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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-18
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Ne-Oltio» und LrprdiNi» JohannrSgaste 8. Sprechstunden der Ledarlion korinlttags 10—19 Uhr Stachmtttag» b— 6 Uhr. UIrX» Nt«»»»« «ui»'k»»trr «»«Ucn»» »X Re»»l»°i> «chi «r»mtcu>. A»«atz«t Per für »te uächftso>,rndr -tu««rr »estimiuten In kernte an Wochentagen Pis S Uhr Rachmiting», an kann- «n» -efttagcnsrnh hi«' ,i» Uhr. Zn den Filiale» sür Zns.-Ännaßmr: vtt« «»»»'« G«rti«. «Nfrrd Hahn-, UntversilStsstraß« 1, Laut» Lösche, kathartuenstr. 14, pari, und KSnlgkpIat 7. nur bl» ' Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschilhte, Handels- und Geschäftsverkehr. NbonnemeritspreiS vierteljährlich 4>, Ml In Alt-Leipzig, i >el. 2!ringeriolui 5 Ml., durch die Pust bezogen 0 Ml. Einzelne ?!ru. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilagen li» Tagebtatt-Formal geialztt od»e Postbesürderuiig 6o Ml, u»t Postbesördernng 70 Mt. Ziiseralr 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. 0>rol>ere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u.Zissernsatz nach höheri« Larii. Nrclamen unter dein Redactionsstrich die 4geso»lt Zeile 30P>.,vordcn Aainil iennachrlchten die Ogeipaltene Zeile 4«> Pf. Inierate sind üelS an die skvpeöltion zu iendeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pra-mum.'iuml» oder durch Post» Nachnahme. M. Sonnabend den 18. Juli 1891. 85. Jahrgang. Zur geMigeu Ltstchtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 1V Juli, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. Expedition do8 I^elp/.iLier '?nrrei»lnttebi. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachuvg. Die Aursührung der Glaser- und der Tischlerarbeiten Bau de» Eckgebäudc« neben der Markthalle hier ist vergeben. Die nicht berücksichtigten Bewerber «erden derhaib ihre» geböte» hiermit entlasten. Leipzig, am IS. Juli 1891. zum An- S12Ü 10SO. Der Math her Stabt Leipzig. De. LrOndita. Lindner. Gesucht wird der am 97. Juli 18Ü6 zu Rtppach. Arei» Weißensel», geborene Klempner Gustav A»«ls vretschneibrr, welchek zur Fürsorge für leine Famiii« anznhallen ist. Leipzig, am 11. Juli 1891. Der Math her Stadt Leipzig, Armru-Amt. A. k. II. 64Sä. Hentschel. Heinichen. Steckbrief. Segen den unten beschriebenen Gusta» Rödler an» Leipzig, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen betrüglichen Bankrutt» verhängt. E« wird ersucht, denselben zu verhasleu und in da» nächste Bericht».Gesängniß abzuliesern. Leipzig, den 18. Juli 18Sl. Der Untersuchungsrichter bet dem Köuigltcheu Landgerichte. Burkhardt, L.-^p.-Rath. Beschreibung. Alter: 43 Jahre, Statur: mittel, etwas corpu- ient, Haare: blond, Stirn: hoch, Bart: btond, starker Schnurrbart, Besicht-farb«: gesund, roth. Steuer-Zuschlag zur Deckung -es Aufwandes -er Handelskammer. Die Handelskammer hat beschlossen, zur Deckung ihres Ber- waltungS-AuswandeS, einschließlich des Aulwander der Börse, von denjenigen Kausleuten und Fabrikanten in Leipzig und im Bezirk« der Amtshauptmannschast Leipzig, welch« in Spalt« >1 des Ei». kommensleuer-Kataslers sEinkoinmen ans Handel, Gewerbe u. s. w.) mit mindestens 1900 eingeschätzt sind, für das lausende Jahr einen Steuer-Zuschlag »an vier Pfennig aus jede Mark des- jenigen Steuersatzes, welcher nach der in 8. 