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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911002029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891100202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891100202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-02
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Nachrichten Abend-Ausgabe: 40^.Reclam«ai ^ «geipalten) I >l, Fomilteanachrichte» uud Anzeigen verlorener Gegenstände i«igespalten) btt Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis Tabellarischer und Ztsserujatz nach höherem Tarif. e») bt)^. »« den SamiU«^ lten <6 gespalten) 10-L. ,b«: die L gelpalten« P«tit»il« i» a unter dem Redactiousfmch Srtra-vtilagkN (gesalzt), «tt de» Morgen-Ausgabe, ohne Postdesürderna» 60.—, mit Postdesörderuag 7V.—^ . Ännassmeschluß fir Juseratr:) Abend-AuSgobr: vormittags 10 Uhr. Mo rg» »-Ausgabe: Nachmittags lUtzr.' Sonn- und Festtags früh S Uhr. Bet den Filialen und Aiinahmestelle» j» ein« halb« Stunde früher. Inserate sind stet« an die ErPedktt»« zu richten. 302. AreitaH dm 2. Octobcr 1891. 85. Jahrgang Eine heilsame Qhre. * Der Auöbruch wildester NeichSfcindschaft in einem baye rischen EenlrumSbtallc hat überall in der deutschen Presse Entrüstung kervorgcruscn. Weit bemerkenSwertbcr aber, als die unqualisicirbare Leistung des „Fränkischen Volköblattcs" selbst scheint uuö der Einblick, welchen die Behandlung des Falles seitens der übrigen ultramontanen Presse Bayerns in die Anschauungsweise deS dortigen Partienlariö- tiluö gewährt. Wir wollen dabei die Ausführungen eines der angesehensten klerikalen Blätter, des „Münchener FrcmtcnblatleS" gar nicht einmal in Anrechnung bringen. Tenn sic kommen, wenn sie sich auch formell gegen den tollen Streich der Würzburger Kollegin wenden, praktisch auf ganz dasselbe hinaus. Preußen ist der Allerwellsstörenfried, also wird eine vernünftige Politik darauf auSgeben müsse», mit Zusammenfassung aller nur immer sich bietenden Kräfte Preußen zu Boden zu Wersen. Trotz der notorischen Stellung des Münchener BlalteS wird Niemand die bayerische EenlrumS- partci sür die Andeutung einer derartigen Politik veranlwortlich machen. Was aber, nach allen sonstige» Aeußerungen zu schließen, allen Kreisen dieser Partei gemeinsam ist, das ist eine Stim- »ittiig, als ob die berechtigte und versassungSmäßig gewähr leistete Sonderstellung Bayerns unausgesetzt von Preußen gefährdet werde. Mekr oder weniger offen werden in der gesammlen kleri kalen Presse Bayerns in dieser Beziehung Vorwürfe und Anklagen erhoben. Eine überaus heilsame Lehre sür Alle, die es angchl! Den» in Wahrheit sind die bayerischen Rcservatreckte seit einer Reihe von Jahren nickt nur nicht bedroht, sondern mit einer über das Maß deS verfassiingS- inäßig Notbwcntigcn und unseres Erachtens auch deS politisch Zivectmäßigeu hinausgehendcn Aengstlichkcil geschont worden. Um nur eincn der bezeichnendsten Vorgänge zu erwähnen, erinnern wir an die Fraiickcnstcin'sche Elauscl, welche dem ZnvatilitälS- und AllersversicherungSgesctze eingefügt ist. Eö bandellc sich um die Verpflichtung der Post zum Verkauf der VersickerungSmarken. Eine unbefangene Auslegung deS Art. 52 der Reichsverfassung kann nur anerkennen, daß diese durch Reichsgesetz ausgesprochene Verpflichtung