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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-19
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1891
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«rsch frül ei«t täglich üh 6'/, Uhr Urt«rtion «nd Lrvrdition Iohaimergasse 3. Aprkchkuidkn -rr tle-artion Vormittag» 10—12 llhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. gleSte »»«§»»< fl>!^nulcri,>, »acht fl» d«e U»«crwa »ich« v«rt»»dl>ch. >«»at«e »er für die nächstfolgende -i««»er destt««»en -njrrntr an Wochentagen ti» » Uhr Nachmittag«, an Sann- und Festtagen jrüh di»' ,9 Uhr. 3« den Filialen snr 3ns.-^nnahmr: Vit« s»«»«'» Carti». «Alfred Hahn», Unlvrrsitcttsslraße 1, Laut« Lösche, Rathnrinenftr. 14, pan. und KSoigrplatz 7, nnr di« .L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^ Abonnementspreis vierteljährlich 4>/, Mk. ln Alt-Leipzig, inet. Brinqerlodn 5 Mk» durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne dir». 20 Psi Belegexemplar 10 Ps. Gebübren sür Extrabeilagen (in Taqebiall-Foonal gefalzt» ohne Postbeiorderung 60 Mk» Mlt Pvsrbcsücderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrisle» laut uns. Preisverzeichniß. Tabellarischer u.Zissrrnsatz «ach höherm TarL Urrlamrn unter dem Redactionsstrich die »yespalt Zeile OOPs., vor den Fainiiienaachrlchtea die Ogespallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an di, Expedition za lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumaraiul» oder durch Post» Nachnahme. 200. Sonntag den 19. Juli 1891. 85. Jahrgang. auf der Bühne, wenn sich Veränderungen in der politischen Lage vorbereite», wenn Minister zu stürzen oder (gefahren sür Ruhe und Ordnung aus die Spitze zu treiben sind. Es waren dieselben Leute, welche während der Anwesenheit der Kaiserin Friedrich in Paris eine große allgemeine Erregung verursachten und dadurch zeitweise den Frieden in Frage stellten. DaS ist eben daS Bedenkliche an den von Heit zu Zeit in Frankreich bervortretcnden Bestrebungen, den Frieden ' - stören, daß die gewerbsmäßigen Lcandalmachcr Anklang finden und daß cS ihnen gelingt, Abstimmungen zu Stande zu bringen, welche nicht nur die bestellende megierung zum Rücktritt nölhigen, sondern auch den Frieden tbalsächiich i» Frage stellen. Mit einem Glcickmuth. als od cS sich uni die geringfügigste Sache bandelte, hat die französische Kammer am 16. Juli eine Entscheidung getroffen, welche fast einer Kriegserklärung gleich kam. Das flößt allerdings, wie das .Journal des DLbatS" bcmcrlt, Besorgnisse sür die Zukunst ein. Wenn eine falsche Zeiluugönachricht genügt, ui» den europäischen Frieden in Gefahr zu bringen, was kann man von einer solchen Volksvertretung erwarten, welches Vertrauen soll man auf sie setzen ? ES bat sich in neuester Zeit viel Zündstoff angcsammelt, und zwei Thalsachc» waren cS besonders, welche in Frankreich großen Eindruck gemaebt baden: die Erneuerung deö Drei bundes und die Auuäbcruug Englands a» diesen Bund. Es gab Leule in Frankreich, welche es sür möglich hielten, daß Italien aus dem Dreibund auslrelen und daß England eine Frankreich günstige Neutralität beobachten werde. Z» beiden Annabmcn baben sicb die sranzösischen Politiker, welche aus Eröffnung deö NevaucheseldzugcS bedacht sind, etäuscht, die Kräfte, welcke die Aujrechthalluug des riedenS verbürgen, sind in der Zunahme begriffen, die Kriegshetzer verlieren mehr und mcbr an