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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910911013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-11
- Monat1891-09
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Abend-AuSgab«: dir kgespalteue Petitzeile SO^Reclameo unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 1 ^il, Familimoachrichtm uud Lazeigen verlorener Gegenstände (6gespaltru) 80^. Grähere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer uud Zigomsatz Ertrs-veUnge« (gesalzt), nur mit der Morgm-Ausgabe, ohne PoftbesSrdernna ^l L-, «it— ' " Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Poftbejdrdemeu, ^l M.- L»uah«eschl»ß f»r I»ser«tr: Ab eud-AnSgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: Nachmittag« 4Uhr. San», und Festtag« srüh 9 Uhr. vni da Filialen uud AuoahiursteLm je «in« halb« Stnud« früher. Anserstr sind stets an di« " zu richte». 262. Freitag den 11. September 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di« Eiuläsuag der am 3«. diese» M-natS fälligen ZiuSscheiae der 3'/,° , Leipziger Stadtauleihr vou 1887 Eerr« II (d. d. SI. März 1890> erfolgt bereits vom 1a. dieses Monat» ab bei nuferer Stadtcafle tu dm Stunden vou S Uhr Vormittags bi« 1 Uhr Mittags. Leipzig, den 8. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.T. Schulze. Das der Vertha Martha Hüttner vom ehemaligen Gemeinde. Vvrstaude zu Neustadt ausgestellte Dienstbuch ist erstatteter Auzeige zufolge in hiesiger Stadt verloren worden. Im Auffindungssalle bitten wir dasselbe au un- abzalieferu. «ipzig, am 7. September 1891. Da« Pnlizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider.Tr. Bekanntmachung. Nachdem di« Kranke«- und vegräbnitz-UnterftützungSgesrll- schaft in Stötteritz in ihrer außerordentlichen Generalversammlung vom 30. August dieses JahreS beschlossen hat, sich aufzulösen, nimmt die Unterzeichnete Tasse Veranlassung, die Herren Arbeitgeber darauf hiuzuweisen, daß versicherungspflichtige Mitglieder dieser Lasse nach der Vorschrift de« Krankenversicherungsgesetzes binnen 3 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, mittelst des voraeschriebenen Formulars zur Anmeldung zu bringen sind. Bei Nichteinhaltung dieser Meldefrist treten die Nachtheile der 88- bO und 81 d»S angezogenen Gesetzes in Kraft. Leipzig, am 8. September 1891. Dte VrtSkrankencasfe für Leipzig und Umgegend. Albert BrockhauS, Vorsitzender. Zur Beform -es Strafrechts. Äu den letzten Tagen de« vorigen Monats hat in Christiania die internationale kriminalistische Vereinigung getagt und wichtige Beschlüsse gefaßt. Die bereit« vor einem Jahre be schlossene Herausgabe einer recht-vergleichenden Darstellung der Strafgesetzgebungen der Gegenwart ist nach den Mit- theilungea de» Professor« v. Liszt in Halle nunmehr als ge sichert zu betrachten, und die Vereinigung gab der Absicht Ausdruck, da« Werk nach allen Seiten hin zu fördern. Be schlossen wurde, für Erweiterung der Geldstrafe zu wirken und für Beschaffung einer ausreichenden Statistik über die unverbesserlichen Verbrecher Sorge zu tragen. Diese drei Dinge enthalten die Keime einer gründlichen Reform der Strafgesetzgebung, welche freilich noch längerer Zeit bedürfen werden, um sich zu entwickeln. Unser heutige« Strafrecht bat als Hauptstrase die Ge fängnißstrafe in allen ihren Abstufungen von der Haft bis zur Zuchthausstrafe, und das ist der durchgreifende Fehler, an welchem unser Strafrecht krankt. Die Gefängnißstrafe beruht auf der Voraussetzung, daß die persönliche Freiheit zu den höchsten Gütern der Menschheit gehört, und