mit dem dort an Bayern und Württemberg zugestandencn Pcscrvatrechtc gar nichts zu schaffen hat. Zwar hatten Bayern und Württemberg bei früheren ähnlichen Gelegenheiten im BundcSralhe erklärt, daß ihre Pvstverwaltungen „freiwillig" die betreffenden Verpflich tungen übernehmen würden, aber eine besondere NcchlSver- wabrung in den betreffenden Gesetzen selbst war niemals versucht worden. Aehnlich würde es auch bei dem Inva- UbitätSgesetzc gegangen sein. Aber das Ecntrum dürstete »ach einem particularistischen Triumphe. Herr von Francken- stcin verlangte den ausdrücklichen Zusatz, daß die Verpflich tungen der Post in Bayern und Württemberg nur mit Zustimmung dieser Staaten in Kraft treten sollten. Beim erstell Auftauchen dieses Verlangens erhoben die Abgeordneten Meyer-Jena, Schräder und Häncl grund sätzlichen und lebhaften Widerspruch; nachher wurde die Elausel ohne jedes Hinderniß dem Gesetze ciiizcsüat. Hinter den Eouliffen sollen damals sogar von einer Stelle aus, welche dazu am wenigsten den Beruf gehabt Kälte, die größten Anstrengungen gemacht sein, um dem ParticulariSmus das Vergnügen eines principiellen Sieges nicht zu stören. Es ist das nur ein einzelnes Beispiel der weitgehenden Rücksichtnabme, die sich die Reichspolitik und besouderS die preußische Politik auserlegt hatten. Und als Lohn dafür die Anklage, daß Preußen die Rescrvatrechle fortwährend beun ruhige und gefährde! Leipzig, 2. October. * Die ausgesprochenen Friedensäußerungen des RcickSkanzlerS v. Eaprivi und dcö StaatSiccretairS v. Bötticher werden mehrfach auf einen Meinungs austausch zwischen den Eabinetten von Berlin und Petersburg zurückgefllhrt. An in Berlin unterrichteten Stellen weiß man davon nichts. Man glaubt indessen fest, daß die Minister ohne bestimmte Handbabe nicht i» so sneklickcm Sinne sich geäußert haben möchten. Thalsache ist, daß Kaiser Wilhelm anläßlich deS Ablebens der Großsürstin Paul ein herzliches Beileidschreibcn an den Zar gerichtet hat, welches von diesem nicht minder herzlich beantwortet ist. Bekanntlich hat der russische Botschafter Graf Schuwalow ein Handschreiben des Zaren über- bracht. Ob dasselbe die Aatworl deS Zaren aus das Eoiivolenzschreibeii enthielt, kann dahingestellt bleiben. * Nach der „Post" ist der Eommandant des Kreuzers „Tchwatbe", Eorvetten-Capitain Rucdiger, zum Stell vertreter dcö Gouverneurs von Deutsch-Oslafrika ernannt worden. * Dem „Hamburger Eorrespondent" wird aus Berlin, 3o. September, telegraphirt: „Wir können die Angabe der ,.>.rcu;;eiln»g" betreffend die Bereithaltung eines kaiser- licken Sonderzugcs zur Fahrt nach Alexandrowo ausS Formellste demcntiren. Die Eventualität einer Kaiserbegegnung konnte nach Lage der äußeren Umstände überhaupt nicht in Betracht kommen". * Gegen tc» bekannten, den Bestand des Reiches negirendcn Artikel des sränkiscken „Volksblatts" sägt die „Norddeutsche Atlgcm. Ztg": „Er könne nur einem sckwer- tranken Gehirne entsprungen sein und nur als patbologisckcö Symptom gellen. Wie ansteckend aber derlei Dinge wirken, gebe daraus bcrvor, daß einige ultramontane Blätter, auch die „Germania", der Würzburger Eollegin mit milvcrndcii Umständen bcispringcn. Nur die „Köln. BolkSztg." habe die volle Nüchtcrnbcit bewahrt." Das „Fränkische Volksblatt" tritt den »nvermcidlickcn Rückzug betreffs des bekannten reichs- vcrrälbcrischen Artikels »unmcbr an, indem eS erklärt, cS sei mit diesem selbst nicht einverstanden gewesen, babc aber „einer anderen Meinung Raum geben wollen " Dieser Er klärung wird Wohl Niemand irgend welchen Werth bciinesscn. * Teulschland ist bas Land der unwabrb ästige» und nnnatürlicken Wahlbündnisse; die RcichStazSwahl von lv.