Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910919012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-19
- Monat1891-09
- Jahr1891
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abonnementspreis in der Hauptexpedition oder den im Stndt- beztrk und den Voeortc» erricktelen Ausi- oabestellen abgeholt: vierle>>ayrt>ch >14.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« hau« -4l 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierlcliührlich >t 6.—. Direct» tägliche ztreuzbandsendung ins Ausland: monatlich -/t 9.—. Die Morgen-NuSgabe erscheint täglich 6 Uhr, die Abeud-AuSgab« Wochentag« b Uhr. Lr-artioa und LrpeLUira: AohanneSgasse 8. Di» Erveditton ist ununterbrochen g» vo» srüh 8 bi« Lbe»5» 7 Uhr. Filialen: Vit» «amn'» Sortim. (Alfr» Hatz«»)» Uuiversitätrstraße 1, LouiS Lösche, Kathartoenstr. 14, pari, uud köuigSpIatz 7. Druck «ud Verlag von E. Potz in Leipzig. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Trgail für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. InsertionspreiS Morgen-«»«gäbe: die 6gespaltei»e Petkd« »eile 20-cZ, Reklamen unter dem Redaktion«. strich («gespalten) 50-4, vor den Familien- Nachrichten (K gespalten) 40-T Abend-An-gab«: die Kgespalteue Petitzeile 40/^ Reklamen unter dem Redarlionsstrich (4gespalteu) 1 >1, Familieonachrichtea and Anzeigen verlorener Gegenstände («gespalten) L0>4. Größere Schriften laut unserem Preis- oerzeichaiß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extr«-vetl«Oeu (gefalzt), unr mit der Morgen.Antgade, ohne PoftbesSrderuug Ä.—, mit Poybesörüe», -ck 7Ve—^ Duuch«rschlLß fir Arsmäri Abeud-Ausgab«: Vormittag« 10 llhr. Marge u-Au-gab«: Nachmittag« 4 Uhr- So nn. und Festtag- früh 9 llhr. Del den Filialen und Annahmestelle» je ein« halb« Stund« früher. Inserate swd stet« an di« Er-edttt»n zu richten. 277. Sonnabend den 19. September 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere sLrpedition ist morgen Sonntag, den 20. September, Vormittags nur bis 0 Uhr geöffnet.' Lxp«<lMon <168 I.eip/.ixer 'laLeblaltes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Ltrchendorftanvüwahl sür das ne»r Johannis-Kirchspiel. Für das neue Johanniskirchspiel sind nach unserer Ledumt- machung vom 30. August 1891 elf Kirchenvvrsteher zu wähl«». Dt« Wahl soll au> Montag, dcn 21. Leptcmber 18S1, von Vormittags 10 Uhr bis Nachmittags 5 llhr ohne Unterbrechung in der Johanniskirä>e (Vorhalle) stattfiudcn. Wahlberechtigt sind alle, welche aus Grund persöulichcr Au- Meldung in die Wahlliste eingelragcn sind. Tic Stimmzettel, auf welchen elf Gemeiudeglieder Lcr neuen Jobannisparochic, welche daS 30. Lebensjahr überschritte» baden, nach Bor- und Zunamen, Stand und Gewerbe, zu verzeichnen sind, müssen persönlich abgegeben werden. Wir fordern alle dazu Bkrechliglc» ans, von ihrem Wahlrecht Montag, den 21. September S. I., Gebrauch zu machen und ibr Augenmerk aus Männer von gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinn, kirchlicher Einsicht uud Erfahrung (zrirchenvorstandSvrdnuilg vom 30. Riärz 18L8 h. 8) zu richten. Leipzig, den 18. September 189l. Tcr WahlauSfchutz für die Airchkiiböt-stauSswahl der IohanniSparochie. v. Hölscher, Psarrer zu St. Nicolai, Vorsitzender. Stadtrath Esche. Zinimermcister Friste. Tischlerobermcistcr Heinrich. Rector Pros. vr. Kacmmel. Fabrikant!k o r n. Töpfe» meister Kramer. Llempnerincijter Plesie. Stadtrath Schars. Pastor Tranzschel. Postdirector Vodel. Stadtrath Wagner. Bekanntmachung. Bei dem Kaiserlichen Stadt-Fernsprechamt« — Hanptpostgebäude am AugustuSplatz. Eingang vom Grimmaischcn Eteinwcg — und dem Kaiserlichen