetzung der bürgerliche» Gesellschaft und dir Ai ' einer ReligionSgrseUschaft abzielende Vereinölhätigkeit, Aecktung durch deö BauernstankeS gerick- nur beschmutzt werden, ausS welche die sonstigen auf Hebung telcn Bestrebungen dieser Vereine Schärfste vcriinhcilt." * Man schreibt der berliner Börsen-Zeitung" auS Baden: Die Anhänger der natlonalllberale» Partei im Großherzoathum entwickeln gegenwärtig eine erhöhte politische Thätigkeit. Äu« den einzelnen Bezirwverbänden wird berichtet, daß die Versammlungen sich einer lebhaften Lheilnabme der Partei- Mitglieder erfreuen und daß die Erkenntnis! von der Notdwendigkeit eine« zielbewußten Zuiamnienhalieii« und Auftreten» i» iiiuner »'eiteren Kreisen sich Bahn bricht. Der Ansturm der vereinigten Gegner der nationalliberalen Partei, welch» schon jetzt über die Pcr- tdeilnng der von itinen zu erjagende» Landlag^mandaie in Streit geralden, macht eine gleiche Entschlossenheit ans nationalliberaler Seite zur Pslicht, dcr sich Niemand za enrziehen vermag und nicht zu entziehen gewillt ist. Während unsere Gegner in de» Grundsätze» ihrer Polin! nach ollen möglichen Richiunae» ou-rinandergehc>i und sich nur im Hinblick aus die ihnen geineinjamk Bekämpfung der nationalliberalen Partei vereinigen, »st sich die natioiialliberale Pariei, In sich gesestigt, ihre« Ziele« bewusst. Ihre Vergangenheit in Bade» ist ein Programm, da« seine Brrechngung auch für die Gegenwart und die Zukunft in sich birgt. Dieser Tbalsoche vermögen sich weite BevötkernngSlreise nicht z» entziehen und sie ist in Viesen lagen bei der Wahl der dritten Elaste der städtischen Wähler in Heidelberg deutlich erkennbar gewesen. Auf die Dauer ist e« eben nicht möglich, die Wähler über die wahren Absichten der »in ihre Stimmen sich bewerbenden Par teien zu täuschen, und deshalb ist es eine ziemlich überslnssige Arbeit, welcher sich die Oppositionsparteien unterziehen, wein: sie bereit« dtagsniandate vergeben und verweilen, welche zu erringe» setzt Land ihnen den» ioch noch nicht möglich sein dürste. Haushalts und de« LandeShauSbaltS von Elsaß- Lothringen für da« EtatSjahr 1890/9 l. * Am 3. März findet beim Vicepräsidente» dcS preußi schen StaatSministeriumS StaatSministcr von Boetlicher ein Diner statt, zu welchem kie preußischen StaalSiiiinistrr, die EbcsS der ReichSäutter. sowie Mitglieder de» Re»cksiageS, deS Herrenhauses und Abgeordnetenhauses Einladungen er halten baden. In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß der Kaiser die Absicht ausgesprochen habe, lei dem Tiner zu erscheinen. * Da« KreiSamt ia Gießeu hat den ihm unterstellten * AuS Württemberg wird den„Hamburgcr Nach richten* geschrieben: Ta» Shtophaiitkiitduin aus Seiten dcr alten Widersacher des Fürsten Bismarck findet hierzulande kein Echo, sonder» die ver diente Würdigung und der Widerwille dagegen erstreck! sich bi« in die deinokratiich bezw. eentrumsparteilich gefärbte Presse ES ist ein wahres Glück, daß Fürst Bismarck, ans dessen Rath wir ein durch die Ge schichte denn doch wohl nicht diSereditirte-S Vertrauen setze», in dem raschen, ja vielsach sähen Wechsel der Dinge sein frslgegründeteS Urtheil auch noch hören läßt. Mögen „gute Freunde" auch wünschen, daß der Fürst Zeinen Ruhm nicht schmälere" — für de» er übrigen« stell ohne die setzt so besonnen Herren zu sorgen gewußt hat —, bei »u« wünscht nian, daß er recht oft sein gewichtiges Wort vernehmen lasse. Daß das Denuiicicnttenthum irgend welchen Erfolg habe» werde, will man bet uns nicht glaube». Derartiges weist mau ganz entschieden von der Hand, lleberhaupt wird die Preise vom Schlage der „Frankfurter Zeitung" gut thun, wenn sie ihre Versuche einstellt, de» Fürsten Bismacck und Diejenigen, die seine Politik für die richtige gehalten haben und noch halten, zu persönlichen Frondeure» »nd — NeichSsrftiden (!) z» stempeln. Denn eben jetzt kommt die „Demokratische Torresvondenz", das offirielle Organ der Partei der „Franksicrter Zeitung , und droht dem Ministerium Eaprioi mii deni „Rad der Zeit, da« über sein Programm und s.lne Mitglieder hmw-ggehen werde", wenn Li« Regierung nicht aushöre, ..unsicher zwischen recht« und links hin und her laviren zu wollen , d. h.: wenn die Regierung sich nicht ganz nach links wende. Da zeigen sich die ungebetenen „Beschützer" der gegenwärtigen Negierung in ihrer wahren Gestalt I » « * * Wie die „Politische Eorrespondcnz" aus Belgrad meldet ist da« Eabiurt Grnic, nachdem eS auS der Haltung, welche die Sknpschtina ihm gegenüber in der letzten Zeit beobachtete die Ueberzeugung geschöpft halte, daß es die parlamentarische Situation nicht mehr vollständig beherrsche, »ach wiederholten längeren Berathungen im eigenen Schooße, sowie mit hervor ragende» Parteifreunden zu dem Entschlüsse gelangt, sich ^u rückzuzicbe». Die Ausführung dieses Schritte« ist dieser Tage erfolgt. Obgleich dir Regentschaft die Mitglieder dcr Regierung zur Wetterführung der Geschäfte aufgcsordert und sich die Entscheidung noch Vorbehalten hat, könne die An nahme der Demission doch schon jetzt als gewiß gelten. Unter den Persönlichkeiten, welche bei dcr Frage der Neubildung doS EabinetS in Frage kommen könne», sigurirt au erster Stelle der Präsident der Skupscktina, Herr Pasic, welchem a» Autorität in dcr Ekupschtina, sowie innerhalb dcr radicalcu Partei Niemand gleichkoinmt nnd der vollkommen berufe» erscheint, die parlamentarische Situation zu beherrschen. Die Regenten hatten denn auch bereit« niit Herrn Pasic eine Besprechung betreff« dcr EabinctSbildung. Wie verlautet bat derselbe zunächst den Wunsch kundaegebcu, sich über diese Frage uiit seinen engeren politischen Freunden ins Eiuvcr nehmen zu setzen. * Ueber da-französiscke Gesetz über die FricdenS- ge richte wird dcr „Vossischen Zeitung'" aus Par"' geschrieben: Das jetzt von der Kammer beritthcue Gesetz über die Er Weiterung der Befugnisse der Friedensgerichte ist der erste Theil der Ilmgeslallung der Gerichtsverfassung, welche Napoleon 1. kinaesübrt und die bi« jetzt okme weseiUliche Aenderniig bestanden bat. Nach derselben hat jeder Eantvn sllnlereinlbeiliing des llnkerpräieciiirbezirkst ein FriedenSgericht, während die großen Städte in mehrere GcrichlScanwne eingclheilt sind, so daß zusammen 2AX> Friedensgerichte heranSkoinmen Leine:» Namen entsprechmd soll daS FriedenSaericht vorerst auf 'Aussöhnung der Parteien wirken, eigentlich, Unheil» möglichst vermeiden. Deshalb bildet es auch keine wirkliche Instanz. Tie unterste Instanz ist vielmehr das iUnlerpräseciur-i Bezirks gerlcht (tribunnl clmrroncliüwmcn>). welches auS mindestens sic» Richtern besteig, oft ober vielfache Ablhcilungen (Kammern) zäkll Tie zweite Instanz bildet der Appellbof, deren es im Ganzen 21 aiebi, während jedes der 90 Departements ein Schwurgericht i» seiner Hnuplstcidl besitzt. Tie böchsle Instanz ist der Enisalions- hos in Paris. Ta- Schwurgericht wird von einem Präsidenten geleitet, de» der President des AppeUhoscS aus den Mitgliedern des letzteren cniswahlt, wenn er den Präsidenten des Bezirksgerichts nicht damit beanitragt. Das Friedensgencht besteht aus dem Friedensrichter »nd dem GerichlSichreiber. Der Friedensrichter geteilt sich, bet wichligern Fällen, zwei Bürger als Beisitzer zu. Im klebrigen sann er auch außer den zweiwöchigen GerichtSlagen, mit den Pari-ien und An> getlagten in seiner Wohnung verhandeln und Urlheüc fallen. Dcr Friedensrichter bekleidet ursprünglich eia Ehrenamt, soll daher aus den Eingesessenen ernannt werden, erhält kein eigentliches Gebalt. sondern eine Enlichädigunq. Diese betrug oit uuler 1200 Francs und wurde erst unter deni Kaüerreich aus uttndestenS lOl-i Frau erhöht. Ta) neue Ges»» gewährt, je »ach den StoLien, Ge halte von 2400 bis 6000 Frcs , letztere nur in Paris. Trotzdem da« Ftteden-richteramt wegen seines großen Ansehens und Einflusses von Hühergebilbeten sehr uinworben ist, befinden sich, nach den Angaben des JustizministerS, unter den jetzigen 2800 Friedens- richlern über 900 ohne akademische Bildung. Der Gerichtsschreiber (krottier) bat. durch die Gebühren, meisl ei» viel besseres Ein- kommen «IS der weit über ihm stehende Friedensrichter. Er bat eine höhere Schul.