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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-05
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1891
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Er täglich Uhr Nrdartion und Erprdition JohanneSgasse 8. Aprrchlliindrn drr Urdaclion Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. «»r di« nua-->dk e>n^r^ntt,r M-n,Ucr>rIe macht sich Nt Sict«u«n nicht «lch,„tt>ch. Annahme Brr für die nächstfolgende Nummer drsttmmten Inserate au Wochentagen di« » tthr Nachmittag«, an Tonn- und Festtage»früh bis ,-Uhr. 3n drn Filiale» sür Zns.-^nnahmr-. Ltto Klemm« Lortim. (Alfred Hahn), UniverfitätSstraße 1, Anzeiger. ünlwnllenientsprels vierteljährlich -1'/, Mk. in Alt-Leipzig, iacl. Bringeriohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Pik. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Poslbesörderung 60 Mk., mit Poslbesörderung 70 Mk. Inlerate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u.Ziffcrnsatz nach HSHerin Tarif Urelamen unter dem Redactionsslrich die4gespalt. Zeile 50Ps.,vorden Fa milien Nachrichten die Ogeivallene Zeile 40 Ps. Louis Lösche, Katharineustr. 14, pari, und König-Platz 7, nur bis '/,S Uhr. OlMN flir Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeraiuio oder durch Post nachnahme. ^ I5K. HreiLaA. den 5. Juni 1891. 85. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Aus die für das Jahr 1891 sestzusetzende Dividende der Reichs- bankantheile wird vom 16. d. Mts. ab eine erste halbjährliche Ab- schlagSzahlung von ein und dreiviertel Procent oder 58 Mark 50 Pfennige für den Dividcndenschein Nr. 1 bei der Reichsbankhauptcasse in Berlin, bei den Reichsbankhauptstcllcn, Reichsbanksiellen, der Eom- mandite in Insterburg, sowie bei sämmtlichen Reichsbankncben- slellen mit Casseneinrichtung erfolgen. Berlin, den 1. Juni 1891. Ter Reichskanzler. In Vertretung: v. Boetticher. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Zur Erleichterung des Verkehrs in der Markthalle wollen wir den Standinhabern bis auf Weiteres gestatten, in den Abendstunden von 8—10 Nhr in die Markthalle dnrch de» Ha»ptci»ga»o Rr. 5 a» der Briiderftratze einzufahren und ihre Waaren nach den Bcrkausspläyen oder Kellerräumen zu bringen. Tie Fuhr- werke sind nach ihrer Entladung sofort zu entfernen; um 10 Uhr muh die von allem Fuhrwerke geräumt sein. Handel darf während dieser Zeiten nicht stattfiaden. Leipzig, den 4. Juni 1891. Tcr Rath drr Stadt Leipzig. lir. Georgi. Linducr. Bekanntmachung, die Wasserversorgung der östliche» Vororte brtr. In demjenigen Theile der Stadtbezirke Rruviittz, Rruichöire- seld und Volkmarodors, welcher westlich durch die Flurgrcnzc mit Leipzig-Stadl, nördlich und östlich durch Eisenbahnstraße, Karhiraste, Rabelh, Hauplstraße und Wurzencr Straße, südlich durch die Ehaussec- straße begrenzt ist, wird in der zweiten Halite Juni voraussichtlich mit Herstellung der Abzweigungen nach den Grundstücken zu be< ginnen sein. Wir fordern daher diejenigen Grundstücksbesitzer in genanntem Gebiete, welche sich an di« öffentliche Leitung anzuschließc» beab sichtigen, hierdurch aus, demnächst die hierzu erforderlichen Meldungen »nd Zahlungen zu bewirken; nähere Auskunst erlhcilt die Geschäfts stelle des Wasserwerks zu Reudnitz, Margarethenstraße 8, 1. Das auf