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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910929014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891092901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891092901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-29
- Monat1891-09
- Jahr1891
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Abonnementspreis In der Hauptexpedttion oder den im Stadt bezirk und dc» Borvrtcn errichteten Aus gabestellen ab ge holt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^l 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung ins Ausland: monatlich 9.—. Die Morgen-Nusgabe erscheint täglich 6 Uhr, die Abend-LuSgabe Wochentags 5 Uhr. Ledilion und Lrpedition: IOhan»e«,asse 8. Die Expedition ist ununterbrochen ge öffnet von früh 8 bi- Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott« «le»m s s-rti«. lNlfre» Hahn), UniversitätSstraste 1, Laut» Löscht. AatharLnenstr. 14, pan. und KüuigSplatz 7. Druck nnd Verlag von L. Polj in Leipzig. Morgen-AusgaVe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnsertionSprelS Morgen-AuSgabe: die tlgespallene PekE- »eile 20 3! e c l a n> e n unter bei» ÄteLactionS« strich (4 gespalten) 50^j, vor den Familieu- »achrichten (6 gespalten) 46^4. Abend-Ausgabe: die Ngespoltene Petitzell« 40^ Reclameo unter dem RedactionSstrich <4geipalten> 1 ^!, Familiennachrichtea nnd Anzeigen verlorener Äegenstinde (Ogespaltru) LO/iz. Grössere Schriften laut nnserem Preis- verzetchatst. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Vellage» (gesatzt), nur mit dev Morgen-Au-gabe, ohne Postbesördernqz SO.—, mit Postbesörderuug ^ 7V.—>. Äuuah«kschl»ß für Iaserater Abeod-BuSgab«: Vormittags Iv Uhr. Morgen-AuSgab«: Nachmittag« 4Uhk^ Sann, und Festtags früh S Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle, je eia« halb« Stunde früher.^ Inserat« sind stets an dt« zu richten. 295. Dienstag den 29. September 1891. 85. Jahrgang Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wolle man das Abonnement bald gefälligst erneuern. Der AbonncmentspreiS beträgt wie bisher pro Quartal 4 Mk. 50 Pf., incl. Bringcrlohn für zweimaliges tägliches Zutragcn 5 MI. 50 Pf., durch die Post bezogen 6 Nit. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie die Hauptexpedition: Johamresgaffe 8, die Filialen: Katharinenstratze 14 und Königdplatz V. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt zum Preise von 4 Mk. 50 Pf. für das Quartal abgeholt werden: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Littol, Colonialwaarcnhandluug. Peterskirchhof 5 Herr Alax >1er1Ii, Buchbinderei. Beethovcnftratze 1 Herr Hieoll. I'etor, Colvnialwaarenhandluug. Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Horm. )le88ko, Colonialwaarenhandlung. Schüirenftrahe 5 Herr .lul. 8oI»iutll< Iion, Eolonialwaarenhandlung. LLestplatz 32 Herr 11. Oittrloli, Eigarrenhandlung. frankfurter Straße 11 Herr Krii8t )li08, Collmialwaarcnhandlung. Marfchnerstraße O Herr kaul 8oIiro!I»or, Trogcugcschäst. Nürnberger Straße 45 Herr 11. L. Vldroelit, Colonialwaarenhandlung. Packhoffüaße 1 Herr H. ll. 8oI»iötor, Cigarrenhandlung. Norkftraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. ^ruiks, Colonialwaarenhandlung. Zeitzcr Straße 35 Herr V. Lli8tor, Cigarrenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr Rodert Oreiner, Zweinaundorser Straße 18. in Neustadt Herr R. Reder, Eisenbahnstraße 5. - Connewitz Frau Reeder, Hcrmannstraße 23, 1. Etage. - Plagwitz Herr 11. Orütriunnu, Zschochersche Straße 7 a. - Goklis Herr Hi. RritL8e1re, Mittelstraße 5. » Reudnitz Herr IV. I UKUianv, Marschallstraße 1. - Lindenau Herr Rä. R. Hüller, Wettiner Straße 51. - - Herr Rernd. IVedvr, Äiützengeschäst. Leipziger Straße 6. in Thonberg Herr R. I1r!nt8l!l, Ncitzcnhainer Straße 58. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanutliiachmlz. Die Entschädigung für die vom 24 25. bis mit 26. resp. 2V. August d As. in Leldjiz-Altstadt im Alten Auitsyol, in dcr Centralstratzr, am Torotheenplay, in der Elstrrstraste, am Alelscherplatz, in der Kraiiksurtcr. Gerber-, GottschrS-, Lessing-, Moritzstraste, im Nmiodörschen, An dcr Ptcistc, Psaffendorser, Pouiatowsky-, Promenadcustratzc, am Nanstädter Steinweg, in der Rudolph-, Tüoiuasius-, Varl-, Dorotheen:, Eisenbahn-, Feldstraste. am Frirdlioisweg, in der Marten-, Georg-, Untere» Georg-, AeuirercnHaUejchcn. Oanptstratze, amKirchplay.Nirchwcg, inderLangrn-, Leipziger, Linden-, Lindenthaler, Louisen-, Magdeburger, Marien-, Mittel-, Mückernfchcn Stratze im Portcnweg, in der Nojrn- thal-, Schacht-, Schiller-, Schmiede-, Sedan-, Seilen-, Sidonten-, Stift-, Deich-, Ulrich-, Wald-, Wettiner-, Wirsen-, Wilhelm- undWindmühlciistrastr einquarlicrt gewesenen Truppe» vom königlich 11. Infanterie-Regiment Nr. ISS kan» i» den nächsten 3 Wochen von Vormittags 8 bis 12 Uhr bei unserem Quarlieramte, Naschmartt vir. 2, im Erdgeschoß links, Zimmer Nr. 30 (alte- PolizeigebäuLe), erhoben werden. Der da« Quartierbtllet Borwcijeud« gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 26. September 18S1. Der «ath der Stadt Leipzig. all X./A. 13181. Or. ldeorgi. Lanrprrcht. Lekannlmachnng. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen Mittwoch, den SV. September 18SI, Vormittags von S Nhr ab im hiesige» Ttadthause verschiedene Segenstände, al«: Möbel, Bellen, Wäsche, Kleidungs stücke, HauS- und Kücheogeräthe u. A. m. üsfrutlich versteigert werden. Leipzig, am 28. September 1891. Do« Armenamt I. L.: Ludwig Wolf, Äadtrath. ArtuS. 8° I Diebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurden laut bier erstatteter Anzeige: 1) Eine silberne itylinderuhr mit Goldrand, Sccunde und eriester Rückseile, sowie mit der Graviruug .IVttbclm Leibis" im snnern, am 22. d. M.; 2) eine stlbrriir Rcmoiitoir-llhr mit Goldrand und Secunde, sowie anhänaender Nickcl-Panzrrkrtte mil Bleistift, am 20. v. M.: 3) eine silberne Vhlinder-Rrmontoiriihr mit Fabrik,mmmer 9665, Goldrand und anhängender Rickclkctte, am 19. d. M.; 4> ein Spazierftock von Weinrebe mit Elfenbeiugrifs und darin befindlichem Monogramm ,R. k", am 19. d. M.; 5) rin Sommerüberztehrr von grauem geriesten Eloss mit grauem carrirle» Futter u»d einer Reihe graumelirter Hornliiöpse, rin grauer Filzhnt mit rothem Futter mit dcr Firma „Hermann vergär" und rin Spazierftock von Rohr mit ncusilberuem Griff, am 20. d. M; 6) eine Stoffhose, ziemlich neu, schwarz- und weiß^estreist, mit eine: Schooßtajch« und Knöpfen mit der Firma „6. ü. Voi^t", am 24. d. M.; 7) et« halbes anSgeschlachteteS Schwein, ca. 40 Atta schwer, am 23. d. M. Nachmittags: 8) 2 gespaltene HäutrRindleder, 16 Silo schwer, am 22.d M.; 9) eine stlberne Ehliuderuhr mit breiter bandartiger Nickel- kette, Sekunde ohne Zeiger, halb abgebrochenem groben Zeiger, in einer Kapsel, vom 26. bis 27. d. M.; Iv) eine silberne Rcmoiikoiruhr mit Goldrand, geriester Rück- seit« mit Schildchen, einem kleinen Desect im Glas und mit anhänaender kleiner Ntckrlkrtik mit einem Verlogne in Form eines silbernen Hufeisen- und mit L verschiedenen Münzen, am 26. d. M.; 11) ein Somwcrüberzirbcr, graubraun, mit