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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189110117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18911011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18911011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-11
- Monat1891-10
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1891
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Abend-AuSgabe: die Kgespaltene Petitzeile 40/^.Reklamen unter dem RedactiouSstrich l4 gespalten) 1 -ckl, Familieunachrichten und Anzeigen verlorener Gegenständ« <6gespalten) 20 -L- Größere Schriften laut unserem PrriS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesörderunA >« 60—, mit Postdesörderung 70-—. Äanahmeschluß für Inserate:' Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabr: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stund« früher. Inserate siad stets an die Erpedttto« zu richten. ^?3l8. Sonntag den 11. Oktober 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sihung der Stadtverordneten Mittwoch, den 14. Oktober 1801, Abend- -V, Uhr, im Sitzungssaale am Naschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht des Vcrsassungs- und Finanzausschusses über Ver gleiche wegen der zu erhebenden Ansprüche in Folge Ein führung des Schlachtzwanges in den am 1. Januar d. IS. neu angeschlossenen Vororten. H. Bericht des Finanzausschusses über: ». die Rechnung über Einnahme und Ausgabe bei der Genieindecasse zu Volkmars- dorf auf das Jahr 1889; b. die Rechnung über Einnahme und Ausgabe bei der Sparkasse zu Leipzig-Gohlis im Jahre 1890; o. Nachverwilligung für den Schulneubau in Leipzig. Schleußig und für Heizungsanlagen in der alten Schule zu Leipzig-Kleinzschocher. HI. Bericht des Bauansschusses über: n. Erhöhung der Pos. 44 in „Ordentlich" im diesjährigen Budget des Nicolaighmna- siums; b. Erhöhung der Pos 35 d „Polizcigebäude (neues)" in Conto 31 des diesjährigen HauShaltplancs; o. theilweisen Erlaß der von 3 Schlossern beim Markthallenbau verwirkten Conventionalstrascn; <1. sieben Abrechnungen über verschiedene auSgeführte Wasserleitungsanlagen. IV. Bericht des Bau- und Finanzausschusses über bauliche Um änderung von Räumen des Polizeigefängnisses und Beschaffung von Jalousien für 42 Fenster des Polizcigebäudes. V. Bericht des Bau-, Oekonomie-, Finanz, und Stiftung-- ausschusses über das Abkommen mit dem apostolischen Vikariate im Königreiche Sachsen zu Dresden wegen Areal überlassung an dasselbe. VI. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über n. regulativmäßigc Entschädigung des von dem Grundstücke der Frau verw. Dietzschold an der Hohen Straße in Leipzig- Lindenau zur Straße abzutretenden Areales; b. Ankauf Le an der Reitzcnhainer Straße in Leipzig-Thonberg unter Nr. 132 und 134 gelegenen HauSgrundstücks; e. Ankauf des am Königsplatz Nr. 11 gelegenen, „Ruppert- Hos" genannten HauS- und Gartengrundstücks. Lekannlmachung. Nach dem Einkommensteuer-Gesetze vom 2. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführungs-Verordnung vom 11. Oktober desselben Jahres werden aus Anlatz der Aufstellung des Einkommensteuer- Katasters für da» Jahr 1692 die Hausbesitzer oder deren Stell- xrtreter hiermit anfgefordert: die ihnen bchnndigten Hauslistensormulare nach Matz gabe der darauf abgrdrucktc» Vtstiinmnngcn auSzu- süllen und binnen 8 Tage» vom Stichtage, den 12. Oktober, ab gerechnet nnd spätestens bis 2«. Oktober Abends 6 Uhr, bei Vermeidung.einer Geldstrafe bis zu 50 Mark, entweder persönlich oder durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu rrtheilen vermöge», an den auf den Hausltstenformularcn angegebenen Steuerstellen ab- zugebcn. Wir bemerken hierbei, datz das König!. Finanz- Ministerium nach der ttzrneralverordnung vom 25. Jnni 1888 bestimmt hat, datz zur Vermeidung doppelter Ausführung von vewohncrn, sowie der Weglassung von Personen, welche nach de» be stehenden Vorschriften in die HanSltften aufzu nehmen sind, die Ausfüllung der Hauslisten »»» «»nr«» L<»ii«I« nachdemStandewioaL«. >l»«r z« aeschehcn hat. Es können deshalb Hausliften dem 12. Oktober unter keinen Umständen angenom men werden. Ferner ist in obenerwähnter «eneralverord- nung den Gemeindebehörden znr besonderen Pflicht gemacht, auf der Einreichung derHauS- listen innerhalb der hierfür geordneten Frist zu bestehen nnd Fristüberschreitungen nach 8. 71 des Einkommensteuer-Gesetzes mit Geldstrafe un- nachsichtlich zn ahnden Im Uebriacn wird auf 8- 35 des angezogenen Gesetzes, wonach sowohl der Besitzer eines HauSgrnndstnck» für die Steucr- bcträge, welche in Folge von ihm verschuldeter, »»richtiger oder unvollständiger Angaben dem Staate entgehen, haftet, wie auch jedes Familienhaupt für die richtige Angabe allrr zu seinem Hausstände gehörigen, ein eigenes Einkommen habenden Personen, rinschlietzlich der Astermiethrr und Schlafstellcnmirther, verantwortlich ist, sowie darauf besonders hingewiesen, daß die auf der letzten Seite der HauSlisleni'orniularc befindliche Bescheinigung von dein Hausbesitzer, bezw. dessen Stell vertreter untrrschristlich zu vollziehen ist. Wenn Hausbesitzer oder deren Stellvertreter Hauslistenformnlare nicht oder nur in un zureichender Zahl erhalten haben, können dergleichen an den bctr. Steuerstellen in Empfang genommen werden. Leipzig, am 5. Oktober 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Koch. Bekanntmachung. Im früheren Rathhanügrnndstück in Leipzig-Plagwitz ist eine im III. Obcrgcschotz »ach der Kurzen Strotze heraus gelegene, aus 0 Zimmern und lonsligem Zubehör bestehende Wohnung von jetzt oder von einem spateren Zeitpunkt an gegen einhalb jährige Kündigung anderweit zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem hiesigen Rathhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, am 7. Oktober 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. I». 3689. vr. Georgi. Krumbiegel Ei» Geldbetrag von 20 Mark wurde während vorjähriger Michaelismesse in einer hiesigen Woh nung von einer unbekannten Handelssrau liegen gelassen, was zur Ermittelung derselben hierdurch bekannt gemacht wird. Leipzig, den 7. Oktober 1891. Tas Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Offene provisorische Lehrerstellen. An den hiesigen städtischen Volksschulen ist zu Ostern 1892 eine Anzahl provisorischer Lehrerstrllen zu besetzen Der Gehalt ein schließlich Wohnungsentschädigung beträgt 1350 » jährlich. Bewerber, weicht die Wahtfähigkeitsprüsung bestanden haben oder im Laus« dieses Jahre» noch zu bestehen gedenken, wollen ihre Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bi« End« dieses Monat» bei un» einreichen. Leipzig, am 9. Oktober 1891. Ter Schulausschutz der Stadt Leipzig. Walter. Lehoert. Lekannlmachung. Nachstehende sub G ausgesuhrte Bestimmungen, die Abänderung des letzten Absatzes in 8. 