12 des Einkommen- sleuerstLesetze» enthaltenen Scala aus das in Spalte ci des Ein- kommensteuer. Kataster« eingestellt« Einkommen jedes Beitrags- pflichtigen entfallen würde, mit dem ans den 90. Trptemder ». I. anstehenden Hebetermin erheben zu lasten, und «S wird dieser Zu. schlag hiermit «uSaeschrieben. Leipzig, den IS. Juli 1891. Der Vorsitzende der Handelskammer. A. Lhteme.Dr. Grusel. Di. htffb Bekanntmachung. sta« Nathdkrlermtrthschafl lall Mauiag, den 17. August diese» AahreS, vormittag» 11 Uhr in hiesiger RathSstub« aus L, vom 1. Oktober diese» Jahre» ab lausende Pachtjahr« üsfeutltch und gegen Meistgebot, jedoch unter Vorbehalt de» Zuschlages und her Au-wahi unter den Bietern, verpachtet werden. Die Pachtbrdingunaen können in hiesiger Rathsexpedition ein- gesehen, auch gegen Bezahlung der Lübreeblöhn« odichristlich von dieser Expedition bezogen werde«. vorua, am IS. Juli 1891. Der Stadtrath. Löscher. Obstmarkt in Loidih während der Dauer der Obstzeit atim-chrntitch Donnerstag Vormittag. wenn die parlamentarischen Verhandlungen auf einer so niedrigen Stufe siche», wie aus den Sitzungöbcrichle» hervorgcbt? Graf Szapary ist bemüht, die Verwaltung zu centrali- sircn, der Willkür der Eomitatswirtbschast ein Ende zu »lachen. So wie die Dinge heute in Ungarn liegen, lummer» sich die Coniitatc, die etwa unseren Kreisen entsprechen, nicht um die Bersügungcn teö Ministeriums, die Gespane und Obergespane wirlhschaflen in ähnlicher Weise wie die türkische» Paschas und verfahren rein nach Willkür. Diesem Treibe» soll durch Curialgcrichte und BcrwaltungSgcrichte ein Ende gemacht werden, damit Instanzen da sind, wo Jeder, der durch Willkür in seinen Rechten gekränkt ist oder zu sei» glaubt, eine Stelle hat, wo er Recht suchen kan» Damit sind aber die Vollblut-Magyaren nicht einverstanden, denen gerade diese Willkür in den einzelnen Gebiete» als das Ideal der politischen Freiheit erscheint. Rechtlosigkeit des Volles und hochtönende Reden im Parlanicnt, die den Schein erwecken, als sitze Ungarn >m Ratbe der Völker und bab« mit zu entscheiden über die Geschicke Europas — da« ist nach dem Geschniacke der Fübrcr der Opposition, der Grafen Karolyi und Apponyi, der Ugron und Iranist. Eine Regierung, weiche alle Mißbräuche bekämpft, welche Ordnung schassen will in dem Chaos, Ungarn genannt, wird mit Leidenschaft und unter Anwendung der kläglichsten Mittel bekämpft. Gesetzentwürfe, welche der Opposition nicht be Hage», werten todt geredet, in der albernsten Weise wird die parlamentarische Erörterung zum Possenspiel erniedrigt, die Berufung aus die Gcschäslsorduung dient nur dazu, die Zeit hinzubringen, um schließlich zu keinem Ergcbniß zu gelangen. Cs sragt sich, ob man solchen Leuten überhaupt die Mit Wirkung an der Bestimmung über ihre eigenen Angelegenheiten zngestehen kann, oder ob eS nicht vollkommen gerechlserligl wäre, wenn man ihnen ein Recht näbme, dessen Werth sic nicht zu würdigen wissen. Die Volksvertretung bat eine" große und wichtige Aufgabe zu erfüllen, Kindereien und leichtfertiges Spiel niit Einrichtungen, welche die Wohl fahrt der Völker zu fördern bestimmt sind, können aus die Dauer nicht geduldet