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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-13
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Nedartion und Expedition Iohanaesgasse 8. Sprechstunden der Urdactioa Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b— 6 Uhr. «lüSß-d» r,»>>,i«»d>kr Mai>uicil»l« mach! sich dt« Sietocucn inchl »rrdmtUch. Annahme »er für hie nächstfolgende Nummer bestiniuttrn Juferatr a» Wochentage» Via 2 Ubr NachmittngS, an Sann- »nd Frsttagrufrül, di»' ,k» Uhr. In den Filialen sur Zns.-Annahmr: Llto Klenim's Sortim. «Alfred Hahn), UniversitälSsiraße 1, Louis Lofchr, katharinenstr. 14, pari, und Königsplatz 7, nur bis ' ,L Uhr. ^ lSL Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschiistsverkchr. Montag den 13. Juli 1891. Abonnementspreis vierteljährlich 4>', Mk. in Alt-Leipzig, inel. Bringerlobn5 Mk.. durch die Post bezogen ii Mk. Einzelne Nra. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzi) ohne Poslbesördcruug 60 Mk, «ttt Postbefürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeichuiß. Tadellanschcr u.Ziffernsatz nach höherm Tarii. lleclamen unter dem Redact ionsstrich die «gefpalt Zeile öOPs., vor den Famit ieunachri chte ir die «lge'valtene Zeile 40 Ps. Inieraie sind neis an d:c ErtzeSitioil zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeiuiinerauil» oder durch Post» Nachnahme. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekamilmachllng. Bei unserem Stadtorchester, welche- den Dienst in Kirche, Ge wandhaus und Stadlthealer zu versehen hat, soll am 1. Teptembrr hirseS AahreS die letzte Afvirontenstelle für die II. Violttic mit dem Jahresgcbalt von 1240 (loOO >4 vom Sladthcatcr und 240 >4 vom Gemanddausconccrt) anderweit besetzt werden. Geeignete Bewerber, welche sich einem Probespiel zu unterziehen haben, wollen ihre Gesuche mit kurzem Lebenslaus und ihre» Zeug nissen bis spätestens »UM 1ü. August ». A. bei uns einrcichen. Die Anstellung erfolgt gegen beiderseitige halbjährliche Kündigung und zwar zunächst aus ein Probejahr. Leipzig, den 9. Juli 1891. Ter Rath Scr Stadt Leipzig. I». 3000. 0r. Georgi. Wilisch, Ass. Lberbürgermeister. wolinungs-vcrmietllung. Die kleinere Wohnung in der :t. tstage des der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen HausgrundslückS Noichsstrasir Nr. 0 ist vom 1. Oktober d. I. ad gegen rinhallijnhrigc »tnndignng ander- weit zu venniethen. Miethgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, den 11. Juni 1891. Ter Nath der Stadt Leipzig. Io. 2693. lir. Georgi. Krumbiegel. Pannsdorf. Lkkanutlnachllllg. Die beim Anbau an das hiesige Schulgebäude erforderliche» Tischler-, «laier-, Klempner-, Schlosser- und Blitzadleituiigs-. Tachdriker-, Maler- und Lack,» er-Arbeite» sollen an den Mindcsisordernden unter Vorbehalt der Auswahl unter den Licitantcn vergeben werden. Die Bauzeichnungen und allgemeine» Bedingungen können im Gemeindeamt« eingelehen werden. Daselbst sind auch Formulare zu Kostenanschlägen gegen Erlegung der Schreibgebühren zu erhalle» und bi« zum 27. Aul« dss. Jahres, Nachmittags l» Uhr, vcr- schlossen und mit der Aufschrift „Schulbau" versehen wieder rinzureichen. Paunsdorf, den 10. Juli 1891. Ter Schulvorstand. Gem.