daß der Drang nach Freiheit der Bewegung und der Selbstbestimmung stark genug ist, um den Lockungen nach Durchbrechung der Rechtsordnung ein ausreichendes Gegengewicht zu bieten. Diese Voraussetzung hat sich nicht in vollem Umfange als richtig erwiesen, uud die Gleichgiltigkeit gegen Freiheits strafen ist io dem Maße gewachsen, als der Kampf uinS Dasein sich verschärft hat. Die Lebensbedingungen sind beute so schwer, daß die Versuchung, die Bahn des Verbrechens zu betreten, sehr in der Zunahme begriffen ist. Bei dem gebildeten Theil der Verbrecher waltet das Streben in erschreckendem Maße vor, das Gesetz in der schamlosesten Weise zu umgehen, und der ungebildete Tbeil verläßt sich darauf, daß ja immer nur ein bestimmter Procentsatz der Verbrechen zur richterlichen Kenntniß und Aburtheiluug gelaugt, und erwägt ferner, daß ein durch Verbrechen ermöglichte- Leben in Sau» und Brau«, wenn es auch nur von kurzer Dauer ist, durch Fleiß und Spar samkeit niemals oder doch nur ganz ausnahmsweise für den Besitzlosen zu erreichen ist. Ein andere« Moment, welches strafrechtlich in Betracht kommt, ist die reißend zunehmende Abschwächung des Ehr gefühls, die besonder- durch die außerordentlich zahlreiche Fülle von Verbrechen aus dem Kreise der Personen von Bildung und Erziehung bewiesen wird. Wenn cs möglich ist, daß Studircnde die liederlicher ihrer Commilitonen stehlen und versetzen, daß sie Bücher verkaufen, welche ihnen für Studicnzwecke anvertraut werden, oder chirurgische Instrumente stehlen und verlausen, die ihnen in den Kliniken zugänglich sind, so ist daS ein erschreckendes Zeichen sür das Sinken des Ehr gefühls. Man nehme ein ZettungSblatt von beliebigem Datum zur Hand, man wird stets irgend einen Fall darin berichtet finden, daß ein ungetreuer Cassirer oder Vor mund di« ihm anvertrauten Gelder in seinem Nutzen ver wendet hat, oder daß ein Bankier Depot- unterschlagen oder daß ein Recht-anwalt einen gleichen VertranenSbruch be gangen hat. Es kommt häufig vor, daß solche Verbrecher ihrem Leben selbst ein Ende machen, aber ebenso oft ist es auch der Fall, daß sie die Strafe ihres Verbrechen» auf sich nehmen und dann von Stufe zu Stufe immer tiefer sinke». Die gemeinsame Wurzel aller solcher Verbrecher ist der Wunsch, den Lebensgenuß durch Verwendung fremden Gute« zu erhöhen, Mangel an der Fähigkeit, sich den Verhältnissen anzupaffen, sich nach der Decke zu strecken. Es ist, als ob der Wunsch, au den Genüssen, welche da- Leben darbietet, Theil zu nehmen, stärker wäre, als alle die Nachtheile, welche da- Verbrechen in seinem Gefolge hat, inshesonderr der Verlust der Freiheit und der Ehre. ES is - - - - au» dem linge leicht rin Unterkommen finden, um da- sich ehrliche unv anständige Leute lange Zeit vergeblich bewerben, viel leicht sogar infolge de« Mißlingens ihrer Bemühungen dem Elend, oft genug auch dem Selbstmorde verfallen. Da ist bi« natürlich« Wirkung derjenigen Sicherheit, die Alle« auf eine Kart« setzt, kein Mittel verschmäht, um zum Ziele zu gelangen, »» d»Gr«^, mißachtet, di« Gesetz and Sitte zieh». Wer sich kein Gewissen daraus macht, sein Dasein auf Lüge zu gründen, der mag im Vergleich mit dem von Augst und Roth Bedrängten mühelos den Sieg davontragen, aber der Arbeitgeber wird bald genug durch die Verbrechen seines Schützlings über seinen Jrrthum belehrt. DaS bindert jedoch nicht, daß der diebische und betrügerische Gehilfe als bald anderweite Gelegenheit findet, seine verderblichen Be strebungen fortzusetzen. Bei solcher Sachlage verliert die Gefängnißstrafe viel von ihrer abschreckenden