Erniäßigung der Püuschsätze für Herstellung der Au- schlösse in Aussicht gestellte Anrecht wird zu gewähren sein, so lange der Antrag bis spätestens den 20. Juni d. I. Abends 6 Uhr bei der Geschäftsstelle zu Reudnitz eingebracht und der zu hintcrlegende Betrag bis spätestens den 24. Juni d. I. Abends 4 Uhr an die Eassc des Wasserwerks, Thomaskirchhos 18, T, adgesührt sein fvird. Leipzig, den 3. Juni 1891. Ter Rath der Ltadt Leipzig. Io. 2383. vr. Georgi. Eichorius. einzige Stand in Rußland, der sich annähernd Wohl befindet, ist tcr Soldatenstand, die Bureaukralie leitet zu sehr unter ! tcm Truck des Selbstherrscherthums, als daß sie im Stande wäre, die im Volke vorhandenen Kräfte zur gedeihlichen Be- Lekaililtmachullg. Tie Lieferung von 30 Llr. Petroleum, 6000 - ca. allerbester, vollständig schlackenfreicr Pcchstück- Tteinkohle und 1000 - ea. vorzüglichster trockener und staubfreier Bäh Mischer Braunkohle aus das Winterhalbjahr 1891 92 sür das Königliche Landgericht und die Königliche Staatsanwaltschaft Leipzig soll unter den bei der Gerichtscasse des Landgerichts — Hochparterre Zimmer Nr. 76 — einjuscheiiden Bedingungen und mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten vergeben werden. Angebote sind bis zum 20. I»ni diese« Jahre« schriftlich einzureichcn. Leipzig, am 4. Juni 1891. Ta« Königliche Landgericht. Lirschcn-Verpachtung. Tie diesjährige Nutzung der Kirschen von den fiScalischeu Allee- bäumea . I. auf den Abth. 4 und. 5 der Döbeln-Leisniger Straße, » Abth. 1 der LeiSnig-Cheinnitzer Straße, - den Abth. 1 und 2 der Leisnig-Oschatzer Straße, » Abth. 1 der Leisnig-Grimmaer Straße und - der Döbeln-Grimmaer Straße soll Mittwoch, den 10. Juni, vormittag« 10 Uhr im Gasthos zu Aischcndvrf, ' H. auf den Abth. 6 und 7 der Nossen-Colditzer Straße und » Abth. 2 der Leisnig-Ckemnitzer Straße an demselben Tage Nachmittags L„ Uhr im Grimberg',che» Gasthos zu Flemmingen gegen Meistgcbot und gleich baare Bezahlung des Erstchungsbetrags, sowie unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Königl. Ltrancn- nnd Wasserbau-Inspektion Lübeln und König«. Vanverwaltrrei Töbcln zu Rochliy, Len ö. Juni 1891. Garten. Wilke. Lirschen-Verlteigerung. Tie diesjährige Nutzung von den fiscalischen Kirschbänmen an den Straßen der Anilsstraßenmeisterbezirke Wurzen, Lolditz «nd Grimma soll gegen sofortige Baarzahlung und unter den sonst vor- geschriebenen Bedingungen öffentlich versteigert werden Tirustag, am 0. dieses Monat«, vormittags ' «10 Uhr in dem Gasthos zu Vorsvors.IAmtsstraßeN' Vormittags ,12 Uhr in der Meyer scheu Schank--nicisterbezirk wirlhschast zu Würzen, 1 Wurzen. Nachmittags 4 Uhr im Gasthos znm Feldschlößchc» in (kolditz, Amlsstrastcilincisterbezirk Lolditz, Mittwoch, am 10. dieses Monats, vormittag« 0 Uhr in der Schankwirthschast zum Wiesenthal in Grimma, Amtsstraßenmeisterbezirke Grimma. Grimma, am 2. Juni 1891. Königliche Straften- »nd Königliche Wasfcrbaninspertion. Vauverwalterei. Die Instände in Rußland. Die inneren Verhältnisie Rußland« verschlechtern sich zu sehend«, das Land versinkt mehr und mehr in einen Zustand stumpfer Gleichgiltigkeit auf der einen, in den der Währung und Vorbereitung des Umstürze« auf der anderen Seite. Der lbätigung unk Fortentwickelung zu bringen. DaS Haupt streben tcr RcgicrungSorgaue ist auf Unterdrückung