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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-08
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Krdaction und lkrprdition IohanneSgasse 8. Lprrchlluii-r» drr Nrdlirlio» Vormittag- 10—12 Mir. Nachmittags 5— 6 Uhr. 8>tr vir NUSg-ve -,n-Nancler Manuicnrle macht sich vir Revaciic» Nicht vrrdintUch. Annahme der sür die niichstsolgriide Nummer bestimmte» Jnicrntc a» Wochentage» bis 3 Mir Nachmittags, an Sonn- unv Festtage» früh bis' ,V Uhr. In drn Filialrn für Ins.-Annnßmk'. Ltt« Klrmm's Lortim. «Alfred Hahn), Universitälsstraße 1, Louis Lösche, Katharincnstr. 14, Part. und König-Platz 7, mir bis ,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnementspreis vierteljährlich 4>/, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Bringerlohn 5 Mk-, durch die Post bezöge» 6 Mk. Entmine Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung 60 Mk., mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Nrrlamrn nnter dem NedactionSstrich die 4b«spalt. Zeile 50 Pf., vor den Famil iennachrlchten die 6 gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets a» die t-ypeditio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuineramla oder durch Post» »achuahme. .W löst. MonLaß den 8. Juni 1891. 8ö. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Nachdem daS AuLtragcn und Behändigen der Steucrzcttel an diejenigen Beitragspflichtigen, deren Wohnungen hier bekannt bezw. bis jetzt zu ermitteln gewesen sind, erfolgt ist, ergeht nach dem 2. und 3. Absätze von 8. 46 deS Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmungen an alle diejenigen Beitrags- pflichtigen, denen der Ltrurrzettel bis jetzt nicht behändigt worden ist, hiermit Aufforderung, sich wegen Miltheilnng deS ErgebnisseS ihrer Einschätzung bei den betressenden Stellen unseres Steueramtes, und zwar: im Stadtbezirke Alt-Leipzig im Stadthaus, Lbstmarkt 3, Erdgeschoss, in den Stadtbezirken Leipzig-NrnSnilz, Leipzig-Auger- Crottenvorf, Leipzig-Thonberg und Lcipzig-Neu- rrndnit; bei unserer SteuerhebestcUe Lcipzig-Nrudnitz, NathhanS, in den Stadtbezirken Leipzig-Neustadt, Lcipzig-Nenschöne- keld, Leipzig-Potkmnrsdorf und Leipzig-SrUerhanic» bei unserer Steuerhebestelle im Nathhansc zu Leipzig- Volkinarodorf, im Stadtbezirke Leipzig-Vutritzfch im dortigen Nath- Vausc. im Stadtbezirke LeiPzig-GohliS im früheren ÜtemcinSc Amte daselbst. im Stadtbezirke Leipzig - Lindrnau , Leipzig - Plagwitz, Leipzig - vUcinzschocher und Leipzig - Lchirntzig im Rathhanse zu Lcipzia-Plagwitz und im Stadtbezirke Lripzig-vonncwitz und Leipzig-Lößnig im sriilicrcn Viemcindc-Amtc zu Leipzig-Connewitz, ohne weiteren Verzug zu melden. Wer sich nicht oder nicht rechtzeitig meldet, verliert daS Rcela malionsrcchl, da nach 8- 40 des bereits angezogeucn Gesetzes die dreiwöchige Reclamalionssrist für Diejenigen, denen der Steuerzettci nicht hat behändigt werden können, mit dem Tage der ersten Bekanntmachung gegenwärtiger Aufforderung zu lausen beginnt. UebrigeuS bezieht sich diese Aufforderung nur aus dir Steuer: Pflichtige», welche bei Ausstellung deS diesjährige» Katasters, d. i. im October und November vor. Jhrs. bereits hier, bezw. in den obengenannten Stadtbezirke» gewohnt haben, nicht aber aus die erst nach dieser Zeit hier zugezogenen steuerpflichtigen