«o hat dafür genugsam Zcugniß abgelegt; aber die badiscke Landtagswahl bat sic i» dieser Beziehung, wie die „Magdcb. Zeit." sehr richtig bemerkt, »och bedeutend übcrtrcffen. Bündnisse, die man während des Kampfes nicht zu gestehen Wagt, um nach demselben die Parteigenossen zu verhöhnen, welche der Ablcugnung geglaubt baben, sind in dieser Be ziehung der Gipselpnnct und tragen den Keim deS Zerfalls in sich. Mag dcsbalb jene vier- oder sünffarbige Eoalition triumphircn, auch sür diese politische Unwahrhajtig- kcit wird die Strafe kommen. Schon einmal, 1881, war in Baden annähernd dieselbe Eombination siegreich und ist dann nach sebr kurzer Dauer in sick zusammen gebrochen; sollen vielleicht jene tragikomischen Auseinandersetzungen eben im Augenblick des Sieges jetzt eine Bürgschaft dafür enthalttn, daß cS nicht auch diesmal ebenso gehen wird? * Eines der angesehensten und ehrenhaftesten Organe der deutschen Provinzialpresse, die „Bonner Zeitung", hat mit dem 30. September d. I. ihr Erscheinen eingestellt. Das Blatt erschien seit dem Jahre 1808 ununterbrochen in dem Verlag der Familie Ncußcr und hat während dieser lange» Zeit stets eine patriotische, nationale und gemäßigt liberale Politik verfolgt. Man kann sich denken, mit welchen Schwierigkeiten dies oft in einer so überwiegend katholischen Gegend des Rbeinlandcö verbunden war. In einem AbsckiedS- wort a» ihre Leser darf die „Bonner Zeitung" mit Reckt die An erkennung bcanspruchcn, „daß Alles und Jedes, was sic gcthan und gelassen hat, aus dem Grunde einer ehrlichen und ausricktiacn Ueberzcugung gewachsen war,daß cü ibrstcligeS Bestreben gewesen ist, die Person von der Sache zu trennen nnd immerdar im Kampfe der TagcSiiicinniigcn Dasjenige z» betonen und hoch zu halten, was alle Parteien, alle Meinungen, alle Bekenntnisse stets einigen muß und einigen wird: die Liebe zuin gcmcinsameii denlschcn Vaterlante, die Trcnc zu dem glorreichen Herrscher- Hause der Hohcnzollern." lieber die Ursache», aus denen das Blatt sich nicht länger ballen konnte, inackt der Verleger folgende Bemerkung: ,,Die »euere geschäftliche Entwickelung des ZcilungSwesenS in Deutschland hat cS leider dahin gebracht, daß die selbstständig rcdigirten politische» Provinzial- blällcr, wie die „Bonner Zeitung" bisher ein solckeö war, eins »ach dein andern verschwinden und den billige» Anzeigen blättern Platz machen müssen. Ob die Erscheinung zn den erfreulichen unserer Zeit gehört, wollen wir hier uncrörterl lassen. Der Verleger einer Zeitung hat aber mit dieser Thalsache zu rechnen." Diese Bemerkung trifft allerdings eine sehr ernste Erscheinung in der Entwickelung der deutsche» politischen Presse. ^ Die „Germania" findet heute nachdem vor wenigen ^nCr.