schwarzarauem Futter, einer Reihe grauer Hornknöpfe und einem Stoffhenkel mit der Firma „X. Rsimanv", am 26. d. M.; 12) ein Winternbrrztrbcr von blauwollenein, gestreiftem Stoff mit blaugcstreistem Futter und schwarzen Hornknöpsen mit verdeckter Batterie, — im Futter di« Firma „4. IVolll L 6o., vorn, Keu« ). v. — am 25. d. M.; 13) ein Somwerüherzteher von grauem gezwirnten Stoff mit grauem geriesten Futter, mit der Firma „Xlenuxi-r — I^iprig' unter dem Henkel, ei» schwarzlederneS Tigarren-Etui mit blau seidenem Futter und ei» Paar braune Glacsbandschuhe, am 26. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lktmtnai-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, di» S8. September 1891. Da« VoUz«1«»t der Stadt Leipzig. »rstfchaeid,^ DgL Produktenbörse zu Leiprig. Die Wahl von 3 Mitglieder» in den behufs Einschätzung der Börienbesucher zn den Jahresbeiträgen sür 1891 zu bestellenden SchätzungoauSschus; findet Dienstag, den 2V. September d. I.. unmittelbar nach Lörsenschlusz im Borfmndszimmer statt. Näheres ergicbt der Börsenanschlag. Leipzig, den 19. September 1891. Die Abgeordnete» dcr 2 Abtllcilung des Vün'cnvorstandeS: F. Schmidt. Georg Schrocder. Louis Steinbrecht. Aleyl, Börsensccretair. Lekailnlmachnng. Die Feier dcr Legung des ÄrundsleiucS zur Anöreaskirche findet am künftigen Sonntag, de» 4. Lctobcr, Nachmittags 3 Uhr statt. Ter Festzug wird bereits '/-3 Uhr von der Hilssktrche aus (Ecke der Kaiser Wilhelm- und Scharndorstsirafie) nach dem Bau- platze abgehe». Indem besonders die Äemciiideglieder auch hierdurch herzlich zu zahlreicher Veiheiliguug uu dieser Feier eingeladen wer- de», sei zugleich daraus hingcwiesen, daß die gedruckte Festordnung in dcr Kirchcnexpedilwn O.'lrndtstrafie 30, I.) iu Euipsang genommen werden kan». Ter Vvrweis derselbe» berechtigt, soweit der Raum nach Aufstellung des FestzugeS es gestattet, zum Eiulritt aus Len Fcslplatz. Leipzig, den 29. September 1891. Ter tktrchcnvorstand zu St. Andrea». 1>r. pH. Schumann, Ps. Lekanntmachuilg. Die Ausgabe dcr Synagogenkaricn sür das kommende Fahr findet Dienstag, den 2l>., nnd Mittwoch, den SV. September, Nachmittags 2- 4 Uhr, in der Grmeindekanzlei lSynagogengcbäude, l Treppe) statt. Wir bitten, bei der Empfangnahme der Karten die bisherigen Karten und die diesjährigen Gemeindesteuerquittuogen mttzubringen. Leipzig, den 28. September 1891. Der Vorstand der Israelitischen NeligtonSgemetnde zu Leipzig. Kaiser Franz Loses in Prag. Wie nicht anders zu erwarten, ist Kaiser Franz Josef in Prag mit derselben Begeisterung cnipfangen worden, welche er überall in seinem weilen Reiche findet, wo er persönlich erscheint. Es ist da« eine sehr erfreuliche Tbatsache, welche aber in Anbetracht dcr Vorkommnisse in Böbmcn und andern Thcilcn des Reiches mil gemischter Bevölkerung während der letzten Monake die politische Reife der Ezechen und anderer slawischer Völkerschaften völlig vermissen läßl. Die Ezechen haben die Eigenschaft mil den Franzosen gemein, dast sie mehr empfinden als denken. Man kann kaum sagen, daß bei ihnen das Herz mit dem Vcrstanee durchgeht, dazu fehlt cS ihren Empfindungen a» Tiefe, und dazu sind sie nicht opfer- fäbig und nneigciinützig czcnug. zher sic sind denkfaul, und es fehlt ihnen an dem richtigen Maßstahc für die Ausgaben eines große» Staatswcsens, für die bislvrische Entwickelung und sür die Pflichten, welche die Angehörigen einer Großmacht zu erfüllen haben. Wie die Ezechen geartet sind, ergicbt sich klar aus einer Vergleichung mit den Deutschen Oesterreichs. Daß die Mit- bliedcr einer