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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-09
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1891
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«1Z. ei«t tLgilch h 6'/, Uhr. Kedaclion und Lrprditio» Johaunesgaste 8. Aprrchlinndrn drr Urdnclion Vormittags 10—12 Uhr. NachmütagS 5— 6 Uhr. «Nr dv MUt»»dr Mauutcnrl« «achl fta d>« ««»»cuon mch« vrrS>udl,a. Taatblalt Annahme der für die nächstfolgruSr Nu««er besttmmtcn Inserate an Wacheataaen bl» 3 Uhr Nachmtttaao. au Sana- und Frstta«eu früh bis '/,S Uhr. 3n dru Filialen für Ins.-Annahmr. Ltta «e»m'S Larttm. «Alfred Hatz»). Unipersitätsslraße 1, Laut» Lösche, Lathariaeustr. 14, pari, und König«platz 7, nur bi« '/,!! Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mirmneiue»tOpret- vierteljährlich 4>f, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Bttna«lohn 5 Mk., durch di« Post bezogen 6 Mk. Einzelne litt». 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» lin Tagedlatt-Fonnat gesalzt) »hne Postbesörderung KO Mk., «tt Postbestlrderung 70 DU. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 80 Gröbere Schriften laut uns. Preis: Tabellarischer u.Ztssernsap nach höhrrw Lerlameu »ater dem Siedacttaadftrich dtt «gespalt. Zeile üOPf., vor de» Famtkteaaachrrcht«» di« 8ge>palten« Zeile 40 Pl Inserate si»d stet« au die Expeditta« M senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praennmaraocko ob« durch " Nachnahme. I2S. Sonnabend den 9. Mai 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Geachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 10. Mai, Vormittags nur bis VsO Ithr geöffnet. Lxpe<1Mon äes I^elpLlxer ^LKsedlLtte«. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Dt« Entschädigung für dt« Hl. Quote der vom LN. Januar MS «tt 6. Februar d. I. tu der BtSmarck-. Eolannaben-, Dabitz-, Frankfurter, v«upt«anu-, HiNer-, Marschncr-, Mbscheles-, Plagwitzer, Promenatzeu-Stratze, im Schrrbcr- «äftche», in der Schreker-, Srbastia« Vach-, Seiten-, Wcst- u»d Wiesenstrake einquartirrt geweseueu Truppen vom Königlich 7. Jnsanlerie-Uegtment Nr. 1VN ka»u iu den uächstea 3 Tagen bet unserem Luarlteramte, Naschueartt Nr. L, tt» Ortzgeschatz IttlkS, Zioimer Nr. 30 lalteS Pol»eia«bäude) erhoben werden. Der da- Quartierbillei Borweiseud« gitt «1» 1« Empsauguahm» berechtigt. Leipzig, den 5. Mat 18S1. Der Rath »er Stabt Leipzig. vr. cheorgi. Lamprrcht. Gewölbe-Vermiethung. Im hiesigen Rattzhause ist dar vützneugewölbe Nr. tz am Markt vom 1. Detader dss. Is. ab gegen halbjährige Kün digung anderweit zu vermiethen. Miethgesuche werden aus dem Nachhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegeogenommeu. Leipzig, den 5. Mat 1891. I». 1409. Der Nattz »er Stadt Leipzig cgi. Krnr vr. Georg mbiegel. ^errtlioker LexirkLverein I^6ip^iA-8taä1. 8«i»«»I»Er»S, V. lilmt I8V1, « VA», tt» 8»ul« N«r l. PNrUvrvetzutv, D»g«or<lno»g reirä änvcd Luuäiellr«id«a ckso gnattrtt» Ujb- xllsckern delcnnnt gsgod«». Dr Lenriel. Amerika und Europa. Zu dem Berhältniß Amerikas zu Europa vollzieht sich all- wälig eine durchgreifende Veränderung, welche ihren Grund darin bat, daß Amerika an einem Abschnitt seiner Ent wickelung angelangt ist. Amerika war bisher auf die euro päische Einwanderung angewiesen, um mit ihrer Hilfe die westliche Erdhälfte zu bevölkern und für die Civilisation nutzbar zu machen. Dieser Zweck ist jetzt iu der Hauptsache erreicht, wenigstens so weit, daß