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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-22
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1891
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Erscheint täqttch früh 6'/, Uhr Nrdaclion und Lrpr-ition Iohannesgasje 8. Sprechkunst« der Nrdariion Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmiltag- 5— k Uhr. tzerst» RkltSß^d« n»j!k^,tler M«nu>crwl« «acht sich sie Ned^^'ioo „cht «rriutUch. Nonatz»« »er für die nächstfolgend« Nu««er heftimmten Inserate an Sochrntagrn d,s 8 Uhr Nachmittag-, an Tonn- und Festtagen früh bi-' ,v Uhr. In den Filialen für 3»s.-Än»at>mr: ktt« »lna« - Lortim. «Alfred Hahn), UntversitülSsrraße 1, Laut» Lösche, -athartaeastr. 14, Part, und König-Platz?, ,ur bi- '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels - nnd Geschäftsverkehr. lr»oonnemenroprero vierteljährlich 4>', Nkk. ln Alt-Leivzig, incl. Priagerlobn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nra. 20 Pst Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Taaeblatt-Format gefalzt) ohne Postbeförderung KO Mk., mit Postdesürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Sclirisle» laut uns. Preisverzeichnis. Tadellarijcher u.Ziffernsatz nach höherm Tartl. Krclamen unter dem RedactionSstrich die-tyefpalt Zeile üOPf., vor den Aamiliennachrlchtea die Kgespaitcne Zeile 40 Pt. Inserate sind siel» an di« Eppevitton za lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»tztluw«>rni»Io oder durch Post» Nachnahme. 203. Mittwoch den 22. ZuU 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, das; wir die durch Todesfall erledigte Stelle eine- Sachverständigen für technische Prüfung, Begutachtung, Revision re. der BlitzablritUiigSanIagr» auf Prtvatgrundstücken, fowie für Prüfung und Begutachtung der Gefuche um Genehmigung solcher Anlagen dem Elektrotechniker Herrn Mar Ltudner hier zu übertragen beschlossen haben. Zugleich weisen wir hierbei darauf bin, daß längst bestehender Borichrist zufolge Blitzableiliingcn nur nach erfolgter Ertheilung der zuvor bei uns nachzusuchenden Genehmigung angelegt, reparirt und dem Verbältniß Rußlands zur panslawiftischcn Idee. Polen und Russen sind Todfeinde und die Polen werden sich nie- uialS unter die russische Herrschaft beugen, das legt von vornherein Bresche in die Festung des PanilawiSmuS, und außerdem begegnet man bei allen slawische» Zu- kunstSträuiuen dein streben nach Unabhängigkeit der einzelnen Stämme und nach Gründung großer Staate», die aber mit dem Panslawismus nur die Stammver- wandtschaft betonen und das Machlbcwußtscin des Slawen- lhuin» erhöhen, keineswegs sich aber der russischen Despotie beugen wollen. Die österreichischen Polen hatten mit den Czechcn bisher sehr zwciselbasle BerübrungSpuncle, erst bei der Prager Aus stellung ist die worden, aber >ie neruvrungspnncle, cr>i rer rer Prager r»io- ! genicinsamc Ädslaminung stärker hervvrgchoben von der Zusaiiinieiigehörigkeit der Russen, MULBLLL L «MSALSV Z-"-»« K-«..--- .7,?.« ertheilung gestellten Bedingungen sowohl an dem ailssührendcn I "Km »><1)1». niste», der Pan- Gewerken als auch dessen Auftraggeber mit Geldstrafe bis zu KO oder mit Haft werden bestraft werden. Leipzig, de» 1L. Jult 1801. Ter Rath her Stadt Leipzig V». 