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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189104173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-04
- Tag1891-04-17
- Monat1891-04
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1891
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jet«t täglich Ith 6'/, Uhr. Rrkrli«» o,t Lr»Mi«« I«tzanne«gaste 8. Ipmijünnden örr Uetarti«» vorm,Nag» 10—IS Uhr. Nachmittag» ü Uhr. '-"VLLL'A.^LLL' —' ** »er sG» die I«ler«te «> >« t Uhr <iach»ttt««. >»»« Feftt»,r»frütz tzt»'/,» Uhr. Hni /iliile» für 2,s.-L„iahmr: Ile»»'« Esrlt». Olfrr» UaiversttttSstraßr 1, L«,t« Lischt. »str. 14, vart. und Küutg«»latz 7, nur bi« 'Uhr. eipMer Ta§cklatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mbonnemerit-preiO vierteljährlich 4>» Mk in Alt.Lcivzig. incl. Brmgerlohn 3 Mt.. dl dl« Post bezo ge» >> Lik. Einzelne '.'irrt. Li P Belegexemplar 10 Pi. Gebüdren sur Eztradeiiagea <i» Taaeblatt-Format gkiaizli olttit Poslbewrderung 60 Mt„ Ultt Poslbesörderung 70 Mk. Inserate ü geivaltenc Peritzeile L0 Pf. Größer« Lchrilie» laut unl. Preitverzetchutsi. Tadellanscher ».Zlsserusatz uach höher» Tarif Lerlamrn unter dem Redactiontstrich die «gestzakt. >>eilrüOPs.,vvrden Famil iennachrichteu die 6 gespaltene Zeile 40 Pt. Inserate sind ileiS an die tkvtzcditt«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»ooumvn»uä» oder durch Post» Nachnahme. H l«7. Areitash den 17. April 1891. 85. Jahrgang. lmtliche Bekanntmachungen. Lekauululachuug. Silhelmstrah« bi« zum ehemaligen Chaussee» Möekrrnschr Stratze etzeutza e Dauer dieser Arbeiten bez. dem Fortschritt» «^»»rchgetzeutzc» Aahrrrvtrhr gZperrt. ürtZtta. Beorgi. Leistuer. Lege» Bornahme von Gles«bauarbeite« der Vserdeeiseubaha wird > h«nnev«taa, he« 1«. h«. Mt»., ab di, HaNesche Ltrahe z- Leihttg-Matzli« sderStteckevondervs ' . sowie di» Indiz, aus die rechend skr de« Leipzig, am 14. April Ml Der Math her Statt L 4S78. Vr^ Vermiethnng. Z» früheren Nathtzan-Ornuhft«« in Leth,t»'Vla«»ttz ist e im Erdgeschoß nach der kurzen Strahl herau« »wischen der rtiodrt und dem zweien Hau«e>ngonge gelegene Na»« nebst derüber im Zwischenstock befindlichen hei he« Lakaien, sowie ! t» III. Ohergesch«tz nach derselben Strohe zu gelegene, au« j ji»«er« und sonstigen, Zubehör bestehead» Wahauna von jetzt einem späteren Aeitpunct an gegen halbjährig« Kündigung rweit zu veemtethen. Kiethgesuch« werden aus dem hiesige» Rathhausr, I. Obergeschoß, jsmer Ar. 8 eutgegengenommen. Leipzig de» 11. April 1891. »er «ath her Sta»t Letkztg. vr. Georat. kru« rumbtegel. »»«gefertigt Verhütung von Mißbrauch wird Ersten« hiermit für . 1128-29. La« Dteuftmtdche« Aha Hehwtg Lethe« von hier hat an ' ihre« verloren grgaugenen Dienslbuche«, ä. ä. Gemeind»- nd Oberröblingen a. See, den 3. Juni 1890, heute rin neu«« > hier »»«gefertigt erhalten. «ehus« ' lig erNart. Leipzig, am 11. April 1891. Das Palitet-Umt her Statt Leipzig. In Stellvertretung: .IMS. De. Schmid. L. Ver-in-unz. Ue Lirsenmg dm, r»«h 1V8» ,« Kapsfteiu» tez» Ltuir» ' zum Neubau he« Fahrjengschnppe«« t» >üe«h»r, in soll össeullich oerduogrn werden, llnarbotr In versiegelte« Briefumschlag« mit bezeichnender Aus« ' sind aebührrnsrri an den Unterzeichnete« »ater der Adresse «igltchen „S«r»tsa«»er>nal»u»g „ Slte«h«r," t» Ge- iiocale derselben dt« zum Die»«ta,, he« 11. NprU «r. V»r«. 