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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-08
- Tag1891-08-30
- Monat1891-08
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1891
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Erscheint täglich stküh 6'/, Uhr Kr-arlion uni» Lrpkditioa J-hanneSgaff. 8. Aprechkuntko der Nedaciiou «ormillag, lO-12 Uhr. Nachmittag« 5— 6 Uhr. I»r »i, rNl»,»d« Manulcrwir »acht sich »» »»«ca», »>»> «r»w»U«. R»««tz«e der sür Vir nächstfolgende Ru«»er defti»»ten Inserate an Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittag», an r«n». ,n» Kefttagen früh »t»'/,» Uhr. In den Filialen für Ins.-Ilnuahmn Ott» klemm'« Sortim. lAlfre» Hahn), Uatversitaisslrab» I« Lout« Lösche» v»ch«ri»«>str. 14, patt, und Künigtplntz 7, unr bt» '/^ Uhr. AbmtnementSpreiS vierteljährlich 4»/, Mk. in Mt-Leipzig, inet. Brinarrlobn 5 Mk. durch die Posl bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pj. Belegereniplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen ohae^^stbrfsäeruug «io ML, »tt Postbesörderuug 70 Ml Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preirverzeichnib. Tabellarischer u-Zifferosatz »ach höher« T-nft Lrclamrn »nter dem Redaction-strich die «oespalt Zeile 50Pi-, vor den Famil iennachrtcht«» die 6 gespaltene Zell» 40 Pf. Inserate sind stet« an di« Expedition z» senden. — Rabatt wftd nicht gegeben. Zahlung prneaninaran iv oder dnvch Posb- 2i2. Sonntag den 30. August 1891. 85. Jahrgang, Vom 1. September d. I. ab erscheint das Leipziger Tageblatt außer Morgens, Wochentags auch noch in einer Abendausgabe. Die Abendausgabe ist bestimmt, in erster Linie alle Handels- und Börsennachrichten und den täglichen CourS der Leipziger Börse zu bringen, sodann alle im Laufe des Tages ein gegangenen Drahtnachrichten, sowie die wichtigsten politischen und sonstigen Tagesncuigkeiten. Der Abonnementspreis bleibt trotz des nunmehrigen größeren Umfangs unserer Zeitung derselbe wie bisher: ^ 4,80 für Abend- und Morgenausgabe zusammen. Für die Abendausgabe werden auch — in beschränktem Maße — Inserate ausgenommen. Der Jnsertionspreis für diese Ausgabe beträgt für die «-gespaltene Petitzeile 40 ^ — Reklamen unter dem Nedactionsstrich (4gespaltcn) 1 — Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände («-gespalten) 30 Für die Morgenausgabe bleibt der Jnsertionspreis der bisherige. Die Ausgabe des Leipziger Tageblattes erfolgt in unserer Expedition früh 6 Uhr und Abends 8 Uhr. Für den Monat September eröffnen wir hiermit ein besonderes Abonnement zum Preise von 1 Mk. 50 Ps. für beide Aus gaben, bei freier Zusendung ins Haus 1 Mk. 85 Pf. Abonnementsausträge nehmen entgegen: Die Hauptexpedition: Johannesgnffe 8, die Filialen: Katharinenstratze 14 und Königsplatz V, ferner die folgenden Geschäfte: Arudtftraste 38 Herr L. 0. Lltttzl, Colonialwaarenhandlung. Beethovenstraße 1 Herr Hieo«!. Peter, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Straße 11 Herr Drust Siros, Colonialwaarenhandlung. Marschnerstraße 9 Herr 1'ruil 8ekrelder, Drogengeschäft. Nürnberger Straße 48 Herr Sl. k. -Ildreelit, Colonialwaarenhandlung. Parkhofstraße 1 Herr 11. U. 8eltr«!ter, Cigarrenhandlung. Pfaffendorfer Straße 1 Herr prltL Weber, Colonialwaarenhandlung. Ranstsches Gäßche« 6 Herr prieilr. plseber, Colonialwaarenhandlung. Raustädter Steinweg 1 Herr 0. Lnxeluitum, Colonialwaarenhandlung. Schützenstraße S Herr ^ul. 8eb11mlebeu, Colonialwaarenhandlung. Westplatz 3L Herr 11. vlttrleb, Cigarrenhandlung. Borkstraße 3L Herr 6. 