2654. vr. Tröndtin. Mlisch, Ass. Lekanntmachung. Im Anschluß an unsere Bekanntmachung vom 21. v. M., die Abschlaguiig des ElstermühlgrabenS unterhalb des steinernen Wehres betr., geben wir hiermit bekannt, daß da- Abschlagen schon am 27. d. M. beginnen und voraussichtlich dt« zum 10. September d. I. oudauern wird. Leipzig, am IS. Juli 1891. Der Math der Stadt Leipzig. Io. 3627. vr. Tröndltn. I. Thomas. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 6. d. M. (I 2697), den Hand arbeiter Varl Friedrich Gustav Tennhardt au» Prtesnttz betr. Leipzig, den 20. Juli 1891. Tas Poltzeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: T 2697. vr. Schmid. Hbschm. Diebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) «ine goldene Brille mit verschiedenen Gläsern und sür circa 80 Postwerthzeichru in IO-, 20- und 25-Pfennigmarkeu, vom 1b. bis 16. d. M. Nachts mittelst Einbruch-; 2) «In Jacket-Anzug von dunklem carrirten Stoff und riue Hofe und Jacket von demselben Stoff, vom S. bi» 26. v. M.; 5) 8 m kirschrother Kleiderstoff und 8 wetßteiaeue Fraueil- hemden, vom 4. bi- 16. v. M.; 4) VOO—1000 Stück Cigarren, theils in Kiscchen mit dein Zeichen „kenelln 8t. t'ollr", theilS in blauen Pavierpacketen mit der Etiquetie „klar cko Euba" rc., sowie ca. 450 Cigarette», zuin Tbeil in 3 Blechkasten, theils in Pappkästchen, vom ü. bi» 6. d. Ri. Nacht» mittelst Einbruch-; b> eine Partie Cigaretten mit den Marken „Olä zullte anä vo^ekeack" und „Vvuo zaelr cstrarstt«vom 12. bis 13. d. Pt. Nacht» mittelst Einbruchs; 6) ein Handwagen, braungestrichen, 4rädrig, mit Kastenaussatz, eisernem Griff an der Deichiel und der Firma: „>V. Lust, Vo>vrjg^XnLer-6rvtt«iuiork", vom 11. bis 13. d. M.; 7) ei« Adler-Novrr mit Nummer 78bO sau der Laterne eine Scheibe, am Hinterrad ein« Speich« und der Gummi desect), am 19. d. M. früh; 8) 4 Gartenstühle von braungestrichenem Holz, mit geschweifter Lehn» und Lattensitz, vom 12. bis 14. d. M.; 9) 1V Stück geräucherte Schinken, 4—L Kilo schwer, sowie 8—4 Stücke geräucherte- Lchweiueflrifch, je ca. b Kilo schwer, vom 16.-16. d. M. Nacht». Etwaig« Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lrimtoal-Lbthetlung zur Anzeige z» bringen. Leipzig, de» 20. Juli 1891. Ta« Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I» Stellvertretuug: Vr. Schund. M. Lekauutmachung. Sonnabend, den 25. Jult «., vou Bormittags 10 Uhr an, soll im Geschäftszimmer de» Proviant-AmteS Leipzig, Pleißenburg, Thurmhaus. 2. Stock 1 Partie AoggrnNeie und Krhrmcbl öffentlich o» den Meistbietenden gegen soiortige Baarzahlung versleigert werden. Leipzig, de» 1L. Juli 1891. Königs. Proviant-Amt. Slawische Kundgebungen in Prag. Die crechischr Ausstellung in Prag ist der Sammelplatz, wo alle Wünsche der Slawen in Oesterreich und aus andern Staaten laut werden. Dort treten die französischen und russischen Sympathien der Czechen zur Erscheinung, dort wird di« Verwirklichung der Autonomie Böhmens erwogen, dort geben sich Polen, Franzosen, Serben und Slowenen ein Stelldichein, dort wird dir Zukunft Europa- nach slawischen Anschauungen vorbereitet und wie die Veranstalter der Be wegung meinen, auch grundsätzlich entschieden. Prag ist geographisch bester sür derartige Kundgebungen geeignet als MoSkau, ,a der Metropole des Allrussenthum» begnügt man sich damit, für die Verbrüderung von Rüsten und Franzosen Stimmung zu machen. Wenn e- möglich wäre, einen Bund der Slawen gegen den Dreibund aufjurickten, so würde diese» Unternehmen in Prag in» Werk gesetzt werden, denn seit der Eröffnung der Ausstellung treibt man dort europäische Politik, man knüpft Verbindungen von Staat zu Staat an, unbekümmert um die Politik