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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-19
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1891
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?. Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Nrdaction und Lrprdition Johannesgasje 8. AprrchÜundrn -er Krdaclion Vormittags 10—12 Udr. Nachmittag- 5— 6 Uhr. DU di« Mt<Iß»d« «i»j,ki-»dt«r Maoulcnrle macht sich du Nrdacllvn mchl »crdmlUch. A«»«h»e »er für »ie nächstfolgende Nummer bestimmten Jnjcratr an Wachentagen »iS !t Udr Nachmittags, an Sann- «nd Festtagen früh bis',0 Ui-r. In drn Filialru für Zils.-^nilaljti'.r. Ltt« Klemm» Lartim. tAifred Hahn». UniversilätSsrraße 1, Louis Lösche, Lathariueustr. 14, Part, und Königsplatz 7, nur bis ',,8 Uhr. NP)lM TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. NbonnementspreiS vierteljährlich Mk. >» ?ll'.Lewz>g, in... Bringerlohn 5, Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nnu 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iiir Extrabeilaffen lin Taaeblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung 60 Ml., mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 qespaltene Pctitzeile 20 Pf. Groherc Schriften laut uni. Preisverzeichnis. Tabellarischer ».Ziffernsatz nach höherm Larii. Nrelamrn unter dem RcdactionSstrich die Sgespalt. Zeile 59Pf., vor den Familiennachrichten die 6 gespaltene Zeile 40 Pf. Inserat« sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemimorumlo oder durch Post» Nachnahme. 17«. -Dreitas^ den 19. Juni 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. UnterBezugnahme auf 8.1 Abs. 1 der Markt-Ordnung für die Stadt Leipzig vom 22. April 1891 bringe» wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir auch im lausenden Jahre die Abhaltung eines besonderen Blumcnmarties am Iohannissesie und an dem diesem Feste vorangehenden Tage, also am 23. und 24. Juni, — au beiden Tagen bis Wends 9 Uhr — gestalten wollen. Die Verkäufer, welche denselben beziehen wollen, haben zur Ausstellung ihrer Waare» den Johannisplatz und den vor den Frieddösen Leipzigs gelegenen öffentlichen Verkchrsraum zu benutzen, und zwar wird einem jeden Theilnehmer ein besonderer Platz angewiesen werden. Behufs An weisung der Plätze haben sich die belreffcnden Verkäufer bis Mon tag, den 22. Juni, Mittags 12 Uhr bei unserin Markthalleninspectvr, Herrn Rentsch, Najchmorn Nr. 1, III. zu meiden. Verkäufern, welche einen Monatssland i» unserer Markthalle inne haben, wird ein entsprechender Stand zum Johannismarkte unentgeltlich überwiesen, von Verkäufern dagegen, welche nicht In- Haber eines solchen Standes in der Markthalle sind, wird ein Stand geld von 30 pro Tag und qm erhoben werden. Wer ohne Üebrrweisung eines besonderen Standes am Johannis- feste Blumen aus öffentlichem Verkehrsraum seilhalten sollte, wird nach tz. 32 unserer Marktordnung weggewiesen und zur Verant wortung gezogen werden. Leipzig, den 17. Juni 1891. Der Nath »er Stadt Leipzig. Or. Georgi. Wrthgen. Das für Wilhelmiue Marie Darre aus Gräfenhainichen unten» 24. April 1887 von der dortigen Polizeiverwoltung ausgestellte Dienstbuch ist anher erstatteter Anzeige zufolge vor Kurzem i» hie siger Stadt verloren gegangen und im Aufsindungsfalle an uns ab- znltefern. Leipzig, den 15. Juni 1891. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: I. 2299. vr. Schmid. G Veranstaltung einer Ausstellung in Berlin. Von dem Präsidium des Deutschen Handelstages ist den Handels- kmmnern dir Frage vorgelcgt, ob der Plan, in Berlin etwa im Jahre 1895 eine Ausstellung zu veranstalten, die Billigung und Unterstützung der betheilig ten, namentlich der industriellen Kreise finden würde. Der Ausschuß de« Handelstags hat sich zunächst für eine deutsch- Jndnstrielle, welche an der Frage Interesse nehmen, werden ge- beten, eine schriftliche Aeußerung darüber bi» zum 20. l>. M. an unsere Kanzlei, Neue Börse, Tr. X, I., gelangen zu kaffen. Leipzig, den 15. Juni 1891. Die Handelskammer In St.: Goetz. vr. Gensel, S. Welt-Ausstellung in Chicago 1893. Von dem Reichs-Commifsar für die Welt-Ausstellung in Chicago 1893 sind uns eine Anzahl Auszüge aus dem Programm, sowie Aumeldtboge« für diese Ausstellung zugegangeu. Erster« liegen zur Kenntnißnahme, letztere zur Abholung auf unserer Kanzlei, Neue Börse, Tr. I., bereit. Leipzig, den 15. Juni 1891. Dir Handelskammer. In St.: Goetz. vr. Gensel, S. PolheidienersteUe. Bei dem Unterzeichneten Stadlrathe ist eine am 30. September d. I. zur Erledigung kommende Poiizeidienerstelle neu zu besetzen. Mit derselben ist ein pensionsbercchligter Gehalt von jährlich 636 und 60 Bekleidungsgeld, freie Wohnung im Rathhause und das Ein- kommen der geordneten Gebühren für Beaufsichtigung der Tanz- musik verbunden. Der Frau liegt die Aufwartung in den Expeditionslocalcn und deren Reinigung ob. Bewerber, welche mit Ehren beim Militair gedient haben, haben sich unter Einseudung eines selbstgefertigten und selbstgeschriebenen Lebenslaufes und ihrer Zeugnisse bis zum 11. Juli d. I. schriftlich bei dem Unterzeichneten Stadtrothe zu melden Rötha, am 17. Juni 189 l. Der Ltadtrath. E. Güntzel, Bürgermeister. Die Ludgetberathung im österreichischen Abgeordnetenhause. In Oesterreich treten die Grundzüae der neuen Lage immer deutlicher hervor, das Programm für das neugcwählle Abgeordnetenhaus, die nationalen und staatsrechtlichen Fragen hinter den socialen und wirthschafllichen Aufgaben der Gegenwart zurücktreten zu lasten, hat bereits seine Zweck mäßigkeit bewährt und daö Zusammenwirken der neuen a>n diesem Boden entstandenen Mehrbeit mit der Regierung zur Folge gehabt. Borläufig ist das Budget bis Ente Juli aus den Antrag Plener's in zweiter und dritter Lesung ange nommen, und die Beratbung deS regelmäßigen Budgets bat mit der sichere» Aussicht auf Annahme durch dieselbe Mehrheit begonnen. Graf Taaffe sprach im Namen der Regierung seine besondere Befriedigung darüber auS, daß eine große, zahlreiche dentsche Wählcr vertretende, bisher abseits stehende Partei sich wie der thälig an den Parlamentsgcschäftcn bethcilige, und erklärte daß die weitere Mitwirkung dieser Partei an der Durchfüh rung deS Programms der Tbronrede in hokem Grade er wünscht sei. Der Ministerpräsident hob zugleich hervor, daß diese Partei über ausgezeichnete Fachmänner und bedeutende Talente verfüge, welche die Erledigung wichtiger Geschäfte nur zu beschleunigen und zu fördern vermögt. Graf Taaffe schloß mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß eS gelingen werde, durch Berwirklichung des Programms der Tbronrede den Anforderungen des GesammtstaateS und hierdurch den Interessen der einzelnen Königreiche und Länder gerecht zu werden. Diese Erklärung wurde mit Beifall begrüßt und rief eine lebhafte Bewegung im ganzen Hause hervor und mit Recht, denn sie enthält die Ankündl^unz des Entschlusses, mit der bisher befolgten Nationalitätenpolitik