Personen. Gleichzeitig wird vorläustg und im Voraus aus die durch die Vergröberung der Stadt »othweudig gewordene tkrrichtnng einer RrstgrschäftSstclle hingewiesen. Diejelbe erhalt ihren Sitz in Alt- Leipzig im Sleueramle, Stadthaus, 2. Obergeschoß. Deshalb haben Alle, weiche die am 30. April, bezw. 15. Mai d. I. fällig gewesenen Steuern nicht bezahlt haben ober aus ergangene Mahnung ntcht sofort Zahlung tristen, gleichviel in welchem Stadtbezirke sie wohne», ihre Stcucrrestc an die vorbezeichnete Resl-HcbesteUe zu zahlen. lieber den in Kurzem bevorstehenden Zeitpunct des Beginnes der Thätigkeit der Rest-Hebestelle erfolgt noch besondere öffentliche Be kanntmachung. Leipzig, den ö. Juui 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Koch. Bekanntmachung. Tie Herstellung des GaSrohrnetzes für die Ltadtthcile L.-Schleunig und L -Ulcinzjchocher soll demnächst in Angriff geiiommc» werden. Wir ersuche» hierdurch diejenigen Bewohner der genannlen Siadt- thcilc, welche Gas zu Bcleuchtungszwecken, zum Heizen und Koche», zum Moiorenbctrieb u. s. w. abnehmeu wolle», die ersorderliche Anmeldung bis zum l. Jnli dieses Jahres in der Geschäftsstelle der städtischen Gasanstalten Leipzig, Nitterstrasze Nr. 6, Theatrrpassage, zu bewirke». Bei rechtzeitiger Anmeldung tritt eine Ermäbigung der Nnschluß- kosteu je nach der Weite des Zusührungsrohrcs ein. Leipzig, den 6. Juni 1801. Tie Trputatio» ScS Nathö der Stadt Leipzig z» de» Vlasanstaiten. 2 LoMtll mit guier Handschrift, der Stenographie mächtig, werden gegen eine anfängliche Vergütung von jährlich 450 ./t zum sofortigen Antritt gesucht. Stadtrath zu Frctberg. I)r. Böhme. Fhrg. Leipzig, 8. Juni. * Die Gewerbeordniingönovclle tritt bekanntlich in der Hauptsache am 1. April 1892 in Kraft. Da in derselben dem BundcSratbe verschiedene Befugnisse zur AuSnabmc- rcgelung für bestimmte Fabrikalionszwcige gegeben sind, so beschäftigt man sich jetzt in den bctheiligtcn Ressorts eifrig mit der Ausarbeitung der ;n diesen Vorschriften nöthigcn Unterlagen. Unter den Arbeiten nimmt die Revision der snr die jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen in einzelnenBetricbSarten bereits bestehenden Sonderbestimmungen und deren Anpassung an die durch die Novelle getroffenen Aenderungen einen breiten Raum ein. Solche Bestimmungen sind erlassen snr die Wal;- und Hammerwerke, die Glashütten, die Spinnereien, die Steinkohlenbergwerke, die Drahtziehereien mit Wanerbetrieb. Bleifarben- lind Bleiruckeciabriken. Künd- Bekanntmachung. Zur Ausstellung deS städtischen Grundsteilerkatasters für die Jahre 1892, 1893 und 1894 für Alt-Lrivzig haben Diejeiiix welche innerhalb dieses Stadtbezirks ein Grundstück besitzen, bezw. durch ihre Stellvertreter, von ihren Grundstücken und deren Zu> behörungen an Höfen, Gärten, Plätzen, einschließlich der zum land, wirthschaftlichen oder einein sonstigen Gcwerbebclriebe benutzlen Aecker, Wiesen und sonstigen Flure», sowie einschließlich der mit dem Grundstücke verbundenen Wasserkraft, alle Micth-, Pacht: oder Nutzungserträgniflk, sonne bei leerstehenden oder vom Eigenthümer selbst oder für dessen Rechnung benutzten Räumen die Mietbwerthe nach den Jahren 1880, 1800 und 1801 und die zu deren Beurtheiluug dienenden Thatsochen anzugeben und sich dabei der zugefertigten Formulare