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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911002016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891100201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891100201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-02
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InsertionsPreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespaltene Petit« »eite 20 H, Reklamen unter dem Redactions- strich (4 gespalten) üO^j, vor den Familien- nachrichten (6 gespalten) 40 Abend-AuSgabe: die 6gespallene Petitzelle 40^L,Reclamrn unter dem Redactionsstrich <4gelpalten> 1 », Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenständ» skgespalten) LO-i Größere Schriste» laut unserem Preis- verzetchnib. Tabellarischer und Zissernsa» uach höherem Tarif. Sptra-Beilage» (gefalzt), nur mit der Marge»-Ausgabe, ohne Postbesvrderung >l Äc—, mit Postbesürderuug 7V.—. Iinvahmeschluß fir Zaseratr: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 lllhr Sonn- und Festtag- früh 9 Uhr. Bet de» Filialen und Annabmestelleu j« ein« halb« Stund« früher. Inserate sind stet» an di« 8r-e*ttta» zu richten. Freitag den 2. October 1891. 85. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Mimen MMcm msiim m?M. Xiixesickts der entsetrUcdsn UoxlüclestLUe, welche in den letrten Taxen intolxv furchtbarer (lewitter und verheerender Ueborscbwciunniaxcn die f'roviuren Xlincria, Valencia und Toledo heiwsucbten, bat die Wvixlicko Ltaatsrexieruox verlllxt, bei ihren Oesandtachaften und Konsulaten Subscriytioucn su eröilne», um auch im Xuslande Oelexenbeit au xedeu, das undesclrreihliche LIevd der lletrotlenen ru mildern. Oie Konsulatslcanrlei Ilrüderstr. 4, I. ist xern bereit, 6aben ru odixem 2w«cle iu Lmpfanx ru nehmen, und werden dis lüsten der Leitraxevden in den xeaohnlicben OeacbLflsstunden daselbst ausxelext »erden. Oeiprix, 30. September 1891. Lekanntmachullg. Da- 27. Stück de» diesjährigen NcichSgesctzblattk» ist bei uns ringegangcn und wird bis zum 16. Oktober VS. Ir». aus dein RathhauSsaal« zur Eiusichtnahin« össcntlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 1976. Bekanntmachung, betreffend die technische Einheit im Eisenbahnwesen. Vom 22. September 1Ä1. Leipzig, den 2V. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lrumbiegel. Lekauntmachuug. Die Herstellung des Fußweges vor dem Schulgebäude zu Neu- Schleußig soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen sür diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Nachhalls, 2. Stockwerk, Zimmer Skr. 14, aus uns können daselbst eingejcden oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von SO welch« eveut. tu Briefmarken einzujenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Verstellung des Fuszwcgrs vor dem Schulgebäude zu Leipzig-Neu,chleustig" versehen ebendaselbst, und zwar bi- zum 10. October, Nachmittags 5 Uhr «inzureichen. Der Roth behält sich das Recht vor, simmtliche Angebote ab- zulebnen. Leipzig, den 26. September 1891. Io. 4347. Der Mal- der Stadt Leipzig. vr. Grorgt.Lohst. Lekailutmachung. Wegen Umänderung der Wasserleitungsaiilagen wird die Sternwarte«,trasze in ihrer Ausdehnung von der Glocken- bis zur Thalstraße von uiorgr», de» 2. dieses Mounts ab, aus die Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 1. October 1891. Der Math der Stadt Leipzig. IX. 11322.vr. Georgi. Leistner. Lekanntmachung. Wegen Vornahme von Reiuigungsarbeiten bleibt die Geschäfts. stelle de« AichamteS Montag, den 5. Oktober d. I.» geschlossen. Leipzig, am 28. September 