großen Völlcrsamilie zusainmenhalten und gegen seitige Sympathie hegen, ist natürlich, »nd cs würde nicht zum Vortheil Derer sprechen, welche diesem Zuge de-Herzens nicht folgen wollten. Aber über der Slammverwandlschaft siebt die Staatsangebörigkeit, und der Deulsch-Oesterreicher würde ein schlechter Patriot sein, welcher da« Deutsche Reich als seine wahre Heimath betrachten und seine Pflichte» gegen das Land seiner Geburt und der Ställe vernach lässigen wollte, wo seine Vorfahren gelebt und gewirkt baden. Sprache und Abstammung bilden ein starke- gemeinsame« Band sür alle Mensche», sie mögen ihren Wolmsiy wo immer haben, aber die durch die Natur bedingte ZusammengckLrigkcit entbindet die Menschen nicht ihrer staatsbürgerlichen Pflichten. Tie Deutsch-Ocstcrreicher betrachten die Bewohner deSDeulschen Reiche« al« ihre Brüder, und glücklicherweise sind Deutschland und Ocsterreicb auch durch ein feste« Bündniß politisch ge einigt, aber trotzdem ist La« Vaterland der Tenlsch-Orsterrcicher nickt Deutschland, sondern Oesterreich, und wenn, wa« Gott verhüten wolle, Oesterreich jemals Deutschland feindlich gegen- überstehcn sollte, so wäre dennoch der Plah der Deutsch- Ocsterreichcr in Oesterreich und nicht in Deutschland. ! Zu dieser Unbefangenheit dcS Urlheil« können sich die Czecken nicht emporschwiugen, sie betrachten sich zunächst al- Mit» ! -lieber der -roßen slawischen vöUerfawiue nnd dann erst als Angehörige der^österreichisck-unaarischen Monarchie. Wenn in Rußland das SchlaHwort Panslawismus ausgegeben wird, so süblen sich die Ezechen Böhmen« dadurch magnetisch angczcgcn, sie vergessen, daß sie staatsrechtlich mit Ocslerreich- llligarii verbunden sind, sie tauschen Kundgebungen de« Ein verständnisses mit Rußland aus, und wenn Russen die czechische Ausstellung in Prag besuchen, so findet man e« in czechischen Kreisen ganz natürlich, daß bei dieser Gelegenheit die russische Volkshymne angestimmt wird, und daß man dir Ruffen auf den Schultern trägt, um nicht nur die Slammverwandlschaft sondern auch die politische Gemeinschaft mit ihnen öffentlich' zu bekunden. Wenn Franzosen die Ausstellung besuchen, so empfängt man sie ans dem Babnhof nicht etwa als Gaste, sondern als politische Gesinnungsgenossen und Verbündete im Gegen satz zn dcr von dcr Regierung befolgte» Politik, welche den Bestrebungen des Dreibundes gemäß Frankreich neutral gegenüber steht. Wir Deutsche im Reiche haben cS auch stets als Ziel ins Auge gefaßt, mil Frank reich in gulem Einvernehmen zu stehen, wir haben die Delegieren zur Arbcilerschntz-Conferenz und zum Inter nationalen Mcdicinischcn Eongrcß mit der Aufmerksamkeit nnd dem Entgegenkommen begrüßt, welche der Gastgeber dem Gaste schuldet, aber die Politik ist dabei völlig aus dein Spiele geblieben, wir haben versucht, den Franzosen als Menschen näher zu treten und ihnen zu zeigen, daß man sich Wohl zeitweise mit den Waffen in dcp Hand bekämpfen, aber nach dem FriedenSschluß dann wieder in gute Beziehungen zurückkehren kann. Auch Oester reich bat im Jahre 1859 Frankreich feindlich gegenüber ge standen und bat alle Ursache, dieser Macht wegen des Aus gange« de« Kampfes zu grollen, aber seit dem Züricher Frieden ist Oesterreich in ein friedliches Verbällniß zu Frankreich znrückgekchrl trotz deS Verlustes dcr Lombardei und der damit zujamiiicnhängcnden Aendcrungen in Italien. Niemand in Ocjlcrreich würde etwas dagegen ciiizuwcndcn haben, wenn die Ezechen in Prag französische Gäste mit aller Aufmerksamkeit und Höflichkeit empfangen hätten, aber die Ezechen haben die