werden. Die Regierung bat die Waffe der Auslösung zur Verfügung, um gegen solche un erträgliche Zustände anzukämpfen, aber sie macht von dieser Waffe keinen Gebrauch, weil sic aus Erfahrung weiß, daß Neuwahlen kein anderes Ergebuiß verheißen. In der politisch reiferen andern ReichShälfte hat man dieses Mittel jüngst in Anwendung gebracht und nicht erfolglos, wie die jetzt ge schlossene Session gezeigt hat. Unter dem Zusammenwirken der Deutschen, Polen und der sonstigen Anhänger der Re gierung ist eine Arbeitslast erledigt worden, welche große Anforderungen an den Eifer der Mitglieder des Abgeordnete» Hauses stellte. Die Parteiverhältnisse haben eine Klärung erfabren, die übermäßigen Ansprüche der Czcchen sind in ihre Grenzen zurütgewiesen worden, und es besteht die Hoffnung, daß sich aus tiefen Anfängen weitere ersprießliche Zustände entwickeln werten. Am ungarkche» Reichstage sind diese Dinge spurlos vor übergegangen , man ist dort noch nicht zum Bewußtsein darüber gekomtien, daß Ungarn in seiner politische» Ent wickelung weil hinter Oesterreich zurücksteht. Wenn irgendwo schwierige Verhsltnisse bestehen, so ist das in Oesterreich der Fall, das Völkeraemsch, welches dort zur Vertretung der Gesammt- staatSintrressen berufen ist, strebt nach allen Richtungen auseinander. Nach zwölfjährigen vergeblichen Versuchen, den Wünschen der einzelnen Nationalitäten Erfüllung zu bringen, ist nun endlich auf den Standpunkt zurückgelangt, daß der Staat nur zusammenzukaltcn ist, wenn Len Deutschen ihre historische Rechte zuerkannt werden, als dem eigent lichen Kern O terreichS. Die neue Parleigruppirung, mag sie nun fertig ein oder nicht, bat schon als Ergebniß ihrer ersten Tbätigksit bedeutende Erfolge zu verzeichnen, die Nationalitäten olitik ist zur Unlhätigkeit genöthigt und an ihre Stelle ist ea-Zusammenwirken aller ernst zu nehmende» Bestandtheile er Volksvertretung zur Erreichung des Ge- sammtstaalSztr ckcS getreten. Das ist ein bedeutender Erfolg, dessen segciwrichc Früchte erst in Zukunft in ihrer ganzen Bedeutung siä kundgeben werden. In Ungar ist im Gegensatz zu Oesterreich eine rück läufige Bcwcjing erkennbar. Die Partei, welche Deal geschaffen hat mV welche unter der Leitung TiSza'S zu einer gewisse» Blühe des MagyarcnthumS gediehen ist, bat uiuer Szapan Rückschritte gemacht, nicht etwa durch die Schuld tisseS tüchtigen und der Anerkennung werthen MauneSs sontzr» durch die Unfähigkeit der Magyaren, eine neue Orhrung der Dinge auszurickiten, welche lebens fähig und astsichtSvoll ist. Man merkt in Ungarn überall Lonrursverfahren. Das Eoncnrsversahren über das Vermöqen des Gchuhwaarcn F-örtkan.cn Hermann V-« zu Weißen,el. wirl'ach erso.g.« I Abhaltung de» Schlußtermins hierdurch ausgehoben. I ^ Abnahme peS deutschen Einfluss«.