Bedeutung, die Monate oder Jahre, welche der ertappte oder verurtheilte Dieb oder Betrüger absitzen muß, erscheinen ibm nur als eine allerdings unwillkommene Unterbrechung seiner verbrecherischen Tbätigkeit, vielleicht auch oft genug als ein nicht zu verachtendes Unter kommen während der Wintermonate. Man vergleiche damit die Lage eines Familienvaters, der unter Aufbietung aller Kräfte das Unerläßliche herbeischafft, um seine Familie vor Roth und Elend zu schützen, und man wird sich sagen müssen, daß der verurtheilte Verbrecher, abgesehen vou seinem moralischen Unwerth, rein von der materiellen Seite aus be trachtet, besser daran ist. DaS ist eine furchtbare Wahrheit, deren Anerkennung unS dahin führen muß, die Unvoll kommenheit der bestehenden Strafgesetzgebung zu bekämpfen und zu beseitigen. Die internationale kriminalistische Vereinigung hat^ den Grundsatz verkündet, daß die Geldstrafe im Verhältniß zur Gefängnißstrafe zu bevorzugen ist. Dieser Grundsatz ist un zweifelhaft richtig, nur ist die Schwierigkeit groß, ihm prak tische Geltung zu sichern. Nur die wenigsten Diebe, Räuber und Betrüger sind in der Lage, ihre Verbrechen durch Geld zu sühnen, fast ausnahmslos ist eS die Noth, die, gleichviel ob verschuldet oder unverschuldet, zum Verbrechen treibt. Jugendliche Fehltritte, welche aus Leichtsinn und gedanken losem Uebermuth begangen werden, sind eine Besonderheit, die mit dem eigentlichen Verbrechen nur in losem Zusammen hang steht. Hier ist die Geldstrafe die passendste, denn sie behütet den jugendlichen Uebelthäter vor der Schmach deS Gefängnisses und belehrt ihn trotzdem über die Verderblich keit seines Thuns. Schon das Gerichtsverfahren, dem er sich unterwerfen muß, enthält für ihn eine Lehre, die er so leicht nicht vergessen wird, wenn er nicht zu dru ehrlosen Naturen gehört. So hoffnungsvoll wir die Ausdehnung der Geldstrafe als eine segensreiche Neuerung begrüßen, so hoffnungslos sieben wir der Behandlung der unverbesserlichen Verbrecher gegen über. Wo das Ehrgefühl vollständig ertödtet ist und wo auch durch Zwangsarbeit' nur stumpfe Ergebung in ein un abänderliches Schicksal zu erreichen ist, da steht der Gesetz geber einer Aufgabe gegenüber, die er nicht zu lösen vermag. Keine Statistik kann uns da« Mittel angeben, durch welches unverbesserliche Verbrecher zur Pflicht zuriickzuführen sind, es kann sich dabei nur um die zweckmäßigste Art handeln, wie man ein bestehendes Uebel in möglichst wenig gemein- schädlicher Form in Schranken halten kann. Die unver besserlichen Verbrecher sind eine besondere Form der Geistes kranken, wichtige Functionen deS menschlichen Organismus sind bei ihnen außer Tbätigkeit, uud das Mittel ist noch nicht gefunden, um diese Thätigkeit wieder zu beleben. * i orr ^reioril uno oer ist auch eine sattsam bekannte Erscheinung, daß kaum m Gesangniß oder dem Znchthause entlassene Sträf- . ... .. . . - --- ... Leipzig, 11. September. * Bezüglich de« Entwurfs zu dem sogenannten Trunk suchtsgesetz werden zunächst auch noch die Aeußerungen der einzelnen Bundesregierungen in Berlin erwartet. ES ist bereit- bekannt, daß einzelne Regierungen über den Entwurf in Bcrathung getreten sind und hier und da ein Enquete- Verfahren angeordnet haben. Es verlautet, so schreibt die „Voss. Ztg", daß in verschiedenen Einzelstaaten sich Wider spruch gegen grundsätzliche Bestimmungen deS Entwurf- gellend gemacht hätten. Die Richtigkeit dieser letzteren Be hauptung bleibt abzuwarten. * Anknüpfend an die neuerlichen Besprechungen des Vcrbältnisses Englands zum Dreibund seitens der englischen Presse, insbesondere