11 Uhr allgemeinen Vertrag «dedingunaeu, dt« Bestimmungen für die tnurg am Leistungen für Garnison bauten, di« besonderen Be« , MN sowie die BerdingungSauschläge liegen im VeschäftSlocole t Uinerzetchneten sowie der obengenannten Verwaltung während der sisiunden an« »ud kö»ue» auch znm Preis« von 0,7b von ! bezöge» werdeu. Halle ». S., de» 11. April 1891. Der SSntgllche v««rattz. Schneider. Lovcursverfahren kn« Loucurrve «fahren über den Nachlatz he« a« IS. Iuut " »erstochenen Na«s««««a Oscar »iirhiag hier wird , eriotgter Abhaltung de« Schlußtermin« hierdurch ausgehobeu. lorgau» den 11. tzftnckl 18V1. Oh«tgltche» >«t»ger1cht. 3» unser Gesellschast«re>ifter ist bet der unter Nr. 1 rin« nea Firma: ..vereinigte Splauer und Dommttzscher T-onwerke, Actien- z» Epla» mit einer Zweigntcherlafiung in Kpalte 4 i»f»lg« Brrfügnng vom heutigen Lage fol^ader „Da« Barsta»d««italied G»ge« Dätztiag ist au« dem Vmstand« au«geschieben" eingetragen worden. D-mmitzsch, den 8. April 1891. Königliche« Amtögericht. U»«serttgm«g. A«ffor-er»nz. sirderung, ihre Ansprüche «ater Beisüaang der Bewei«urkunden : Se»eichuung der sonstigen Beweismittel schriftlich oder münd- del dem Grricht-schreiber dahier anzumelden. Srricht«schreiber dahier anzumelden Lieienigen, welch« Ansprüche zu machen habe», werden auf ' 1, Im Termine am «»«tag. H-« 8. A««t 18»1. varmtttagS t Uhr nlich oder durch Bevollmächtigte vor dem Gericht zu erscheinen, ! »der die Richttgkett der augemeldete» Forderungen »ud die an »rochene» Uorzuglrrchte zu verhandeln. Zugleich wird erklärt, daß diejenigen Gläubiger, welch« der Auf- bnnng nicht nachkomm«», soweit sie nicht adfonderungrberechtiql s. aller Borrang»rechte verlustig werden und sich mit ihren iderungen nur an Daszenige halten können, wa« nach Befriedtgnng i Slüllbiger. deren Forderungen in der angegebenen Weift an , neidet worden sind übrig btnbl. staila, am 13. April 1K1. Sünlgltche« Amtsgericht. Hader. Für dft Aa»fertlgung Natla, am 14. April 1891. SerichtSschretberrt am Sgl. Amtsgerichte Natla. Der köaial. Kecretoir g. Bollinger. Vas Vlücher-eiikmal bei Laub. In der Neujahrsnacht vom 3l. December 1813 auf den Januar 1814 fand der denkwürdige Uebergang de« netter Oberbefehl de« Feldmarschalls Blücher steheuden Heere« den Rhein statt, durch welchen die Einnahme von Pari« der Kall sHapoleon'« I. vorbereitet wurde. Die am linken nuser stehesedrn Truppen der Division Riccarv und da« Marmoech waren viel zu schwach, um mit Aussicht au Widerstand leisten zu können. Bier Wochen später » Blücher beVcit« iu Bnrnne sur Aude, während Napoleon ' en von ePari« nach Ehalon« marschirt war und er nach la Nolhiörr zurückdrängte, wo dann Napoleon pe chhielt. Aber auch die sur die Franzosen t« bei Ehampeaubrrt, Moutmirail uad Schlapp Ehüteau Thierrh konoten den Siege«zug Blücher'« nicht aufhallea, der nach der Bereinigung mit dem Eorp« Bülow auf Pari« vordrang. Bei Eraonne und bei Laon von Blücher, bei Arci« sur Aube von Schwarzenberg zuriickzewicsrn, sucht Napoleon den Feind vergeben« durch eine Brwegungin seinem Rücken von der Hauptstadt abzuziehen. Nach der Niederlage Marmont'S und Monier « dei Förr Champenoise und der Erstürmung de- Montmartre durch Blücher capilulirte Pari«, wahrend Wellington von Spanien au« in Frankreich ein- drang und Soult dei Toulouse schlug. Da« war die Lage, welche die Absetzung Napoleon « und seine Bcrbamiiing nach Elba zur Folge batte. E« ist in der Tbat zu verwundern, daß