«, die rohe Kraft dev Weißens«!», den lS. Juli 189l. i MagyanSmuchist an die «stelle der segeiibringcnden Germanr- .... — .. s sirung geirrte; königliche» Amtsgericht, Abthetiung 1. Die Zustande in Ungarn. Eine so ungeberdigr Gesellschaft, wie die Opposition im ungarischen Abgeordnetenhause ist sollst nnr noch im italieni schen und vielleicht im rumänischen Parlament zu finden, in Rom und in Bukarest prügelt man sich hin und wieder, in Pest ist aber in den Kammerverbandlungcn ein Ton ein- geriffen, der e» den Vertretern der Regierung kaum noch möglich macht, sich mit der Opposition in Beziehung zu setzen. Dem Ministerpräsidenten werden alle denkbaren Beleidigungen in« Gesicht geschleudert, ball wird er der Verleumdung, bald der Pflichtverletzung in, Amt geziebcn, dann wird ein Lärm erhoben, der jede Lerathung aus schließt, und schließlich wird die nötbige und ersprießliche Arbeit des Parlament« vereitelt. DaS sind unwürdige Zustände, und Ungarn leidet darunter! nicht minder wie die andere ReichShälfte, aus welche immer ein Theil der Ausschreitungen ungarischer Abgeordneter zurücksällt. Reden, wie sie Lueger im österreichischen Abgeordnetrnbause in neuester Zeit gehalten bat, bilden mit denen de» Czechcn Vaschatv den Widerhall Dessen, wa» im ungarischen Reichstage geschieht, nur daß die Majorität im österreichischen ReichSralhr mehr auf die Wahrung der Würde de« Parlament» bedacht ist, al» da» von der ungarischen Majorität geschieht. Vorgänge wie die, von welchen wir unser» Lesern gestern eine Probe gegeben haben, wären unmöglich, wenn eine de» Ernste» ibrer Aufgabe bewußte Mehrheit im ungarischen R»ich«ratbe vor handen wäre. Wa» helfen Huldigungen, dir man der Person de» Ministerpräfldentrn be, einzelnen AaUffen darbriogt. Wesens bat verdrängt; P thuiiiS, eines der niodernenCivilisation Vorgänge im ungarischen die natürliche Wildheit des magyarische« »e deutsche Betriebsamkeit und Intelligenz t ist heute die Metropole de» Magyaren Lesens, welches seine Berechtigung als Factor erst noch zu erweisen bat. Tic Reichstage gewähren nicht die Hoffnung, daßisich auf der im Jahre l887 geschaffenen Basis ein »euer dallrhaster und besserer Zustand als der frühere entwickeln wer^e; die Bedeutung de» ungarischen Parlaments ist mehr und mehr hcrabgekommen; eS ist aus ken Ver Handlungen tsser parlamentarischen Körperschaft mir die wach'ende lliircke der Magyaren, ihre inneren Angelegenheiten selbst zu besorg», zu ersehen. Deal und TiSza haben sich in der Hauptfach daraus beschränkt, in Ungarn eine feste RegicrungSparsi zu schaffen, Szapary legt die Hand an die Bcse ligung de> Mißstandc in der Verwaltung. DaS ist ein aroßer Unterscöed, und die Erfahrung hat gezeigt, welche Schnierigkeiteidei» Reorganisator der ungarischen Verwaltung im Wege stehe« Wenn GrafSzapary erkannt hätte, daß dir Arbeit, wlche er den Magyaren znmuthct, nur von Deutschen verratet werden kann, dann würde ec daS Uebel, welches er auStttcn will, an der Wurzel gefaßt haben, so kan» von sein» Bestrebungen kein gute» Ergebniß erwartet werden. * Leipzig 18. Juli. * Bisher Ihr e» noch zweifelhaft, ob der ReichS- kenzlcr von ^aprlvi eine Urlaubsreife anlreten werte vier nicht. Wstdie „Berliner Börsen-Zeitung" erfährt, hat ec jetzt sich enlssloffen, ebenso wie im vorigen Sommer auf l üoen Urlaub zuverzichten. * ES ist bereit» milgctheill worden, daß unter Vorsitz des Minister» von Boeltichcr zwischen den Vertretern der Reichstcliörden und der wichtig»«» Staaten im Hinblick ans die am 20. d. >u Bern beginnenden deutschen Hantets- veriragSvcrhandlungcu zwischen D e ul s ch lau d und .Italien Vorverhandlungen zu Berlin gepflogen werten. Ihr Ergebniß wird in erster Linie als Instruction für die deutschen