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. TrSndlin. Freybcrg. Laut erstatteter Anzeige ist die sür den Handlungsreisenden der Firma: Paul Hungar hier, Otto HermerSdörser, hieramls am 13. Juni dieses Jahre» unter Nr. I028/X ausgestellt« Gewerbe, legitimationskart« abhanden gekommen. Zur Verhütung voa Mißbrauch wird dieselbe hiermit für u». gilttg erklärt. Leipzig, den 26. September 189l. Da» Voltzeiamt der Stadt Leipzig. II. 4927. Bretsäineider. lk Fondsbörse zu Leipzig. Die den Besuchern der Fondsbörse zustehende Wahl von 2 Mitgliedern in den für 1891 zu bestellenden SchätzungS- AuSschutz wird hiermit auf Freitag, den 2. October d. I., unmittelbar nach Börsenjchluß anberaumt. Näheres erzieht der Börsen-Anschlag. Leipzig, den 24. September 1891. Die Abgeordneten der I.Abtheilung de» vörsenvorstandeS: Wilhelm Schmidt. Oskar Meyer. Franz Schlick. Bleyl, Börsensecretair. Lekannlmachung. Di« AuSgab« der Syuagogenkartea für da» kommende Jahr findet ferner Frc-tag den S. Oktober. 2—S Uhr Nachmittag» in der Gemeindekanzlei (Synagogengebäude, I Treppe) statt. Wir bitten, bei der Empfangnahme der Karten dt« bisherigen Karten und die diesjährigen Gemeindestruerquittnngen mitzubringen. Leipzig, den 30. September I89l. Der Vorstand der AsracUttschen NeltgtaaSgemeinde Die Lage in Frankreich. Frankreich hat seit der Vertagung der Kammern eine wichtige Umwandlung durchgemacht. Al» am 18. Juli der Schluß der Session erfolgte, bestand eine tbcilweise Minister- krisis, Freycinet faßte die Ablehnung des von ibm für Ver größerung der polytechnischen Schule geforderten 600 000 Franc» als Mißtrauensvotum auf und wollte deshalb zurüct- treten. Der Ministerrath sprach sich aber im entgegen gesetzten Sinne aus, und in Folge dessen blieb Frevcinct auf seinem Posten. Die einzige Frage, um welche es sich sonst bei Wiederzusammentritt de» französischen Parlament» zu handeln pflegte, war dir, ob das Ministerium fort regieren könne, oder gestürzt werden muffe. Davon ver lautet heute nicht-, eS liegt nur die einfache Meldung vor, daß die französischen Kammern am 15. Oktober ibre Arbeiten wieder aufnehmen werden. DaS ist rin großer und für Frank reich entscheidender Fortschritt; das Land beginnt sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß eine Regierung nicht der Sprelball der Parteien fein dürfe» sonder» daß fl« von allen Parteien gestützt werden muffe, solange sie sich als fähig er weist, die Gesd'äfte des Landes zu fuhren. Diese Fähigkeit hat das Ministerium Freycinet in der Tbat in hohem Grade bewährt, Frankreich bat unter il»» Erfolge errungen, nach denen cS 20 Jahre lang vergeblich gestrebt hat. Der Minister präsident und KriegSnnnister hat trotz seiner Civilstellung die Organisation der Armee in einer Weise durchgesiihrl, welche ihm den Dank und die Anerkennung des Landes eingetragen hat, die Manöver haben eine biöber nicht erreichte militairnchc Leistungsfähigkeit zu Tage gefördert und die öffentliche Meinung des Landes ist voll des Lobes für de» tüchtigen und rührigen Kriegsminister. Gleiche Erfolge hat die Anitsführnng Ribot's auszuweiscn. Ihm ist eS gelungen, zwischen Frank reich und Rußland eine Annäherung herbcnuführc», welche das Vertrauen Frankreichs auf die Zukunft unendlich ge stärkt und sein Sclbstbcwußtsein in hohem Grade gesteigert hat. Ribot's Rete in Bapaumc enthielt zugleich eine Ver- berrlichuug seiner eigenen Amtsführung, wie sic wirkungsvoller kaum geschehen konnle. Unter seiner Ministerschaft sind auch die Paßvorschriften für Elsaß Lothringen wesentlich gemildert worden, und die Beziehungen Frankreichs zu Italien haben die Schärfe verloren, welche