-Litaeuossenschastcn „ach dem >en zu ihrer großen Freude die Ultramontanen de» Verbände gehöre» im Gan;c>l855Gei cialdemokraten die Bahn in die badische Kammer „ischcn Gcnosscnschaftcn (83). Es sind -ragen So geöffnet haben, bereits wieder in einer Betrachtung über das Erlöschen deS SocialistcngcsetzeS den Mulb zu folgender Be merkung: „Den aus dem Boden der bestehenden bürgerlichen und staatlichen Ordnung fußenden Parteien sind nunmehr doppelt sckwerc Pflichten erwachsen. Tie EciitrumSparlei darf von sick sagen, diese vollauf erkannt zu habe». Möge jeder Katholik Mitwirken an der Beschwörung der Gefahren, welche Kirche, Staat und Gesellschaft seitens der Social demokratie drohen!" Eine herrlicke Mitwirkung! * AuS der „Köln. Zig." ist eine Notiz über den von der deutschen lantwirtbschastlichcn Gesellschaft auSgcarbeitelen Entwurf für ein Rcichs-Wasserrcchl in die Presse in einer Form übergcgangen, als handle cS sich dabei um eincn von den zuständigen RcichSorgancn hcrrührcndcn Entwurf. Dies ist aber nicht entfernt der Fall. Wie daS Wasscr- reckt bei dem Entwurf deS bürgerliche» Gesetzbuches außer Betracht geblieben ist, so sprechen auch gewichtige Gründe rechtlicher und praktischer Natur gegen die Inangriffnahme eines solchen gesetzgeberischen Unternehmens seitens deS Reicks. Die Zuständigkeit deS Reicks erstreckt sich nach Artikel 4 der Reichsverfassung nur auf das Privat- wafferreckt. Der öffcntlichrechtliche Tbeil des WafferrechteS entzieht sich daher zur Zeit der gesetzgeberischen Eompctenz deS Reichs und cS würde einer Verfassungsänderung bedürfen, um eine reichSacsetzliche Regelung der Materie zu ermöglichen. DaS öffentliche und private Wasserrecht jtehc» aber in so untrennbarem Zusammenhänge, daß sie nicht füglich gesetzgeberisch getrennt werden können und daher schon auS diesem Grunde von der Ausnahme deS Wasserrechtes in daS bürgerliche Gesetzbuch abrusehcn war. Einer Erweiterung der Eompctenz deS Reiches stehen an sich OpportunitätSt'edcnkcn erheblicher Natur entgegen ; sie werden wesentlich verstärkt, da es sich um ein Gebiet handelt, auf welchem erfahrungsgemäß die Bundesstaaten von einer Beschränkung ihrer Souveränetät empsindlich berührt werden würden. Eö ist daher die Ordnung deS Wasier- rcchtes der LandeSgesetzgediing überlassen worben. Für Elsaß - Lothringen «st bekanntlich neuerdings schon ei» Gesetz über Wafferschutz und Waffergebrauch erlassen worden, wclckcS sich wcscnGck ans das Gebiet deS öffent lichen Rechts beschränkt, weil taö private Wasscrreckt durch den (olle in einer Weise gecrdnct ist, wclcke dessen Reform ungleich weniger dringlich erjcheincn ließ als die deS gerade im Reickslande sebr wenig den Bedürfnissen der Zeit ent sprechenden öffentlicken WafferrechteS In Preußen wird ferner gleichfalls ein cinbeitlickcS Wasserrecht vorbereitet, wclckcS aber d>e ganze Materie, so weit sie nicht besser localer oder provinzieller Ordnung zu überlassen ist, so wohl nach der privat- als nach der öffentlich rcchllicken Seite umfassen soll. ES liegt i» der Natur der Sacke, daß die Durchführung einer gesetzgeberischen Aufgabe von der Schwierigkeit und dem Umfange eines einheitlichen Wasser- rcckteS sür einen Staat von großer Verschiedenheit der recht lichen und thatsächlichen Verhältnisse, wie Preußen, nicht in kurzer Zeit gelöst werden kann, sondern daß c« dazu ge raumer Zeit bedürfen wird, wenn anders eine wirklich be friedigende Lösung erfolgen soll. Daß bei diesen Vorarbeiten Arbeiten wie der ersterwähnte Entwurf eine ihrer Bedeutung entsprechende Würdigung und Beachtung finden, darf als sicher angenommen werden. * Die Frage, in welchem Umfange Communalvcr- bände verpflichtet sind, Mililair-Anwärter in ihre Dienste einzustellc», ist in Preußen nickt allein zweiselbast, sondern, insoweit überhaupt feste Bestimmungen bestehen, sind sic nicht gleichartig sür die verschiedenen Arte» von Ge meinden und Communalverbänken. Es liegt in der Absicht, im Wege der Gesetzgebung die Verschiedenheiten der Gemeinden und Communalverbände bei der Anstellung von Militair- anwärlern einheitlich und in der Art zu regeln, daß in gletcher Weise den Bedürfnissen der Heeresverwaltung wie der Gemeindeverwaltung entsprochen werden kann. Unter den Vorlagen, welche für die nächste Landtagssession zn er warten sink, dürste sich ein aus die hier erwähnte Frage be züglicher Gesetzentwurf befinden. * Die Generalversammlung deS evangelischen Bun des beschloß im Fortgang der Bcrathnngcn eine Resolution, welche sich gegen die Wicdcrzulassung der Redem ptoristen ausspricht. Ferner wurde der ReicbSregicrung der Dank der Versammlung für ihre Bemühungen um wirksame Bekämpfung der Trunksucht ausgesprochen. * Hat ein zum Besuch der militairischcn Control versammlungen verpflichteter Lehrer, dem von seinem Vorgesehen der Urlaub dazu verweigert wirb, dem Ewil- oder militairischcn Vorgesetzten zu gehorchen? Diese Frage ist kürzlich in Mecklenburg zum Austrag gebracht worben. Einem Landlehrer versagte der Schulinspcctor den sür den genannten Zweck nachgesuchten Urlaub. Der Lehrer fragte m Folge dessen beim BczirkScommando an, wie er sich im Wiederholungsfälle zu verhalten babc. Darauf crtheiltc daS BczirkScommando folgende Antwort: „Sobald Ihnen der Termin der Comrolversammlung bekannt wird, haben Sie solches rechtzeitig Ihrem Civil-Vorgesetzte» an- znzcigcn, damit erforderlichenfalls noch ein BesrciungSgcsuch von der Controlversammlung hierher eingcrcicht werden kann und auch, damit Vorkommnisse, wie in Hhrcm Schreiben ge schildert, vermieden werden. Ist dies jedoch wegen der Kürze der Zeit oder auS sonstigen Gründen nicht möglich, so haben Sie der Anweisung zur Abhaltung der Schule Folge zu leisten. Ihr Fehlen bei der Comrolversammlung würde dann Ihrer Vorgesetzten Behörde zur Last gelegt werte», und würde das BczirkScommando gegen letztere höheren OrtS Beschwerde führen." * Der Jahresbericht der deutschen Genossen schaften für 18!)0 erhebt, daß am 3l. Mai 1801 7«i08 Genossenschaften bekannt waren gegen 0777 am.3l.Mai 1800. Davon gehörten zu dem von Schulze-Delitzsch begründeten Verbände, dessen Anwalt jetzt Herr Scheint ist, 1122 Gc- Gcnossensckaslen und 25 Aclicn- und Eommandit Gesell schaften. Ter Jahresbericht giebt auch eine Liste der Genossen schaften dcö allgemeinen Verbautes der landwirlhschasllichcn Genossenschaften ^N55 Genossenschaften), der lantwirtbschast- ach dem Sustem Raiffeisen ^diesem 855 Genossenschaften an), der pol nischen Genossenschaften (80). Es sind unter den 7608 bekannten Gcnoffciischaslcn 30lo Ercdilgenosscnschasle», 08t Eonsum vereine, 50 Baugenossenschaflcn und 2664 Genossenschaften in einzelnen Gcwcrbszwcigen. Die letzteren gliedern sich in die Rohslofsgenossenschaften sür Landwirthschafl und für Ge werbe, die