Bevollmächtigte» dienen. Bei dem den Beralhungcn zu Grünte liegen««» besonders rcichbaltigcu Stoff dürsten tie jetzigen Besprechungen zwei bis drei Tage i» Anspruch nehme». Die Verhandtuugeu in Bern werten am 20. Juti auch tau» beginnen, wenn bis tabin die in Wie» mit der Schweiz ge führte» ZollvertragSvcrhaildtliiige» »och nicht zm» eiidgilügc» Abschluß geriehen sein sollte». Die letzteren »cbmen übrigens, der „Kölnischen Zeitung" zufolge, eine» durchaus erfreuliche», die gehegten Erwartungen rechtfertigenden Verlauf. * Einen Artikel über die Gegner de» Dreibundes schließt die „Badische nationalliberale Corrcsp ondenz" uiit folgender, dem Fürsten Bismarck gewitiuclen Aus lastung: „Wir möchte» diese Erörterungen nicht schließen, ohne angesichts der Thaljache, daß der Dreibund wieder aus mehrere .':.:!>ie ge- sichert ist, seines SchöpserS e» gedenke»: mag auch Fürs, Bismarck nicht mehr der deutschen Politik die Wege weilen, so erjordert es doch, ganz abgesehen von dem »nausiöschliche» Danke, den ihm tnr diese Tlmt die ganze gebildete Weit schuldet, der Ausland, daß man au diesem neue» Marksteine deutscher Politik seiner gedeuli. Wir rcchieu nicht mit jenem Tkcile der deutschen Presse, der es über sich dringt, der Erneuerung des Dre-bunde» Worie der Begeisterung zu widmen, ohne sich seines Begründers mit wenigen tnr e» Worten »u erinnern, oder mit Bedauern nehmen wir rienniniß von dem Bestreben einzelner deutscher Blatter, welche gerade jetzt, wie es scheint, »icyl» Besseres zu ihun wisse», als sich in geheimuißovlten Andeutungen darüber zu er.yhen, ob nicht Fürst Bismarck gewillt gewei'en wäre, lein eigenes Werk zu zerstören. Das sollt« die deutsche Presse unterlasse» I" * Aus Anregung der Siebener Commission für die Reform des höheren UnterrichtSwesenS bildet tie für die Entwickelung der höheren UillerrichtSanstalten so bedeutsame, bis zu einem gewissen Grate entscheidende Frage dcö Berechtig uugs- w esenS den Gegenstand der Erörterung der obersten Reichs und Staatsbehörden. Abgesehen von der Berechtigung z»»i einjährig-freiwilligen Dienstc kommt dabei vorneaiulich die Berechtigung sür die verschiedenen höheren EiaatScarriöre» und für die subalternen Fächer in Betracht. Beide Fragen sind vor Allem von der größten Bedeutung sür die Existenz Zähigkeit der latcinlosen Schulen, die erstcrc sür die Ober realjchulc, die letztere namentlich für die böliere Bürger ^Millel-)schuie. Insbesondere die oberen Elasten der Oberrcal sch ule» kränkle» bisher daran, daß die bei ihrerCrrichiuiig in Aus sicht gestellte Berechtigung ihrer Abiturienten für eine Anzahl höherer StaalScarriören namentlich in den mehr technischen ReicyS- und SlaatSdicnstzwcigcii ihnen nicht zu Theil, tie Berechtigung sür das Staatsbaufach ihnen sogar wieder eul zogen wurde. Es darf jetzt, so schreiben die „Bert. Polit. Nachr.", als Ergebniß der vorerwähnten Erörterungen »ul icherheit angenoiunien werden, daß in naher Zeit das AbgangSzeugniß der Oberrealschuleii sowohl sür den Reichs- wie sür den preußischen Staatsdienst dieselbe Berechtigung gewähre» wird, wie daS AbgangSzeugniß der Realgymnasien sie zur Zeit gewährt und in Zukunft sortgewähre» soll. Ist diese Gleichstellung der Lberrealschulen unv der Realgymnasien erfolgt, so wird man eS der ferneren Entwickelung überlassen könne», inwicweit sür beide Arien der höheren Lehranstalten ein thatsächlicheS Bedürfniß vorhanden und demnach die Existenzberechtigung der betreffenden Art von Lehranstalt anzucrkcnnen ist. * Es sind in neuester Zeit wieder verschiedene Versuche gemacht worden, eine Zusammenfassung aller aus bürgerlichem Boden stehenden Parteien zur Be kämpsung der Socialdemokratie, unbeschadet natürlich ibrer sonstigen Selbstständigkeit, herbeizuführen. Im König reich Sachse», wo das Zusammenstchen der „Ordnungs Parteien" gegen die übermächtige Socialtemokratie am dringendsten geboten ist und bis zu einem gewissen Grad stet» in Uebung war, ist neuerdings ein Anlauf genommen worden, die Gemeinsamkeit des Auftretens der bürgerlichen Parteien gegen die Umsturzparlei zu befestigen und zu sichern. Ein noch merkwürdigerer Versuch wird au» Posen gemeldet: Tort haben angesehene Bürger beider Nationalitäten aus der Stadt und der Provinz die Gründung eines ProvinzialverciiiS zur Bekämpfung der jvcialreiuokraiischcn Bestrebungen beschlösse». Man sollte denke», wenn sich Polen und Deutsche über ein solches gemein sames Auftreten verständigen können, so müßte cs auch unter Deutschen verschiedener politischer Richtung gelingen. Praktisch wird die Sache natürlich in erster Linie bei de» Wahlen. Die Socialdemokratie hat ihre Wahlcrfolge vornehmlich der Uneinigkeit der bürgerlichen Parteien zu danken. Die letzteren i» ibrer Gesammlbeit sind der Umsturzparlei in den »leisten Wahlkreise», die sie jetzt vertritt, überlegen, und bei ein trächtigem Znsammengeben der Gegner wurde den Social- dcmokraten der größte Tbeil ihres parlamentarischen Besitz standes wieder entrissen werden können. Was in dieser Hinsicht geschehen kann, baden die Wahlen von 1887 im Königreich Sachsen bewiese», wo die Socialder.iokrate» a»S säminlliche» Wahlkreisen, ihren ältesten und festesten, hinausgeworfen wurden. Am meisten Widerstand bat das Zusammengehen gegen tie S-oeialdemokratcn bisher bei den Dentschsrcisinniac» und den Ultramonlaiicii gesunde». Diese beiden Parteien haben sich, zumal bei den jüngsten ReickStag-wahlen, als eü galt, die Cartclmehrheit zu brechen, direct und indirekt um die Wahlerfvlge der Socialdemokraten die größten Verdienste erworben. Ullra- moutane Stimmen sind überhaupt für einen »ational- liberalcn oder sreiconservalivcn Candidatcn, auch wen» die selben in der Stichwahl mit einem Socialdemokrate» standen, nur ganz vereinzelt abgegeben worden, trotz aller hochtönenden Worte von den Verdiensten der katholischen Kirche »m die Bekämpfung der Umsturzbewezung. Indessen fehle» doch nicht die Anzeichen, daß der hohe Ernst der von der Social Vemokratie drohenden Gefahr und die Nothwendigkeit teS ZusammenhaltenS dagegen mehr und mehr in de» kürzer lichc» Kreisen zum Bewußtsein kommt, und dies berechtigt vielleicht zu der Hoffnung, daß in Zukunft da« Gesübl der gemeinsamen Pflichten und Interessen mehr, al» es bisher der Fall gewesen, Uber kleinliche Parteirückstchten und Partei abneigungen den Sieg davontrageu werde. Durch Delegirte der nalionalliberalen Partei aus Hessen, Bade», der Pfalz :c. wurde am l3. Juli in BenSbcim das Programm sür das am 30. August in WorniS abzuliallcude, sür ganz Sütwestdeulschlaiid berechnete natio» all,berate Par lei fest vereinbart. Der Verlaus der Vorberatbung ließ »ach der „Wormser Zeitung" darauf schließen, daß die Bcthcilcgung an dem Feste eine ungewöhnlich lebhafte werden dürste. In der Hauptsache soll sich dasselbe auf dem am Rhein gelegene», entsprechend bergerichleten Barbarossaplatze tKiesclswiesei abspieleu, woselbst mehrere der hervorragendsten Parteimilgjicder daS Wort ergreifen werden. Die Thciiualmie von scruer wobncudc» GesinnuugSgcnoffcn ist sehr erwünscht, und cö ergeht Lieserhalb noch speeiellc Einladung. In jedem Falle wird man iu Worms alles ausbieieii, um de» Gästen innerhalb der Mauern der allen Reichsstadt ein Fest zu bieten, welches sich den früheren ähnlichen Veranstaltungen ans dein Niederwald, Ancrbacher Schloß, Heidelberger Schieß, in Frankfurt rc. iu gleich gelungener Weise an die Seile stellen kann. Das Nähere über das Programm wird später milgethcilt und erfolgt eine Einladung der Parteigenossen durch die Presse. ' Die ..Post" schreibt: „Hiesige Blätter bringen die Nach richt. die Minister Miquel und von Berlepsch seien am 12. d. M. »ach Wirballen gefahren, um die russische Zoll abfertigung kenne» zu lerne» und hätten dort eine Zu» sammelikuuft mir dein rns sischenFi na» zm > uister. welcher eigen« dazu dorthin gekommen sei, gehabt. Die Nachricht klang von vornherein ziemlich unwahrscheinlich, denn von einer Reise Wisä'nigradsky'S an die Grenze hätte der Tclc- iraph jedenfalls Meldung gegeben, was nicht geschehe» ist. Ueberdies liegt uns ein ziemlich ausführlicher Berietst eines ostpreußischen Blattes, der „Preußisch-Littbauischcn Zeitung" vor, worin mit keinem Worte von einer solchen Zusammen kunft die Rede ist. Die Minister nähme» auf dem Badnbosc Wirballen die russische Zollabfertigung bei den cinlausenteu Züge» i» Augenschein. Es erfolgte» darauf nähere Erkundi gungen über die verschiedenen Verhältnisse, sowie Besichtigung des kaiserlich-russischen HoszugeS und der Kirche daselbst. AlSdann wurde die Reise nach Trakchnen angetrclen . * Der „Börsen-Zeitung" zusolge hat der Abg. Bebel kürzlich mitgctheilt, daß der Aba. Singer sein Vermögen der socialdemokratischcn Partei geschenkt und sich nur den Bezug einer mäßigen Rente auSbedungeu habe. Man wird abwarte» müssen, ob Herr Singer oder ob nur rin Spaßvogel diese an sich richtige praktische Folgerung eine- theoretischen ParteibckcnntiiisscS gezogen bat. * Die Pariser Blätter bringe» widersprechende Mel dungen über den französische» Botschafter Hcrbetle in Berlin. Während die einen versichern, daß er bis auf Weiteres iu Berlin bleiben werde, behaupten die anderen, daß er nur nach dort zurücklehrcn werde, um dem deutscheu Kaiser sein Abberusungsschrciben zu überreiche». In Berlin ist man bisher ebne genaue Kenntnis! davpu, welche dieser Nachrichten zutreffend ist. Mau würde natürlich den bei Hose und in der Gesellschaft sehr beliebten Botschafter nickst gern aus seiner hiesige» Stellung scheide» sebcn, aber eine politische Bedeutung legt man dieser Persvneusrage schlechter dings nicht bei. Bisher hat sich noch jeder Vertreter der sranzösische» Republik nach kurzer Zeit iu Berlin vollständig eingelcbt und treffliche Beziehungen zu den maßgebenden Kreisen zu gewinnen