-Borst. Dölling, stell«. Vors. Rußlands zu cittkrästcn versucht worden, welche beiten Reiche Jahrzehnte hindurch bei großer politischer Intimität tic gegenseitige Scheidewand auf dem HandelSgebiclc befestigten. Ganz unverständlich ist uns schon mit Bezug hierauf der Satz in der Berliner Eorrespondcnz der „Münchener Neuesten Nachrichten", daß „inachtpolilische Freunkschast" und „handels politische Gegnerschaft" dauernd unmöglich seien. Die Ausführungen, die der Berliner Berfasscr deS Artikels an diese seine Auslassung knüpst, sind zu »icrlwürtig, als " ' - - - Sie Sehr beachtenswertk war eine weitere Aeusterung des Marquis ^ v. Bacquehem >u dcrsclbc» Rede, weil sie ein berechtigtes Selbst- bcwttßijein verrieth. Es ging daraus hervor, daß Oesterreich mit großer Umsicht alle seine Vorbereitungen sür die Eriieucrung der Handelsverträge gelrossen hat. Der Minister sagte dann noch wörtlich: „Nicht die Noth der Situation, der eigene Entschluß bat uns in das Pordcrtresscn gestellt, an die Seile jener, welche feste Bnrgichaslcn verlange», aber auch geben wollen, dnmit der internationnle Handclsverlehr nicht einer unsicheren Zukunft überantwortet werde." Marquis v. Bacquehcm darf mit Genngthuung daraus der- - weisen, duß Oesterreich in dem jetzigen wichtigen Augenblick, i» daß wir sie hier nicht wörtlich wietergcbc» sollten, lauten: „Es ist unmöglich, den Satz von der Möglichkeit machtpolitischer ... ... . ^ ... „ - - . ^ G-gnerscha't anszudehnen aus wekhen, es sich um sehr weittragende Ent,che.dnngcn au, Ha,,dels- ^ I politflchem Gebiete handelt, lm Vorderlrefsen stehe. ES zeugt dies Freundschaft bei handelspolitischer das dauernde Berhällniß der Staaten. Tie Geltung dieser Fürst Lismarck und Oesterreich. Die „Hamburger Nachrichten" veröffentlichen unter der vorstehenden Aufschrift folgenden beachtenSwerthcn Artikel, welcher vielleicht einen Fingerzeig giebl, in welcher Richtung sich die parlamentarische Tbaligkeit des ReichstagSabgcordnelcn für Geestemünde bewegen wird. Eine große Anzahl von Zeitungen druckt einen Berliner Brief der „Münchener Neuesten Nachrichten" ab, der sich mit dem Abschlüsse des deutsch-österreichischen Bündnisses im Jahre 1879 befaßt. Es wird darin u. A. gesagt, Fürst Bismarck habe mehr als ein VerlheidigungSbilnkiiiß mit Oesterreich-Ungarn beabsichtigt, er bätle auf Herstellung einer engen wirtbschastlichen Gemeinschaft hingewirkt, eü sei aber das in Deutschland eben angenommene Schutzzollsystem ge wesen, welches der Handelögemeiuschaft mit Oesterreich ent gegengestanden habe. Wir haben nicht gehört, daß dies in Deutschland die all gemeine Meinung sei; im Gegentbcil sind wir stets unter dem Eindrücke gewesen, daß der Wunsch, die politisch-militairische Genossenschaft durch ein geuicinschastlichcS wirthschaftlicheS System zu vervollständigen, nicht auf deutscher Seile, sondern bei Oesterreich immer wieder von Zeit zu Zeit aufgetaucht und von der deutschen Politik »ach Motiven erwogen worden ist, wie sie zuerst den österreichischen ZoUeinigungs-Bestrebiingc» in den fünfziger Jahren gegenüber als leitend wirksam waren; nämlich daß bei der Größe deS Abstandes in den Lcbcnö- aewohnheitcn, EonsumlionSverhältnissen und wirthschaftlichen Bedürfnissen der Bevölkerungen beider Staaten eine vertrags mäßige Fassung für die gegenseitigen Eoiiccsfione», namentlich aber für das TheilungSinaß der Ergebnisse einer Zolleinigung unmöglich zu finden sei. Schon zwischen Südtciitschland und dem Norden cxistircn große Ungleichheiten im Eonsum zollpflich tiger Maaren; diese Verschiedenheit gestaltet sich weit ein schneidender zwischen der deutschen und der ungarisch- galizischen Bevölkerung Lesterrcicb-UngarnS und gestattet nicht einmal