zu brechen »nd zu der österreichischen Politik znrückzukehren, welche in den Tentsch-Ocsterreichern die Hanptsäule deS GesammtstaateS erkennt. In wie schroffem Gegensatz daS neue Programm der Regierung mit dem deS Jahres 1879 steht, zeigt die Erwiderung deö Fürsten Schwarzenberg: »Nicht daS deutsche, sondern daS allgemeine dynastische Gefübl der Bölkcr bildet den Kitt deS ReichSbrstandcS." Was eS mit diesen, allgemeinen dynastischen Gefühl ans sich hat, daS haben die Bestrebungen der letzten zwölf Jahre überzeugend dargctban. In dem Maße, wie die Regierung sich von den Teulsch-Ocstcrrcichern entfernte, sielen ihr die Sympathie» der Czechc», Slowenen und svnstigen slawischen Nationalitäten zu, aber nicht zur Förderung der Wohlfahrt deS Ganzen, sondern in der Hoffnung der Durchführung des sogenannten böhmischen iLlaatSrechte«, welches in der Krönung de« Kaiser« von Oesterreich als König von Böhmen seinen Abschluß »idcn sollte. Diese Neugestaltung war nur auf Kosten der staatlichen Einheit de« Reiche« zu erlangen und deshalb zögerte die Regierung mit der Bewilligung. Sir hielt an Dem fest, waS sie Ausgleich nannte, worunter aber die Ezecsien die Herrschaft über die Dcutsckböhmen verstanden. Diese von vornherein gänzlich aussichtslose Politik bestimmte während der letzten zwölf Jahre alle NcgicrungShandlnngen, was die immer weitere Entfremdung von den Deutsch-Oesterreichern zur Folge batte. Statt des gehofften Ausgleichs gewannen Zank und Streit die Ober land über patriotische Bestrebungen, die Ezechen gingen in ihrer Anmaßung so weit, daß sie dem Auslaute gegenüber einc Sonder- tellnng einnabme», die >m Gegensatz zu der GesammtstaatS- politik die Hinneigung zu Rußland und zu Frankreich öffent- sick zur Schau trug. ES ergaben sich auch noch andere Schwierigkeiten, welche sowohl im Heere, wie in der Civil- vcrwaltung und im Proceßversabren bervortratc». Die Czechen legten so hohen Werth auf die Geltendmachung ihrer Nationalität, daß sie in Böhmen die czechische Sprache zur Amtssprache erbeben wollten und e« kaum duldeten, daß in den Schulen Deutsch gelebrt werde. Sie haben eS auch in der That so weit gebracht, daß ein Theil Böhmens czechisirt worden ist und daß sich diese Versuche sogar bis in die Reichöbauplstadt ausgedehnt haben durch Errichtung czechischer Schulen. Endlich nach den Erfahrungen einer ganzen Reihe von Jahren kam die Regierung zur Einsicht, daß es auf diesem Wege nicht weiter fortgehen könne, daß darunter da« Ge- ammtwohl schwer leiden müsse und daß schließlich dir ge- ammte Staatsmaschine ins Stocken gcrathen müsse. Der deutsch-czechischc Ausgleichsversuch deS Jahres 1890 war die letzte Handlung der Negierung nach dem Programm von 1879, als auch hierbei die Unmöglichkeit sich ergeben hatte, die einander ausschließenden nationalen Bestrebungen der Czechen izud der gesammtstaatlichen Interesse» in Einklang zu bringen, kam endlich der Gedanke zum Durchbruck, daß eine wahrhaft österreichische Politik nur unter tbätiger Mitwirkung der Deukschösterreicher durchgcführt werden könne, daß die Czechen nur Sonderpolitik treiben, welche die Gesammtinlcresse» un berücksichtigt läßt, und daß die staatenbildcnde und erhallende Kraft nur auf Seiten der Deutschösterrcicker zu sinken sei. Mittelbar war diese Auffassung in der Aufrcchthaltung der deutschen Sprache als Sprache deS Heeres und deS amtlichen Verkehres stets lebendig geblieben, aber im Widerspruch damit waren den Czechen