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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-07
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1891
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Hröariion und Erprdilion JohanaeSgafle 8. LPrechkun-rn der Urdactiou Vormittags 10—12 Uhr. Rachmittags 5— 6 Uhr. I»I »i« Ntick^-ke nn,r1^n»ler Dcanuicnr» m^chl fi dle stedacno» dicht »»rdmdtcch. Annahme her für hie nächstsolgrade Rümmer heftiinmten Inserate an SSacheittagra htS 8 Uhr Nachmittag», an Sann- und Festtage» srüb bis' ,S Uhr. 3n dkn Filialen für Znf.-Ä»»al>mr: Ltt« Kleuim'S Sartim. iAlfred Hahn)» UmversitälSstraße 1, Lauts Lösche, Lotharinenstr. 14, pari, und König-Platz 7, nur bis >/,3 Uhr. NbonnementspreiS vierteljährlich 4>, Mk. in Mt-Leipziq, incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Postbesörderung 60 Mk., mit Postbesörderung 70 Mk. Inleratr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis». Tabellarischer u.Zifsernsatz nach hüherm Taril. Nerlamrn unter dem Redactionsstrich die sgeivalt. Zeile 50Pi., vor den Familiennachrichten die Ogeipalleue Zeile 40 Pi. Inserate sind stets an die CxprSition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumeramlo oder durch Post» Nachnahme. 188. Dienstag den 7. Juli 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Geffentliche Ausschreibung. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 16. Mai d. I., hie Ausschreibung der Erd-, Maurer-, Steinmetz- und Zimmer-Arbeiten zum Neubau der Anbreastnche betreffend, sind nunmehr die Submissions-Unterlaaen fertig gestellt und könne» gegen Erlegung von S in unserer Expedition Arnbtftratze 80 d in Empfang genommen werden. Daselbst siegen die Pläne zur Einsichtnahme auS und können, soweit der Vorrath reich», gegen Htntrrlrguuß von 80 ent- nommen werden, deren Rückerstattung bei Abgabe der Offerte und Rückgabe der unversehrten Pläne erfolgt. Bewerber wollen die bezeichneten Unterlagen in unserer Expedition vom 4. h. M. ab in Empfang nehmen und ihr Angebot bis spätestens Sonnabend, den 11. Juli, Abends « Uhr, eben- daselbst versiegelt mit der Aufschrift „Reubau der Andreaskirche brtr." einreichen Leipzig, den 2. Juli 1891. Der Sirchenvorstand zu St. Andreas. Al. Schumann, Pfarrer, Vorsitzender. Bekanntmachung. Die Ausführung der Tischler«, Schlosser-, Anstreicher- und Pflasterarbeiten zum Neubau der 14. Bczirkslchule am Täubchen. Wege soll vergeben werden. Kostenanschlagssormulare und Be. dingungen sind gegen Bezahlung von je 0,90 bei unserer Hoch bau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoss Nr. 5, zu entnehmen und in verschlossenem Couvert mit der Aufschrift: Tischlerarbeiten, beziehentlich Schlosscrarbeiten re. zum Schulneubau in Leipzig-Reudnitz versehen, an derselben Stelle bis 18. Juli o., Nachmittag« 5 Uhr abzugeben. Jede Entschließung über Vergebung der Arbeiten be halten wir uns vor. Leipzig, den 6. Juli 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. lir.G e o rgh Lhse. Gewölbe-Vermiethung. Da» in dem der Stadtgemeind« gehörigen HauSgrundslück Magazingasse Rr. 87 gelegen« Lerkaussgrwölbe ist sofort ,egen etnhaibsährtge Kündigung oder sest bis zum 31. Lc- kember 1804 anderweit zu brrmiethen. Miethgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8» entgegeiigenommen, wo über die Bermiethungsbedingungen und auch sonst Auskunft «rtheilt wird. Leipzig, den 4. Juli 1891. ' Der Rath der Stadt Leipzig. I». 