innerhalb der Monarchie einen vollständig freien HandclSverkcbr. Zwischen den Reichsdeutschen und den Be wohnern der Lslhälfle Oesterreich-UngarnS aber liegt die Sache noch ganz anders. Die letzteren verbrauchen zoll pflichtige Waarcn nur ii» minimalen Uinsangc; ihr Eonsnin an importirtcn Gegenständen beschränkt sich auf die geringe Minorität der höheren Elafse»; für Producte der deutschen Industrie ist zwischen Stralau und der türkisch-russischen Grenze die Zabl der Abnehmer sehr gering. In diesen und anderen Erwägungen haben seit -to Jahren die Schwierig keiten gelegen, durch die der damalige Zollverein und später das Deutsche Reich abgekalien wurden, eaS bundeösrcundliche Wohlwollen, das unS auf politischem Gebiete mit Oesterreich verband und »och heute verbindet, aus wirthschastliche Ab machungen zu übertragen. Die Berbandlungen, die der Berliner Gewährsmann der „Münch. Neuesten Nachr." auf die Zeit vor dem Jahre 1885 verlegt und die er als „sehr ernsthaft" bezeichnet, habe» das letztere Prädicat immer nur sehr einseitig, d. h. in öster reichischem Sinne verdient, und cö ist unrichtig, wenn der Mangel gleichen Ernstes deutscherseits auf agrarische Inleresieil- polilik deS Fürsten BiSmarck zurückzeführt wird. Die öster reichischen Wünsche fanden bei keinem der übrigen diesseitigen Minister Auklang; sic wurden aber auch nicht schroff zurück- gcwiescn. Gerate die durch das politische Bündniß bedingten wohlwollenden Formen der deutsche» Ablehnung sind cS, welche heutzutage in der Presse als Vorwand sür die Be hauptung dienen, daß die deutsche Regierung früher selbst das erstrebt nabe, was jetzt als der muthinaßliche Inhalt deS mit Oesterreich abzuschließendcn Handelsvertrages gilt. Daß Fürst Bismarck, wie der Berliner Aufsatz in dem Münchener Blatte angicbt, behauptet Kälte, die Gebote der Machtpolitik übcrträfc» an Wucht die Gebote jeder anderen Politik, ist eine Entstellung ES ist damals nur das öster reichische Argument, daß politische und wirthschastliche Freund schaft Hand in Hand zu gehen hätten, durch Bezugnahme auf die langjährige politische Freundschaft Preußens und dcynung hat Fürst Bismarck später behauptet und sich dadurch mit dem Zeugniß der gelammten Weltgeschichte in Widerspruch gesetzt. Um wirtbichaftlicher Bedürfnisse willen Naben die Römer KanNago bekriegt, Spanien das nordwestliche Nsrika und späier Egnpien erobert, in» wirlhschastticher Bedürfnisse willen haben die Germane» sich des römischen Reiches bemächligt, um eben solcher Bedürfnisse willen sind die Franken in Gallien eingedruligcn, haben die Normannen England erobert, baden die Engländer die spanische Seeherrschast zerstört und den Franzosen Osundien abgeiiommcn. Wir können eine Liste nicht sortsührcii, die gar nicht zu er schöpfe» ist." Daß die punischcn Kriege, die Eroberung Spaniens und deS Orients aus wirthschastliche» Gründen seitens der Römer erfolgt seien, ist, wie wir glauben, eine »cne und originelle Auffassung der alten Geschichte; aber selbst wenn dieselbe richtig wäre, so würde durch sie gar nichts sür die Unmög lichtest bewiesen, daß politische Freuntschast zwischen große» Reichen bestehe» könne, ohne daß die Freunde aus derselbe» Schüssel essen. Wir können keinen logischen Zusainlncnhang zwischen den historische» Estalen des Berliner Artikels der „Münch. Neuest. Nachr" und dessen Argumentation finde». Und wenn ein solcher Zusammenhang cxiftirte, so wäre das Prognostiken, daß die geschichtlichen Estatc den