der österreichischen Regierung. Diese läßt der Bewegung freien Lauf und hat vielleicht darin da- beste Mittel gefunden, dieser Bewegung die Spitze abzubrechen, sie nimmt keine Notiz davon, weil ne ibr nickt wichtig genug erscheint, und vcrurtheill sie so zur Bedeutungs losigkeit. Durch die Bekämpfung würde dir Bewegung erst Bedeutung erlangen, man würde ihr dadurch eine gewisse volitische Wichtigkeit zugestehen und ihr dra Nimbus der Ge sährlichkeit verleihen. Unbedenklich ist e» gewiß nicht, wen» in der Hauptstadt Böhmen- da» slawische Zukunft-Programm ernsthaft erörtert und Wünscke öffentlich au-gesprocken werden, die sonst nur theoretisch erörtert zu werden pflegen. DaS Gefühl der Zu sammengehörigkeit der Slawen den Deutschen gegenüber wird auf diesem Wege gestärkt, e« finden persönliche Annäherungen der gleiche Ziele verfolgenden Nationalitäten statt, welch» ihre Wirkungen auf weile Kreise erstrecken und den Slawen zum Bewußtsein bringen, wie groß die Zahl ihrer Gesinnung-- genossen ist. Glücklicherweise sind große Schwierigkeiten zu überwinde», bevor man auf Einheit der slawischen Be streb«»,«» rechne» I»»», und da« Ha»pthi»d,r»iß liegt in siawlSmuS der Polen findet an Rußland seine Schranke. Die Polen wollen ihre verlorene staatliche Sclbsrsläntigkcit wiedcr- aewinnen, und gerade dazu bedürfen sic der Trennung von Rußland. Auch m Serbien wird man mit der Auffassung des Panslawismus nickt einverstanden sein, welche Herr Illitsch als Ziel der serbischen Bestrebungen auSgiebt, die Serben wollen das Großserbien wieder Herstellen, was in der Schlachl bei Costowa verloren ging. Die Czechcn baden auch nicht die Absicht, Bödmen in eine russische Provinz zu verwandeln, sie sind zufricden, wenn sich der Kaiser von Oesterreich als König von Bödmen krönen läßt nnd dieses Land den Czechen ausliefert, damit sic dort nach Herzens Lust slawisiren können, wie die Magyaren Ungarn inagyarisiren. Bon dein Pan slawiSmuS, welcher sich seit Eröffnung der Landesausstellung in Prag breit macht, ist also nickt viel zu spüren, die slawischen Stämme, welche in Prag sich begegnet haben, ver stehen unter Panslawismus jeder etwas Anderes. Für Oesterreich ist nur das von unmittelbarem Interesse, was die Ezeckcn in Bödmen anstrrben, nnd in dieser Be zichung beansprucht das Festmahl, welches der csnservative Adel Böhmens den österreichischen ReichSrathSabgeordnelcn Böhmens, soweit sie mit ihm sympathisiren, gegeben hat, allerdings eine gewisse Bedeutung. Man konnle dei diesem Anlaß erkennen, daß die czechisckcn Großgrundbesitzer mit den Altczcchen in dem Bestreben einig sind, Böhmen auö dem österreichischen StaatSverbande loSznlöscn und dieses Land als einen nationalen Hort des Czeckenthums zu organisiren Der Gedanke des TrialiemuS ist aus diesem Festmahl wieder in voller Kraft hervorgelrelen, die Czccken betrachten es als ihr gutes Recht, Bödmen zu slawisiren, das Dculschthum nur als ein unvermeidliches Ucbel so lange neben sich zn dulden, bis eö gelungen ist, eS vollständig aufzusaugen. Bon Aus gleich der czcchischen und deutschen Interessen in Böhmen kann hiernach nicht die Rede sein, sondern nur von Unter drückung des deutschen Wesens durch slawische Herrschsucht. Tie Regierung hat dem gegenüber einen sehr schweren Stand, der aber durch die ÄuSgleichSpolitil verschuldet ist. Diese Politik trat schon im Iabre >871 unter den» Mini fterium Hohenwart klar und deutlich hervor, die Fundament' artikcl, welche GrafHodenwart