sie noch vor kurzer Zeit hatten. Es ist überhaupt eine Pern.de der äußeren Rübe ein- getreten, welche die Lage augenblicklich als besonders fried lich scheinen läßt, wenn sich auch daraus keine sicheren Schlüsse auf die Zukunft ziehen lasten. Nibot bat cs immerhin ver standen, sich mit aller Welt auf gulcn Fuß zu stellen, so daß er auch vom Sultan Sympathicbeweise erhalten hat, mit dem Papst die besten Beziehungen unterhält, das gute Ei» vernehmen mit Oesterreich-Ungarn und mit England zu be wahren bestrebt ist, und demgemäß die friedlichen Ziele Frankreichs mit aller der Glätte öffentlich versichern konnte, welche die Redewendungen der französischen Sprache gestatten, ohne dadurch den wahren Absichten Frankreichs irgendwie vorzugreiscn oder sie zu verleugnen. AtS Dritter i»i Bunde der leitenden Personen hat Con- stanS, der Minister de« Inneren, seine Thäligkeit in der befriedigendste» Weise dargethan. Er hat die Regicrungs- gcwalt stets iui rechten Augenblick zur Geltung gebracht und dadurch die Schärfe der Parteigegcnsätze gemildert, als seinem College» Ribot in die Hände gearbeitet. Während seiner Amtsführung sind Pie Monarchisten zu der Uebtr- zeugung gelangt, daß Aussichten für die Wiederherstellung der Monarchie nicht vorhanden sind, und daß sie deshalb nichts Besseres thun können, als die Republik als die endgillige Slaatsform Frankreichs anzuerkcnncn. Constans hat de» Verwaltungs-Organismus Frankreichs auf eine Höbe gebracht, die er vor ihm nicht aufznwcisen batte, er bat den Präfecte» und Maires die Meinung verschafft, daß ein Mann an ihrer Spitze steht, der weiß, waö er will. Wenn er die Aus führung des ScnsationStrainaS „Thermidor" verbot, so that er das nicht wegen des Inhaltes des Stückes, sondern ans politischen Rücksichten. Die Radicalen benutzten die Ausführung, um mit der äußersten Linken gegen die Mon archisten enien Ton aiizustiminen, welcher der Herstellung dcS inneren Friedens durchaus nicht zuträglich sein konnte. Andererseits führte EonstanS durch Gestattung der Ausführung teS „Lohengrin" unter dem Schutze der Regierung den Beweis, das; die Regierung stark genug sei, ui» die aufdringlichen Kundgebungen bestimmter Kreise der Bevölkerung abzulchncn und die Regierung von ihrem Einfluß frei zu halten. Durch diese beiden Handlungen bat sich EonstanS zwei neue Zeug nisic sür seine auHergewöhiilichc Gcschicklichleit als Minister des Innern ausgestellt, die in gleicher Reihe stehen inil dem glücklichen Feldzuge gegen die Anmaßungen des Abenteurers Bonlanacr. Dieser traurige Nachahmer Napoleon'- I. ohne jeden Beruf und jede Fähigkeit sür diese Rolle bat eingcsehe», daß seine Zeit vorüber ist, und durch seinen Selbstmord zu- gcslaiidcn, daß er die Beachtung nicht verdiente, welche ihm ein großer Theil des französischen Volkes vor seiner Bcrnr- theilung durch den StaalSgerichtshof zuacwcndct hatte. Bon- langer war längst politisch tcdt, den Rest batte er sich selbst durch seine feige Flucht nach Belgien gegeben. Von dieser Wendung an war jede Möglichkeit für seine Wiederher stellung in der öffentlichen Meinung abgeschnittcn und deshalb ist eS nahezu unbegreiflich, daß seine Anhänger ihm auch »ach diesem verhängnißvvllen Zeitpunkte noch die Treue be wahren konnten. Sic haben daS Wohl in dem Gefühl gelhan, daß sie eine Sache, für die sie sich erklärt hatten, nicht im Stich lassen könnten, wenn auch der Führer sich als ihres Vertrauens unwerth gezeigt hatte. Die Laur und Laguerre sind jetzt sehr übel daran, nicht minder wie Dcroulüde und Nochcforl, welche mit dein Abenteurer Boulangcr gemcinschastlichc Sache gemacht batten. Sic