32 der Ordnung für die Benutzung des Wasserwerkes der Stadt Leipzig vom 20. Juni 1890 betreffend, werden hiermit in Erinnerung gebracht. Leipzig, den 5. Oktober 1891. Der Rath Ser Stadt Leipzig. Io 5262. vr Georgi. Cichorius. G Wenn eine in sich geschlossene selbstständige Mietwohnung aus die Dauer mindestens eines vollen, mit dem 1. Januar, 1. April, 1. Juli oder 1. Oktober beginnenden Kalendervierteljahres ununter brochen unvermietet und zugleich unbenutzt geblieben ist, so wird ein entsprechender Erlaß an dem für das Grundstück veranlagten Mindeslbetrage gewährt. Zur Erlangung desselben ist bei Verlust der Vergünstigung inner halb der ersten acht Tage des Kalendervierteljahres, in welchem die Voraussetzung etntritt, unter genauer Bezeichnung der Wohnung schriftliche Anzeige an die Wasselwerksverwaltung einzureichen. Die Meldung gilt nur für das Kalendervierteljahr, an -essen Anfang sie erfolgt ist, und ist in den erste» acht Tagen jedes Kalenderviertel- jahres zu wiederholen, so oft die Vergünstigung Platz greifen soll. Bei leerstehenden und unbenutzten abgeschlossenen Mieth- Wohnungen in neuerbauten oder neuangeschlofienen Häusern erfolgt die Befreiung von dem Zeitpunkte ab, von welchem der tarifmäßige Beitrag einzutreten hat, wenn die bezügliche Anzeige sofort gemacht wird. Dieselbe ist nach den vorstehenden Bestimmungen ebenfalls zu wiederholen. Bon der Wasserwerksverwaltung wird dem Hausbesitzer eine Be- scheinigung über den Beginn der Frist, für welche eine Rückgewähr stattfinden kann, ausgehändigt. Die in jedem Kalenderhalbjahre für leerstehende Wohnungen aufgelaufenen Erstattungsbeträge werden an der Mindestbctrag- rechnung für das folgende Halbjahr gutgeschrieben. Bei neuerbauten oder neuangeschlofienen Häusern, für welche die vorbedachte Anzeige sofort gemacht worden ist, wird der Mindestbetrag erst vom Beginne der Benutzung an erhoben. Wird eine abgemeldete Wohnung im Lause de» Kalenderviertel- jahrcs vermiethet oder benutzt, so ist der Wasserwerks-Verwaltung sofort Anzeige zu machen. Wer dies unterläßt, kann für die Znkunft von der Vergünstigung der Rückgewähr «m-geschtvssen welide«. Die vorstehenden Bestimmungen finden Anwendung ans die Zeit vom 1. Juli 1891 an, die achttägige Anmeldungsfrist läuft für die seit diesem Zeitpunkte leerstehenden Wohnungen vom Erlasse dieser Bekanntmachung an. Leipzig, den 16. Juli 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Tie Stadtverordneten. vr. Tröndlin. vr. Schill. Cichorius. Äuf M Landtagswahl! Der Tag der Landtag-Wahl — 13. Oktober — rückt immer näher heran. Da erscheint es nicht nur selbst verständlich, sondern als eine dringende Pflicht, die Anbänger der treu zu König und Vaterland stehenden Ordnungsparteien nochmals auf die Wichtigkeit der Wahl hinzuweisen und sie dringend auszufordcrn, doch ja am Wahltag ibre Staats- bürgerpslicht zu erfüllen, indem sie an dem fraglichen Tage nicht nur selber zur Wahl schreiten, sondern auch Freunde und Gesinnungsgenossen veranlassen, ein Gleiches zu thun. Wir müssen unS mehr und mehr aus den Standpunct stellen, daß auch eine Landtagsergänzungswahl, wenn eS sich dabei auch immer nur um einen Theil der LandtagSwahl- bczirke und nicht, wie bei Reichstagswahlen, gleichzeitig um die Gesammtheit derselben handelt, doch immer Sache des ganzen Landes ist und ihr Ausfall über das Wohl und Wehe des ganzen Landes mit entscheidet. Die Socialdemokraten, die ja in Sachsen auch bei den Landtagswahlen so recht unser eigentlicher