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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-20
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1891
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Lk-iktiorr »ad Lrprdilion Johan»e«gcisse 8. Sprechstunden der Nedacliou Vormittag« Iv—12 Udr. Nachmittag« b— 6 Uhr. «Ar »I« Mt«»»»« e>a,,t«n»»r Vt-nulrrwl, m,»l ych »k R«»»clc»« aichl »krdmkUch. »e» f»r »tr nichstsolgrnde R«m«»r 8eftt»«trn Inserate an rSachenta,»» »t« S Uhr Nachmtkiag», «» Tau»- und Festtagen früh bi«' Uhr. 2a den Filialen für Ins.-Ännaßme. Ott« Me»«'« Corttm. tAlfre» Hatzu), Uaiv«rsttLt«strabr 1, Laut« Lösche» Kathartueustr. 14, part. und KSuigsplah 7» uur bl« '/,» llhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. MbonnemeirtAh»E<^D vierteljährlich 4»/, Mk. in Alt-Leipzig, tncl. Bringerlohu 5 Itt., durch die Post bezogen 6 M. Einzelne Nru. ull Vst Beiegerenlplar 10 Ps. Gebühren für Extrabetl»««» (in Tageblatt-Format aeialzti «hnc Postbesürderung 80 VÜ. Mit Poslbefürdaruag 70 Mi. Inserate 6 gespaltene Petitzeile >0 Pf. Größere Schriften laut uns. PreitverzeichniN. Tabellarischer u.Zisserasatz »ach h«h«» Larff. fl ec lamen unter dem Redacttousstrich dt« 4a«tp>kt. Zeit« OoVl,vor den yamtlteuaachrrcht«» di« Sgespalten» geile 40 Pf. Inserat« sind stet« an dt« Vrpevma« z» ieadea. — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung praoumnornnil» oder durch Pvst- Nachnahme. M. Mittwoch den 20. Mai 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Viebstahls-Sekanntmachnng. Gestohlen umrde» laut hier erstatteter Anzeige: 1) rin« stlderne Cylinderuhr mit Gchlüsselaufzug und den auf der Rückseite eingekriyelten Buchstaben v.", mit anhüngender großgliedriger silberner Kette, vom 10. bi« 11. d. M; 2) eine goldene Tameii-Chltnder-Remantotr-Uhr mit ein. gekritzelter Reparatur-Nummer 14 372, kranzartig gravirter Rück seite und anhSngcuder kurzer vergoldeter lltheiliger Mette mit Kugeln, Mitte Mürz d. I.: 3) ein graue« Iacket und eine ebensolche Weste» eine schwarz« Kammgarnhose, 2 Paar graue Hosen, ein Paar Lackstiesel« auf Leisten, ein braunes Ledertifsen mit gelbgestickleni Mono gramm „bl. k." und ein Larton mit versch. Wäschestücke», am I. April d. I.; 4) ein Iacketannig von braunem mit weißen Carrss versehenen Kammgarnltvjs, ein Iackrtanziig von schwarzem mit blauen Earrts versehenen Kammgarnstoff, eine gelbseidene Weste, eine Hose von braunem gestreiften Kammgarnstoff, eine Hose von dunkelgestreistem Kammgarnstoff, ein brauner Louimerüberzieher mit gestreiftem Wollatlaksuiter und Stoffhenke!, ein Sommerüberztrhrr von grauem Tricotstvff mit hellgestreiftem WollatlaSfntter, Stoffhenkcl und verdeckter Batterie, und 2 grau« steife Ftlzhüte, vom 10. bil II. d. M. Nacht«; k) ein knabrn-Anzug von Hellem Buckffin mit grauen Ntlat- ausschlägen, am 12. d. M.; 6) «ine neue Hose von grau- und braungestreistem Stoff mit gelben Patentknöpsen, ein Paar neue Herren-Ltiefrlettki« mit Gummieinjatz und Tuchbesatz und ein Iacket und eine Weste von grau- und schwarzgefprisseltem Stoff, am 5. d. M.; 7) rin Hmivwagcit, ziemlich groß, Lrädrig, aus Federn, schwarz gestrichen, mit geschienten Langbümnen, vom 9 bi« 10. d. M.; 8) ein sogen. Adler-Rover mit der Bezeichnung „Allier 0." in Goldbuchstaben, ferner mit der Firma „Usinrieh Xle/er, b^rank- kurt a,Ll." und „0. k". Lule, l-eipriL" und mit der Abbildung eine« Rade« und fliegenden Adler«, sowie mit der Fabriknummer 6450, am 13. d. M.; 9) ein Blattmöiich (Singvogel), vom 11. bi- 12. d. M; 10) ei» lebender schwarer Hahn und 5, lebende Hühner (reb- huhnsarbige sogen. Zwerghühner), vom I I. bis 12. d. M.; 11) eine silberne A»rre-Nrmontotr-Uhr mit Goldrand und Secunde, Fabriknummer 43,068, einem eingravtrten T. und an hängender schwacher langgliedriger Nickelkettr» am 16. d. M.; 12) ein Iackctaitjitg von graubraunem Stoff, am 14. d. M Abends; 13) ein Lommerübcrzieher von graublauem glatte» Stoff mit granein Schoß- und schwarz-roth und geibgestreiitrm Aermel- futter, Perlmutterknöpfen und einem Henkel mit der Firma: „kl. Struoknmnn, I>npri>l , und ein ichwar,ledernes Cigarre« - Etui mit Silberbeschlag und rothem Futter mit den in Gold eingesttcktrn Buchstaben „11. Ü.". am 16. d. M.; 14) ein Iacketaiizug au« dunkclearrittem Stoff und «in Paar kalblederne Stiefeletten, am 16. d. M.; 15) eine schwarze Kai»mgarnhose nnd Weste, »in schwarzer Frallenhut mit weißem Band und ein schwarze» Tameitkleid mit grau- und schwarzcarrirtem Einsatz, am 17. d. M.; 16) ein brauner Sommerüberzteher, säst neu, mit braunem, gelblich gestreiftem Futter, ein schwarzer Filzhut mit flacher Krempe und blauem Futter mit der Firma: „Ltrnuck - Tbonderg;", ein Regenschirm mit schwarzem Bezug und gebogenem Hellen Holzgriff mit Quasten, sowie ein Cigarren - Etui mit Stablbiigel und inwendig mit Blumenstickerei und eingeslickter Jnschrfft: „tluäeolien", am 17. d. M. Abend«; 17) ein L«-Piccolo, gez.: „19. 8. R", am 18. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter sind »»gesäumt bet »nsrrer Lriminal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, Len 18. Mai 1891. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I» Stellvertretung: vr. Schmid. D. Lekanntniachung. Donnerstag, den 21. d. M„ vormittag» 10 Uhr soll au hiesigem Magdeburger Bahnhofe ein« Ladung Äraukalk von an- nähernd 200 Centnern für Rechnung dessen, den es angeht, öffent, lich meistbietend unter den im Termin« bekannt zu gebenden Be dinguugen verkauft werden. Tie Königliche vüter-Adserttgung-stelle. Znm 25jährigen Regierungsjubilaum König Karol's I. von Rumänien. DaS Regierungsjubiläum König Karol's fällt mit dem Tode Ivan Bratiano'«, des langjährigen Ministerpräsidenten des Fürsten und nachherigen König« von Rumänien, zusammen. Diesem Manne bat der König viel zu verdanke», er hat die Pacteilcitcnschaftcn zu bändigen vermocht bis zum Tode Kaiser Wilhelm s l., dann suchte siH die Partei Carargiu der Herrschaft zu bemächtigen, und eS war« ibr vielleicht gelungen, wenn der König den Anmaßungen der Partei nicht mit Ruhe und Festigkeit entgegen getreten wäre, ohne die Heraus forderungen Cataraiü's mit gleicher Münze zu bezahlen. Am Tage nach der Rückkehr deS Königs aus Deutschland, am 26. März 1883, zugleich dem Jahrestage der Erhebung Rumäniens zum Königreich, veranlaßte Eatargiu eine Kund gcbunz gegen den Minister Bratiano und suchte mit seinen Partei genossen eine Audienz beim König zu erzwingen. Dieser ließ durch den Gcneradjutanle» erwidern, daß er sich keine Audienz ab< „öthigen lasse, und daß die Herren nach Hause gehen möchten da er im Begriff sei, sich mit der Königin zu Tisch zu begeben Eatargiu erklärte jedoch, daß er aus sofortiger Erthcilung der Audienz bestehe und daß er mit seinen Begleitern das Schloß nicht eher verlassen werde, als bis ihrem Verlangen gewill fahrt sei. Inzwischen wurde der Platz vor dem Schloß von Gendarmen geräumt, und Carargiu sah sich genöthigt, mit seinen Freunden das Schloß zu verlassen, ohne seinen Zwec! erreicht zu haben. Den AuSgangSpunct der damaligen Be