- einige Jahre besucht, dann al« Schreiber (Olsrc) längere Jalue bei einem Bezirksgericht, Auwalt oder Slot« gear beitet, sich dadurch Gttehäiwgewandtlicil und Keirntniß der Gesetze verschafft, bevor er zum Gerichisichreiber ernannt wnrde Gegenwärtig »nlnheidet der Friedensrichter dis 100 Fr. endgiltig nnd bis 200 Fr. mit Berufung. Nach dem neuen Gesetz entscheidet er bi« 300 Fr. »ndaillig und bis 1500 Fr. mit Berufung. In Sirassachen ist Berulung zulässig, wenn aus mehr al- 5 lkünslig l.'tt Fr. Strafe oder Geiängniß erkannt wurde. Schwerere Vergehen überweist der FriedenSrichlcr dem Bezirksgericht, teilet oder Hilst bei deren Untersuchung. Die Vormnndsachen gehören ihm -»«schließlich, und bei Regelung der Erbschaften spielt er eine große Rolle, weil die Erbe» seine gütliche, unentgeltliche Bcrathung der «heueren Hilfe des Bezirksgerichts vorziehen. Der Friedensrichter hat alle Uebertrelungen der Poiizeiverordnuogen, Feld- und Waldfrevel -c. abzuurtheile». Mit dein Friedensrichter kommt jeder Eingesessene des Clintons in Berührung. Gerade weil er keine eigentlick», Instanz bildet, hat er einen ungeheuer weiten Spielraum für seine Wirkiamkeit, die sich daher auch weit über den durch daS Gesetz bezeichueien Krcjs er- ireckt. Der Friedensrichter ist der einflußreichste Richter in Frank reich. Ein gewiegter Friedensrichter verhindert mehr Processe, als ma»cheS Bezirksgericht abzuurtheilcn bat. verhindert und vermindert ast nach Belieben die schweren Slrnsiälle, vermag daher in sittlicher Hinsicht ungemein zu wirken. Daß ein solcher Ebreiibramler auch ungemeinen politischen Einfluß besitzt, ist selbstverslänölich. Er kann, ja, er muß denselben, sofern er seine gewichtige, eaccnvolle Stellung behalten will, zu Gunsten der Regierung gebrauchen, Venn cr genießt alle Vorrecht« des Rlchtcr- laudes, nur eines nicht: ter Friedensrichter kann wie jeder andere Beamte abgelebt werden, sogar ohne segliche» Grund. Die Friedens- riciuer sind daher sehr wichtige Wahlstutzc» dcr Regierung. Nach dein ncit'ii Gesetz werde» sie auch ferner absetzbar sein, aber noch größere Brsugnisic »nd Gewalt besitzen. Im liebrige» bestimmt daS neue Gesetz, daß fortan nur Lice»« tiaten dcr Rechte (Juristen, welche die erste StaatSvrnsung be standen) Friedensrichter werde» können, nachdem sie wenigstens ein Jahr bei einem Bezirksgericht, Anwalt oder Notar gearbeitet habe». Niclitliceuticitei: werden Friedensrichter, wenn sie fünf Jahre als Anwalt oder Notar, oder zehn Jahre a!S Gerichtsvollzieher liiatig gewest» sind. Anßerdein könne» frühere höhere Beamte und Lsfieiere, Prosessoren »uv Doctoren zu Friedensrichtern ernannt werden. Also nur geschäftskundige Höhergelsildete, wenn auch nicht Fach gelehrte, werde» fortan dies wichtige Amt bekleiden töiinen. Wegen de» bescheidenen Gehalls werde» auch ferner meist nur vermögende Elttgestssene zu FriedenSriäüeni ernannt werden sönne». Jüngere Rechtskundige werden sich schwerlich viel um diese Stellen bewerbe», zu denen geretitere Männer am besten vasten, und von denen kein Äusruck zu höberen Richkerslelstn staltfiiidet. Nach Einführung deS ictzigen Gesetzes sollen die Uiiierpräfeetilr- bezir'e ihre Gerichte verlieren nnd nur ein Gericht erster Instanz in jedem Departement beibehalten bleiben Nur einige größere Departements behalten mehrere solcher Gerichte, deren lin Ganzen 160—170 ausgehoben werden solle» * AuS Rom wird dcr „Politischen Eorrespondeiiz" ge meldet: DaS erste Auftreten des neuen EabinetS kan» ein glückliches genannt werde», nnd die LebenSsöisigstit deiselbe» wird heule weniger bestritten, als dies