Werkgcnossenschaftcn, die Magazingcnosscnschaslcn und die Produclivgenossenschaften. Tic neue Form der Genossenschaft mit beschränkler Haftbarkeit kommt rasch in Ausnahme: eS waren als solche bekannt 203 Ercdil geiioffenschaslen gegen 75 im Vorjahr, 265 Eonsumvercinc gegen 58 im Vorjahr, 2 t Baugenossenschaften geacn 7 im Vorjahr; die Zahl der Genossenschaften mit beschränkter Haftpflicht hat binnen Jahresfrist sich von l8l auf 638 er höbt. Auch die von den vermeintlichen Generalpächlern deS Verständnisses des GcnoffenschaflSwcsenS für todlgeborcn er klärte Form der Genossenschaften mil „unbeschränkter Nach schußpflicht" (behufs Beseitigung deS sür die Mitglieder gefährlichen „Einzelangriffs") gewinnt Anhänger: die Zahl dieser neuen Genossenschaften ist von I t aus 30 gestiegen. Der Versuch des Herrn von Broich, ein besonderes „social- politischcS" Genossenschaftswesen in der Art zu schassen, daß der Bau von oben anstatt von unten beginnen sollte, ist ohne Erfolg geblieben. * Ucber die letzthin gemeldete Blutthat in Buer bei dem Stiftungsfeste des dortigen Krieger- und Landwehr- Vereins, welcher zwei Personen zum Opfer fielen, erwähnt der „RcichSanzciger" einen Bericht aus der in Buer erscheinenden „BolkSzcctung", nach dem die Frcvelthäter Socialdemokraten waren, die schon bei den» Festzuge der Krieger durch ihre rothen Schlipse und ihr Verhalten aus gefallen waren. Sie hätten sich NachtS auf die Lauer gelegt und wären über die heim kehrende» Krieger mit schars ge schliffenen Dolchen und langen Messern hergefallcn, ein Blutbad anricktcnd, daS aller Beschreibung spotte. — Zu diese» Mittheilungen wird in einer Zuschrift deS „ReichSanzcigcrS" auS Buer bemerkt: Leider entspricht jener Bericht der „Buerer VolkSzeitung" in den Haupl- rügen der Wahrheit. Der Haß gegen de» Kriegervcrein stammt daher, daß er unter seinen Mitgliedern eine Reihe patriotisch gesinnter Bergleute zählt, die sich dein social- dcmolratischcn Allgemeinen Bergarbcitervcrbande scrnhalten. Aus dem Heimwege von dem Feste war ein KricgervcrcinS- mitglied in ein von Socialdrmokralen besuchtes Local ein getreten und hatte dort in angetrunkenem Zustande abfällige Bemerkungen über die Socialdcmokratic gemacht. Man warf ihn dafür unter Mißhandlungen hinaus. Zwei Social- demokraKn folgten ihm auf dem weiteren Wege, brachten ihm Hui und Rock nach und schlossen sich dann, nachdem die inzwischen hinzugekommenen vier KricgcrvereinSmitgliedcr den Angetrunkenen in ihre Mitte genommen hatten, einem Trupp von fünf Gcnosien an. Die fünf KricgervcrcinSmitgtieder, die sich »och nach einer Wirthschaft begebe» wollten, wurden daraus an einer besonders dunkeln Stelle von den sieben Socialdcmokratcn überfallen und in einer jeder Beschreibung spottenden Weise mit Dolchen und langen Messern zugcrichtc». Die Köpfe der aus dem Platze gebliebenen beiden Leichen waren durch Sticke und Schnitte bis zur Unkenntlichkeit ent stellt Die Berbafteten sind sämmtlich Social demo kratcn. Wie weiter gemeldet wird, haben anläßlich der Mordaffaire in den letzten Tagen verschiedene Bürger der Gemeinde Buer anonyme Briete erhalten, in denen ge droht wurde, eS sollte ihnen sür ihre aufgeregte Haltung, die sie bei dem Transport der Mordgcsellcn bewiesen ballen, demnächst beimgezahlt werden. Die Briefe sind