ein so folgenschwere« Ereigniß wir der Uebergang der Berbiindetrn über den Rhein noch nicht durch ein Denkmal verherrlicht worden ist, uad c« läßt sich au« dieser ungetilgten Schuld ersehe», wie stark da« deutsche Nationalgejüdl durch die Errichtung de« Denkmal« auf dem Niederwald angeregt worden ist, so daß sich der Blick auch auf die Bergangenbeil richtete und die Pflicht der lebenden Generation zum Bewußtsein kam, auch der Helden zu gedenken, welche in den Freiheitskriegen zu Anfang de« Iahr- zundert« über französische Herrschsucht den Sieg davon ae- . Zm Jahre I87N waren die Niederlagen dei tragen baden land verwandelte, al« ein ganz leichte- Unternehmen betrachtet, da« in etwa acht bi« vierzehn Tagen mit der Besetzung Berlin« und der Brränderung der Karte Europa« zu Gunsten Frankreich« roden würde. Aber derselbe Geist, welcher die Verbündeten in den Jahren 1813 bi« l81L beseelte, war auch im Jahre 1870 noch lebendig, und e« ist gut, daß die Er innerung daran durch ein Denkmal der Mit- und Nachwelt gegenwärtig erhalten werde. Wir wollen keine Eroberungen machen, aber wir haben ein Recht darauf, unsere Ent wickelung in Frieden sortzuführcn, ungestört durch da« Geschrei nach Rache, da« unö noch im Februar von Frankreich her so schrill in die Ohren drang. Mögen die Franzosen durch Errichtung eine« Denkmal« für die Jungfrau von Orlcav- in Nancy und für Garibaldi in Brsantzvn ihren nationalen Empfindungen Ausdruck verleiben und darin Trost suchen kür verfehlte Unternehmungen, wir haben da« Recht und die Pflicht, da« Andenken an di« Thaten unserer Heerführer, welche den Sieg über französischen Uebermuth ersoch-en, lebendig zu erhalten und der Nachtvelt zu übrrliescrn, damit sie der Nothwrndtgkeit eingedenk bleibe, den Erbse,od auch in Zukunft von unseren Grenzen fern zu halten. Wir habe« unseren Blücher nicht vergessen, dessen sind dir Denkmäler des kühnen General« in Berlin und in Bre-lau Zeugen, aber e« fehlt an einem Denkmal, welche« die Be deutung de« Freiheitskriege« von 1813—13 für ganz Deutsch land erkennbar zur Anschauung bringt. E« ist auch dazu ein Anlauf genommen worden durch dir Errichtung de« Denkmals auf dem Kreuzberg bei Berlin. Da« ist aber nur ein Versuch und ztvar ein verfehlter Versuch, denn wer den Zweck k>e« Denkmals nicht kennt, muß ihn erst durch mühsames Studium zu ergründen suchen. Denk mäler müssen unS nicht als Abstraktionen entgegentreten, sondern da» Leben der Zeit verkörpern, welche sic zu ver herrlichen bestimmt sind. Der Beschauer hat eS mit den Ereignissen und vor allen Dingen mit den Personen zu tbu» welche die Ereignisse angeregt und ihre AuSsüdrung rrmög licht haben. E,n Blücherdenkmal in Caud würde un« niätt befriedigen, wenn e» nicht zugleich ein Bild der Zeit gewährte, deren Andenken eS erhalten soll. Ein Denkmal, welche« eine» ErNärer voranSsetzt, der die geschichtlichen Ereignisse erst recapitulirt, damit der Beschauer orientirt wird, ist von vorn herein verfehlt. Da« Denkmal muß selbst zum Beschauer reden, es muß ihn mitten in die Tbatsachen versetzen, deren Gedächtniß e« der Nachwelt überliefert. Caub ist der Ort, wo ein Denkmal de» Freiheitskriege« etwa mit Blücher al- Hauptperson seine Stelle finden kann. Bon dem Hügel, der sich am rechten Rhcinufer über der Pfalz erhebt, müßte r« in derselben Weife weithin sichtbar Aufstellung finden, wie da« Denkmal aus dem Niederwald, den Lebenden