Postanite 9 (Börsengcbaude) in Leipzig, wwie bei den Kaiserlichen Postämtern in Leipzig-Connewitz, Leivsig-Eulritzsch, Leipzig-Gohlis, Leipzig-Linüenau, Leipzig-Ncuschönesetd und Leipzig Plagwitz bestehen öffentliche Aernsprechstcllcn. Dieselben sind im Sommerlialbjahr von 7 Uhr, im Winterhalb- jahr von 8 llhr Morgens bis 9 Uhr Abends sowohl sür den Stadt- verkehr, als auch für Len Verkehr icach sümmtlichcn mit Leipzig in Cprechverbindung stehenden Orten ununterbrochen geöffnet. Die Gebühr für die Benutzung einer öffentlichen Fernsprechstelle bis zur Dauer von drei Minuten betrügt im Stadtverkehr 2ö im Verkehr mit Theilnehmer» der Stadt-Fcnisprccheinrichlung in Markranstädt (NachbarortSvcrkchr) 50 -4 und im Verkehr mit Theit« nehmen» der übrigen mit Leipzig in Sprechverbinduug stehenden Orte (Fernverkehr) 1 Fcrnsprechscheine zur Benutzung der öffentlichen Fernsprechstelle» werden bei dem Stadt-Fernsprecharrtte uud an de» Schalter» der genannten Postämter verkauft. Leipzig, 17. September 1891. Ter Kaiserliche Lber-Post-irrctor. Walter. Die Bekanntmachung. Bekanntmachung. Von Montag, den 21. dsS. MkS. ab wird zur Vertilgung der Ratte» in den slüdiüchen Schleußen Gisl ausgestellt werden. Wir fordern deshalb alle Besitzer von hier gelegenen Grund- lüsten bezm. deren Vermalter hierdurch aus, in ihre» Grundstücken, namentlich aber in dcn Privarjchleußen, auf gleichzeitige Vertilgung der Ratten bedacht zu sein. Leipzig, am 16. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 4879. vr. Georgi. Aülwg. Firma vr. -l. bjuüe L L«. in Leipzig-Reudnitz, vertrete» durch deren Inhaber, die Herren vr. August Hermann Aude in Leipzig-Reudnitz und vr. Bruno Bernhardt in Staßfurt, beabsichtigt im Erdgeschoß des au der Laugen Straße Nr. 13/15 in Leipzig gelegenen, Herrn Kaufmann Earl Heinrich Reichel gehörigen Fabrik-Grundstücks (Nr. 892,893 Abth. L des Brandeataslers Nr. 1722 und 1712 des Flurbuchs und Folium 1508 des Grund- und Hypothekenbuchs sür Leipzig) eine Fabrik zur Herstellung chrmisch-pharuiacrutischer Präparate einzurichtcn. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige gegen die beabsichtigte Fabrikanlage zu erhebende Einwendungen, welche nicht aus privatrechttichen Titeln beruhen, bei deren Verluste binnen 14 Tagen bei uns anzubringen sind, während alle übrigen Einwendungen aber, ohne daß von deren Erledigung die Ge nehmigung der Anlage abhängig gemacht wird, zur richterlichen Eiit'cheidung zu verweisen siud. Leipzig, am 15. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. , vr. Georgi. Lasielt. Bekanntmachung. Tie Herstellung von circa 1200 m Wildzaun auf dem Areale des Schwägrtchcn scheu ttlartev« soll an einen Unternehmer in Aecord verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Nachhalls, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, ans und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von I wetchr eventuell t» vrirsmorke» etnzusrnden sind, «atuommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „WilS'.aun in SchmägrichcuS «arte«" versehen ebendaselbst, und zwar bi« ,um 8. Oktober ds». Jrs., Nachmittags 5 Uhr einzureicheu. Der Rach behält sich das Recht vor, säwmllich« Angebote abzulehnen. Leipzig, de» 18. September 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig- I». 