wegung bildete die Kammersihung vom 22. März, in welcher das Mitglied der Opposition Blahremberg eine deutschfeindliche Rede hielt und behauptet, daß Bratiano die rumänische Armee zu einem Theile der deutschen gemacht habe. Bon dem Bund- »iß zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn sagte er, da > e» nur gegen Frankreich gerichtet sei, und verwabrte sich en, dag Rumänien an der Brrnichtung der französist da ... . . » . - , . iation mitwirke, die da« Haupts und die Seele aller Hau lateinischen Raffen bilde. Minister Bratiano erwiderte, daß Deutschland selbst an den nationalen Sympathien Rymäuiens sür Frankreich keinen Anstoß nehme. Aus eine an den deutschen Reichskanzler gerichtete Anfrage habe di«ser dem Rinister den Bescheid gegeben: „Wenn ihr Frieden wollt, cid mit unS, wenn ihr Krieg wollt, gebt mit andern". Dratiano konnte sich aber nicht kalten, er mußlc der Opposition weichen und am 4. April stellte sich ein Ministerium vor, dessen Vorsitz Rosetti führte und in welchem Carp das Ministerium deS Auswärtigen übernahm. Diese Vorgänge sind so charakteristisch sür die Anstande n Rumänien, daß wir sie zur Einleitung sür die Worte wählten, welche dem König Karol zu seinem heutigen Ehren tage gewidmet sind. Dir Schwierigkeiten, mit welchen König Karol zu kämpfen hat, sind damit gekennzeichnet, daß er nach 22jähriger Regierung der Möglichkeit, zur Abdankung genöthigt zu werden, nahe stand, und daS nach einer ruhmreichen Vergangenheit, innerhalb deren er Rumänien nicht nur die Unabhängigkeit von der Türkei erkämpft, andern eS auch zum Königreich erhoben hatte, und zwar auf Grund von Leistungen, welche nicht nur in Rumänien, sondern in der ganzen Well Anerkennung gefunden haben. ES besteht rin großer Unterschied zwischen der Ber- 'rngenheit der Fürstenthümer Moldau nnd Walachei als asallenstaaten der Türkei und der Entwickelung, welche das unter Fürst Kusa am 8. December 1861 auS beiden Staaten vereinigte Rumänien seit dem 20. Mai 1866, dem Tage der Ankunft des Prinzen Karl von Rumänien, in Turn Severin genommen bat. AlS einen noch in den Anfängen der Civilifalion begriffenen unfertigen Basallenstaat bat Fürst Karl Rumänien vor 25 Jahren übernommen, und beute ist eine Organisation geschaffen, welche ihre Widerstandsfähigkeit nach außen schon cm Jahre 1877 glänzend bewährt hat, wahrend freilich die im Innern vorhandenen Hindernisse einer regelmäßigen und gcdeiblichen Fortentwickelung zu einem modernen Perfassungsstaat noch nicht überwunden werden kouule». Immerhin liegen Anfänge vor, welche zu guten Er wartungen sür die Zukunft berechtigen, wenn sie auch nicht binreichen, um die Selbstständigkeit deS jungen Königreichs Ür alle Zeiten sicher zu stellen. Rumänien theilt das Schicksal aller Balkanstaaten, der Zankapfel zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn zu sein. Gegen diese Macht der Vcrbältniffe anzukämpfen, hat König Karol alle seine Kräfte angestrengt, aber er hat sie nicht zu " gen vermocht. Wenn in einem Lande, daß sich noch ii Anfängen seiner politischen Entwickelung befindet, über daupt von Parteien und von einer öffentlichen Meinung die Rede sein kann, so gicbt cS in Rumänien eine deutsche und eine französische Partei. Ob die französische zugleich eine russische PaR« genannt werden kann, ist nicht ebne Weitere- u entscheiden, das hängt von Umstanden ab. Ais Könic ?arol am 25. März 1888 auS Berlin nach Bukares iurückkehrte, wurde er von den Gesandten Deutsch andS und Oesterreich-Ungarn- begrüßt, während sich der russiscke