zur Freude und Genugtbuung. den kommenden Geschlechtern zur Beruhigung und Nacheiferung. E« verlohnt wohl der Muhr, daß sich der Bildner de« Denkmal« mit vollem Berständniß und mit dem Streben in die Zeit der Freiheitskriege versetzt, ein Werk zu schaffen, welche« der Be deutung dieser Kämpfe entspricht. E« ist der Zug unserer Zeit, welcher in Kaiser Wilhelm II. seinen berufenen Vor kämpfer und Vertreter findet, da« Andenken an die Ereignisse »cu zu beleben, welche zur Einigung Deutschlands geführt haben. Unter diesen Ereignissen nimmt der Uebergang Blücher'S über den Rhein bei Eaub eine hervorragende Stelle ein. Es ist der entscheidende Moment, welcher »ach der Schlacht bei Leipzig den Sturz Napoleon'« berbcigesükrl und damit der französische» Herrschaft über Deutschland ei» Ziel gesetzt bat. Die Ausgabe, welche hier zu lösen ist, kann nnr einem Künstler ersten Ranges gestellt werden, aber was ans diesem Gebiete bereit« geleistet worden ist, gicbt Gewähr, daß auch da« Bliichrrdrukmal für Eaub seinen berufenen Schöpfer finden wird. Diese« Denkmal bildet ein Glied in der Kette, deren vornehmste Brstandtheile neben dem Denkmal auf dem Niederwald die Denkmäler Kaiser Wilhelm'« für die Rbeinprovinz und ans dem Kyff- Häuser bilden. Die Frage, wo das Kaiserdenkmal am Rhein seinen Platz finden soll, ist noch offen, aber der Gedanke liegt nahe, daß e« mit dem Denkmal auf den, Niederwald und mit dem Blücherdenkmal bei Eaub in Beziehung gesetzt werden muß. Man wollte da- Denkmal für Kaiser Wildelm auf einen Hügel deS Siedengebirge« setzen, und eS will ,»>« scheinen, daß dieser Gedanke glücklich war. In Eoblenz würde da« Drnkmal nicht den ganz Deutschland um fassenden Ebarakter tragen, wie ein Drnkmal auf einer weit bin sichtbaren Anhöb« am Rhein. Durch den Plan, ein Blücherdenkmal bei Eaub zu errichten, erhält dieser GesichiS- punet eine neue Unterstützung, die sich der Würdigung weiter Kreise empfiehlt. * Leipzig, 17. April. * DaS Hauptergebniß der letzten, am t. December >890 stattgehabten Volkszählung in Deutschland wird in einem vom Geographischen Institut zu Weimar ent worfenen und mit Erläuterungen versehenen UedersichtSkLrtchen sehr anschaulich dargestrllt. ES werdeu hier 23 große adge offene geographische Gebiete zusammengefaßl, welche nach dem Maß der Bevölkcrungtzunabmc gegenüber der vorletzten Volkszählung von >88.', «n fünf Gruppen unterschieden werden: l) BevölkerungSzunabme von mehr als 10 Procent, 2) von 5 bis tO Procent, 3) von 2>„ bis 5 Procent, 4) we niger als 2>/, Procent, 3) BevölkeniugSabnabme. In der ersten Gruppe befinden sich Brandenburg (mit Berlin), Schleswig-Holstein (mit Hamburg) und da« Königreich Sachsen; in der zweite» Westfalen, Rbeinprovinz, Provinz Sachsen, Niedersachsen (Hannover, Oldenburg, Bremen, Braunschweigs, Süddeffen, Siidbaiern (»nt München); in der dritten Thüringen, Rbeinpfalz, Hessen-Nassau, Baden, Schlesien; in der vierten Posen, Württemberg, Wcstpreußen, Oberbeffen, Pommern, Franken, Mecklenburg, Elsaß-Lothringen; in der fünften endlich (mit BevölkcrungS- abnabme) allein Ostpreußen Diese Entwickelung bctveist wieder, wie bedeutend in Deutschland die industrielle Bevölkerung zu Ungunsten der landwirtbschastlichen und die städtische Bevölkerung zu Ungunsten des platten )ande« anzuschwtllen beginnt. An der Spitze sieben Branden burg und Echle-wig-Holstcin, deren starke BevölkerungS zunabme natürlich