der „Morning Post", betont die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" die zwischen England und den Drcibundmächten bestehende Interessengemeinschaft. Das Blatt fügt hinzu: Wenn auch die Interessen England- und deS Dreibundes sich nicht überall decken sollten, so ständen doch die Interessen England- denen des Dreibundes nirgends gegenüber. Wo immer nachweisbar sei, daß zunächst Eng land berührende Interessen thatsächlich bedroht erschienen, würde man bei dem Wesen der zwischen England und dem Dreibund bestehenden Beziehungen die Frage immer aus das Entgegenkommen würdigen, inwieweit im besonderen Falle auch festländische Interessen berührt sein könnten. * DaS Organ de» Herrn Mossc, das „Berliner Tage blatt", hat sich bekanntlich von zeher nicht durch Bescheiden heit ausgezeichnet, auch wenn eS .über Fragen sein Urtbeil abgab, die seinem Verständuiß völlig fern lagen. Seiner Unverfrorenheit setzt es jedoch die Krone auf, indem eS in seiner letzten Nummer in einem „DaS große Haupt quartier und die Belagerung von Paris 1870 bis 1871" vberschriebenen Artikel verlangt, daß in Zukunft bei der Zusammensetzung deS Hauptquartier- das Ministerium deS Aeußern und deS Krieqes zu Hause gelassen werden sollen, und daß, „falls die Minister in be sonderen Fällen zur persönlichen Rücksprache im Haupt quartier nöthig seien, man sie durch den Telegraphen uud die Eisenbahn kommen lasse". Wir stellen anheim, diese Vor schläge noch durch ein Dritte» zu ergänzen: beim nächsten Krieg den Chcfredacteur de» „Berliner Tageblattes", Herrn Levysohn, an die Spitze de- Generalstabe- zu berufen. * Der preußische Eisenbahnministcr ordnete, wie un- eia Berliner Privattelegramm meldet, die technische Prüfung eine- von einem Breslauer invaliden Maschinenbauer erfundenen Eisenbahnwageuunterbausystem» zur Verhütung von Zugentgleisung uud Zusammenstößen. * Zu den Obliegenheiten de« Waisenrathe» in Preußen gehört eS namentlich, diejenigen Personen vor» »uschlagen, welche im einzelnen Falle zur Berufung als Vormund oder Gegenvormund geeignet erscheinen. Nach den höheren Ort» gemachten Beobachtungen wird aber der Er ledigung dieser Ausgabe nicht immer mit der n-chi^n Sar-- fall verfahren; insbesondere ist darüber Klage geführt worden, daß von den Waisenrälben mitunter unbemittelte und nicht unbedingt zuverlässige Personen als Vormünder und Pfleger vorgcschlaaen worden sind, obwohl ihnen erhebliche BermögenSbestande anvertraut werden mußten. Die Waisenrälhe in Preußen sind deshalb an gewiesen worden, in denjenigen Fällen, wo Mündel vermögen zu verwalten ist, bei der Auswahl vou Vormündern und Pflegern mit besonderer Sorgfalt zu verfahren. ES ist dabei ferner empfohlen worden, daß in denjenigen Ort schaften, in denen sich sür den GutS- und den Gemeindebezirk mehrere Waisenrälhe befinden, diese untereinander in einen regen Austausch der in ihrem Amte gemachten Erfahrungen treten und dadurch die Sache, der sie dienen, nach Kräften zu einer segensreichen gestalten. * Mit Rücksicht auf die bei den diesjährigen Cavallerie- übuugcn in Preußen etwa entstandenen Flurschäden sollen nach den gesetzlichen Bestimmungen die Ansprüche auf Vergütung für Flurschäden bei den Landräthen durch die Hand der betreffenden Ortsvorstände umgebend angemeldet werden, indem andernfalls die von den Bctheiligten beanspruchte Vergütung für die entstandenen Schäden ,m Verwaltungs wege nicht festgestellt werden kann, denselben vielmehr über lassen werden muß, ihre Ansprüche im Rechtswege geltend zu machen. Die Ortsbehörden derjenigen Ortschaften, über welche