Boden. DaS ist wohl dir eigentliche Bedeutung der Abstimmung vom >6. Juli, daß der aus Krieg sinnende Thcil der Franzosen durch die Ereignisse der letzten Wochen zu der Uebevzeiiguiig von der Vergeblichkeit seiner Beniübungen ge- langt ist. Der »TempS" giebl dazu einen treffenden Eom- mentar, indem er aus die Friedlichkeit der gegenwärtigen europäischen Lage hinweist und das Sabclrasseln sür gefähr lich und aussichtslos erklärt. Man kann daraus mittelbar entnehmen, daß selbst das Bündniß Frankreichs mit Rußland noch des Abschlusses harrt, oder daß deck» auf Seiten Ruß lands keine Neigung vorhanden ist, eine Friedensstörung zu wagen, in einem Augenblick, in welchem die Bürgschaften für die Bewahrung dcS Friedens so erheblich verstärkt worden sind. Die Vorgänge iu der französischen Kammer baben einen tiefen Einblick in die -olitische Gesamntttage, wie sic der dem Dreibund feindlichen Seite erscheint, gestattet, und das ist ein Gewinn, welcher die augenblickliche Beunruhigung vollständig auSglcicht. Der Nutzen der Interpellation L> überragt den Schaden. Es läßt sich nicht verkennen, daß die ungeheuren Rüstungen, welche Frankreich seit zwanzig Jahren betreibt, ein großes Gewicht bei allen Entscheidungen des Parlaments von Wichtig keit auüübcn. Die Bevötkerung siebt diese Rüstungen als Borbercitung für einen großen Krieg an. welcher Frank reich den i>n Jahre 1870 verlorenen Einfluß auf die Ge schicke Europas wieder gewinne» soll. Von den Verständigen wird anerkannt, daß diesen Rüstungen der Dreibund mit seiner Anlehnung an England ein mehr als ausreichendes Gegengewicht gigenüber steht, diese Erwägung giebl aber in der öffentlich«» Meinung Frankreichs nicht den Ausschlag, sie beruft sich a»f Zahlen und aus die militairische Organi sation, die nach dem Ausspruch Freycinet'S, des Kriegs- ministerS, best« ist als die der übrigen Großmächte. In dieser Hochschäyung der nlilitairischcn Kräfte Frankreichs liegt offenbar «ine große Gefabr sür den Frieden, aber bei jeder Gelcgaiheit zeigt sich trotzdem die Scheu der maß gebenden Personen in Frankreich, den entscheidende» Schritt zu tb»n, welcher vom Frieden zum Kriege sübrt. Derselbe Minister, welcher in Montreuil s»r Mer seinem Stolz über die Macht FraijreicbS Ausdruck gab und von der Einigkeit oller Parteien i» der Slunte der Gefahr sprach, fühlte sich doch veranlaßt, an dem kritische» t7. Juli in der Kammer die Friedlichkeit der französischen Politik hervorzuheben und dadurch eine Äfflimniung herbeiziisühren, welche nicht n»r das Ministerim« vor dem Sturz bewahrt, sondern auch der Erhaltung des Friedens günstig ist. Freycinct ist sich auch seiner Ausgabe bewußt, Frankreich für den Krieg vorzubereite», aber auch er ßbcut vor Entschlüsse» zurück, welche seine Landsleute zu >»,überlegten Handlungen fortreißcn könnten. ... „ - . » Auch bei dir neuesten Krisis hat sich wieder der Uiilcr- Krisen pflegen ,n Frankreich über Nacht zu kommen .und zwischen Hillen und Kraft gezeigt, welcher die Pol.i.k s-!° dem Frankfurter Frieden bcberrscht. W>c viele Anläufe sibd gemacht worben, um die Rechnung des Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. die Tubmisstonrn bet der AudreaSkirchc botr. Die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submiltcule» benach richtigen wir hitidurch, daß wir sie von ihren rmgereichleo Lsserlcu sür entbunden halten. Leipzig, den 18. Juli 189l. Ter tnrchenvorftand der Andreaügemrindc. 