Bethciligten stellen, höchst bedenklich sür taS einträchtige Zusauimculcbcn und den Frieden der europäischen Staate». Nach dem Berliner Gewährsmann der „Münch. Neuesten Nachr." haben wirtli schastlichc Bedürfnisse den römischen Staat dazu geführt, Karthago, Spanien, Egyplcn u. s. w. zu erobern und zu römischen Provinzen zu machen; ebenso wird die Eroberung Galliens durch die Franken, Englands durch die Normannen, wie eS scheint, lediglich aus den Mangel eines angemessenen Handelsvertrages zwischen den delheiliglen Nationen zurück geführt. Wir glauben, daß durch die Existenz eines Tarif vertrages zwischen den dcmnächstigeu Eroberer» und den Unter worfencn die Katastrophe», welche den eine» der bethciligten Staaten zur Provinz deS anderen machten, also Bruch und Kamps, nur eine Beschleunigung erführe», weil jeder der beiden Eoistrahciste» sich nach einigen Jahren übervor- thcilt glaube» würde. Aber cs scheint unS, daß der Mangel an Logik und Gcschichtskuute, der die Berliner Ausführungen der „Münchener Neuesten Nachrichten" kennzeichnet, auch ohne dergleichen Voraussetzungen klar genug zu Tage liegt, und wir meinen, daß keine der Mächte, die heute in Frage kommen, den Gedanken habe» kann, zu verfahren, wie die Römer gegen Karthago und Egypten, wie die Franken gegen Gallien und wie die Normanen gegen England verfahren sind, auch wenn die jetzt geplanten Handels- und zollpolitischcn Ve>einbar»iigeil Oesterreich im nächsten Jahre ebenso wenig zu Staube tür eine Klugheit und eine Geschicklichkeit, die sür Ocnerreich überaus werlbvoll sein dürste. In der Lhat hnt man cs i» Wien verstanden, sowie politisch, »»»mehr auch wirlhschastlich einen Rang zu erobern, Le» der ttaijerstactt seit sehr lange uicht ^ mehr besessen." Für die Leiter der auswärtigen Politik deS deutschen Reiches klingt das, so bemerkt die „Kreuz-Zeitung" hierzu, in der Thal uicht allzu schmcichclhast. nnt litt nctbvshcil I.vcilsv Xt käme», wie sic in den letzten vier Jahrzehnten zu Staude ge kommen sind. AlS eine leere Verdächtigung, von der wir dahin gestellt sein lassen, wer sie dem Berliner Informator deS Münchener Blattes cingeslüstert haben kan», bezeichnen wir folgenden Satz: „Fürst Bismarck ist aber nicht allein durch oic von ihm iininer einseitiger verstandene Handelspolitik zur immer weiteren Abwendung vv» Leslcrrcich innerlich gedrängt worden, sondern in niindesiciis gleichem Grade durch die Entwicklung deS Verhältnisses zwnchen Oesterreich und Rußland, eine Entivickluilg, die ihm die Wahl zwischen Oesterreich und Rußland auss Neue zur Nolhwcndigkeit machte." ES ist unwahr, daß Fürst BiSmarck, sei eö durch die Handelspolitik, sei eS durch die österreichisch-russischen Be Ziehungen, zu immer weiterer Abwendung von Oesterreich Ungarn gedrängt worden wäre. Der frühere Reichskanzler ist bis zu seinem Ausscheiden aus seinem Amte im März 1890 ohne irgend welche Wandlung der persönliche Träger derjenigen Politik gewesen, die er 1879 durch den Ab schlnß deS österreichischen Bündnisses den Bedenken Kaiser Wilhelms I. gegenüber mühsam ins Leben gerusen bat, unk wir glauben, nicht zu irren, wenn wir annebmc», daß Kaiser Franz Joses von Oesterreich, falls er Veranlassung halte, sich darüber zu erklären, dem Fürste» BiSmarck dieses Zeugniß bereitwilligst ausstcUcn würde. Daß letzterer bemüht gewesen ist, den Frieden zwischen Oesterreich und Rußland zu pflege», wie der Berliner Eorrespondent der „Münchener Neuesten Nachrichten" sagt, und