sich die Uebungcn erstrecken, sollen dies sofort auf orts übliche Weise zur Kenntniß der Betheiligten bringen. * o * * Der WieuerGemeinderath verhandelte vertraulich über einen Antrag auf Verleihung des Ehrenbürgerrechts Wiens an den früheren Bürgermeister-Stellvertreter Stendel, einen aus Deutschland stammenden Protestanten, langjährigen Führer der demokratischen Partei Wiens, sowie an den katholischen Weihbischof Erzbischof Angerer. Die Anti semiten stimmten gegen die Verleihung an Stendel; infolge dessen fehlte die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Hierauf lehnten auch die Liberalen die Verleihung de» EhreubürgerrechtS au Angerer ab. * Gestern Donnerstag Vormittag fand bei dem Kriegs minister Freycinet zu Ehren der Generale und aus wärtigen M ilitairattachö» rin Dejeuner statt. Gegen Schluß desselben hielt Freycinet eine Ansprache, in welcher er darauf hinwies, daß der Zweck der gegenwärtigen Manöver der sei, den Nachweis über das Functioniren der obersten Eommandostcllen zu liefern. Durch das Ergebnis der Manöver sei festgestellt, daß diese Commaudostellen auf festen Grundlagen ruhten. Er begrüße die» mit Genugthuung. Im nächsten Jahre sollten rum ersten Male Manöver der der Territorialtruppen stattftndcn. Freycinet forderte dann die Generale auf, an der Vervollkommnung der Armee weiter zu arbeiten, welcher Frankreich seinen Einfluß in der Welt verdanke. Niemand zweifle heute daran, daß Frankreich stark sei. Es müsse jetzt auch bewiesen werden, daß Frankreich klug sei und auch in seiner neuen Lage die Würde, die Ruhe und das Maßhalten zu bewahren wissen werde, welche in schlimmen Tagen seine Wieder- crhebung vorbereitet hätten. Freycinet begrüßte alsdann die fremden Militairattachös, deren Gegenwart ein aufmuntern- der Sporn sür Frankreich sei, gleichzeitig aber auch ein Zeugniß ablege für die friedlichen Dispositionen, welche bei den Anord nungen für die Mannöver maßgebend seien. Der Minister schloß mit dem Wunsche, daß die Militair-Attach6S von der ihnen ent- gcgengcbrachten Gastfreundschaft befriedigt sein würden und daß sie die gewonnenen guten Eindrücke zur Kenntniß ihrer Negierungen bringen würden. Er trinke auf da- Wohl deS Präsidenten Carnot, des Obercomniandirendeu, Generals Saussier, dessen Mitarbeiter und der Armee. * AuS Mons sou» Vaudrey wird gemeldet, daß die Papiere des verstorbenen vormaligen Präsidenten Grevy vorgestern unter Siegel gelegt wurden. Ueber die letzten Stunden des Verstorbenen vernimmt man noch, daß derselbe, obgleich seit seinem Eintreffen daselbst (Mitte Juni) leidend, erst am Sonnabend früh ernstlich erkrankte, daß aber dann vom ersten Augenblicke an ungeachtet der ernsten Bemühungen der Acrzte der Zustand des Kranken sich beständig ver schlimmcrte. Der Kranke behielt sein ungetrübtes Bewußt sein bis zuni letzten Augenblicke uud verschied sanft und ohne Todeskampf. Der Municipalrath von MonS sous Vaudrey hat 6000 FrcS. für die Betheiliguug an der Leichenfeier votirt. * Grevy litt seit Sonntag an Indigestion. Gestern er folgte eine allgemeine Lähmung. Er erhielt die letzte Oelung, da er einen Priester gewünscht hatte. Die Beerdigungsfeier wird eine kirchliche sein. * Entgegen der in der gestrigen Abendausgabe von unS gebrachten Meldung wird uns au» Paris telegraphisch mit- gctheilt, daß die erste Aufführung des „Lohengrin" in der Großen Oper daselbst bestimmt am heutigen Freitag stattfinde. * AuS Petersburg wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Als einer der rührigsten und unermüdlichsten der jetzigen russi schen Staatsmänner darf mit