Gesandte Hitrowo unter dem lärmenden Haufen auf der Straße befand. Damals also war das Bcrhältniß Rumäniens zu Rußland nicht gerade gut zu nennen. Gleichzeitig bestand in Bulgarien eine Bewegung, die auf Beseitigung des Prinzen Ferdinand von Coburg als Herrscher Bulgariens gerichtet war, es bereiteten sich uber- baupt Ereignisse vor, welche die Absicht Rußlands verrictbcn, eine Neuordnung der Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel vorzunehmen. Diese Bewegung ist nicht zum AuSbruch ge kommen, und cS besteht gegründete Hoffnung, daß dies auch zunächst nickt gescbeben wird. DaS Perbältniß Rumänien- zu Rußland ist augenblicklich bester als seit langer Zeit, der Mann, welcher auf der Balkan- Halbinsel so große Verwirrung angerichtet hat, Hitrowo, ist von seinem Posten in Bukarest abberufen und König Karol hat ihm seine Freude darüber durch Verleihung seines höchsten OrdcnS zu erkennen gegeben. Rußland hat sogar einen Vertreter deS Kaiser« zu den JubiläumS- sestlichkeitcn nach Bukarest entsandt. Durch solche Aus- mcrtsamkeit wird aber die Thatsache nicht ausgeglichen, daß Rumänien für die Eroberung von Plewna keinen anderen Tank von Rußland erhallen hat, als die Nöthigung, die Tobrudscha als Gegengeschenk sür das ihm entrissene Bcssarabien anzunehmen. Rumänien hat ja aucb die Unabhängigkeit von der Türkei als SieaeSpreiS für Plewna erhalten, aber diese Veränderung war so selbstverständlich, daß die Einwirkung, welche Rußland darauf geübt hat, kaum als werthvoll angesehen werden kann. Rumänien mußte als Gegenleistung die völlige Gleichstellung der Juden gewähren, eine Leistung, die nach Lage der Verhältnisse gewiß nicht unbedeutend war. Es bestehen jetzt drei Königreiche auf der Balkanbalb inscl: Serbien, Rumänien und Griechenland, aber trotz dieses anspruchsvollen Namens kann keine« dieser drei Königreiche für sich den Vorzug der Selbstständigkeit in Anspruch nehmen. Tie Unabhängigkeit dieser drei Koniareiche beruht auf dem Widerstreit der Interessen zwischen Rußland und Oesterreich- Ungarn und wenn ein Ausgleich dieser Interessen erfolgen sollte, aus dem guten Willen der beiden Großmächte, die Selbst ständigkeit der drei Staaten zu schone». König Karol hat in Rumänien eine Culturmission erfüllt, er hat ein neues, kaum civilissrt zu nennende« StaalSwcsen aus den Anfängen seiner Entwickelung in ein Hoffnung erweckendes weiteres Stadium hinüberacleitet und die Grundlagen sür die Möglichkeit geschaffen, Rumänien allmälig zu einem den civilistrten Staaten gleich berechtigten StaatSorganiSmuS zu gestalten. DaS ist ein sehr werthvolleS Ergrbniß der sünf- undzwanzigjährigen Negierung des ehemaligen preußischen Dragoner-Lieutenants und besonders in Deutschland weiß man die Verdienste des Hoheuzollern-Fürsteu zu würdigen. * Leipzig, 20. Mai. * Im ReichSamt des Innern werden Vorarbeiten gemacht zu einem Gesetzentwurf« betreff« de-Verbot« de« Detail' reisen« und des hansirmäßigen Ausstichen- von Maaren bestellungen beim Publicum. * Dir Berliner kaiserliche japanische Gesandtschaft erhalt über die Einzelheiten de- Attentat« auf den russischen Thronfolger eine authentische Darstellung in folgendem Telegramm: Tokio, 17. Mai. Der Großfürst-Thronfolger verließ am 1l. Mai Kioto in einem Jinrikifha (eia von Menschen gezogener Wagen) um sich nach Otsu zu begeben, wo derselb« nach feiner An kunft verschieden« Sehen«würdigkeiten von Interest« besucht« und sodann ein Frühstück elnnah». Bald daraus, als er die Tcoinachi- siratze passirt« und naaesähr 700 m von der