Rechte eingeräumt worden, die zur Unterdrückung des DeulschtbumS in Böhmen führen mußten. Die Anfänge dazu sind in sehr fühlbarer Weise in der Czeckisirung von Prag und in der Ausdehnung des czeckische» Wesens in ganz Böhmen zu erkennen. Wenn Fürst Schwarzenberg Recht hätte, wenn in Wahr heit die Liebe zur Dynastie den alleinigen Halt für den Be stand Oesterreichs bildete, dann wäre es um dieses Reich sehr traurig bestellt, denn dann wäre der Kaiser von Oesterreich nicht mehr der Beherrscher eines großen Reiches, sondern daS Staatsoberhaupt einer Anzahl von Nationalitäten, die ihre besonderen Ziele verfolgen ebne Rücksicht aus die Einheit deS Ganzen. So gut wie die Czechen verlangen, daß sich der Kaiser von Oesterreich als König von Böhmen krönen lasse, könnten die Polen fordern, daß er als König von Galizien die Huldigung der Polen entgegen nebmc, die Slowenen würden vielleicht auch eine Form finden, in welcher der Kaiser von Oesterreich sein besonderes Verhältnis zu dieser Nationalität auSdrückt, und die Bewohner deS Trentino könnten dann auch nicht hinter den übrigen Nationalitäten zurückstebcn. Fürst Schwarzenberg bezweifelt, daß die Zurückdrängung nationaler Fragen in Oesterreich noch lange möglich sei. Dieser Ausspruch enthält zugleich den Zweifel an der Daseins berecktigung Oesterreichs, denn diese ist nur zu erweisen durch die Zurückdrängung der nationalen Interessen. Eine Natt eine Sprache muß die herrschende sein in einem Staate, so muß der Staat früher oder später zu Grunde gehen. In Oesterreich ist das Deutschthum stets die Kraft gewesen, welche das Ganze zusammengchalten bat, und deshalb muß daS deutsch-österreichische Wesen gepflegt und in seinen Interessen geschützt und gefördert werden, denn diese Interessen sind zu gleich dieGesammtintereffen. Es ist für Oesterreich schon schlimm gcnng, daß sich die Thcilung in CiS- und TranS-Leityanien nötbig gemacht hat, es sind dadurch fruchtverbeißende Keime getödlel worden, die bei einer anderen, genialeren Politik, wie sie Graf Beust zu schaffen und zu leiten vermochte, wohl hätte lebensfähig erhalten werden können. Doch der Dualismus, welcher im Jahre 1867 errichtet wurde, ist eine Tbatsache, mit welcher gerechnet werden muß, um so ent schiedener mußten aber Bestrebungen zurückgewiesen werden, welche den Geist der Absonderung auch in das Herz von Eisleitbanien übertragen wollten. Tie czechische Frage ist eine Lebensfrage der österreichischen StaatShälfle, sie muß beseitigt, die Sonderbestrebungen der Czechen müssen mit Stumpf und Stiel auSgerottet werden, bevor von einer har manischen Entwickelung der Kräfte Oesterreicks und damit auck Ungarns die Rede sein kann. Nur ein Oesterreich, in welchem die Deutschen die Führung übernehmen, hat eine Zukunft, die Czechen und ihre Gesinnungsgenossen führen Oesterreich mit Nothwendigkeit zum Zerfall. * Geh. Commerzienratb Baare erhoben habe, erfahren die Berl. Pol. Nachr." auö, wie sie versichern, zuverlässigster Quelle, schon jetzt dürfe mit Bestimmtheit behauptet werden, daß die Untersuchung gegen Herrn Baare keinerlei An- haltSpunctc gegen denselben ergeben habe und die Er hebung einer A n k l a g e gegen ibn deshalb a u « g c s ch l o s s e n sei. * Angesichts der andauernden Erörterungen über den Dreibund und sein Bcrbältniß zu England wird die nachfolgende Meldung der „Vossischen Zeitung" auS Paris wiederum einige Aufregung Hervorrufen: London, 17. Juni. Ter „Standard" erfährt, ein