zu bedienen. Diese Ertragsverzeichnisse sind auSgrsüUt spätestens binnr» 14 Tagen von deren Zufcrtignng an gerechnet in unserem Stadt-Sleuer-Amte, Stadthaus, Lbstmarkt Nr. 3, 111. Geschoß, Zimmer 140, entweder persönlich oder durch Personen, weiche zur Berichtigung etwaiger Mängel genaue Auskunft zu geben im Stande sind, wieder einznreichen. Ttr Unterlassung der Ausfüllung, sowie die Versäumnis; der vorgedachtrn Frist zur Wirderetnreichnug der vrtrags- verzeichuissc zieht eine Geldstrafe dis zu »0 Mark nach sich. Die aus den Formularen abgcdruckten allgemeinen und sonstigen Bestimmungen sind auf das Genaueste einzuhaltcn; denn die ein> gehenden Ertragsverzeichnisse werden sorgfältig geprüft und die- leniacn, welche sich dabei als undeutlich geschrieben oder nicht vorschriftsmäßig ausgefüllt deranSsteUen, werden vorbchältlich der i-tnziehung der verwirkten Strafe zur Neuanfertigung, bezw. Abänderung zurückgegeben. Sollten bei einem Grundstücke die zugefertigten Formulare nicht auSrriche», so können noch weitere dergleichen bei oben, genannter Annahmestelle in Empfang genommen werden. Leipzig, am 5. Juni 1891. Tcr Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Verpachtung. Die diesjährigen LbstttNNittigc» aus der Mockanrr Chaussee vom Magdeburg.Leipziger Bahnübergänge bis zur Flurgrenze der Pctzschcr Mark, auf der Tclitzschcr Straszc vom ehemalige» Ehaujsechause bis zum Ucberaange der Magdeburger Bahn, aus der äuszercu HaÜrschc» Straszc von der Wilhelmstraße in Leipzig-GohliS bis an den Uebergang der Thüripger Bahn, auf der Canal- und Liudeuauer Straszc in Leipzig . Plagwiy und Albcrtstrasze in Leipzig-Piagwitz-Lnidenau von der Turnerstraße bis zur Friedrich August-Straße, aus der ttznnvorfer Straszc in Leipzig-Lindenau bis r Leutzicher Flur, aus der Bornaschrn Straszc Leipzig-Connewitz bis an den Uebergang der Sächsisch-Bayerischen Tlaatsbahn. auf der Nritzrnhaincr Straszc von der Straße zum Süd friedhoi ins zum Hochbehälter de« Wasserwerkes, und auf der Wurzencr Straszc in Sellerhausen bis zum lieber gang der Verbindungsbahn zur sollen IS.. TonncrStag, den 11. Juni ds Vormittags 10 Uhr in den früher als Meldeamt benutzten Räumen, Rcichsstraszc Nr. 3, 1. Obergeschoß, unter den im Versleiaerungslerminc de- könnt zu gebenden Bedingungen an den Höchstbittenden verpachtet werden. Leipzig, am 5. Juni 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. I«. L91S. vr. Georgi. Größe!. mit Wasserbetrieb, Bleifarben- und Bleizuckerfabrikcn, Zünd hölzcrsadriken, Gummiwaarciisabriken und andere Fabrikaiions zweige. Um nur ein Beispiel anzusühren, ist durch den bis vcrigcn ts. I39a der Gewerbeordnung dem Bundcsratbe gestattet gewesen, für Spinnereien Ausnahmen von den all gemeinen Vorschriften über die Dauer der Beschäftigung der jugendlichen Arbeiter bis zu 66 Stunden wöchentlich zu ge statten. Es enthält denn auch die Verordnung für Spinnereien vom 20. Mai 1879 die Vorschrift, daß die tägliche ArbeilS- eit bis zu l l Stunden gestaltet ist. Nach dem L-der Gewcrbcordnungönovclle ist diese AuSnalmicbcsugniß des Bundesralhö derart beschränkt, daß er nur für Ziegeleien eine längere als 60stündige wöchentliche Beschäftigung der jugendliche» Arbeiter zulasten darf. Ebenso wie mit den jugend lichen Arbeiter» verhält cS sich mit den Arbeiterinnen. Viele