2259. Ilr. G eorgi. Krumblegel. S1ockhol)-Auc1ion. Mittwoch, den 8. Juli d. IS., sollen von Nachmittags 2'/, Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Miltelwaldschlage in Abth. bk und 6a, dem sogen. Apttzsch, ea. «00 Hausen hartes. Nein gemachtes Stockholz unter den im Termine aushängende» Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunst: aus dem Miltelwaldschlage im Apitzsch an der hohen Brücke bei Connewitz und den Wegen nach der Waldschänkc. Leipzig, am 24. Juni 1891. De» Rath» Forst-Deputation. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Damen-Cylinder-Remontoiruhr mit blätter- ähnlicher Gravirung und mit anhängender langgliederiger Talmi- Kette mit einer Quaste, am 4. d. M.: 2) «ine silberne Herren-Remontoiruhr mit Secunde, Gold rand und kranzartig gravirter Rückseite, sowie kleinem Desect aus dem Zifferblatte, am 25. v. M.: 3) eine silberne Chlinderuhr mit Goldrand, großem goldenen und kleinem stählernen Zeiger, vom 28. bis 29. v. M. Nacbts; 4) eine nenfllberue Chlinderuhr mit gerändertem Zifferblatt, Secunde und Fabriknummer 4441, sowie mit anhäugender Nickelkette, am 1. d. M.; b) rin Sommerüberzteher von dunkelbraunem glatten Stoff mit hellbraunem Futter, überspounenen Knöpfen und verdeckter Batterie, am 1. d. M.; 6) ein Stück Varchent, roth- und blaugestreist, ein Stück Lama, roth-, blau- und braunaekästelt, rin Stück Vettleinen. roth- und weißgestreift. ein Stück wettzeS Bettletnen und ra. 3 Pfund grauwollenes «arn, am 23. v. M.; 7j rin Carton, in schwarzem Papier eingeschlagen, enthaltend 30 Ltzd. verschiedenfarbige seidene Handschnhr, am 26. v. M.; 8) 4 Stück Canarienhähnr, 3 davon aus den Schwänzen oder Flügeln mit Nummern in blauer Farbe gezeichnet, einer mit schwarz- geflecktem Kops, vom 27. bis 28. v. M. Nachts: 9) ein Handwagen, zweirädrig, an der Gabel mit schwarzem, sonst mit grauem Anstrich, mit der Firma „Otto 8trub«, Düten- Fabrik, Markt 11", vom 27. bis 28. d. M. Nacht«; 10) eia Lrtterhandwagen, vierrädrig, mittelgroß, braun- gestrichen, darauf 2 Säcke mit Lumpen und eine alte Sttz-Vade wanne von Zink mit 2 eisernen Füßen, am 2. d. M.; 11) ein große-, leeres Fast mit eisernen Reisen, ca. 50 Eimer haltend, vom 30. vor. bis 1. d. M. Nachts; 12) ei« neuer englischer Rover mit grüugrauen Horugriffen an der Lenkstange (Kugellager und Schutzblech über der kette fehlen), am 28. vor. M.; 13) «ine einreihige Corallen-Halskette, von vorn nach hinten schwach auslausend, sowie ein dreireihiges Corallcn-Armdand, während d»r letzten 3 Monate; 14) ein Packet in grauem Papier, enthaltend: 13 Hefte Roten „Edition Peters", Nr. 1452», 2260, 1426». 391, 2383k, 784», 71, 1473, 1740, 167, 2377, 2133b und 193 am 30. v. M.; 15) ein goldener breiter Ring mit einem Brillanten und 18 Diamanten, sämmtlich 4 jour gefaßt, am 4. d. M.; IK) 4 Stück S'/,"«ige Schuldscheine der Stadt Leipzig, I-it. I). Ser. II. Nr. 20080 bis 20083, über je 100 Mark sammt Talons und Coupons. Etioaig« Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer krtminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 6. Juli 1891. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I» Stellvertretung: vr. Schmid. W. Das Kaiserpaar in England. Man hat den Besuch de- KaiscrpaareS in Holland zu dem oachsolgenden in England insofern in Gegensatz gebracht, als man den Besuch in Holland als reinen HöflichkeitSact, den Besuch in England dagegen als politisch bedeutungsvoll erklärt bat. Es scheint, daß diese Auslegung lediglich au der verschiedenen Größe der beiden Länder beruht, der inneren Rotbweudigkeit aber entbehrt. Einen politischen Charakter erhält der Besuch in Holland dadurch, daß rr dir öffentliche Aufmerksamkeit aus ein de» Welthandel» scrnstebcndeS StaatSwcscn in erhöhtem Maße gelenkt hat und da durch seine Bedeutung in der öffentliche» Meinung Europa- hebt. Es wird dadurch auch die Selbst achtung Hollands gesteigert und dieser Staat wird ich der Pflicht bewußt, nach Kräften an der Erfüllung der gemeinsamen Ausgaben der Eulturincnschheit mit zu arbeiten. Holland hat bisher die Neigung gezeigt, sich ausschließlich einen eigene» Interessen zu widmen und in stiller Zurück- zezogenheit sein Dasein zu führen. Das mag seine Borthcile >aben und zeitweise zweckentsprechend sei», aber auf die Dauer führt eine solche Politik zur Vereinsamung und Ver witterung, die besten Kräfte bleiben unbenutzt, weil es ihnen au der nötbigen Anregung fehlt, sich gellend zu machen. Wenn der Besuch des deutschen KaiscrpaarcS in diese Stockung erneute Bewegung gebracht bat, so ist baö aller dings von politischer Bedeutung, und die woblthäkigcn Folgen dieser Veränderung werden sich nicht nur in Holland, sondern auch im übrigen Europa bemerkbar mache». Ob der Besuch des Kaiscrpaares in London politisch inS Gewicht fällt, möchten wir bezweifeln. Kaiser Wilhelm be findet sich gegenwärtig zum dritten Male seit seiner Thron besteigung in England, und die gleiche Herzlichkeit, welche ihm die Bevölkerung früher bewiesen hat, bringt sie ihm auch bei seinem diesjährigen Besuche entgegen, vielleicht noch verstärkt durch das Bestreben, der Kaiserin ihre Sympalkie zu zeige». Man hat gesagt, daß dieser Besuch nicht so sehr dem Hof, als dem englischen Volke gelte. DaS könnte so ausgefaßl werden, als ob das englische Bolk sich bei den früheren Besuchen Kaiser Wilhelm'« zurückgehalten hätte, was doch bekanntlich nicht geschehen ist. Gerade der herz liche Empfang, welchen das englische Volk dem Kaiser be sonders bei seinem letzten Besuche bereitet hat, führte zu dem Schluffe, daß es kein bloßer Aet verwandtschaft licher Zuneigung deS Enkels für die Großmutter und für die übrigen Glieder des englischen Königshauses war, welcher den Kaiser nach England geführt halte, sondern daß cS sich um die Befestigung der Beziehungen zwischen den beiden Völkern bandle. Der Besuch hatte zur Folge, daß man das Zu sammenwirken der englischen Flotte mit dem deutschen Land- Heere im Falle eines Kriege» als sicher betrachtete. Unter solchen Umständen ist cS gewiß von Werth, daß eine für beide Thcile so ersprießliche und wichtige Ver bindung durch das persönliche Erscheinen teS deutschen Kaisers in England dem Volke stets gegenwärtig gehalten wird, aber eS- bestehen andererseits berechtigte Zweifel darüber, ob dieses in Aussicht genommene Zusammenwirken beider großen Reiche im gegebenen Falle auch zur Thal werden wird. Die „Daily News", das Organ Gladstone'S und seiner mächtigen Partei, veröffentlichte am Tage der Ankunft deS Kaiser- in England einen Artikel, in welchem sie daran erinnerte, daß Salisbury nicht immer Premierminister bleiben werde, und daß etwaige von ihm