Amerika daS WachSthum seiner Bevölkerung nicht mehr durch auswärtige Elemente künstlich zu fördern braucht, sondern die vorhandenen Kräfte ihrer selbstständigen Entfaltung überlassen darf. Die nordamerikanische Union hat deshalb Gesetze erlaffen, durch welche dir Einwanderung eingeschränkt wird; Amerika soll nicht ferner als Asyl für solche Personen angesehen werden, welche gegen die Strafgesetze ihres Heimath- landes sich vergangen haben; die Union will in ihren Staats verband nur Leute ausnchmen, gegen welche in sittlicher Be gebung nicht« einruwendcn ist und die nicht durch völlige Hilflosigkeit dem sie ausnehmenden Staate Verlegcnbeiten bereiten. Man kann gegen dieses Streben nichts einwenden, eS ist durchaus berechtigt uud nur ein Ausfluß der Selbst achtung und des Selbsterhaltungstriebes. Ein Erdthcil, welcher nur als Sammelplatz des Auswurfs der übrigen Erd- theile, besonder- Europas gilt, kann durch solche Meinung nicht in der allgemeinen Achtung gewinnen, und eS ist ganz in der Ordnung, daß die nordamerikanische Union in dieser Beziehung Schranken setzt. Amerika war ferner bisher für den europäischen Handel eiu sehr gesuchter Boden. Natürlich bedurfte ein ganzer Erd' theil, der sich noch theilweise im Umustande befand, der Bei Hilfe der alten Welt, um sich mit allen den Erzeugnissen aus- zurüsten, für deren Erzeugung eS an Ort und Stelle an hinreichenden Arbeitskräften gebrach. So kam es, daß sich ei» blühender Ausfuhrhandel von Europa nach Amerika ent wickelte, welcher beiden Theilen zu Gute kam, weil die Amerikaner die ihnen zugcführten Gegenstände brauchten und weil die europäischen Kansleute aus dem Handel nach Amerika bedeutende» Vortheil zogen. Amerika hatte seinerseits großen Ucbcrflnß an Getreide und Vieh und führte beides in großer Menge nach Europa, wo eS willige Abnehmer fand, sogar in dem Maße, daß da> durch die amerikanische» Büffelheerden dem Untergange gcwcibt wurden. Auch die »ngcbcnre Gctreidcproduction Amerikas hat ihre großen Nachthcile für das erzeugende Land, weil sie nur durch die Abholzung des Urwaldes ermöglicht worden ist. Diese Abbolzung hat sich schwer gerächt durch furchtbare Uebrrschwcminungcn und durch klimatische Ber andernngen, welche besonders der Entstehung der Wirbel stürme günstig find. Die weiten Ebenen, welche früher durch unermeßliche Wälder gegen Stürme geschützt waren, sind diesen jetzt widerstandslos prciSgegeben und die wie durch Zander entstandenen Städte vermögen für die abgcholzten Wälder keinen Ersah zu bieten. Die von ihre» natürlichen Schranke» befreiten Luftströmungen treten die Herrschaf an und fegen die Werk: deS Menschen einfach vom Erd boden hinweg. Mit unsäglicher Mühe und großen Kosten werden die Amerikaner jetzt die weit über das Maß abgcholzten Ackerflächen wieder zu bewalden genöthigt, um durch vernünftige Forstwirtbschaft die Schutzwrhren wieder auszurichten, welche sie leichtsinnig und gedankenlos preis- ihre nothwcndige Erhaltung nur einen wie war viele Negierung befindlichen Personen erblickten ihre Aufgabe in der Bereicherung, in der Versorgung ihres Anhanges und in den» möglichst vortheilhaften Ver- Luij der StaatSläuderrie». So ist e« gekvuuoeu, gegeben haben, als ihre nothwcndig Beschluß der Negierung lostet. Aber beschaffen'? Die am Ruder bcfindli daß ein blühende« Land von ungeheurer Ausdehnung durch Raubbau für lange Zeit zu Grunde gerichtet ist, daß die Ureinwohner iu eine unwürdige Knechtschaft geralhcu