aller selbstständigen Regungen de« VotkSgcislcö gerichtet, da« ge lammte Volksleben wird »ach bestimmten, von höchster Stelle aus gegebenen Antrieben geleitet, welche jedes eigenartige Streben als revolutionair verdammen und dadurch systema tisch auf den Umsturz des Bestehenden lunatbeiteu. Ter verderblichste Theil dieser Politik ist die Uuterrichtö- vcrwaltung, weil sie darauf ausgeht, die vorhandenen cnt- wickclungsfähigcn Keime zu tödtcn. Tie neueste polizeiliche Entdeckung ist ein Gehcimbund der Schüler höherer Lehr anstalten, welcher dem Bedürfnis; der aufstrebenden Jugend »ach Freiheit abzuhelfeu bestimmt ist. Man führt alle Aus schreitungen der Sludircndcn, welche in den letzten Jahren staltgcfnudcn habe», auf diesen Bund zurück und ist bemüht, diese Bewegung mit allen gesetzlichen Mitteln zu unter drücken. An Krastäußerungc», welche ans Unterdrückung aller auf freiere Bewegung zielenden Bestrebungen gerichtet sind, hat es in Rußland unter der Regierung Alexander'« 111. nie gefehlt, aber an den Wirkungen, welche man sich von den angewendcten Maßregeln versprach. Trotz aller Tbatkrast, welche die Regierung in dieser Beziehung gezeigt hat, ist eine stetige Steigerung und weitere Verbreitung der Uebcrzcugung zu beobachten, daß die bestehenden Zustände un erträglich sind nnd der Äcndcrung bedürfen. Man kann die Tbatsache nicht verkennen, daß kaum jemals eine Regierung mit größerer Verblendung die Anzeichen eines drohenden Umsturzes unbeachtet gelassen bat, als die russische. Die militairische Bewachung weit ausgedehnter Schiencnslränge, wie des von St. Petersburg nach Moskau führenden, kann auf die Tauer nicht als ausreichend erachtet werden, ein ystcm zu stützen, das je länger dauernd, desto unhalt barer wird. Einzelne Personen sind für die russischen Zustände nicht verantwortlich zu machen,^wenigstens nicht in der Ausdehnung, wie cS vielfach geschieht. Alexander III. kam an dem Tage ;nr Negierung, als sein Vater das Opfer eines nihilistischen MordanschlagcS geworden war. Und Alexander II. war ein liberal denkender Regent,' der die Leibeigenschaft aufgehoben und die Provinzialvcrtretungen cingcfübrt hat mit der Be stimmung, allmälig in die Zustände der heutige» VersaffungS- staaten ubcrzuleiten. Dieser Mord war, abgesehen von der Verwerflichkeit solcher Eapitalverbrechen, zugleich ein Zeichen, daß dir Umsturzpariei nicht mit gegebenen Verbältuissc» rechnen, sondern Rußland ganz ohne UcbcrgaugSstadium in einen modernen Staat verwandeln wollte. Alexander II., der aus eigenem Antriebe dieses Ziel verfolgte, ging den Nihilisten nicht schnell und radical genug zu Werke, sic wären im Stande gewesen, die Forderung nach Errichtung der Republik zu erbeben, wenn Alexander II. Rußland eine Ver fassung gegeben hätte. Die Durchbrechung aller durch Gesetz und Herkommen ge zcgencn Schranke» isc stets das Kennzeichen unbaltdarer Zu stände gewesen, und Herrscher, welche sich an die Spitze solcher Bewegungen stellten, sind ebenso oft das Opfer ihrer Selbst Verleugnung geworden, wie solche, welche sich berufen fübllen, dem Zuge der Zeit Fesseln auzulegen und jede fortschrittliche Bewegung zu unterdrücken. Wer vermöchte die richtige Mille zu bestimme», welche weder zu weit gebt, noch die Regung nach Verbesserung der bestehenden Zustände unbeachtet läßt'? Alexander