heute noch al- ein Recht Böhmen- vcrthcidizt, bildeten schon damals die Grundlage der Politik, wclcke Gras Taafse seit dem Jahre 1879 vergeblich zum Siege zu führen versucht hat. Graf Hohenwart steht heule auf dem Standpunct, daß er bei dem Festmahl versicherte, er werde auf seinem Platze auöharrcn nnd nicht eher rüden, als bis Böhmen erreicht bade, waS ihm gebühre. Gras Hohenwart begegnet sich in diesem Streben mit dem Oberst landmarschall Fürsten Lobkcwitz, welcher bei dem Festmahl erklärte, daß die Abgeordneten des czcchischen Großgrund besitze- die wabren Vertreter des patriotischen nationalen ReichsgedankcnS seien, und mit dem Prinzen Carl Schwär zenberg, welcher in dem Besuch der feudalen Abgeordneten den Ausdruck der Freundschaft gegenüber dem ganzen Böhmer lande erblickt. Einen nationalen RcichSsiedanken giebt es in Oesterreich nicht, die Nationalitätenpolitik steht >n unlösbarem Wider spruch mit der ReickSpolitik, waö national geartet ist, kann nicht österreichisch sein, denn Oesterreich ist ein an« vielen Nationalitäten zusammengesetzter Staat. DaS einzige Binde mittel in Oesterreich ist die deutsche Nationalität, welche tbat sächlich auch beute noch die herrschende in Oesterreich ist trotz aller Ausgleichsbestrebungen. DaS Heil der Zulunfr liegt nicht in den Kundgebungen, welche die Landesausstellung in Prag zn Tage gefördert bat, sondern in der Ausrechthaltung de» österreichischen StaatSgcdankcnS, welcher in der deutschen Staat-- und Armeesprache seinen prägnantesten Ausdruck findet. Die Gcrmanisirunq tritt in Oesterreich nickt aus dringlich bervor, sondern sie ist da» Ergebnis der geschickt licken Entwickelung des Lande-. Alle- waS von Aulononiie und von Ausgleich der Forderungen der verschiedenen Nativ nalitäten gefaselt wird, hat gar keinen politischen Werlb, in Oesterreich kommt eS daraus an, die germanischen Elemente der Bevölkerung zusammcnzubaltcn und ihnen den Einfluß zu sichern, welcher ihnen gebührt. Mit der Auslösung und Neuwahl de- österreichischen Abgeordnetenhauses ist ei» erster vielversprechender Schritt nach dieser Richtung getha» wer den, und der Berlaus der am 16. Juli geschlossenen Session des österreichischen ReickSralh« hat gezeigt, daß damit der rechte Weg zur Erreichung eine» ersprießlichen Zieles de schritten worden ist. * Hoffnungen geweckt, auf deren Erfüllung man bestimmt rcckncl. Man erwartet zuversichtlich, daß die vor einigen Jahren nach dein Rbcinlaiite, »ach Westfalen und Hessen Nassau versetzten polnischen Lehrer bald in die Heinialb znrnckkebrcn dürfen. Einigen derselbe», die sich gar nicht in die neuen Berbältnisse finden konnten, ist die Rückkehr bereits gestattet worden. Auch kofft man, daß der Religionsunter richt bald wieder wie früher den polnischen Kindern aus schließlich in polnischer Sprache crtbeilt werden wird. Ob eS gut ist, mit Berordnnngcn, die man 1886 zum Schutze de- DeutschtbuinS in den Ostinarkcn sür unbedingt nöibig ge halten hat, so schnell wieder aufzuräumen, wird sich recht bald Herausstellen. Die Frage, ob der neue preußische ArbeitSmiiiistcr auch zum Präsidenten des ReichScisenhahnaml« ernannt worden sei, verneint der „Hamb. Corr." mit dem Hinweis, daß im Jahre 1889 der Geb. Ober ReaicrungSratk Schulz, der früher als Vortragender Rath iin Hieicksaml sür die Ver waltung der NeichSeiscilbah»en thätig war, zum stellver tretenden Präsidenten ernannt wurde. I» seinen Händen sieben alle Feldsrnchte ausgezeichnet und ist in Bezug