1>r. pb. ttvliuwiuu», Ps. Bekanntmachung, die t« Slt-Let-zig, Leipjia-Neridnil', Find Leipzig-Auger- Gr«ttendsrs uutergedrachteu Ziehkinder detr. -rettag, den 24. Juli 18S1» Nachmittags 2 Uhr s«I t» Saisersaale der Lentralballe zu Leipzig die ärztliche Untersuchung aller bet frei»de» Personen in Alt-Leipzig. Leipzig-Reudnitz »nd Leipzig-Anger-Erottruvors gegen ein sestgrsetztes Ziehgeld untcrgebrachtc», »och nicht schulpflichtigen auherevelichcn KtnSrr ftattftiivc». Die Ziehmütter, welche in der Lage sein miijsen, über Rainen, Geburtsort und Alter der außerehelichen Ellern, sonne des Kindes selbst, bezüglich der Eltern auch über deren Stand Auskunft zu geben, werden hierdurch ausgejordert, jene Kinder am eingangs- enoütznten Tage dem Zichkinberarzle, Herrn l)r. mack. Laube, uuler Borzetguna des Conlrolduches vorzuslrlle». UilelitschutdigteS Auizenblcidrn verwirkt unnachsichtlich die Berechtigung zum Halten von Ziehkindern. Leipzig, den 14. Juli 1891. Der Math der Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) Hentschrl. Hsr. Bekanntmachung. Di« Herstellung einer Schlensze IU. Elaste in der Gtsenbahn- Strahe in Leipzig-Sellerhausc». von der Flurgrenze mit Leipzig. Voikmarsdors bis und mit der Kreuzung der Lautzmann^traße, soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwaltung, RathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. ll, aus und können daselbst cingcsehen oder gegen Entrichtung der Ge bühren im Betrage von bO ^ welche event-.in Briefmarken etnzu- senden sind, entnommen werden. Bezüglich« Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleiche tu der ttisendahu-Slrasze" versehen ebendaselbst, und zwar bis zum 30. laus. Monats, Rach- mittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sLmmUtch« Angebot« abzu leimen. ^LÄjig. d« IS. Jnli 1891. De» NathS der Stadt Leipzig le. 3648. Straizrnbau-Teputation. Bekanntmachung. DI« Maurer-, Steinmetz- und Zimmerarbeiten zu einem Schulneubau und einem Turnhallenneudau der 1b. Bezirksschule in Leipzig-Sellerhausen sollen in ösfeniiicher Ausschreibung vergeben werden. Kostenanschlag«.Formulare und Bedingungen zu vor- bezeichnet«« Arbeiten können bei nnscrrr Hochbauverwaltung, Rach- bauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. S, gegen Bezahlung von 2 -Sl bO ^ für Maurerarbeiten, 1 bO für Zünmerarbeiten und 1 für Eteiumetzarbeilen entnommen werden, und sind bi- zum 28. dieses Monats, Nachmittag« b Uhr in verschlossenem Couvert ebendaselbst mit der Aufschrift: „Maurer-, dez. Steinmetz-, bez. Ztmmerarbetteu, Schule Leipzig-Sellerhausen" abzugebeu. Jede Lntschließung über Vergebung der Arbeiten behalten wir ua« vor. Leipzig, de- IS. Juli I89i. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 3383. vr. Lröndtin. Lohse. Steckbrief. Dir am 7. April 1839 iu Mügeln bei Oschah geborene, zuletzt in Leipzig, Nordsrraße 13, lll. wohnhaft gewesen« Amalle Minna verehrt. Agent Peucker geb. Getzlet, gegen welch« da» Haupt verfahren wegen RücksallediebstahlS eröffnet worden ist, hol sich ihrer Verfolgung durch die Flucht entzogen. Es wird ersucht, dl« Peucker sestzuuehmr» und tu da» nächste Gerichttgefängntß abzutiesern. Leipzig, ma lü.