haben noch bei der Ausführung der Oper Lohengrin ibre Hoffnungen aufrecht zu erhalten versucht, und heule müssen sie einsche», daß sie auf Sand gebaut halten, als sie auf die Fähigkeiten und Charaktereigenschaften Boulanger'S ihre Hoffnungen setzten. Niemals zuvor ist eine Partei so tief erniedrigt worden durch die Erbärmlichkeit und Nichtswürdigkeit ihres Leiters, als die Partei Boulanger. Seine ehemaligen Anhänger dürfen sich jetzt kaum »och öffentlich zeigen, denn sie haben sich zum Gespött ihrer Mit bürger gemacht, und keine andere Periode der französischen Geschichte ist so nicderdrückend für die französische Nation als die Periode, welche den Namen Boulanger trägt. Man bat cS versucht, den Hauptgegncr und Abfertiger BoulangcrS ConstanS mit Kcth zu bewerfen, ihn aller mög lichen Schlechtigkeiten zu beschuldigen, als ob er unverdiente Ehrenbezeigungen von Barbaren in Ostasicn angenommen habe. Diese Versuche haben keinen Erfolg gehabt, aber die Maßregeln, welche Eonstans zur Unschädlichmachung Boulanger'S ergriffen hat, sind nicht ohne durchschlagende Wirkung geblieben, und darauf kommt eS an. Wenn jetzt die französischen Kammern wieder zusammen treten, so geschieht cS unter ganz andern Zeichen, als dieser Act bisher sich abzuspicle» pflegte. Die französische Regierung kann mit dem Bewußtsein vor der Volksvertretung erscheinen, daß sie ihrer Aufgabe vollauf gewachsen war. DaS ist ein Erfolg, zu welchem wir die französische Nation beglück wünschen könnten, wenn wir die Ueberzeuxung hätten, daß die Versicherungen Carnot'S und Ribot's, den Frieden auf recht zu erhall ist mche Alle» auf rinmal zu er» e- ist, die Interessen der gelammten In» werden Sie, Herr Generaldlrector, bester lten, ernst gemeint und vom französischen Volke auch als solche aufgesaßt würden. DaS ist aber vorläufig nicht der Fall, wir wolle» erst abwartcn, wie sich die Kammern der neugcschasfencn Lage gegenüber stellen werden. * Leipzig, 2. October. * Gelegentlich seiner Anwesenheit in Osnabrück besuchte der Reichskanzler von Caprivi in Begleitung dcS Ober- präsidentcii von Bennigsen, zahlreicher Ossicicre und anderer Ehrengäste das dortige, dem Georg Marien-Bergwerks- und Hüttenvcrein gehörende Stahlwerk. Ans die Ansprache des Generaldirectors Haarmann erwiderte Herr von Caprivi in längerer Rede, über welche der .Nordd. Mg. Ztg." folgender Bericht zugcbt: Der Reichskanzler sprach zunächst seinen Dank sür die ihm gewordene Einladung aus und bestätigte, anknüpseud a» die Worte des Herrn Generaldirectors, daß sei» Besuch allerdings der deutschen Industrie als solcher gelle, welche er in dem Oona- brücker Werke vertreten finde. Seine Hcrüberkunst nach Osnabrück habe ja die Jubelfeier seines Regiments veranlaßt; trotz der Inanspruchnahme, welche er als Reichskanzler erfahre, habe er diesen Tag besonders zugegeben, um inmitten der deutschen Industrie zu weile», lleberhaupt könne die Gcwerbthätigkeit des Landes versichert sein, daß die Regierung stets aus ihre Förderung Bedacht haben werde. Herr Generaldlrector Haar mann habe ,n seiner Begrüßung die Hoffnung aus Erhaltung dcS Friedens ausgesprochen. Er seinerseits könne mir versichern, daß es der Wunsch dcS Kaisers, sowie sein Wunsch sei, diese Hoffnung zu verwirklichen. Er gab sodann seiner besonderen Freude darüber Ausdruck, daß auch seine Kameraden vom Regi- ment zugegen seien. Naturgemäß ständen ja die Herren Ossicicre in ihren Neigungen etwas anders zu der FricdenSsrage, denn erst im Kriege finde der Osficier dasjenige, was er im Frieden erstrebe, die Bewährung seiner Tüchtigkeit. Tie Industrie dagegen wirke in