auf die Ernte noch nichts verabsäumt, im Fall von nnn an be ständige, warme Witterung einlritt. Insbesondere ist auch der vorwiegenr iandwirlbschasttiche Osten der preußischen Monarchie inl Wesentlichen gut durch die nicteorologischen Unbilden der jüngsten Zeit gekommen. In derProvinz Posen bat dcrRoggen- schiiill seit Mittwoch ganz allgemein seinen Anfang genommen. ei dem befriedigenden Stande deö reifen Getreides bedarf cs nur schönen Wetters von »lindeste»- 8 Tage Dauer, um bringt folgende offene de» reichen Segen des Feldes in den Scheunen zu bergen Bis jetzt ist keincrlci Grund zu der Annahine vorhanden, daß die Negcnsälle des Juli irgend einer Getreideart in nenncnswcrlhem Maße verderblich geworden wären. Denn a»ck die jungen Kartoffeln, bezüglich deren bisher die meisten Befürchtungen laut geworden sind, zeigen eine derartig zufriedenstellende Qualität und werde» in so großen Mengen zn Markt gebracht, daß die Preise von Woche zn Woche rückläufige Bewegung zeige» »nv deinnächst durchweg pro Centucr unler 3 .^! gesunken sein werden. So berichtet das Posencr Tageblatt", und waö sür die gedachte Provinz iin des NcichSeisenbahnamlS, und cö I Besonderen gilt, kann obne Weitere« auch aus die übrigen kommen, dem Minister I Provinzen de« deutschen Ostens ausgedebitt werden. Hiernach liegt zu Besorgnissen wegen des deutschen ErnteauösaÜS in der Tbat ein zureichender Grund nicht vor. Ein hübscher Beitrag zur Charakteristik der dentsch - sreisinnigen AntikornzoIlagitalion kommt an- Jena. In der „Freisinnigen Zeitung" war dieser Tage zn lesen, daß auch in landwirthschasllichen Kreisen die Agita tion zur Herabsetzung oder Aushebung der Gelrcidczölle ininicr Weiler um sich greise. So habe inrzlich „eine znineist ans Landwirlhen bestehende öffentliche Bersainmluiig in Jena" die Absenkung einer Petition um AnsbcbunH der Getreide zölle beschlossen. Dem szegenübcr stellt die „Icnaische Zeitung" fest, daß in Jena selbst Niemand etwas von einer derartigen Bersammlung weiß. Nachdem der wclsische ReickSlagSabgeorducle v. Hake auf Haöpcrde mit Hilfe der Hildcölicinier Socäal Nebenbcgriff verbunden, welcher wobl aus die polnisch sprechen-1 traten sein NeichStagSmandat erhalten bat, ist er den Bewohner der Provinzen Pose» und Wcstprcußen passen 1 vor Kurzem von dieie» ^ocialdeiuokraten mag, aber in Oberschlesien durchaus keinen Boden findet. ruht jetzt daS Präsidium konnte nach alledem nicht ni «trage Thiele» diesen Posten zu verleibe». * Die „Schlesische Bolközcitnng' Antwort des Reicks- und LandtagSabgeordnele» Grasen Ballestrein auf den offenen Brief de« RcichS- lagSabgeordiietcn und HcrrcnbausniilgliedeS Herrn von KoSzielSki: „Euer Hochwohlgeboren haben die Güte gehabt ein offene- Schreibe» an mich zu richten und in demselben eine Aeußerung von mir besonder- zu bemängeln, welche dahin ging, daß die polnisch sprechenden Bewohner O berscklesienö keine ,Polen", sonder» „polnisch sprechcndePrenßcn" seien. DaS letztere wollen Euer Hochwohlgeboren zugeben, nehmen aber a»ch die erster« Bezeichnung für meine overschlcsischen Landsleute in An spruch. Abgesehen davon, daß der Oberschlesier sich selbst nie als .Pole", sondern immer »nr als „Oberschlcsier" bezeichnet, wird mit dem Ausdruck „Pole" ein gewisser staatsrechtlicher Leipzig, 22. Juli. * Nach amtlicher Feststellung ist daS Wablergebniß bei der jüngst erfolgten ReichStagS-Ersatzwahl im Wablkrcis Cassel-Melsungen folgendes: Von 19230 abgegebenen Stimmen erhielt Psannkuch (Soc.) 7872, Endemann (National- lib.) 4528, Förster (Anlisem.) 