6anke, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 38 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung. in Gohlis Herr ^b. britrsebe, Mittelstraße 6. » Lindenau Herr L«I. P. Hüller, Wettiner Straße 51. -> Neustadt Herr L. Llemw, Diarianncnstraße 44. in Plagwitz Herr A. VrülLMkwn, Zschochersche Sttaße 7n. - Reudnitz Herr W. pn^maun, Marschallstraße 1. » Thonberg Herr IL. IILntsek, Neitzenhainer Straße 88. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Ta unsere Stenerunterlagen zum weit überwiegenden Thcile auf den Angaben der Einkomnienstcucr-Haus listen beruhen, welche nur die Wohnung Nachweisen, die der Betreffende im Monat Oktober des vorhergehenden Jahres inue gehabt bat, erfordert eS oft viel Zeit und Mühe, zunächst diese frühere Wohnung sestzustellcn, um den Betreffenden in den Steuerunterlagea aufzustnden. Im eigenen Interesse de- Publikums und im Interesse einer schleunigen Geschäftserledigung sprechen wir daher die Bitte aus: »atz ein Jeder aus »en Eingabc» an das StaSt- Ltcurramt oder an das Vollftrrckungsamt tvasrr» sie Ltruerangelraenkiritrn betreffen» ausser seiner auaen- blickltchen Wohnung auch noch die Wohnung an- geben möge, die er in der Mitte des letzt- verflossenen Oktober tune gehabt hat. Leipzig, den 14. August 1891. Der Math der Stadt Leipzig. vr Tröndliu. Frenzel. Lekanutmachung. In den städtischen Grundstücken der Stadttheile Gohlis, Eutritzsch, Reudnitz, Anger-Crottendorf, Sellerhausen, Bolkmarsdorf, Neustadt, Neuschönescld, Thonberg und Neureudnitz soll di« Wasserleitung eingciührt und die hierbei uothwendigen Arbeiten in öffentlicher Ausschreibung vergeben werden. ttostenanichlagssormulare und Probestücke liegen bei unserer Hochbau-Perwallung, Naihhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7d zur Ansicht au»; erstcre können auch gegen Bezahlung von je 50 ^ dort entnommen werden. Die mit den Preisen versehenen Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrist: „Wafferleitungsarbeiten, 3. vaubeztrl" versehen an obengenannter Stelle abzugcben. Jede Entschließung über Vergebung der Arbeiten behalten wir uns vor. Leipzig, den 28. August 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 4074. Vr. Georgt. EichoriuS. Gewölbe-Vennitlhuilg. Im hiesigen Ratbhause ist das Vühnengttvölbe Rr. v am Markt vom 1. Oktober dss. Ar«. ab gegen etuhalbjährige Kündigung anderweit zu vcrmicthen. Mieldgeiuche werden aus dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zim mer Nr. 8, rntgegcnaenommen. Leipzig, am 1. August 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt.krumbiegel. Lekamitmachung. Die von uns am 17. d. M. auf den Abbruch versteigerten Baulichkeiten d«S alten SchlachthosS am Fleijcherplatze sind dem Höchstbteter zugeschlagen worden und entlassen wir deshalb die übrigen Bieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 27. August 1891. I». Der Rath »er Stadt Leipzig. 