Prüfectur entfernt war. zog plöNltch eia Polizist Namen« Tsinda-Mitzuso, welcher auf der rechten Seit« der Straß« Wach« hielt, sei» Schwert und hieb ans den Großfürsten-Tbronfolger et», besten Hut er durchschlug. Ober halb der rechten Schlafe erhielt der GrvMrst zwei Wunden, welche anscheinend durch eine» Schlag entstanden waren. Nachdem der erste Verband angelegt war, kehrte der Grotzsürß-Thronwlger mit der Eisen bahn nach Kioto zurück. Au? Grund der ärztliche» Untersuchung wurde estgestellt, daß die Wunde» nur leicht seien und der Schädel nicht ctroffcn war. Eine Wunde war 9 «m, die andere 7 em lang, der Attentäter, den der Prinz Georg von Griechenland mit seinem Stock »iederschlug, ist schwer verwundet worden. Die gerichtliche Untersuchung ist im Gauge. Der Kaiser von Japan hat »nter dein N. d. Mt«, nachstehendes, bereits kurz erwäbntc« Reskript erlassen: „Mit dem tiefsten Kummer und dem grösste» Bedauern erhalten Wir, während Wir gemeinsam mit Unserer Negierung niiL Unseren Unierthanen zur Bewillkommnung Seiner Kaiserüchen Hoheit, Unseres geliebten und geehrten Kronprincen von Nußlaud, niil all den Ehren und der Gastfreundschast die Anstalten trasen, die dem hohen Gaste Unseres Landes gebühren, die höchst unerwartete und höchst über raschende Kunde, da» Seiner Kaiserlichen Hoheit aus der Reise ein beklage»swerther Unfall i» Otsu zugestoffen ist. Es ist Unser Wille, da» die gerechte Strafe den verruchten Uebcltlmter schnell ereile, da- mit zu Unserer Beruhigung Unsere freundschaftlichen und innigen Beziehungen zn Unserem guten Nachbarland« vor jeder Trübung scher gestellt werden mögen." * AuS den vom preußischen Consistorialpräsidcuten a. D. Dr. Hegel verfaßten „Erinnerungen aus meinem ?ebcn" gebt eine Erzählung auS der ConslictSzeit durch die Presse, welche zwar in der Hauptsache nur eine bekannte Thatsache wiederholt, in den Einzelheiten aber interessant ist. vr. Hegel berichtet: „Ich war eines TageS in einer entscheidenden Eonscllsitzniig Hengc des »ampses, den der König für die Wohlfahrt des Landes in seiner Treue zu bestehen hatte. Im Abgeordnetenhaus« war von den milttairischen Sachverständigen der liberalen Majorität, den: General a. D. Stavenhagen und Herr» v. Baerst, als letzte Conccssion ein Amendement (bctressciid die Einsührnlig der zwei jährigen Dienstzeit) zu den Fcstietzungen im StaatshauShalts- Stat beantragt worden, über welches die Minister die Ent- scheidung des König- cinzuholen sich verpflichtet hielte». Aus ihre Beranlassung wurde die Fortsetzung der parlnincutarischen Verhandlung für den folgenden Tag ausgesetzt und der König berief eine Evnseilsitzung in sein Palais. In dieser Con- ferenz sprach sich der Fsnanzminlster v. d. Hehdt sür die Annahme de- Stavenhagen'schen Amciidemeiits aus: es er schien ihm die Fortdauer deS budgetlosen Zustandes gefährlich und für die Verwaltung unerträglich. Ter Kriegsminister v. Roon. von dem unausgesetzten Kauivse ohne Aussicht eines anderen Au-glcicheS ermüdet, hielt es für gerathcn, aus weitere Verhand lung mit dem Abgeordnetenhaus« eiiizugehen, und meinte, daß die Regierung die Anträge von Stavenhagen unter Bedingung von Compensationen annchmen könnte; die letzteren sollten vornehmlich bestehen in Vermehrung der Capilntanten und in de- Errichtung von stehende» Lagern, ähnlich dem Napo- leonischeii in Ehaloas. Als auch die übrigen Minister diesen An- sichten znsiimmten, erhob sich der König und erklärte, daß er Nach seiner festen Ueberzeugung und militairischen Ersahrung es mit Pflicht und Gewissen