nicht den Provinzen als solchen, sondern den damit ziisammengefaßten Großstädte» Berlin und Ham burg zuzuschreiben ist; eS folgt das Königreich Sachse» mit einer gewaltigen industrielle» Entwickelung. Auch die zweite Gruppe setzt sich au- Landschaften mit stark entwickelter Industrie, wenn auch daneben bedeutender Landwirtbschasl zusammen; Südbavern wird wieder durch die Großstadt München in eine Gruppe der Be- völkerungSzunahme emporgebobrn. die e« sonst keincnfall« erreichen würde. In der dritten Gruppe überwiegt schon bedeutend der landwirtbschastliche Erwerv bei verhältnißmäßig geringfügiger Jodustrie, und noch mehr in drr vierten. Sehr bezeichnend ist e«. daß da« ganz überwiegend aus den Land- wirtbschastSbetrirb angewiesene Ostpreußen die einzige Land schaft ist, welche eine Bevölkerungsabnahme ausweist. Die Verschiebung der Bevölkerung in Deutschland zu Gunsten der industriellen Erwerbszweige spricht sich in dieser Uederstcht miwidrrleglich au«, eine sociale und voikswir»bschastliche Dbal- sachr, welche sicherlich die höchste Beachtung der Gesetzgeber, Staatsmänner und Politikrr verdient. * Die Ansprache, die Kaiser Wilhelm in der Marine Akademie zu Kiel gehalten hat, giebt dem ,Temp«' Anlaß zu Folgerungen, die au« dem mitgetheiltrn Berichte über dies« Ansprache nicht nur nicht ersichtlich sind, sondern in demselben ausdrücklich abgewiesrn werden. DaS französische Blatt schreibt: Jetzt kann Niemand mehr zweifeln, daß der deutsche Nasser »ine Erneuerung der Streitkräste de« Reiche« »ur See erstrebt, die sie denen zu Land« gleichstellt und sie vorbereitet, aus dem 41 teere eine ebenso Vdenvieaend« Rolle zn spielen, wie da- Heer aus dem sesten Land«. Diese Pläne, die man di«hcr nur mutdmaßte, liegen heute klar ain Tag«, sie werden nicht »ur auf Deutschland, sondern auf alle Seemächte »othwendtgcrweise Einfluß üben. Ta« Programm wird iu Deutschland im Relcholag und in Europa in allen de» Per sammlungen und Commissionen Widerhall finden, in denen die Uni bitdung der Seestielttrast» die ständig» Sorge bildet. Welche- au« der wahr« Werth der Ansichten de» tlaiser« sein mag, man mu ibueii Rechnung trogen, denn sie werden sich zweisello« durch »ine Vermehrung der Flotte und auch durch die Wahl der Typen, die bei Neubauten angenommen werden, in die Wirklichkeit über- tragen .... Diese Pläne werden wobl oder übet die Taktik der andern Flotten sowohl wie ihre zahlenmäßige Stärke beeinflussen. Um die Unterstellung, Kaiser Wilhelm plane eine beträcht liche Flottenvergrößerung, ausrcchtcrbaltcn zu können, unter drückt der „TempS" einen seine Behauptung widerlegenden Satz Ter Bericht betont nämlich ausdrücklich, „daß die Direktiven in den kaiserlichen Ausführungen in weiser Selbstbeschränkung mit dem vorhandenen Material bczw. dem feststehenden Um fa»ge einer LertheidigungSflotte, wie sie im Retablissement« plane von 1889 vorgezeichnel ist, rechnen und sich von allen, bei oberflächlicher Kenntnißnahme der kaiserlichen Darlegungen etwa befürchteten sogenannlcn uferlose» Plänen durchaus fern halten." Da« Verfahren de« französischen Regierungsblattes, da« offenbar durch derartige Kunstgriffe neue Ercdite zur Vermehrung der französischen Flotte durchdrückrn möchte, kann allen Abrüstung«schwärmern al« Maßstab dafür dienen, welche Aufnahme ihre Pläne in den Richtung gebenden Kreisen Frankreich« finden. Solchen Verdrehungen kaiserlicher Worte