4277. vr. Georgi. Rüting. Gesucht Wird der am 10. Juni 1847 zu Ernstthal geborene Kürschner Earl Friedrich Rogier. welcher zur Fürsorge sür feto« in Wagenpflege brsiudllch« Tochter anzichalleu ist. Leipzig, a» 12. September 189t. Der «linder Stadl Leipzig. L. L lVa. LS«, Oie Boheilgrin-Äufführuilg in Paris. Theater-Vorstellungen haben in Frankreich, besonders in Paris eine ganz andere Weiler reichende Bedeutung als bei uns in Deutschland. Auch wir verfolgen dabei zuweilen nationale Zwecke wie bei Aufführungen auS der Vergangen heit, welche die Anfänge unserer Entwickelung enthalten und welche die Bedeutung der Reformation hcrvorzuheben be stimmt sind. So hat die Aufführung der „QuitzowS" von Wildenbruch in den Mitlelpuncken deS geistigen Lebens Deutschlands großes allgemeine« Interesse erregt, und das selbe ist beobacktet worden bei den Lutherfcstspiclcn. Aber was diese Kundgebungen von denen in Frankreich unter scheidet, ist der Mangel der Nutzanwendnug auf die Vorgänge und Verhältnisse der Gegenwart. Bei u»S ist eS unmöglich, daß öfscntlicke Schaustellungen auf der Bühne das Loosungswort sür politische Parteien geben, daß nationale Zuneigung und Abneigung dabei zum Ausdruck kommt. Wir baden stets eine Grenz linie zwischen Welt und Schaubühne gezogen und die Dichtung niemals mit dem Leben verweckselt. Es ist in Deutschland auch vorgekommen, daß sich Meinungsverschieden heiten über den Werth von Opern und andern Schauspielen in sehr lebhafter Weise kundgegeben haben. Es bat ein solcher Streit der Meinungen bestanden, als die Anhänger Spon- tini'S den Freunden Weber'S dcn Nang streitig zu machen suchten, cs bestanden auch zwei Parteien, als Meyerbeer seine Herrschaft über die deutsche Oper antrat, und wir haben dieselbe Erscheinung in verstärktem Maße erlebt, seit Wagner seinen Triumphzug über die Bühnen der ganzen Welt be gonnen und zu Ende geführt hat. Die erste Aufführung der Oper „Lobengrin" in Paris bat weniger eine künstlerische als eine politische Bedeutung. Die Hauptstadt Frankreich« war am Tage der Ausführung in zwei Lager aetbcilt, in ein politisches und ein künstlerisches, und daß die Kunstfreunde die Oberband über die Stören friede behalten haben, ist nur der von der Regierung ent falteten Energie zuzuschreiben. Die Ruhestörer traten in solchen Massen auf, daß die Verhaftung von etwa 1000 Personen erforderlich war, um die bedrohte Ordnung zu sichern. Man kann auö dieser Zahl den Umfang der Sichcr- heiisniasiregcln entnehmen, welche die Regierung ergriffen bat, um ernste Ruhestörungen zu vermeiden. Die Boulangisten hatten ibre Vorkehrungen so getroffen, daß nur eine starke Machtcntfaltnng ernste Unruhen verhindern konnte; es war beschlossene Sache, die Aufführung im Opcrnhause zu stören. Daß die Störung nicht erreicht wurde, ist nur der Energie der Regierung zu verdanken. Der Sin» der ganzen Veranstaltung war die Kund gebung und Anfachung deS Haffes gegen Deutschland, der Werth der Oper kam dabei gar nicht in Betracht. Den Boulangisten und „Patrioten" genügte die Thatsache, daß der Dichter und Componist ei» Deutscher war, um daS Werk zu vcrurtbcilcn und die Aufführung als eine Beleidigung deS französischen NationalzesühlS auSzugcben. Bei derartigen Vorfällen in Paris begegnet man stets der Auffassung, daß die Rubeitörer nur eine kleine Minderheit ausmachen, welche der wahren öffentlichen Meinung gegenüber gar leine Bedeutung bcanfpruchen könne. Wenn dem wirklich so ist, so kann es doch der erdrückenden Mehrheit der Besonnenen nicht schwer fallen, ihre Meinung zur Geltung zu bringen. Das geschieht aber keineswegs, man über läßt es der Polizei, gegen die verhältnißmäßig kleine Zahl der Ruhestörer ihre Kräfte zu zeigen und ibnen dcn Ernst der Sache klar zu machen. Die Franzosen sind aber doch keineswegs Feiglinge, sie baden daS Gcgentbcil in vielen Kriegen und siegreichen Schlackten bewiesen, und cS ist un zweifelhaft, daß der hcsonncne Thcil