tcr oben erwähnten BundesrathSverordnunacn beziehen sich gleichzeitig auch auf die Arbeiterinnen. Bei den letzteren bandelt cS sich außerdem aber »och um die Festsetzung der Ausnahmen von den durch die Novelle getroffenen, völlig neuen Vorschriften über die elsstündige Maximalarbeitözcit und daS Verbot der Nachtarbeit für solche Betriebe, in denen regelmäßig zu gewissen Zeiten des Jahres ein vermehrtes ArbeitSbedürfiiiß eintrilt. Die Arbeiten sind so complicirt und umfangreich, daß sie noch eine längere Zeit in Anspruch nehmen werden. Jedoch ist gegründete Aussicht vorhanden, daß die auf ihnen aufzubauenden Verordnungen vor dem Tage deö Inkrafttretens des größten TheilcS der Gewerbc- ordnungSnovelle, dem 1. April 1892, werden veröffentlicht werden können. Dem preußischen Abgeordnetenhansc soll außer einem AnSsührungSgesetz zum Gewerbcgcrichtsgcsetz auch noch ein Gesetzentwurf über Wegebau zugehen. * Im preußischen Abgeordnetenhause hat am Sonn abend unter Vorsitz deS Ministerpräsidenten v. Eaprivi eine Sitzung deS Staats Ministeriums stattgesundcn. Es soll sich dabei um die Stellung zu dem freisinnigen Antrag auf Vorlegung des Materials in der Getrcidezolljrage gehandelt haben. Es scheint, daß die Negierung einer Veröffentlichung dieses Materials, soweit es nicht vertraulicher Natur ist, nicht abgeneigt ist. * Die „Nationalliberalc Corrcspondenz" schreibt: Nach der Ansicht einflußreicher Herrenhausmitglictcr ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunchmcn, daß daS Herren bauS der Lankgemeintcorennng in der vom Abgeordnetenhause deschtostcnen Fassung zustimmen oder schlimmstcnsalls nur unerhebliche Aenderungen vornehmen wird, die dann unbedenk lich die Gutheißung tes Abgeordnetenhauses finde» könnten. Tie Taktik der Eonservativen bei der Ablehnung dieses Gesetz cnlwursS auS nichtigen Gründen soll auch in Herrenhaus kreisen viel Befremden erregt und Mißbilligung gefunden haben. Za selbst in der eonservativen Partei des Abgeordneten hauses sollen hinterher starke Zweifel aufgestiegen jein, ob die Führung deS Herrn von Ranchkaupi in diesem Fall, wie in so manchem anderen, eine glückliche und richtige gewesen sei. Kommt der Gesetzentwurf mit Aenderungen des Herrenhauses »och einmal an das Abgeordnetenhaus zurück, so erscheint cS nicht ausgeschlossen, daß ein Theil der eonservativen Fraction sich eines Besseren besinnt. * Tie Organe der EcntrumSpartei sind mit der Ent scheidung der Regierung in tcr Frage der Gctreidezölle einverstanden. Die „Kölnische Vollszeilung" erwähnt daS Gerücht, daß im Staatsministcrium angeblich auch eine Stimmung zu Gunsten einer Suspension tcr Getrcidezölle vorhanden war, und fügt hinzu: „Wie eS heißt, sollen schließ lich die Eindrücke, welche der Kaiser bei seinem jüngste» Besuch in Ostpreußen von der Lage der Landwirthschast ge Wonnen har, mitbestimmcnd für dir Stellungnahme der preußischen Regierung gewesen sein." * Zn der letzten Nummer ist eine- Gerüchte- bezüglich der Wicderbesetzung der vacanten Oberpräsidien Er wähnung gethan. Vielleicht bezieht sich dasselbe auf eine in parlamentarischen Kreisen verbreitete Annahme, wonach das Oberpräsidiuni der Provinz Westpreußen dem StaatS- minister a. D. Hob recht angetragen sein soll. * Innerhalb der Kricgervereine macht sich schon seit einiger Zeit eine lebhafte