eine» Ausgleich deS öster reichisch-russischen Gegensatzes immer wieder hcrbeiznsübren, ist ohne Zweifel richtig und erscheint unS, wie wahrscheinlich jedem urtbcilsfähigcn Politiker, als Pflicht und Schuldigkeit eines deutschen Reichskanzlers. Ter Berliner Gewährsmann deS Münchener Blattes schließt seine Ausführungen wie folgt: „Ais die Nolhwcndigkeit der Wahl (zwischen Oesterreich und Rußland) z»m dritte» Mal wiederkehrte, war der Fürst daraus und daran, die Freundschaft Rußlands zu wählen. Zum wenigsten wollte er die gegen Oesterreich eingegangenen Verpflichtungen so be schränken, daß sie die Wege Rußlands nicht mehr hindern konnten, und er wäre, wenn Oesterreich damit nicht zusricden war, vor der Auslösung des Bündnisses nicht zurückgescheut. Die Darlegung dieser höchst merkwürdigen und noch wenig erkannten Episode müssen wir »ns für einen eigene» Artikel anssparen." Dieser Schlußsatz träfe zu, wenn statt der Bezeichnung „Episode" das Wort „Erfindung" cinaesügt würde. Vielleicht handelt eS sich nur um einen Druckfcbler; jedenfalls sind wir neugierig auf den „eigenen Artikel", in welchem diese „Episode' weiter auSgeführt werden soll. Wir lassen im Anschluß an daS Vorstehende noch dasjenige folgen, was zu den Erklärungen des österreichischen Handels Ministers über den deutsch-österreichischen Handelsvertrag der „Kreuz-Zeitung" a»S Wien geschrieben wird: Marquis v. Bacquehcm ist ein sehr geschickter Redner und seine Aussührungen bieten stets Interesse; außer seiner gestrigen Kund- gcbung haben wir allerdings bloS die einzige Neuigkeit erfahren, daß der deutjch-österreichische Handelsvertrag bis zum heutigen Tag noch nicht unterzeichnet, sondern blos para phirt ist. Tie zahlreichen, auch vom ossiciellen Telegraphen verbrei- teten Nachrichten über die ihrerzeitige Unterzeichnung des Vertrag« waren sonach unrichtig. Leipzig, 13. Juli. * Wie der Reichskanzler bekannt macht, bat der BnndeS ratb in seiner Sitzung vom 2. d. M. folgenden Beschluß gefaßt: Tie von den Vc»Wallungen der Totalisatoren ans den Rennplätzen auSgcgebcnen Bescheinigungen (Totali salor-TicketS) über die gezahlten Einsätze aus die am Rennen betheiligten Pferde unterliegen als Ausweise über Spielcin- lagen der Reichsstempelabgabe nach der Tarisnuinmcr 5 des Gesetzes, betreffend die Erhebung von Rcicbsstempcl- abgabcn. Von der Vorlegung eines bestimmten LollericplaneS (Ziffer 19a, Absatz 2 der AuSfübrungSvorschrifle», Eculral blail sür daS Deutsche Reick sür 1^85, S. 417) wird ab gesehen und gestattet, daß die Versteuerung der Spiel auswcise »ack Maßgabe deS Bedarfs bewirkt werte. Die Veranstalter der Ausspielungen dürfen nur ver steuerte Ausweise über Einsätze zur Ausgabe bringen und nur solche auf den Rennplätzen in Gewahrsam halten. Ans Antrag der Totalisalorverwaltung kann indessen die Abgabe bis zum Schluß deS jeweiligen Rennens gestundet werten; in diesem Falle ist von der Abstempelung der Spiel- auöweise Umgang zu nehmen und die Abgabe von dem am Schluß deS Rennens sich ergebenden Gcsanimtertragc der Einsätze zu entrichten. Zu letzterem Zweck hat die Totali- satorvcrwaltung an dem ans de» Schluß deö' Rennens folgenden Tage einen den Spielumsatz ergebenden Auszug ihrer Bücher der zuständigen Ctcuerstcllc »lilzutheilcn und den sich danach ergebenden Stempelbctrag cinzuzahlcii, auf Erfordern auch die bezüglichen Bücher und Liste» der Etcner- stelle zur Einsickl vorzulcgen. Von Zeit zu Zeit ist der Betrieb des Totalisators im