gemachte Ver sprechungen für seinen Nachfolger nickt bindend wären. Um keinen Zweifel Uber den Sinn dieser Mahnung zu lassen, fügte das Blatt hinzu: „Wir können nicht theilnehlnen an der Jsolirung Frankreichs »och an einer Politik, welche dasselbe als eine aggressive Macht betrachtet, cS wird vielmehr die Aufgabe und die angenehme Pflicht einer jeden britischen Negierung sein, mit Frankreich immer die freundschaftlichsten Beziehungen zu unterhalte»." Deutlicher läßt sich die Meinung der liberalen Partei Englands nicht auSbrücken, eö ist damit einfach gesagt, daß alles, waS über den Anschluß Englands au den Dreibund gesprochen, geschrieben und gedruckt wird, nur unter der Voraussetzung einen Sinn bat, wenn die Eon servativen an der Regierung blcivcn. Sobald das Ministerium Salisbury gestürzt ist, und ein Oppositions- Ministerinm ans Ruder gelangt, dann wird ein anderer politischer Wind wehen, der allen Hoffnungen und Zukunfts plänen der Anhänger deS Dreibundes ein jakes Ende bereitet. Nun ist es allerdings richtig, daß die auswärtige Politik auch in England nicht durchweg Parteisache ist, aber die Geschickte deS letzten Jahrzehnt- hat gelehrt, wessen die liberale Partei in England in der auswärtigen Politik fähig ist. Wenn Salisbury in der entscheidenden Zeit an der Spitze der Negierung gestanden hätte, dann gäbe es heute keine egyptische Frage, der Sudan wäre nicht preiSgegebeu worden, Gordon hätte sich nicht für den Besitz Ehartums geopfert, Italien wäre nicht in Massauah, die gesammte afrikanische Politik hätte ein anderes Gesicht. Das sind die Errungenschaften Gladstone'S und seiner Partei in der auswärtigen Politik. Inzwischen ist im englischen Heere eine ganz neue That- sachc hcrvorgctrctcn: die Lockerung der Disciplin in einem so bedenklichen Grade, daß ganze Regimcnler einfach den Gehorsam verweigert haben. Die Bewegung ist gegenwärtig zum Schweigen gekrackt, aber man kann nicht sagen, daß sie unterdrückt ist. Auch die Besorgniß ist nicht un begründet, daß der sogenannte Baccaratproccß der DiSciplin im Heere nicht vortheilhaft sein kann. War also das Landheer England- schon seit langer Zeit veraltet und den Bedürfnissen der Gegenwart nicht entsprechend,^so sinkt seine Bedeutung immer mehr herab. England bat das -streben, sich ausschließlich auf seine Flotte zu stützen und je mehr eS sich in dieser Anschauung befestigt, desto mehr ist eS in einem Kriege aus die Hilfe eines mächtigen Staates angewiesen, der ihm mit Landtruppen auShelsen kann. Solche Erwägungen haben aber aus England keine durchschlagende Wirkung, dort huldigt man dem Grundsatz, die Gefahr erst unmittelbar an sich heran treten zu lassen, bi» man sich zu ihrer Abwehr entschließt. Man hat da» in einem sehr lehr reichen Beispiel gesehen, als die Londoner Polizei sich gänz lich unfähig erwies, den von Ostend berandrinaenden Pöbel von der City fern zu halten. Die damalige Erfahrung ist spurlos vorüber gegangen, die Zustände sind heute dieselben wie vor tinigen Jahren und eine Wiederholung der Aus schreitungen deS Jahre- >887 ist sehr leicht möglich. Kaiser Wilhelm hat in seiner Antwort auf die Adresse der Stadt Windsor jedes Eingehen auf dir darin angeregten politischen Fragen abgelehnt und den rein privaten Charakter seine» Besucke- hervorgehoben, indem er der Güte gekackte, welche seine Großmutter ihm jeder Zeit erwiesen