sind und fortdauernd eine Gefahr für die friedlichen Be wohner de- Lande« bilden. Dian will die armen Rothhäute dafür verantwortlich machen, daß sie sich nach ihren verlorenen Zagdgründen sehnen, daß sie eS beklagen, durch die Civili sation in eine ihrem Wesen widersprechende Lage gekommen zn sein. Sie sind in ihrem Rechte, wenn sic sich über Gewalt beklagen und sich dm Anforderungen nicht fügen, welche die veränderten Verhältnisse an sie stellen. Nachdem die Amerikaner im Norden die große Frage der Sclavcrci im Sinne der allgemeinen Menschenrechte durch einen mehrjährigen blutigen Kampf vorläufig entschieden haben, ist die Einigkeit im Staat der nordamrrikanischen Union bergestellt worden. Dies« Einigkeit hat da« Selbst bewußtsein aller Glieder der Union in dem Maße gestärkt, daß der Norden sich als Vertreter und Beherrscher de« Gaurcn fühle» gelernt hat. Die nordamerikanische Union entscheidet heute nicht mehr ausschließlich über ihre eigenen Angelegenheiten, sondern sie fängt an, ihren Beruf als Be herrscherin de« ganzen Erdtbeils zu fühlen. Die Mac Kinlcy-Bill war nur daS Zeichen einer in der Union vorhandenen Strömung, welche als Ziel die Zusammen fassung aller Kräfte deS Erdtbeils unter Leitung de« erwiesen. Er hat sich auf seiner Reffe nach dem Süden dahin ausgesprochen, daß die Staaten Amerikas im Norden, in Mittel» und Südamerika eiu handelspolitische« Ganze« bilden, aus welchem Europa als fremder Eindring ling auSzuscheidcn sei. Da« ist der Zohalt der Rede, welche Präsident Harrisou in Galveston und San Francisco ge halten hat. Die panamerikanische Strömung hat in Harrffon eineu energischen und verständnißvollcn Vertreter gesunden, und er ist sich auch bewußt, daß diese Strömung trotz aller Friedlichkeit der Ziele, welche die nordamerikanische Union anstrebt, doch für die westliche Erdhälfte der Herstellung einer Flotte bedarf, welche die Ansprüche des ErdtheilS auch, wmn »öthig, mit Gewalt geltend machen könne. E< ist ein groß« und aller Beachtung weither Gedanke, daß von der nordamerikanischrn Union Europa gegenüber die Einheit der Interesse» der westlichen Erdhälfte verkündet wird. Wir haben bereit« in dem Handelsverträge zwischen der nord amerikanischen Union und Brasilien ein Beispiel, daß die Reden —-'on'S keine Hicngcspinnstc sind, sondern eine that- »e Grundlage besitzen Die Festigkeit, mit welch« Kinley auf der Richtigkeit seiner handelspolitischen Grundsätze bcharrt, läßt ebenfalls erkennen, daß er sicheren Boden unter den Füßen fühlt uud daß seine Bestrebungen in drr öffentlichen Meinung Amerikas Widerhall finden. Die Folge dieser Veränderungen in Amerika sind in Europa klar zur Erscheinung getreten, wir wissen, daß wir von jetzt an in handelspolitischer Beziehung aus unsere eigene Kraft an gewiesen sind, daß Amerika unS seinen Markt verschließt. Für diese Lehren scheint jetzt allmälig da« allgemeine Ver- ständlliß sich zugänglich zu erwriseu. Da« ist aber auch sehr nöthig, wenu Europa nicht schweren Schaden leiden soll. * Leipzig, 9. Mai. * Bei dem Commer« der Bonner CorpSstudeuteu hielt der Kaiser folgende Rede: Der Herr Vorredner hat soeben al« Bettret« de« Kösener 9. 6. Wort« des DaukeS an Mich gerichtet »nd die dabei ausgesprochenen Gesinnungen veranlassen Mich, dem gesammten 8. 6. Tank zu sagen. Ich sehe ,n jene» Worten die alten Gesinnungen des Bonner 8. 