Ilk. ist vor die Erfüllung einer Aufgabe ge stellt, welche die höchsten Anforderungen an den Herrscher eines ungeheuren Reiches erbebt. Wenn er die Männer zur Verfügung hätte, welche ihre Zeit verstehen und staats mäpnisckcS Genie in erforderlichem Maße besitzen, um einen Ausweg auS dem herrschenden EhaoS zu finde» dann wäre Rußland geholfen, aber ein solches Genie bat sich dort so wenig gesunden, wie in Frankreich zu der Zeit, als die absolute Monarchie in Trümmer ging. Mirabcau batte wohl glänzende Fälligkeiten, welche seine Person mit einem unvergänglichen Nimbus umgaben, aber eö fehlte ihm an der Krast, welche wankende Throne stützt und den Leide» schäften eines durch lange Leiben zur Verzweiflung getriebenen Volkes Schweigen gebietet. Das heutige Rußland ist ei» Vulcan, dessen Ausbrüchen stets entgcgciigescben werde» muß und auf welchem die Blicke Europas stets mit Besorgniß hasten TaS Streben Alexander'- III., mit den leitenden Ge danken nnd Bestrebungen seiner Zeit sich in Einklang zu setzen und dafür Sorge zu tragen, daß die kommende Gene ration von höchster Stelle anö mit dem ihr gebührende» Verständniß behandelt wird, ist unverkennbar. Eö war ein durchaus zeitgemäßer Entschluß, welcher den Thronfolger nöthigtc, sich über die Verbältniffe in Asien durch eigene An schauung zu unterrichten. Wenn dabei nicht immer mit der nötbizcn Vorsicht verfahren wurde, so lag daö an den russischen Zuständen, die ja in so viele» Beziehungen im Argcu liegen. Aber der Grundgedanke, welcher die Reise dcö Ttnonfolgcrs veranlaßt hat, ist unzweifelhaft gut und den Anforderungen der Gegenwart an den zukünftigen Herrscher eines großen Reiches entsprechend. Rußlands Politik ist leider nicht bloS im Innern, sondern auch nach außen von den im übrigen Europa bestehenden Grundsätzen verschieden, ausgenommen Frankreich. Rußland ist ein absolut regierter Staat wie die Türkei. Im übrigen Europa bestehen nur Vcrfassungsstaalcn und Republiken Rußland kalt aber auch sein Ziel in Europa noch nickt sür erreicht, seine begehrliche Hand streckt fick nach dem Rest der noch im Besitze ihrer Stellung befindlichen europäische» Türkei auS, die Balkanbalbinsel erscheint Rußland als ein ibr historisch zukcinniender Bestandtbeil seiner Herrschaft über den Osten. Tie übrigen europäischen Staaten habe» den Wnnsch, die bestehenden Befttzverbältnisse zu bewahren zum Herrscher des >ungcn, die natur gemäß aus Widerstand stoßen müssen, und so ist denn auch eine mächtige Gemeinschaft unter de», Name» Dreibund ent standen, welche fick gegen eine ibr von zwei großen Mäcktcn zngcdackte abhängige Stellung wehrt. Rußland und Frank reich habe» miteinander die Ilnfertigkcit und Krankhaftigkeit der inneren Zustände gemein, sie habe» mit dem Ausbau und der Befestigung ibrcr inneren Verhältnisse so viel zu ihnn, daß sic an Eroberungskriege von großer Ausdehnung kaum denken können, und dennoch ist der Trieb zu einem solchen Kriege bei beiten Großmächten vorhanden. ES ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen pl und gegen die EroberungSpläiic und HerrsckaftSgclüste Ruß lands und Frankreichs thllrmcn sich so viele Hindernisse auf, daß sie vorläufig schwerlich zur Ausführung gelangen werden. * Leipzig, 5. Juni. Se. Majestät der Kaiser nnd Ihre Majestät die Kaiserin sind am Donnerstag