Stempelinlcrcsse durch einen von der LandcSrebierung zu bestimmenden Beamten einer Prüfung zu nnlcrzicbcn. * In der preußischen Gesetzsammlung wird daS Sperr- geldcrgesctz publicirt. ES trägt das Datum vom 24. Juni l89l. * Bei den jüngsten Auseinandersetzungen unter den Socialdemokratcn hat Herr Bebel unter großer Ansregung I Mo der Versammelten geäußert: „Wenn wir so bandeln, wie cs I (zz^s die Opposition wünscht, dann haben wir binnen wenigen' Monaten ein neues So cialistcngesetz." Herr Bebel hat damit obne Zweifel einen recht scharfsichtigen Ausspruch ge lhan. Die Parlamentarier und die alten Führer stellen gegenwärtig die Mäßigung innerhalb der Partei dar, während die radicalercn „Jungen" iininer offener die Revolution predigen und allerdings zur Abwcbr leicht neue AnöilahiiiSmaßregklii des Staats hcrauStordern könnte». Es ist bezeichnend, daß von socialdcmokratischcr Seite zum erstenmal daS Wort von einem neuen Socialistcngcsctz fällt. Es hat seit dem Erlöschen deS Svciallstciigcsctzcö niciiianv wieder von einer Erneuerung dieses Gesetzes gcfprocken; man will vor der Hand abwarten, welche Entwickelung die Dinge ohne besondere Abwebrmaßregcln nehmen werden. Herr Bebel aber ist eö, der uns eine solche Entwickelung und zwar binnen kürzester Zeit prophezeit. * Tie „Allgemeine Zeitung" bemerkt zu dem auch von u»S initgetbciltcn Schreiben eine« württcmbcrgischcn Pfarrers, die durch den Regierungspräsidenten Winzer verhinderte telegraphische Begrüßung deS Fürsten BiSmarck betreffend, Folgendes: Wir können dieser Auffassung nur durchaus beipslickten. Der Slcgcncr Fall war allerdings angelhan, in ganz Deutschland und darüber hinaus ziemliches Auffehcn zu »lacken. Ter Regierungs präsident war Gast des Vereins deutscher Hiittenlcute, es stand ihm nlso gar nicht zu, auf die Absicht der Verunnmlung, dem Fürsten BiSmarck eine» Gruß zu senden, irgendwelchen Einfluß zu nehme». Bedauerlich bleibt, daß die Versammlung sich eine» solchen Einfluß gesallcn ließ. Wie wenig übrigens mit einem derartigen Verhalten ven Anschauungen des itaisers selbst entsprochen wird, bat Seine Majestät in Amstcrdam zu erkennen gegeben, als er am Grabe des AdmiralS de Ruhter die Warle sprach: „Eü ist rin großes Volk, welches so seine große» Männer ehrt." Ta nun doch wohl Fürst Bismarck s Verdienste um Deutschland, vor Allem aber um Preußen und daS HauS Hohenzollern, wahrlich nicht geringer sind, als die Ruyler'S um die Niederlande »nd das HauS Lranic», so liegt in den kaiserliche» Worten klar und deutlich aus gesprochen, daß die Deutschen sich als ein kleines Volk, klein an Eharakter und Gesinnung, erweisen würden, wenn sie dem Lebenden die Dankbarkeit und Ehre vertagen, welch« andere Völker de» Todtcn noch nach zweihundert Jahren erweise». Oder sind etwa gleiche Gesinnungen dein Fürsten BiSmarck gegenüber auch erst an seinem dereinstigcn Grabe zulässig? * Ter Ankündigung von einer definitiven Aushebung deS PaßzwangeS sür Reisende deö OrientzugeS ist scbr rasch von zwei Seiten das Dementi gefolgt. Weder in Berlin, noch in Straßburg weiß man von dieser Milderung etwas. ES ist allerdings bisher auch noch nickt bekannt ge worden, daß die nach der Mönchrnsteiner Katastrophe an geordnete Paßmilderung bereits wieder ausgcgcbcn worden sei; eS ist also wohl möglich, daß sie zur Zeit noch besteht und daß man daraus etlvaö voreilige Schlüsse auf dir Zu kunft gezogen hat. * Die „Nat.