4134, v. AlvenSlebcn <cons.) >359, Martin (ReicbSP.) 1324 Stimmen. 13 Stimmen waren zersplittert. Die Stichwahl zwischen Pfannkuch und Ende> mann findet am 25. Juli statt. * In Memel ist. nach der „Tanz. Ztg.", von den Con- servativen für die Reich« tagS-Nachwahl an Moltke's Stelle Gutsbesitzer Schlick-Crottinaen als Eandidat aus gestellt worden. Der Wahlkreis Tilsit-Niederung hat in der Person teS Socialdcmokraten Loreaz-KönigSberg den fünften Candidaten erbalten. * Die durch preußische Ministerialverordnung jüngst ge stattete Ertheilung polnischen Privatunterrichts durch polnische Lehrer und in den Schullocalen der Ge meindrn hat in den polnischen Kreisen Posen» und West Preußen« di« größt« Befriedigung hervorgerusrn und »eu« Daß die polnischen Bewohner der Provinzen Posen und Wcstpreußcn zum weitaus größten Thcilc treiieracheiie Unlertbanen Sr. Majestät des Königs nnd Verfassung- treue Angehörige deö preußischen StaalSwcsenS sind, be zweifle ich keinen Augenblick: allein unbeschadet dieser Unter thanenschast und innerbaib dieser SlaalSangebörigteit erstreben sie aus gesetzlichem Wege eine besondere staatsrechtliche Stellung, welche ich kurz als eine solche bezeichnen niöchlc, wie sie die österreichischen Polen i» Galizien besitzen. Es kann hier nickt meine Aufgabe sein, zu untersuchen, ob diese- Streben berechtigt, ob auSsührbar, ob, wenn ans geführt, sür die polnischen Bewohner jener Provinzen heilsam lein würde, ick stelle einfach fest, daß dieses Streben in vor- gekachlcn beiden Provinzen uiitcr der polnischen Bevölkerung allgemein besteht, diese Bevölkerung fühlt sich eben als „Polen und trachtet innerhalb de« nun einmal gegebenen CtaalSver bandeS eine besondere staatsrechtliche Stellung als „Polen" zu erreichen. — Diese- Streben und dieser Wunsch geht aber dein polnisch redenden Oberschlcsier vollständig ab; wobcr sollte er idn auch haben? Seil sechs Jahrhunderte» bat Oberschlesicn keine staatlich« Berbindung mit Polen und gehört seil dieser Zeit immer deutschen Staatengebilten an. Der Oberschlcsier fühlt sich daber i» staatsrechtlicher Beziehung nickt als „Pole", sondern seit l50 Iabren als „polnisch sprechender Preuße", derselbe will nur seine Religion und seine Muttersprache wissen; für beide- sind die dcutschsprecbcndcn oberschlcsischcn Abgeordneten de- CentrumS stet« energisch eingclrelcii, und eS bedarf dazu keiner großpolnischen Agitatoren und keiner großpolnischen Abgeordneten. Die Negierung bat freilich einen großen und schweren Fehler gemacht, indem sie der Erlernung und Pflege der polnischen Muttersprache in den Schulen entgcaenlrat, aber auch hiergegen haben die EenIrmnS abgeordneten stets protestirt und gekämpft, und werden eS auch ferner tbun, bis Remcdur einlritt; also auch zur Bekämpfung dieser RcgicrungSmaßregcln bedarf eS keiner großpolnischen Agitation; dieselbe erstrebt auch ganz andere Ziele. Hoch verehrter Herr College! Seit langen Jahren kämpfen Sie und ihre Herren Fractionögenosscn iLchuller an Schulter mit meinen politischen Freunde» und mir sür das große Ziel der Freiheit der katholischen Kirche und der Gleichberechtigung der Katholiken in Deutschland, seien diese Katholiken nun deutscher oder polnischer Zunge. Manches Schlimme haben wir schon vereint abgcwcndet und manche- ErstrebenSwerthc gemeinsam erreicht; aber stets sind wir getrennt marschirl und haben vereint geschlagen, und da« war