der Franzosen, wenn er wirklich mit Ilebcrzcugung für eine Sache cintritt, auch bei dcn eigenen Landsleuten Erfolg haben würde. Da eine solche Kraftäußerung aber erfahrungsgemäß niemals einzutrcten pflegt, so muff man annehinen, daß die Schreier und Lärm macher nur der Vortrab der hinter ihnen stehenden besonnenen Franzosen sind. Tie ernste französische Presse hat die Aufführung der Patrioten während der Amveseubeit der Kaiserin Friedrich in Paris getadelt, aber die Ausschreitungen der Patrioten sind nicht mit der Energie zurückgcwiesen worden, deren sie bedurften, um keinen Mißllang zurückzulassen. Bei der erstmaligen Wiedergabe des ./Lobengrin^ in Paris ist der Haß vieler Franzosen gegen Deutschland wieder in so schroffer Form zu Tage getreten, daß man diese Empfindung nicht als ein Reiervalrccht deS Pariser Pöbels ansehen kann. Außer dem wird auch noch ausdrücklich berichtet, daß die Ver hafteten meist anständige junge Leute waren, bei denen also die vorhandenen Empfindungen sich in besonders lebhafter Weise äußerten. Die Berichte melden aber auch, daß sich Abgeordnete unter den Verhafteten befanden, daß also die Kundgebungen wenigstens von dieser Seite Wohl überlegt waren, um einen bestimmten politischen Zweck dadurch zu erreichen. Der Haß gegen die Deutschen ist in Paris so groß, daß er jede Gelegenheit benutzt, um sich io Erinnerung zu bringen. Die Lohengrin-Aussührung vom 18. September ist wieder ein neues Zeichen sür den Geist, welcher die lebende Generation m Frankreich durchdringt. 21 Jahre sind nicht im Stande gewesen, den Wcrtb des Friedens allgemein zur Anerkennung zu bringen. Die Gejüble deS Hasses und ver Nachsucht wiegen entschieden vor, wenn sich auch der Umfang deS Gebiete«, auf welchem sie ihren Einfluß üben, nicht genau feststcllcn läßt. Man bemüht sich stet-, den Unterschied zwischen ernster Presse und Boulevard-Presse aufrecht zu erhalten, aber wo ist di« Grenze zwischen beide»? So wi« di« Lämmer» in der Bewilligung deS MilitairbudgetS stetö einig sind, so giebt es auch in ganz Frankreich Deutschland gegenüber keine Parteien. Hat man je von einer deutschfreundlichen Partei in Frankreich etwas gehört? Das Höchste, wozu man sich in Frankreich anfge- schwungeil bat, ist die Vertagung des NachekricgeS bis zu dem Zeitpunkt, welcher einen sicheren Erfolg zu verbürgen scheint. Welche Mühe ist in Deutschland aufgewcndet worden, um den Kundgebungen des Hasses und der Rachsucht in Frank reich stets die Bedeutung der Empfindungen eines nur kleinen Tbcilcs der Franzosen anzudichren. Das sind vergebliche Be mühungen, Thatsachcn werden dadurch nicht unwirksam gemacht; an solcken Vorgängen, wir sie sich am Mittwoch in Paris abgespielt haben, ist stets die öffentliche Nteinung Frankreichs bctheiligt, und eS beruht auf Täuschung, wenn man annimmt, daß sie das Werk einer kleinen Anzahl Ruhe störer und Schreier sind. Die Bemühungen, die Dinge so darzustellen, sind sehr chreuwerth, es soll dadurch die Meinung verbreitet werden, daß Frankreich in der großen Mehrheit seiner Bevölkerung der Sache deS Friedens ergeben sei. Viel leicht ist das auch der Fall, aber diese Meinung wagt sich nicht bcrvor, selbst in der Kammer hat sich noch niemals eine Stimme für die unbedingte Anerkennung deS Frank furter Friedens erhoben. Unser Verhältniß zu Frankreich ist ein fortwährender Kampf der Wahrheit gegen die Lüge; die Franzosen werden Schritt für Schritt dabei ertappt, daß sie den Nachekricg gegen Deutschland vorbcrcitcn, während sie von Friedens- Versicherungen überfließcn. Carnot sagte am Tage nack der Aufführung deS „Lobengrin" in Bilry: er habe