^uii 1891. tzaur »utgiiche Staatsauwaltschast. De. Echirtttz. Die Interpellation Baur. Höhung der Tabaksteuer schlechterdings nichts bekannt ist. ES wird auch in Abrede gestellt, daß von irgend einer Seile eine dahingehende Anregung gegeben worden sei." * Nach der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" absol- virt der Reichskanzler vonEaprivi rn Berlin eine Karlsbader Trinkeur. Es liegt, wie schon früher gemeldet, »ick't in seiner Absicht, einen Erholungsurlaub zu nehme». Anfang Sep tember wirb der Reichskanzler bekanntlich den Kaiser zu den Manövern, zuerst nach Oesterreich und dann nach Bayern, begleiten. Von den 82 größeren Gütern, welche die AnsiedlungS- com Mission in Posen und West Preußen bis Ente >890 erworben hat, sind jetzt 42 parcellirt und 33 vollständig oder doch zum größoro» Tboil mit deutschen Eolonistcn besetzt. Diese neuen deutsche» Dörfer sind: Sablonowo im Kreise Briese» (17 Stellen», Tollnik bei Flatow «22 Stellen», Bobrowo bei Strasburg (57 Stellen), Kicwo bei Kulm (26 Stellen), Alt-Bukowitz bei Bcrcitt (35 Stellen), Groß- Icnzuik bei Könitz, Nicwierz bei Strasburg, Lippusck, bei Bereut (12 Stelle»), Komorowo, MichelSdors «srüdcr Nlichalcza), BiLmarckselde (früher Swiniarv Swiniarli) und Sololiiiki bei Gncsen «l5, 17, 31 und 18 Stellen), Slonükowo und Gorelschki bei Rawitsch <31 und 22 Stelle»), Ludowv- Ludowko, Imiclinken mit Iarvschau und Runowo bei 2'öongro- witz (38, 25, 25 Stellen), Zodun bei Bomst «l4 Stellen), UstaSzcwo «init 28 württeiudcrgischcn Faulitic» bcsctzl, Jablowo-Buschkau und Ezcwojcwo (56 Stollen) »uv Zcruiü bei Zniii, Boguniewo bei Obornik (22 Stellen , Wojzicchowo und Loweucioe bei Zarotsck in (18 und 36 Stellen), Oslrowitte bei Mogiluv (2l Slellen), Sadlogosch bei Schudin (21 Stellen), Weiiaiercki und Ltaczanowo bei Wreschcn, Ruchocin uiil Lipa bei Wilkowo (30 Stellen), Kobissan bei KarthauS (4l Slellen», Kujawa-Nrüble <8 Stellen) bei Briefen und Kopaschiu bei Woiigrowitz (14 Stellen). 30 Dörfer sind mit evangelischen Tenlichen und nur 3 (Sokolniti bei Gucscn, Kaczanowo bei Wreschcn und Kobissan bei Karlbaus) mit deutschen Katbo- liken besetzt. In 22 Eolouic» sind deutsche Schulen ciu- gericktct worden; wo eine Schulgrundung nicht für »ölhig eracht worden ist. hat sich der Anschluß der Ansiedlcrkindcr an eine bestehende, ihrer Eonfession entsprechende deutsche Schule überall ohne Schwierigkeiten erreichen lassen. In Lubowo bei Gnescn ist die evangelische Kirche im Rohbau vollendet; ein 2. evangelisches Kirchspiel wird in Zerniki bei Zni» errichtet werten. In Bobrowo wird der Gottesdienst in ciucm Betsaat abgcbaltci^ weitere Bctsäle werden in Iaroschau, Iablowo und Wcngicrki gebaut. Drei rvangetischc Geistliche sind in Lubowo, Nynsk und Ustaözelvo z>«r Pasto- rirung der Eolouieu in de» Kreisen Wovgrowitz, Zni» und Briescn angcstcllt worden. Für das kirchliche Bedürsniß der latholiscken Ansicdlungeu wurde in ganz zusriedenslcUcnder Weise gesorgt. In der vielbesprochenen Angelegenheit der Verant wortlichkeit des EorrcctorS für den strafbaren Inhalt eincs von ibm corrigirtcn PreßerzeugniffcS werden jetzt in den dem „Rcichsaiizcigcr" beiliegenden Entschciduiigcn des Reichsgerichts die „Gründe" bekannt gemacht. »Gegen den Mitangeklagten Wr. ist sestgestellt, das, derselbe, als er i»i Dienst de« Angeklagten Wt seines Amtes als Eorrcctvr waltete, den Inhalt des Artikels bei dem Lese» der Eorrcctur kennen gelernt, das beißt also, den ehrenkränkcn den Inhalt des Artikels erkannt, und dennoch seine Dienste als Eorrector geleistet hat. Diese Feststellungen lassen die Rüge des Mitangeklagten Wr., er habe den strafbaren