erster Linie im Frieden zum Gedeihen des Vaterlandes, und wo die deutsche Arbeit mit der Bethätigung der Vaterlandsliebe so zu- sammengehc, wie er es nach seine» heutigen Eindrücken bet dem Besuche des Osnabrücker Werkes empfunden habe, da dürse man die Hoffnung auf eine gute Zukunst wohl als berechtigt anschen. Er fuhr dann etwa, zu Herrn Generaldlrector Haarmann gewandt, wie folgt fort: „Die Negierung ist im Begriff, durch neue Han- delSvcrträo« der Industrie eiitgcgenzukommen. Dieselben werden dem deutschen Gewerbe nützlich sein, nur glaube ich, daß fech«un von einigen Seiten zu große Hoffnungen geknüpft werden. LS . reichen, lind wie schwierig dustrie zu vereinigen, das beurthcilcn als ich. Sie gebrauchten bcl Ihren Erläuterungen auf unserem Gange bezüglich der Lage der Industrie vorhin die Worte: „.tziinmelhoch jauchzend, zu Tode belrübt." Es giebt bessere Zeiten, es giebt schlechtere Zeiten; sie müssen genommen werden, wie sie kommen. Ich weise hinsichtlich der Schwierigkeiten, alle Interessen z» vereinigen, nur daraus hi», daß wir eine Großindustrie hoben, daß eine Klcinindustrie besteht, und daneben eine Hauciudustrie, überhaupt sehr verschiedene Arten der Gcwerbthätigkeit, deren Interessen nicht unter allen Umständen übcrcinstimmeil. Wesentlich ist aber die Uebereiiistimmung darin, daß an Kaiser und Reich fest gehalten wird." Ter Reichskanzler bemerkte darauf noch: ein Reich sei nur so lauge berechtigt zu bestehen, als cs zu bestehe» sich würdig erweise, und und die Bethätigung dieser Berechtigung ruhe vor allem in der Arbeit, durch welche man bestrebt sein müsse, das Wohl des Vaterlandes zu fördern. Darüber, daß dieses Bestreben ihm i» den Leistungen des Osnabrücker Werkes überall entgegen- gcttcte» sei, habe er sich besonders gefreut. Der Reichskanzler schloß seine Rede mit einem Trinkiprnch ans die Arbeiter und Be amten des Vereins, indem er sein Hoch allen Denjenigen widmete, welche, sei es mit dem Kopse, sei es mlt der Hand, sür das Blühen des Unternehmens wirkten. * In der gestrigen Sitzung der Ersten bayerischen Kammer legte der Finanziiiinistcr Riedel den Budgctcntwurf für 1891/92 vor. Der Etat beläuft sich aus 300 863 337 ^ d. i. gegen 1891 ei» Plus von 20 437 695 Die Uebcrschüffe der letzten Finanzperiode betragen 68 46.3 783 wovon daS PluS deS EisenbabnetatS allein 20 700 000 beträgt. Von den llcbcrschüssen schlägt der Minister vor ca. 43 000 000 ^ bereits bewilligter Eiseiibahncccdite zu decken. » * » * Die Aciißerung dcS Kaisers von Oesterreich über die »»patriotischen Demonstrationen beschäftigt unaus gesetzt die czechische Presse. Die altczcchischen Blätter mache» hierfür die Jnngezcchen verantwortlich, und die „Politik" meint, der Ausspruch des Kaisers treffe nur die unreifen Elemente. Allein daö vormalige Organ der Altezccbcn begnügt sich nickt mit dieser Abschwächung und findet cs sür gut, a» Len Ausspruch von der factiösen Opposition zu erinnern, der beute noch als ein Kainszeichen auf der deutsch- liberale» Partei laste. Das ist die alle kniffige Methode dieses Organs. Der Borwurf der unpatriotischen Demon strationen soll nur die „unreife»" Elemente treffen, die factiöse Opposition wird aber aus die ganze Partei ohne Unterschied bezogen. * Zn der Mittwoch Abend zu Ekren deS Kaisers Fra»; Josef vom Statthalter Grafen Thun in Prag ver anstalteten Soiröe waren etwa 300 Einladungen ergangen. Der Kaiser betrat die Festräume am Arme der Gräsi Thun und verweilte eine Stunde auf der Soiree. Heute früh 5»/« Uhr reiste der Kaiser nach Neichcnberg ab. Der Berwaltungsratb der böhmischen Nordbahn mit dem Präsidenten