Bewegung zur Abänderung der Statuten der einzelnen Vereine geltend. Diese Bewegung dürfte ihren Abschluß in der Festsetzung eines NormalstalutS gesunden haben, welches der deutsche Kricgerbund ausgestellt und dem preußischen Staat-Ministerium übermittelt hat. Nach einem darauf ergangenen Bescheide haben sich der Minister des Innern und der Kricgsministcr nach Vornahme einiger, jedoch nickt grundsätzlickcr Abänderungen einverstanden unk bereit erklärt, daö Statut durch amtliche Organe zu ver öffentlichen. TieS Statut bleibt maßgebend für neue Vereine und für Abänderung der Satzungen der älteren Vereine. ES ist darin vollständig Raum gclasjcn, um einzelne» Vereinen zu ermöglichen, örtlickcn Verhältnissen entsprechend, Sondcr- bcstimmungen anzunchmen. * Der zum 1. October bevorstebende Rücktritt deS zweiten Bürgermeisters in Berlin, Geh. Rcgicrnngörath Dnncker, bedeutet für die RcichShanplstadt einen scbr großen Verlust, der um so fühlbarer werden wird, als auch der Rücktritt des demnächst sein 70. Jahr vollendenden, vielfach kränklichen Oberbürgermeisters v. Forckenbeck nicht unwahrscheinlich ist. Herr Tunckcr, ein geborener Berliner, gehört der Stadt verwaltung seit nahezu 50 Jahren an. Ihm ist zu einem großen Theile der Aufschwung der slättiscken Verwaltung zu verdanken, deren fester Rückgrat er seit so langen Jahren war. Er hat sich nie um die Gunst der Masten dewordcu, erfreut sich aber trotzdem in den weitesten Kreisen unbestrittener Hochachtung und Anerkennung. Trotz seines hohen Atters hat er sich große körperliche und geistige Rüstigkeit bewahrt; ein würdiger Ersatz wird für ihn sehr schwer zu finden sein. * Die acht socialdemokratischcn Volksversamm lungen, welche in Berlin zum Protest gegen die Ge trcidezölle abgehallcii wurden, baben den programm gemäßen Verlaus genommen. Die Versammlungen waren alle überfüllt unk Viele, die lhcilzunehmen wünschten, fanden leinen Zulaß mehr; freilich mochten sich unter den Theil- nehmcrn auch viele Angehörige anderer Parteien befinden. In Berlin sind bei den jüngsten Wahlen etwa 130 OVO social demokratische Stimmen abgegeben worden; da ist es freilich nicht zu verwundern, daß acht starkbesuchte Versammlungen bei einer so populären Tagesordnung und bei Heranziehung der erste» Redner der Partei zu Stande kommen. Die Reden der Parteiführer enthielten nichts, waS bei der gründ lichen Erschöpfung dieses Themas ein besonderes Interesse erregen könnte, die „einstimmig" beschlossenen Resolutionen waren überall gleichlautend. Die Versammlungen nahmen natürlich die Ausfälle der Redner gegen die heutige Wirth schastspolitik mit um so lauterem Beifall auf, je kräftiger sie waren. Bei alledem aber konnte man nicht den Eindruck gewinnen, daß eS fick hier um eine unwiderstehliche, urwüchsige Knntacdung deS Volk« handle; die künstliche Mache und Hetze ließ sich nicht verkennen. Ein wirklicher Nothstand findet doch einen anderen Resonanzboden. * Die ReichStagöwahl in Eassel an Stelle deS Herrn von Weyrauch ist nunmehr auf den 16. Juli anberauml. Ernstlich in Betracht kommen nur die Eandidalen der Nationalliberalen, der Antisemiten und der Socialtcmokraten. Eine Stichwahl wird für unvermeidlich gehalten und an dev ielben werden jedenfalls die Socialdemvkraten theilnebmcn. Unsicher ist, welcher andere Eandidat mit