Eharakler der Thar, zu welcher er Beihilfe leistete, nicht er kannt, als hinfällig erscheinen. Auch im Uebrigen erscheint tz. 49 des Strafgesetzbuch» richtig angcwentet und der Begriff der Beihilfe nicht verkannt. Ten» kannte Wr. die Straf barkeit de» Inhalts de- Artikels, so bat er auch in bewußter Weise zur Herstellung der Druckschrift strafbare» Inhalt» milgewirkt. Daß die fragliche Druckschrift, da» beißt die fragliche ZeilunaSnummer mit dem von ihm corrigirten Artikel zur Veröffentlichung gelangen sollte, lag zweifellos in Absicht bcidor Angeklagte». Ob Wr. specicll bei der Vcr össcnllichung mit tbätig war, ist rechtlich bedeutungslos. Hiernach mußte dem Rechtsmittel beider Beschwerdeführer der Erfolg versagt bleiben." * Die Berliner Socialdemokraten rüsten sich jetzt Fchs. Die durch den Abgeordneten Laur berausbeschworene Krisi» wurde dadurch acut, daß die Kammer mit 286 gegen 203 Stimmen beschloß, in die Berathung der Interpellation wegen der Verweigerung de» PaßvisumS an französische HandtungS- reisende einzulreten, und sie war zu Ende, als Tag» darauf die Kammer mit 319 gegen 103 Stimmen in die Vertagung willigte, welche der Minister des AuSloärtigen, Ribot, ver langte. Die Interpellation stützte sich auf einen Artikel des »Figaro", dessen Angaben sich als falsch erwiesen baben. Es waren darin Firmen genannt, deren Reisenden die Paffe versagt worden wären, die Firmen sind aber zu Unrecht an zefübrt, ihre Vertreter haben die Bebauptungen de» „Figaro ür falsch erklärt. Ribot tadelte deshalb mit Recht die Leicht ertiakeit, mit welcher so wichtige Fragen bedankest würden, berief sich auf die Friedlichkeit der RegierunzSpolitik und ver langte Vertrauen, wenn er die Verhandlung einer auf aus wärtige Angelegenheiten bezüglichen Frage für schädlich er kläre. Die Kammer entsprach dem Verlangen Ridot'S, und damit war der Zwischenfall zu Ende. Natürlich stand wieder Elemenccau bintrr Laur, der nie mals fehlt, wenn eS sich um den Sturz einer bestehenden Regierung handelt. Er sllhrte in seiner „Justicc" aus, daß die Franzosen gleich den anderen civilisirten Nationen da» Rccht hätten und die Pflicht, sich über die Behandlung ihrer Land-leute Aufklärung zu verschaffen, nian dürfe deskalb den Franzosen nicht vormersen, daß sie böswillig Streit suchen Um >o richtiaer baben die beiden maßgebenden Blätter der gemäßigten Republikaner, da» »Journal de» D4balS" und der »Temp»", die Lage ersaßt und ihre Land-leute vor un überlegten Schritten gewarnt. Besonders zeitgemäß erscheint, wa- der »Temp«" sagt: »Soll man glauben, daß einige Lärmmacher die wahre, Vertreter der öffentlichen Meinung Frankreich» sind?' Diese «»ruhig«» «Laster stad bekanot, fie «rsch«»« siet« IabrcS >870 achzugleichcn, und wie vergeblich sind alle diese Anstrengungen gewesen? An Leuten, welche die Dinge aus die Spitze zu lrtben suchten, hat es nie gefehlt und der lcick'l erregbare sranusische Nationalcharaktcr hat diesen Leuten auch vielfach jene Zustimmung gezeigt, aber die Vernunft bat bis heute n<h die Oberhand behalten. Ob man daran» de» Schluß zieh», darf, daß dies auch in Zukunft stet« ver Fall sein wird, pochten wir bezweifeln. * * I Leipzig, IS. Juli. * Die Mitteilung, daß im keine Ncuforierungrn von erwarten sind, n»d heute von der * Die Borapeiten sllr AuSwanderun sein. Eommiffar nächsten Militairetat erheblichem Umfang zu »Post" bestätigt. ein NeichSgesetz über das Sweseu dürften idrem Abschlüsse nahe che Berathuugcn sind zwischen den betl-ei- ligtcn Ressorts t 8 Reichs und Preußens längere Zeit ge pflogen worden ß» ist dabei gelungen, die in der Materie liegenden Schwierigkeiten soweit zu überwinden, daß der Entwurf eines Rcibsan«wanderu.