babe. Diese Antwort wird auf diejenigen Kreise abkühlend wirken, welche von dem Kaiserbesuche den Eintritt England- in den Dreibund erwarten. E» ist schon so oft daraus hingewiesen worden, daß ein derartiges Bündniß mit England nicht möglich ist. weil eS an der Stetigkeit der Regierung fehlt, welche ihm als Grundlage dienen müßte. Trotzdem aiebt man sich vielfach der Hoffnung hin, daß dir öffentlich« Meinung in England allmälig für den Bund, abgesehen von der Partei- 'teliung, gewonnen werden könne. Der Artikel der „Daily NewS" ist der Beweis dafür, daß diese Hoffnung unbegründet ist, und dcöbalb ist cS gut, die politische Bedeutung des Kaiscrbesuckö in England nickt zu überschätzen. Englands Flotte ist gewiß allen übrigen Flotten überlegen, aber wenn sic mir Englands Interessen dient, ist sie für europäische Zwecke nicht in Anschlag zu bringen. * Leipzig, 7. Juli. * Der BundcSrath hat sich mit der Frage beschäftigt, ob die von den Totalisatoren auf den Rennplätzen auS- gegebcncn Beschci»igu » gcn als Ausweis über Spielciulagen im Sinne deS NeichSstempelgcsctzeS einer Stcmpelabgabc von fünf Proccnt unterliegen. Die BundeSratbSauSscküffe llr Zölle und Steuern haben diese Frage in bcj abend cm Sinne enlsckiedcn und folgende Festsetzungen vorgcscklagen: „Die von den Verwaltungen der Totalisatoren auf den Rennplätzen auszcgcbcnen Bescheinigungen (Totalisatoren auf der ReickSstempelabgabc nach der Tarisnummer 5 des Gesetzes, betreffend die Erhebung von RcichSstcmpelabgabcn. Von der Vorlegung eines bestimmten LottericplanS wird abgesehen und gestattet, daß die Versteuerung der SpiclanSwcise »ach Maß gabe deS Bedarfs bewirkt werde. Tie Veranstalter der AuS- pielungcn dürfen nur versteuerte Ausweise über Einsätze zur Ausgabe bringen und nur solche auf de» Rennplätze» »» Gewahrsam halte». Aus Antrag der Totalisator-Verwaltung kann indessen die Abgabe bis zum Schluß de» jeweiligen Rennens gestundet werden; in diesem Falle ist von der Ab- tempeluiig der Spiclauöwcisc Umgang zu nebinen und die Abgabe von dem am Scklnsse des Rennens sich ergebende» Gcsamintbruttoertragc der Einsätze zu entrichten. Zu letzterem Zwecke hat die Totalisatorverwaltung an dem ans den Schluß deS Rennens folgenden Tage einen den Spiclumsatz er gebenden Auszug ihrer Bücher der zuständige» Stcuerstellc mitzutheilen und den sich danach ergebenden Steinpclbetrag cinzuzahlcn, aus Erfordern auch die bezüglichen Bücher und Liste» der Steuerstellc zur Einsickt vorzulege». Von Zeit zu Zeit ist der Betrieb de» Totalisators im Stempelintercsse durch einen von der Landesregierung zu bestimmenden Beamten einer Prüfung zu unterziehen. Den Bundes regierungen bleibt eS überlasten, Anordnung zu treffen, daß die OrlSpolizcibehörde von Ordnung-Widrigkeiten, welche bei Gelegenheit der von ihr auSzuübenden Eontrolc über den Betrieb des Totalisators zu ihrer Kenntniß gelangen, der zuständigen Steuerstellc Mittbeilung mackt. * DaS Marineverordnungsblatt veröffentlicht eine kaiser liche Verordnung über das strafgerichtliche Verfahren ^e g e n Militairpcrsonen der oslafrikanischcn Schutztruppc, welches im Wesentlichen den Vorschriften der preußische» Militairgericktöordnung entspricht; ferner eine Verordnung über Ehrcngerickte der deutschen Ofsicierc der ostafrikanischen Schuytruppe, entsprechend der Verordnung in Betreff der Ehrengerichte bei den Marineosficieren