würde am besten voraebeugt, wenn drr jetzt in Richtig stellungen so vielgeschäftige „Reichs-Anzeiger" der artige wichtige AuSlaffungrn de« Kaiser« alsbald in, Wort laut Wiedergabe. * Die „Post" schreibt: Ta« Gerücht von dem bevorstehenden Uebertritt der Prin zessin Sophie. Kronprinzessin von Griechenland, zur griechischen Kirche ist neuerding« wieder ausgetaiicht: ein Tele- gramm der „Kölnischen Zeitung" nennt sogar einen ziemlich »allen Termin silr diesen Act. Wir haben bisher Bedenken getragen, von diesem Gerüchte zu sprechen, leben ober jetzt zu dieser Zurückhaltung keinen Grund mehr, da wir aus Erkundigung in Hoitreisrn die Au»- kunst erholten haben, daß man dort an der Richtigkeit der Nachricht nicht mehr zweifelt. Wir baden früher einmal erwähnt, das, in Len Edcpaeten der Kronprinzessin ihr Verbleib beim evangelischen Ve- teniiiniß gesichert ist, so daß kein Zwang aus sie »»«geübt werden kann. Ein Versuch, solche Beeinflussung anzunehme», liegt auch um so ferner, al- der König von Griechenland selbst an seinem lutherischen Bekenntnifle sestgehalten hat. Dagegen ist der Kronprinzessin der freie Wille de« Uebertritt« gelassen, und dieser scheint zur That gereist zu sein. * Bon parlamentarischer Seite wird der „Berliner Börsen-Zcitniig" geschrieben: Di« freisinnige Presft stellt von Neuem die Nachricht zur Er örterung, daß der Staat-secretair v Börtlicher l» kurzer Zeit au« dem Amte scheiden werde. Al« Termin wird da« Ende der Session de« Reich-tag- bezeichnet. Diese Nachricht wird sich wahr scheinlich bestätigen, wenigsten- scheint man in Regieruiig-kreiie» selbst damit zu rechnen, daß ein Ersatz für die au-gezeichnete Arbeit«, kraft de- Herrn v. Boetticher bi« zum Herbst gesunden werden müsse. Sicher ist andererieit« auch, daß der Staaissecretair de« Innern di« au« seinem Ressort hervorgegangenen Gesetze, die dem Reich«Ioge zur Zeit noch vorliege», insbesondere also da« Arbciier- schntzgesctz und die Novelle zum Lronkencaflengeietz, di« zur endgiltigen Fertigstellung im Reichstage vertrete», also bi« Ablauf der Session aus seinem Posten anöharre» wird. Frag lich ist nur, welchen Zweck e« haben kann, daß die freisinnige Presse in dieser Wesse sich immer aus« Neue mit Herrn von Boetticher beschäftigt. Nachdem derselbt soeben vom Kaiser in huldvoller Weise ausgezeichnet worden, so daß jeder Zw.isel über die innere „Halt- barkeit" der Stellung de<Stooi«iecretair« gehoben sein könnte, läßt sich nur eine anlmme Gesinnung voraiiSietzen, wenn Irovdein der Abschied de« Herr» von Boetticher tagtäglich wieder out« Tapet gebracht wird. Tie Animosität erklärt sich wohl, wenn man erwägt, wie uubehaglich «ö deu Leuten im sreisiuaigea Lager zu Muthe sein muß anaesicht« de« Arbeiterichutzgesetze«, in besten Behandlung drr irößerr Tdeil der Reich-tagSiracNon den Frack der Posttivilit noch mmer am Leib« hat Der Kunlch, daß dem Gesetz „etwa« Mensch, scher" widersahre, ist vermuthlich der Vater de« Gedaukrn« an die rühe Minislersterblichkett de» Herrn von Boetticher. * Zum Nachfolger de« im vorigen Jahre verstorbenen s>r Michaelis als Vorsitzender der Verwaltung des Reichs invaliden sondS ist der langjährige Vortragende Rath deS RcichSamlS deS Innern, Wirklicher Geh. Hlbcr» rcaicrungSralb I»r Rösing, ernannt worden. Derselbe gehörte ursprünglich dem hanseatische» Dienste an, wurde dann vom Fürsten Bismarck nach Gründung des Norddeutschen Bundes