der Polizei übergeben worben. * Aus Trier wird berichtet: Tie Gesuche um Ver längerung der Ausstellung des heiligen Rockes sind vergeblich. Die Ausstellung schließt bestimmt am nächsten Sonntag. * Rach der im vorige« Herbst in Weimar beschlossenen Organisation der Natioualliberaleo Lhüriagco« soll alljährlich i»> October ei» Parteitag abgehalten werben. Der diesjährige Parteitag wird am 18. October in Eisenach statlfinde», dem am 17. eine Vorversammlung und am 18. Vormittags eine Sitzung deS LandcSauSschuffeS vorauSgehen soll. Als Redner, bezw. Theiluchuier werden verschiedene Parlamentarier anwesend sei», so der RcichStagöabgevrdncte Pieschel, Professor Gg. Meyer, Osann, vr. HanS Blum u. A. * Aus München kommt die Trauerkunde, daß der Be gründer der Brauerei zum Spaten, Eonimerzienrath Sedl mayr, in Feldafing gestorben ist. Der EiNschlascnc war ein treues Milglied der iiationaUibcraleii Partei und vertrat als solches mehrere Jahre lang den Wahlkreis München 1 im Reichstag. * In der ersten Sitzung der bayrischen Abgeordneten kammer legte, wie gestern kurz erwähnt, der Finanzminister Riedel de» Budgetentwurs pro 1802 03 vor. Hiernach balancirt der Etat mil 300 863 337 mithin ei» Pt»S gegen da« vorige Iabr von 20 437 605.4! Die Ucbcrschüsse der letzte» nennzcbnlen Finanzperiodc betragen 68 463 78S -F, welche durch »nvorhergejebciic Verhältnisse, insbesondere durch den gesteigerten Verkehr, cinlralcn. Der Ueber- schuß deS EiseiibaknctalS allein beträgt 22 700 «MO -<k, die Gebübren 13 ooo ooo .4", Zölle und indirekte Steuern 12 7m> oo«) .4! Eine Heranziebung der birccten Steuerzahler zur Bildung der Ueberschüsse sand nicht statt. Aber auch die Slaaioausgabeii sind stetig gestiegen. Die größten Mehr ausgabe» weist der Etat sür Reickszwccke im Betrage von 12 200 000 -4t auf, gegen daS Vorjahr ei» Plus von 5 Millionen, bas Eulllisbudget 527 ooo -4t, baö Ministerium der Justiz 388 000 -/!. das deS Inner» 126 000 -4t u. s. w. Eine Erböhung der direkte» Steuern ist nicht erforderlich. Die Regierung bedauert, die Forderung, betreffend die Ausbesserung der Bcamtcugcbältcr, nicht heute schon an den Landtag bringe» z» lvunen, allein mit Rücksicht aus die sinaiiziclle Lage konnte die Einbringmig einer Vortage ohne vorheriges Einvernehmen mit der Kammer nicht rälhlich erscheinen. Bei Geneigtheit diele die Regierung freudig die Hand zur Durchführung entsprechender Maßnahmen Von den Ucbcrschiiffen schlägt der Minister vor etwa 43 Millionen bereit« bewilligter Eiseiibahncrcdite daraus zu decken, was eine Art Schuldentilgung sei. Ferner sotten 5O10 565 .4! für Errichtung »euer Post und Tclegraphcngcbäudc und Aussührung von Tetepbonleiluiigcn verwendet werden; neue Justiz- und Enltusbantcii solle» ansgesührt und ein ReservcsondS von 7oo o»o./4 zum Gruudslücksaukaus sür die Eisenbahiiverwallung angelegt werten. Der Minister gab schließlich der Bitte Ausdruck, die Vorlage mit Objektivität und Opserwitligkeit zu prüft». — Eingcgangcn sind bis jetzt zwei Gesetzentwürfe, betreffend die Anlage von Doppelgleisen und die Vermclnniig des Fahrmalcrials >uid betreffend den Umbau der Bahnhöfe Ncuniarlt und Marffchorgast. * lieber den gegenwärtigen Stand dcrHau delsvcrtraaS- verhandluiigen in München verlautet aus ossiciosen italienischen