vom 2. November 1875. Die Anordnung eines ehrengerichtlicken Verfahrens über den Commandeur der Schutztruppc siebt nur dem Kaiser, über kineo StabSosficier nur dem Reich» kanzlcr zu. * Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg, Staat» minister Vr. v. Achenbach, feierte am Freitag den Tag, an welchem er vor 25 Jahren von dem Wablkreise seines Geburtsortes Siege» in das Abgeordnetenhaus gewählt worden ist, während er in dcnstelben diesen Kreis ununterbrochen ver treten hat. Für den Jubilar ist eS ein Tag vielfacher ehrenvoller Auszeichnungen geworden. Der Kaiser sandte von Amster dam aus dem Obcrpräsidcnlen v. Achenbach ein Glückwunsck tclegramm, die frciconscrvative Partei, zu deren Mil bcgründcrn der Jubilar gehört, der Wahlkreis Siegen, in welchem der Jubilar geboren ist, ferner eine große Anzabl von Freunden und Verehrern sandten Briese und Tele gramme. ES darf daran erinnert werden, daß Kaiser Wilhelm und sein Sohn, der Kaiser Friedrich, gerade den jetzigen Obcrpräsidcnlen vr. v. Achenbach dazu beriefen, den junge» Prinzen Wilhelm in die innere Verwaltung einzusühren, und daß der damalige Prinz Wilhelm längere Zeit an der Regierung zu Potsdam gearbeitet hat. Herr v. Achenbach war stets nicht nur bei Hose porson» ^rntu, sondern auch in parlamentarischen Kreise», namentlich im Abgeordnetenhaus« hat man ihm aus allen Seiten stets Gerechtigkeit widerfahre» lassen und nicht ohne lebhaftes Mitgefühl, zumal unter den eigenartigen Verhältnissen, in denen er sick vollzog, seine Rücktritt anS dem Ministerium gcgcnübergestande». * Für den am 10. Oktober bevorstehenden social demokratischen Parteitag in Erfurt bat der Partei Vorstand den Entwurf eines neuen Parteiprogramm- auSgearbcitet, welcher im „Vorwärts" veröffentlicht wird. Die Forderung nach einem neuen Programm, einer Revision deS Eisenacher Programm» von 1875, ist in der social- demokratischen Partei in neuerer Zeit oft hervorgetrelen; indessen allzu groß sind die vorgenommcnen Acnderungen gerade nicht. In der theoretischen Einleitung ist die Vertheilung deS gesammten ArbeitSproducleS »ach gleichem Recht, nach den vernunftgemäßen Bedürfnissen de» Einzelnen weagesallen, ebenso die Forderung socialistischer ProtucrionSgenosseiisckafien mit StaatSbilfe zur Anbahnung der Lösung der socialen Frage. Im Uebrigen gipfelte dieser Tbril de« Programm» nach wie vor in der Forderung der Umwandlung der Arbeitsmittel (Grund und Boden, Berg werke, Gruben, Maschinen und Werkzeuge, BerkebrSmiltel > in Gemeineigenthum der Gesellschaft und der Umgestaltung der auSbeutendrn kapitalistischen in eine socialistische Pro duction. Unter den besondern, allenfalls auch aus Grund der bestehenden Gesellschaftsordnung zu erreichenden Forde rungen beben wir hervor: eine Erweiterung des WablrecktS (Wahlberechtigung nach zurückgelegtem 21. Lebensjahr, Frauen stimmrecht, Einführung eines ProportionalwablsystemS, d. b Vertheilung der Zahl der Abgeordneten nack der aus die Parteien im ganzen Reich gefallenen Stimmenzahl. Diäten- zablnng); direkte Anthcilnabme de» Volke- an der Gesetz aebung mittelst de» Vorschlags- und VcrwurfSrechteS Entscheidung über Krieg und Frieden durch die ge wählten Vertreter de- Volke-, Abschaffung aller Gesetze. welHe dir freie Meinungsäußerung und Vereinigung ein- schränken; Abschaffung aller Aufwendungen au« offrutluheu m Mitteln zu