1267. Iw. Georgb krumbiegel. Wohnungsoermiethung. Die Netnerr Wohnung in der 8. Etage des der Stadlgemeinde Leipzig gehörigen LauSgrundstück« Reich»,tratze Rr. v ist vom I. Oetaber »«. Ar«, ab gegen eintzalbjährtge Kündigung au»erweit z« »ernttethrn. Mieidgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, de» 27. August 18SI. De, Rath der Stadt Leipzig. In. 2698. vr. Georgs. krumbiegel. Städtische Fortbildungsschulen für Aualm Anläßlich de« Ratianatsefttage« finden in der v. II. ond I ^Fortbildungsschule Dten«ta,. de, I. September, Abend» S Uhr Schntfeierlichkeiten statt. Zum Besuch« derselbe» lade» ergebenst i L«ip»k de» SO. August lüSI. die Direetaren. 100 Mark Letohnung. Am 26. diese« Monat« Vormittag« zwilchen '/,8 und '/«IO Uhr find Im ersten Siockioerk de« Arimauu scheu RcubaueS, Wind- mühlenstraste 46, vier Stück werihvolle neue Oesk» dadurch vorsätz lich beschädigt worden, daß von denselben die Verzierungen und Kanten abgeschlagen und vermulhlich mit fortgcnviiiincii worden sind. Die Art und Weise der Beschädigungen läßt daraus schließe», daß dieselben von sachkundigen Personen vorgenommen worden sind. Wir machen dies mit dem Bemerken bekannt, daß von dem Be schädigten aus die Ermittelung de- ThätcrS die oben bezeichnet« Belohnung gesetzt worden ist, und ersuchen, jede sachdienliche Wahr- nehmung schleunigst unserer Criminalabtheilmig zur Kenmnig zu bringen. Leipzig, am 29. August 1891. Ta« Polizciamt der Stadt Leipzig. VH. 3785. Bretschueider. Br. 7. Fortbildungsschule für Knaben. Montag, den 31. August, Abends 6 Uhr, soll im Schulsaale hier eine Vorfeier de« TrdäntagcS abgehalten werden. Bet derselben wird an je einen Schüler jeder Elaste eine Aiicherprämie zur Ver- theilung kommen. Zur Theiluahme ladet alle Freunde der Schule ergebenst ein Leipzig-Plagwitz. Direktor Arnold. Oie europäische Lage und das österreichisch ungarische Ariegsbudget. Zu einer Zeit, in welcher die Welt noch widcrhallt von den lauten Kundgebungen dcS russisch-französischen Einver nehmen«, kommt aus Wien die Nachricht von Vorbereitungen ür eine verhältnißmäßig beträchtliche Vermehrung der ösler- reichisch-ungarischcn Armee. Es ist in einer ersichtlich von der Regierung gebilligten und vielleicht direct veranlaßten Schrift die Vermehrung des PräscnzstandeS der Armee bei der Infanterie um 200 Ofsicicre und entsprechende Mann schaften und bei der Artillerie »m 14 Lssicicre, 2001 Mann und 8t Geschütze für nötbig erklärt, abgesehen von Maßregeln zur Sicherung der Truppenverpflegung im Kriege. Der Ton, welchen die l-rchrist anstimmt, ist ernst, sie spricht von der Möglichkeit eines unvermuthetcn Krieges und gesteht von vornberein zu, daß die österreichisch - ungarische Armee nie angrisfsweisc Vorgehen könne, sondern sich auf nachdrückliche Vertheidigung beschränken müsse. Es ist ja bekannt, daß die Zahl der österreichisch-ungarischen Truppen weit zurückstebt hinter der dculschen Truppenzabl und zwar ohne Rücksicht auf die Bevölkerungszahl. TaS sind aber Verhältnisse, welche mit den Finanzen de- Reiche- Zusammenhängen und mit der Abneigung der beiden Parlamente, größere Beträge sür Heercszwccke zu bewilligen, und die lassen sich nicht plötzlich ändern. Die beiderseitigen Regierungen wissen ganz genau, wie die Dinge liegen, und Deutschland hütet sich, a» seinen Verbündeten Anforderungen zu