gut. So wollen wir eS auch ferner Hallen, sonst giebt eS Verwirrung. — Die Ltcrschlesier sind nun einmal keine „Polen"." * Die Stelle der erwähnten Dürkbeimcr Rede de- Ab geordneten 1)r. Bürklin, wclcke sick auf den Fürsten Bis marck bezog, hat folgenden Wortlaut: „Eines haben wir aber doch auch wieder als ein beruhigendes Moment kennen lernen, daß leibst große Erschütterungen nicht im Stande sind, das Deutsche Reich in seinem Bestand» wankend zu machen, und ich erachte es al» eine der gewaltigste» Krisen, die das Deutsche Reich durchzuniuchc» hatte, als Fürst Bismarck wegging. Es werden vielleicht Zeiten in Deutschland hereinbrechen, wo wir ttm, wenn er nicht mehr da ist, mit den Fingern au» dein Grabe kratzen Mächten, aber La» ist doch auch sicher, daß wir getröstet sein küniien sür die Zukunft, da wir diese ilrisis überwunden haben. Gewaltige Veränderungen unter Len Personen in Deutschland sind vor gekommen. Sticht nur, Laß der Gewaltigste von Allen, Fürst Bis marck, nicht mehr iin Amte ist, auch der groß« Denker und Lenker der Schlachten, Moltke, ist nicht mehr unter den Lebenden. Fürs« Bismarck lebt, Gott Lob und Dank, nochl Unser alter Helden laiser Wilhelm I., sein edler Sohn, der Kaiser Friedrich, sind todt. Jetzt steht «in neuer Kaiser aus der Evmnicnidobrück« des deuischen Fahrzeuge», zwar jung noch an Jahren, aber von Tdatkrast und dem besten Willen beseelt. Wir baden nur einen Wunich, daß es ihm, wie seinem Großvater, gelingen möge, immer Männer am Sieurrrade sitzen zu sehen, wie Bismarck. Es ist der heiße Wunsch, daß e» diesem Monarchen gelingen werde, da» deutsche Slaatsschiff in gutem CourS zu halten und Männer am Ruder zu baden, weiche mit den Klippen und Untiefen des Fahrwasser- bekannt sind Letzterem Wunsche wird sich jeder deutsche Patriot nur anschließcn können. * Die Schwarzmalerei der oppositionellen Ernteschätzlingcn wird in den aus allen Thcilen Deutsch' lant- eintreffenden Berichten ans ihren wahren Werth redu cirt. Darnach hat daS nasse Wetter der letzten Wochen Wohl stellenweise argen Schaden angerichtet, im Allgemeinen aber ansgesorderl worden, in einer ihrer Versammlungen Bericht Uber seine Tbätigkeit zu erstatten. Herr v. Hake hat nun diese Ausforverung zwar abgclcdnt, der betreffende Brief von ibm enthält jedoch folgende charakteristische Acußerungcn: „WaS die Bersaminiung anlangt, bi» ich einerseits jetzt nicht in der Sliininung, dieselbe adzuhallcn (Herrn v. Hako'S Felder sind verhagelt), und andererseits würde eS auch zwecklos sein, wenn ich für Sie in HildeSbeim eine Bersammlung abbicltc. Ich bin von jeher bemüht gewesen, sür da- allgemeine Wohl standhaft cinzutictcn. Indem ich m den nächsten N,, Jahren >ckes Korn sur mich und meine Leute kaufen muß, gleichviel ob Brcdkorn, Futterlorn oder Saatkorn, würde eS mir am liebsten sein, diese Productc möglichst billig zu erhalle». Plan muß jedoch leben und auch leben lasse». Lohn und Getreide muß so hock sein, daß Arbeiter und Landuiann beide leben könne», insosern sie fleißig sind." — Dieser Brief ist in ver schiedener Beziehung interessant. Zunächst beweist er, daß die Welsen durchaus nicht gewillt sind, die Socialdemokratie als solche entschiede» zurllckzuwcise», daß sie vielmehr nur ängstlich dem Borwurfe eines offenen Zusammengehens mit de» Socialdemokratcn zu entgehen, sich aber die Möglichkeit eines ZnsanimcnwirkcuS mit denselben bei den Wahlen offen zu ballen suchen. Leicht minder spricht der Brief sür die