-Lib. Corr." schreibt: Wir werden von ver schiedenen Seilen rcctificirt wegen der in einem nculicben handelspolitischen Artikel enthaltenen Amzabc, daß zwischen dcmDeutschcn Reich und den Vereinigten Staaten von Nordamerika kein Handelsvertrag bestehe. Nun ja, cS existirt in der Thal so etwas, was freilich in den allerweitesten Kreisen bisher unbekannt geblieben ist. ES war im Jahre 1828, zu einer Zeit, da man von Eisenbahnen, Dampfschiffen, Dampfmaschine», Telegraphen und dergl. noch kaum etwas wußte, da schlossen Preußen und die Vereinigten Staaten, beide damals politisch und wtttbschafilich noch reckt weit zurück, eine» sogenannten Handelsvertrag, der vermöge seiner vollendeten Jnbalt- losigteil niemals die geringste praktische Wirksamkeit geübt bat und gänzlich in Verschollenheit gerietb, eben darum aber auch nie formell ausgckoben wurde. Diesen Vertrag hat der BundeS- ratb am 2o. Februar 1885 auf das Reich ausgedehnt, waö ebenfalls gänzlich spurlss vorübcrgegangen und wobt nur den wcnigsicn bekannt geworden ist; die Zustimmung des Reichstags zu dieserElncuernng und Ausdehnung wurde nickt cingeholk. Wir werden auch belehrt, daß daneben noch Verträge mit einzelnen anderen deutschen Bundesstaaten auö älterer Zeit bestehen. So? Also beute noch? Mit wem denn? Etwa mit Anbalt und Reuß? DaS ist ja ei» sehr interessantes baiidclspolitischeS Verhältniß ein viertel Jahrhundert nach Gründung des Reichs. Einer der gründlichste» Kenner und Erforscher unserer Zoll- und Handelsverbällnisse, v. Auf'fcß, schließt eine lange Erörterung über die Handelsverträge (auö dein Jabrc 1886, also »ach dom oben angeführten BundcS- rctthSbeschlnß) mit folgenden Worten: „Es ist zu bedauern, daß cö noch nicht gelungen ist, mit unserem größten Nachbarstaate (Rußland) und den nortainerikanischcn Frei staaten durch Handels- und Schifffahrlsvcrlräge in nähere Verbindung zu treten." Auch Herr von Ansscß scheint sonach über die Fortdauer und Giltigkeit jener antediluvianischen Abmachungen einige Zweifel zu bcgcn. Jedenfalls wäre cS äußerste Zeit, diesen ehrwürdigen, aber etwas mythischen Jubelgreis von einem Handelsvertrag aus dem Jabrc 1828, von dem eö überhaupt einigermaßen zweifelhaft ist, ob er noch lebt, ans seinen Werth hin einer Prüfung zu unter ziehen. Eö haben sich doch inzwischen, auch abgefebcn von der Mac Kinley-Bill, einige erhebliche Veränderungen in der Well zugelragen. * Im ll. wnrttcmhcrgi schcn NeichStagSwahl- krcisc, Hall-Oehringcn, siebt insolge^dcr Beförderung des bisherigen Vertreters, Regicruiigsraibü Lecmann, zum Professor in Tübingen eine Neuwahl bevor. Herr Lccmaiin gehört der ncttioiiallibcralcii Partei an. Er siegte am 20. Februar 1890 mit 9322 Stimmen über einen Volks- parteilcr mit 5783 Stimmen; daneben wurden »och wenige Hundert ultramontane »nd socialdemokratische Stimmen ab gegeben. Der Wahlkreis war unuiilerbrochen in national- liberalem oder freicvnservativcm Besitz. — Ferner ist durch die Ernennung des Herrn von Pultkamer zum Ober- präsidcnlen der RcickslagswablkretS Stolp in Pommern erledigt. Herr von Puttlaincr war mit 10 522 Stimmen gegen einen dcutschfreisiiinige» Eaiiditatcn mit 5923 Stimmen gewählt worden. Der Wahlkreis war ununterbrochen in confervativem Besitz. >» >» * DaS Wiener „Frcmdcnblatt" bezeichnet die TcmpS- mcldung, wonach die österreichische Regierung dem Rllittinö Gali »i bcrti in Angelegenheit der Abmachungen, betreffend de» Dreibund, Millheiluiigeu gemacht hätte, al- vvllständig erfunden. * AnS Wien wird berichtet: Fürst NicolauS von »tc»cgro statteteamFrcitag dem Minister kesAuüwärtigen, fcn Kalnoky, einen längeren Besuch ab.