religiösen Zwecken; Einführung der VollSwebr an Stelle der siebenden Heere: Unentgeltlichkeit der Rechts pflege und der ärztlickcn Hilfeleistung; Abschaffung aller indi- rceten Steuern und Zölle. Ein größerer Tbcil dieser For derungen war auch bereit« im Eisenacher Programm ent halte». Dazu kommen noch eine Reibe von besonderen Ar- bcilcrschutzfordcrungcii, die zum großen Tbcil bereits durch das neue Gewerbcvrdnuiigügcsetz erfüllt sind. Mit mehreren ihrer äußersten Ziele, z. B. Abschaffung der Monarchie, der Ebc„ der Religio», hält es die soeialdcmokratische Partei leitung offenbar augenblicklich nicht für zweckmäßig, hervorzn- kommcn. J»i Allgemeinen macht baö neue Programm über- liaupt den Eindruck, als ob die offenkundigen Gegensätze und Spaltungen innerhalb der socialdcinokrati)chcn Partei durch Hinweggcben über die wichtigsten Fragen verkleistert werden sollten. Es wird darüber voraussichtlich »och zu heftigen Kämpfen in der Partei zwischen den Opportunisten und den Radicalcn kommen. -i- * «- * Ter norwegische Storthing hat den Antrag Ogam, betreffend Aufkebuna de« VicekönigthumS-AmleS, ein- tilnmig ohne Bcratvung angenommen. * Die Reise, welche König Oökar II. von Schweden in Begleitung de« KriegSminisierS, Freiherr» v. Palmstjcrna, »ack der Jnjcl Gothland unternommen bat, wird mit dem Projcclc der Errichtung von größeren Befestigungen aus dieser Insel in Zusammenhang gebracht. Diese Forlisicationen - wären dazu bcitimmt, Gothland im Falle eine» Seekrieges zwischen Rußland und einem westeuropäischen Staate gegen eineit etwaigen Handstreich wirksam zu schützen. Der »iili- lairische Ebaraktcr der Reise dcö Königs tritt auch darin hervor, daß in da« Programm eine Jnspicirung der eigenen Miliz der Insel Gothland ausgenommen ist. * Wie man »iiö aus Athen schreibt, ist daö gerichtliche Nachspiel der auf Eorsu stattgehabtcn Ilnruben noch im Gange und erfolgen vielfache Verurthciluiigen der Tbeil- nehmer zu Gesängnißstrafcn dis zu sechs Monaten Eö dürsten jchon an zwanzig Personen, darunter auck Polizei- Agenten, abgcurtheilt worden sein. Berichten Atbcner Blätter zufolge beginnt auch eine langsame Rückkehr der sciiicrzeit zesiüchtcten Juden platzzugreisen. E» sei zu hoffen, daß die Regierung anläßlich der bevorstehenden Municipalwahlcn auf der Insel die weitgehendsten Vorsichtsmaßregeln treffen werte, um jeder Möglichkeit von Ruhestörungen vorzudcugen, bereit Möglichkeit sckon deshalb ins Auge gefaßt werden muß, weil seit den Eorfioter Unruhen eine judenfcindliche Literatur auf- zntauchcn beginnt, deren Verbreitung die Behörden allerdings soweit eS in ihrer Macht liegt, cntgegcntretcn. * In der letzten Zeit sind, nach längerer relativer Rübe, ziemlich düstere Nachrichten aus Kreta gekommen. Die Morde Hausen sich in erschreckender Zahl; Türken und Christen scheinen nur ein einziges Ziel zu kennen: sich gegensaitig zu vernichte». Wäre auf der Insel Aufruhr vorhanden, so licye sich daö gegenseitige Morden wohl begreifen; eö gehört ja ur Kriegführung in diesen Breitegradcn. Aber in Wahr- >cit herrscht vollster Frieden, die kretcnsiscde christliche Be völkerung erkennt eö, daß ihr für den Augenblick jede Aussicht benommen ist; sie hat selbst den Abzug der aufständischen Banden gewünscht, welche auch thatsächlick, bis aus den letzten Mann, die Insel verlassen haben, sic weiß überdies, daß sie von