-:g»gescye« rereiubart werden konnte. Es ist Hher wahrscheinlich, daß der BundeSrath »ach seinem Wicnrzusanimcntritt mit einer entsprechenden Vorlage befaßt whden wird. *Dcr »Magdebtrgischen Zeitung" meldet man: „Die scherz haste Bemerkung »s FinanzministcrSvr. Miquel gegenüber einem Elbinger FHrikanten, daß der Tabak »och mehr als bisher bluten musß, wird hier und da al- eiue ernsthaft zu nehmende Ankünrigmg aufgefaßt. Wir können indessen aus Grund sorgfältiger Erkundigungen mittherlrn, daß an allen j» Betracht kvmornden Stellen vo» einer geplanten Er ichen auf die im November bevorstcbendcn Wablcn sür die Stadtverordnetenversammlung. Der »Vor wärt-" veröffentlicht bereits ein Wahttableau, die Be stimmungen über die Wabtberecktigunq und Anweisungen über die Wahlagitation. Da» beweist wieder, sür wie wichtig und notbwcndig die Socialdeniokraten daS Wählen ballen auch wenn es weiter kaum einen praktischen Zweck hat, als den der Agitation und der Aufrüttelung der Masse». Der .Vorwärts" bemerkt dazu: »Die fünfjährige Legis laturperiode für dieWahlen zum Reichstage, zcncS Bravourstück echt BiSmärckischer StaalSkunst, erschwert uns die Heerschau über unsere Streilkräslc ganz wesentlich." DaS ist sür uns eine Anerkennung de» wobltbätigen Erfolgs jener Maßregel. Sie wurde eben darum erlassen, übrigens au» der Initiative der Volksvertretung, nicht der Negierung, um dem Ucbermaß au Wahlagitation und dem beständigen Hcer- schaubalten über die Streitkräste ein Ende zu machen. Sic bat also nach diesem socialdemokratischen Zeugniß ihren Zweck wohl erfüllt. * Durch Allerhöchste Ermächtigung ist der kaiserliche Statt Halter Fürst Hobcnlvhe beauftragt, im Namen des Kaisers dem neuen Bischof l)r. Fritze» und dem Weihbischo' Marbach von Strahl, urg den Eid der Treue und des Gehorsams abzunehmen, den die Bischöfe gemäß Bestimmung de» EoncordatS vor ihrem Amtsantritt dem Landesherr» lüsten haben. Zu dieser feierlichen Handlung werden sich beide Bischöfe Svnutag 12'/, Uhr iu da» Statthalterpalais blgebeu. « * « * Die Erfolge, welche die Czcchen in Böhmen in den 85er Jahren errungen haben, lasten die mährischen Ezeckien nicht ruhen. Schon vor vielen Jahren haben sie die Gründung einer ezechischen Universität in Brünn angeregt, niemals aber ein Entgegenkommen der Regierung gesunde» Jetzt soll ei» neuer Anlaus versucht werden. Die ezechischen katholisch politischen Vereine Mähren» versenden an sämmllichc Psarrcr de» Lande» den Entwurf einer Petition an den Reickiöralh um die Errichtung einer ezechischen Universität in Mähren mit der Aufforderung, die Bittschrift von den Pfarrkindern »nterzeichnra zu lasten. Durch Massenprtitioneu hofft man mehr zu erreiche» al« a»s dem früher rm-eschlageoru Wege. Tie nötbige Anzahl von ezechischen Studenten würde Ver anden sein, da eine ganze Reibe deutscher oder ulra.zuistischer Gymnasien in den letzten zwölf Jahren slawisirt worden ist. lieber die Vorgänge in der französischen Depu- irteiikammcr am Freilag liegt folgende ausführlichere Meldung vor: Lepulirlenkummer. Berathung der Interpellation Laur über die HanLbabung des Pasiwejens i» Eljaß.Lvihriugeii. Im Lltzung:. Male