ihnen in die Stich wähl kommt. Wer die Gefahr vermeiden will, daß Eassel an die Antisemiten oder Socialkcmokraten fällt, hat die Pflicht, chon im ersten Wahlgang sür den nationalliberalen Candibaleu zu stimmen. * Auf dem südwestdeutschen Parteitage der deutsch lreisinnigen Partei zu Frankfurt a. M. hat Abgeordneter 1>r. Bamberg er die Meinung ausgesprochen, daß das Eentrum ebenso wie andere Parteien einer Umwandlung entgegengehen, da es unmöglich sei, daß die Angelegenheiten eines großen Reiches ferner wie bisher nach cvnsessionellen Rücksichten entschieden würden. Soll diese Erwartung sich erfüllen, dann wird aber insbesondere auch die freisinnige Partei dem Eentrum gegenüber eine andere Haltung ein nehmen und nicht dazu beitragen müssen, daS Eentrum von einem Sieg zum andern zu führen und damit recht eigentlich in die Rolle einer ausschlaggebenden Partei zu bringen. Im preußischen Abgeordnetenhause ist Niemand so entschieden sür die Ausanlworlung des katholischen Sperrfontö eingetreten wie die freisinnige Partei, und im Reichstage möchie, wenn cS zur Abstimmung über die Wiederzulassung der Jesuiten in daö Deutsche Reich kommen sollte, die freisinnige Partei den Ausschlag dafür geben. Das sind nicht die Mittel und Wege, um dein Eentrum die Nothwendigkeit einer Umgestaltung klar zu machen. eiben den Großcordon des OSmanicordenS. Nach dem Empfang gewährte der Sultan dem Botschafter von Nadowitz eine Privataudienz, in welcher er seinem Schmerz über den Vorfall bei Tscherkcßkoi und der Hoffnung auf baldige Befreiung der Gefangenen Ausdruck gab, iowie Maßregeln in Aussicht stellte, welche die Wieder holung derartiger Ereignisse uiiinöglich machen sollen. Der Botschafter dankte dem Sultan für seine Tbeil- nal»iie und Bereitwilligkeit, daS Leben und die Bc- reiung der Gefangenen zu sichern, deren Geschick nicht nr von Deutschland, sondern von ganz Europa mit banger :heilnahine verfolgt werde. Er (der Botschafter) boffc glcich- alls, daß der Sultan in seinem anerkannten Bestreben, die Türkei auf die Höhe der übrigen Eulturstaatcn zu erheben, die Wiederkehr von Ereignissen solcher Art verhindern werde. Dem Selanilik hatte der Botschafter v. Nadowitz nicht bei- gcwohut. Nack dem deutschen Botschafter wurde der russische >otschafler, Nclidoff, empfangen, der dem Sultan seinen Dank für die il»n verliehene» Brillanten zum LSmanicorden, welche der deutsche Botschafter, v. Nadowitz, und der öster reichisch-ungarische Botschafter, Freiherr Ealice, seit längerem besitzen, ahzustatlcn. * Rach Melkungen auS BucnoS-AyreS hat die Kammer eine Resolution angenommen, in welcher die Regierung auf- geforderl wird alle Veruntreuungen von fiScalischen Geldern äreng zu verfolgen. — Tcr obere Eolonialrath bat cndgiltig einen Gesetzentwurf betreffend die Eolonialgesellschasten sest- aestellt, »ach welchem die Regierung dringend zur schleunigen Organisation vonEolonialgeseUschaftcn aufgefordrrtwerdeusoll. * Ter Entwurf eines neuen AnarchistengesctzcS für Oesterreich faßt jene Vereine, Versammlungen und Truck schristen ins Auge, bezüglich welcher „durch Tbatsachcn die Annahme gerechtfertigt ist, daß sie solchen socialistischen Be strcbungen dienen, welche ans den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung gerichtet sind" Tic Strafbestimmungen deS Entwurfs sind