Recht der Kricgsministcr General- adjutant WannowSki bezeichnet werden, wiewohl sein Name im Inlande sowohl wie auch im AuSlande nicht so häufig erwähnt wird, wie die Namen seiner anderen Collegen aus dem gegenwärtigen russischen Ministercollegium. Während sämmtliche übrige Minister ihren Sommerurlaub antratcn, von welchem sie größtcnthcilS noch nicht zurückgekehrt sind, verblieb der Kriegsminister ununterbrochen bei seiner Arbeit, und e« hieß damals von ihm, er werde im September eine Erholungsreise ins Ausland machen. Nunmehr wird bekannt, daß der KriegSministcr auf eine Reise in- Ausland überhaupt verzichtet habe, vielmehr werde derselbe in den nächsten Tagen eine Dienstreise im Inland« unternehmen. Wie bisher wird Generaladjutaut WannowSki auch diesmal bei seiner In» spectionSreise die südwestlichen und die nordwestlichen Gouvernement» besonder- im Auge haben, mit anderen Worten, die Grenztheile de« Reiche«, welche in der Nähe de» österreichischen und preußischen Gebiete« be legen sind. Hier sind eS meist die neuen Garnisonen, sowie die neugebildeten Truppentheil«, welch« gegen dir österreichische Grenze in letzter Zeit vorgeschoben worden find, dort die Neueinrichtung«» der vorhandenen Festungen nn» de, unausgeführte, F,stn,gM„t»^ »«Ich«, da KriegS minister seine besondere Aufmerksamkeit schenkt. Ueberbaupt legt die jetzige russische Militairverwaltuna einen hoben Werth den im russisch-preußischen Grenzgebiet ausgeführtcn Festungen bei, darunter auch auf das Festungsviereck bei Kowno, welches eine Schöpfung des jetzigen KriegSmiuisterS ist. Dasselbe be steht aus kleineren, in keinem Zusammenhänge mit einander stehenden, dagegen durch Flüsse und Berghügel von einander getrennten Forts, aber gerade in diesem Umstande sah Wan- nowski den hohen Werth diese« Ortes, als Befestigung-Platz gelegt zu werden, obwohl durch diese Terrainfchwierigkeiten die Anlagckosten ins Ungeheure wuchsen und noch immer wachsen. Die Festungsfragc gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen deS jetzigen Kriegsministerö, nach dessen Ansicht die Festungen keineswegs als eine veraltete und sich überlebende mili- tairische Einrichtung angesehen werden dürfen, vielmehr müssen dieselben bestrebt sein, sich den modernen und noch so wirkungsvollen Angriffsmitteln im Nothfalle gewachsen zu zeigen. Eine besondere Pflege läßt WannowSki in letzter Zeit auch dem Wacht- und Necoanoscirungsdienst angedcihen, und dieser Umstand ist eS ebenfalls, welcher ihn bei seinen Dienstreisen am häufigsten nach den GrenzgouvernementS führt. In diesen seinen sprcifischen Bestrebungen steht dem Kriegs minister WannowSki als Mitarbeiter und Gönner der Großfürst Wladimir zur Seite, welcher in dcrArmce und in Allem, was sie angeht, sowie an Rang und Bedeutung die nächsteStelle nach dem Kaiser einnimmt. In dem Erlaß, welchen der Großfürst Wladimir jüngst nach Schluß der diesjährigen großen Manöver veröffentlichte, hat er auch seine volle Zufriedenheit mit der jetzigen Kriegsverwaltuug zum Ausdruck gebracht, als wünschens- werth bczeichnctc er aber folgende Puncte: t) Größere Ein fachheit bei der Organisation deS Marsches der einzelnen Detachement-; 2) größere Schonung der Kräfte von Menschen und Pferden bei der Wahl von Nachtquarncrcn und bei der Festsetzung der einzuschlagenden Routen; 3) mehr Ordnung in dem Train und 4) größere Genauigkeit bei der Zusammen stellung der Berichte über die täglichen Hebungen bei den Manövern. * Der „Daily Telegraph" meldet, daß bezüglich der Dardancllenfrage ein regelrechtes Abkommen nicht unter zeichnet, die Frage