6. bestätigt, wie sie noch jetzt in Ihrem Herzen bestehen, und sehe, daß noch jetzt ebenso wie bisher üb« die Zwecke und Ziele der deutschen Corps gedacht wird. Es ist Meine feste Ueberzeugung, daß jeder junge Mann, der eintritt in ein Corps, durch den Geist, weicher in demselben herrscht, und mit diesem seine wahre Richtung für da« Leben erhält, denn es ist die beste Erziehung, die ein junger Mann für sein späteres Leben bekommt, und wer üb« die deutschen CorpS spottet, der kennt ihre wahren Tendenzen nicht. Wer aber Corpsstudent wie Ich gewesen ist, weiß daS am besten. Ich danke dem 8. 0. für seine Thcil- nahme au dem Mir dargebrachlen Fackelzuge und freue Mich, daß durch denselben die guten Beziehungen der gesammten Studenten» schüft Wied« -«gestellt sind. Ich hoffe, daß es so bleiben wird, denn die Linmüthtgkrit ist ein Gewinn für die ganze Universität und wird auch ein Gewinn für den gesammten 8. 6. der deutschen Universitäten sein. Ich hoffe, daß, so lange es deutsche CorpS- studenten giebt, der Seist, wie « im Corps gepflegt, und durch den Kraft und Muth gestählt wird, erhalten bleibt und daß Sie freudig chen Schläger führen werden." Der Kaiser erwähnte sodann die Studenlenmensuren und fuhr etwa also sott: „Wie im Mittelalter durch die Turniere der Much und die Kraft gestählt wurde», so wird auch durch den Geist und daS Leben im Corps der Grad von Festigkeit erworben, der später im großen Leben nöthig ist und der bestehen wird, so lange eS deutsche Universitäten giebi. Sie haben auch Meine« SohneS heute gedacht; dafür danke ich Ihnen von Herzen. Ich hoffe, daß berselbe, wenn er soweit gediehen Ist, bet dem hiesigen 8. v. eintreten und dieselben freund lichen Gesinnungen wtedersinden wird, wie Ich sie hier fcsunden habe. Uud nun, Meine Herren, noch ei» Wort, be» ander« an die Jüngeren, die im ersten Semester zum erste» Male ich anschicken, den Geist der CorpS zu pflegen. Stähle» Sie Ihren Muth und Ihre Disciplin in dem Gehorsam, ohne de» unter Siaals- leben nicht bestehen kann. Ich hoffe, daß dereinst viele Beamte und Officiere auS Ihrem Kreise hervorgtyen. Wieviele bedeutend« Herren baden wir hi« unl« uns sitzen, Gelehrte, Beamte, Lisiciere und Kaufleut« I Ich hoffe, daß der Geist der Einheit de« Kojen« 8. 6. im Bonner 8. Q weit« leben wird, und daß die« auch an ollen anderen Universitäten der Fall sein möge. Und nun «hebe Ich Mein Glas und trink« aus da« Wohl des Bonn« 8. 6. und der gesammten Corps. Sie leben hoch! hochl hoch!" Später richtete Sc. Majestät das Wort an die alten Herren, welche da- Fest durch ihr Erscheinen verschönt batten, und commandirte einen Salamander auf die alten Herren. Auf Ihre Majestät die Kaiserin wurde ein vom Kammerpräsidenten a. D. Schorn gesprochene« und begeistert aufgenoninicncS Hoch anSgebracht. Beim „Seinestcrrcibcn" trank der Kaiser, welcher 28 Semester zählt, aus de» Bonner 8. 0. Um si»l2 Uhr begann der „Landcsvater". Bald nach 12 Uhr verließ Se. Majestät den Festsaal unter brausenden Hurrabruscn der Anwesenden und fuhr mit dem Prinzen von Schaumburg-Lippc nach der Villa Lrschigk zurück. * Drr „Wiener Politischen Correspoiiden;" wird vfficiös auS Berlin geschrieben: Unsere parlamentarischen Berathungen hatten bis heute eia äußerst unbehagliche« Stadium durchzumachcn, da« säst einer Krise gletchkam. Da« Resultat »o aale langer mützrvo erichien im letzten Augenblick wieder in Frage gestellt, durch di« Absicht, an Beschlüsse» sestzutzalteu, die weder priucipiell noch bedeutend genug waren, um daS Mißlingen großer Reformen auch nur annähernd zu