Schmeykal war am Bahnhof anwesend. Schmeykal bielt eine Ansprache, welche der Kaiser beantwortete. Der Statthalter Graf Thun begleitete den Kaiser nach Reichen- berg. Aus der Reise nach Reichenberg in der Nacht vom 30. September zum I. October wurde um Mitternacht auf der Strecke, welche der kaiserliche Hofzug am Donnerstag früh ru passiren batte, bei derBahn- übersetzuna in Rosenthal bei Ncicheubcra an den Heiden Seiten durch Sprengschüsse eineOeffnnng von t Meter Breite und >/, Meter Tiefe ver ursacht. Seitens der Bahnorgane wurde dies sofort bemerkt und die Beschädigung sofort an «gebessert. Der „Neuen Freien Presse" zufolge bandelte cS sich dabei um ein Bubenstück, welches nicht« mit Politik zu thun hat. Die Orffnungen sind durch eine Explosion zweier kleiner sBomben berbeigeführt und die Detonation derselben in der Umgeaend gehört worden, wodurch der Station-Vorstand aufmerksam gemacht und eine sofortige Ausbesserung der Beschädigung veranlaßt wurde. Die Thäter ssind noch unbekannt. Ter Ort Rosen thal gehört zu den Fabrikortcn, welche Neichcnberg ringS umgebcn und bildet die erste Station vor Rcichenbcrg. Etwa lOO Schritte vor dem Stationsgebäude liegt ein Dammdurchlaß, unter der Brücke befindet sich eine kleine Wasserableitungsschleuße, in die eine der beiden Bomben gelegt wurde. — lieber die Fahrt selbst wird aus Reichen de rg, l. October, gemeldet: Die Fahrt deS Kaisers von Prag bis hierher glich einem wahren Triumphzuge. Ilcberall auf den Stationen waren Tausende anwesend und cü fanden die enthusiastischsten Kundgebungen statt. Der Kaiser ließ langsam fahren und dankte huldvollst der Menge. Der Hoszug hielt auf vier Stationen, wo auf den prachtvoll geschmückten Bahnhöfen der Adel, die Ortsbehörden, die Geistlichkeit aller Coilfessioiien und viele Industrielle den Kaiser erwarteten, welcher sämmtlicbe Ansprachen gnädigst cutgegennahm. Bei der Ankunft in Rcichenbcrg erwiderte der Kaiser auf eine Ansprache des Bürgermeisters Schückel etwa Folgendes: Mil Freuden nehme er die Versicherung der Ergebenheit, die ihm in Rcichenbcrg rntgeaciigebracht worden sei, entgegen, er nehme den regsten Antheil an dem Aufblühen der Stadt, welche, Dank dem Gewerbesteiße ihrer Bewohner und dem hohen Stand der Entwickelung der Industrie, znldcn hervor ragendsten Städten des geliebten Königreichs Böhmen zähle. Er entbiete der Bevölkerung RcichcnbcrgS und des Gebirges seinen kaiserlichen Dank für den herzlichen Empfang. * Die österreichische Negierung hat dem schweize rischen Bundcsrath neue Vorschläge, betreffend den Rheindurchstich, gemacht. Nach denselben soll daS zu rcgulirende Gebiet die Strecke vom Jll bis zum Bodensce umfassen. Die Durchstiche bei Diepoldöau und Fnssach sollen gleichzeitig in Angriff genommen werden, bingcgen soll derjenige bei Fussach (unterer Durchstick) zuerst vollendet sein. Ter BlindcSratb hat die neuen Vorschläge der Regierung deS Caiitono St. Gallen zur Begutachtung übermittelt. * Mehrere französische revisionistische ComitöS traten vorgestern Abend anläßlich des Todes Boulanger'S zusammen und votirtcn eine Tagcöorduung, in welcher der Trauer über den Tod deS Generals Ausdruck gegeben wird. Gleichzeitig wurde beschlossen, Delegirte zur Theilnahme au der Beisetzung zu entsenden. Der boulangistische Deputirte Eastelin ist dxr Ansicht, daß die boulangistische Gruppe in der Dkpulirtenkanniier sich vollkommen aufloseo wied. Die meisten Mitglieder dieser Gruppe dürften wieder der radikalen Partei Vei« treten. Nc,quet,Deroulede und Thicbaud sind augenblicklich von Paris abwesend. — Der vcrhältnißmäßiq geringe Eindruck, welchen der