noch vor wenigen Tagen der Fall war. Di« Prograninirede des Minister.Pras.dcnlc» hat nicht nur im ganzen Lande großen Aiikiang gesunde», sondern auch mehrere seiner Gegner, wenn auch nicht ganz entwaffnet, so doch insoweit bekehrt, daß diestlben von ihrer urwruiiglichen Absicht, sofort einen Stiirin- laus auf die Stellung des Enbinets zu unternehme», «'.'gegangen sind und sich zu eine,» Waffeustillsi.inde herbeigelass.il haben, 'welcher es der Kammer gestattet. daS neue Ministerium nach seinen Thaien »>, beiirtheilen. Die Opposition schien entschlossen, das Ministerium schon in der ersten Tibnng anziigrcnst", und eine Interpellation iiber die Art und Weise der Lösung der letzten Krise sollte da- AngrifsSobseet biete». Die Kammer ivnr s.br zahlreich vertreten und ec- >>errsclite eine Art Gewitterschwüle, wie dieselbe heftigen .stämpstn vorauszu- gehen pflegt. Ta trug der Ministerpräsident Marquis di Rubnii seine und des Ministeriums Progrninmrcdc vor, welcher die Kammer mit gespannter Aunnerkiamkcit lauschte. Der ruhige, klare, den Stempel der Aufrichtigkeit tragende To» dcr Rede machte einen ent schieden günstigen Eindruck, uud dieser Eindruck stieg, je weiter der Ministerpräsident in seiner Rede sortsuhr. Selbst Gegner des gegen wärtigen EabinetS erkennen an, daß die Programmrede des Minister präsidenten nicht lohaler sein ko»»:», als sie es in der Tkat war. Es wäre daher ei» Vergehen gegen kie Logik und die einsiichslen Pslichlen des Parlamentarismus, wenn man dem Ministerium nicht die Zeit lassen wollte, durch die Thal zu beweisen, ob es zur Durch führung seines Programms sähig ist. Diese abwartcnde Haltung harmouirt auch vollständig init dem Willen dcS Landes. * DaS Eanadlsche Hau« dcr Gemeinen, welche« am 5. März neu gewählt wird, zählt 21.'» Mitglieder — 92 aus Ontario, »>.'» auS Oucbcc, 21 aus Ncu-Schottland. 16 au« Ne» Braunschwcig, 11 aus Manitoba, 6 von dcr Prinz Edward Insel und l von den Nordwesl-Territoricn. DaS aufgelöste Haus bestand an« 132 Miiiistcricllcii und 83 Liberalen, allein von de» Erstcrcn stimmten manche gegen die Regierung, sobald eS sich ui» „gleiche Rechte" für Protestanten und Katholiken bandelte. Dafür schlugen sich wiederum in solchen Frage» die Vertreter französischer oder tbcilweise sranz'vsischcr Wablbczirke auf die Seite der Regierung. Wahlberechtigt ist jeder erwachsene britische Ilnlcrtha», welcher ein Jahr im Lande gelei t »nd ein Einkommen von 6» Lstrl. (1200 ,-k) jährlich hat. Nur wenige Arbeiter dürsten weniger haben. Zum Abgeordnete» kann jeder erwachsene britische llntcrthan gewählt werden Da die Wahlliste» seit 2 Jahre» nicht revikirt worden sink, so können viele Wahlberechtigte zwischen 2l und 2 t Jahren an den nächsten Wahlen nicht Iveil »cbnie». Sir Richard Eartwright, welchen dcr Premier minister deö Landcöverralbü beschuldigt hat, ist einer der säbigste» canadischen Staatsmänner. Er war in dem liberalen Ministerium Alczander Mackeiizic's von 1873 — 78 Finanz minister, bekämpfte stet« entschieden die Hochschußzollpolttik nnd cmpfabl freien Handelsverkehr mit den Vereinigten Staaten; eine politische Vereinigung bat er jedoch abgctebitt. I» einer Rede zn Jnacrsoll hatläartwright di» Beschuldigungen des Premier« für Unsinn erklärt; wenn Gegenseitigkeit für Robprotnctc, welche die Regierung verlange, gut und loyal sei, könne die Forderung wegen nnbcschränfter Ge^cuscitizkeik doch nicht als Hochverrat!) bezeichnet werden. H.r forderte den Premier aus, doch den Schuldigen verhaften zu lassen, wenn er dies zn thun wagen sollte. Der ebenfalls de« Hoch vcrralb« beschuldigte Redactcur de« Toronto „Globe", Edward Farrer, stammt an« Irland und in im Jesuiten Eollcg zn Rom erzogen worden Er bat zugegeben, ei» Pamphlet ge schrieben rn haben, in wett!'::» er ainerikanischen Staats männern Ratbschlägc crt!>eilte, wie sie Eanada behandeln sollen.
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