motiviren. Iu Bezug auf die Einkommen steuer-Frage hat sich der Finanzminist« im Abgeordaetenhanse klar und uberzeugend darüb« ausgesprochen. Auch bei der Arbetter- schutz-Borlage scheint sich eine Debatte vorzubereiten, welch« dem Zustandekommen dies« seit beinahe zwölf Monaten in B«athung befindlichen Vorlage schwere Gefahren bereitet. Man sollte denken, daß die so nahe liegende Erwägung der sehr schweren Folgen, die ei» Mißlingen dieser beide» grvfzeu Rcsormgeietze haben mußte, den dringenden Antrieb zur Einigung und Verständigung mit sich brsusk- Mchl gegen die Regierung, sonder» gegen unsere parlamentarischen Bersaminlullgen würde sich der schwerwiegend« Vorwurf richte», der sich an die Unfruchtbarkeit der Berathungen bei zwei so dringend geforderten Reformgeletzen knüpf«» müßte. Hoffentlich w«rd«ll auch die jüngsten Aeußerungen de« Kaiser« in Düsseldorf ihren Eindruck nicht verfehlen. * Gutem Vernehmen nach wird der Fürstbischof von Br^- lau, Vr. Kopp, in der Woche vor dem Pfingstfest in Berlin erwartet, um an den Berathungen de- Herrenhauses über die Landacmeindeordnung tbeilzunchmen. Wie cs heißt, dürste der Fürstbischof seine Anwesenheit in Berlin auch dazu be nutzen, auf die seinem Einflüsse zugänglichen Kreise deS Ab geordnetenhauses im Sinne deS Zustandekommens eines Ge setzes über die Sperrgelder einzuwirken. Nach dem Feste wird der Fürstbischof nochmals in Berlin erscheinen, um an seinem Theilc zu Helsen, daß daS Sperrgeldergesetz möglichst rasch uud glatt da- Herrenhaus passirt. * Zur Reise deS Prinzen Heinrich nach Schott- land^rt der Aviso »Grille*, statioairt ui Wilhelmshaven, Befehl erhalten, sich nach Hamburg zu begeben, um dort- selbst am 9. d. M. den Prinzen Heinrich mit Begleitung, sowie den Flügcladjutanten de« Kaiser-, Capitain zur See Freiherr» v. Sendcn-Bibran, an Bord zu nehmen. Die „Grille* wird dann nach Lcitb an die Ostküstc Schottland- gehen, von wo sich Prinz Heinrich und Eapitain zur See von Senden nach Greenock behuss Ucbernahme der beiden Jachten „Irene* und „Meteor" begeben werden. Die letztere ist die von dem Kaiser angekaufte Lust-Jacht, welche bisher den Namen „Tbistle* trug, und deren Führung Capitain zur See Freiherr von Senden übernehmen soll. Die Jacht „Irene* hat Prinz Heinrich auf jener schottischen Werst bauen lassen und will sic nunmehr persönlich dortselbst ab- nehmen uud nach Kiel führen. * Die bayerische Regierung hegte, wie bekannt» bis vor Kurzem die Absicht, ihren Redemptoristen au trag iu der Zwischenzeit zwischen dein Schluß des Reichstags uud den Svmmcrsrrien de« BundeSrakhS dem letzteren zugehen zu lassen. Maßgebend für die Entscheidung war diese Erwsifung gewesen, daß der Redeinploristcnantrag bloS dann einen Smn habe, wenn es feststehe, daß sich der Reichstag in dieser Session mit dem umfassenderen und auch die Redemptoristenfrage cin- schließendcn Iesuitenantrage nicht mehr beschäftigen werde. Da sich nun die bayerische Regierung durch die von den Ministern v. Lutz und v. Crailsheim abgegebenen Erklärungen für ge bunden erachtet, dem iu den letzten Septembertagen zusammeu- tretenden Landtage in,bejahendem oder verneinendem Sinne eine abgeschloffene Thassachc vorzulcgen, da aber der Reichstag bis über Pfingsten hinaus zusauimenbleibcn und der BundeS- rath schon bald danach seine Ferien antrcten wird, ist mau sich neuerdings inneroalb des bayerischen Ministeriums darüber schlüssig geworden, dem BundcSrathe noch während der