stellen, welche dieser nickt befriedigen kann. Die Heeresverwaltung Oesterrcich-UngarnS bat Alle- gcthan, was sie nach Lage der Verhältnisse tbun konnte, um die Schlagfertigkeit deS HccrcS ans die erreichbare Höbe ;u bringen, und da« allgemeine Urtheil über die militairischcn Leistungen Ocstcrreich-UngarnS bei den Manövern ist daS denkbar günsiigste, aber ein Blick ans die Stärke der österreichisch-ungarischen Armee zeigt, daß der Verfasser der i» Rete siebenten Schrift vollkommen recht bat, wenn er behauptet, daß die Armee Oesterreich Ungarns nur für Ver- tbcidigungSzwcck auSrcicht. Volle Klarheit über die wahre Sachlage ist das erste Erfordcrniß, wenn man die richtigen Maßregeln zur Abwehr einer Gefahr ergreifen will. Mollke sagte einst im Reichstage, daß man die sicherste Gewähr für die erfolgreiche Bekämpsuiig vorhandener Gefahren nur in sich selbst findet. Dieses Wort ist offenbar mit Bezug auf die Verbündeten Deutschlands gesagt worden, welche an Schlagfcrtigkeit und Zahl der Truppen, welche sie in« Feld stellen können, weit hinter Deutschland zurückstehen. ES wäre thöricht, daraus Schlüsse zu rieben, welche die Leistungsfähigkeit Tculschland- im bcllslen Lichte zeigen, da gegen die unserer Verbündeten hcrabsetzen. Wir sind alle, ob Staat» oder Personen, von den Verhältnissen abhängig Niemand kann aus seiner Haut heraus, und mit Dem, was wir sind und haben, müsse» wir rechne». Was nützt eS, darüber Betrachtungen anzustellen, wer von den Gliedern deS Dreibundes daS Meiste leistet? Der Stand- puiict ist allein wichtig, welcher von der Frage auS- gebt: Wie würde die Weltlage sein, wenn der Drei bund nicht bestände, wenn Italien eS niit Frankreich biclte, und wenn Oesterreich - Ungarn glaubte, seine Interessen auch ebne den Bund mit Deutschland wahren zu können. Oesterreich-Ungarn hat mit finanziellen Schwierig keiten zu kämpfen, die weit in die Vergangcnbeit zurück- rcicken, und nachdem der im Januar entlassene Finanzminister v. DunajewSki die österreichische Finanzlage ins Gleichgewicht gebracht bat, bedurfte eS einer sedr ernsten Veranlassung, -nn das Militairbudget aufs Neue zu belasten. Diese Veranlassung beruht ans der Erkenntniß, daß zwei große Mililairmächtc alle ihre Kräfte angespannt haben, um durch die Zahl ibrer Soldaten daS entscheidende Gewicht in Europa auSzuüben. Oesterreich-Ungarn ist sich dessen bewußt, daß seine Streit kräfte für den Kriegsfall nicht auSreichen, und deSbalb bat ein Sachverständiger die Feder ergriffen, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Thatsache zu lenken. Es müssen sebr schwer wiegende Gründe sein, welche die österreichische Regierung dazu gedrängt haben, diesen Schritt zu thun, denn eS giebt kaum elwaS Unpopuläreres in Oesterreich, als eine Mehrbelastung dcS Militairbudget-. A»S Ungarn kommen bereits Stimmen, welche den finanziellen Untergang Oester- reich-UngarnS in Folge der geplanten Maßregel in Aus sicht stellen. TaS heißt nun wirklich, da« Kind mit dem Bade auS- schllllcn, denn eine Erhöhung de- Präsenzstandes, welche dem Lande eine Mehrausgabe von 16 bis t8 Millionen Gulden zumutbet, läßt sich auck für Oesterreich-Ungarn sehr wobt erschwingen. Der Nationalwvhlstand ist in dem Lande, in welchem hauptsächlich Papiergeld