deutsches Geschwader, bestehend aus zwei großen Panzerschiffen und zwei sleincren Fahrzeuge» unter dem Befehle deS Prinzen Heinrich, treffe Ansang Juli im Mitlcimeere ein und werde unter anderen Häsen Genua. Neapel, Venedig und Triest anlauscn. Das Geschwader olle an den Manövern der italienischen und öslerreichiichcu Flotte diesem Sommer thrilnehmen. Auch werde ein britisches Geschwader mit den Marinen deS Dreibundes zu _ . _.. . - - - - -, A usainmenwirkcn. Franz Zhcrzog s, rscheinlich diese Ter Herzog von Edinburgh, Prinz Heinrich, . ^ Ferdinand und der Herzog von Genua würden wahrscheinli Ucbungen teilen und dadurch der Welt die zwischen England und den Mächten des Dreibundes bestehenden freundlichen Beziehungen dartbun. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Ankündigungen be seitigen. * AuS Anlaß der wiederholten Ueberschw einmütigen, von denen in Folge der Hochwasser im Anfänge des vorigen Jahrzehnts das JnundanonSgebiet deS Rheins wiederholt heimgesucht wurde, ist von Reichswegen bekanntlich durch eine anS Technikern und BcrwaltungSbcamten der Nbcin- uferstaaten unter dem Borsitz eines ReichöcommissarS zu- aminengesetzle Commission eine gründliche Untersuchung :er Gesammtverhältniffe deS NheinstromcS und seiner Neben- lüffc, namentlich in Bezug auf Waffer-Zu- und -Abfluß ge- ührt worden. Nachdem in einem besonderen Werke: „Der Rkcinstrom" die thatsächlichen Momente nach allen Be ziehungen eingehend dargelegt sind, ist diese Arbeit auch in ihrem letzten Theile vollendet und die Rcdaction de« Schluß- berickts steht unmittelbar bevor. Die seit dem Frühjahr 1888 ostmalS wiederkehrendcn, weite Kreise deS Lande« berühren den schweren Hochwasserschäden haben die preußische Regierung veranlaßt, ähnliche Untersuchungen für alle rößeren Stromgebiete des preußischen > taates in Aussicht zu nehmen. Auch diese Unter- uchunacn sollen alle auf die Wafferab- und Zuflüsse bezüg lichen Momente und Angaben umfassen und durch besondere Commissionen mit den erforderlichen Sectionen, wahrschein lich sogenannte Jmmrdiatcvmmisstoiien, vörgenommen werden. Da diese Untersuchung sich insbesondere auch aus die bei den Flußrcgulirungcn beobachtete Methode erstrecken wird, so stößt, wie dies auch bei der Brrathnng in der Commission bervorgckoben ist, der am DienSIag im Abgeordnelenhause ge faßte Beschluß, durch welchen die Regierung aufgesordcrt wird, in eine Prüfung der Methode des Wasserbaues ciuzutrclen, offene Tbürcn ein. * Tie »KölnischeZeitung" bespricht die neuen ru ssischen Militairyiaßregeln und sagt: „Nur wer sich selbst künst lich täuschen wolle, vermöge daran zu zweifeln, daß die rus sische KricgSverwaltung in bcwundernSwerlh planmäßiger Weise Vorbereitungen zu großen Zukunftspläuen treffe." * In Halle a/S. hat sich der Verein der Reichs partei für Halle und den Saalkrri« ausgelöst. Die Mit glieder sind der allgemeinen sogenannten Ordnungspartei beizelrrtcn. Diese neue Vereinigung umfaßt unter dem Prin- cip der Bekämpfung der Socialdcinokratie Anhänger der con- scrvaliven, nalivnalliberalcn und freisinnigen Parteien. rief Leipzig, 19. Juni. * Aus Berlin wird vom 18. Juni gemeldet: Bon der ziemlich umfangreichen Tagesordnung der heutigen Bundes- rathssitzung sei erwäbnt, daß sich unter den Vorlagen vermulblich der Antrag Bayerns über Wiederzulassung der Redemptoristen befinden wird. Bestimmt zu erwarten A ein Gesetzentwurf, betreffend die Bestrafung deS «Sklavenhandels. Der größte