ReichSlagSsitzungen den Antrag zugeben zu lassen. Wie verlautet, hatte eine vorausgehende Verständigung mit dem General-Reichskanzler stattgesunden. Daß der Minister präsident Herr von Crailsheim und der CultnSminfftcr von Müller, von denen der erster« Protestant und der zweite Katholik ist, die Nichtverwandtschaft der Redemptoristen mit den Jesuiten vertreten und die Wiedcrzulassung der Redemp toristen aus rechtlichen und sachlichen Gründen für zulässig erachten, ist zweifellos. Andererseits wird von liberaler Seile und gewiß mit voller Berechtigung aus die große Gefahr hingewiesen, daß sich die Rückkehr der Redemptoristen bloS als erster Schritt zur Wiedcrzulassung der Jesuiten erweisen werde. * * « * Die Russen beschäftigen sich damit, zur Abwechslung den Sultan zu ärgern. Sie wollen in St. Stefano ein Denkmal für ihre gefallenen Krieger errichten, und Herr Nclidow läßt heftige Noten loS wegen der Meerengenfrage, die für Europa vorläufig gar nicht fraglich ist. Man legt indeß in Wien diesen Noten keine allzugroßc Bedeutung bei, da dieselben zumeist wohl darauf abgesehen sind, für die russische Diplomatie am Bosporus den Erfolg der östcr- reichischcn Diplomatie in der Uesküber Glockenangeleacnheit einigermaßen wett zu machen. Hat der Sultan für Oester reich eine» Vali abgcsetzt, so soll er auch für Rußland einen Vali abseyen. Man glaubt nicht, daß Nclidow auf Erfüllung seiner sämmtlichcn Forderungen bestehen werde, da er sich damit in greifbaren Widerspruch zum geltenden internationale» Rechte und zum Souvcrainctätsrechtc deö Sultans stelle» würde. * Wie auö St. Petersburg gemeldet wird, bereiter die russische Negierung eine Reihe sehr strenger Maßregeln zur Bekämpfung des Slundisinn« vor, wesisic Seele be kanntlich in de» südwestlichen Provinzen Rußlands sehr große Ausdehnung gewonnen hat. Die Anhänger der Seele, deren Zugehörigkeit zum StuukiSni»« auf ihren Passen an gemerkt zu werden hat, sollen künftighin zu keinerlei staat lichem Dienst, sowie zu keinerlei unter staatlicher Controle stehenden Aemtern zugelassen werde». Der Uebcrtritt zum StundiSmuS wird durch eiu demnächst zu vcrlautbarendeS Gesetz strengstens untersagt werden. Individuen, welche sich dann trotzdem dieser Seele anschlicßen, werden nach Sibirien verbannt werten. Die gleiche Strafe soll auch Jene treffen, welche die Bekehrung von Ortho doxe» zu dieser ketzerischen Scctc bewirkt babcn, und im Falle, daß die Schnlrigcn in Rußland naturalisirtc Ausländer wären, würde» dieselben nach Verbüßung ihrer Strafe auch »och ihre Eigenschaft als russische llnterihancn verlieren nnd auSgcwiesen werten. Ei» wcilcres Verbot der Regierung wird sich gegen die Ausübung der religiösen Branche der An hänger der Heilsarmee, sowie de- Pasci, kowiSmuS nnd anderer den Si»nkisten vcrwandter Sccte» richte»; ingleicsicn wird die Veröffentlichung von Schriften, die zur Vcrbrciluug der diesen Seelen eigcnthüinlichcn Lcbrcn, ob nun direct oder indirect, geeignet wäre», mit Strafen belegt werben. Eine besonder« strenge Controle wird nach dieser Richtung hin di« Eensur künftighin speciell an den Schriften de« Grafen Leo Tolstoi üben. * Uebrr den Stand der Dinge ans Kreta wirb drr „Politischen Corrrspondevz* an« Athen, 30. April, ge schrieben: In den Erörterungen üb« btt wird« beginnenden Reibereien aus Kreta zeigt« es sich, daß man vielfach geneigt ist. der griechi schen Regierung Conniveu» — wenn schon nicht mit den Auf- ständischen selbst, so doch