— Die „Politifche Eorrcspvndcnz" erfährt von unterrichteter Seite, die Nachricht, Fürst NicolauS werde in Petersburg gleichzeitig mit dem Könige von Serbien Gast deö Kaisers Alexander sein, ent behre jeder Begründung. Es liege für den Fürsten von Montenegro nicht der geringste Anlaß vor, an dem russischen Hose gleichzeitig mit dein Könige von Serbien zu erscheine», der sich dem Kaiser zum ersten Male verstelle. — Die „Politische Eorrcspondenz" versichert ferner, die Handelö- vertragSverhandluiigen mit der Schweiz böten gegen wärtig Aussicht aus eine rechtzeitige Beendigung. Ein Auf schub der auf den 20. d. M. anbcraumten Verhandlungen mit Jlalicn in Bern dürste nicht nothwcndig werden. * DaS ungarische Abgeordnetenhaus war am Freitag neuerlich der Schauplatz wüster Scene n. Ter liberale Ab geordnete Gajari, der die Aeußerniig eines oppositionellen Redners eine Niedertracht »annte, erregte einen fürchterlichen Lärm; die Opposition stürmte mit geballten Fäusten ans die Rechte, schlug tobend aus die Tische und cö drobte ein Hand gemenge zu entstehen, dem der Präsident durch Suöpendirung der Sitzung vorbeuglc. Später wiederholten sich die Tumulte. Um 3 Uhr endlich schloß die Sitzung unter allgemeiner Aus legung. * Die Pariser „Libertö" schreibt, man müsse anerkennen, die Rede deS deutschen Kaisers in der Guildball sei in offener und klarer Sprache gehalten. Der friedliche Werth der Er klärungen werde noch durch die feierliche Form erhöbt. — Die Orleanö-Babn giebt bekannt, sie erkenne eine Anzahl der Forderungen der Streikenden als prüs'enSwcrtk an, die Streikenden mögen jedoch »»verweilt die Arbeit ausnebmcn, da die übermorgen Ausbleibcnden anderweitig ersetzt werden sollen. 5l Frachlkutschcr haben die Arbeit wieder ausgenommen. * Die sran zö fisch c Presse kann ihren Unmutb über den enthusiastischen Empfang, welchen daö englische Volk dem deutsche» Kaiscrpaare bereitet, nur schlecht vcrbcblc». Der „Natioual-Zeilung" geht nachstehendes charakteristische Telegramm zu: Paris, II. Juli. Die Pariser Presse enthält sich beinahe aus nahmslos noch jeder Bcurtheilung der Auchrache des Kaisers Wilhelm an den Lordmoyor von London. Diese Blätter wissen anscheinend nicht, wie sie sich zu der Red« stellen sollen, so daß sie erst daS LoinngSwort abwarten möchten. In der gestrigen Sitzung der fran zösischen Tepntirtenkammcr haben Teputirte der verschiedensten Parteien die Initiative zu einer Kundgebung ergriffen, um dem engtischln Teputirten Labouckn-re eine Tankadreffc und einen Kunst- gcgenstand zu überreichen. Man hofft, mehrere hundert Teputirte werden sich an dieser Kundgebung zu betheiligen. Auö dieser von französische» Teputirte» geplanten Kund gebung, die darauf schließen läßt, daß sie Monsieur Labouchöre noch zu den Ihrigen zäblcn, erhellt jedenfalls, wie iu Frank reich daS Amt eines Volksvertreters aufgefaßl wird. * Tic Uneinigkeit und die Spaltung unter den belgischen Arbeitern macht immer kräftigere Fortschritte. So versammelten sich in PatnrageS 500 Ritter der Arbeit zu dem Zwecke, um über die Abänderung der Statuten und der Ziele ihrer Verbindung zu beratben. Es wurde be schlossen, eine lebbaftc Propaganda gegen die socialistischen Arbeitersyndicate ins Leben zu rufen und die Errichtung von Schiedsgerichten anzustrcben, damit neue Arbeitseinstellungen
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