Tbeil der Sitzung wird größte Tbeil der Sitzung durch mündliche Berichte der verschiedenen Ausschüsse über Eingaben ausgefüllt werden. Auch über die Besetzung dreier SenatS-Präsidentenstellen beim Reichsgericht soll in der Sitzung Beschluß gefaßt werden. * Gegenüber der telegraphisch verbreiteten Meldung, daß der Rcdacteur FuSangel neue Anschuldigungen gegen Herrn * Aus Wien wird gemeldet: Bei der Budgelberathung die sympathische Kundgebung deS Grasen Taasfe für die vereinigte Linke lebbafle Bewegung hervor und verstimmte namentlich die Klerikalen und böhmischen Feudalen. * Von der Verhandlung gegen den NecktShörer Anion Czizel in Prag ist noch nachzulragen, daß daS Urlbeil folgendermaßen lautete: Der Angeklagte wird von der Anklage der Ehren beleibigung sreigesprochen, dagegen wegen der von der Staat» anwaltschaft erhobenen Anklage wegen leichter körperlicher Beschädigung zu zehntägigem Arrest verurtheilt und die Arreststraft in eine Geldstrafe von 50 Fl. zu Gunsten der Ortsarmen um gewandelt. UeberdieS hat der An geklagte die Kosten der Strafverhandlung, die Kosten der gegnerischen Vertretung mitZIO Fl. und den von Müller an den Augenarzt Professor Schenkst gezahlten Betrag von 6 Fl. für die Behandlung zu tragen. Mit den anderen Ansprüchen wird der Beschädigte auf den Civilrechtsweg verwiesen. In der Begründung deS UrthcilS führte der Richter aus, daß er von der in der Privatklage enthaltenen Ehrenbeleidigung nicht die Ueberzcugung gewinnen konnte, wohl aber von der vollbrachten leichten körperlichen Be schädigung. Durch die Aussagen der Polizisten sei sicher gestellt, daß die Deutschen die Worte »Böhmische Bagage" gebraucht haben und daß hierdurch Herr Czizek in eine natürliche Aufregung wegen Beleidigung seiner Nationalität gerathen sein mochte. Die Umwandlung der Arrcststrase in eine Geldstrafe habe ans dem Grunde Platz gegriffen, wei! der Angeklagte Reserveofficier sei, noch keine gesicherte Existenz habe, jung sei und die Arrrststrafe für ihn zu schwere Folgen haben würde. Erschwerend sei wohl, daß durch den Vorfall ein öffentliches Aergerniß hervorgerufen wurde, doch stebe dem als mildernder Umstand die Aufregung gegenüber, in der sich der Angeklagte befand. Sowohl der staatSanwalt- schastliche Functionair als vr. Salz werden gegen dieses Unheil die Berufung rinbringen. Ucber das vorstehend er wähnte Urlbeil äußert sich die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" folgendermaßen: In einem Drahtbericht aus Prag ist daS Urtheil mitgetheilt worden, welches von dem dortigen Bezirksgericht in der bekannten Affaire Lzizek-Müller wegen Mißhandlung de« Letztgenannten aus der Prager Au-st ellung gefüllt wurde. Dasselbe lautete aus Freisprechung des Angeklagten Czizek hinsichtlich der Privat- klage der Ehrenbeleidtgung. Bezüglich der von der Staatsanwalt- schast erhobenen Anklage wegen leichter Körperverletzung erfolgte Verurthetluug zu einer Buße von idir.imolem Betrag: zehn Tage Gesängniß. an deren Stelle aber eine Geldstrafe von fünfzig Gulden treten kann. In der „Boheyeia" liegt ein sehr eingehender, offenbar mit dem ernstesten Strebe» nach Objektivität adgesaßter Bericht vor, den wir an anderer Stelle auszügtich wtedergeben Unser« Leser werden schon aus dieser kürzeren Mittdeilung entnedmen, daß das gerichtlich« Verfahren an verschiedenen Stellen, sagen wir gelinde, Unverständlichkeiten der ausfallendsten Art auf- weist. Di« Sach« ist an die höher« Instanz geleitet, und «S ist wohl selbstverständlich, daß bei nochmaliger Behandlung Alle» vermieden wird, wodurch Zweifel an der Objektivität deS Verfahrens heraus- gesordert werden. Daß die Wiener Blätter, in erster Linie be müht, die Deserrnz vor dem österreichischen Richterstand zu wahren, mit einer durch die Vorgänge im Prager Gerichtssaal dem allge- meinen Rcchlsbewußtfein sich ausdrängendcn Kritik zurückhalte», inden wir verständlich. DaS kann aber anderswo nicht abhalten, die natürlichen Schlußfolgerungen aus dem thatsächlichen Verlaus der Dinge zu ziehen. Und diese Schlußfolgerungen werden u. A. in sehr weiten Kreisen zu der Ansicht leiten, daß Deutsche, welche sich durch die Neugier verleiten lassen, die nternationate Höflichkeit auf der Prager Ausstellung >us die Probe zu stellen, und sich dabei ein Andenken in Gestalt von Beschimpsungen und Prügeln holen, sich wohl elber sagen müsse», daß ihnen nur zu Theit geworden ist, was sie redlich verdient baden. - Die Stichwahlen in den Niederlanden, die über die Besetzung von 23 Mandaten und cndHiltig über die Kammermchrheit entscheiden werden, sind ans den 23. Juni angesctzt. Man glaubt, daß hierbei 10 Liberale und 13 Anti- lideralc gewählt werden, so daß die neue Kammer im Ganzen 5l Liberale und 49 Antilibcrale zählen wird. Eine auö- esprochen parlamentarische Regierung ist bei einem derartigen «arteienverhältniß natürlich nicht gut denkbar, und wir werden daher wabrschcinlich eine neue Auslage der liberal-conservativen Schaukelpolitik erleben, die in Holland seit einem Jahrzehnt zum geringen Vortheil des Landes üblich ist. * Der »Offervatore Romano" meldet, daß der Papst weben willkürlicher, das Vermögen des heiligen Stuhle« chädigender Acte die Verwaltung de« ganzen Vermögen« der Curie einer besonderen Cardinals - Commission anvertraut habe, welche auch die Rechnungen der bisherigen Verwaltung orgsältig prüfen wird. * Große Verblüffung erregt in England der unerwartete Freimuth, mit welchem Gorst, der UnterstaatSiecrctair für indische Angelegenheiten, gestern die Beseitigung deS Scnapulty mit der britischen StaatSraison erklärte. Er agte, die englische Regierung habe stets unabbängige und originale Talente beanstandet und die Mittelmäßigkeit be günstigt. Die Theorie sei so alt wie TarquiniuS Superbus. Vor 30 Jahren vernichteten wir den Maori-König, dann Cetewayo, als er nicht mehr als Gegengewicht gegen Trans vaal diente, dann Arabi, weil er eine Gefahr für den Frieden war, dann Zobrhr Pascha, damit er nicht den Sudan beeinflusse. * Das neue Ministerium von Guatemala ist tbeilweise gebildet. Der Ministerpräsident übernimmt auch da« Kriegö- portefeuille, Emilio Leon daS Auswärtige und die Arbeiten. Feliciano Aguilar die Finanzen und Francisco Villela das Innere. Marine. * Berlin^!?. Juni. Das Kreuzergeschwader, be stellend auS S. M. Schiffen »Leipzig", »Sophie" und „Alerandrine", Geschwaderchef Contre-Admiral ValoiS, ist am 16. Juni in Acapulco (Mexiko) angekommen und beabsichtigt am 17. Juni nach Callao in See zu gehen. * Berlin, 17. Juni. S. M. Kreuzer „Habicht", Commaudant Corvetten-Capilain v. Dresky, ist am 17. Juni d. I. in Sao Thomö cingetrosfcn und beabsichtigt am 23. deff. MtS. wieder in See zu gehen. v. Wilhelmshaven, 17. Juni. Das unter dem Befehl deS Vice-Admirals Deinhard stehende Manöver-Geschwader, bestehend aus den Panzerschiffen „Baden" und „Bayern", sowie dem Aviso „Zielen", sind gestern Abend hier eingetrosfen und sofort in