mit deren Helfershelfern — zuzufchreiben, und man hat letzt« Zeit al« Bewel» hierfür den Umstand angeführt, daß bei den Aufständischen genau dtt in der griechischen Armer eia- gksiidttrn Gewehre anzutreffen sind. Nun ist es allbekannt, daß in Athen eia« Niederlage von derlei Gewehren besteht, wo sie für Jedermann erhältlich sind. Dieser auch der türkischen Vertretung wohlbekannte Umstand beweist daher absolut nicht«. Die griechische Regierung ist fern« auch bei dem besten Willen nicht tm Stand«, »u verhindern, daß Mnuittons-TranSport« — und fast nur solch« kommen vor — nach Kreta geschmuggelt werde». Wenn die türkische» Küstenwachen nicht zu verhütrn »«mögen, daß solch« Boote landen, wir soll bei der so reichen Küstenentwickrluug Griechenland« deren Auslaufen gehindert werden? Erst vor vier Tagen ist d« viel- genannte Josef Liapi«, der mehr ai« ein Lürkenieden aus dem Ge- wissen hat, mit mehreren Genossen ans Kreta geflüchtet uud wohl, behalten auf Melos gelandet. ES giebt überdiks eine schaffe Grenze für das Eingreisea der Regierung, die ja aus eigenstem Interesse jede Verwickelung Hintangehalte» wissen will; diese Grenze ist eben die Disposition des griechischen Volkes. Mit diesem mächtigen Factor muß gerechnet werden und daher läßt sich, trotz scheinbar wider sprechend« Erscheinungen sagen, daß die griechische Regierung alle« thut, was sie unter den gegebenen Verhältnisse überhaupt thuu kann. * Der „Magyar Hirlap* behaupt»», den Inhalt der Proclamation zu kennen, welchen Königin Natalir im Falle ihrer Abreise von Belgrad an da- serbische Volk richten werde. Dem genannten Blatte zufolge wird Königin Natalie darin nicht weniger fordern, al« daß die serbische Regierung unter Anklage gestellt werde. Da- Schrift, stück, welche« dem Minister-Präsidenten, den Mitgliedern de« StaatSratbcs und dem obersten CaffationShofe überreicht werden soll, wende sich an alle diese in VcrfassungSfragcn competenten Personen. Die Königin constalire, daß sie »ach den serbischen Gesetzen serbische Unlertbanin und Mitglied deS Königshauses sei. Sie müßte daher auch dann al« serbische Ünlerthanin angesehen werden, wenn da« vom Metropoliten ThcodosiuS auSgcscrtigte ScheidungSdocument ein gesetzliche« wäre. Sie je, aber überdies im Besitze de» Beschlusses der serbischen Synode vom 11. Juli 1890, welcher die Scheidung für null und nichtig erklärt, und dieser Beschluß sei von dem Metropoliten Michael unter zeichnet, welchen die gegenwärtige serbische Regierung zurück- berufen habe, weil sie lne durch seine Entfernung eingctrctenen kirchlichen Verhältnisse für illegal gehalten habe. Die Königin sei aber auck als Mutter deS regierenden Königs Mitglied deS KönigSbauseS. Der Beschluß der Skupschtina enthalte nichts als einen Wunsck und besitze keine rechtsverbindliche Kraft. Wenn die serbische Regierung die Hand biete zur Ausführung dieses Beschlusses, schaffe sic ein gefährliche« Präjudiz. Wenn ein solches Reckt des Parlament- aner kannt würde, könnte die Skupschtina eines Tages auch mit dem Beschlüsse hcrvortrctcn, daß der regierende König mit einfacher Majorität des Landes verwiesen werde. Die serbische Regierung habe daher eine BerfassungSvcrletzung begangen, indem sie dem Beschlüsse der Skupschtina beitrat. Die Königin gedenkt auch ihrer Verdienste um Serbien und crwäbnt, daß sie einen großen Theil ihres Vermögens für den Befreiungskampf geopfert habe. Sie bittet daS Volk, ihren Sohn zu lieben und ihn zu