Grenzen, welche beide ziehen, überschritten und den Empfang dcr französischen Gäste so eingerichtet, al« ob Oesterreich-Ungarn niit Frankreich verbündet wäre. Kaiser Franz Hofes hat diese Ausführung seiner czechischen Untertbanen mit Recht al« unpatriolisch verworfen und seinem Schmerz darüber Ausdruck gegeben. Nach Allem, waö vor- bergcgangen, kann diese Acujjeruiig der Empsinvungen de« Kaisers in Böhmen nicht auf das wünschenSwerlhe Ver ständnis! rechnen, die Ezechen sind viel zu sehr von ihren nationalen Vorurtbeilcn »nd Träumcrcien besangen, al« daß sie sich darüber klar werden könnten, in wie bobcm Grade sie ihre staatsbürgerlichen Pflichten ver letzten , als sie über den Kopf der österreichisch - ungari schen Gesammlregierung hinweg niit Frankreich und ötuß- land ein Bündniß schlossen. Die Ezechen haben von jeher ihre Zugehörigkeit zu Oesterreich nur als eine günstige Gelegenheil betrachtet, um ihren nationalen Souderwünschcn Enüllung zu sickern. Als Oesterreich den Schrill vom absoluten zum Verfassungsstaat machte, blieben sie der acincinsamcn Volksvertretung fern, weil ihre angeblichen Rechte nickt Berücksichtigung gesunden batten, und seitdem sie an den Arbeiten des österreichischen RcichSralbe« Tbcil ge nommen haben, ist dies nur geschehen in der Voraussetzung, daß ihren Souderwünschcn Gewährung gebracht werden würde. Die Ezechen i» Böbiiien wollen sich nicht den Gesammlinleresscn Lestcrreick-Ungarns als gleichberechtigte und verpflichtete Provinz-Insassen fügen, sondern sic wolle» an Oester reich nur einen Rückhalt zur Verfolgung ihrer Sonder zwecke gewinnen. Sic streben die Personal-Union mit Oesterreich an, ein Verbällniß, in welchem Ungarn an nähernd zu Oesterreich steht, aber es fehlt den Ezechen an dem Verständnis! sür Oesterreich« Politik, welche- die Magyaren trotz vieler unleidlicher Fehler dock besitzen. Kaiser Franz Josef bat sich besonder« über die Huldigung der Kinder in Prag gefreut, die ihm Blumen streuten. Die Ezechen sind politische Kinder, das haben sie durch ihr ganzes Verhalten während der neuen Periode bewiesen, in welche Oesterreich seil dem Jahre 1866 eingetreten ist. Sie faseln vom böhmischen StaatSrccht und streben nach Betbäligung einer Sonderexistenz, die sie absolut unfähig sind iemal« zur Geltung zu bringen. Nicht jeder souveraine Fürst würde gegen solche Unlertbanen gleiche Nachsicht üben wie Kaiser Franz Josef. Die Ezechen lieven und achten ihren Kaiser, aber sie verstehen ihn nicht zu würdigen, sonst würden sie sich ander« betragen. * Leipzig, 29. September. * Der Reichskanzler General v. Caprivi wohnte am Sonnabend Abend 10 Ubr mit seiner Begleitung dem CommerS ehemaliger Angehöriger des 78. Regiments bei und brachte dabei da« Hoch auf Se. Majestät den Kaiser au«. In seiner Rede erinnerte der Reichskanzler an Scharnhorst'S Schöpfung der allgemeinen Wehrpflicht» bob den Zusammenhang zwischen den Activcn und den Reserven, dem Heer und dem Volke hervor und fuhr dann, wie die »OSnabrückcr Zeitung" meldet, fort: „Ich hoffe, daß da« Regiment nach 25 Jahren ans eine ebenso glorreiche Gczchichle zurückblicken wird. Das Dichten und Trachten Sr. Ma>cstät des Kaiser« ist aus das Wohl de« Landes und auf die Erhaltung deS Friedens gerichtet. Gegenwärtig ist nicht der geringste Grund vor handen, an dem Frieden zu zweifeln. Keine Wolke trübt den politischen Horizont." Der Toast schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, den Erhalter deS Friedens. Im Verlaufe de« EoniliicrscS wurde eine Fest rede gehalten, ebenso fanden patriotische Lufsübruiigen