circulirt, doch im Ganzen auf einer höheren Stufe als in Deutschland, wo man stets baare Münze findet. Da« liegt in den Boden-Verhältnissen, welche in Oesterreich- Ungarn bei Weitem günstiger sind, als in Deutschland. Aber im Lande der Gemüthlichkcit ist die Opserwilligkeit nicht so groß wie bei uns im Norden, der Ernst deS Lebens tritt an die Bevölkerung nicht so gebieterisch heran, sic ist daran gewöhnt, daß il>r die Natur ihre Gaben mit ver schwenderischer Freigebigkeit in den Schooß schüttet, und sie laßt sich sebr schwer zu verstärkten Leistungen herbei. In Oesterreich-Ungarn regt sich jetzt unter dem Druck der Ereignisse sebr lebhaft die Empfindung, daß die unzu reichenden Strettkräfte zu Wasser wie zu Lande der Ver mehrung bedürfen, und diese Empfindung ist so berechtigt, daß wir ihr in Deutschland nur die größte Sympathie entgegen bringen können. Wir sind ja selbst so oft in die Lage ge kommen, in unserer Kraft die Abwehr gegen übermäßige Rüstungen unserer Nachbarn im Westen und Osten suchen zu müssen, daß wir ein gleiche« Bestreben bei unseren Verbündeten nur mit vollster Zustimmung begrüßen können. Wir haben stet- da« Bewußtsein gehabt, daß wir auf Oesterreich-Ungarn unter allen Umstanden recbncn dürfen, aber wir baden uns aiidererseitS nicht verbeblt, daß der Löwcnantbeil per Vertbeivigung gegen unsere Feinde unS zu- sallen würde. Wir sind ja selbst in der Lage, u„S sagen zu müssen, daß unsere Wehrkraft nack einer höheren Ansckau»ng fähig ist iu dem Sinne, wie eS der frühere Krieg-minister von Berdy du VernoiS im Reichstage angcdeutet hat, aber wir wissen anck, daß in Frankreich nicht Alle« auSgeführl wird, was auf dem Papier steht, und dafi die Wehrkraft der Be- völkerung schließlich auch den übermäßigen Bewilligungen de» Parlaments eine Schranke setzt. Im Ganzen und Großen zeigt da« vom Organ de« Grasen Kalnoky empfohlene Vorhaben ver Lsterreickisch-ungariscken Regierung da« Streben, einem fühlbaren vedürsniß Abhilfe zu leisten, und da« erscheint unS so beacktenSwertb, daß wir den Bestrebungen, welch« darauf gerichtet sind, die Wehrkraft Oesterreich-Ungarn- zu erhöben, nur unsere leb hafte Zustimmung auSdruckcn können. Die Sachlage ,st heute leider so, daß nur diejenigen Mächte di« Oberhnnd ge winnen und dauernd behaupten können, welche ihre ganze Kraft einsetzcn, um ihren Besitzstand gegen jeden Angriff zu vertheidigcn, und welche vor keinem Opfer zurückschcueii, da« ihre Eflstenzsähigkcit und die Dauerhaftigkeit ibrer Ein richtungen erwciftn kann. Oesterreich-Ungarn hat mit großen innercii Schwierigkeiten zu kämpfen, aber eS ist doch ein bei Weitem gesunderes Staatswescn als Rußland, das zwischen despotischer Machtentsaltung, Nihilismus uno HungerSnoth schwankt. Die DaseiuSbedingungeil eine« großen Volkes he rüben auf seiner Entwicklungsfähigkeit, wenn die einzige Grundlage der Macht die Zakl der Soldaten ist, dann ist das Dasein des Staates stet« in Frage gestellt. * Leipzig, 30. August. * Bekanntlich hat sich die Mehrzahl der deutschen Regie rungen gegen den Vorschlag einer periodischen öffentlichen Bekanntgabe der bei den deutschen Gerichten zur Ableistung gelangten OfsenbarungScide ausgesprochen und ist danach aus eine Verwirklichung dieses Vorschlages nicht zu rechnen. Von