sehr scharfe, die Dcfiiiirung der zu ahndenden Testete eine schwankende, fast Alles dem freien Ermessen des Richters anbeimgebente, und die Geltung des Gesetzes soll nicht, wie im Entwürfe von 1886 vorgesehen war, eine zeitlich — auf fünf Jahre — beschrankte, sondern eine dauernde sein. * In der italienischen Kammer gab bei Berathung deS Gesetzentwurfs, betreffend die Einstellung einer außer ordentlichen Ausgabe von 8600000 Francs in daS Budget des KriegsministcriumS der Cchatzminister Luzzatt einen kurzen Ueberblick über die finanzielle Lage deS Landes Tcr Minister hob hervor, daß Dank den iin Voranschlag für 189l/92 vorgesepenen Ersparungen i» der Höbe von 46 Mill und Tank der Herabsetzung der Ausgaben sür Eisenbahn bauten auf 50 Millionen jährlich der Fehlbetrag sich au 5 Millionen retucire. Dieses Ergebniß sei erzielt worden trotzdem in dem Voranschläge die Einnahmen um 37 Millionen niedriger angesetzt und die neuen Forderungen für außer ordentliche militairische Zwecke, sowie für Amortisationen vorgesehen worden seien. Bei der Ncuausstelluiig des Budgets sür 1891/92 habe die Regierung die Verpflichtung über nommcn, durch Ersparungen und organische Reformen den »och vorhandenen unbedculcndcn Fehlbetrag zu beseitigen Schließlich betonte der Minister, daß sür jede neue Ausgabe neue Einnahmen vorgesehen werden müßten. * Tic „Agencr balcanique" erklärt gegenüber anderen ZeitungSmeltungeii, daß der Aufenthalt deS Generals Brialmont in Sofia nur ein gelegentlicher gewesen sei Der General habe hier, auf der Durchfahrt nach Konstanti ncpel begriffen, gleich anderen Fremde» die Schlachtfelder deS russisch-türkischen Krieges besucht. * Der Sultan empfing am Freitag nach dem Selanilik den StaatSsecretair vr. von Stephan und überreichte dem Neues Theater. Leipzig, 7. Juni. Die gestrige Aufführung' von Shakespeares „Romeo und Julia" erfreute sich eines an dauernden Beifalls, dem sich auch die Kritik in der Haupt- ache anschließcn kann. Tie Träger der Hauptrollen, Frl. Immisch als Julia und Herr Alesandcr Barthel als Romeo, hatten einen vollen, künstlerischen Erfolg zu ver- jeichnen, und Frl. Immisch wurde mit wohlverdienten vordrer- »nd Blumenspcnvcn geehrt. Wenn Künstler unv Künstlerinnen mit drei- und fünfmaligem Hervorruf bedacht werden, so ist daS bei unserem Tycatcrpublicum, bei welchem man sich zur Zeit über allzu intensiven Enthusiasmus nicht beklagen kann, ein Beweis, daß sie tiefen Eindruck erregt haben. Herr Alexander Barthel vom deutschen Theater in Berlin ist den Leipzigern nicht unbekannt. Man bat ihn hier wiederholt bei den Gastspielen der „Meininger" gesehen. An- iänglich noch mit Joseph Kain; alternirend, wurde er bald die erste Kraft in seinem Fach bei den Wandergastspielen der „Meininger" und errang sich in Rollen, wie Marc Anton, Herzog Orsino, Bassanio, Pctrucchio, Fiesko, KosinSky, Liouel, Leiccster, Max Piccolomini, Mortimcr, Rukcnz, Iaromir in Grillparzer s „Ahnsrau" u. s. w., aller Orlen vie Gunst des Publicumö. Sein Romeo war u»S neu, aber wir freuen uns dieser Belanntschast. Die Verkörperung der Rolle durch Herrn Barthel war eine deS großen Briten würdige. Eine echte und edle Romeo-Gestalt, mit einem fein geschnittenen Gesicht, leuchtenden, feurigen Augen und ritterlichem Adel in Sprache und Haltung stand vor uns. DaS Ebenmaß