beschützen, bis sie ihn nach erreigtcr Großjährigkeit wieder an ihr mütterliches Herz drücken könne. * Der serbische Finanzminister Vuitsch soll an einem der nächsten Tage auS Petersburg in Berlin cintrcffcn, um, wie cs heißt, »lit Fiiianzkrciscn wegen Aiilebcns.ingelegenbciten und der Frage der Convcrsio» der serbischen Rente »Fühlung in nehmen. In Petersburg wurde Herr Vuitsch, nach Berichten der „Kreuzzeitung" von dort, mit großer Aus zeichnung behandelt. Wenn er indeß wobl mit Herrn WyschnegradSTn wiederholte Besprechungen gepflogen, so scheint doch seine Anwesenheit in der russischen Hauptstadt auch mit politischen Angelegenheiten im Zusammenhang ge standen zu haben, worauf der Umstand hindcntct, daß ihm eine andertbalbstüudiae Audienz beim Zaren zu Theil geworden und daß er mehrfache Unterredungen mit Herrn v.Gi crs hatte. Schulwesen. * Der „Deutsche Reichs, und Preußische Staatsanzeiger" meldet: „Nachdem auf Grund der statistischen Erhebungen vom Jahre 1886 ein Bild von der Entwickelung und dem Stande des preußischen Bolksschulwesens gewonnen ist, hat der Cultusminister mit Rücksicht aus die sehr wesentlichen Acnderungen, welche inzwischen kiligetreten sind, zur Vervollständigung der bisherigen Erhebungen lin Anschiusi an die allgemeine Volkszählung vom I. Tecember 18!)0 im Jahre 1801 eine neue statistische Ausnahme deS ge- sammten Volksschulwesens in der Monarchie in Aussicht genommen und den Stichtag hierfür auf den 25. Mai d. I. fcslgesetzl." (Gesonderte Unterrichtsministerien.) Durch den jüngst sialtgesundeiien Wechsel im preußischen Eullilsminislcrium tauchie insbesondere in preußische» Blättern die Forderung nach einem gcsvndcrlcn Uiiterrichtslninisleri»,» aus, und veriehltdene Zcilungeii brachten auch seinerzeit die Meldung, das, für Preußen die Einrichtung einer solche» in Aussicht genommen sei. Ter Zusaiumcnhailg de« Unterrichts, und Cultusmmisteriums ist ein hiswttschcr, und die historische Ueberiiejerung gehl hier so weit, daß selbst die Medicinal-Angelegenheitcu dem Cultusminister unterstehen; hatte doch die Kirche einst thatsächlicd Alles, was an höherer Cuitur effstirte iKunsl, Wissenschaft, Medicin, GcrichtS- weicn re.), unter ihrem Schutze zusammengesaßt. Nun hat aber jede« der genannte» Gebiete und nicht zum Wenigsten Las des Unter, richlswcse» s einen so ungeheueren Umfang angenommen und schließt, cnlsvrechcnd dem reichgegliedertenCuIturleben der Gegenwart, einen so »ngcheucren »reis von Einzelheiten in sich, daß es nick» wohlgeihan sein kan», das Unterrictilswesc» irgendwo anzüglich«», sondern dasselbe einem für diese» Zweck allein eingesetzten Ministerium zu unterstellen. Welchen bescheidenen Umfang haben die Verfügungen und sonstigen Maß- nahmen einiger anderer Ministerien denjenigen des Lultu». Ministeriums gegenüber, weich letztere das öffentlich« Interesse in ganz anderem Umfang« in Anspruch nehmen. — Wir gebe» gern zu, daß CuliuS und Unterricht ihrem inneren Wesen nach verschwistert sind, schon im Hinblick aus den Religionsunterricht in der Sckiule, doch ließen sich bi« recht gilt friedlickie Grenz linien sestslelle» zwischen de» beiden betheiligtcn Ministerien. Die Miiilairvcrwallung übt auch Justiz, uud doch wird Niemand aus den Gedanken kommen, sie deswegen dem Justizministerium unterordnen zu sollen. — Die fortwährenden Versuche der Ultra- montanen, die Schule wieder in ihre Hände zu bekommen, würde» I
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