ein gerecht fertigte- Vertrauen in die Hilfsauellen Frankreichs, die ein sicheres Pfand deS Friedens bilden, und Frankreich wolle diesen Frieden nicht gestört wissen. Aber die Bezugnahme auf die Armee, welche dem Lande dieses Vertrauen gewähre, läßt erkennen, daß Carnot nur Worte macht, um die wahre Meinung seiner Landsleute zu verschleiern. * Leipzig, 19. September. * Der Kaiser trifft, wie die Stallupöner „Ostdeutschen Grenzboten" berichten, am DienStag, dcn 22. d. M., Morgens »wischen 8 und 9 Uhr ans dem Trakehner Bahnhof ein und fährt von dort an- mit dem Trakehner Fuhrwerk nach Theerbude. * AuS Mühlhausen, 18. September, wird gemeldet: Der Kaiser verließ beute vor 7 Uhr Mühlhausen und begab sich über Grabe nach Volkenroda, von wo daS XI. beute von Sr. Majestät geführte Corps in 3 Colonuen auf Schlothcim marschirle. Nack derselben Richtung war daS IV. CorpS um 4 Uhr auS den BivouacS aufgcbrochen. Bis 11 Uhr war der Zusammenstoß beider CorpS noch nicht erfolgt. * Der „Reichsanzeiger" meldet: Die Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern vom 1. April bis zum 31. August betrugen 203 918 734 >ck, gegen den gleichen Zeit raum des Vorjahres 475 894 -ck weniger. Die zur ReickS- casse gelaugte Zsteinnahme betrug abzüglich der Ausfuhr» Vergütungen und der Verwaltungskosten 283 782 822 gegen daS Vor(ahr 235 729 weniger. * Ucbcr den Besuch des Reichskanzler- bei dem Nuntius in München wird der Wiener „Pol. Corr." a»S Berlin offieiö« geschrieben: „Der dreivicrtelstUndigc Besuch, den der Reichskanzler während seines jüngsten mehrtägigen Aufenthaltes m München dem päpstlichen Nuntius, Msgr. Agliardi, machte, hat Anlaß zu allerlei Commentaren und Bermuthungen gegeben, die viel weiter anSgreifen, als nach einer unbefangenen Würdigung der Sach lage gerechtfertigt erscheinen kann. Es ist doch nur ein selbst verständlicher Vorgang, daß Herr v. Caprivi den Doyen des diplomatischen CorpS und päpstlichen Nuntius besuchte; nicht nur als ein Act gebotener Courtoisie, sondern auch schon mit Rücksicht ans die vielfachen Beziehungen zwischen Preußen und dem heiligen Stuhle und angesichts der zahlreichen katholischen Bevölkerung deS Deutschen Reiches erscheint e« völlig begreiflich, daß Herr v. Caprivi daS Bedürfniß empfand, sich mit einem so hochstebenden und verdienstvollen Würdenträger der Curie zu besprechen, der gewissermaßen der Vertreter derselben in Deutschland ist. Uebcr den Inhalt der Unterredung ist nichts irgendwie Authentisches in die Ocffcntlichkcil gedrungen. Daß sie einen durchaus freundlichen Charakter hatte, wird all gemein behauptet. Dies könnte aber auch bei der Be- uung derartiger Persönlichkeiten gar nicht ander- sein. ! Zusammenkunft hätte äußerlich diesen Charakter auch dann getragen, wenn Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Männern bestünden und hervorgetrelen wären. Es liegt kein Grund vor, hinter der Unterredung irgend welche Tendenzen zu wittern und derselben besondere Deutungen zu geben. Wenn man, wie au< römischen Depeschen hervor zugehen scheint, im Vatikan mit dem Inhalte der Unter redung zufrieden war, so wird dir- in Deutschland, wo man der Curie stet« gerne eutgegengekommeu ist, Wohl auch der Fall sein." * Die Art und Weis«, wie die freisinnige und demokra tische Presse gegen d«u neuen Trunksuchl«-Gesetz» entwurs Stimmung zu machen versucht, läßt ihr« Position als eine recht schwache erscheinen. Mußte rS schon auffallen, daß sie bemüht war, den Beschluß de« deutschen Iuristen- tage«, der sich betanntlich nur gegen die strafrechtliche Ver folgung der Trunksucht ausgesprochen, zu einer völligen