Kreisen, das; walirschcinlich der bereit« bestehende Vertrag mit Oesterreich einschließlich einiger kleinen Ver- güiistigungeil sür Italien erneuert werden wird Mit Dculschtanv bestehen »och Schwierigkeiten üt>er den Weinzoll, sür welchen die italienische Regierung bescheidene Forderungen gestellt hat, von denen sie hofft, daß sie zur Annahme gelangen werden. * Die „K. V-Z." meldet auS Metz: Die a»S Frankreich kommende» Eisenbahnzügc sind mit Reisenden überfüllt. An den Grenzstationen ist von beute ab jede Eontrole der Reisenden eingestellt. Die meiste» Ankömmlinge sind seit der Einführung des PaßzwangcS nicht mehr in den NeichSlandr» gewesen. * * » * In Paris soll telegraphischer Meldung zufolge die Nachricht von dem Selbstmerd de« Generals Boulanger nur geringen Eindruck gemacht haben. ES ist dies sehr glaubbaft, denn der ehemalige KricgSmittistcr der Revanche war längst ein tvdtcr Mann. Daß er sich aus dem Grave seiner Geliebten gctöttct, kann als der passende melodrama tische Abschluß eines Lebens gelten, das weuiAstciiS in seiner letzten Periode viel mehr vom Komodicn- helden als voui Ebrgeizigcn großen StylS an sich trug. Von der Partei, die sich ebedem nach seinem Namen nannte, sind noch einige kleine Trümmer übrig. Sie bezeichnen sich als „Revisionisten". Die gunz inhaltsleere Forderung einer VerfassungSdiirchsicht bilder ihr ostensible« Programm. In Wirklichkeit sind cs Radaubrüder gemeinste» Schlages, die eben jede Gelegenheit — so kürzlich die „Lvhen- qrin' -Aufsübruiig — benutzen, um durch Scandalmachen eine Art Bedeutung zu gewinnen. * In seinem politischcn Testament drückt Boulanger den Wunsch aus, dasselbe solle nach seinem Tode veröffent licht werden. „Ich werde mich morgen tödten", heißt cS in demselben, „nicht weil ich an der Zukunft verzweifle, sondern weil ich nicht das furchtbare Unglück ertragen kau», welche« mich vor zwei Monaten betroffen hat. Ich habe zu kämpsen versucht, aber ich bin unterlegen. Meine Anhänger werden mir nicht zürnen, weil ich vom Leben scheide in Folge eines Schmerze«, der mir alle Arbeit unmöglich macht." Boulanger fordert seine Anhänger auf, den Kampf gegen Diejenigen fortzusctzcn, welche ihn gegen Recht und Gesetz fern vom Valcrlandc i» de» Tod trieben. Er habe sich nie etwas vorzuwerscu gehabt. „Die Geschichte wird nicht streng zu Werke gehe» gegen mich, sondern gegen Diejenigen, welche mich verbannt und versucht haben, einen loyalen Soldaten durch ei» migeheuerlicheS politisches Urthril zu brandmarken." Mcbrcre Male habe er sich als Gefangener stellen wollen, wenn man ihn durch die gewöhnlichen ordent lichen Gerichte aburtbeilc» lasse» wolle, mau habe daS ihm indcß stets verweigert. Er bedauere, daß er nicht aus dem Schlachtseltc habe sterben können. „Im Augenblicke, wo ich in da« Nicht« zurückkebre, wird mein Vaterland mir wohl gestatte», auSzurusen: Es lebe Frankreich, eS lebe die Republik." * In einem zurückzelaffcncn Schreiben erklärt Boulanger, er habe sich über den Tod seiner Geliebten, der Frau von Bonncmain, nicht trösten können. Lange habe er gezögert, bevor er die TodcSwaffe ergriff, in der Hoffnung, daß die Zeit seinen Schmerz lindern werde. Da letztere« nicht der Fall war, müsse er au» dem Lebe» scheiden. Mehrfach wird
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