Morgen nach Berlin zurück- gekebrt. * Tcr Siebener-AuSschuß für die Vorbereitung der Re sorm eS höheren Schulwesens hat, wie die „Nordd. Allg. tg." meldet, in seiner letzten Berathung sich mit den Schnl- änen, der Vcrtheiluug des Pensums ans die einzelnen Elasten und mit den nothwcndigen Maßnahmen der Schul- kygicine beschäftigt nnd wird erst im Herbst wieder znsamnicn- trclen, um seine Arbeiten zu beenden. Alödann soll zunächst die Vorbildung der Lehrer erörtert werde». Inzwischen aber haben Mitglieder des Sicbener-AuSschusses ihre mehrerwäbnte Informationsreise angetrercn, bei welcher preußische und nickt- prcußischc Lehranstalten besucht werden sollen. Am Dienstag wurden in Halle die Schulen der Franckc'schcn Stiftung be ucht, von wo sich die Herren nack Leipzig und Schulpforta begeben, »m alsdann süddeutsche Anstalten, zunächst in Gießen, zu besuchen. In der letzten Plenarsitzung deS ColonialrathS wnrdc vom Vorsitzenden zunächst initgctbeili, daß die neulich mit einigen Abänderungc» beschlossene Geschäftsordnung vom Reichskanzler genehmigt worden sei. Eö folgten sodann die einzelnen Berichte der niedergcsetzten Ausschüsse. Mit Bezug auf die Frage der Baumwollcultur in de» Schutzgebiete» lagen vom betreffenden Ausschüsse Resolutionen vor, welche verlesen wurden. Von einer weiteren TiScussion darüber wurde b:S zur nächsten Sitzung abgesehen, wo dann die Be gründung zu diese» Resolutionen schriftlich vorgelragen wer den soll. Der Ausschuß znm Vorschläge gewisser Grundsätze, unter welchen anSläntische Gesellschaften im deutschen Schutz- ausgenommen Frankreich, welches fick zu Westens berufen süblt. TaS sind Bestreb» gebiete Zutassnng finden sollen, noch nickt zu Ende gekommen war mit seinen Bcratbunzen nnd wird in der nächsten Plenarsitzung schriftlichen Bericht erstatten. In Betreff einer Eisenbahn in Oslafrika wurden die Vorschläge d:S Aus schusses nack längerer Tebattc im Wesentlichen angenommen. In den ständigen Ausschuß wurden gewählt die Herren v. Hosmann, Herzog, v. d. Heydt, und zu Stellvertretern die Herren Jacvbi, Woermann, Iw, HröpcrS. Tie nächste Plcnar- iynng wird wahrscheinlich »och im Lause Juni slattsiuten. * Tie Wiener „Neue Freie Presse" hat dieser Tage ein Reihe falscher Behauptungen ausgestellt, von denen die Hamburger Nachrichten", denen in dieser Angelegen beit ebne Zweifel sichere Mitthcilungen auS Friedrichsrub zu Gebote stehen, nachträglich einige berichtigen. Erstens ist eS nicht zutreffend, daß der frühere preußische Minister des Innern, Herr von Putt kämer, entlassen worden sei, weil er die Aufforderung, sich wegen seiner gewaltthätigen Wahl- Politik zu rechtfertige», mit einem trotzigen Schreiben beant wvrtct habe. Herr von Puttkamcr hat nicht mit einem trotzigen, sondern, ganz selbstverständlich, in einem ehrerbietigen Sckreiben geantwortet, woraus ein zweites eintraf, das ihn vcranlaßte, seine Tcmission zu nehme». Zweitens ist cs nicht richtig, daß der vormalige Justizministcr Herr von Friedbcrg auS dem Amte geschieden sei, weil er durch sein unparteiisches Verhalten in der Gestiken Assaire das Mißvergnügen des Fürsten Bismarck erregt habe. Herr von Friedbcrg hatte mit der Gesfcken-Affaire, die vor dem Leipziger NcichSgerickt anhängig war, gar nichts zu Ihnn und konnte mithin in dieser Frage das Mißvergnügen deS Fürste» Bismarck gar nicht erregen; die Demission Friebberg'S hatte überhaupt einen Charakter, der demjenigen völlig ent gegcngeseyt ist, den ibr die „N. Fr. Pr." znsckreibt. Drittens widerspricht es der Wahrheit, wenn das Wiener Blatt de hauptet, Herr v. Lucius, der LandwirthschastS Minister, sei durch die „famose Stcmpclgeschichte" unmöglich geworden Abgesehen von dem Anachronismus, der hier mit unterläuft, kann sich ein preußischer Minister nicht durch Anerkennung einer königlichen Prärogative unmöglich machen. — Jm Ucbrigen ist eS für die „Neue Freie Presse" und die Kreise, die das Blatt vertritt, charakteristisch, daß es bei seiner Kritik deS Fürsten Bismarck keinen anderen Maßstab als den des gewöhnlichsten StrcberthumS auf den Gründer deö Deutschen Reiches anzuwenden weiß. Die Leute in Wien haben offenbar nicht da« leiseste Verständnis; dafür, daß Jemand lediglich dem kategorischen Imperativ Kant'ö folgen kann. Fürst Bis marck handelt, dessen darf man in Wien und anderswo sicher sein, niemals mir eines äußeren Erfolges willen, sondern stets und ciuSschlicßlick nach Maßgabe seiner Erkenntniß, seines innere» Bedürfnisses und nach dessen Motiven; der Gedanke dabei ganz allein zu stehen, kann ihn i» keiner Weise ab- halten, seiner Ucberzeugnng und seinem Pflichtgefühl zu folgen * Auf dem gleichzeitig mit dem nationalliberalcn Tele girtcnlage in Frankfurt abgebaltcnen freisinnigen Parteitage für Cütwcstdeuischland hat Herr Bambergcr die frei sinnige Partei als die zukunftsreichste Partei in Deutschland bezeichnet. Nach seiner Anschauung sind so ziem lich alle Parteien in Deutschland in der Zersetzung begriffen nur zwei feste Pole sind zu erblicken: die Freisinnigen und die Strcngconscrvativen. Soweit wir »ach den uns vor liegenden Berichten zu »rtheile» vermögen, ist der geistreiche Redner der Ansickt, daß um-diese beiden Pole sich daS ge sanimte volitische Getriebe unseres Vaterlandes gruppircn wird. WaS den linken Pol anlangt, so hegt Herr Bambergcr eine dreifache Hosinnng. Er sicht die Nationalliberalcn vom Fürsten Bismarck abrückcn und allmälig in den alleiiibcreck tigten Liberalismus deS Freisinns hinübergleiten; er siebt die Svcialdemokratcn ihre» rcvolutionairc» Charakter abstreiscn und zu einer brauchbaren Hilfstruppe der freisinnigen Partei werden; er siebt endlich das Ecntrliin sich aus lösen und mit einigen seiner Bcstandtbeile die Reiben der Freisinnigen verstärken. In der Tbat ist eS auf diese Weise nickt schwer, mit Hilfe einer ausgiebigen Phantasie daS Bild einer reichen Zukunft der freisinnigen Partei zu entwerfen Nur fragt eS sich, wie e« um die Richtigkeit der Voraus sctzungen steht, auf welche die Rechnung sich stützt. Tic inneren Gegensätze und Schwierigkeiten des CentrnmS liegen vor Aller Augen. Aber wen» Herr Bamberger der Ansicht zu sein scheint, daß eine Hroße Partei nicht aus die Tauer durch konfessionelle Rücksichten zusammengchalten werden könne, so wird ibn die Zukunft voraussichtlich eines Anderen belehren. Tie beherrschende Stellung, welche daS Ccntrum beute in unserem Parlamentarismus einnimnit, wird eS freilich kaum lauge zu behaupten vermögen; aber lediglich Lurch die zwingende Mackt tcr kirchlichen Interessen wird cS ans absehbare Zeit als starke Partei sortbefteben. Für seinen Glaube» au die vollständige Wandlung der