nicht vereinigen könne, auf die neue Organi sation der Armee mit dreijähriger Dienstzeit zu verzichten, und daß, wenn auch seine Minister ihn hierbei verließen, ihm nichts übrig bleibe, als aus der Stelle den Kronprinzen zu berufen, der zur Zeit in Süddeutschtand verweilte; derselbe möge und könne statt seiner die Regierung übernehmen und die neuen Vorschläge aus- sühren. Als der König die Glocke ergreifen wollte, um dem Flügcl- adjutantcn den Befehl zur Ausführung des Telegramms an den Kronprinzen zu erlheilen, sprangen alle Minister aus und baten den König auf das Dringendste, dies zu unterlassen; sie erklärten «in- müthig, daß sie bis auss Aeußerste treu bei ihm ausharren und auch im Abgeordnetenhaus« seine Entscheidungen unbedingt vertreten würden. Die Sitzung des Ministercovseits im königlichen Palais halte den ganzen Vormittag über gedauert und wurde nach einer Pause zur weitere» Erwägung am Abend fortgesetzt. Zum Schlüsse wurde die am folgenden Tage vom KriegSminister >m Abgeordneten- hause abzngebende Erklärung vereinbart. Es entstand im Hause eine große Erregung, als ibm diese unerwartete Entscheidung ver kündigt wurde, und der Dersassungskamvs setzte sich fort, bis der selbe von Bismarck, einem Stärkeren, ausgenommen wurde. * AuS Weimar wird unS vom 18. Mai gemeldet: Der Reichskanzler von Caprivi traf bcbusSVorstellung am großherzoglichen Hofe heute Mittag 1'/, Uhr dahier ein und reiste Abends 7»/< llhr nach Berlin zurück. In seiner Be gleitung befand sich ein Adjutant. Empfangen und Abends wieder zum Bahnhof geleitet wurde der Kanzler, welcher GcneralSuniform trug, von dem hiesigen preußischen Gesandten v. Derenthall. * * Wie die „N. Fr. Pr." meldet, scheint cS gewiß, daß der Verfasser der vielgenannten Schmähschrift gegen die österreichische Armee der ehemalige österreichische Lieute nant Ferdinand von Lrwetzow isi. Geboren zu Kopen hagen als Sohn eines preußischen LandratheS, diente er kurze Zeit in der preußischen Armee, dann 1882—1885 als Hufarenlieutenant in Oesterreich. Wegen nicht eingclöster Ehrenschulden wurde er im Wiener Jockeyclub bekannt gegeben und, aus der Armee entlasten, entzog er sich der ehren gerichtlichen Untcrsncbuug. Mit der freiherrlichen Familie ist er nicht verwandt. * Zu der Zeit, als die Czechen Abstinenzpolitik trieben und sich vom Wiener ReichSrath fern hielten, stand die Pflege der panslawiftischen Idee oder, wie sic cS selbst nannten, deS „geistigen Zusammenhanges" mit den Russen in größter Dlüthe. Die russische Sprache wurde gelehrt und gelernt, viele czechische Geschäfte in Prag verzierten ihre Firmatafcln mit russischen Jnschrislen, eine allerdings nicht sebr wirksame Propaganda zum Uedcrtritt zur orthodoxen Kircku: wurde entfaltet »nd die Stadt Prag übergab eine schöne, alkr Kirche dem russisch«» Gottesdienste. Als die Einweihung dieser, der NiklaSkirche, vor sich ging, da marschirtcn alle czechische» Größen im feierlichen Zuge einder, darunter auch der „Vater der Nation", Palaczky, der Protestant, der eS ebenso verstand, politische Bündnisse mit der klerikal-feudalen Partei zu schließen, als die russisch-orlbodoren Eiferer zu unterstütze». Als die Altczechen durch die Aera Taasfe plötzlich Regierungspartei wurden, ward die panslawistiscb-russische Idee vorsichtig bei Seite geschoben. Aber der Same reifte dennoch, den» als einem Theile Böhmen« und Mähren« bemerkbar machen, besondere Beachtung. Sie äußern sich einerseits in der Schmähung deS „lateinisch-deutschen Wesen«", d. b. der abendländischen Cultur