in den deutschen EonsulatSdienst übernommen, war lange Jab-.e Generaleonsul in Ncw-Hork und wurde Anfang der 7ster Jahre al« Vortragender Rath m das ReichSaml des Innern bernsen, in dem er gleichzeitig Vorsitzender der technischen Eommission für Seeschifffahrt war; er ist rin Schwiegersohn deS verstorbenen Kölner AppellationSgerichlS ratbS Ammon, de- unvergeßlichen Führer- der nalional- libcralen Partei am Rhein * Nack, Aelißeruii^en, welche bei der jüngsten Anwesenheit de- Kaisers in iLtettin gefallen sind, ist der frühere Minister v Puttkamer sür da- dortige Oberpräsidium »ach dessen Erledigung in Aussicht genommen * Zum Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Präsidenten de- Brandenburger EoiistsloriumS I>r, Hegel ist der Oberccnsislorialrath Schmidt, der bisderiae weltliche Stellvertreter des Präsidenten de« Evangelischen Oherkirchen- rath«, ernannt worden. * Wie der „Post" an« Darmstadt geschrieben wird, bat dir Königin von Großbritannien die DiSrositivnen ür ihre Rückreise nach England abgcändcrt. In Folge de- zünftigen Wetter-, dessen sich dir Königin in Graste zu er- reuen hat, und de- günstige» EmslusseS aus ihr körperliches Iftsiiidrn, will di« Hobe Frau darum ihren Aufenthalt dort verlängern und zur Rückkehr nach England denselben Weg nehmen, wie aus drr Hinreise nach Gran«. In Folge dessen kommt natürlich auch da- Zusammentreffen der Königin mit dem Kaiser in Darmstadt nicht zu Stande. Nach de» ur sprünglichen Dispositionen sollte die Königin am 2l. in Darm- stadt k,ntreffen, am 22. war ein Hos Evnccrt angesetzt. Die mehrfachen Abänderungen in den Dispositionen sur die Jagd- auSflüge des Kaisers sind mulhmaßlich auf die »euere» Ent schließungen der Königin über ihre Rückreise zurückzusühreu. * * e> * Noch immer kommen neue Nachrichten über mili» tairische Vorbereitungen Rußlands So wollen englische Blätter au« Petersburg erfahren haben, daß der KricgSminislcr ermächtigt worden sei, an der polnischen Grenze Land sür die Anlage »euer strategischer Heerstraßen u erwerbe», ferner, daß die Seemacht Rußland- durch neue nordiluiigcn beinahe verdoppelt worden sei Ob diese» all- zcmcin gcnallcncn Meltiinge» ein Werth bcizumcssen sei, ist chwer zu eontroliren. Bemcrkciiswcrihcr ist, daß rumänische Blätter, wie cs »un wieder der „Roma»»!»" timt, sorliahren, über russische Truppenbewegungen i» Bcssarabicn zu de- richten, da man bei der uiimillelbareil Nähe dieser Truppen dewegungen wohl anuedme» sollte, da» die bezüglichen Be richte von Augenzeugen herrüliren * AuS Belgrad wird »och ausführlicher berichtet: Tic letzte» zwei Sitzungen der Stups ch tina von Somiabend und Sonntag Nachmittags waren sehr bewegt. ES ist in denselben die Frage der Steilung der Eitern des Königs Ale-ander bi« zu dessen Volliähr'gkelt definitiv enischiede» ivvlden. N»<1>c>ni ain Sonnabend die Minister mit de» Regenten ven 12 Mir Mittags bi« 4 Uhr Nachinlltngs conserirt hatten, begaben sich die Minister ln den radiealen Club, wo di« bald <> Illir Abends beralben wurde. Erst hieraus wurde die Skupschlina-Sitzung unter größter Spannung eröffnet. Säiunitiichr Teputirie w»rc» aus ihren Platzen und die Galerien übersüllt. Nach Verlesung deS betannten VriescS des König» Milan brach!« der Präsident der Stupschlina. Kaiic, Namen« des Präsidiums die bereits srühcr iin radicaien E>ud vereinbarte Resolution zur Verlesung, wonach gleichw:.