Richtigkeit der Ansicht, daß die wclfischcn NcichölagSabgcord- netcn durch iüre ländlichen Wähler dabin gedrängt worden, sür die Kornzölle cinzutretcn, obwohl die welsischen Zeitungen, die „Deutsche BolkSzeitnng" und die „Niedersäcksische Zeitung", sich immer wieder gegen die Kornzölle ereifern , weil daS ihrer agitatorischen Tbätigkeit gegen den preußischen Staat entspricht, und denjenigen der bewußten Unwahrheit zeihen, welcher die Stellungnahme ihrer Abgeordneten zu den Zollen als wahrscheinlich bezeichnet, die Herr v. Hake seinem Briefe zufolge einnimmt. » * «> * DaS österreichische Herrenhaus genehmigte obne Debatte das Budget und da« Finanzgesetz für 1891, sowie folgende Vorlagen: den Gesetzentwurf, betreffend die Be freiung von Gebühren bei der Erwerbung eines Palais für die russische Botschaft, das Berliner internationale llebcr- einkoiiiincn über den Eiscndabn-Frachtenvcrkchr, sowie die Durcksührung teS UebcreinkoinmenS. Nach der hierauf vor- gcnvnimcnen Wahl sür die Delegationen erklärte Minister präsident Gras Taaffe im Aufträge des Kaisers den RcichS- rath sür vertagt. * In Oesterreich wurde am 20. Juli der 25. Gedenk tag der Seeschlacht von Lissa vielfach festlich begangen. AuS diesem Anlaste schreibt das Wiener „Fremteublatt": .Der Dreibund umfaßt die Völker, die vor nun 2b Jahren ihr« Kräsle gemessen und sich gegenseitig aus den Schlachtfeldern achten aelcrnt haben. Er ist die neue Form de» Zusammenlebens dieser Völker, und er beruht aus der vollen gegenseitige» Anerkennung, daß die drei Reiche ihre Rechnung inileinander abgeschloffen haben. Ti« alten Eonslicte sind in die neue Zeit nicht herübcrgenvmmen worden, und die kleine Partei der italieniichen Radikalen, die es versucht, sie weiter zu spinnen, hat keinen Einfluß auf di» Richtung, die da- iialieniictie Volk einhätt. Tie Kämpfe, die um die Vor- herrichaft in Deutschland und um die Einigung Italien» geführt wurden, leben in der Geschichte, die Wunden, die ihre letzten Zuckungen in zahllose Familien gerissen haben, mögen noch still an sie erinnern, die RuhnieSthaten, die vollbracht worden sind, gehören dem Lchatz der Nationen an, von denen sie ausgegangen sind, aber Feindschaft hat sich in Freundschaft vcnvandell, in da- Bewußtsein des gemeinsamen Zusammenslehens sür den Frieden und sür die Ermöglichung des civilisatorischen Fortschrittes. Auf dieser Lnt- wickelungsstuie dürfen wir dt« Vergangenheit al» etwa- historisch Abgeschlossenes betrachten, der eigenen tkrast uns freuen, aber in der sicheren Zuversicht, daß sie gegen den Gegner von ehemals nicht mehr zu gebrauchen sein wird, mit dem wir vielmehr tm Interesse des Weltfriedens verbündet sind. In solcher Einpfinduug feiern wir das Andenken an di» Helden von List»." * Ter Magistrat der Stadt Wien bat in einer am Sonnabend abgebaltenen außerordentlichen Sitzung, zu welcher der Bürgermeister I)r. Prix, seinen Urlaub unterbrechend, erschienen war, i» Durchführung eine- schon im Mai gefaßten GemeinderathSbeschlustcs bebus« Abstellung der Flcisch- tbeuerung beschlossen, in jedem der zehn allen Bezirke Wien« Bcrlaufsslänte auszustellen, in welchen Rindfleisch zu denselben Preisen wie in der Großmarkthalle abgegeben werden wird. Wie die Wiener Blätter melken, kostet da» Kilogramm Rindfleisch von den Hintervierteln in der Großmarkthalle 45—KO Kreuzer, während dieselbe Qualität in der murren Stadt mit 90 Kreuzer verkauft wurde.
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