Socialdemokratie >chci»l fick Herr Bamberger auf seine» eigenen Entwickeluiizö- ganz zu stützen. Er erinnerte an seine Thcilnahme an der 48rr Revolution, wobl nur um zu beweisen, wie man auch nach solchen Anfängen nachher ein recht ungefährlicher Bourgeois werden kann. Aber nicht nur der „Vor wärts" bezeichnet die Meinung, daß die Socialdemokratic bren revolutionaircn Cbarakter abstreifen werde, selbst verständlich als einen Jrrlbnin, soirdern jeder unbefangene Beobachter der svcialdciiiokralischcn Agitation wird gestehen müssen, das; trotz aller erkünstelten Mäßigung in der Taktik daS rcvolutionairc Wesen derselben unverändert geblieben ist. WaS endlich die nalionalliberalc Partei anlangt, so ist der grundsätzliche Unterschied zwischen ihr und der freisinnigen Partei dnrch den Telegirtcntag aufs Neue bestätigt worden. Dieser Unterschied dettcbl darin, daß die freisinnige Partei tbatsäcblick, in erster Linie eine einseitig wirtlstchaftlicke Partei ist, während die »ationalliberale stets verschiedene wirthschast- liche Anschauungen geduldet bat. Diese ihre Stellung befähigt üe allein, daS liberale Bürgertbmn ganz Deutschlands in »nein großen politischen Verbände zlisanimenzufassen. Die rcisinnige Partei wird durch ibre einseitige Richtung mehr >nd inchr in eine» Radikalismus gedrängt, der sie den bc» onncnen Staatsbürgern entfremdet ohne die revolutionairen Elemente befriedigen zu können. So bleibt als eigentlicher Boden der freisinnigen Partei ein Gebiet, dessen Umfang zu der stolzen Prophezeiung Bamberger's im umgekehrten Ver hältnis; steht. * I», preußischen Abgeordnetenbause fand am Mittwoch noch eine lange Debatte über die Lotterie statt. Es kamen die zu dein Antrag Korsck, betreffend daS Verbot des Privathandels niit Staatölottcrieloosen, von der Com mission beantragten Resolutionen (Erhöhung der Zahl der Loose, Acndcruug deS Vertriebes derselben, reickSgesetzliche Regelung des LottcricwesenS) zur Verhandlung. Abgeordneter Richter erhob geschäftsordnungsmäßige Bedenken gegen eine Abstimmung über diese Resolutionen, da Anträge auS dem halste, die eine Geldbewilligung betreffen, erst einer Com mission zur Vvrbcrathung überwiesen werten müßten; auch die Commission babe ibre Compclcnz überschritten; er be antragte, die Resolutionen der Budgetcommission zu über weisen. Die Resolutionen wollten nur die Spielleidenschast ordern. Präsident v. Köller hielt die vorqebrachten Ge- ichästSordiiungShedcnkcn sür unbegründet. Nach längerer Debatte wurde die erste Resolution (Vermehrung der Loose) an die Budgetcommission verwiesen, die zweite (Aenderung deS Vertriebes) abgclchnt, die dritte (reichSgcsctzliche Regelung- angenommen. * Zu einer durch öffentliche Anschläge in Berlin ein» berufenen dentschsrcisinnigcn Verfanun lung, in welcher Herr Schriftsteller PerlS über „die Tbeucrung und die Junker" Vortrag hielt, waren noch nicht hundert Personen erschienen. Diese imposante Versammlung nahni natürlich eine Resolution gegen die Getreidezölle an. * Der ReichStagSabgeordnctc v. Bollmar hat sich am Montag in München in einer socialdcmokratischen Versamm lung über die Stellung der Socialdeinokratie zur aus wärtigen Politik dcö Reichs in bcmcrkenSwcrtber Weise ausgesprochen. Wir citircn nach einem Berichte der „Münchener Neueste» Nachrichten": „Herr von Volliiiar