Griechenland für jetzt nicht bloS keine tbäligc Hilfe, sondern höchstens eine Verleugnung erwarten kann — sie denkt daher nicht an eine offene Auflehnung gegen die türkische Gewalt, speciell gegen Dsckcvat Pascha, der anerkanntcrmaßcii vom besten Willen beseelt ist, Repressalien scheut und, wo eö nur angeht, die Unterstützung der christlichen Bevölkerung in Anspruch nimmt. Und dennoch so viele Morde, daß man sagen kann, die kretensiscke Bevölkerung dccimirc sich gegen seitig, wobei natürlich die Schuld in gleichem Maße beiden Tbeilen zusällt. Es sind blinder Haß und GlaubcnSwutb, welche diese traurigen Erscheinungen bcrvorbringen, wobei der Umstand mitwirkt, daß die kretensischcn Mohamedancr selbst Griechen sind und nunmehr die leidenschaftlichsten Gegner ihrer Connationalen geworden sind. Seitdem vor einigen Wochen vier Mobamedaner bei Rcthymno todt gesunden worden sind, hat sich hieran eine ganze Reibe von weiteren Blutlbaten geknüpft. Die Türken nahmen natürlich Rache, wobei, wie fast immer, nur Unschuldige fielen. Die Christen wieder solle» geschworen baden, für jeden Ermordeten von den Ihrigen zwei Türken in da« Jenseits zu befördern. Die diesbezüg lichen Berichte griechischer Blätter werden durch anderweitige authentische Darstellungen bestätigt. So bat erst vor wenigen Tagen der englische Generalconsul aus Kanea eine beträcht liche Zunahme der Morde signalisirt und bervorgeboben, daß die meisten von den mobanicdcinischen Kretensern berrübrcn, wclcke auf Verabredung zu bandeln sckeinc» Welchen Zweck eine solche habe» könnte, ist absolut unerklärlich. Die tür kischen Bcbörden scheinen übrige»« mit der Lage aus der Insel nicht unzufrieden zu sein, andernfalls hätte wohl die Pforte sich gewiß nicht entschlossen, behufs Unterdrückung de» Aus slandeS von Hcme» einen großen Tbcil der Besatzung von Kreta beranzuzicben. Diese Zuversicht mag im Augenblicke nicht unbegründet sein, aber die völlige Gleichgiltigkeit gegen über den anarchischen Verhältnissen im Innern könnte sich doch rächen, denn der gegenseitige Rachekricg zwischen Moha niedanern unk Christen aus der Insel hält iene Stimmung wach, au- welcher über Nacht ein Aufruhr sich entwickeln kann. * Nack Meldungen aus New-Kork ist StaatSsecretair Blaine schwer erkrankt. * „Gil BlaS" veröffentlicht eine lange Unterredung mit einem ungenannten französischen Senator, der nach der ganzen Beschreibung nur der frühere Minister bcS Aus wärtigen Barthölemy Saint Hilaire sein kann. Er greift ein französisch - russisches Bündniß aufs Heftigste an. Der Dreibund, welcher die berechtigte Vertbeidigung der Civilisation gegen die mo-kowitische Barbarei bedeute, richte seine Spitze keineswegs gegen Frankreich. Auck wenn, wie zu «warten, England sich dem Dreibünde anschlicße, sei das kein Grund zu Befürchtungen. DaS neutrale Frankreich babe nicht- zu furchten und müsse ein Bündniß mit Rußland zurückweisen, da dessen Sieg mit dem Siege der Barbarei gleichbedeutend sei. Auch könne eS durch einen solchen Verratk an der Civilisation keinen Vortbeil erreichen. Geschlagen, werde eS da- Schicksal Polen« tbeilen, siegreich, zwar Estaß- Lothringen, vielleicht auch da- linke Rbeinoser erhalten, aber aus alle Zeiten dem russischen Barbareostaat uoterthan sein. 1 Di Blätter schemeu dieses Jutennew todlschweigeu zu wolle-.
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