verrichte große Erregung. Alle Minister waren anwesend, tne Tribünen waren vollständig besetz!. Tie Tiseujsion wurde ein geleitet von dem Minister des Aellßern Ridot, weicher erklärte, Laur lial-e aus Grund einiger am Svunabend in einem Journal eroisenllichier Zeilen die », Frage siedend« Interpellation ringe- brachl, ohne ihn vorher von dreier Avgcht in Kennt,>iß zu setzen. Es habe sich nicht» Rene» zugetragen; er, der Minister, habe keinerlei slieclaiiiatioiieii von einem Haiidelshause erhalten. Ern jener Noliz »amhaft gemachter Kaufina»» habe in einem Schreiben an ihn erklärt. Laß die ihn betreffende Angabe de» Journals salsch wäre. Schon daraus könne man sich eine Vor- stellung von der Leichtfertigkeit machen, mit welcher man gewisse Fragen behandele. Die Regierung stehe diesen Fragen ieiucswegS zieichgiUig gegenüber, sei vu'imebc bereit, wo cS »ölhig, die er- t-rderlichen Maßregeln zu trgrelic». Die Regierung wirrde ihre Pslicht zu tbu» wißen, wenn ihr der Nachweis gelieicrt wäre, daß die Fralizoien nicht aus gleichem Fuße mit anderen Ausländern bc- bandelt wurden. (Beifall.) Tie Gewerbesteuer, welche, wie man bebauple, den reisende» »ausleuten auierlegt sei, würde auch von den Deutschen selbst gesorLett; ma» müsse nicht Zeitungsgerachle zum Vorwand nehme», um »nsruchlbare Agitationen hervorzurusen. Die Politik der Republik in 'Bezug aus das Ausland sei eine friedliche, aber sie vergebe sich nichts; eS liege ein gewisser Stolz dieser stlllicknveigcildeil Politik. Tie Regierung kenne ihre Pflicht »nd müsse, uni diese zu erfüllen, wißen, ob sie da« Per- traue» der Kammer besitze. Wenn ein Minister de» Auswärtigen erkläre, daß eine Tiscußivil über auswärtige Angelegendeuei, nicht nützlich sei, so könne man ihm Vertrauen schenken. (Bestall.) Die Regierung verlange, daß die Kammer die Interpellation Laur be- eilige. — Laur erklärte, es handele sich um die nationale Würde; cS seien neue Thalsack,e» bezüglich der Handhabung des PaßwescnS vorgekomiiicii, er wolle Brstvltle aiiführeii, die Kaminer nioge enl- scheide». — Tdrvtllode erklär!«, er habe seit 10 Monate» dem Minister Ribot die Ktagen und Beschwerden der Etsaß-Lothringer und der sraiizösische» Landsleute über die Paßsrage vor Augen gctialteii. Tas Cabiuel stehe England gegenüber mit leccren Händen, Driiljchland gegenüber mit gebundene» Händen da. «Lebhafte Prolestruse, Lärm.) Der Minister 'Ribot erwiderte, derartige Angrissc berührte» ihn nicht. Pichv» beantragt unter lebhaftem Tuinl'lt die Beraihung der Interpellation. Mit 319 gegen 103 Cl. wurde indessen die Beltagung derselben beschlossen. — Ter „TeiiipS" tadelt die Lonservaliven und Radicalcu, welche gestern Leu Boulangisten Gefolgschaft geleistet hätten, aus da» Schärfste und fragt, ob sie vielleicht glauben, Deutschland würde auch nur einen Augeub ick eine Tiscussioii über Maßnahmen belresjs Cstaß-Lolbringens zulasten, nicht« wäre vergeblicher, nichts gesähe- sicher, alS bei der gegenwärtigen europäischen Lage die Säbel zu ziehen. Tic gegen Frankreich coasirieu Nationen beionen überall ihre friedlichen Absichlen; solle» wir glauben machen. Laß einige Lätiiimachcr die echten Vertreter der öjseutiicheu Meinung Frankreichs jeie» ? * DaS Befinden deö Papstes ist, wie auS Rom gemeldet wird, trotz der großen Hitze rin gutes. Während der Sonimer- erien werden für einige Tage jn der Woche die Audienzen »spendirt, DaS Unwohlsein, welche» den