lobte den Treibund, weil er zur Erhaltung de« Friedens beitrage. Tcr Gedanke der internationalen Brüder- lichkeit hebe nicht die nationalen Aufgaben auf. Die berühmten „Bereinigten Staaten von Eurova" seien zwar ein ganz nette« Zukunftsbild, das aber kein einziger von den Anwesenden erleben werde. Gegenüber einzelne» Preststiiniilen sei eine Kritik der öffentlichen Angelegenheiten Frankreichs seitens der Partei nvlhwcndig geworden. Wem sei nicht das ekelhafte Treiben des ossicielle» Frankreich gegen über Rußland ausgefallen? Em derartiges Gebühren, daS viel zu den Rüstungen in Tculschland beitrage, sei unklug, denn wenn Rußland imterliege, müsse Frankreich die Prügel einslecken und die Kosten da für zahlen. Auch täusche man sich in Frankreich bezüglich der deutjchcn socialistische» Partei. Sobald daS Vaterland angegriffen werde, gebe es nur mehr eine Partei und die Socialdeniokraten würden nicht die letzte» sein, »aincnllich, wenn es einem Feind gelte, der gegen alle Eullur ist, nämlich Rußland. UebrigcnS betonte Herr v. Lollmar auch, gegenwärtig sei die Möglichkeit vorhanden, daß die Socialdeinokratie aus Grund der legalen Verhältnisse Einfluß gewinne. Die Partei müsse allerdings vollkommen gerüstet bleibe», um den Interesse» der Arbeiter zu ent sprechen. Aber sie müsse ehrlich Das halten, waS sie vor Aushebung des SoeialislengesetzcS versprochen habe, nämlich, wenn dies geschehe, auf Grundlage des gemeinen Rechtes mit de» gegnerischen Parteien und der Regierung zu unterhandeln. * Der „Staatsanzeiger für Württemberg" meldet: Obwohl der König vergangene Nackt wenig geschlafen bat, so ist doch das Altgeineinbefindcn nickt unbefriedigend. In der Unterleiböstörung ist eine Besserung eingetreten. Dennoch ist der König noch gcnöthigt, daö Bett zu hüten. * Tie Benrtheilung, welche die Erklärung deS Reichs kanzlers von Caprivi in Sachen der Getreidezölle in der rcichSteutschcn Presse gefunden bat, spiegelt sich in den Aeußerungen der österreichischen Blätter über diese Frage wieder. Während daS Organ der gemeinsamen österreichisch- ungarischen Regierung, das Wiener „Frcmden-Blatt", seiner Gcnugtbuung über den Entschluß der deutschen Regierung schon mit Rücksicht darauf Ausdruck giebt, daß eine zeit weilige Suspension oder Herabsetzung der GclrcidezöUe den eben vereinbarten deutsch österreichischen Handels Vertrag ge fährden würde, stellen sich die liberalen Organe — so ins besondere die frcibänklerische Wiener „Nene Freie Presse" — vollständig aus Len Boden der dcntschfreisinnigen und der demokratischen reichSdentschcn Blätter. * DaS amtliche Blatt des unabhängigen Congostaatr« veröffentlicht den zwischen Deutschland und dem Congostaatr abgeschlossenen AuSlieferungSverlrag. » -» » * Tie Teputirtenkammer in Paris nahm mit 406 gegen 3 Stimme» einen Antrag an, durch welchen der zwölfftüudigr Arbeitstag für die Beamten und Arbeiter solcher TranSport- uuterncl,inungen festgesetzt wird, die vom Staate, den De partements oder Gemeinden genebmigt sind. * Nack einem Pariser Telegramm richtete der Ab geordnete Millcvoye an LabouchLre, der die englische Ne gierung über ihre Abmachungen mit Italien befragt bat, ein offene« Schreiben, in welchem er ihm mittheilt, Prinz Napoleon habe ihm Ende de« Jahre« >890 in San
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