Selbstmord Boulanger'S in der Bevölkerung gemacht hat, spiegelt sich auch in allen Blättern wider, welche, ab gesehen von wenige» boulangistischen, inSgesanimt ausführcn, der Tod Boulanger'S habe keinerlei politische Bedeutung. Vielleicht werde der Zersctzungsproccß der Boulangistenpartci hierdurch noch mehr beschleunigt. Viele Journale besprechen den Selbstmord ohne ein Wort deS Mitgefühls, manche sogar mit unvcrhülltem Hohn und Spott. * Einer Nachricht deS „TcmpS" aus Nizza zufolge werden am Denkmal Garibaldi S nur von Rouvier, dem Bürgermeister von Nizza, von Cavalotti (der im Namen der italienische» Demokratie (!) sprechen soll), von dem Vertreter der französischen Presse und von Herrn Lockroy Reden ge halten werden. Daß diese letzteren alle recht französisch, recht drcibuiidfeiiidlich auüfallen werden, ist vvrauszusehen. Leider können wir in Cavalotti nur keinen berechtigten Vertreter Italiens, ja, nicht einmal des demokratischen Italien« sehen. Das ist ein Humbug, der auf der Höbe jenes PlcbiScitS steht, durch welche« die Grafschaft Nizza seiner Zeit sür Frankreich optirt haben soll. * Wie man aus Rom meldet, steht im Personalstande deS Ministeriums deS Aeußern und de« italienischen diplomatischen Corps eine umfangreiche Bewegung bevor, die noch im Laufe dieser Woche zur Veröffentlichung ge langen soll. * TcrKöiiig von Rumänien ist vorgestern in Mo nza ciiigetroffen. König Hunibert, der Herzog von Aosta, der Graf von Turin, der Ministerpräsident di Rudi»! und die Spitzen der Behörden empfingen denselben. König Carol begrüßte den König Hunibert mit Umarmung. Nack der Vorstellung der beiderseitigen Begleitung begaben sich beide Könige i»S Schloß, woselbst König Carol von der Königin empfangen wurde. Um 8 Uhr fand zu Ehren des Königs von Rumänien ein Hofdiner statt. * Im Saale „Dante Alighieri" zu Nom fand am Mittwoch eine etwa 1500 Theilnchmcr zählende Ver sammlung von Mitgliedern der katholischen Jugendvcreine statt. Der Präsident deS Schweizer Stubenlciivercinö Monlenach, welcher den Vorsitz sükrte, theilte zunächst mit, daß her Papst der Versammlung seinen Segen sende, begrüßte sodann alle Versammelten, insbesondere auch die anwesenden Amerikaner. Die Pilger seien, bob Monlenach bervor, zunächst zwar gekommen, um den heiligen Alois von Gonzaga zu verehren, dann aber auch, um die dem Papste durch die Verherrlichung dcS Giordano Bruno angcthane Beleidigung wieder gulzumachcn. Im gegebenen Augenblicke seien Alle zur Vcrtheidiaung und Wiederherstellung der Rechte der Kirche bereit. Nava-Mailand trat lebbasl sür die Unabhängigkeit der Kirche und deS Papstes, gleich zeitig aber auch sür die Aussöhnung dcS Vatikans mit der italienischen Negierung ein. Prinz Löwenstein und Prinz Lichtenstein übcrkrachtcn die Grüße der deutschen und öster reichischen katholischen Jrmend. Hierauf wurde in einer ein stimmig angenommenen Tagesordnung die Gründung eines Verbandes aller katholische» Jugendvereinc mit dem Sitze in Rom beschlossen. Zum Schluß empfahl der Präsident die Errichtung eines internationalen SliftShauseS in Rvm. * DaS Parlamentsmitglied James William Lowther ist an Stelle Fergnffon'S zum UnlerstaatSsecretair im eng lischen Auswärtigen Amte ernannt worden. * Wenn der „Manchester Guardian" recht hat, so ist die britische Negierung gar nicht damit einverstanden gewesen, daß der britische Gesandte in Chili, Kennedy, dem Regicrungöschiff „Espiegle" erlaubt hat, da« sogenannte Silber Balmaceda'S ^u befördern. Der Gesandte sagt freilich, daß er da« Geld m Sicherheit bringt» lassen wollte,
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