Papst in den letzten agen befallen hatte, ist vollkommen gewichen. * Nach einer Meldung der .Times" aus Bangkok hat der König von Siam den ersten Spatenstich zur Bang- kok-Paukant-Eisenbahn in Gegenwart einer zahlreichen enthusiastischen Menge gcinachl. * Aus Lissabon wird vom 17. Juli gemeldet: Ter Kronprinz Louis Philipp ist erkrankt. * AuS Stockholm wird geschrieben: Die Anwesenheit des sranzösischen Geschwaders in unserem Hasen bat die alten stanzöfischen Syuipalbicn unseres Volke» neu geweckt. Hieraus ein Hehl mache» zu wollen, wäre am vcrwrrtlichsten von» dculschen Etandpuucte. Als König Oskar am Sonntag aus Schloß Drottningholm die sranzösischen Gaste bcwirtbetc, brachte er zwei Toaste aus, von denen der auf die französische Marine beredtes Zeugniß dafür ablegre, daß noch französische» Blut in seinen Adern stießt, denn er rübmte sich nicht nur seiner sranzösischen Abstammung und seiner Freundschaft mit sranzösischen Admirälen, sondern ließ der französischen Marine ein geradezu überschwengliches Lob angedeide». Eine förm liche Franzoscnbegcisierung kain aber am Montag auf Hassel backen zum Ausdruck, wo die Spitzen der Militair- und Eivilbcbörden den französischen Gästen ein Fest bereitet hatten. Ter frühere Fmanzmiinster, gegcnivärtige Obcrstatthalter von Stockholm, Freiherr Tamm, toastete aus die französische Re publik und sagte ». A., daß schon die Nachricht von dem Besuche deS französischen Geschwaders in Schweden mit wirk lichem Enthusiasmus ausgenommen Worte» sei, und daß da» Entzücken der Bevölkerung in demselben Maße zugciiomiiien habe, je näher der Tag der Ankunft gerückt sei. Jetzt, da die ersehnten Gäste anwesend, heiße er dieselben »im Namen der schwedischen Hauptstadt, im Namen aller Derjenigen will kommen, deren Herz beim Worte ..l» b'r»nco" vor Freuden zittere!" Kronpriiiz Gustav war wenigsten» verständig genug, sich von der Franzosenvrrgötterung fern zu halten. * An» Nischny-Nowgorod wird gemeldet: Eine außerordentliche Bersa »im lung von Vertretern der Landstätlc dcS Gouvernement» Nischny-Nowgorod beschloß, an die Regierung das Ersuchen um ein Dar leb» von 8 200 000 Nudel zwecks Beschaffung von Mitteln zur Bestellung der Felder und zur Versorgung der Bauern mit Brodkorn zu richten. Da diese Milthe>luug vorn osficiösen Telegraphen aus Petersburg weiter verbreitet wird, so bars als feststehend angenommen werden, daß in dem genannten Gouvernement eine Mißernte und ein daran« hervorgegangencr sehr hochgradiger Mangel an Saatkorn obwaltet. * ^kie Rückreise des Großfürsten-TbronfolgerS über Sibirien, welche bereit» zu den gewöbnlichen Tages ereignissen gekört, ist, so wird der »Vossischen Zeitung" aus St. Petersburg geschrieben, wieder in den Vordergrund deö öffentlichen Interesse- getreten, nachdem amtlich bekannt aegcbcu war» daß die ursprünglich vorgesehene Reise von Tomsk nach Omsk plötzlich und gegen den Willen de» Thronfolgers abgcändert worden ist. Anstatt diese Strecke, wie sestgesetzt war, aus dem Landwege zurückzulegen, bat nian den Wasserweg gewählt, und wenngleich dieser letztere wesentlich bequemer und uiiuder anstrengend ist. als die Fabrt aus der holperigen und schleckt angelegten großen sibirischen Landstraße, welche von ToniSk nach Omsk führt, so macht doch die Wasserstraße einen großen Umweg, und die öden und uuschöoru User de» Flusse» Od b»r»eu viel «xuiger
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