verstaute». Aber auf das allgemeine Verhältnis; zwischen dem Deutsche» Reich und Frankreich haben diese persönliche» Beziehungen keinen Einfluß auöübcn können, weshalb man diesseits der Frage vom politischen Standpunet aus ganz gleichgiltig gegcnübcrsteht. * AuS Gotha wird un» geschrieben: Dem hier zusammcngctretencii gemeinschaftlichen Landtage sür die Hcrzogthümer Coburg-Gotha sind zunächst nur wenige Vorlagen zugeganzen. Außer einem StaatSvertrag mit dem Königreich Bayern wegen Besteuerung inlän discher Erzeugnisse im AmtSgerichtSbezirk l'tönigSderg (in Franken) und einem Erlaß mir Gesetzeutwürfcn, betr. die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum böbcrcn Jttstizdienst, und die Dienstverhältnisse der GerichlS- schrcibcr »uv GerickstSschrcibcrgchilseii, erwähnen wir den Erlaß, betr. die Bewilligung eines Beitrages von 30 000.4 jährlich zur Unterhaltung deö HvstbcatcrS. Der Mehraufwand der Generaleasse für das Hoslhealcr hat trotz aller Ersparnißversuckie den Betrag von 120 403 .4 er reicht, so daß ci» weiterer Beitrag sich unter allen Umständen nothwcndig macht. Die Gcneraldirection der bayerischen Staats bahnen erklärt, daß der von u»S erwähnte Artikel der Corresp. Hosfmaiin" keinen amilichcn Charakter trägt, son dern Privatarbcit eines Ciseiibahnbeamteu ist. Ter anackündigte Bericht der Generaldircetion der bayerischen S taatsciscnbahne» über das Eggolsbcimcr Cisenbabnunglück umfaßt 13 Folivseiteu und besagt >m Wesent lichen: Tic Entgleisung deS Berliner Feriencxlrazugeü hänge mit einer Veränderung der Gleise zusammen. Dieselbe sei nach dem überall anerkannten Verfahre» durchgcfübrt worden, die Unterstopfung der O.uerschweUc» und Graiiitwiirfcl ge schehe stets erst allmälia, nachdem die Tragfähigkeit durch Eisenbalinziige mit gemäßigter Fahrgeschwindigkeit stufenweise scstgcstcllt sei. Betreffs nothwendig werdender Auswechselung vereinzelter angesaulter Bahnschwcllcii oder schlechter schienen- uägel destcbc bei den bayerische» Babnen eine ebenso strenge Cvnlrolc der Schicnenskrcckcn, wie im übrigen Deutschen Reiche. Ein Güterzug passirte am 4. Juli Morgens zuerst daö auS- gewcck'sclte GlciS. Ter Führer dieses Gütcrzuge« nahm eine Unregelmäßigkeit der einen Granitwürsclreibe wahr, welche wahricheinlich in Folge Rcgciiaütse während der Nacht unterwaschen war, worauf ein Vorarbeiter sofort mit der Ausbesserung beausiragt wurde. Es bleibe gerichtlich scstzu- stellcu, ob der Vorarbeiter temgeniäß verfahren sei und ob da- erforderliche schrittweise Passiren deS ExlrazugcS an- geordnet wurde. Hätte der ganze Extrazug eine sclbstthätige Luftdruckbremse gehabt, so wäre das Unglück außerordentlich eingeschränkt worden. Geschwindigkeitsmesser führten bisher nur die SchncUzugsmaschinrn. Ter Bericht schließt, wahr scheinlich hätte der bcdauernSwertbe Unfall bei erhöhter Auf merksamkeit des bethciligten Personal» vermieden werden können, dock, berechtige der einzelne Fall keineswegs zu einer Verurtbeilung de- gesammtcn System- der bayerischen Bahnen durch die Presse * Auf dem PSre-Lachais« zu Pari» ist in diesen Tagen rin Denkmal für Victor Noir enthüllt worden, jenen jungen Redacteur der Rochefort'schen „Marseillaise", der am
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