der Handelskammer zu Osnabrück wird nun eine be schränkte Veröffentlichung der OffcnbarungSeide unpsäudbarer Schuldner empfohlen. ES soll danach, wie eS bei den sächsischen Amtsgerichten seit dem Jahre 1882 üblich ist, ein Berzcichniß der jenigen Personen, welche den OssciibaruogSeid geleistet baden, bei den Gerichten sür die bethciligten Kreise zur öffentlichen Einsicht auSgclcgt werdeii. In Sachsen hat diese Einrichtung zu Anstände» keinen Anlaß gegeben. Jedenfalls würden auch durch diese Einrichtung die berechtigten Ansprüche der Credit gewährenden Kreise au-reichende Befriedigung finden, da eS nn ZwcifelSsalle jedem Einzelnen unbenommen wäre, sich durch Einsicht in die bezüglich« Liste die gewünschte Aufklärung zu verschaffen. * Der NothstandS-Spektakel unserer Oppositions parteien findet in den Deutschland abbold gesinnten Kreisen deS Auslandes ein vielfältiges Echo. Es wäre von unseren guten Freunden, namentlich jenseits der Vogesen, auch in der That zu viel verlangt, wenn sie eine so schöne Gelegenheit, ob de« vermeintlich unaufhaltsam vor sich gehenden Zusam menbruchs der materiellen Grundlagen deS Deutschen Reiches zu triumphiren, während ihre eigenen Actien seil der Kron- städter Fahrt deS Admirals Gervais auf einen seit den ganzen letzten 20 Jahren nicht erreichten Höhepunkt hinausgeschnellt sind, ungenutzt vorübergeben lassen sollten. Daher werden denn alle Klagelieder unserer freisinnigen und socialdemokratischcn Opposilionöprcffe sorgsam gesammelt und dem Lesepudlicum der Pariser Deutschenbetzpreffe al» unparteiische und ein- wandSfreie Zeugnisse des über ganz Deutschland kcrein- gebrochenen Verfalls brühwarm aufgctischt. Der Pariser Spießbürger aber, welcher von der Welt und den Verhält nissen rein gar nichts weiter kennt, als die Boulevard« und allenfalls eine nicht zu entlegene Sommerfrische, muß au« der Lcctüre seines Leiborgan- folgerichtig zu dem Schluffe gelangen, daß Armuth, Hunger, Seuchen in Deutsch land ibr schreckliche« Werk verrichten und so der „immanenten Gerechtigkeit der Geschichte" dir Wege zu der Genugthuung sür 1870/71 ebnen, deren Bild unter dem belebende» Ein flüsse der russisch-französischen Verbrüderung-feste in eroeuter Farbenpracht dem geistigen Auge jedes patriotischen und republikanischen Staatsbürger« sich darstellt. Für da- Ge deihen der chauvinistischen Saaten macht e« einen wesent lichen Unterschied, ob der Franzose sich da« deutsche Volk und dessen wehrhafte Verkörperung, da« deutsche Heer, in voller Kraft und Leistungsfähigkeit, oder al« eine durch Hunger auSgemergclte, in dumpfer Resignation dahinsiecheode Gesellschaft von mit Haut überzogenen, bi» zu Skeletten ab- gemagerten Phantomen denkt- Die Furcht der Deroulede und Genossen vor dem deutschen Schwerte, die den wirksamsten und nachhaltigsten Damm gegen da« Ueberschaumeo der chauvinistischen Leidenschaften bildete, dürfte kaum noch weitere 20 Jabre Vorhalten, wenn erst die Legende sich in den Köpfen ringenistet bat, daß die Hand, welche da« deutsche Schwert führt, vor Schwäche und Entkräftung zittert. Und da» baden mit ihren Unkenrufen di« freisinnigen und socialdemokralischen Nothftand-schrrier grthan. Fürwahr, eine kehr überzeuge»»«.
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