der Bewegungen mußte ebensosehr wie der Wohllaut deS Organes seine Wirkung ausüben. Zwar hat das letztere nickt die bestrickende Weichheit der MatkowSky'schen Stimme, aber Herr Barthel verfällt auch nicht in den Fehler Mal- kowöly'S, an den er sonst vielfach als Romeo erinnert, auf Kosten der Dichtung mit der Schönheit deS Organes zu spielen. Leider wurde die berauschende Schönheit der Diction oft durch eine athcmlose Hast beeinträchtigt, so daß die Verse nicht immer zur Geltung kamen. DaS ist um so bedauerlicher, als sich ihnen der Lyriker Shakespeare in seiner vollen Größe zeigt. In der Scene am Balcon loderte sinnliche Gluth empor, und wie sehr daS Publicum in dieser Scene gepackt wurde, geht schon daraus hervor, daß der kleine Unfall, der Herrn Barthel widerfuhr, den Zauber der Stimmung nicht trüben konnte. Frl. Immisch vereinigte als Julia keusche Innigkeit und warme Leidenschaft zu einem Ganzen. Daö Träumerische der Julia hat nichts gemein mit dem Traumleben einer Thekla. Sinnliche Leidenschaft beherrscht eS, die Leidenschaft der Südländerin. Das hatte Frl. Immisch wobl beachtet, und die Scene, wo Julia von der Amme die Hiobsposten in Empfang nimmt und in Verzweiflung auSbricht, batten eine erschütternde Wirkung. Störend war, daß der Flüster ton von Frl. Immisch zuweilen so stark gedämpft wurde, daß die Worte deö Dichter- verloren gingen. Alles in Allen war ihre Julia aber eine würdige künstlerische Leistung. Die Amme Juliens, einst eine Glanzleistung deS Fräulein Blumaucr, und nach ihr der Frau Baumeister, wurde von Frl. Lautcrbach mit binreichender Komik dargestellt. Hcrvcr- aebobcn seien weiter als lobenSwerthe Leistungen der burschikose Mercnlio deS Herrn Hänseler, der rauslustigc Tybalt deö Herrn Mattbaeö, der unS allerdings noch etwas zu edel gehalten erschien und zu wenig vom Renommistenthum turchblicken ließ, der biedere, hilfsbereite Bruder Lorenzo de« Herrn Adolf Müller, tcr polternde Eopulct des Herrn Borchcrdt und der Gras Paris des Herrn Matthias. Ter Prinz von Verona ist nur Folie. Als solche mußte sic aber imposanter wirken, als die« bei Herrn Krause der Fall war. Hermann Pilz. Generalversammlung des Pestalozzi - Stiftung - Vereins. G Leipzig, 7. Juni. Tie gestern Abend im Pestalozzislift abgehaltene Generalversammlung de- Vereins der Pestalozzi« Sliilung wurde vom Vorsitzenden, Herr» Professor 1>r. Hosmann, mit einer bcrzlichen Begrüßung der erschienenen Mitglieder eröffnet. Im Anichluß hieran gab der Perr Vorsitzende eine Uebersicht über die Thätigkeit und Wirksamkeit des Verein-, die im vergangenen Jahre ganz besonders dem VergrüßerungSbau und der Neueinrich- tung der Anstalt galt. Hierbei »ahm Herr Professor Hofmann Gelegenheit. Herrn Direktor Demuth sür seine Hingebung und große Um'icht bei Beaussichtigung de- Baues unv der Leitung der Einrichtung Tank und Anerkennung auszusprechen. Gleichzeitig wurde vom Herrn Siedner betont, daß mit der neuen Einrichtung der Anstalt eine Hebung derselben sich gezeigt habe, da derselben immer mehr Schüler zugesiihrt worden seien. Hieraus berichtete Herr Tirector Demuth über die Bewegung der Anstalt. In knappen Zügen führte derselbe die Entstehung-- und Entwickelung-« geschieht« der Anstalt vor. Ganz besonder- wie» der Herr Redner
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