sl.ttt. Der Reichskanzler war etwa eine Stunde anwesend. — DaS Ehrengeschenk dcr Stadt, bestellend i» einem großen silbernen Tafelaufsatz und einer vergoldeten Schale, wurde in, großen Elub durch den Bürgermeister Moelliuann und den Vorsteher Or. Klußinann überreicht. * Die Verhandlungen der Sachverständigen über einen Gesetzentwurf betreffend den Verkehr mit Wein sind bekanntlich streng vertraulich geführt worden. Wenn jetzt gemeldet wird, dcr Gesetzentwurf solle auf DeclarationS- pflicht gerichtet werden nnd dcrgl. mehr, so ist da«, wie verschiedene Blätter melden, lediglich Vermutbiing, welche an die vcrscbiedentlichen früheren Verhandlungen über den Gegen stand anknüpst. Schwerlich aber ist die Angabe begründet. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt zu der DiScussion über die Haltung der Regierung anläßlich der neuen russischen Anleihe, cs erscheine niit wichtigen politischen Interessen unvereinbar, wenn die Regierung durch jede Anfrage vor die Wahl gestellt tvcrden soll, gegen oder für die Anleihe sich auSzusprcchcn und damit einen unfreund lichen Act gegen eine auswärtige Macht zu begehen oder die Perantlvvrlittig finanzieller Folgen zu übernehmen. Die Zu- muthung sei um so mehr zurückzuweisen, wenn die politischen und finanzielle» Verhältnisse Jedermann erkennbar und seit Jahren öffentlich besprochen seien. * Dcr „ReichSaiizcigcr" publicirt die Verleihung des Rothen Adlcrorden« erster Elaffc an den KriegSmmister von Kaltenborn-Stachau, de« KronenordenscrsterClasse an den Chef de« Gencralstabe« der Armee von Schlieffen, ves Sterns dcr Comthurc de« Hohenzoüernscheo HauSordcn« an den Gcneraladjulantcn von Wittich. * Nach dem bi« gestern Abend übersehbaren Gcsamiiit- rcsultate dcr am Sonnabend abgeschlossenen badischen Wahlen beträgt der bis setzt übersehbare Gewinn für das Eentriim fünf Sitze, für dir Demokraten, nach Abzug eines verlorenen, zwei Sitze, für die Socialdemokratcn zwei Sitze, sür die Conservativen einen Sitz. In vielen Bezirken hängt das Ergebniß der Abgeordnetcnwahlen von der Stellung ab, welche die btthrr noch zweifelhaften Wahlmänner einnchmen werden. * Die »Bad. Nat.-Lib. C' bemerkt zum AuSaang der badischen Landtagswahleu: Al« die stärkste Partei hat sich auch diesmal wieder die nationalliberalc Partei erwiesen; noch steht hinter ihr die Masse der Wähler und sie hal es nicht nöthig unter Verleugnung ihrer Grundsätze, wie eö die demokralisch-sreisinnige Partei gethan, mit den Feinden der Freibeit zu pactire». Die Unnatur de« ultramonlan-frri- sinnigcn Bündnisse« ist nirgends klarer in die Erscheinung getreten, al« in Mannheim, wo trotz der energischen Aeu- ßerungen de« einen demokratischen Eandidaten die Ultramon- tanen auf die Geltendmachung ihrer sogenannten Ueberreugung ebenso verrichteten, wie die Demokraten in anderen Bezirken — ibre Metzger selbst wählten. Zur Vervollständigung de« Wahlbildc« gehört auch die Erwähnung der Thatsache» daß da« Entgegenkommen, welche« die Regierung den ullramontanen Wünschen immer wieder erwie«, die Begierde der Gegner stärken mußte; will man übrigen« der Unzufriedenheit in weiten Kreisen abdelseu, dann prüfe man endlich in etwa« weniger bnreaukratischrr Weise die wegen der neuen Gehaltsordnung hervorgetretencn Be schwerden. denn c« ,st nick diensteten in ' geguer hinübergc-angrn n r neuen veyunooronnog oervorgcrreiencn ^>e- ur c« ist mH zweifelhaft, daß dir niederen Br- hellen Häuft» in die Reihen der Regierung»- «r-e-angrn sind. Müsse» die Partei«» ihr« SSL«
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