und beinahe unser einziger Feind sind, ver danke» dem Zusammenwirken aller ihrer Kräfte zum großen Theil ihre Erfolge. Es scheint, als ob in den Kreisen unserer Gesinnungs genossen und Freunde, wenigsten- theilweise, noch die Meinung verbreitet wäre, als seien die Landtagswahlen gar nicht so wichtig, als wie sie e« in Wahrheit sind. „Dir Regierung", so denken Manche, „wird es schon machen: sie wird schon da- für sorgen, daß Alles seinen guten Gang geht, daß nament lich die paar socialdemokratischen Schreier in der Kammer keinen Schaden anrichten können. Wir haben zu ihr in dieser Beziehung das größte Vertrauen." In der That ver dient denn auch unsere Regierung das größte Vertrauen aller Wähler. Wer jemals in der Lage gewesen ist, »die Maßnahmen unserer Regierung zum Wohle des Landes, die Leitung der Finanzen unseres Staates und die ge- sammte Verwaltung desselben näher kennen zu lernen oder gar an verantwortungsvoller Stelle als Mitglied einer der^ beiden Kammern des Landtag» mitzuprüfen, der wird sich überzeugt haben, mit welcher Umsicht und Gewissenhaftig keit, mit welcher Ehrlichkeit und Treue auch im Kleinsten hier Jeder seines Amtes waltet, wie unsere Regierung das ihr entgcgcngebrachte Vertrauen in der Tbat verdient; wir dürfen auch überzeugt sein, daß sie, wenn dies jemals nothwendig werden sollte, auch die nötbige Energie entwickeln würde, um allenfalls auch mit den Socialdemokraten in der Kammer, wenn diese noch zahlreicher werden sollten, fertig zu werden. Jndrß dürfen wir es denn dahin kommen lasten und sind wir eben denn nicht verpflichtet, nachdem unS durch die Verfassung ein so freies Wahlrecht, wie wir rS zum Landtag in Sachsen baben, gegeben und unfern Vertretern die weitest gehende Mitwirkung in Bezug auf die Gestaltung der Der- bältniffe deS Landes, der Gesetzgebung und Verwaltung ein- geräumt und zugesichert ist, nun auch dafür zu sorgen, daß die rechten Vertreter in den Landtag entsendet werden und nicht solche, die die Arbeiten deS Landtags nur hemmen und hindern, der Regierung Schwierigkeiten ohne Noth und dem Lande Schaden verursachen? Wahrlich, das ist ein recht philiströser Standpunct, wenn mau selbst die Hände in den Schooß legen und der Regierung Alles überlasten wollte. Es könnten daraus leicht ernste Gefahren entstehen. Die Socialdemokraten haben schon jetzt 8 Sitze in der Kammer inne, in 26 von den 30 erledigten Wahlkreisen haben sie Candidaten aufgestellt. Daß sie wenigstens in einigen derselben Aussichten haben, den Sieg zu erringen, wenigstens dann zu erringen, wenn die gutgesinnten Wähler nicht ganz und voll ihre Schuldigkeit thun, daS kann gar nicht bezweifelt werden; daß aber jeder Socialdemokrat mehr im Landtag den Gang der Verhandlungen nur stört und verlangsamt, dieselben schwieriger und unfruchtbarer macht, daö wissen Diejenigen, welche daS Treiben derselben im Landtag schon bisher genauer baben verfolgen können. Die Socialdemokratcn haben ja auch ihr Programm veröffentlicht, wir wissen, waS uns ihre Thätigkeit im Landtag eventuell bringen wird, neue VerfassungSkämpsc, wie wir sie im „tollen Jahre" schon einmal erlebt haben, und als nothwendige Folge der von ihnen beantragten Aufhebung deS Schulgelds u. s. w. neue und höhere Steuern, Steuern, die natürlich nicht die Social- demokraten zahlen, sondern der mehr seßhafte Theil der Be völkerung, der selbstständige Gewerbetreibende, der Kaufmann, der Fabrikant und der Bauer natürlich und Jeder, der nur irgendwie als Beamter, Lehrer u. s. w. sein Einkommen hat; daß aber gerade diese BevölkerungSclassen zur Einkommen steuer verhältnißmäßig schon jetzt am meisten beitragen, daS wissen wir doch wohl Alle. ES ist also an der Zeit, daß jeder Wähler, der dem Vaterland den Frieden und eine zwar stetige, aber auch ruhige Fortentwickelung sichern und darin mit der Regierung, der er vertraut, Hand in Hand gehen will, auch selber seine Schuldigkeit thut, indem er die Gegner bekämpft und seine Stimme nur für den Candidaten abgiebt, der diese seine Gesinnung zum Ausdruck bringt. Er muß also in unserem 1. städtischen Wahlkreise dem Candidaten der OrdnungS- partcien, Herrn Stadtrath a. D. Bassenge, und im 23. ländlichen Wahlkreis (Leipzig-Land) dem Candidaten der Ordnungsparteien, Herrn Gutsbesitzer Mühlig, seine Stimme geben. Jede Stimme zählt und jede Stimme entscheidet; von einer einzigen Stimme, die etwa abgegeben oder nicht ab gegeben ward, kann der Ausfall der Wahl abhängig sein, denn jeder reichstreue Wähler muß bedenken, daß zum Wahl kreise auch Bezirke gehören, in denen der socialistische Candidat die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt. Daher rufen wir allen Freunden und Gesinnungs genossen zu: Auf zur Wahl! Leipzig, 11. Oktober. * Wie der „Reichsanzeiger" schreibt, bringt ein Tele gramm des Gouverneurs von Soden aus Zanzibar von gestern die Meldung, daß Lieutenant Prince, welcher behufs Recognoscirung nach Kondoa marschirt war, von dort an die Küste zurückgekehrt und in Mpwapwa eingetroffen ist. * lieber alle Maßen warm ist Kaiser Wilhelm bei seinem kurzen Aufenthalt in Württemberg willkommen geheißen worden. So schreibt beispielsweise der „Schwäbische Merkur": Den deutschen Kaiser heißt das Schwabenland auch in diesen Tagen der Trauer in seiner Mitte herzlich willkommen. — König Karl von Württemberg, dessen sterb liche Hülle auf der Bahre liegt, bat im Lebe» das öffentliche Gepränge nicht geliebt, und so soll nach seinem Wunsche auch sein Lrichenbegängniß in einfachen Formen gehalten werden. Dafür wird dieser Feierlichkeit ungcsucht eine Auszeichnung zu Tbeil, wie sie schöner und erhebender nicht gedacht werden kann: der Besuch des Kaisers. Dem BundeS- sürstcii, „einem der Mitstifter des Deutschen Reichs", dem Mitgenossen Kaiser Äilhelm'S I., wie es in dem Beileidstelegramm des Kaisers an König Wilhelm heißt, will der Kaiser die letzte Ehre erweisen. DaS hat er sich nicht versagen wollen; denn auch in dieser Stunde soll es der Welt deutlich werden: BundcSfürsten und Kaiser gehören zu einander, treu halten sie zusammen im Leben und im Tod. — Durch alle Kundgebungen von höchster Seite, welche das Hinscheiden des Königs Karl veranlaßt hat, war der Grundton v:rnehmlich und hat laut widergeklungcn im Herzen der Bevölkerung: das Band, wodurch unter König Karl unser Land mit dem ganzen Deutschland verknüpft wurde, ist unzerreißlich; dir alten Zeiten des Harren- und Schweben«, des schweren Durchgangs sind vorbei — für immer. — So steht cS auch in der Ansprache des Königs Wilhelm an sein Volk geschrieben. Da wird die ^unerschütterliche Treue" des „Regenten eines deutschen Staats zu den Verträgen, die unser großes deutsches Vater land begründeten", feierlich betheuert. In jedem treuherzigen Schwabcnauge kann man die Zustimmung zu so schonen Worten lesen. — Alle diese Kundgebungen haben ein be sondere-Gewicht in dieser ernsten Zeit, anderen nicht von unS erhobenes Waffenllirrcn die Wendung in dem Dauktelegramm deS König- an den Kaiser erinnert: daß der König, „wie seit Jabren als Glied der preußischen Armee zu dieser", so „jetzt als deutscher Regent fest und treu zu Kaiser und Reich" stehen werde, und da« „aus tiefster Ueberzeugung".— Man soll daS nur hören draußen in der Welt, wo man noch als „Frage" behandeln möchte, wa« für unS, ohne Unterschied der Parteien, nach schweren Opfern, längst gelöst und entschieden ist. — Es zu schirmen und zu wahren reichen sich Kaiser und König m Augenblicken de« Leid« wie der Freud« di« treu« Bruderhaud. Und darum Heil dem Kaiser auch in diesen Stunden, wo Trauerfahnen und Grabgeläute ihn zu thcilnehmendem Be suche hierher gerufen haben! * Der „ReichSanz." schreibt: „Anläßlich der deutscherseits mit verschiedenen Staaten eingeleitetcn Handelsvertrags- Verhandlungen ist wiederholt darauf hingewiesen worden, daß von den betheiligten Regierungen über die Einzelheiten der Verhandlungen verabredungsgcmäß das strengste Stillschweigen beobachtet wird. Alle in der Presse bicr- über auftauchendcn Mittbeilungen entbehren deshalb jeder sicheren Grundlage, und ihr Inhalt legt eö nahe, daß sie sehr häufig nur den Zweck verfolgen, Widerlegungen von authentischer Seite zu provociren, um aus diesem Umwege der Wahrheit näher zu kommen. Es ist selbstverständlich, daß sich die Regierung durch derartige, vielfach geradezu aus der Lust gegriffene Nachrichten, wie sie nocb neuerdings, z. B. über die schwebenden Verhandlungen mit Belgien, auö aus ländischen Zeitungen in die deutsche Presse übergeaange» sind, nicht veranlaßt sehen kann, aus ihrer durch die Verhältnisse gebotenen Reserve herauszutreten." * Der Reichs-Commissar für die Welt- ZI uS st ellung in Chicago, Geheimer Regierungsrath Wermuth, welcher sich, wie bekannt, vor Kurzem »ach Amerika begeben, um die Interessen Deutschland« bei der Raumvcrtheilung und in sonstigen Beziehungen an Ort und Stelle rechtzeitig wabrzunehmen, befindet sich gegenwärtig bereits auf der Rückreise und dürfte etwa um den 20. d. M in Berlin wieder cintreffen. Wie man hört, ist der Vertreter der Reichsregierung sowohl hinsichtlick seiner Aufnahme in Chicago, als auch mit Bezug auf daS Ergebniß der Verhandlungen mit den dortigen maßgebenden Persönlichkeiten in hoben, Grade befriedigt. Unter diesen Umständen dürfte die Reise nickt ohne förderlichen Einfluß auf die Betheiligung Deutschlands an der Ausstellung bleiben; in Folge der Anknüpfung per sönlicher Beziehungen zu den Leitern deS Unternehmens wird es dem ReichS-Commiffar unschwer gelingen, den berechtigten Wünschen der deutschen Aussteller Geltung zu verschaffen, und aus Grund der an Ort und Stelle gesammelten Er fahrungen und gewonnenen Kenntniß der örtlichen Verhältnisse wird er in der Lage sein, den sich betheiligendcn Firmen mit seinem Rath zur Seite zu stehen. UebrizenS beabsichtigt Herr Wcrmuth, bald nach seiner Rückkehr eine Rundreise nach den wichtigsten Jndustricccntren deS Reiches anzutretcn, um die Wünsche der Aussteller im Einzelnen kennen zu lernen und an LcrHand des ihm zur Verfügung stehenden thatsächlichen Materials die etwa erforderlich werdenden Aufklärungen zu geben. Für die betheiligten Kreise dürfte cS ferner von Interesse sein, zu erfahren, daß der Leiter der Kunstadtheilung aus der Ausstellung, Professor JveS, sich in den letzten Tagen in Berlin ausgehalten hat, um mit den Organe» der Reichs regierung, sowie mit hervorragenden Vertretern der Kllnst zu verhandeln. Bei dieser Gelegenheit hob der Genannte besonders hervor, daß das zur Aufnahme der Erzeugnisse der Kunst bestimmte Gebäude gegenüber dem ursprünglichen Eni Wurfe eine wesentliche Erweiterung erfahren hat, so daß allen Raumansprüchen würde Rechnung getragen werden können. Zu den Kunstcrzeugniffen werden nach dem Programm auch Originalarbeitcn und Zeichnungen kunstgewerblicher Art ge rechnet. Die zur Aufnahme der Bilder und -Statuen be stimmten Räume erhalten durchweg reichliche Beleuchtung von oben. Die Gesammlansicht des inmitten von Garten- anlaaen gelegenen KunstauSstellungSgebäudeS verspricht sehr gefällig zu werden. * Die Officiere der in Kiel vor Anker liegenden russi schen Kriegsschiffe sind von dem Kieler Sec-Officier- corpS zu eineni GcsellschaftSabend im Ofsiciercasino ein geladen worden und haben die Einladung angenommen. * AuS Jena wird uns geschrieben: Der bisherige Verleger des hier erscheinenden freisinnigen „Jenaer VolkSblattcS" war vom Schöffengericht wegen Beleidigung deS früheren nationalliberalen Abgeordneten Geibel in Eisenach, begangen durch einen Zeitungsartikel, zu einer Geldstrafe von 100 vcrurtheilt worden. DaS Landgericht in Weimar hat jetzt die gegen dieses Urtheil eingelegte Berufung zurück gewiesen. » * » * Im österreichischen Abgeordnetenhausc kündigte der Finanzminister vr. Sleinbach eine Reform der directen Steuern zum Zwecke der Entlastung der kleinen Steuerträger unter Gewerbetreibenden, allerdings unter Be rücksichtigung der finanziellen Lage, an. So lange die gegen wärtige politische Lage dauere, würden die Erfordernisse für daS Heer einen großen Theil der Einnahmen in Anspruch nehmen. Der Minister wies dann auf die schwankende an- secklbare Natur der bisher erzielten Deficitlosigkeit und die Verschlechterung deS Budgets gegen das Vorjahr hin und schloß mit der Aufforderung zur Anstrengung und Selbst beherrschung. damit das Wiedcreintreten des Deficit« ver hindert werde. Er fand für seine Rede lebhafte Anerkennung und dauernden Beifall. * Die Affaire Baroß contra „Magyar Hirlap" führte Freitag Abend an der Universität in Pest zu eineni Zu sammenstoß zwischen den Studenten nnd der Polizei. Die Erster«» hatten in dem UniversitätSaebäude eine Ver sammlung abgrhaltcn, in der sie ibre Mißbilligung über daS Verhalten des HandelSministcrS Baroß »»«sprachen. Al» sie danach unter Absingung de« Kofsuth-LiedeS die Uni versität verlassen wollten, drangen Polizisten auf die Menge ein und begannen Verhaftungen vorzunehmen. Tie Studenten widersctztcn sich dagegen, woraus unter lliigchelircm Tumult, „Abzug"»Rusen und Pfeifen eine wilde Schlägerei entstand. Mehrere Juristen entrissen einen ihrer Commili- tonen den Händen der Polizisten, aber letztere drangen i» das UniversitätSaebäude selbst ein, wo der Rector interveniren und die Polizisten energisch au« der Universität weisen mußte. Inzwischen spielten sich vor dem Gebäude äußerst tumultuöse Scene» ab; eS kam zu einem Handgemenge, bei welchen, zwanzig Verhaftungen vorgcnommen wurden. * Die antiparncllitische Partei wird bei der Be erdigung Parnell'S in Dublin zahlreich vertreten sein, da man glaubt, die Versöhnung mit den Parncllitcn durste sich am besten am Grabe de- alten Führer« bewerkstelligen taffen. Dt« Partiellste» soll«, «daß ,icht sehr versöhnlich
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