den Hasen gedampft. Das Panzerschiff „Bayern" »nd der Aviso „Zielen" benutzten hierbei ausnahmsweise die alte Haseneinsahrt, während daS Flaggschiff „Baden" durch die neue Hafeneinfahrt fuhr und am Nordquai des Hafens an der alten Liegestelle des „Mars" sestmachte. Letzteres geschah mit Rücksicht auf die bequemere Kohleniibernahme, welche hier direct aus dem Reservelager bewirft werden kann. Das Panzerschiff „Olden- bürg" ist bereits seit einigen Tagen hier und läßt aus der Werst eine Reparatur aussühren, während da» ebensall- zum Manövergeschwader gehörende Panzerfahrzeug „Siegfried" bei Schillig vor Anker liegt. Es ist somit das gesammle Manövcr- geschwader hier versammelt und der Hasen durch die mächtigen Panzerschiffe und den sich nach und von denselben bewegenden Be» kehr außerordentlich belebt. Heute früh wurde sofort mit der Kohlenübernahme begonnen, eine Arbeit, welche zu den un- gemüthlichslen gehört, die der Seemann überhaupt kennt, trotzdem aber bei dem riesigen Kvhlenverbrauch der Panzerschiffe mindestens alle 14 Tage voriommt und die ganze Besatzung in Aufregung versetzt. Alle Luken und Oesfnungen, die nach den Wohnräumen, Messe» und Kammern führen, selbst die Geschütze werden sorg fältig mit Segeltuch verhängt, um dem seinen, Altes durchdringen, den Kohlenstaub de» Eingang zu versperren, wa» aber nie in dem gewünschten Maße gelingt. Ist die schwarze Arbeit vollendet, die mindestens einen ganzen Tag in Anspruch nimmt und Hunderte von Hände» beschäftigt, folgt „rein Schiss". Förmliche Bäche und Wolkenbrllche ergießen sich aus den Schläucl-en der Druckpumpen über alle Theile des Oberdecks, Piassavebeien und Schrubber kommen zur Hiise und allmälig kommt der Anstrich der einzelnen Theile, auf welchen dicker schwarzer Kohlenstaub gelagert war, wieder zum Vor schein. Tas Uebungsgeschwader unter dein Beseht des Contrc- admirals Köster hat gestern, aus der Elbe kommend, bei Helgoland evelutionirt und ist dort, etwa 6 Seeineilen nördlich von der Insel, zegen Abend zu Anker gegangen. Auf Helgoland fanden tm Laufe »es gestrigen Nachmittags bei ziemlich gutem, trotzdem etwas böigem Wetter Versuche mit dem Fesselballon seitens der dorthin com- mandirten Detachements der Lustschifferabtheilung statt, die äugen- scheinlich SignaUsirungszwecken dienten, indem Signalflaggen am Drahtseil des aufsteigenden Ballons befestigt wurden. * Paris, 17. Juni. Der Marineminister und wahrscheinlich auch der Minister des Auswärtigen werden sich am 10. Juli nach Toulon begeben, um den Schlußmanövern des Mittelmeer geschwaderS beizuwobnen. — Das Nordgeschwader wird am Freitag von Cherbourg absegeln und soll am 25. Juli in Kronstadt Der Botschafter Laboulaye, welcher die Osficiere des eintre' Geschwaders dem Kaiser von Rußland vorstellen wird, soll am 26. Juli sein Abberufungsschreiben überreichen. Militairisches. * Nach einer der „Politischen Correspondenz" auS St. Peters burg zugehenden Meldung werden die großen Manöver des russischen Heeres, die im nächsten Jahre stattfinden sollen, wie «S heißt, ganz besonderes Interesse zu erregen geeignet sein. Es ver lautet nämlich, daß mit denselben ein Angriff aus Moskau ver bunden werden soll, welcher von einem auS Dolhynien beran- gtjvgenen Armeecorp- ausgesührt werden wird, unter der Supposition, daß dasselbe von dem zur Vertheidigung der Stadt bestimmten Armeecorp- bis an die Grenze zurückgcschtageu wird.
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