vielmehr nur durch Austausch vou Noten geordnet worden sei. Die russischen Schisse seien nicht die einzigen, welche mit KriegSvorrätben die Dardanellen passirt hätten, auch englische und deutsche Schiffe seien mit Kriegs material für die serbischen und bulgarischen Negierungen durchpassirt. * Polnische Blätter kündigen, wie uns aus Myslowitz telegraphirt wird, di« Errichtung großer Export- bäckereien an der preußischen Grenze an. * Der „Bund" meldet, im tessinischen Dörfchen Al'acqua, eine Stunde von der italienischen Grenze, hahe letzthin ein ganzes Bataillon italienischer Alpini zu Mittag ge gessen. DaS Bataillon sei in voller Ausrüstung einmarschirt, die Officiere seien unter Zurücklassung ihrer Sabel, aber mit Revolvern an der Seite und den Feldstecher in der Hand bis nach Villa spaziert, wo man ungehinderten Ausblick auf die Festungswerke vou Airiolo habe. Inwieweit der im Vorstehenden enthaltene Vorwurf einer Grenzverletzung be gründet ist, daS wird abzuwarten sein. * Auf montenegrinischem Gebiet am rechten Bojana-Ufer wurde rin geheimes Waffendepot der Malissorcn mit 28S Gewehren, 270 Revolvern und viele» Patronen uud Kapseln entdeckt und confiScirt. * Der serbische Justizminister Georgievitsch erhielt den Großcordon des Medschidie-OrdeuS. * In der zu Rochester stattgehabten Sitzung der republikanischen Convention im Staate New-Aork sprachen sich von 771 Tbeilnehmern 639 für die Candidatur Blaine'S - zur Präsidentschaft auS. 16 Stimme» fielen Harrison, 3 Foster und I Stimme Mac Kinley zu. * Nach einer Meldung des „New-Iork Herald" vom 9. d. M. haben die chilenischen Junta-Mitglieder und Senatoren, deren Mandat noch nicht erloschen ist, eine Ver sammlung abgeballen und beschlossen, daß, da allgemeine Wahlen daS beste Mittel zur Wiederherstellung der Ruhe wären, auf den 18. October die Wahlen von Senatoren und Deputirten anzusetzen seien; diese sollen am 18. No vember den neuen Präsidenten in geheimer Abstimmung wählen. Die Junta macht ossiciell bekannt, daß ihre Gegner ungehindert Chili verlassen konnten. Der Kriegs- ministcr Balmaceda'S, BclaSquez, ist bier angekommcu und hat sich der Junta unterworfen. DaS amerikanische Admiralschisf „San Francisco" salutirte gestern die chilenische Flagge mit 2l Schluß, welche von der Laudbatterie erwidert wurden. Die Ches« der Junta behaupten, nicht zur Auerkeunung der von Balmaceda auSgcgebeuen Noten berechtigt zu sein; die Frage soll dem obersten Gerichtshof zur Entscheidung unter breitet werden. * Nach einer Drahtmeldnug an- Ottawa ließ die deutsch« Regierung durch Vermittelung der britischen Regierung beim kanadischen Ministerium für Land- wirthschaft Erkundigungen einziehen, welche Quantität Roggen für die Ausfuhr auS Canada verfügbar sei. DaS Ministerium veranschlagt da« Erträgniß der Noggen- ernte auf zwei Millionen BushelS, welche Quantität fast ganz ansgeführt werden könnte, wenn der angebotene Preis an nehmbar sei. * Die „Washington Evening Post" meldet infolge glaub würdiger Information, daß der Fall deS chilenischen welche den Vereinigten Staaten durch die Verfolgung der „Jtata" erstanden, und sollen andererseits die chilenischen Agenten nicht weiter wegen Verletzung der Neutralität ver folgt werdeu. Ver Baiser i« Bayern. * München, 9. September. Der „Norddeutschen All gemeinen Zeitung" wird »oa hier telegraphirt: Die heutige Heerschau verlies vom miiiunrljwe» Gesichtspunkt alüuzeud. L« «ehörl ein« I«»»«, still«, mityevoll« Arbeit dazu, um tu wenigen Stnube» und «ff engem Raum« zu zeigen, duh 41Y000
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