und der römisch-katholischen Kirche, andererseits in dem Be mühen, russische Sprache und Sitte in sich selbst aufzunehmen und auch andere» mitzutheileu, sowie in der Anregung »uni Uebertritt zur orthodoxen Kirche. Sogenannte ^russiicht Kränzchen" werden gegründet, in denen den Mitgliedern Gelegenheit geboten werden soll, die russische Sprach» zu lernen, mit der russischen Literatur sich bekannt zu machen und sich in russische Sitten und Gewohnheiten rinzuleben. Mögen diese Bestrebungen durch russische« Geld oder durch sonstige Agitation von Rußland au» geweckt worden sein, oder möge» sie einer freiwilligen Hingebung an russische« Wesen entstammen, jedensall« ist den russischen Kränzchen in Bökmen und Mähren eine große Aufgabe gestellt; die ethischen Organe geben dies auch ohne Wettere« zu. lemeinkin werden die russensreundlichen Bestrebungen der Czechen al« „literarische" hingestellt und dabei immer auf die literarische Gemeinsamkeit der Deutschen Oesterreich« mit denen im Reiche hillgewiesen. Der Vergleich hinkt aber bedenklich, denn die Deutschen in Oesterreich und im Reiche ind tbatsächlich eine Nation von gcmeinsamrr Abstammung, von gemeinsamer Sprache und von gemeinsamen historischen Traditionen. Die Russe» und Czeche» aber haben gar nicht« Gemeinsame», nicht einmal die Sprache und sind einander nicht näher verwandt, als etwa Deutsche und Schweden. * JnUngarn ist der Entwurf über die Kindrrbewahr- anstalten nun bindendes Gesetz geworden, und die Regierung und ihre Organe werben mit dem Vollzug« deS Gesetze« nicht lange auf sich warten lassen. Biel ist hierbei in die Hand des UnterricbtSministerS und seiner Näthe gegeben. Eine rücksichtslose Durchführung insbesondere der für die nichtmagyarischen Volksstämine drückenden Bestimmungen deS Gesetzes ist der Herzenswunsch dcS so üppig in die Halme geschossenen nationalen Fanatismus. Ob nnd in wie weit die StaalSregierniig Impulsen dieser Richtung folgen oder sich von deni Gebote staat-kluger Mäßigung leiten lasten werde, ist »och gar nicht zu erkennen. Zu wünschen wäre allerdings ein Vollzug, welcher die im tiefsten erregten Ge« mütbcr der Betroffenen nicht noch mehr verletzt. Denn die gegenseitige Verbitterung und Entfremdung der in Ungarn- Siebenbürgern wvbncnten Volksstämine verträgt kaum eine weitere Steigerung. Möchten die Machthaber in Ungarn der schweren Verantwortung ihres Tkunü sich bewußt sein bei dem Vollzug de« Gesetzes, daS wie lein zweite- in die innigsten und heiligsten Beziehungen der Familie hineingrcift und deshalb bei taktloser unk schonniiasloscr Durchführung alle die Besorgnisse und patriotischen Bedenken rechtfertigen würde, die sich bei der Bekämpfung des Entwurfs durw die Rumänen, Sachsen und auch einzelne Magyaren so lebhajt geäußert haben. * In den russischen Blättern liegt die Ansprache vor, welche der Viceprästkent der französischen Ausstellung in Moskau, Senator Dictz-Moniu, gelegentlich der Er öffnung dieser Ausstellung au den temporären General- Gouverneur, General - Adjutanten Kostanda, dielt. Herr Dietz-Mon'n soll in seiner Anrede Folgende- gesagt haben: Der großen Nation, welche Frankreich am Tage nach seinem Unglücke nicht verlassen bat, diesen fernen Freunden wollen wir die Früchte dcS Fortschritte- zeigen, die wir auf den Gebiete» der Kunst, der Wissenschaft und der Industrie erzielt haben. Wir verfolgen keine geschäftlichen Zwecke, sondern streben nach Erfüllung unserer herzlichen und srietcusliebenden Wünsche, und die beste Belohnung für Frankreich wird darin bestehen, wenn Rußland unS ebenso lieben und achten wird, wie wir Rußland lieben und achten " General Kostanda erwiderte diese Ansprache mit der Versicherung russischer Sympathien für Fraiikreich, war jedoch ui seinen Acußerungcn etwas zurück haltender als Senator Dietz Moni». Auch verschweigen die russischen Blätter die gewiß interessante Thatsache, daß Ge neral Kostanda da« Spielen der Marseillaise durch eine Musikcapelle nnd ebenso die Abhaltung dcS ErösfnungSbanketS verboten hat. Die« sowie die Thatsache, daß einige Kunst werke, die dem General Kostanda anstößig erschienen, dürste in Pari- keineswegs angenehm berühren. In Rußland er blickt man selbstverständlich in der Ausstellung einen Beweis der immer mehr wachsenden Freundschaft zwischen Rußland nnd Frankreich, und die „Mvökowskija Wjedomosti" geben der Hoffnung Ausdruck, daß die Ausstellung in Moskau zum Abschlüße eines neuen sraiizösisch-russischcn Handelsvertrages führen werde, worau» für beide Nationen große Dortheile erwachsen dürften. * In den Nachrichten über die Vorgänge auf Korfu zeigt sich endlich eine Klärung. AuS den verschiedenen Mel dungen schält sich als ziemlich zuverlässig folgender That- bestand heraus: Kurz vor den griechischen Ostern wurde im Ghetto im Hause de« Schneiders Sarda in einen Sack ge steckt die Leiche eines Mädchens gesunde», welches zwar eine Jüdin war, aber von einigen Leuten als Christin bezeichnet wurde, an der ein ritueller Mord verübt worden sei. änsolge dessen bemächtigte sich der Bevölkerung KorfuS s2l 000 Christen, 8000 Juden- ungeycureAusregung. Am 12. Mai ermordeten drei den untersten Volksschichten angebörige Individuen meuch lings zwei Juden und suchten noch weiteres Unheil anzu- stisten, wurden aber von der Polizei daran verhindert, man mußte jedoch, um allen weiteren Zwischenfällen vorzubeugcii, den Ghetto militairisch absperrcn. Hierdurch kamen dessen Bewohner in große Nothlagc; den» die Truppen ließen auch keinen Verkehr zur Besorgung der Nahrungsmittel zu, ebenso konnte die Beerdigung der Leichen nicht vorgenommen werde». Inzwischen waren die Vertreter Oesterreich-UngarnS, Deutsch lands »nd Englands in Athen vorstellig geworden, die Regierung möge nichts versäumen, was als geeignet erscheine, die Gährung aus Korfu unterdrücken zu können, da sich auch ans Zante und ans einigen anderen griechischen Inseln bedenkliche Symptome gezeigt batten und da Gesabr bcstebc, daß Epidemien entstünden. Diese freundschaftliche Mahnung geschah nicht collectiv, um dem Cabinete DelyanniS keine zu großen Verlegenheiten zu bereiten. Der Vertreter Englands legte übrigens wegen des Versuchs, das Hans eines englischen llntertbanö in Brand zu stecken, förmlichen Protest ein. Zu gleichem Vorgehen würden später die Ver treter der Pforte und Frankreichs beauftragt, auch sandte England ein Kriegsschiff in die jonischen Gewässer, welchem balv griechische folgten. Da« brachte rasch Ordnung in den Wirrwarr. Die Mörder und die Unruhestifter sind bereit- verhaftet, die Geschäfte im Ghetto Korfu« wieder geöffnet, zwei Untersuchungsrichter behandeln an Ort und Stelle die Sachcrhcbungen, ein neuer Präsect und militairische Ver stärkung sorgen für die fernere Beschwichtigung der Erregung. DaS Ministerium zu Alben beschloß außerdem, einen außer ordentlichen Credit zur Entschädigung der durch die Vorgänge auf Korfu verarmten Änden zu verwenden. Somit dürste die Gesabr wieder gebannt sein. Er wähnt sei noch, daß Oesterreich-Ungarn kein Krieg«»
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