- Milan auch die Königin zum Verlassen des Landes bestimmt werden soll. Garaschanin forderte die einfache Kenntnißnabme des Briese« Milan'«. Sonst, sagte er, müßte der Vries an eine» Ausschuß venviesen werden. Die Skupschtina brauche Zeit, »m die Frage zu studiren. Kein Beschluß der Stupschtuia tonne den Artikel 14 der Verfassung vernichte», durch weichen ,edcnl serbisch,» Staatsbürger das Recht deS Aufentbalies in Serbien gcwahriciiiet werde. Königin Natalie sei serbische Bürgerin »nd als solche le- rechtigl, in Serbien zu wolmen. Nach der Veriassung könne Nie- inand sie ver>age». Tie Liberale» Ribarac, Avakninvvie, Kniidovie und Andere accepilrien die Resolution, iorderien jedoch einen Zni»», durch welchen die Anwendung von Zwangsmitteln ciiiSgr!chioii,n werben soll. Minister-Präsident Pasic und die Minister Gerste und Nikolic versiichicn in eingedender Weise und unter dein Beiialle der Majorität die von der Opposition angesnhrie» Einwendungen zu widerlegen. Tie Rückiichien auf die Interessen deS Lniio,s wie deS Throne«, sagten üe. fordern unbedingt die Lo> : g dieser Frage und da- Aushören der dvttastischei, Tlsseiea Ter Vriei Milon's sei keine Gcsetzcsvorlage, welche eine akichäfisordnungsiiiußige Behandlung erheisch!. Tie Stnpichu a sei zu einer spvutnnen Kundgebung vollkommen herechligl und a>- h genügend vorbereitet, klebrigen« sei die Königin »ach dein Gei.'c» Mitglied de« königlichen Hnu!es »ud nicht B-irgcrin in gewöhnlichem Sinne. Nunmehr wurde zur Abstimmung geschritten. Tie Opponttc n forderte die »anieittliche Absiiniiii»»g, drang p-doch nm diesen, Anträge nicht durch, da derselbe nicht durch die geschäsisvrdniing -- mäßig erforderliche Zahl vo» zwanzig Tepiiiirlen »itteinnitt minde. Tie Abstimmung erfolgte dader mittelst Ausstehens und Sitz.ui ei! , »?, und es wurde die Resolution mit großer Majorität angc.ic'mn Hieraus wiirdc die Interpellation Garoschaiiiii'S über das seiiieizec e Arrangcmciit zwischen der Regentschast und König Milan von Pa beantwortet und von der Skupschtina zur Neniitiiitz genommen, der Tebalte hierüber kam es zu nngeniein stürmische» Anceinand - sktzungcn zwischen ißaraschanin »nd de» Liberalen, wobei sich b- - Tdkile politische Morte »nd a»dere Misscldaien vorworsen. Tun- heilige TiScuision zwischen Garaschaniii und den Libero, n, i>, weiche sich auch da- Golerie-Publicum durch wiederdoile Beifall--. kundgebunge» für iede» der antlagendc» Tbeile einiiiiichle. > r- zögerte de» Schluß der Sitzung bis gegen Mitternacht. So lies!> b wurde die Vorlage verlese», woiiach die SiaatScasse »,igew,, >, n wird, eine» mii «! Procent verzinsliche» Vorschub vo» einer Milü --> Franc» den Tuivren der (-williste z» gewähren, weicher I-iunen d-.ei Jahren in Monaisralen vo» dieitzigiausend Francs ge!,,-,i i-elöen muß. Dieser Velrng ist besiimml, n» den König Miie.» >iii»deze,bll z» werden und enttprichl seine» dreiiäbrigen Bezügen aus der Eivii- iifle, wogegen er aus diese Bezüge ausdrücklich Verricht geieiüc! I ai Am soigcnde» Tage, Sonntag, wurde diese Vorlage von der Skuvichtiiia mit alle» gegen neu» Stimine» angenommen und e Session durch eine» Utas der Regelilschajl geichlosse». Eni Ab- schied-banket vereinigte die radicaien Devutirten »»d Minister, wobei Pasic zucrsl aui König Alexander, »iii dessen Thronbcsleigi.m, das radikale Programm zum Siege gelangt sei, dann au' die
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