Ver werfung des ganzen Gesetzentwurfs aufzubauschen, so ist ihr Verhalten gegenüber der neuerdings von den Anhängern der Vorlage mit Recht verstärkten Br tonung deS socialpolitschen Charakter« der letzteren so widerspruchsvoll, das man ihm die Verlegenheit aus den ersten Blick ansicht. Die einen Organe leugnen nämlich, um die Bedeutung deS neuen Entwurfes hrrab- znsctzcn, überhaupt dco soeialpolitischen Charakter desselben, dir anderen geben ihn zwar zu, behaupten abrr, daß gerade er den Hauptvorwurf gegen die Vorlage bilde. Beide Aruße- rungen sind weiter nicht- al« Couliffen, hinter wrlchen st die einseitigen Interessen der Alkoholschanker und -Trinker bergen. Gewiß hastet dem neuen Entwarf ein eminent socialpolitischer Charakter an. Er ist dazu bestimmt, durch die Vorbeugung der Trunksucht soi wie durch die Aufhebung und Milderung ihrer Folgen die Moral der einzelnen Individneu und ihr sowie ihrer Foüoveu mnterielle« Wohl zu heben, und er hat sich damit eine Aufgabe gestellt, deren Lösung unzweifelhaft in erster Reihe der Gesellschaft zu Gute kommt. Aber nicht nur daS. Es ist notorisch, daß der übermäßige Alkoholgcauß einen verheerenden Einfluß auf die Körper- und Geisteskräfte der Trinker sowohl wie ihrer etwaigen Nachkommen ausübt. Wenn ihm gesteuert wird, so ist also auch eine Hebung der physische» und intellectucllcn Eigenschaften der Gesellschastsglicder zu erwarten. Die zweite Kategorie der dem Entwürfe feindlichen Blätter leugnet nun aber, daß die Bestimmungen desselben diese Folgen haben würden und ist der Ansicht, daß sociale Schäden mcht durch Strafgesetz und Polizei beseitigt werden. Abgesehen davon, daß in dem Entwurs über die Bekämpfung de« Miß brauches geistiger Getränke außer den strasrcchtlicheu und gewerbepolizcilichen Bestimmungen auch der Beachllmg recht wcrthe civilrechtliche Vorschriften sich befinden, für deren eine, die Entmündigung der Trinker betreffende, sich sogar der oben genannte Iuristcntag ausgesprochen hat, abgesehen davon ferner, daß der Entwurs An ordnungen über die Unterbringung Trunksüchtiger trifft, welche einen allgemeinen Humanitären Charakter tragen, ist man doch schon an manchen Stellen und zwar gerade an solchen, wo die Verantwortung de« Einzelnen eine erhöhte ist, dazu übergcgangen, mit Strafen gegen die Trunksucht anzu- kämpfcn. Wir erinnern nur an die SeemanoSordnung, welche die Trunkenheit im Schiffsdienst bestraft, und an das Militairslrafgesctzbuch, welches dcn sonst der Trunkenheit zu- gesprocheneii Strasinilderungsgrund aufhebt. Man hat nicht gehört, daß sich diese Anordnungen nicht bewährt hätten. Im Gegentheil, sie haben manchen Schaden verhütet. Die moderne Gesellschaft stellt unzweifelhaft höhere Ansprüche an ihre Glieder als die jeder früheren Zeit. ES gilt, diesen letzteren daS Bewußtsein ihrer erhöhten Verantwortlichkeit gegenüber der Gesellschaft zu Wecken und zu stärken wie andererseits die Gesellschaft vor einer Schädigung durch ihre Glieder zu schützen. DaS aber kann, da nicht alle GcsellschaftSgtiedrr aus eigener Kraft ihre veränderte Stellung erkennen und danach handeln, nur der Staat. Dieser, im vorliegenden Falle da« Reich, hat nun keine besseren Mittel zur Durchführung einer solcken abe zur Verfügung, al» vernünftige Anordnungen, welche der Trunksucht Vorbeuge« und, wenn sie trotzdem vorkommt, ihre Bestrafung ermöglichen. In Liesen Richtungen bewegt sich der Haupttheil de« neuen Gesetzentwurfs und er darf von dem gekennzeichneten Standpuucte aus Anerkennung erwarten. * Die „Kölnische BolkSzeitung" bekämpft entschieden die Auffassung, als ob die Polemik gegen den .Osservatore Romano" in letzter Linie auf den Papst alle und daher maßvoller geführt werden müsse. Die Interscheidung zwischen päpstlicher Politik und den Aus lassungen des „Osservatore Romano" sei unbedingt fcst- zuhalten. In der sckarfcn Bekämpfung der Letzteren seien die deutschen Katholiken einstimmig. Die „Volkszeitung" werde damit nölhigenfalls fortsahren in Erfüllung einer patriotischen Pflicht und ebenso in der Wahrung der kirch lichen Interessen, besonders aber der Interessen der deutschen Katholiken. * DaS September-Heft der Marine-Rundschau, Berlin, E. S. Mittler u. Sohn, bringt einen interessanten Aussatz über die Ausbildung des seemännischen Personals und der Marine, von Freiherrn von Maltzahu, Coevetten- Capitain, in welchem derselbe verschiedene bcachtenSwertbe Vorschläge zur Hebung derselben macht. Die Torpedo-Waffe habe eS stet« verstanden, auf den Krrrg direct hinzüarbritcn, sagt Verfasser, und eS könne nur zum Vorthcil de« Ganzen sein, durch ähnliche Ausbildung der Schiffsbesatzungen ihr hierin zu folgen. Mit einem sorgfältig für den Krieg ausgebtl- detcn Personal können wir mit berechtigtem Selbstvertrauen in den Kampf gehen, uud sollte unS dies Selbstvertrauen vor dem Fcbler bewahren, mit zu sorglich kritischem Blick unser Material an Schiffen gegen da« de» Gegners abzuwägen und in jedem Zoll Panzer und m jeder Seemeile Fahrt, um die seine Schiffe den unsrrigen überlegen sind, für ihn die Gewiß heit des ÄrgeS zu scheu. „Nicht Schiffe fechten, sondern Menschen." * AuS Weimar wird gemeldet: Hinsichtlich des AzmannSdorfer Marschunglückes war von einer all gemeinen Versammlung die Abfindung eines Berichtes an den Kaiser beschlossen worden. In einer deutsch-freisinnigen Partciversammlung theilte der Vorsitzende mit, daß der Kaiser dem Vorstand der freisinnigen Partei in Weimar durch den preußischen Gesandten v. Dcrenthall hat eröffnen lassen: Man möge sich versichert halten, daß dem Kaiser das Wohl seine« Heere- nach wie vor am Herzen liege, dagegen wünsche er, die ihm in Aussicht gestellte Denkschrift nicht eotgegenzunrhmen. * In der gestrigen Sitzung der zweiten nieder ländischen Kammer legte der Finanzminister vr. Pierson daS Budget für da» Jahr 1882 vor. Nach demselben stellen sich die Einnahmen auf 127 800 000 Gulden, dir Ausgaben auf 130 000 000 Gulden und ergicbt sich demnach ein Deficit von von 2 400 000 Gulden, welches durch einen Mchrertrag der Steuern Deckung finden dürfte. Der Posten von 5 000 000 Gulden, für Deinvnctisirung de- Silbers bestimmt, ist in da« Budget nicht mit ausgenommen, da der Minister der lleberzeugung ist, daß eine De- monctisirung tm Jahre 1892 nicht erforderlich sein dürfte. Die Ausgaben für öffentliche Arbeiten uud zu Kriegszwecken haben in dem Budget eine Verminderung, die für den öffentlichen Unterricht dagegen «ine Er höhung erfahren. Im Vorjahre stellte sich daS Deficit aus 38 Millionen Gulden. E< werden Maßnahmen getroffen werden, diesem Fehlbetrag gänzlich oder tbeilwrifi zu be gegnen. Zum Schluß machte der Minister Mittheilung davon, daß ein Reformeutwurf zur besseren Ausgleichung der Steuern in Vorbereitung sei. * Der BotschaftSrath von Echoen in Paris stellte den Professor vr. Förster, Direktor der Berliner Sternwarte, welcher an Stelle de« verstorbene» Generals Ibanez von der Internationalen Maß- und GewichtSevmmiffion emstiwwig zum Vorsitzenden gewählt wurde, in dieser Eigenschaft heute dem Minister de« Acnßeren Rioot vor. * Da« Pariser „Journal des DLbcttS" schreibt zu der S»iserr«d«i»Erl»rU.DieBafi»n tz«»^rach8a»z«ger«^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite